Thema: Portobestimmung von Belegen: Altdeutschland Bayern - Schweiz
Das Thema hat 81 Beiträge:
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12 kreuzer rot Am: 20.04.2017 12:09:39 Gelesen: 38360# 7 @  
Hallo bayern klassisch,

danke für den Tipp, werde es mal versuchen.

Mit freundlichen Grüßen
12 Kreuzer rot
 
12 kreuzer rot Am: 07.05.2017 09:59:55 Gelesen: 38276# 8 @  
Hallo,

ich habe jetzt die Lösung für das Porto.

60 Pfennig bis 45 gramm in die Schweiz,
20 Pfennig für Einschreiben
25 Pfennig Versicherungsgebühr

Weltpostverein in ein benachbartes Land 8 Pfennig je 240 Mark, ergibt 24 Pfennig aufgerundet auf 25 Pfennig.

Mit freundlichen Grüßen

12 Kreuzer rot
 
Max78 Am: 07.05.2017 12:29:31 Gelesen: 38264# 9 @  
Servus 12 Kreuzer rot,

einen finde ich sehr interessanten Brief zeigst Du da. Lediglich zugunsten der besseren Orientierung im Themenbereich würde ich folgendes vorschlagen (an die Redaktion):

Da es sich hier meiner Meinung nach nicht um eine typisch bayrische "Versendungsart" (Portohöhe) handelt (zu Bayern gibt es eh schon dank Bayern Klassisch genügend präzis zugeordnete Themen), würde ich die Beiträge zu einem Thema zusammenführen, das man z. B. "Wertbriefe im internationalen Postverkehr (ab Weltpostkongress 1878 oder Pfennigzeit)" nennen könnte. Es gibt bestimmt nicht Massen dieser Belege und das Thema "Wertbrief" zersplittert sich in lauter einzelne Themen, die gerade mal 1-5 Beiträge beinhalten. Es wäre meines Erachtens schön, wenn man hierzu Stück für Stück ein interessantes Thema aufbaut. Ich könnte z. B. einen ähnlichen Beleg zeigen, der sich von dem gezeigten (inklusive Portohöhe) kaum unterscheidet, allerdings vom KuK Österreich nach Württemberg.

mit Grüßen Max
 
Richard Am: 07.05.2017 17:27:09 Gelesen: 38237# 10 @  
@ Max78 [#9]

Hallo Max,

einen neuen Beitrag zu verschieben ist kein Aufwand. Bei älteren Beiträgen und verschiedenen Themen bedeutet dies aber enormen Zeitaufwand und diese Zeit habe ich in den nächsten Wochen oder Monaten nicht.

Zudem führt es dazu, dass Forum-interne und externe Links (Google und Co.) dann ins Leere laufen und zu einer Abwertung der Suchmaschinen führen. Dies möchte ich vermeiden.

Schliesslich gibt es die Themen "Portobestimmung" mit voller Absicht, um bisherige und künftige Leser damit vertrauter zu machen.

Du kannst gerne ein Thema für Wertbriefe eröffnen, dabei bitte bestimmen, welche Länder oder Zeitabschnitte gezeigt werden sollen. Ein Wertbriefe Thema existiert bereits hier im Forum.

Schöne Grüsse, Richard
 
Max78 Am: 13.05.2017 01:54:25 Gelesen: 38163# 11 @  
@ 12 kreuzer rot [#8]

Servus 12 Kreuzer rot,

könntest du eventuell noch kurz mitteilen, ab wann die genannte Versicherungsgebühr: Weltpostverein in ein benachbartes Land 8 Pfennig je 240 Mark festgelegt wurde (Kongress/ Jahr)?

mit Dank im Voraus und Grüßen Max
 
bayern klassisch Am: 01.07.2017 09:29:12 Gelesen: 37974# 12 @  
Liebe Freunde,

ich möchte an dieser Stelle mal ein Beispiel aus der Praxis zeigen, wie sich die Zeit bereits vor dem raumgreifenden Postvertrag der Südstaaten zur Schweiz mit dem Okt. 1852 änderte, als die Schweiz ein Bundestaat wurde und eine Bundespost ausrief (1.1.1849).



Der 1. Brief aus Röthenbach vom 17.1.1849 lief noch nach altem Muster. Bayern taxierte ihn mit 3 Kr. bis 6 Meilen unter 1/2 Loth bis Lindau, während Zürich ihn 1 Tag später (typische weinrote Tinte) mit seinen 6 Kr. beschwerte und so auf 9 Kr. kam, dazu für den Aargau weitere 4 Kr., so dass die eigentliche Summe von 13 Kr. korrekt im Nenner stand.

Aber da hatte man die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn der Aargau bestand immer noch (seit 50 Jahren!) auf geraden Kreuzerbeträgen und erhöhte (mittig in Rötel) um eben einen Kreuzer auf 14 Kr. die Gesamttaxe.

Folglich: 3 Kr. für Bayern, 6 Kr. für Zürich, 4 Kr. für den Aargau und 1 Kr. extra für den Aargau.



Am 1.7.1851 sah es etwas anders aus: Bayern notierte immer noch seine 3 Kr. nach alter Manier (der DÖPV oder andere Erfindungen hatten hier nichts geändert) bis 6 Meilen und unter 1/2 Münchener Loth (kein Zolloth!), jetzt aber einen Tag später Zürich kamen für die ganze Schweiz 6 Kr. dazu (über 25 bis 40 Wegstunden). Damit hatten wir dann 3 + 6 = 9 Kreuzer. Hätten wir 9 Kreuzer! Denn noch immer galt: Im Aargau keine ungeraden Kreuzerporti! Ja, auch 1851 noch war dies zu bedenken von den mit Bayern kartenschließenden Poststellen der Schweiz, so dass Zürich gleich auf 10 Kr. erhöhte. In jedem Fall war er so schon 4 Kr. günstiger geworden und ab 1852 sollte sich dies nochmals reduzieren.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 04.08.2017 17:19:45 Gelesen: 37821# 13 @  
Servus Ralph,

zu diesen Briefen kann ich auch noch einen beisteuern, an den gleichen Adressaten, Augsburg - Wohlen 10.7.1849:



Zwar nicht so doll gestempelt, aber man sieht, dass Zürich, so wie Du es in Deinem Beitrag erklärt hast, das Aargau auch noch zu diesem Zeitpunkt getrennt in der Portoberechnung aufgeführt hat (8x Bayern, 6x Zürich, 4x Aargau = 18 Kreuzer). Es ist unglaublich, wie viele Informationen man dank Deiner unzähligen Beiträge mittlerweile finden kann, worüber ich sehr dankbar bin, denn sonst hätte ich die 8 Kreuzer nie im Leben erklären können. In einem anderen Beitrag führtest Du auf, dass es nur in München und Augsburg dieses Sondertarif für Briefe in die Schweiz gab, was hier der Fall sein dürfte. Gut für den Bezahler, sparte er sich somit 2 Kreuzer, weil das Aargau nichts zum "Gradebiegen" hatte. ;-)

mit Grüßen Max

(da für mich "Beifang", kannst Dich bei Interesse gerne melden)
 
bayern klassisch Am: 04.08.2017 18:03:44 Gelesen: 37810# 14 @  
@ Max78 [#13]

Hallo Max,

vielen Dank für das Zeigen deines Beifanges und die vielen, netten Worte.

Deine Beschreibung ist natürlich richtig - wenn du den Brief nicht doch selbst behalten willst (eine Sammlung Bayern - Schweiz, egal über welchen Zeitraum, ist ein Hochgenuß, das darf ich dir als Besitzer einer solchen versichern), dann gebe ihn doch an einen talentierten Jungsammler weiter. Ich bin am Ende meiner Sammlertätigkeit, was dieses Sammelgebiet angeht, angekommen und könnte ihn nicht ausstellen, weil ich schon 180 Blatt Bayern - Schweiz habe und ja nur 72 oder maximal 84 davon ausstellen darf - diesen "cut" würde er leider nicht schaffen, obwohl es kein schlechter Brief ist.

Nochmals danke für die überaus nette Offerte, aber wenn ein Jungsammler mit ihm motiviert wird, die Klassik zu sammeln, dann schenke das Briefchen lieber ihm, als mir.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 22.10.2017 19:52:23 Gelesen: 37327# 15 @  
Liebe Freunde,

keine Schönheit, aber mir eben in der Bucht ins Netz gegangen - der 1. Brief vom Ersttag des neuen, großen Vertrages vom 1.9.1868, den ich je gesehen habe. Der Preis war ein Witz - lucky me!



Jetzt fehlt nur noch einer in Gegenrichtung, aber man darf ja noch träumen.

Vor diesem neuen Vertrag hätte der gleiche Brief nur 6 Kreuzer gekostet - 3 Kr. je für Bayern und die Schweiz.

Jetzt behielt Bayern 4 Kr. und gab der Schweiz 3 Kr. weiter, so dass sich grenznahe Korrespondenten eher verschlechterten.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 23.10.2017 15:38:24 Gelesen: 37295# 16 @  
Liebe Freunde,

von einem lieben Freund zeige ich 3 Briefe, die in denselben Kontext fallen - nur diesmal von der anderen Seite. So ganz optimal passen sie nicht in diesen Thread - wenn sie umgehängt werden sollen, dürft ihr das gerne tun. Thematisch passen sie aber zum Datum 1.9.1868 Neuer Postvertrag der deutschen Länder mit der Schweiz.





Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.11.2017 14:30:17 Gelesen: 37162# 17 @  
Liebe Freunde,



nachdem ich noch einige Nüsse bayerischer Briefe zu knacken habe, hier ein einfacher: 2 Kr. ab Lindau am 10.7.1851 über den Bodensee für Bayern plus 6 Kr. für die Schweiz über 25 bis 40 Wegstunden bis Wohlen im Aargau waren gleich 8 Kreuzer total.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.12.2017 15:09:49 Gelesen: 36995# 18 @  
Liebe Freunde,

wenn man bedenkt, dass die bayerische Kreuzerzeit bis 31.12.1875 dauerte und die Schweiz mit Bayern seit 1.7.1875 gemeinsam im UPU waren, solle man meinen, dass es ein leichtes sein dürfte, Belege dieses halben Jahres zu finden, sowohl hin, wie auch her. Aber dem ist nicht so, auch wenn es an Belegen zwischen diesen beiden Ländern wahrlich nicht mangelt. Aber wenn man ein Semester sucht, ein ganz bestimmtes jedenfalls, erkennt man, wie wenig es eigentlich gibt und dass Abwechslung in diesen Sammlungteil zu bringen keine leichte Aufgabe darstellt.



Ein Brief des katholischen Pfarramtes Wallerstein vom 6.11.1875 an das katholische Pfarramt Ramsen im Kanton Schaffhausen in der Schweiz wurde als Partei - Sache frankiert auf den Weg gebracht. Offenbar dachte man, dass für diese Frankatur nur 3 Kreuzer zu bezahlen gewesen wären, zumal doch im Weltpostverein alles so günstig wurde - aber einfache Briefe wie dieser kosteten vorher und nachher immer noch 7 Kreuzer und nicht deren 3. Daher entwertete die Aufgabepost die Marke oben links und stellte dann fest, dass noch weitere 4 Kreuzer fehlten. Diese wurden am selben Tag nachfrankiert und, nun mit anderem Winkel des Stempelgeräts, entwertet.

Es lässt sich darüber hinaus ersehen, dass die linke "1" des Stempels wohl defekt - abgebrochen war, denn alle Abschläge sind sehr klar und deutlich, jedoch druckt die erste "1" oben nicht aus. Der Stempel ist lt. Handbuch von Winkler noch bis 1878 verwendet worden - vlt. gibt es Abschläge kurz vorher/nachher, die den Zustand dieser "1" zeigen?

Zurück zur Postgeschichte (PO): Bayern behielt 4 Kreuzer, die Schweiz bekam 3 Kreuzer (10 Rappen) von Bayern bonifiziert und sehen tut man das Ganze natürlich nicht. Das Briefgewicht war auf 15g von zuvor 1 Loth (16,66g) reduziert worden, aber auch das spielte hier keine Rolle.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 24.02.2018 11:08:03 Gelesen: 36024# 19 @  
Liebe Freunde,

2 Briefe kann ich zeigen, die von Sachsen über Bayern nach Wohlen liefen:



1. Brief

Leipzig 17.1.1833 mit unleserlichem Rötelkrüppel über den "n" von Wohlen für die sächsische Strecke taxiert. Nürnberg nahm 14 Kr. in Auslage und addierte 12 Kr. für Bayern bis Lindau hinzu, so dass der Brief mit einer Eingangsbelastung von total 26 Kr. der Zürcher Postverwaltung angedient wurde.

Zürich erhöhte für sich um 6 Kr. auf 32 Kr. und addierte schon für den Aargau 2 Kr. auf 34 Kr. Endporto.



2. Brief

Dresden 28.1.1837 mit 3 1/2 Groschen sächsischer Inlandstaxe nach Nürnberg, die dort mit 16 Kr. verauslagt wurden. Dazu nun 18 Kr. für Bayern bis Lindau (2. Gewicht festgestellt, daher Faktor 1,5 von 12 Kr.) ergaben eine Grenzforderung von 34 Kr. für Zürich. Zürich sah ihn auch als schwer an und rechnete 1,5 mal 6 Kr. = 9 Kr. für sich, womit wir 43 Kr. dort hatten, wollte jetzt aber auch 6 Kr. pro einfachen Brief nach Wohlen und setzte dafür im 2. Gewicht 1,5 mal 6 = 9 Kr. total nun 52 Kr. an.

Zuerst kosteten Briefe aus Sachsen und Bayern via Zürich in den Aargau also nur 2 Kr., dann aber deren 6 je halbes Loth. Hier hatten sich die Briefe also, entgegen des Zeitentrends, verteuert und nicht vergünstigt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 03.03.2018 08:53:45 Gelesen: 35944# 20 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief ist für mich nicht leicht zu interpretieren. Nürnberg, 12.9.1808, nach Basel.



Siegelseitig lese ich 29x, die sich mir aber auch nicht erschließen wollen, weil er sicher ganz unfrankiert versendet wurde. Oben mit Rötel lese ich 12x (Taxis war zum 1.7.1808 aus Bayern herausgekegelt worden) für Bayern, dann eine 20x Taxe und letztlich eine 26x Taxe.

Da wüsste ich gerne, wer wie viel für welche Strecke bekommen hat. Leider habe ich von den Altverträgen TT - Basel keine Ahnung.

Innen ist ein festgepapptes Muster ohne Wert noch darinnen, das sich allerdings ziemlich im Brief zementiert hat. Trotzdem schön zu sehen, nach welchem Stoffmuster man gearbeitet hatte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 03.03.2018 10:46:39 Gelesen: 35935# 21 @  
@ bayern klassisch [#20]

Hallo Ralph,

haben wir nicht erst kürzlich von "krummen Hunden" gesprochen? :-)

Ich habe in meinem gescheiten Buch nachgeschaut und versucht, die Taxstufen zu finden: Ab 1778 kostete ein Brief von Nürnberg nach Basel 14x resp. 18x doppelt und 32x die Unze. Im weiteren lese ich, dass in Bayern die Taxen der Reichspost bis 1.12.1810 beibehalten wurden.

Woher die Taxen von 29x, dann 20x und 26x kommen, weiss der Kuckuck.

Gruss

Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 28.03.2018 12:34:56 Gelesen: 35764# 22 @  
Liebe Freunde,

nichts besonderes - und doch würde ich ihn jetzt nicht mehr hergeben. Portobrief aus dem allgäuischen Röthenbach vom 29.7.1851 (Aufgabe: Folgetag) nach Wohlen im Aargau in der Schweiz. Bayern notierte 3 Kreuzer bis Lindau, ab da ging es über den Bodensee nach Zürich, wo diese 3 Kreuzer gleich zum Endporto von 9 Kreuzern (über 25 bis 40 Wegstunden = 6 Kreuzer für die Schweiz) aufaddiert wurden.



Da er gut in eine Mini - Sammlung passt, habe ich ihn zum Preis einer Pizza (danke dafür!) erwerben können.

Innen macht er mir aber auch sehr Freude und ich will euch den Inhalt nicht vorenthalten:



Heimenkirch (2 km westlich von Röthenbach) den 29. July 1851

Herrn Jakob Ißler in Wollen

Ich will Ihnen nur kurz schreiben das ich den Brief von
Ihnen richtig erhalten habe und habe gesehen das Sie Dredel (= Drähte)
in billistem Preis verlangen so kann ich Ihnen woll schreiben
das ich die Dredel des Douset (= Dutzend) von den zweifachten zu 18 Kr.
und von den dreifachten des Douset zu 24 Kr.
fort liefern kann wenn Sie um dießen Preis einige wollen so dürfen
Sie mir bloß schreiben aber billiger kann ich Sie nicht liefern
weil man Sie jetzt bei uns nicht leicht bekommen kann
wegen der Eißenbahn Arbeit weil die Leut dort mehr verdienen.

Ich Grüße Sie Freundschäftlich
Michael Baldauf

Hier sieht man das Innenverhältnis Fabrikant, Lieferant, Ausbau der Infrastruktur (Eisenbahnbau der Strecke Kaufbeuren - Kempten mit Fertigstellung am 01.04.1852) und später der dadurch gewonnenen Freizügigkeit, günstig versenden zu können. Waren die Lieferanten/Hersteller also zu Beginn des lokalen Eisenbahnbaus gezwungen, hohe Preise für ihre Güter zu fordern, weil die gewaltigen Arbeiten zum Ausbau der Eisenbahnen eine starke Lohnkonkurrenz entfachten, so war nach erfolgter Aufnahme des Bahnbetriebs der Versand von Waren sehr wohlfeil und einfach geworden, was die Kosten nun wieder drückte und die Konkurrenzfähigkeit optimierte.

Die Strecke Kaufbeuren - Kempten war übrigens Teil der größeren Strecke Augsburg - Kempten, welche mit Bahnpostpersonal ausgestattet war.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 13.06.2018 16:42:45 Gelesen: 35176# 23 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief mit postgeschichtlicher Besonderheit, die ich zu erklären versuche, da ich es nicht sicher weiß.



Brief aus Aschaffenburg vom 18.6.1875, also kurz vorm UPU, mit Standard - Franko von 7 Kreuzern nach Basel, sicher über die Reichspost geleitet, weil Unterfranken historisch in die Bereiche der Schweiz schon seit den 1850er Jahren zu leiten hatte, weil die badische Eisenbahn damals die schnellste im Land war.

Am Folgetag kam er in Basel an.

Aber das Interessante ist das Weiterfranko von m. E. 9 Pfennigen, also nicht 3 Kreuzer, oder 10/12 Silbergroschen, wie man sie sehr häufig findet.

Ein Weiterfranko "9" habe ich bisher noch nie gesehen. Die Taxen waren 7 Kreuzer von Bayern in die Schweiz, die auch 2 Silbergroschen entsprachen. 4 Kreuzer blieben bei Bayern, 3 Kreuzer waren an die Reichspost abzuführen, die dann der Schweiz 10/12 Groschen = 10 Rappen vergütete.

Von der Schweiz aus hätte der gleiche Brief 25 Rappen gekostet, wobei jetzt die Teilung 10 Rappen für die Schweiz und 15 Rappen für Bayern galten. Aber wie kommen wir hier auf 9 (Pfennige?)?

8 Pfennige, als das Standardfranko, entsprachen 3 Kreuzer, da 10 Pfennige 1 Groschen entsprach, der aus 12 Silberpfennigen zusammen gesetzt war.

So nehme ich an, dass die 10 Rappen für die Schweiz in 9 Pfennige reduziert wurden und der Reichspost bonifiziert wurden, so dass Bayerns 4 Kreuzer gleich 11 Pfennigen galten.

Gerne lese ich andere Interpretationen, oder erfahre, wo es Reduktionslisten zwischen Kreuzer - Pfennigen - Rappen gibt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.07.2018 18:01:51 Gelesen: 34874# 24 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich euch 2 Portobriefe an Ißler in Wohlen/Aargau.

1. Brief



Absender war die Firma Martin Baldauf aus Lindenberg bei Lindau im Bodensee am 22.9.1856. Die Aufgabepost Röthenbach/Bahnhof taxiert ihn mit 3 / 6x, also 3 Kreuzer für Bayern bis Lindau und 6 Kreuzer für die Schweiz bis Wohlen. Das war auch richtig, doch strich eine spätere Hand diesen Bruch und setzte dafür 3 / 3 an, was falsch war, da Wohlen bis zum 31.8.1859 für bayerische Briefe im 2. Rayon der Schweiz lag und somit 6 Kreuzer fremdes Porto korrekt war.

Die Schweiz bekam ihn mit dem Dampfboot über den Bodensee und Zürich taxierte auch richtig 30 Rappen Gesamtporto - 10 Rappen für Bayern = 3 Kreuzer und 20 Rappen für die Schweiz = 6 Kreuzer.

2. Brief



Liebe Grüsse von bayern klassisch

Absender war die Firma Friedrich Jäger in Lindau im Bodensee am 4.12.1859. Wie oben schon beschrieben, änderte sich ab dem 1.9.1859 die Rayonierung der Schweiz dahin gehend, dass jetzt von jedem deutschen Postgebiet die günstigeren Grenztaxpunkte anzusetzen waren und somit viele Orte vom teueren 2. Rayon in den günstigeren 1. Rayon wanderten, was Briefe aus Bayern nach der West- und Zentralschweiz um 50% Schweizer Porto vergünstigen konnte.

Hier setzte man in blau in Lindau 3 / 3 für 3 Kreuzer Bayern und 3 Kreuzer Schweiz korrekt an und hätte daher auf ein Gesamtporto von 6 Kreuzern = 20 Rappen kommen müssen. Doch Romanshorn übermalte die im Nenner stehenden 3 Kreuzer für die Schweiz mit einer roten 6 und forderte daher 30 Rappen = 9 Kreuzer vom Empfänger. Das war nicht korrekt! Da er aber nicht mehr über Zürich lief, sondern direkt in den Aargau, gab es kein Schwezerisches Korrektiv von Zürich mehr und die Schweiz bereicherte sich um 10 Rappen an ihrem Empfänger. 3 Monate nach der Umstellung war man noch immer den alten Taxen aufgesessen.
 
Gernesammler Am: 13.07.2018 20:16:03 Gelesen: 34829# 25 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Brief aus Lindau vom 8.5.1847 von einem Xaver Specht als Rechnungsbrief an J.Isler in Wohlen.

Aufgegeben als einfacher Brief zu 2 Kreuzer ab Grenze 8 Kreuzer bis Zürich und weitere 4 Kreuzer bis Wohlen gesamt 12 Kreuzer für die Schweiz. In Zürich kam der Brief am 9.5., an einen Ausgabestempel von Wohlen gibt es nicht, dafür ein wunderschönes Papiersiegel X Sp. Gestempelt mit L2 Zweizeiler von Lindau (Winkler 8a).

Gruß Rainer




 
bayern klassisch Am: 13.07.2018 21:26:46 Gelesen: 34819# 26 @  
@ Gernesammler [#25]

Hallo Rainer,

schöner Brief! 2 Kreuzer = Sondertarif für Grenzorte nur gültig im Auslandsverkehr (Inlandsverkehr sonst immer ab 3 Kreuzer!) über den Bodensee nach Romanshorn bis Zürich. Zürich bekam 6 Kreuzer und rechnete gleich mit dem Aargau intern ab, so dass man in der Zürcher roten Tinte 4 Kreuzer für den Aargau notieren durfte.

Obwohl Bayern nur 2 Kreuzer erhielt, gibt es von Lindau einige Schmuggelbriefe nach Wohlen, weil man sich auch diese 2 Kreuzer noch sparen wollte. Lumpen damals! :-)

Der Ankunftsstempel von Wohlen fehlt hier - entweder fehlt er, oder man hat ihn vorne abgeschlagen, was ja gegen die Vorschrift war, aber in Wohlen hat das keinen gekümmert.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 21.12.2018 14:16:14 Gelesen: 33465# 27 @  
Liebe Freunde,

ein Brief, den ich nicht 100%ig verstehe. Unterstellen wir, dass Bayern sein Franko im Nenner und das Weiterfranko für die Schweiz im Zähler notierte, ergäbe sich folgende Möglichkeit.



Fellheim 6.5.1849, frankiert mit 12 Kreuzern und 4 Kreuzern vom Absender, nach Schönenwerd (Solothurn) per Aarau in der Schweiz an die Firma Bally Söhne, die wir heute noch durch ihre Schuhprodukte kennen.

12 Kreuzer kann ich nur erklären mit dem Postvertrag Baden - Bayern vom 1.8.1843 für einfache Briefe bis 1/2 Loth über 15 Meilen als Gemeinschaftstaxe Bayern + Baden (Fellheim - Basel zum Beispiel). Dann 4 Kreuzer für die Schweiz ab Basel für Briefe über 10 - 25 Wegstunden als Auslandstarif.

Problem: 4 Kreuzer passen hier ab Basel nicht, weil Schönenwerd bis 10 Wegstunden (45 km) von Basel entfernt lag, so dass hier 2 Kreuzer gereicht hätten. Da die Gewichtsstufen gleich waren, können wir 1. Gewichtsstufe Bayern und 2. Gewichtsstufe Schweiz ausschließen.

Alternativ: 3 dieser 4 Kreuzer durfte noch Basel behalten und gab 1 Kreuzer an den Kanton Solothurn? Aber das ist pure Spekulation und für mich wenig glaubhaft.

Siegelseitig sehen wir aber einen Zürcher Stempel vom 9.5.1849, so dass die Leitung wohl von Fellheim via Lindau (4 Kreuzer für einfache Briefe über 6 - 12 Meilen = 68 km hier konkret) unterstellt werden müsste. Sollten die 4 Kreuzer im Zähler also für Bayern gedacht sein?

Wenn ja, dann hätten wir 12 Kreuzer fremdes Franko für Zürich. Nach dem Auslandstarif der Schweiz gab es aber nur die Tarifstufen bis 10, über 10 - 25, 25 - 40 und über 40 Wegstunden und die kosteten 2, 4, 6 und 8 Kreuzer, aber keine 12. Die siegelseitige 3 von Zürich ergibt dann auch keinen Sinn, weil es dann noch 9 Kreuzer wären und ungerade Taxen sollte es in der Schweiz schon gar nicht gegeben haben.

Für Lösungsvorschäge wäre ich sehr dankbar, denn in dieser Zeit von 1849-1852 ist alles nicht so einfach.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
SH-Sammler Am: 21.12.2018 16:26:44 Gelesen: 33457# 28 @  
@ bayern klassisch [#27]

Hallo Ralph,

ich hoffe, mit einigen Hinweisen etwas Licht in den Tarifdschungel der frühen Schweiz zu bringen.

Zuerst zum Leitweg:

Siegelseitig sehen wir aber einen Zürcher Stempel vom 9.5.1849, so dass die Leitung wohl von Fellheim via Lindau (4 Kreuzer für einfache Briefe über 6 - 12 Meilen = 68 km hier konkret) unterstellt werden müsste. Sollten die 4 Kreuzer im Zähler also für Bayern gedacht sein?

Der Leitstempel von Zürich deutet schon auf den Leitweg Lindau – Zürich hin. Somit wären die 4 Kreuzer für Bayern gerechtfertigt. Zum Leitweg Lindau - Zürich sind im Band XII von R. Schäfer u.a. Verträge und Tarife der Eidgenossenschaft ins Ausland aufgeführt. Im Scan ist der Vertrag Bayern mit Zürich inkl. angeschlossene Kantone (auch Solothurn) abgebildet.



Im Weiteren sind Deine Annahmen zu den Tarifstufen nicht ganz richtig.

Nach dem Auslandstarif der Schweiz gab es aber nur die Tarifstufen bis 10, über 10 - 25, 25 - 40 und über 40 Wegstunden und die kosteten 2, 4, 6 und 8 Kreuzer, aber keine 12. Die siegelseitige 3 von Zürich ergibt dann auch keinen Sinn, weil es dann noch 9 Kreuzer wären und ungerade Taxen sollte es in der Schweiz schon gar nicht gegeben haben.

Diese Briefkreise und Tarife waren erst gültig ab 01. 10. 1849. Ab 1848 bis zum 01. Okt. 1849, als der Fellheim Brief versandt wurde, waren noch die unterschiedlichsten kantonalen Tarife gültig.

Versuch der Tarifberechnung:

Falls Zürich den Tarif von 6 Kreuzern für die Strecke Zürich - Lindau in Anspruch nahm (und davon 2 Kreuzer an Bayern abgeben musste), rechne ich für den umgekehrten Weg ab Lindau nach Zürich = 4 Kreuzer. Dazu käme noch die Taxe von Zürich nach Solothurn dazu. Das waren dann noch 8 Kreuzer, zusammen also 12 Kreuzer Franko, welches die Zürcher Post für sich in Anspruch nahm.
Die siegelseitigen 3 Kreuzer sind das “Weiterfranko” der Zürcher Post an die Solothurner Post.

Und nun komme auch ich ins Stocken:

Der innerkantonale Solothurner Tarif war 2 resp. 4 Kreuzer. Hat Zürich den Brief nicht nach Solothurn geschickt, sondern direkt in das viel näher gelegene Schönenwerd getragen? Und darum der Solothurner Post einen reduzierten Anteil abgab?

Ich muss es für heute bei dieser Annahme belassen.

Liebe Grüsse
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 21.12.2018 16:38:24 Gelesen: 33451# 29 @  
@ SH-Sammler [#28]

Hallo Hanspeter,

auf dich hatte ich gezählt. :-)

Danke für dein Engagement und deine immer sehr geschätzte Hilfe.

Das Hauptproblem ist erst einmal, dass Bayern wahrscheinlich Zähler und Nenner vertauscht hat. Wenn es so war, wäre das der 2. Brief (von vielen Tausenden), bei dem das passiert wäre. Sehr ungewöhnlich.

Historisch waren 6 Kreuzer Transitkosten für bayerische Briefe über Zürich hinaus pro halbes Loth (einfaches Gewicht). Demnach wären noch 6 Kreuzer für andere Kantone als Weiterfranko drin - aber das wären vermutlich zu viele Kreuzer gewesen.

Hatte Zürich nicht um diese Zeit andere, als Schweizer Kreuzer als Währung, nämlich Zürcher Kreuzer? Ich muss das mal, wo auch immer, nachlesen und vlt. ergibt sich auch daraus ein Sinn der Zürcher 3 hinten, die von niemandem anders notiert worden sein kann.

Es bleibt spannend!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 21.12.2018 16:58:59 Gelesen: 33447# 30 @  
@ bayern klassisch [#29]

Hallo Ralph,

mir gefällt diese Zusammenarbeit.

Zürich hatte zu dieser Zeit schon Rappen. Deshalb auch die Briefmarken (ab März 1843) zu 4 Rappen und 6 Rappen. 1 Kreuzer entsprach 2,66 Rappen. Diese Zürcher Währung war aber nur im Kanton Zürich gültig. Die gesamtschweizerische Währungumstellung war erst per 01.01 1852.

Im Verkehr mit anderen Kantonalposten sollten eigentlich die Kreuzer verwendet werden. Falls Zürich wirklich in Zürcher Währung gerechnet hat, erhielt Solothurn 3 Rappen = 1 Kreuzer. Das wäre mir zu wenig.

Und nun wiederhole ich mich: Sage mir einer, dass Philatelie langweilig sei.

Liebe Grüsse
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 21.12.2018 17:07:16 Gelesen: 33443# 31 @  
@ SH-Sammler [#30]

Hallo Hanspeter,

Zusammenarbeit ist immer gut, freue mich auch sehr darüber.

Stimmt - Zürich hatte damals Rappen.

Ich muss mir alles nochmals durch den Kopf gehen lassen, aber diese Briefe von 1849-1851 in die Schweiz sind oft sehr kompliziert, von daher macht es mir sehr viel Spaß, hinter ihr Geheimnis zu kommen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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