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Thema: (?) (4) Schweiz: Portomarken und Belege mit Portomarken ab 1957
Stefan Am: 19.11.2016 16:15:23 Gelesen: 11794# 1 @  
In der Schweiz wurde die Verwendung eigener Portomarken im März 1956 eingestellt. Der Michel-Katalog vermerkt dazu (Band 1, Ausgabe 2010, Seite 498 nach Porto Mi-Nr. 61):

„Ab 1957 erfolgt die Erhebung des Nachportos durch gewöhnliche Freimarken, die durch einen T-Stempel gekennzeichnet sind.“

Der Zumstein-Spezialkatalog (Ausgabe 1974, Seite 646) wird teils etwas konkreter:

„Um den Nachbezug der Taxen zu vereinfachen, wurden seit dem Jahre 1954 versuchsweise statt besonderen Taxmarken die gewöhnlichen Freimarken verwendet. Im März 1956 wurden die Taxmarken endgültig aus dem Verkehr gezogen. …“

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ab 1954 nach und nach gewöhnliche Briefmarken (Dauerserien) zur Kennzeichnung der Nachportoerhebung verwendet wurden, welche mittels T-Stempel gekennzeichnet waren.

Im Jahr 1954 war vor allem die Dauerserie "Landschaften und technische Motive" (Mi-Nr. 529-540) in Gebrauch und lässt sich anhand vorliegendem Exemplar belegen.



Denkbar ist die Verwendung eines T-Stempels auch auf der Dauerserie "Historische Darstellungen" (Mi-Nr. 377-385 ab 1941 bzw. Mi-Nr. 683-686 ab 1958/59).

Ab 1960 kam die Dauerserie „Postgeschichtliche Motive und Baudenkmäler“ in Gebrauch (Mi-Nr. 696 u.a.).



Generell handelt es sich bisher hier um einen T-Stempel im Kreis. Im Gegensatz zu den Angaben im Michel und Zumstein lassen sich auch Sondermarken mit diesem Stempel nachweisen.



Sondermarkenausgaben von 1957-1972

Keiner der beiden Kataloge macht Angaben zur Verwendungszeit dieses T-Stempels. Anhand eigenem Materials lässt sich die Verwendung bis zur Ausgabe der Mi-Nr. 1108A (Ausgabe am 25.08.1977) belegen.



Es ist auch ein postfrisches Exemplar der Mi-Nr. 699 bekannt (zum Vergleich ein Exemplar ohne Gummierung links).



Weiteren Überlegungen nach dürfte die Verwendung derartiger „Porto“-Marken konkret auf Sendungen vorkommen, welche innerhalb der Schweiz liefen bzw. Auslandssendungen, welche nach der Schweiz adressiert waren. Die nachfolgende Karte passt gut in diese Überlegungen. In dem konkreten Fall wurde Nachporto zu 0,12 Franken erhoben und eine Marke zu 0,15 Franken verklebt. Unterhalb dieser Briefmarke befindet sich der französische Maschinenstempel, welcher die eigentliche (ungenügende) Frankatur entwertet hatte.



Ansichtskarte vom 03.07.1964 aus Frankreich nach Bern in die Schweiz

Der T-Stempel kommt auch auf Belegen vor, welche in das Ausland adressiert waren. Im Gegensatz zum vorherigen Beleg wurde der Stempel auf der Karte selbst abgeschlagen und keine „Porto“-Marke verklebt.



Ansichtskarte aus Interlaken nach Berlin (West) in der Bundesrepublik Deutschland vom 04.04.1958



Ansichtskarte aus Sankt Gallen nach Deutschland vom 30.07.1962

Der T-Stempel liegt in einer weiteren, ggf. auch zwei weiteren Ausführungen vor.



Schweiz Mi-Nr. 703 (Ausgabe ab 1960) und 889 (Ausgabe 1968), T-Stempel ohne Kreis



Schweiz Mi-Nr. 1340A und 1342A (Ausgabe 1987), T-Stempel im Kreis (?) mit zusätzlicher Angabe eines Bruchstriches rechts daneben

Bei der Bearbeitung dieses Themas tauchen einige Fragen auf:
1. Ist bekannt, bis wann diese T-Stempel verwendet wurden und ggf. auch noch heute Verwendung finden? Sind Vorschriften der Schweizer Post zu dieser Thematik bekannt?
2. Ist bekannt, ob diese Briefmarken auch auf Sendungen, adressiert in das Ausland, verklebt wurden?
3. Wie ist der T-Stempel philatelistisch zu werten? Als Aufdruck oder als Entwertung der Briefmarke?
4. Lassen sich weitere Typen des T-Stempels belegen?

Passend zu diesem Beitrag wurde heute in einem anderen Thema ein weiterer Beleg (Ansichtskarte aus Deutschland in die Schweiz) vorgestellt, welcher vom 01.08.1957 datiert. In diesem Fall wurde eine normale Freimarke (Mi-Nr. 531) als Portomarke verwendet, allerdings ohne, dass diese mittels T-Stempel gesondert gekennzeichnet wurde:

http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=137351#M224 (Beitrag 225)

Das vorliegende Material weist generell keine Tagesstempelentwertung auf und wurde nach vielen Stunden Suche in verschiedenen Beständen mit mehreren 1000 gestempelten Schweizer Marken gefunden, wobei die vorliegenden Ergebnisse mehr als überschaubar sind. Die hier gezeigten Stücke in diesem Beitrag stammen aus drei Sammlungen. Ich schließe nicht aus, dass derartige Briefmarken hauptsächlich in Kiloware bzw. Sammlungen oder Dublettenbeständen auftauchen, welche in der Schweiz erworben bzw. von dort aus in das Ausland exportiert wurden.

Gruß
Pete
 
Philatelist Am: 19.11.2016 19:36:37 Gelesen: 11765# 2 @  
Hallo in der Runde,

anbei ein relativ moderner Beleg aus dem Jahr 2006. Mangels Frankierung wurde der Brief mit dem normalen Porto für B-Post mit einem großen T-Stempel nachtaxiert und befördert.

Beste Grüße, Günter


 
Stefan Am: 26.11.2016 17:00:08 Gelesen: 11692# 3 @  
@ Philatelist [#2]

anbei ein relativ moderner Beleg aus dem Jahr 2006. Mangels Frankierung wurde der Brief mit dem normalen Porto für B-Post mit einem großen T-Stempel nachtaxiert und befördert.

Dank dir für die Info! Der Beleg zeigt, dass dann doch noch jahrelang ein T-Stempel verwendet wurde.

Hat jemand eine Idee zu den nachfolgenden Fragen aus Beitrag [#1] ? :-)

1. Ist bekannt, bis wann diese T-Stempel verwendet wurden und ggf. auch noch heute Verwendung finden? Sind Vorschriften der Schweizer Post zu dieser Thematik bekannt?
2. Ist bekannt, ob diese Briefmarken auch auf Sendungen, adressiert in das Ausland, verklebt wurden?
3. Wie ist der T-Stempel philatelistisch zu werten? Als Aufdruck oder als Entwertung der Briefmarke?
4. Lassen sich weitere Typen des T-Stempels belegen?


Gruß
Pete
 
Stefan Am: 11.11.2017 21:48:18 Gelesen: 10792# 4 @  
Es hat ein gutes Jahr gedauert, bis wieder einige Belege über den Weg liefen, dann gleich vier Exemplare mit einem Mal, wie nachfolgend gezeigt. :-)



nicht frankierte Inlandssendung aus Bern vom 08.11.1973, die Sendung wurde mit 60 Rappen Nachporto belegt



teilfrankierte Auslandssendung aus Belgien vom 16.06.1982, die Sendung wurde mit 75 Rappen Nachporto belegt; die zur Frankatur verwendeten schweizer "Nachportomarken" wurden mittels Tagesstempel entwertet



nicht frankierte Auslandssendung aus Italien von 1989 (?), die Sendung wurde mit 140 Rappen Nachporto belegt



nicht frankierte Auslandssendung aus Japan, die Sendung wurde mit 175 Rappen Nachporto belegt; die vier schweizer "Nachportomarken" wurden so geklebt, dass ein Stempelabschlag des T-Stempels zur Entwertung abgeschlagen wurde

Kennt Jemand nähere Vorschriften der Schweizer Post zur Verwendung und Entwertung dieser "Nachporto"-Briefmarken?

Gruß
Pete
 
saeckingen Am: 12.11.2017 01:10:14 Gelesen: 10775# 5 @  
@ Pete [#3]

Hallo Pete,

zwei Deiner Fragen kann ich beantworten:

2. Ist bekannt, ob diese Briefmarken auch auf Sendungen, adressiert in das Ausland, verklebt wurden?

Nein, so etwas kommt nich vor. Portomarken dienten dazu, das fällige Nachporto welches beim Empfänger erhoben wird, zu verrechnen. Ist der Empfänger im Ausland, dann kann das nur die ausländische Postverwaltung machen. Es gibt aber Fälle, wo ein unterfrankierter Brief zur Nachfrankierung an den Absender zurückgegeben wird. Das ist dann aber kein Nachporto.

3. Wie ist der T-Stempel philatelistisch zu werten? Als Aufdruck oder als Entwertung der Briefmarke?

Ganz klar eine Entwertung!
 
Stefan Am: 14.11.2017 18:24:26 Gelesen: 10727# 6 @  
@ saeckingen [#5]

Danke!

3. Wie ist der T-Stempel philatelistisch zu werten? Als Aufdruck oder als Entwertung der Briefmarke?

Ganz klar eine Entwertung!


Mal ist ein Handstempelabschlag auf einer Briefmarke eine Maßnahme zur Briefmarkenentwertung, mal ein Aufdruck (Bsp. "Oppelner Notausgabe" aus dem Abstimmungsgebiet Oberschlesien), daher die "dumme" Frage. :-)

Gruß
Pete
 
saeckingen Am: 15.11.2017 13:45:03 Gelesen: 10698# 7 @  
Das war keine dumme Frage. Aber trotzdem gibt es in diesem Fall eine klare Antwort.
 
Baber Am: 15.11.2017 15:34:12 Gelesen: 10688# 8 @  
Hier ein Schweizer Nachportobeleg, wobei man das Datum leider nicht lesen kann.

Warum Nachporto erhoben wurde, ist mir nicht klar. Hat der Brief mit 7 x 11,5 cm vielleicht das Mindestmaß unterschritten?



Gruß
Bernd
 
SH-Sammler Am: 02.08.2018 07:30:12 Gelesen: 9316# 9 @  
@ Baber [#8]

Hallo Bernd,

Dein Brief mit dem Nachporto löste bei mir auch einige Fragen aus. Diesen Fragen wollte ich auf den Grund gehen. Da der Brief mit nur einem Teil des Stempels nicht datiert werden kann, habe ich versucht, das Versanddatum einzugrenzen. Dazu sind folgende Fakten gegeben:

• Verwendete Nachporto-Marke aus der Dauerserie Technik & Landschaft 1949, welche aber ab 10. Mai 1960 durch die Serie Baudenkmäler abgelöst wurde.
• Tunesien stand unter französischer Herrschaft bis 25.07.1957. Verwendete Briefmarken bis ca. 1959 mit der französischen Währung Franc, nachher in tunesischen Dinar / Millièmes.
• Briefmarke von Tunesien, Denomination in Millièmes, in Verwendung ab 20.03.1959 (Ausgabetag dieser Marke). Siehe Ersttag-Briefe in Delcampe.
• Das von Dir angesprochene Mindestmass (9cm x 14cm) kam erst ab 01.07.1971 zur Anwendung.

Das Datum kann also schon stark eingegrenzt werden auf die Jahre 1959 bis 1960. Ich würde sogar behaupten, dass der Brief am 21.11. oder am 21.12.1959 gestempelt und verschickt wurde.

Portostufe:

Der Brief ist mit 30 Millièmes frankiert. Dieser Tarif entsprach der Brieftaxe nach Frankreich, dem ehemaligen „Mutterland“. Andere Destinationen hatten wahrscheinlich eine andere Taxe. Leider habe ich keinen Beleg gefunden mit einer Schweiz Destination aus den Jahren 1959 – 1960, meine Annahmen also ohne Gewähr. :-) Anhand von Belegen nach Italien mit 80 M(illèmes) (R-Briefe = doppelte Taxe), gehe ich davon aus, dass der Brief in die Schweiz tatsächlich unterfrankiert war und zu recht taxiert wurde.

Wenn ich nun von einer 35 Millièmes Taxe ausgehe, ist der Brief um 5 Millièmes unterfrankiert, was den 7 Rappen entspricht.

Berechnung:

Fehlende Taxe 5 (M) dividiert durch 35 (M), multipliziert mit der Auslandtaxe Schweiz 50 (Rappen) ergibt als Resultat 7,1 (Rappen, fehlende Taxe). Dieser Betrag wurde verdoppelt und aufgerundet zu 15 Rappen.

Soweit würde nun alles stimmen. Jetzt muss „nur“ noch ein Beleg (oder eine Tariftabelle) gefunden werden mit der 35 Millièmes Taxe. Das, so erlaube ich mir, überlasse ich nun Dir und wünsche viel Glück auf der Suche nach einem solchen Brief.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Baber Am: 24.04.2020 16:36:02 Gelesen: 7126# 10 @  
Ich habe wieder einen Brief aus Österreich in die Schweiz, gelaufen 1980, der mit 4,00S statt korrekt mit 6,00S frankiert wurde.

Taxbruch daher 200 (fehlendes Porto)/600 (österr. CEPT Tarif).

Der Schweizer CEPT-Tarif war 80 Rappen multipliziert mit 200/600 = wäre 27, nimmt man den nicht begünstigten Auslandstarif von 90 Rappen, ergibt die Mulitplikation 30 Rappen. Wurden dann 50 Rappen Bearbeitungsgebühr verrechnet um auf 80 Rappen Nachgebühr zu kommen?



Gruß
Bernd
 
SH-Sammler Am: 25.04.2020 05:39:01 Gelesen: 7103# 11 @  
@ Baber [#10]

Hallo Bernd, guten Tag,

Du hast recht mit der Annahme, dass zur Taxe eine Bearbeitungsgebühr hinzugeschlagen wurde. Siehe dazu den Scan mit der Erläuterung der Taxierung ab 1. Januar 1976



(Auszug aus dem Büchlein ZACK, Die Posttaxen der Schweiz ab 1875, Band 2)

Gruss

SH-Sammler
Hanspeter
 
Baber Am: 25.04.2020 08:58:24 Gelesen: 7089# 12 @  
@ SH-Sammler [#11]

Hallo Hanspeter,

Danke für die Antwort und den Ausschnitt aus Zack; Die Posttaxen der Schweiz. Kann man das Büchlein irgendwo erwerben?

Gruß
Bernd
 
SH-Sammler Am: 25.04.2020 14:20:47 Gelesen: 7075# 13 @  
@ Baber [#12]

Hallo Bernd,

es sind 2 kleine Büchlein, eines für die Taxen Schweiz Inland, das andere Schweiz - Ausland.

Der Briefmarkenhändler in Luzern/Rotenburg hat es ganz sicher. Frag aber doch erst mal beim Händler in St. Gallen (am Klosterplatz) an. Ist ja nicht so weit von Deinem Zuhause. Er kann die 2 Büchlein wahrscheinlich auch beschaffen.

Gruss

Hanspeter
 
Baber Am: 25.04.2020 15:41:29 Gelesen: 7066# 14 @  
@ SH-Sammler [#13]

Hallo Hanspeter,

danke für den Hinweis. Nach St. Gallen wollte ich sowieso wegen eines Buches, das es dort in der Kantons-Bibliothek gibt. Leider sind die Grenzen immer noch geschlossen.

In diesem Jahr braucht man viel Geduld.

Gruß
Bernd
 
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