Thema: Vorausentwertungen Deutschland
Das Thema hat 241 Beiträge:
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Werner Am: 25.11.2008 13:38:39 Gelesen: 255915# 1 @  
Deutsches Reich "mit mir unbekannten Stempel"

Anbei ein Scan von 2 Marken aus dem DR mit mir unbekannten Stempeln, die ich in meinen umfangreichen Doubletten gefunden habe.

Erst glaubte ich, dass es sich um Killerstempel handelt, dafür sind diese jedoch zu schön.

Dann fand ich eine 2. Marke, wo die Nr. 737 ersichtlich ist. Jetzt wurde ich erst so richtig neugierig.

Nachdem es in diesem Forum sehr viele Sammler gibt, die sich da sehr gut auskennen, würde ich mich über Info`s darüber freuen.

Danke im Voraus und nette Grüsse aus der Ostmark. :),

Werner


 
reichswolf Am: 25.11.2008 14:33:06 Gelesen: 255908# 2 @  
Hallo Werner,

das sind Abschläge von Freimarkenstemplern und somit Vorausentwertungen. Diese Freimarkenstempler waren Maschinen, mittels derer ein Absender Briefmarken automatisch abstempeln und verkleben konnte, bevor er sie bei der Post auflieferte. Die Maschine wurde dazu mit Rollenmarken bestückt, die dann jeweils abgeschnitten, befeuchtet, aufgeklebt und gestempelt wurden. Zum Transport wurden Nadeln verwendet, die oft Löcher in der Marke hinterließen, wie man an deiner rechten Marke sehen kann.

Außer dem Stempelteil, den du auf den Marken siehst, bestanden diese Stempel noch aus einem Werbeteil (ganz links) und einem Tagesstempel (in der Mitte). Der Teil ganz rechts mit den Wellenlinien und dem Kreis in der Mitte enthielt auch immer eine Nummer, die die Maschine bezeichnet.

Es gibt dazu auch Literatur, z.B. "Hindenburg mit Ohrring? deutsche Vorausentwertung ab 1935 im Reichspostdirektions-Bezirk Hamburg" von Harald Krieg.

Beste Grüße,
Christoph
 
Jürgen Witkowski Am: 25.11.2008 14:38:12 Gelesen: 255905# 3 @  
@ Werner

Die Marken wurden mit einer der ersten automatischen Frankier- und Stempelmaschinen aufgebracht. Die Maschine der Firma "Nationale Telefon- und Telegrafenwerke GmbH" aus Frankfurt, Main hat Rollenmarken vollautomatisch von der Rolle abgetrennt, mit 4 Metallstiften aufgespiesst, weitertransportiert, angefeuchtet, auf den Brief geklebt und mit dem markante Stempel abgestempelt. Die Einstiche der Transportnadeln sind deutlich zu erkennen.

Soweit ich weis, hat Sammelfreak dazu noch weitere Informationen und Belege. Vielleicht liest er mit und zeigt sie uns.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
TomWolf_de Am: 25.11.2008 14:55:46 Gelesen: 255898# 4 @  
Da kann ich einen Beleg aus meiner Heimatsammlung beisteuern. In Esslingen gab es nur diese Maschine im Einsatz.



Und so sieht der Stempel im Detail aus:



Gruß
Thomas
 
Werner Am: 25.11.2008 18:10:29 Gelesen: 255876# 5 @  
@ reichswolf
@ Concordia CA [#73]
@ TomWolf_de [#236]

Hallo Ihr Drei !

Ich bedanke mich sehr herzlich für diese prompten und im besonderen "ausführlichen" Antworten.

Da sieht man wieder, man kann noch so alt :) werden und lernt nie aus.

Auch werde ich die PhilaSeiten.de nicht verlassen, sondern wenn möglich noch mehr nutzen. Denn durch die vielen verschiedenen Beiträge habe ich z.T. auch meine Sammlungen neu konzipiert.

Daher auch an Richard und seine Mitarbeiter einen herzlichen Dank !

Mit den besten Sammlergrüssen, heute wieder aus Wien,

Werner
 
Sammelfreak Am: 25.11.2008 20:04:14 Gelesen: 255862# 6 @  
Beispiel am Ort Hamburg. Stempelmaschiene wurde auch in anderen Orten genutzt.
Viel Spass.

Es kamen schon mehrfach fragen bezüglich dieser Stempel, was mich bewegte eine kleine Zusammfassung darüber zu schreiben und diese an Hand von Bildern zu erklären.

Bei der Entwertung wurde die Freistempelmaschine vom Typ A genutzt.

Die ersten Bilder zeigen die Stempelmaschine und Ihren Aufbau.

Die Stempelmaschine war zur Aufnahme einer Markenrolle eingerichtet. Durch einen Mechanismus wurde bei Benutzung eine Marke abgetrennt und von 4 stiftähnlichen Dornen aufgespiesst, angefeuchtet und durch die Dornen wieder auf die Postsendung geklebt.

Gleichzeitig wurde die Marke mit 3 Reihen doppelter Wellenlinien entwertet, die mittlere Reihe war durch die Dornen ausgespart. Dadurch entstand ein kleiner Kreis. Bei genauer Handhabung des Gerätes befand sich dieser genau am Ohrläppchen von Hindenburg (dadurch der Name Hindenburg mit Ohrring).

Unter der obersten Wellenlinie war eine Zulassungsnummer des Gerätes mit angegeben. Links war der Tagesstempel und ein Werbezusatz.

Alle Geräte in der RPD waren nur für kurze Zeit in Betrieb da sie sehr störanfällig waren.






Nach der Erklärung der Stempelmaschine nun eine Abbildung der möglichen Stempel dieser TYP A Maschine.

Mit Tagesstempel, Werbeeinsatz und Registriernummer.







Bild 1 zeigt einen Antrag auf Genehmigung an die RPD Hamburg für den unten gezeigten Werbeeinsatz

Bild 2 zeigt ein paar Bsp. dieser Entwertungen

Ich hoffe ich konnte manche dazu inspirieren etwas genauer solche Abstempelungen anzuschauen da sie nicht so häufig vorkommen wie alle anderen Gelegenheitsstempel auf der Freimarkenserie dieser Zeit.




mfg
Martin
 
Werner Am: 25.11.2008 21:27:34 Gelesen: 255849# 7 @  
@ Sammelfreak [#238]

Auch Dir ein herzliches Dankeschön für diese Erläuterungen, sowie den hervorragenden Bildbeispielen, im besonderen des Gerätes.

Ja, seit heuer sehe ich mir bei meinen Neu - Zukäufen von grösseren Posten, beim katalogisieren dieser Doubletten auch die Stempel genauer an. Besonders beim Deutschen Reich gibt es solches. Dann sortiere ich auch die Marken mit österreichischem Stempel extra. Erstmalig fand ich auch einiges an Bahnpost - Stempel.

Werde auch noch meine alten bereis sortierten, in Kuverts nach Michel # lagernd, durchsehen. Wie gesagt früher achtete ich nicht so drauf.

Nochmals besten Dank an alle !

Herzliche Sammlergrüsse, jetzt bereits wieder aus der Provinz,

Werner
 
Heinz 1 Am: 29.11.2008 09:40:15 Gelesen: 255789# 8 @  
@ Sammelfreak [#238]

Hallo Martin,

neben der Literatur "Hindenburg mit Ohrring" hat die Arge Vorausentwetungen zu diesen Stempeln ein Handbuch und Katalog veröffentlicht, das 1986 erschienen ist "Die Vorausentwertungen des Deutschen Reiches und der Bundesrepublik Deutschland". Der Hauptteil dieses Handbuches handelt von den Freimarkenstemplern des Deutschen Reiches. Eine ausführliche Beschreibung und Handhabung des Stempelgerätes ist beschrieben. Dazu natürlich noch etliche Besonderheiten. Alle bisher bekannten Stempel sind abgebildet. Die Maschinen wurde von 1936 bis 1945 und zwei sogar bis 1956 benutzt. Das Handbuch ist zwar ausverkauft, aber es gibt es noch als CD bei der Arge Vorausentwertungen. Dazu noch einen Nachtrag als Broschüre von 1993.

Von Hamburg und Altona gibt es folgende Maschinen Nr.: Altona 30, 35, 78, Hamburg 6a, 6b, 6c, 6d, 33a, 33b, 49, 54, 64, 65, 192a, 192b, 260,

Wenn ein a, b, c hinter der Maschinennummer steht, gibt es von dieser Maschine entweder mehrere Werbeklischees oder im Tagesstempel hat sich etwas geändert.

Wer Interesse an dieser CD und dem Nachtrag hat kann sich an mich wenden oder über die Webseite der Arge-Ve melden.

Ich habe die Beiträge über der Freimarkenstempler leider erst heute gelesen, da ich die ganze Woche im Krankenhaus verbracht habe.

Mit schönen Grüßen

Heinz
 
Carolina Pegleg Am: 02.12.2008 04:53:44 Gelesen: 255757# 9 @  
Zunächst ebenfalls herzlichen Dank an Sammelfreak für die tolle Darstellung. Ich glaube vielen Sammlerfreunden hier auf den philaseiten ist durch diesen Beitrag der Blick für diese Entwertungen geschärft worden. Auch ich werde solche Belege jetzt bestimmt nicht mehr links liegen lassen, wenn sie mir einmal unterkommen.

Ich möchte -- aus meiner Sicht -- versuchen hier noch etwas Kontext zu geben. Diese Maschinen dienten in erster Linie dazu, dem Absender die Arbeit des Frankierens zu erleichtern. Diesem Zweck kam nur bei entsprechendem Postvolumen und insbesondere bei Massenaussendungen Bedeutung zu. Um ab und zu mal eine Sendung zu frankieren, dazu schafft sich keiner eine Maschine an. Zudem war die Maschine von vorneherein limitiert auf gängige Portostufen, für die Rollenmarken existierten und die ohne Zusatzfrankatur dargestellt werden konnten.

Für gemischte Post waren eindeutig Freistempelmaschinen überlegen, die für jeden Portobetrag gut waren. Wenn man sich diese Limitierungen überlegt, dann fragt es sich in der Tat, warum sich eine Firma eine solche Frankier- und Vorausentwertungsmaschine eigentlich zulegte. Wobei hinzukam, dass der Vorausentwertungseffekt ja nur der Post Arbeit spart -- ein positiver Effekt für den Verwender, insbesondere eine Portoesparnis, war damit nicht verbunden. Die Erklärung liegt meiner Meinung darin, dass durch die Frankierung mit einer Freimarke Massensendungen in den Augen des Empfängers aufgewertet wurden und ggf. der Charakter als Werbesendung verschleiert werden konnte.

Dies erklärt dann auch, warum diese Stempel so häufig nicht sind. Werbepost, Umschläge von Rechnungen etc. wurden eben nicht so sorgfältig aufgehoben wie schöne rundgestempelte Briefe mit Sondermarken. Heute würde eine Sammlung dieser Stempel auf Beleg grosse Anerkennung anderer Sammler finden. Damals war es Müll.

Zeitraffer.

Jahrzehnte nach den von Sammelfreak so exzellent dargestellten Einführung der Frankier- und Stempelmaschinen in den 30er Jahren gab es eine Renaissance.

In 1979 liess die Deutsche Bundespost die Verwendung von "Absenderstempelmaschinen" (so wohl der offizielle Name) zu. Diese dienten dazu mit Freimarken frankierte Massensendungen zu entwerten und zwar mit einem Stempel, der --anders als der Hindenburg mit Ohrring-- den postamtlichen Entwertungsstempel im Design angeglichen war. Erster Benutzer eines solchen Maschine war --und wer jetzt noch nicht weiss, von was ich rede hat gleich sein 'Aha' Erlebnis-- war die bekannte Briefmarkenfirma Sieger. Für diese verbillgten Massensendungen wurde sogar eine neue Wertstufe einer Rollenmarke geschaffen, damals die "25er Burgen und Schlösser" und seitdem eben immer andere spezielle Werte.

Ich denke, es ist interessant bei unserem Hobby die grossen Entwicklungsbögen zu sehen. Die heutigen Absenderstempelmaschinen sind die direkten Nachfolger der damaligen automatischen Frankier- und Stempelmaschinen. Ich sehe da keinen Unterschied. Erst durch Sammelfreak's Beitrag ist mir aufgefallen, wie sich Geschichte wiederholt.

Ich habe in meinen Beständen gerade mal zwei Briefe mit diesen Entwertungen gefunden. Einmal vom Sieger-Kollegen Borek aus Braunschweig und einmal vom BDPh in Lüdenscheid. Beide aus 1980. Beides sind Privatganzsachen und deshalb wohl erhalten geblieben.



Ich war mir sicher irgendeinen "Sieger-Brief" zu finden. Fehlanzeige. Ebenso Fehlanzeige für irgendeinen Massensendungsbrief, dessen Absender keinen philatelistischen Hintergrund hat. Wie gesagt, damals wie heute werden die meisten solcher Belege wohl zerstört. Wen würde es wundern, wenn in 20 Jahren ein Buch erscheint, dass alle Verwender und Stempel der Absenderstempelmaschinen der Bundespost listet, wie es das in [#240] erwähnte Buch für die Maschinen der 30er Jahre tut.
 
Jürgen Witkowski Am: 02.12.2008 12:52:18 Gelesen: 255742# 10 @  
@ Carolina Pegleg [#241]

>>Ich war mir sicher irgendeinen "Sieger-Brief" zu finden. Fehlanzeige.<<


Mit einem Sieger-Beleg kann ich wohl aushelfen.

>>Ebenso Fehlanzeige für irgendeinen Massensendungsbrief, dessen Absender keinen philatelistischen Hintergrund hat.<<


Das scheint mir hier der Fall zu sein.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Heinz 1 Am: 02.12.2008 18:30:52 Gelesen: 255727# 11 @  
@ Carolina Pegleg [#241]

"Ich möchte -- aus meiner Sicht -- versuchen hier noch etwas Kontext zu geben. Diese Maschinen dienten in erster Linie dazu, dem Absender die Arbeit des Frankierens zu erleichtern. Diesem Zweck kam nur bei entsprechendem Postvolumen und insbesondere bei Massenaussendungen Bedeutung zu. Um ab und zu mal eine Sendung zu frankieren, dazu schafft sich keiner eine Maschine an. Zudem war die Maschine von vorneherein limitiert auf gängige Portostufen, für die Rollenmarken existierten und die ohne Zusatzfrankatur dargestellt werden konnten."


Hallo,

Die Maschine wurde nicht für Massensendungen gebraucht, sondern vorwiegend von kleinen Firmen mit relativ wenig Postaufkommen. Auch konnte damit nicht nur briefe, sondern auch alle anderen Versendungsformen gestempelt werden. Wie z.B. Einschreiben, Paketkarten, Warensendungen usw. Auch Briefe ins Ausland sind bekannt. Die relativ häufig vorkommenden Drucksachen sind meist Philatelistischen Ursprungs. Auch zu dieser zeit gab es schon Stempelbeschaffungsfirmen oder Sammler die einen guten Druck zu der Hersteller Firma hatten. Diese Belege sind aber in der Regel gut zu erkennen durch aufgedruckte Empfänger oder Anschriften die mit einem Gummistempel angebracht sind.
 
Heinz 1 Am: 02.12.2008 19:08:55 Gelesen: 255720# 12 @  
Irgenwie hat es mit den Bildern die ich einfügen wollte nicht funktioniert. Deshalb noch die Bilder.



von Philatelisten und Firmen "gemachte" Belege.



Brief der Firma Sieger nach USA. Wahrscheinlich eine Zeitungsdrucksache.



Nachmahne

Wenn die vorhandenen Wertstufen nicht ausreichten oder andere gebraucht wurde als die in den Rollen, konnte die Marken auch per Hand aufgeklebt werden und dann abgestempelt werden.



Ausschnitt, beide Marken sind per Hand aufgeklebt und dann erst entwertet worden.

Die noch Heute verwendeten Absenderstempel wurden 1979 eingeführt auf betreiben der Firma Sieger. Dessen Kunden beschwerten sich, dass die Firma bis dahin für ihre Werbesendungen immer nur "Gebühr bezahlt" Vermerke auf den Sendungen hatten und nicht mit Briefmarken frankiert wurde. Da bis dahin Massendrucksachen nicht mit Briefmarken frankiert werden konnten, hätte die Firma Sieger alternativ vollbezahlte Briefe an die Sammler schicken müssen. Da wäre aber bei jeder Aussendungen von ca. 300.000 Stück der Portoanteil für jede Sendung deutlich gestiegen.

Alles nachzulesen im Handbuch der Arge Vorausentwertungen "Die Vorausentwertungen des Deutschen Reiches und der Bundesrepublik Deutschland". Erhältlich in alle Philatelistischen Bibliotheken oder als CD bei der Arge VE.

Zum Schluss noch eine Abbildung einer Karte aus der Nachkriegszeit.



Heinz 1
 
Carolina Pegleg Am: 03.12.2008 02:08:53 Gelesen: 255701# 13 @  
@ Heinz 1 [#11]

Vielen Dank für die weitere Erläuterung und Richtigstellung/Ergänzung.

Ein Missverständnis war vielleicht der Begriff Massensendung. Ich dachte dabei nicht an die zehntausenden Briefe einer Firma Sieger, sondern an "normale" Massendrucksachen (Mindestzahl für die Verwendungsform 'Infobrief' heute: 50 Stück) oder gleichförmige Poststücke in grösserer Anzahl, wie z. B. Rechnungen.

Nach dem was Du schreibst muss ich mich wirklich wundern, wofür diese Maschinen eigentlich gut waren. Du schreibst, dass diese Maschinen gerade bei kleinen Firmen mit relativ geringem Postaufkommen populär waren. Da braucht man nur auf die Absenderangaben zu schauen, um zu sehen, dass das korrekt ist.

Aber: Wo soll denn da für die Firmen bei Einsatz einer solchen Maschine der Effizienzgewinn liegen? Insbesondere dann noch verglichen mit normalen Freistempelmaschinen? Steht dazu irgendwas in dem von Dir erwähnten Buch?

Wenn ich nur geringes Postaufkommen habe, dann klebe ich Marken mit der Hand drauf, schmeisse die Post in den Briefkasten und gut ist es. Ich sage nicht, dass eine Sekretärin mit viel Zeit auch mal mehrfach die Markenrollen in der Maschine austauschen kann, um sich eine Mischfrankatur zusammenzustückeln, oder dass ich von Hand aufgeklebte Marken mit der Maschine für die Post vorausentwerten kann (warum eigentlich?). Dazu zeigst Du ja tolle Beispiele. Aber wirklich Sinn macht dieser Einsatz der Maschine als sinnvolles Gerät zur Büromechanisierung für mich nicht. Übersehe ich hier irgendwas?

Weitere Frage: Wie siehst Du das denn mit den modernen Maschinen zur Absenderstempelung. Siehst Du diese in der Tradition der frühen Frankier- und Vorausentwertungsmaschinen? Werden diese in der erwähnten Publikation, die ja "Die Vorausentwertungen des Deutschen Reiches und der Bundesrepublik Deutschland" heisst, ebenfalls katalogisiert? Wenn nein, hast Du eine Vermutung warum nicht? Deine Meinung dazu würde mich sehr interessieren.

Arno
 
Heinz 1 Am: 04.12.2008 17:23:10 Gelesen: 255669# 14 @  
Hallo Arno,

Sinn dieser Maschinen war wohl, dass der Absender in der Stempelfahne eine Werbung unterbringen konnte, was bei den "nur" aufgeklebten Marken die durch die Post abgestempelt wurden nicht möglich war und auch heute noch nicht ist. Da sie aber wie schon beschrieben sehr störanfällig war, war ihre Verbreitung auch relativ gering mit ca. 1.600 Maschinen (inklusive der Ostmark, Sudetenland usw.). Wobei einige Maschinen nur sehr kurze Verwendung hatten. Ob die Maschine sinnvoll war, kann ich nicht sagen, auf jeden Fall hat es dadurch im DR schöne und nicht häufige Vorausentwertungen gegeben.

Die neuen Absenderstempelmaschinen sind, wenn man es genau betrachtet eine Neuauflage der Maschinen aus dem DR. Auch wenn diese nur noch für Massendrucksachen/Infopost/Infobrief benutzt werden dürfen. In dem erwähnten Handbuch werden die "neuen" Maschinen nicht einzeln abgebildet. Es wird nur eine Beschreibung der Stempel, dere verschiedenen Typen und Hersteller aufgeführt. Dazu die einzelnen Elemente des Stempels. Desweiteren die einzelnen Portoperioden von 1979 bis 1993. Natürlich sind zu den einzelnen Kapitel Beispiele abgebildet.

Dass bis heute noch kein Katalog der Stempelmaschinen existiert hat zwei Gründe. Erstens wäre dieser nicht komplett, da ja auch heute noch immer solche Maschinen und Werbeklischees hinzu kommen, zweitens mir fehlt die Zeit einen solchen Katalog zu erstellen. Denn zwischenzeitlich dürften es ca. 3.500 bis 4.000 verschiedene Stempel davon geben, wenn man alle Maschinen und deren Unterschiede zusammenzählt. Alleine das einscannen und bearbeiten der Stempel würde Monate dauern. Ich habe zwar alle mir bekannten Belege als Original oder Kopie, da ich diese für die Arge Vorausentwertugen registrieren, aber es kommen ständig neue hinzu. Deshalb wäre eine Katalog schon bei Drucklegung wieder überholt. Was existiert ist eine Liste der registrierten Belege, jedoch ohne Abbildungen.

Wenn ich eines Tages dazu komme, werde ich zumindest aus der Zeit der 4stelligen PLZ einen Katalog zusammenstellen.

Heinz
 
Carolina Pegleg Am: 05.12.2008 04:52:47 Gelesen: 255649# 15 @  
@ Heinz 1 [#14]

Ich finde dieses Thema sehr interessant. Vorausentwertungen sind in den USA ja ein ein recht populäres und gut erschlossenes Thema. Hier kommt dann mein Interesse an der Mechanisierung mit dem Thema VEs zusammen, was eben für mich sehr spannend ist. Wie ich sehe muss man allerdings mit Verallgemeinerungen und Übertragungen von den zeitlich etwas früheren amerikanischen Frankiermaschinen vorsichtig sein.

Ich hätte die modernen Maschinen nie im Leben als Vorausenwertungen eingeordnet. Da habe ich wirklich etwas gelernt. Ich glaube, viele Leser werden sich das nun überlegen, ob sie solche Briefe wie gewohnt zerschneiden sollen. Ich habe noch eine Menge Fragen, bin aber für heute erschossen. Ich wollte Dir aber auf jeden Fall heute abend noch etwas in dieses Thema hineinschreiben.

Arno
 
philamuseum Am: 05.12.2008 07:16:56 Gelesen: 255644# 16 @  
Hallo!

Frankier- und Stempelmaschinen gab es schon zu Kaisers Zeiten, spätestens ab 1912. Es wurden unfrankierte Sendungen der Maschine "zugeführt" und diese kamen frankiert und gestempelt wieder heraus. Bei dem Beispiel unten hinterließ der Maschinenlauf ein charakteristisches Nadelmuster auf der Marke, daß in Verbindung mit dem Maschinenstempel eine eindeutige Zuordnung zur Maschine erlaubt, in diesem Falle die Michelius-Maschiene beim der Postanstalt BERLIN C 2.



Gruss Peter
 

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