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Thema: Wert einer Münze am Beispiel einer DM 5-Sondermünze
Bendix Gruenlich Am: 01.07.2023 16:09:50 Gelesen: 415# 1 @  
Liebe Leser,

diese Aussage könnte Euch schockieren: Eine Münze ist Geld. Geld ist ein Zahlungsmittel. Mit Zahlungsmitteln kann man Güter kaufen. Der Geldnennwert ist auf der Münze aufgeprägt.

Ich bin Kaufmann und wenn es um Geld geht, kenne ich kein Erbarmen und wende sehr strenge Regeln an. Ich sammele das nicht, ich benutze es. Dabei darf das Geldstück oder der -schein ruhig schön gestaltet sein.

Wenn ich sage, dass Geld zirkulieren muss, meine ich das Ernst. Geld macht nur Sinn, wenn man etwas dafür kaufen kann. Gehortetes Geld nützt niemanden, es sei denn als persönliches Wertaufbewahrungsmittel.

Also, Geld wurde vor tausenden von Jahren geschaffen, um von Tauschwirtschaft wegzukommen. Das hat die menschliche Aktivität wesentlich befördert und modernes Wirtschaften möglich gemacht.

Das hat natürlich auch die Gier befeuert und nicht wenige haben eine pathologische Abhängigkeit zu Geld aufgebaut und Ihr Leben der Mehrung des Geldbesitzes verschrieben. Schlimm wird das, wenn diese Manie über Moral, Recht und Gesetz hinwegführt (bekanntlich nützt es niemanden, wenn er die ganze Welt gewänne, dabei aber Schaden an seiner Seele nimmt).

Aber zurück zu den Anfängen: um die Bevölkerung zu schützen (und auch um sich zu bereichern und Macht auszuüben) hat die Regierung das Geldmonopol an sich gezogen. Das ist natürlich auch in Deutschland so.

Das Recht Münzen zu prägen hat also die Bundesrepublik Deutschland.

Man unterscheidet

• Kurantmünzen: Metallwert entspricht dem Nennwert der Münze
• Scheidemünzen: Metallwert liegt deutlich unter dem Nennwert der Münze

Heutzutage werden nur noch Scheidemünzen geprägt. Die Differenz zwischen Herstellkosten und dem Nennwert, zu dem die Münze herausgegeben wird, wird „Schlagschatz“ genannt und ist der Gewinn der Bundesrepublik Deutschland. Ich wünschte mir, die Republik würde das aus Liebe zum Ausgabethema und zu ihren Bürgern tun, aber das wären romantische Vorstellungen. Nein, die machen das um sich zu bereichern, bzw. um Geld für die Staatskasse einzunehmen.

So, und hier ist unser Beispiel (Quelle: Deutsche Bundesbank)



Herausgegeben 1986 – also vor 37 Jahren.

Seinerzeit verfügte Deutschland über ein leistungsfähiges und -williges Netz an Kreditinstituten. Ich bin Zeitzeuge, denn ich war in dieser Zeit – blutjung – in Ausbildung und weiß wie das damals verteilt wurde und in der Kasse behandelt wurde.

Die Bundesbank verteilte die Münzen nach Bestellung der Institute auf die Institute. Diese packten die in den Tresor und ihre Kassen. Kassenpublikum konnte an die Kasse herantreten und um Ausgabe von diesen Sondermünzen bitten. In der Regel war das auf zwei Stück pro Person beschränkt, aber diese Beschränkung war ganz freiwillig. Diese Münzen wurden zum Nennwert ausgegeben. Also zwei Münzen à DEM 5,00 = dafür musste man DEM 10,00 auf den Schalter legen.

Zu dieser Zeit konnte man im Barzahlungsverkehr - von Zeit zu Zeit und selten - solche Stücke im Umlauf finden, schließlich waren die Stücke gesetzliches Zahlungsmittel bis einschließlich dem 31.12.2001 (ich glaube bis DEM 20,00). Als Kaufmann muss man das wissen und auch erkennen - kein Pardon in dieser Frage, und wer in diesem Aspekt versagt, verliert meine Wertschätzung.

Jedenfalls, kamen die Münzen zur Kreditwirtschaft zurück, wurden diese von den Instituten noch eine Zeit aufbewahrt, aber meistens über das Bargeldnetz (von den kommerziellen Banken an die Deutsche Bundesbank) an die Bundesbank zurückgegeben. Die Bundesbank hat diese meistens nicht wieder herausgegeben, sondern eingezogen und eingeschmolzen.

Wie viel von den 8.350.000 Stück tatsächlich noch existieren, ist das Geheimnis der Bundesbank. Ich kann nicht sagen, ob die Bundesbank die Anzahl der eingeschmolzenen Stücke dieser Ausgabe gezählt und vermerkt hat.

In 1986 wurden Sondermünzen mit Nickelkern und Kupfer-Nickel Außenhülle geprägt. Das machte die Münzen unbeliebt, denn Sondermünzen wurden von jeher (dies als Erbe des Talers des 19. Jahrhundert) in Silber ausgeprägt. Nun ist Silber ja ein Edelmetall und die Silberlegierung gab einem immer das Gefühl, etwas dauerhaft Wertbeständiges zu besitzen.

Der Wechsel von der Edelmetalllegierung zu Nickel erfolgte schlichtweg aus Profitgier bzw. war der Inflation geschuldet.

Keine Währung der Welt in 4.000 Jahren Geldgeschichte hat jemals ihren Wert bei Ausgabe behalten, es sei denn sie waren aus Edelmetall geprägt. Das liegt schlichtweg daran, dass es nie gelungen ist, Edelmetall künstlich herzustellen. Es kann daher bis zum heutigen Tag nicht verwässert werden.

Um das zu verdeutlichen: die Mark von 1871 ist in der Inflation von 1920-1923 restlos entwertet worden, aber die Goldstücke zu 10 und 20 Mark der Mark von 1871 sind bis heute beliebte Anlagemünzen (man besitzt sie, um das darin enthaltene Gold zu besitzen. Der wertbestimmende Faktor ist der Goldanteil.).

Der Wechsel der Legierung bei Sondermünzen, war daher ein Zeichen, dass auch die DM von 1948-2001 Inflation unterlag und daher wertloser wurde.

Die zunehmende Entwertung machte es (wenn man denn Gewinn machen wollte – Stichwort Schlagschatz) unumgänglich die Legierung zu ändern. Darüber hinaus gab es in den 1980ern auch ein Schema Silber künstlich zu verknappen. Spekulanten hatten Silberbestände gehortet und dem Markt vorenthalten, was massive Preissteigerungen auslöste – ich will und kann hier nicht ins Detail gehen. Einfach mal „Silberspekulation der Brüder Hunt“ bei wikipedia nachschlagen. Die ist zwar nach ein paar Jahren zusammengebrochen, hat aber für anhaltende Preisverwerfungen gesorgt.

Ich habe das mal kalkuliert: eine Silberlegierung mit einem Feingehalt von ca. 9 Gramm Silber hätte seinerzeit einen Materialwert von DEM 3,59 bedeutet. Dazu kommen noch Herstellkosten. Es wird klar, hier ist kaum Raum für einen Schlagschatz.

Der Materialwert des Nickels (10 Gramm) wird damals DEM 0,12 entsprochen haben, heute würde die Menge EUR 0,18 kosten.

Aber vielleicht ist das Geldstück heutzutage so selten, dass dafür tausende von Euro bezahlt werden? Eine zweiminütige E-Bay-Recherche bringt es an den Tag: EUR 2-4 + Versandkosten muss man für das Stück heute zahlen. Ein Stück in polierte Platte, war auch darunter.

Die Anekdote

Ich habe 1997 mal in Köln gearbeitet und bin regelmäßig bei der Commerzbank vorbeigekommen. Ich war früh dran und hatte noch Zeit, meine jährliche Kartenspielrunde stand an und ich wollte noch eine Sonderprägung zum „auf den Tisch legen“ besorgen, um meine Mitspieler zu verunsichern (jedenfalls kennen meine Kumpels jetzt die Sonderprägungen – und einer meiner Freunde bringt seit Jahren seine Schätze mit - Trophäen des Sieges!, und liebt sie. Das wollte ich auch erreichen: Leute liebt kulturell wertvolle Gebrauchsgegenstände!

Die Euroeinführung stand fest, es gab Zinsen auf Guthaben, für Münzen aber nicht, also haben die Leute angefangen ihre Münzen bei den Banken abzuliefern. Und die Commerzbank, die hatte just ein komplettes Album zurückbekommen: alle Münzen von 1966 an. Ich habe eine ganze Menge mitgenommen. Darunter auch ein Exemplar des gezeigten Stücks.

Die Stücke, die ich nicht in Umlauf gebracht habe, sind bis auf ein paar Silberstücke allesamt pünktlich in 2002 in gültige Währung umgetauscht worden (Geld muss wandern! Ungültig geworden? Würde ich ohne Gnade umtauschen).

Umtauschbarkeit DM

Und die DM-Münzen kann man bis zum heutigen Tag umtauschen, bei der Bundesbank.

Allerdings zieht sich die Bundesbank - ohne Rücksicht auf die Bürger - aus der Fläche zurück. Es gibt vielleicht noch 30 Kassen. Zum Teil kommt man an die Kassen nur noch mit Termin. Legt man denen ein paar Scheine hin und will andere Stückelungen, werden die schwierig. Es ist zwar deren gesetzlicher Auftrag, aber man wird unter Generalverdacht gestellt gewerblich zu sein, man soll zu einer Bank gehen (die mittlerweile prohibitive Preise auf Bartransaktionen aller Art nehmen), man ist prinzipiell unfreundlich übersachlich (weil man als Untertan nur Bittsteller sein kann, vielleicht verkenne ich aber auch den Ernst den das Geschäft verlangt). Aber sicher, niemand hat die Absicht einem den Barzahlungsverkehr zu vermiesen oder unmöglich zu machen (genauso wenig wie Walter Ulbricht 1961 eine Mauer bauen wollte).

Der Staat zieht sich Stück um Stück zurück. Hoheitliche Aufgaben werden ohne entsprechende Vergütung auf die Kreditwirtschaft und gerne auch Spezialdienstleister - private Unternehmen mit prekär bezahlten Mitarbeitern – übertragen. Die übernehmen die Aufgabe der Überwachung der Münzverkehrs (Untersuchung auf Echtheit, Umlauffähigkeit etc.). Solche Spezial-Unternehmen werden immer angelsächsisch geprägt sein (und werden garantiert nicht nach Bankentarif oder Tarif für den öffentlichen Dienst bezahlt), da ist kein Raum für Schönheit oder Besonderheiten im Sinne einer Sonderprägung.

Ich habe in Banken auch schon Leute erlebt, die Ihren Beruf in der Kasse hassen und ohne Enthusiasmus ausüben, wofür ich kein Verständnis habe.

Was soll ich jetzt bloß machen?

Ist Eure Entscheidung. Stundenlang versuchen mehr als den Nennwert über Auktionen herauszuholen, das Stück einfach wegen seiner Schönheit zu behalten und liegen zu lassen (weil Ihr kulturell Schönes und Wertvolles besitzen wollt) oder das Zeug einzutauschen.

Also auf zur nächsten Bundesbank, da gibt es für DEM 5,00 - Trommelwirbel - EUR 2,56. Ein guter Kaufmann kalkuliert die Kosten der Anreise, und ich denke, die gesamte Aktion wird mindestens drei Stunden Zeit kosten, wohnt Ihr auf dem Land auch 12 Stunden.

Wenn man die EUR 2,56 in der Hand hat, geht man in den Supermarkt, legt EUR 0,14 drauf und kauft für EUR 2,70 ein Magnum-Eis.

Soviel kostet das heute, habe ich diese Woche im Supermarkt gesehen.

Aber man hätte was zu erzählen, denke ich.

Gut, brieflicher Umtausch soll auch möglich sein (wobei ihr wohl gegen die Beförderungsbedingungen der Post verstoßen würdet: kein Bargeld, wenn Ihr nicht irgendeine spezielle Versandart „Wert Inland“ benutzt - es wird halt nichts unversucht gelassen Barzahlungsverkehr zu verhindern) - bei der Bundesbank Mainz.

Übrigens: die Bundesbank schmilzt konsequent alles ein, was ihr in DEM zurückgegeben wird. Eine Rückgabe ist daher nachhaltig (aber Kontinentaleuropäer handeln ja seit jeher so).

Noch Fragen? Ich denke mal nicht. So, ich hoffe, das hat unterhalten.
 
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