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Thema: Siebenbürgen
Das Thema hat 27 Beiträge:
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10Parale Am: 28.10.2016 11:43:42 Gelesen: 22991# 3 @  
@ Forum

So gab es auch Stempel wie diesen von Broos, auf dem Siebenbürgen als Landesbezeichnung auftritt.

Stempel: RrS-f lt. Edwin Müller

2 vollständige Handelsbriefe aus einer berühmten Korrespondenz aus dem Jahr 1863 und 1864.

Broos heißt heute Orastie und liegt im Kreis Hunedoara in der Nähe der Stadt Deva. Broos wurde von deutschen Siedlern gegründet und erhielt im 13. Jahrhundert bereits den goldenen Freibrief (freier Handel, freie Rechtssprechung) vom ungarischen König Andreas II. Es gehörte mit zu den sogenannten "Sieben Stühle" (egentlich waren es neun, doch davon später mehr).

In Broos wurde zum ersten Mal das Alte Testament in die rumänische Sprache übersetzt (Palia de Orastie).

Liebe Grüße

10Parale

 
  
 
volkimal Am: 28.10.2016 15:51:38 Gelesen: 22975# 4 @  
Hallo zusammen,

meine Tante Gisela arbeitete in Hattingen an einer Volksschule. Dort lernte sie Maria Rehner kennen, die auch dort arbeitete. Frau Rehner stammte aus Siebenbürgen in Rumänien. In den Sommerferien 1944 fuhr Frau Rehner zu ihrer Mutter nach Agnita in Siebenbürgen. Von dort schickte sie diese Postkarte an Tante Gisela.



Maria Rehner hat die Karte am 11.8.44 als Einschreibesendung in Agnita, Kreis Tarnava-Mare (Einschreibestempel) aufgegeben. Das Porto betrug 32 Lei, die Marke zu 2 Lei ist eine Poststeuermarke (Zwangszuschlagsmarke). Die Karte wurde zuerst in Rumänien und dann ein zweites Mal in Wien zensiert. In Wien erhielt sie auch die blauen Streifen auf der Rückseite - damit wollte man evtl. vorhandene Geheimschriften erkennen. Diese farbigen Streifen kommen bei der Zensurstelle Wien relativ selten vor. Ich vermute, dass diese Karte untersucht wurde, weil sie als Einschreiben verschickt wurde.

In Dortmund erhielt die Karte am 30.8.44 einen Nachsendevermerk nach Bad Hofgastein, obwohl Tante Gisela gar nicht dort war. In Bad Hofgastein machten meine Großeltern und meine Urgroßmutter eine Badekur. Urgroßmutter war schon 80 Jahre alt. Sie war von den Alpen, die sie das erste Mal sah, ganz begeistert. Da Frau Rehner auf der Karte die Anschrift meiner Großeltern in Dortmund-Kirchhörde angegeben hatte, wurde die Karte mit der anderen Post nach Bad Hofgastein nachgeschickt.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 30.10.2016 10:54:47 Gelesen: 22923# 5 @  
@ volkimal [#4]

Schöner Brief, nette Geschichte. War ja noch mitten im Krieg, wenn auch gegen das Ende zu. "Die drei Schwestern fliegen auseinander", lässt mich vermuten, dass sie mit dem Flieger gekommen sind, oder?

Den meisten fällt vermutlich bei Siebenbürgen oder Transsylvanien sofort Dracula ein. Tatsächlich beruht diese hollywoodreife Spukgeschichte auf historischen Wurzeln. Es gab im 15. Jahrhundert einen walachischen Woiwoden (Fürsten, Heerführer), Vlad Tepes genannt. Er war bekannt durch seine grausame Technik, seine Feinde auf einen Pfahl aufzuspießen, hervorgetan hat er sich durch seine Leistung, die Walachei von den Türkeneinfällen damaliger Zeit zu schützen.

In Schäßburg (Sighisoara) steht tatsächlich das Geburtshaus von Dracula (heute eine gute Kneipe), jedoch ist auch unabhängig von dieser verklärten Geschichte rund um Vlad Tepes Schäßburg eine der schönsten und besterhaltenen mittelalterlichen Städte Rumäniens (Siebenbürgens). Schon von Weitem sieht man den herrlichen Burgberg mit den Befestigungsanlagen und seinen 9 Türmen. Jede Handwerkerzunft errichtete Ihren eigenen Turm, so gibt es den Fleischer- und den Gerberturm.

Schon die Römer hatten hier ein Lager "Castrum Sex" errichtet. Im Jahr 1150 kamen die Siebenbürger Sachsen als Neusiedler in das Gebiet. Leider hat der Exodus nach 1989 die Sachsen erheblich dezimiert.

Zu erwähnen wäre noch der sehenswerte Stundturm, bei dem Mitternachts ein Glockenspiel ertönt und eine riesenhafte Figur erscheint.

Schäßburgs alter Kern gehört heute zum Weltkulturerbe der UNESCO. Auf dem Kleinbogensatz von 2009 sieht man sehr schön den Stundturm und die alte Befestigungsmauer mit dem historischen Kern.

Liebe Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 30.10.2016 21:04:25 Gelesen: 22889# 6 @  
@ 10Parale [#5]

Hallo 10Parale,

ob Frau Rehner geflogen ist, kann ich nicht sagen. Wie die Geschichte weiterging kannst Du beim Thema Rumänien: Belege nach 1945 lesen:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?PR=137931

Viele Grüße
Volkmar
 
Heinrich3 Am: 30.10.2016 22:00:13 Gelesen: 22877# 7 @  
@ 10Parale [#5] und andere Interessierte

Jetzt kann ich mir doch nicht verkneifen, wegen Vlad Tepes auf meinen Beitrag Nr. 55 im Thema: Motiv: Feldherren und Militärführer auf Briefmarken, Stempeln und Belegen zu verweisen.

Tepes heißt übrigens Pfähler.

Mit späten Grüßen
Heinrich
 
10Parale Am: 09.11.2016 19:41:04 Gelesen: 22790# 8 @  
Zurück von den Vampiren hin zur philatelistischen Realität:

Ein mit 15 Kreuzer freigemachter eingeschriebener Wertbrief (siehe Siegelseite) von Hermannstadt nach Venedig. Empfänger war ein Feldwebel bei einer k.k. Kompanie.

Schöner roter Stempel RECOM: (bei Edwin Müller WHandbook of Austria" unter Zusatzstempel aufgezeigt). Meiner Meinung nach lief der Brief von Siebenbürgen nach Venedig, als Venedig noch zu Österreich gehörte. Erst 1866 kam Venedig zum Königreich Italien hinzu.

Die Portobestimmung ist nicht einfach.

Liebe Grüße


10Parale

  
 
bignell Am: 09.11.2016 20:23:01 Gelesen: 22784# 9 @  
@ 10Parale [#8]

Hallo 10parale,

einfachschwerer Fernbrief innerhalb der Monarchie 15 Neukreuzer bzw 9 Kreuzer CM (die erste Ausgabe).

Lg, harald
 
10Parale Am: 27.01.2017 15:46:32 Gelesen: 22561# 10 @  
@ bignell [#9]

Vielen Dank für diese Posttarifbestimmung.

Ständig auf der Suche nach schönen Belegen bin ich kürzlich über diesen Geschäftsbrief gestolpert.

Er entstammt aus der berühmten Tickely-Korrespondenz. Er wurde wohl am 28. Februar 1859 in Berlin mit einer Preussen Nr. 8 abgeschlagen und einem schönen, klaren Vierringstempel mit der Nummer 103 versehen.

Rechts sieht man noch - leider etwas undeutlich - den Kastenstempel von Berlin. Der Brief erreichte Hermannstadt am 05.03.1859.

Zu jener Zeit hatte Kaiser Franz Joseph I. das Zepter in der Monarchie übernommen und Hermannstadt war soeben Landeshauptstadt Siebenbürgens geworden. Eine "Markgrafschaft Sachsenland", wie sie der junge Kaiser 1848 zugesagt hatte, wurde verworfen. Österreichische Verwaltungsbeamten steuerten das ferne Siebenbürgen zentral von Wien aus.

Der Kreis Hermannstadt zählte damals mit all seinen Bezirken etwa 320.000 Einwohner. Den darin lebenden Rumänen (neben Sachsen und Szeklern) wurden bereits 1848 die gleichen Rechte wie den Sachsen zugestanden. Dabei gab es ein Zensuswahlrecht (Wahlrecht nach Steuerleistung). Erst im Jahre 1863/64 kam es zur Wahl eines Landtags (im berühmten Gasthaus römischer Kaiser), wobei sich dieser dann aus 56 Ungarn und Szeklern, 58 Rumänen und 44 Sachsen zusammensetzte. Die Rumänen wurde dank der Sachsen als gleichberechtigte Landesnation etabliert.

Leider hatte das Unternehmen 1865 schon wieder ausgedient, denn die Ungarn wollte "mehr" und der österreichische Kaiser beugte sich dem Willen der Budapester Regierung! 1867 hörte Siebenbürgen dann faktisch auf zu existieren. Nur noch Militär blieb in Hermannstadt liegen, denn es war nach wie vor eine Grenzstadt zur naheliegenden Walachei. Der Rest regelte Budapest. Hermannstadt war keine Hauptstadt der Sachsen und keine Landeshauptstadt Siebenbürgens mehr.

Im Jahr 1869 gab es in Hermannstadt (Quelle: Harald Roth, Hermannstadt, Kleine Geschichte einer Stadt in Siebenbürgen) etwa 67% Deutsche, 20% Rumänen und 11% Ungarn. Nicht vergessen sollte man auch (Quelle Hermann Roth) 168 jüdische Familien, die sich hauptsächlich als Kaufleute in Hermannstadt angesiedelt haben. Es gab sogar eine jüdische Zeitschrift in jiddischer Sprache "Der siebenbürgische Israelit".

Ich bin froh, einen schönen Brief aus dieser Zeit zu haben, in der Hermannstadt so etwas war wie eine kosmopolitische Stadt und ein weltoffenes Handelszentrum.

Liebe Grüße

10Parale

  
 
10Parale Am: 16.03.2017 21:48:05 Gelesen: 22418# 11 @  
Ich zeige hier eine "Auslandsverwendung" einer Ganzsache mit Zusatzfrankatur von Bukarest nach Kronstadt.

Kronstadt = Brasov = Brasso (gehörte damals zur Doppelmonarchie Abteilung Ungarn).

Obwohl die 5 Bani Zusatzfrankatur nicht intakt ist, zeigt der Brief zwei erwähnenswerte Details:

Stempel B3 (fig. 721) - einer Art Broschenstempel (sieht eher nach einer Agraffe aus) von Bukarest vom 11. Februar 1881.

Ankunftsstempel von BRASSO - österreichische Stempelsammler kennen diesen Stempel.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 17.03.2017 23:48:07 Gelesen: 22372# 12 @  
Guten Abend,

Johannes Honterus (1498 - 1549) war so etwas wie der Martin Luther Siebenbürgens. Er stammte aus Kronstadt und gründete dort die erste Druckerei und ein Gymnasium. Er studierte in Wien und arbeitete als Hochschullehrer in Krakau, lebte auch zeitweise in Regensburg (Bayern).

Er lebte auch zeitweise in Basel, - Zentrum des Humanismus -, und dort fertigte er Sternkarten und die erste Landkarte von Siebenbürgen an.

Aus dieser Serie "deutsche Persönlichkeiten in Siebenbürgen" Rumäniens 2007 stammt diese Briefmarke zu 1,90 Lei.

Der Name "Honterus" ist eine Ableitung zum Holunder. Wahrscheinlich hatten Gelehrte die Manie, sich Nicknamen zu geben.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 15.04.2017 17:35:45 Gelesen: 22151# 13 @  
Wie die Badische Zeitung in Freiburg heute meldet, soll Prinz Charles nach dem Willen der siebenbürgischen (rumänischen) Stadt Alba Julia als "Prinz von Transylvanien" für das Land werben.

Alles eine gut angelegte PR-Aktion.

Tatsache ist, dass Prinz Charles sich tatsächlich stark für den Denkmalschutz in Rumänien einsetzt. 2007 weilte er in Sbiu anlässlich der Feierlichkeiten der europäischen Kulturhauptstadt.

Prinz Charles soll auch ein Landgut in Siebenbürgen besitzen, wo er das rurale, ursprüngliche Leben genießt und sich von den Strapazen der Großstadt erholt.

Leider habe ich in meiner Sammlung nur diese eine Marke mit einem Bild des guten Prinzen. Ich hoffe, die rumänische Post entschließt sich bald, diesen Gönner philatelistisch zu ehren.

Liebe Grüße

10Parale


 
nor 42 Am: 16.04.2017 18:04:39 Gelesen: 22107# 14 @  
Nur kurz für "10 Parale". Der Brief welcher am 27.01. gezeigt wurde, stammt nicht aus der JickelyKorrespondenz und nicht Tickely. Über Jickely kann man auch bei Google nachlesen.

Alles Gute,
Nor 42
 
10Parale Am: 16.04.2017 21:20:58 Gelesen: 22095# 15 @  
@ nor 42 [#14]

Vielen Dank für diesen aufmerksamen, wichtigen Hinweis. Bitte um eine Begründung und einen Hinweis auf einen evtl. Link, konnte selbst bei Google nichts über dieses hochinteressante Thema finden.

Dass der Name "Jickely" anstatt "Tickely" geschrieben wird, habe ich über die Jahre nie erkannt. Danke.

Hier ein einfacher Geschäftsbrief von FOGARAS nach Hermannstadt vom 02. Oktober 1852 an einen Herren Carl Jikely, jetzt ohne c im Namen. Gehört dieser auch nicht in die entsprechende Korrespondenz, etwas habe ich nicht verstanden an Ihrer Aussagen in [#14].

Liebe Grüße

10Parale


 
nor 42 Am: 17.04.2017 11:28:43 Gelesen: 22048# 16 @  
@ 10 parale

In einem Landesteil wie Siebenbürgen, wo Ungarn, Deutsche und Rumäne miteinander lebten, ist die unterschiedliche Schreibweise mit "ck", "k" oder auch "ch" nichts außergewöhnliches. Carl Jickely war ein sehr bekannter Händler in Herrmanstadt. In "Istoria postala a Sibiului" /Emanoil Munteanu, z. B. sind Briefe an C. Jickely abgebildet die zwischen 1852 und 1878(!) gelaufen sind. Dort finden Sie auch die Schreibweise "Jikuli".

Alles Gute beim durchblättern der Geschichte Herrmanstadts.

Nor 42
 
10Parale Am: 17.04.2017 15:07:37 Gelesen: 22035# 17 @  
@ nor 42 [#16]

Hier eine Abbildung des von Ihnen erwähnten Buches, das seit Kurzem ja auch in meiner Bibliothek steht. Bei meinem nächsten Besuch in Hermannstadt werde ich auf die Suche gehen nach Hinweisen auf diese berühmte Kaufmannsfamilie.

Vielen Dank.

10Parale


 
10Parale Am: 09.12.2017 21:26:53 Gelesen: 20902# 18 @  
@ 10Parale [#17]

Heinz 7 zeigt in Beitrag [#205] in der Reihe "Rumänien - Belege nach 1945" einen Brief, der in Agnetheln in Siebenbürgen mit 25 Marken mit dem Motiv des diese Woche verstorbenen Ex-Königs Michael von Rumänien zeigt.

In diesem Zusammenhang zeige ich ein Foto der wunderschönen Kirchenburg von Agnita (rum. Agnetheln), einem Dorf, dass von "Teutschen" im 12. Jahrhundert gegründet wurde. In ganz Siebenbürgen gibt es gewaltige, gut erhaltene und auch mit europäischen Gelden restaurierte Kirchenburgen. Sie dienten in Zeiten von Angriffen fremder Völker gleichzeitig als Wehr- und Schutzburgen. Ich habe bislang an die 50 solchen Kirchenburgen zählen können.

Zur Geschichte der eingewanderten Deutschen hier ein Zitat von Stephan Bathory, ausgesprochen im Jahr 1476:

"Wo ist ein Staat in Ungarn, darinn keine Teutschen seind, in welchen nicht herrliche Policeyen von ihnen auffgericht, noch schöne gewaltige Häuser und Paläst, die sie erbauwt? Es ist kein Stättlein, noch kein Dorff, darinn niht Teutsche wohnen.....". im Anschluss warnt er den königlichen Rat, die Deutschen nicht zu vertreiben, denn dann wäre es um das Ungarische Land geschehen.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 13.04.2018 20:12:27 Gelesen: 19672# 19 @  
@ forum [#18]

Im Zentrum von Sibiu (Hermannstadt) befindet sich in der dortigen Fußgängerzone, die sich im Laufe der Jahre zu einer Flaniermeile entwickelt hat, nicht unweit vom Hotel Römischer Kaiser (Imperatul Romanilor) ein kleines Cafe mit Eisdiele und Restaurant. An diesem Gebäude habe ich letzte Woche ein Schild entdeckt, welches ich hier vorstellen will.

Darauf steht geschrieben:

Hier übernachtete am 5. März 1866 auf seinem Weg ins Exil der erste Herrscher von Rumänien ALEXANDRU ION CUZA nach seiner Absetzung.

Cuza kennen wir auf vielen schönen und wertvollen Marken, die in der Beitragsreihe "Rumänien für Sammler" zu finden sind.

Im Jahr 2018 jährt sich der Anschluss Siebenbürgens an Rumänien zum 100. Male.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 19.10.2019 16:47:03 Gelesen: 17038# 20 @  
"Bei der Verbindung zwischen Vlad Tepes (Vlad der Pfähler) und Schäßburg/Sighisoara wäre ich eher vorsichtig, hier werden Fakten und Legenden von interessiertes Seite gerne vermischt."

So schreibt das Mitglied Zinnenstadt in "Ganzsachen Rumänien #227" zu Recht. Fakt ist, dass es keine Urkunden gibt, die den Nachweis erbringen würden, dass Vlad Tepes, das historische Vorbild der Romanfigur (Bram Stoker) von Dracula, tatsächlich in Sighisoara geboren wäre.

Schäßburg/Sigishoara/Segesvar/lateinisch: castrum sex/ im Sächsischen auch: Scheszbrich / wurde in 12. Jahrhundert von einwandernden Sachsen gegründet.

Ich zeige hier Österreich 1850 3kr, HP, Type I., mit einem schönen Stempel von der Stadt im Landreis Mures.

Dieter Schlesak (* 1934 in Schäßburg) geht in seinem Roman "VLAD, DER TODESFÜRST Die Dracula Korrektur" (POP-Verlag Ludwigsburg 2007/2008) davon aus, dass der berühmte walachische Fürst tatsächlich in Schäßburg geboren wurde. Schlesak zweifelt höchstens daran, ob er im Paulinus-Haus geboren wurde, wie die Legende sagt. Sei Vater Vlad Dracul (Sohn des walachischen Woiwoden Mircea cel Batrin) genoss zwischen 1431 und 1436 so etwas wie Asyl in der Stadt. Zuvor hatte er in Nürnberg von König Sigismund von Luxemburg, König von Gottes Gnaden der deutschen, böhmischen und ungarischen Lande die Fürstenweihen über die Walachei erhalten. Jedoch war der Thron der Walachei bei der Rückkehr des Fürsten aus Nürnbergvon dessen Stiefbruder Aldo widerrechtlich besetzt. So landete der Vater in Schäßbug und blieb dort bis 1436. So liegt es also nahe, dass Vlad Tepes in Schäßburg geboren wurde.

Vlad´s Mutter, die erste Frau des Vlad Dracul, stammt mit Sicherheit aus Siebenbürgen. Vlad Dracul bezichtigte sie des Ehebruchs und verstieß sie, das erste traumatische Erlebnis, wie uns Dieter Schlesak schildert. Ehebrecher hatten besondere Strafen zu erwarten, als der junge Vlad Tepes erwachsen war und seine grausamen Pfählungen anordnete.

Noch ein Wort zu dem Namen Dracula. Dracul bedeutet auf rumänisch, - ich sage mal leider -, Teufel. Vlad Tepes Vater war zur Zeiten, als er König Sigismund traf, dem Drachenorden beigetreten. Schlesak nennt den Orden auch einen "Kampfbund gegen die Türken" mit dem lateinischen Namen "Societa Draconis". Dieser Bund war 1418 von Königin Barbara von Chilli, der 2. Frau von König Sigismund, gegründet worden (tschechisch: Barbora Cellska).

Für Münzsammler bedeutend: es gibt Münzen mit dem Drachen (der sich selbst in den Schwanz beißt als alchemisches Ideogramm des Einen, en to pan) und dem Kreuz aus jener Zeit, die würde ich sehr gerne mal sehen.

Sicherlich, es gibt keinen Beweis, wo der walachische Fürst geboren wurde. Die Fürstenstadt war Targoviste, dort wurde Vlad Dracul 1456 zum Fürsten geweiht. Targoviste war Fürstenstadt bis ins Jahr 1714.

Weshalb sollte ein walachischer Fürst nicht in Siebenbürgen geboren worden sein? Ein anderes Buch mit vielen Fakten zum Leben und dem geschichtlichen Umfeld erschien im Wagenbach Verlag 2008. Ralf-Peter Märtin "Das Leben des Vlad Tepes".

Mich persönlich fasziniert seine Geschichte sehr. Dieser Mann, der viel dafür tat, die Osmanen vom nördlichen, christlich geprägten Königreich abzuhalten, ist viel gereist und hat ein anderes Europa gesehen, wie wir es heute kennen. Oder war es vielleicht doch ähnlich? Auf jeden Fall war VLAD TEPESCH (der Pfähler) sehr grausam in der Behandlung seiner Feinde. Nicht nur die Türken bekamen das zu spüren, sondern auch sächsische Kaufleute, Walachen, Ehebrecher, Verräter und solche, die gegen sein Gesetz verstießen. Dass seine Ehefrau Eupraxia sich umbrachte, weil ihr fälschlich berichtet wurde, ihr Mann wäre gefallen, kann dieses Verhalten auch nicht entschuldigen. Jedoch war die Geschichte "eine Vorlage über ein Roman von Verrat und Liebe, wie Lerke von Saalfeld in Schlesaks Buch auf der Umschlagsseite schreibt."

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 25.10.2019 12:24:38 Gelesen: 16878# 21 @  
Caransebes ist eine rumänische Stadt im Südwesten Rumäniens (Banat).

Wahrscheinlich gründete sich die Stadt um eine Burg, ein Besuch von König Sigismund, König von Gottes Gnaden der deutschen, böhmischen und ungarischen Lande, ist für das Jahr 1419 belegt.

Die Distrikte Lugosch und Karansebesch waren um diese Zeit bis Mitte des 16. Jahrhunderts dem Osmanischen Reich untertänig. Der Sultan schenkte sie jedoch König Sigismund und aus diesem Grund gehörte Caransebes langfristig zu SIEBENBÜRGEN (Lugosch-Kransebescher Banat). 1658 wurde es wieder von den Türken besetzt und ab 1781 kam das Banat dann durch den Friedensvertrag von Passarowitz unter österreiche Herrschaft.

Im Jahr 1762 stellte Kaiserin Maria Theresia kaiserliche Grenschutzeinheiten auf. 1768 wurde das Rumänisch - Banater Grenzregiment Nr. 13 gegründet, dass bis 1871 funktionierte.

Aus dieser Zeit stammt dieser Ex Offo Altbrief mit dem wunderschönen österreichischen Stempel von CARANSEBES (Experten werden Ihn sicher einordnen können). Der Brief ist ein Nachweis über die Existenz von der von Kaiserin Maria Theresia aufgestellten Truppe zum Schutz der Grenze vor dem osmanischen Reich. Interessant die Schreibweise: "Wallach. ? Gränz Regiment Nr. 13." Damit wird auch bezeugt, dass das Fürstentum Walachei involviert war.

Der Brief ging an das 2. Szekler Grenz Infanterie Regiment Commando Nr. 15. Den Ort kann ich "leider" nicht ausmachen KVasarhely?

Den Inhalt habe ich auch gescannt, sicher eine innderdienstliche Angelegenheit.

Ich will hier aufzeigen, welch wechselvolle Geschichte Siebenbürgen unterlag, obwohl es zur Zeit dieses Altbriefes zu Österreich gehörte.

Liebe Grüße

10Parale



 
10Parale Am: 05.02.2020 19:53:53 Gelesen: 16214# 22 @  
@ 10Parale [#21]

Ja, fragen sich jetzt einige, was soll denn dieser polnische Block 2 im Thema Siebenbürgen?



Marschall Edward Rydz-Smigly (Smigly = der Schnelle) wurde am 11. März 1886 in Galizien (damals Österreich-Ungarn) geboren und starb am 2. Dezember 1941 in Warschau.

Wenn wir den Block genau betrachten, sehen wir oben rechts das polnische Wappen und links das rumänische Wappen, wie sie im Königreich und Fürstentum gepflegt wurden. Anlass war der Besuch des Königs von Rumänien, Carol II im September 1937 in Polen.

Ich frage mich, weshalb Polen in dieser Zeit der Weltkrisen einen Marschall und nicht den Präsidenten des Landes zu diesem Anlass (Königsbesuch) auf einem Gedenkblock abbildet. Zu jener Zeit war Ignacy Moscicki (1867 - 1946= Präsident von Polen. Tatsächlich gab es zu jener Zeit 2 Machtzentren in Polen, die sich das Schloss (Zamek - um den Präsidenten Moscicki) und die Obristen (um den Marschall Rydz) nannten.

Als 1939 Polen von den Truppen Hitlers überfallen wurde, versuchte er dem Angriff standzuhalten. Die Hoffnung bestand in einer Intervention der Alliierten. Im September 1939 standen dann sowjetische Truppen in Ostpolen und der Marschall (ebenso Moscicki) ersuchten Asyl in Rumänien. König Carol II. hatte ihm zuvor freies Geleit für die Ausreise nach Frankreich versprochen. Aus dem wurde aber nichts. Nun kommt der Übergang zum Thema Siebenbürgen. Nach seinem Aufenthalt in Czernowitz wurde Edward Rydz-Smigly u.a. in Siebenbürgen interniert.

In Siebenbürgen und später in Ungarn schmiedete er neue Pläne für die Befreiung Polens. Als einfacher Soldat verkleidet ( alias Adam Zawisza) gelang es ihm wieder nach Warschau zu gehen und sich dem Widerstand anzuschließen. Durch diese Degradierung wollte er sich der Kritik seines Landes an der Flucht stellen und dem Land weiter helfen. Er starb urplötzlich an einem Herzversagen.

Ich finde die Geschichte dieses Mannes ohne jegliche Bewertung sehr interessant. Nun will ich weiter forschen und hoffe, bald zu erfahren, wo genau in Siebenbürgen er sich aufhielt und was für Literatur darüber existiert.

Liebe Grüße

10Parale
 
Michael Mallien Am: 06.02.2020 18:14:00 Gelesen: 16176# 23 @  
@ 10Parale [#22]

Lieber Freund,

Du erzählst uns spannende Geschichten in diesem Thema. Das finde ich toll. Einerseits tritt die Philatelie einen Schritt zurück, andererseits zeigt sich, wieviel mehr dokumentierte Zeitgeschichte hinter unserem Hobby steckt, wenn man sich den Themen mit Interesse und Begeisterung nähert, wie Du es tust.

Ich lese hier immer gerne mit, wenn ich auch selbst nichts beitragen kann.

Herzlichen Dank und viele Grüße
Michael
 
volkimal Am: 10.03.2020 21:11:45 Gelesen: 15922# 24 @  
Hallo zusammen,

zuerst sah ich nur eine Ansichtskarte mit einem ungarischen Sonderstempel (hatte irgendwer auf der Karte notiert). Als ich den Ort Kolozsvar bei Wikipedia nachschlug, wurde ich zum rumänischen Cluj-Napoca weitergeleitet. Das hat mich neugierig gemacht.



Hier das Ergebnis:

Postkarte mit Sonderstempel aus Kolozsvar (ungarisch) = Klausenburg (deutsch) = Cluj-Napoca (rumänisch) vom 20.09.1940 nach Alsószeleste. Ölbő-Alsószeleste ist ein Bahnhof ganz im Westen Ungarns zwischen Szeleste und Ölbő.

Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte Kolozsvar zu Kaiserreich Österreich-Ungarn. Nach dem Ersten Weltkrieg, am 4. Juni 1920, erfolgte durch den Friedensvertrag von Trianon die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien. 1940 gelangte Nordsiebenbürgen mit Kolozsvar durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch wieder an Ungarn. Mit der deutschen Besetzung Ungarns geriet Klausenburg von 1944 bis 1945 direkt unter deutsche Verwaltung. Heute ist Koloszsvar als Cluj-Napoca ist die zweitgrößte Stadt Rumäniens.



Briefmarke MiNr. 638 vom 05.09.1940: Sonderausgabe zur Eingliederung Nordsiebenbürgens.

Text auf der Marke: Kelet visszatér = Der Osten ist zurück

Sonderstempel und Tagesstempel mit Datum 40 IX 20. 20 = 20.09.1940 20 Uhr.

Text des Sonderstempels: Kolozsvar visszatért = Rückkehr von Kolozsvar, Abbildung: Früheres Wappen von Kolozsvar

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 12.03.2020 13:56:37 Gelesen: 15880# 25 @  
@ Michael Mallien [#23]
@ volkimal [#24]

Lieber Michael,

vielen Dank für die Blumen. Da ich oft in Siebenbürgen weilte und hoffe, auch in Zukunft noch den einen oder anderen Ausflug dorthin unternehmen zu können, liegt mir Land und Geschichte sehr am Herzen.

Was ich bei der Geschichte von Tschechien, Polen und auch Rumänien (und wohl auch vieler anderer Länder) immer wieder entdecke sind die mehrsprachigen Ortsnamen.

Zur Zeit Kaiser Hadrians (117-138) hieß Cluj Napoca auch "Municipium Aelium Hadrianum Napoca.".

Eine Ansichtskarte, die am 27. März 1904 von KOLOZSVAR nach Satu Mare (ungarisch: Szatmarnemeti) lief, zeigt eine wunderschöne Szene beim Schlittschuhlaufen. Satu Mare hat übrigens eine ähnlich bewegte Geschichte, wie die Volkimal [#24] über Klausenburg erzählt.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 05.01.2021 23:01:41 Gelesen: 14303# 26 @  
Kaum war der 2. Weltkrieg zu Ende, begann weltweit der Tauschhandel. Briefmarkensammler sind da ja ganz fleißig drin, sie frönen diesem vor-kapitalistischen Brauch bis in heutigen Tage und diese Postkarte hier gibt Zeugnis davon.

Diese Postkarte wurde am 21. Februar 1949 in Zöblitz (Erzgebirge/Sachsen) als ordentliche Mischfrankatur mit Marken aus der SBZ auf den Weg gebracht.
Absender waren die Brüder Willi und Heinz Richter. Sie hatten extra eine schöne Postkarte und einen Stempel entworfen um ausdrücklich ihre Existenz in der sowjetischen Besatzungszone, - aus der später mal die DDR werden sollte (und jetzt Gott sei Dank wider die Bundesrepublik Deutschland) -, zu dokumentieren.

Empfänger war eine Rumäne, ein Mihai Vasile in der Strada Trei Stejari No. 11. (Stejar bedeutet "Stieleiche - oder besser bekannt als Deutsche Eiche, also übersetzt Dreieiche 11 oder ähnlich).

Die Brüder Richter bitten um Aufnahme eines Tauschhandels mit dem Rumänen.

Weshalb veröffentliche in diesen Brief unter dem Thema Siebenbürgen und nicht Rumänien?

Ich sehe, dass der Schriftverkehr in Deutsch geführt wird. Der rumänische Empfänger ist offensichtlich der deutschen Sprache mächtig. Der Brief dokumentiert, wie wichtig die Sprachen zur Überwindung von Nationengrenzen sind. In Siebenbürgen und speziell in Hermannstadt besteht ein weltoffenes, europäisches Flair und die wirtschaftliche Prosperität ist die Frucht dieser Eigenschaft.

Liebe Grüße

10Parale


 
10Parale Am: 13.01.2021 12:02:49 Gelesen: 14200# 27 @  
Wenn ich noch einmal (hoffentlich nach dieser schlimmen Corona-Zeit!) nach Siebenbürgen reise, werde ich es nicht versäumen, die griechisch orthodoxe Kathedrale in Sibiu (Hermannstadt) zu besuchen. Wer sich in und um die Kathedrale aufhält, spürt sofort pulsierendes Leben, denn nebenan sind Studien-, Büro- und Wohnräume für die Priester untergebracht.

Für mich war es immer ein besonderes Erlebnis, die 3 christlichen Kirchen in Hermannstadt auf einem Spaziergang zu besuchen. Die große evangelische Kirche mit dem deutschen Gymnasium und den Handwerkerbezirken drum rum, die katholische Kirche auf dem großen Platz in der Nähe des Rathauses und dann nach etwas 10 Gehminuten die orthodoxe Kathedrale. Man ist jedes Mal ergriffen von der Schönheit, dem Licht und den Farben. Dort war ich auch oft mit meiner im letzte Jahr verstorbenen Schwiegermutter.

Auf dieser Bildpostkarte aus Nagyszeben (ungarischer Name für Sibiu) sehen wir in das Innere der Kathedrale.

Feldpostkarte vom 3. August 1915 eines Angehörigen des K.u.K. Inft. Regiments Erzh. Karl Stephan No. 8, Bewachungsabteilung nach Morava Brno, also nach Brünn in der heutigen Tschechischen Republik.

Tatsächlich war es ein Mährischen Infanterie-Regiment mit einem Anteil von 31% Deutschen und 67% Tschechen. Tatsächlich war in Brünn der Ergänzungsbezirk. Kommandant war Oberst Trimmel. Ich bin begeistert, welche Spuren wir im Schnee der Geschichte finden.

Liebe Grüße

10Parale


 

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