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Thema: Belege aus der eigenen Familiengeschichte
Das Thema hat 274 Beiträge:
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volkimal Am: 04.07.2020 11:49:26 Gelesen: 118609# 250 @  
Hallo zusammen,

der Brief vom 12.11.45 ist der erste Brief von Onkel Hans an Großvater, der erhalten geblieben ist und den Onkel Hans selbst aufgegeben hat. Die 12 Pfg. Marke von Mecklenburg-Vorpommern ist mit einem Notstempel entwertet worden - in diesem Fall mit dem aptierten Reichssiegel des Postamtes Löcknitz (Pommern).



Im November 1945 wurde das Datum noch handschriftlich eingesetzt. Bei dem Doppelbrief vom 8. Februar 1945 (letzte Seite) stand dagegen schon ein Gummistempel für das Datum zur Verfügung. Bei den 12 Pfg. Marken gab es vier verschiedene Farben. Diesmal verwendete Onkel Hans die lebhaftrote Marke.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 07.08.2020 10:03:24 Gelesen: 116386# 251 @  
Hallo zusammen,

nach einer langen Pause will ich mit einem Beitrag zu diesem Thema anfangen, wieder mehr auf Philaseiten zu zeigen.



Im Dezember 1945 wollte Onkel Hans wieder zu seiner Mutter nach Berlin fahren. Dazu benötigte man eine Reisebescheinigung. Die Landesverwaltung Mecklenburg-Vorpommerns hatte angeordnet, die Aushändigung einer Fahrkarte von der Vorlage eines Entlausungsscheines abhängig zu machen (Heinz Buchner: Beiträge zur Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns S.35). Diese Reisebescheinigung für Onkel Hans in deutscher und russischer Sprache ist am
20. Dezember 1945 vom Kreispolizeiamt Randow ausgestellt worden.



Die Fahrt nach Berlin verzögerte sich aber, denn auf dieser Ganzsachen-Postkarte aus Mecklenburg-Vorpommern vom 27.12.45 schreibt Onkel Hans:
Lieber Hermann! Da Berta so nervös ist, daß sie nicht vertragen kann, daß ich schreibe, kam ich gar nicht zum Schreiben. So weiß ich nicht, ob ich Dir schon den langen Brief vom 4.12. mit Familienbrief bestätigt habe. Von Herzen danke ich Dir dafür, er war das größte Weihnachtsgeschenk, kam am 23. an...
Sehr leid tut es mir, daß ich nun nicht nach Berlin zu Mutter fahren kann. Ich wage nicht, auf offener Karte zu stenographieren. Wir verlebten das Fest so still wie noch nie, ich fast dauernd mit Hausfrauenarbeit in Bewegung...
Zumeist kein Licht am Baum in ganz Retzin, aber seit 13.12. haben wir elektrisch Licht, so daß man sich fast wieder wie ein Kulturmensch fühlt...

Ich warte eben, nach Anklam zu fahren zu Lehrertagung, hoffe Dir von dort ausführlich zu antworten...
Die Karte ist mit dem Bahnpoststempel Stralsund-Rostock entwertet worden Auffällig ist, dass im Stempel alle beweglichen Teile also die Zugnummer und das Datum fehlen.



Im Januar 1946 ist Onkel Hans dann doch nach Berlin gefahren. Kurz vor seiner Rückfahrt schickte er noch eine Karte an seine Mutter. Er benutzte dazu wieder eine Ganzsache aus Mecklenburg-Vorpommern, die er am 13.1.1946 in Berlin-Charlottenburg aufgab (nächste Seite).
Es ist bisher nicht eindeutig geklärt, ob die Marken aus Mecklenburg-Vorpommern offiziell in Berlin erlaubt waren, oder ob sie nur geduldet wurden. Wie man an dieser Karte sieht, kommen aber anstandslos beförderte Stücke vor.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.08.2020 14:30:31 Gelesen: 115701# 252 @  
Hallo zusammen,

heute zwei weitere Postkarten aus Mecklenburg-Vorpommern (Michel P 5b):



Entwertet mit dem Notstempel des Postamtes Löcknitz. Wie bei vielen Karten, die kurz nach dem Krieg verschickt wurden, sagt auch hier der Text wieder einiges über die Zeit aus. Am 14.1.1946 schreibt Onkel Hans an seine Mutter:

Gestern hat es viel geschneit und gestürmt, da habe ich mehrmals Schnee gefegt - aber wieder barfuß, da werden keine Strümpfe nass ... Gestern hat es "Rindfleisch" gegeben. Kuheuter, das wir als Sonntagsbraten assen.



Am 9.2.1946 wurde das Datum nicht mehr handschriftlich sondern mit Hilfe eines Gummistempels eingesetzt.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 24.08.2020 14:15:42 Gelesen: 115159# 253 @  
Hallo zusammen,

an diesem Einschreibebrief erkennt man etwas die Probleme, mit denen das Postamt Berlin N 58 nach dem Zweiten Weltkrieg zu tun hatte:



Es gab keine Einschreibezettel des Postamtes mehr. Man verwendete also R-Zettel des Postamtes 106, die man handschriftlich änderte. Desweiteren müssen die meisten Stempel des Postamtes im Krieg vernichtet worden sein. Diesen Stempel hatte man wohl noch in irgendeiner Schublade. Die Marken sind mit einem alten Sternchen-Stempel des Deutschen Reiches entwertet. Dieser Stempel ist lange Zeit nicht benutzt worden, denn das Sternchen ist noch im Stempel enthalten. Vor 1945 sind nur zwei Daten bekannt: 23.4.1927 und 08.01.1931. Bei allen Stempeln, die im Gebrauch waren, sind die Sternchen 1937 auf behördliche Anordnung aptiert d.h. herausgeschnitten worden.

Das Porto für einen Fernbrief bis 100 g betrug damals 24 Pfg., die Einschreibegebühr 30 Pfg, der Brief ist also portogerecht frankiert.



Im April 1946 besuchte Onkel Hans noch einmal seine Mutter in Berlin. Auf der Rückfahrt schrieb er diese Karte, die er unterwegs in Pasewalk einsteckte. Er schrieb:

L.M. Auf dem Bahnsteig stand 1 Polizist u. 1 Beamter, wenn ich mitfahren wollte, müßte ich 10 RM Zuschlag u. 4 RM für Dzug bezahlen. Das tat ich, nun stand ich bis Angermünde im Gang, von da an Sitzplatz. Wir nähern uns Pasewalk, wo ich diesen kurzen Gruß gleich in den Kasten werfen will.
Wie ist mein Herz voll Lob und Dank für diese schönen Tage (meist allerdings nur Abende, Morgen und Nächte) mit Dir zusammen. Ich werde noch lange von der Erinnerung leben. Gebe Gott, daß es nun stetig mit Dir zur Besserung geht. ...


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.09.2020 11:01:37 Gelesen: 114474# 254 @  
Hallo zusammen,

Urgroßmutter geht es nicht gut. Gottfried (Friedel), der Bruder von Großvater, besucht sie deshalb in Berlin im Elisabethstift. Von dort schickt er am 26.5.1946 diese Karte an Großvater:



Er schreibt: "Lieber Bruder, ich sitze hier an Mütterchens Bett. Dörte und Hildburg waren von 4 - 6 auch hier, um sie zu sehen und zu erfreuen..."

Am 8. Juni 1945 diktiert Urgroßmutter diese Karte an Großvater.



Der Text lautet: "Lieber Sohn, viele Glückwünsche zum Geburtstag. Ich bin schwerkrank aber ich gehe zur Besserung. Ich kann nicht lesen und nicht schreiben. Fräulein Andree schreibt für mich und läßt grüßen. ... Deine Mutter"

Außer an Großvater diktierte Urgroßmutter am selben Tag (8.6.46) diese Karte an Onkel Hans:



Drei Tage später am 11.6.1946 ist Urgroßmutter dann im Alter von 82 Jahren gestorben.

Soviel für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 16.09.2020 11:05:48 Gelesen: 113270# 255 @  
Hallo zusammen!

Das Papier dieses Einschreibe-Doppelbriefes vom 12.9.1946 war so schlecht, dass die Absenderin die Ecken sofort mit Tesafilm gesichert hat. Ganz Hübsch ist die Mischfrankatur der Marken für Brandenburg mit der 1. Kontrollratsserie. Wie man an der Anschrift erkennt, ist Onkel Hans inzwischen von Retzin in der sowjetischen Zone in die britische Zone umgezogen. Er wohnt jetzt in der Nähe von Grevenbroich.



Im März 1947 wohnt Onkel Hans in Ramrath bei Grevenbroich. Seine Frau Berta wohnte und arbeitete weiterhin in Retzin bei Grambow. Am 10.3.1947 schickt sie diesen Brief mit dem Plan ihres Zimmers an Onkel Hans (nächste Seite). Im Text werden die beengten Verhältnisse der Nachkriegszeit deutlich.





Sie schreibt:

Zwischen den Möbeln sind nur schmale Durchgänge von ca. 30cm. ... Die Matten habe ich nicht hingelegt, wegen des Durchgangs vieler fremder Füße. (Der Weg zur Küche führte durch ihr Zimmer)
Im Wäschekorb einige Briketts, darauf Korb mit Kartoffeln und Gemüse. (über der Skizze)
Unterm Flügel Kiste mit Blech. Erbsen und etwas Weizenkörner (links neben der Skizze)

Sehr viele Häuser waren zerstört und es gab viele Flüchtlinge, die ein Zimmer brauchten. Dadurch waren die noch vorhandenen Zimmer voll belegt. Berta hatte in ihrem Zimmer sogar ein Klavier und einen Flügel stehen. Auf dem Flügel konnte sie aber nicht spielen, denn er stand mit den Tasten zur Wand.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 28.09.2020 19:19:28 Gelesen: 112673# 256 @  
Hallo zusammen,

am 16. März 1948 fährt Onkel Hans mit der Bahn nach Bad Kreuznach. Bei einem Aufenthalt in Koblenz schreibt er diese Karte an Großvater.



Als er die Karte in Koblenz einsteckt, hat Onkel Hans aber nicht bedacht, dass er sich in der französischen Zone befand. Die Marken der 2. Kontrollratsserie waren aber nur in den drei anderen Zonen gültig. Die Marke wurde also nicht abgestempelt und die Karte wurde mit Nachporto belegt.



1949 war Onkel Hans wieder in Koblenz. Diesmal schickte er eine Ganzsache aus Rheinland-Pfalz an Großvater.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.11.2020 09:11:29 Gelesen: 109870# 257 @  
Hallo zusammen,

die Ausrottung des Nationalsozialismus gehörte zu den erklärten Kriegszielen aller Alliierten und wurde demgemäß zu einer zentralen Aufgabe der Besatzungspolitik. Aus diesem Grund wurden Entnazifizierungsausschüsse eingerichtet. Unter anderem sollte das Erziehungswesen in Deutschland überwacht und alle nazistischen und militaristischen Lehren sollten ausgemerzt werden.

Onkel Hans war von 1933-1938 Mitglied der NSDAP, von 1937-1938 Mitglied der NSV (Nationalsozialistische Volksfürsorge) und von 1937-1938 Mitglied des NSLB (Nationalsozialistischer Lehrerbund). Nach dem Krieg musste er beweisen, dass es unbedenklich ist, wenn er als Lehrer arbeitet. Er wurde deshalb 1947 das erste Mal vor den Entnazifizierungsausschuss geladen.



Bei den Verfahren wurden die Betroffenen in eine von den folgenden fünf Kategorien eingestuft:

Kategorie I Hauptschuldige
Kategorie II Belastete
Kategorie III Minderbelastete
Kategorie IV Mitläufer
Kategorie V Entlastete
 

Den Gruppen I bis III drohten Strafmaßnahmen (Einweisung in ein Arbeitslager, Einziehung des Vermögens und Pensionsverlust, Arbeitsbeschränkung, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte), für die Mitläufer waren Geldbußen vorgesehen. Hier ist der Einreihungsbescheid vom 17.10.1947. Onkel Hans wurde in die Kategorie "IV" (Mitläufer) eingestuft. Sein Vermögen und seine Konten wurden nicht gesperrt. Außerdem durfte er wieder als Lehrer arbeiten.

Viele Grüße
Volkmar
 

volkimal Am: 30.11.2020 11:41:22 Gelesen: 107690# 258 @  
Hallo zusammen,

mit dieser Karte wurde Onkel Hans für den 22.4.1949 ein zweites Mal vor den Entnazifizierungsausschuss geladen.



Die Karte ist als portopflichtige Dienstsache verschickt worden, Onkel Hans musste also das Postkartenporto von 10 Pfg. selber bezahlen - ein Zuschlag wurde von der Post nicht erhoben. Obwohl die Karte nicht frankiert war, musste dennoch die Notopfermarke aufgeklebt werden. Weil die Karte zunächst verkehrt herum in der Stempelmaschine lag, bekam sie in Düsseldorf zwei Stempel.



Das Entlastungszeugnis zu diesem Verfahren wurde am 13. Mai 1949 ausgestellt. Gleichzeitig erhielt Onkel Hans eine Rechnung über die Verfahrenskosten von 100,- DM, die auf seinen Antrag im Oktober auf 35,- DM herabgesetzt wurden.





Mit dieser portopflichtigen Dienstsache des Regierungspräsidenten in Düsseldorf vom 8.10.1949 wurde festgelegt, wie die 35,-DM zu zahlen sind.

Onkel Hans musste das Geld in drei Raten zu 10,- DM und einer Rate zu 5,- DM zahlen. Die Raten waren ab November 1949 jeweils am 10. eines Monats fällig.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.12.2020 17:28:56 Gelesen: 106586# 259 @  
Hallo zusammen,

in Karlsruhe lief ein drittes Entnazifizierungsverfahren von Onkel Hans.



Mit dieser portopflichtigen Dienstsache wurde Onkel Hans aufgefordert, eine Abschrift des Entscheids aus der britischen Zone zu schicken. Nach Eingang der Nachricht wurde das Verfahren in Karlsruhe eingestellt.



Einstellungsbescheid vom 4. Juli 1949. Onkel Hans bekommt hiermit ein Entlastungszeugnis.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.12.2020 19:14:58 Gelesen: 105319# 260 @  
Hallo zusammen,

am 21. Juni 1948 wurde in den drei westlichen Zonen die Währungsreform durchgeführt. Die alten Marken konnten am 21. und 22.6.48 zu 1/10 ihres früheren Wertes weiterverwendet werden. Hier eine der sogenannten Zehnfachfrankaturen von Onkel Hans an Großvater:



In Berlin war es anders, denn die westlichen Besatzungsmächte versuchten alles, um die Einheit Groß-Berlins zu erhalten. Dennoch führten die, durch die sowjetische Währungsreform am 24. Juni eingeleiteten politischen Ereignisse zu einer Spaltung in einen West- und einen Ostteil der Stadt.

Am 25. Juni 1948 führten die Alliierten in Westberlin eine eigene Währungsreform durch, bei der die DM (West) als Zahlungsmittel eingeführt wurde. Die Ostmark blieb jedoch weiterhin gültiges Zahlungsmittel und daher blieben auch alle Postwertzeichen der sowjetischen Besatzungszone in West-Berlin frankaturgültig.

Mit einer zweiten Währungsreform am 20. März 1949 wurde die DM (West) zum alleinigen Zahlungsmittel in West-Berlin erklärt. Sämtliche Postwertzeichen in Ostmark wurden damit ungültig.



Für Berlin erging der Befehl, dass man die alten Marken vom 24. bis zum 28. Juni 1948 zu 1/10 ihres früheren Wertes weiterverwenden durfte. Dieser Zeitraum wurde stillschweigend bis zum 31. Juli verlängert, um sich der Regelung der sowjetischen Zone anzupassen.

Dieser Brief aus Berlin-Britz vom 30.6.1948 mit einer solchen Zehnfachfrankatur geht an Dr. Gottfried Werdermann und Frau Gemahlin in Zeuthen (Mark). Auf der Rückseite trägt er einen Zensurstempel mit der kyrillischen Inschrift "sowjetische Zone, Militär-Zensur". Dass der Brief an der rechten Seite geöffnet worden ist, fällt kaum auf. In der sowjetischen Zone gab es im Gegensatz zu den drei westlichen Zonen keine Verschlussstreifen. Der Brief wurde nach dem Öffnen mit Wasserglas als Klebemittel bestrichen und wieder verschlossen.

Viele Grüße
Volkmar
 
10Parale Am: 30.12.2020 23:40:34 Gelesen: 104967# 261 @  
Kurze Geschichte eines Briefes:

meine Mutter hatte 4 Halbbrüder von der ersten Frau Ihres Vaters. Den Kontakt zu Ihnen hatte sie nie gehabt, außer zu dem Jüngsten der Vier, der war aber im 2. Weltkrieg früh gefallen. Ich erinnere mich an ein Bild von ihm, ein hübscher junger Mann, viel zu jung, um im Krieg zu sterben, dachte ich immer als Kind. Ihr Schicksal war nicht einfach: Geburt vor dem 2. Weltkrieg, Grundschule, der Traum vom Klavierspielen nur kurz, verbotene Klavierstunden in Freiburg im Breisgau, dann früher Tod Ihrer Eltern und der Pflegevater benutzte sie als Arbeitstier in der Landwirtschaft. Klingt hart, ist aber wahr.

Zeitsprung:

1993 arbeitete ich bei einem Arbeitgeber, der mit einer gebürtigen Amerikanerin verheiratet war. Aus Erzählungen meiner Mutter wusste ich, dass ich einen sagenhaften Onkel (Halbonkel) in Amerika hatte, vermutlich in Ohio. An einer Betriebsfeier erzählte ich die Geschichte. Ein paar Wochen später schleppte die Frau meines Chefs sämtliche Telefonbücher von Toledo und Umland an und wir fingen an zu blättern. Meine Mutter hieß mit Mädchenname Gross. Da gab es unzählige Personen mit diesem Namen. Meine Mutter erinnerte sich, dass ein Bruder, der Albert hieß, vor dem 2. Weltkrieg mit der großen Auswanderungswelle nach Amerika geflohen war, um sich eine bessere Zukunft aufzubauen.

Wir riefen alle Albert Gross an, die wir finden konnten und hatten Glück! Der Bruder war noch am Leben. Spontan wie Amerikaner manchmal sind setzte er sich im Alter von 84 Jahren in einen Flieger und es kam zu einem Familientreffen von 2 Menschen, die den selben Vater hatten. Ich erinnere mich noch, wie die beiden auf dem Balkon saßen und Albert gemütlich eine Pfeife rauchte.

Heute fand ich im Keller noch ein paar Briefe aus dem Briefwechsel der Beiden. 1 Dollar kostete der Brief, schöner Stempel vom 31. August 1994.

Albert hatte als Bäckermeister reüssiert und konnte sich ein Haus und ein gutes Leben leisten. Er ist vor ein paar Jahren gestorben und ich weiss, dass es ihn sehr glücklich gemacht hat, sein Halbschwester zu treffen. Der Frau meines ehemaligen Chefs bin ich ewig zu Dank verpflichtet.

Ich muss diese Geschichte niederschreiben.

Schöne Grüße

10Parale


 
volkimal Am: 10.01.2021 11:31:36 Gelesen: 104090# 262 @  
@ 10Parale [#261]

Hallo 10Parale,

eine sehr schöne Geschichte - und dazu philatelistisch belegt. Danke fürs Zeigen.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 10.01.2021 11:40:54 Gelesen: 104086# 263 @  
Hallo zusammen,

heute noch drei weitere Zehnfachfrankaturen aus der Familie:



1948 studierte Hellmut in Erlangen. Diese Karte schickte er am 22.6.1948 von dort an Großvater. Nach der Währungsreform am 21.6.1948 war in den westlichen Zonen die Verwendung der alten Marken zu einem Zehntel ihres Nennwertes gestattet. Dieses galt aber nur am 21.6. und 22.6.1948, danach mussten die neuen Marken verwendet.

Hellmut hat hier eine alte 12 Pfg. Postkarte bei der Zehnfachfrankatur verwendet. Mit 122 Pfg. ist die Karte geringfügig überfrankiert.



Zwei Tage nach der Währungsreform schrieb mein Vater diese Karte an Willi Matzat. Mein Vater schrieb:

Bevor heute Abend nun auch die alten Marken ungültig werden, sollst Du von uns noch einen herzlichen Gruß bekommen...

Augenblicklich merke ich noch nicht viel von der Währungsreform. Bisher habe ich noch kein Geld auszugeben brauchen. Am Sonntag war unser Studienhaus geschlossen im Werratal, um unsere Tischkasse rechtzeitig zu verjubeln. Es war ein schöner Tag...


Auch bei dieser Karte handelt es sich um eine Zehnfachfrankatur. Wie in diesem Fall wurden aber auch die Briefe, die sich am 23.6.48 morgens in den Briefkästen befanden, anstandslos befördert. Im Stempel ist übrigens die Postleitzahl 20 nachträglich eingesetzt worden.

Das besondere an dieser Karte ist, dass mein Vater eine 45 Pfg. Auslandskarte für die Zehnfachfrankatur verwendete. Die Karte scheint mit 122 Pfg. etwas überfrankiert zu sein. In Wirklichkeit ist sie aber unterfrankiert. Aufgrund der Herabsetzung des Portos für Auslandskarten von 45 Pfg. auf 30 Pfg. am 15.09.1947 wurde die Postkarte am Schalter trotz 45 Pfg. Marke für 30 Pfg. verkauft. Deshalb durfte der 45 Pfg. Wertstempel nur mit 30 Pfg. verrechnet werden.



Den Brief mit einer bunten Zehnfachfrankatur schickte Großvater am 22.6.1948 an den Studenten Hellmut Matzat in Erlangen. Er ist mit alten Marken im Wert von 243 Pfennig frankiert, damit ist er um 3 Pfg. alter Währung überfrankiert. Großvater war in Göttingen und besuchte dort meinen Vater, der inzwischen in Göttingen studierte.

Soviel für heute - viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.02.2021 12:23:59 Gelesen: 101762# 264 @  
Hallo zusammen,

heute eine Karte, bei der ich die Besonderheit zuerst übersehen habe:



Gottfried lebte in der sowjetischen Zone und schrieb diese Postkarte mit dem 12 Pfg. Wertstempel "Friedrich Engels" an meinen Großvater. Bei einem Besuch in West-Berlin schickte er die Karte am 6.1.1949 in Berlin-Britz ab.

Die Postkarte ist im November 1948 erschienen und konnte nur bis zum 20. März 1949 in West-Berlin verwendet werden. Entsprechend dieser sehr kurzen Zeitspanne sind solche Karten der sowjetischen Besatzungszone, in West-Berlin verwendet, ausgesprochen selten.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 13.03.2021 20:28:39 Gelesen: 97435# 265 @  
Hallo zusammen,

am 20. Januar 1949 erschienen die ersten vier Werte mit dem roten Schrägaufdruck BERLIN. Sie mussten mit DM (West) an den Schaltern gekauft werden, während die Briefmarken mit dem schwarzen Aufdruck BERLIN noch immer für Ostmark gekauft werden konnten. Nach der zweiten Währungsreform verloren die Marken mit dem schwarzen Aufdruck ihre Gültigkeit.



Dieser Brief an Onkel Hans mit 24 Pfg. Porto vom 10.6.1949 ist um 4 Pfg. überfrankiert. Der Absender hatte wohl noch nicht mitbekommen, dass das Porto für Fernbriefe in Berlin neun Tage vorher von 24 Pfg. auf 20 Pfg. herabgesetzt worden ist.



Im Jahre 1949 wechselten Gottfried und seine Frau Dörte den Wohnsitz und zogen von Zeuthen nach Berlin-Britz. Von dort schickte seine Frau am 27.1.1950 diese Sonderkarte zur 100-Jahrfeier der Oberpostdirektion Berlin an Großvater. Wie aus dem Text hervorgeht, konnte Gottfried zu diesem Zeitpunkt nicht selber schreiben. Es heißt dort:

"Wir haben leider auch wieder einen großen Kummer. Friedel bekam plötzlich beim Holzhacken vor 10 Tagen einen Bluterguß in seinem noch guten Auge und kann nicht mehr viel sehen, keine Uhr, kein Geld erkennen und vor allem gar nicht mehr lesen."

Mit diesen beiden Belegen möchte ich das Kapitel "Das Ende des Krieges und die Zeit danach" beschließen. Mal sehen, was ich als nächstes heraussuche.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 30.03.2021 23:49:00 Gelesen: 95647# 266 @  
Hallo zusammen,

heute vor genau 100 Jahren sind mein Vater und seine Zwillingsschwester zur Welt gekommen. Mit dieser Postkarte wurde die Geburt ihren beiden Großtanten Anna und Else Hecker mitgeteilt. Es waren die Schwestern von Urgroßmutter Hedwig Werdermann geb. Hecker. Vatis Zweit- und Drittnamen stammen von seinen Großvätern Oswald Hentschel und Ferdinand Werdermann.



Großvater schreibt:
Bei uns ist gestern ein gesundes Zwillingspärchen
Hartmut Oswald Ferdinand
Friedburg Helga Ilse
angelangt. Gott sei Dank geht es den beiden Kleinen (je 6 Pfd.)
u. der Mutter gut. Sehr freuen wir uns, daß Dora pflegen
kann. Zwillinge hat's lange nicht in der Familie gegeben!
Eure Hermann u. Ilse Werdermann


Hier noch ein passendes Foto der Zwillinge:



Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.10.2021 20:49:52 Gelesen: 75945# 267 @  
Hallo zusammen,

ich habe bei diesem Thema eine sehr lange Pause eingelegt. Das soll sich hiermit wieder ändern. Im Beitrag [#4] habe ich den ältesten Brief aus meiner Familiensammlung gezeigt. Hier ist er noch einmal:



Der Brief geht an meinen Ur-ur-ur-Großvater, den "königlichen Domainen Rentmeister Herrn Leps Wohlgeboren in Querfurt". Er stammt aus der Zeit zwischen 1842 und 1849. Die folgende Karte geht an seine Enkeltochter Melanie Leps:



Urgroßmutter hat diese Karte an ihre Cousine Melanie Leps geschickt. Melanie hatte drei Geschwister. In den folgenden Beiträgen geht es um ihren Bruder Adolf Leps (1876-1914). Da Melanie keine Kinder hatte, musste mein Vater nach ihrem Tod die Wohnung auflösen. Dadurch kamen einige interessante Erbstücke von Adolf Leps in unsere Familie.



Adolf Leps war staatlich geprüfter Marineingenieur auf dem kleinen Kreuzer SMS Leipzig. Das Schiff gehörte zum Kreuzergeschwader in Ostasien. Am 8. September 1906 lief die SMS Leipzig von Wilhelmshaven nach Ostasien aus. Adolf Leps fuhr 1908 mit einem anderen Schiff nach Ostasien. Er war auf jeden Fall in der Zeit von 1908 bis 1910 an Bord der SMS Leipzig. Aus dieser Zeit stammen die Andenken von ihm.

Die SMS Leipzig blieb die gesamte Zeit bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs in Ostasien. Adolf Leps muss aber zwischendurch zu Hause gewesen sein, denn sonst wären seine Reiseandenken nicht in Deutschland angekommen. Was er so alles mitgebracht hat seht ihr beim nächsten Mal.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 08.11.2021 14:30:47 Gelesen: 74699# 268 @  
Hallo zusammen,

mein Lieblingsstück ist ein wunderschönes Lackalbum mit zahlreichen Fotos von der Fahrt mit der SMS Leipzig 1908/1910.



Anhand der Beschriftung der Fotos ist klar, dass es durch den Suez-Kanal, über Padang (West Sumatra), Batavia (heute Jakarta, Indonesien) nach Ostasien ging. Einige Fotos aus dem Album möchte ich hier zeigen:



linkes Bild: Dieses Foto zeigt den Hafen von Wladiwostok mit der SMS Leipzig. Vielleicht ist Adolf Leps dort an Bord des Schiffes gegangen.
rechtes Bild: Japanisches Flaggschiff



linkes Bild: Tsingtau, chinesischer Handelshafen.
rechtes Bild: Yamen von Shanghaikuan, von deutschen Truppen besetzt (1900 – 1901). Auf dem Schild oberhalb des Durchgangs steht „Fort Preussen“. Das Bild stammt also aus der Zeit der Besetzung.

So viel für heute. Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 01.12.2021 17:44:32 Gelesen: 72964# 269 @  
Hallo zusammen,

noch ein paar Fotos aus dem Fotoalbum v on der Fahrt der SMS Leipzig nach Ostasien 1908 - 1910:



linkes Bild: Schlachten an Bord der SMS Kurfürst Friedrich Wilhelm
rechtes Bild: Im Hafen von Jap (Ostkarolinen)

Bemerkenswert sind die schmalen langen Bretter, über die die Einheimischen laufen um das Schiff zu versorgen.



linkes Bild: Neptuns Navigator und Astronom (Linientaufe). Die anderen Bilder der Äquatortaufe sind überfüllt und unübersichtlich.
rechtes Bild: Offiziere der SMS Leipzig in Tsingtau





Während ihrer Fahrten führte die SMS Leipzig den Marineschiffspost-Stempel Nr. 21 mit sich. Von Adolf Leps ist in meiner Sammlung leider kein MSP Beleg. Den Stempel kann ich aber dennoch zeigen.

Willy Hermann schickte diese Ansichtskarte mit den Königsgräbern von Nanking am 21.X.1908 an seine Mutter in Straßburg. Er schreibt:

„L.M. Habe heute beim chinesischen Vice Prinz Besuch gemacht. Schreibe darüber gelegentlich. Weihnachten sind wir in Tsingtau.
Herzl. Grüße Willy“.


Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 05.12.2021 11:50:50 Gelesen: 72559# 270 @  
Hallo zusammen.

Die einzige Postkarte, die von Adolf Leps aus der Zeit in Ostasien noch vorhanden ist, hat er am 30. März 1909 aus Apia, der Hauptstadt Samoa an seine Schwester Melanie geschickt. Leider hat irgendjemand die Briefmarken abgelöst.



Adolf Leps schreibt:

„Liebe Melanie! Die herzlichsten Grüße sende ich Dir und Mama wieder. Sind hier an den Samoainseln, der Hauptstadt Apia. Am 18. März sind wir mit der SMS Leipzig wohlbehalten im Hafen von Apia eingelaufen und nahe der Stadt vor Anker gegangen. Hier ist es großartig, die Vegetation üppig. Die Tropenhitze unter der wir auf der ganzen Reise schon mächtig zu leiden hatten ist ziemlich stark. Trotzdem fühle ich mich ganz wohl und hoffe auch von Euch das Gleiche. Morgen wird ein Postdampfer erwartet und Post direkt von Deutschland. Hoffe auch etwas dabei zu haben.
Nochmals viele herzliche Grüße. Adolf“


Die Ansichtskarte zeigt drei Mädchen bei der Zubereitung von Kava. Dieses ist ein traditionelles Getränk des westpazifischen Raumes, das vor allem als Zeremonialgetränk bei religiösen und kulturellen Anlässen konsumiert wird. Auch auf dieser Briefmarke aus Samoa ist eine Kava-Schale zu sehen.



Traditionell werden dazu frische oder getrocknete Bestandteile der Kava-Wurzel mit Wasser aufgegossen. Meist wird zur Gewinnung der Wurzelstock der Kava-Pflanze (Rauschpfeffer) zu einem feinen Pulver zerrieben oder in einem Mörser zerstoßen; manchmal werden auch Pflanzenteile gekaut und in ein Gefäß gespuckt. Auf Samoa verwendet man dazu eine Kava-Schale wie sie auf der Ansichtskarte zu sehen ist.



Adolf Leps hat aus Samoa eine solche Kava-Schale mitgebracht. Mein Vater fand sie, als er die Wohnung von Melanie Leps aufgelöst hat. Bei meinen Eltern stand immer eine Blume in der Kava-Schale.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 12.12.2021 13:37:11 Gelesen: 71808# 271 @  
Hallo zusammen,

noch ein paar der Andenken, die Adolf Leps von der Fahrt mit der SMS Leipzig 1908 - 1910 aus Ostasien mitgebracht hat:



Ein alter japanischer oder chinesischer Kompass.



Einen dreiteiligen japanischen Paravent hat mein Vater leider auseinandergenommen. Zwei der drei wunderschönen gestickten Bilder (ca. 50 x 120 cm) hat er verschenkt. Auf den Fotos kann man es nicht erkennen, aber es wurden so viele Fäden übereinandergelegt, dass das Gefider der Kraniche richtig räumlich ist.



Der Samurai-Helm aus Japan ist sehr schön gearbeitet. Nur tragen möchte ich ihn nicht. Er wiegt ca. 3,5 Kilogramm.

Viele Grüße
Volkmar
 
bayern klassisch Am: 17.12.2021 12:38:14 Gelesen: 71313# 272 @  
Liebe Freunde,

zum 1. Mal darf ich unter dieser Rubrik etwas zeigen und beschreiben, was mich sehr stolz macht.



Den folgenden Zoll-Schein musste ich beim Kemser Schorsch unbedingt haben, hängt er doch mit meiner Familiengeschichte eng zusammen, auch wenn der genaue Verwandschaftsgrad des Zahlungspflichtigen Georg Bernatz aus Speyer noch nicht sicher ist. Aber meine Frau als Genealogin ist dran seit gestern Abend.

Für eine Ausfuhr von 2 Karren Eicheln im Gewicht von 7 Scheffel waren zu zahlen 1 Gulden und 27 Kreuzer am 10.12.1832, wobei die Ausfuhr und der Schein nur an diesem einen Tag gültig war "gültig bis heute Abends 6 Uhr", etwas, was man heute kaum glauben kann.

Unten lesen wir "Königliche Zollstation Otterstadt, gez. Eberhardt" [1].

Hier können wir ersehen, dass es ein Nebenzollamt 2. Klasse in Otterstadt, ca. 5 km von Speyer entfernt, gab und es war somit die kleinste Zollbehörde, die es gab, vlt. nur mit einem Beamten besetzt. In Folge der "Größe" dieser Station war das abfertigbare Warensortiment sicherlich sehr gering - wohl ausschließlich biologische Erzeugnisse.

Ich hätte nie gedacht, als ehemaliger Otterstadter Heimatsammler (20 Belege in 35 Jahren aus der Pfennigzeit, nichts aus der Kreuzerzeit und schon gar nichts aus der Vormarkenzeit) jemals solch ein Stück zu finden - und schon dreimal nicht von einem Vorfahren. Glück muss man haben, oder wars wegen Weihnachten?

Liebe Grüsse von einem sehr glücklichen bayern klassisch

[1] https://books.google.de/books?id=Ir5AAAAAcAAJ&pg=PA316&lpg=PA316&dq=zollstation+otterstadt&source=bl&ots=sYrakk4OTc&sig=ACfU3U1SlGZG4AWoSyiN0aRCxBfeEq1hdQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiA14GF3ur0AhUiNOwKHWGPCmUQ6AF6BAhREAM#v=onepage&q=zollstation%20otterstadt&f=false
 
volkimal Am: 19.12.2021 18:58:28 Gelesen: 71250# 273 @  
@ bayern klassisch [#272]

Hallo bayern klassisch,

das kann ich gut verstehen, dass dich solch ein schöner Beleg glücklich macht. Herzlichen Glückwunsch zu dem Fund!.

Von mir heute der letzte Beitrag zu Adolf Leps:

Am 7. Juni 1914 startet die SMS Leipzig zu einer Reise nach Amerika. Sie soll den Kleinen Kreuzer Nürnberg an der Westküste Mexikos abzulösen. Über Honolulu erreicht sie am 7. Juli 1914 Mazatlán in Mexiko. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs nimmt auch das Kreuzergeschwader Kurs auf Amerika. Nach einem Abstecher nach Kalifornien trifft die SMS Leipzig am 14. Oktober vor der Osterinsel auf das Kreuzergeschwader.



Am 1. November kommt es vor der Küste Chiles zu der Seeschlacht bei Coronel. Wie man auf der Ansichtskarte lesen kann, vernichten die deutschen Kreuzer Scharnhorst, Gneisenau, Nürnberg, Scharnhorst und Dresden die englischen Kreuzer Monmouth und Good Hope und beschädigen die Glasgow schwer.

Dazu schreibt der Absender am 26.11.1914 auf der Karte:

„Mein lieber Herr Hüttentrauch! Anbei sende ich Ihnen ein Kärtchen zur Erinnerung an die Sieg-reiche Seeschlacht von Coronel. Hoffentlich wiederholen sich derartige Schlachten noch recht oft…“

Die Karte wurde als Marine-Feldpost in Rüstringen (Oldenburg) aufgegeben. Sie trägt den Stempel der „6. Kompanie, II. Bau-Division“. Die Postkarte wurde nur drei Wochen nach der Seeschlacht verschickt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein echtes Foto der Seeschlacht so schnell nach Deutschland gelangt ist. Allerdings trägt die Ansichtskarte unten links das Monogramm NPG der Neuen Photographischen Gesellschaft.



Der Wunsch auf der Karte ist nicht in Erfüllung gegangen, denn am 8. Dezember 1914 kam es zum Seegefecht bei den Falklandinseln. Vier der fünf deutschen Schiffe wurden gestellt und versenkt. Über 2.000 deutsche Seeleute, unter ihnen Adolf Leps kam dabei ums Leben.

Von Hans Bohrdt stammt „das wohl berühmteste deutsche Marinebild“ Der letzte Mann: „Ein Signalgast soll sich, mit der Kriegsflagge in der Hand, auf den Kiel der gekenterten Leipzig gestellt haben und dann mit ihr untergegangen sein.

Mit diesem traurigen Ende ist das Kapitel über Adolf Leps natürlich auch beendet. Mal sehen, was ich als nächstes aussuche.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 20.03.2022 10:57:07 Gelesen: 63121# 274 @  
Hallo zusammen,

ich habe schon mehrmals über die Familie Hentschel in Muskau berichtet (Beiträge [#14] und folgende). Aus gegebenem Anlass möchte ich das Thema noch einmal aufgreifen. Ur-ur-Großvater Luis Hentschel und seine beiden Brüder Theodor und Oswald hatten in Muskau mehrere Geschäfte:



Als ich die Ahnentafel von meinem Vater übernommen habe und daraus meine "philatelistische Ahnentafel" erstellt habe, sah diese so aus:



Im Häger, Lexikon der Philatelie las ich 1983 zu meinem Erstaunen unter dem Stichwort Deutsch-Neuguinea etwas über einen Herrn Hentschel. Vom Prüfer Herrn Bothe erfuhr ich, dass es sich um Theodor Hentschel handelte. Es blieb die Frage, ob es der Bruder oder der Neffe meines Urgrußvaters war.



Das klärte sich 2008 als ich aus Muskau diese Todesanzeige bekam. Es konnte sich bei den Kolonial-Belegen nur um Theodor Hentschel Junior handeln. Durch die Todesanzeige konnte ich gleichzeitig das Geburts- und Sterbedatum von Theodor Hentschel Senior ergänzen. Heute möchte ich diese Postkarte vorstellen, die ich gestern gekauft habe.



Die Karte stammt von Isidora Hentschel, der Frau von Theodor Hentschel Senior. Die Karte hat eine Besonderheit, über Die ich mich besonders gefreut habe. Aufgrund der Karte kann ich meine Verwandtschaftstafel ergänzen. Durch diese Karte kenne ich jetzt auch den Geburtsnamen von Isidora, der mir bisher unbekannt war. Auf der Karte hat sie unterschrieben mit "Isidora Hentschel geb. Scvoboda".



Sehr interessant ist auch der Anfunftsstempel aus Wien. Ich vermute, dass unterhalb von Wien "Bestellt" steht. Wenn das stimmt, wäre es der erste Bestellt-Gelegenheitsstempel den ich sehe.

Viele Grüße
Volkmar
 

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