Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
evwezel Am: 07.04.2020 09:35:40 Gelesen: 528229# 1478@  
@ volkimal [#1477]

Hallo Volkmar!

Sehr vielen Dank für deine Mühe um das alles zu überarbeiten! Noch eine Bemerkung über das Zeichen das vor die Zahl “600” steht. Kann das so etwas wie ”ungefähr ” bedeuten? Vergleiche folgende Beispiele:




Und dann heute Teil 2 (keine Angst, es besteht insgesamt aus 3 Teilen…) unser Feuilleton:

den Befehl, unsere Kolonne mit 648 Schuβ direkt bis an den Kanal in
Keij(...) heranzuführen u. 100 Meter hinter den Batterien aufzustellen.
Unterwegs schon hatten wir das Vergnügen den Platzen(?) feindlicher Granaten
auf 50 - 200 Meter Entfernung zuzusehen und ich wachte(?), ihr könntete mir
einmal die Bemerkungen unserer Kölner Jungens hören, wenn so ein
Ding in ein Gegend einschlägt wo gerade keiner steht. Die Sache wur-
de allerdings so bengelig(?), daβ ich die Chaussee verlassen und mein Kolönchen
mitten durch Feld schlaggen(?) muβte. Wir sassen dort im "Pratsch", daβ wir
schlittschuhe laufen konnten. Unsere Pferde waren total fertig, als wir bei der
Batterie ankamen. Ich habe in den Tagen immer unser arme Infanterie bedau-
ert, die durch all diesen Drek durchkr(...)hen muβ, während wir auf stolzen
Rossen sitzen. Am 31.X wuβte sich der Feind nur noch durch offnen der Schleusen
zu helfen, und nun muβte aller die Gegend räumen. Am Allerseligenmorgen
zogen wir in aller Ordnung über Thouront[1] nach Hooglede, wo wir Quar-
tier machen. Ich war an den Morgen zum Vizewachtmeister befördert worden und
ritt in aller Frühe nach Ghistelles[2] zum Pferdedepôt, wo ich meinen guten
trauen Mare, der an sein(?) Hinterfuβ verletzt war, gegen ein neues Schlachtross
eintäuschte. Traf dort noch Hilgers Barthel aus Ungerath, mit den ich bei einigen
Glas Bier (...) (...) Würste bezaβ. Er hatte gerede einen Brief von Reiner bekommen
und wuβte alle Neuigkeiten. Mein neues Ross habe Merkur getauft, es
sollte schon schnell die Feuertaufe erhalten. Am 6ten Nov. hatte ich in Staden
am Bahnhof 300 Granaten geladen, die ich gewiβ Befehl nach Houthulst
führte, wo sie wie den Protzen der im Walde stehende Batterien abgeholt werden
sollten. Kaum hatten wir Aufstellung genommen, als auch schon 2 feindliche
Flieger über uns furrten, die versuchten, Bomben in unsere Kolonne zu werfen.
Eine hinter uns stehende Kolonne, erhielt einen Volltreffer, wobei
5 Leute u. 15 Pferde getötet wurden. Die Bomben, den Aussenhülle aus Alu-
minium besteht, haben ein furchtbare Wirkung, sie gletzen(?) direkt beim Auf-
schlagen und alles, was im Umkreise von 200 Metern steht, lingt glatt am
Boden, so gewaltig ist der Luftdruck. Unsere Ballonabwehrkanone schossen
in einen Fort nach den Fliegern und groβe Stücken glatzender (...) flogen
andauernd in unsere Reihen. Ein schweres Stück schlug einige Meter hinter
mir ein. Ich habe es nachher ausgegraben u. meinen Museum einverleibt.
Um 3 Uhr wurde die Sache so (...) daβ ich mit einen Unteroffizier zur Batte-
rie vorritt, um diese zu beten, möglichst bald die Munition zu haben. Auf
einige hundert Meter waren wir herangekommen, als wir plötzlich über uns
das bekannte, unheimliche surren anschnirrender(?) Granaten hörten. Links
auf 150 Meter schlug die erste ein; rechts die zweite auf 50 Meter Entfer-
nung. Die dritte traf einen Chaussee kaum(?) 10 Meter vor uns. Wo die andere
einschlugen habe ich nicht mehr gesehen, unser Gaüle setzten sich ganz von
selber in gestreckten Galopp, links ab ging ´s in den schützenden Wald, den
wir in wenigen Sekunden erreichten. Hier stiessen wir auf unsere Protzen,
die im Eiltempo angeschirrt hatten u. sich schlauwigst(?) in Sicherheit brach-
ten. Später hörte wir, dass die Granaten von französische Panzerautomo-
bilen geschossen waren, die ganz dicht an die Schützengräben heranfuhren, schlau-
wigst 4-6 Schüsse abgeben und dann in rasenden Temp zurückfahren. Eins
von der Dingen haben wir glücklich (...)scht, die anderen sind bisher
entkommen. Um der Flieger(...) verzubeugen(?), haben wir jetzt Befehl,
nur noch starkes Munition zu bringen. Ich habe jetzt schon 5 Mal durch Nacht
und Nebel durchgemusst, angenehm ist es sicherlich nicht, im Stockfinster zu
reiten, bisher dürften wir nicht brennen(?), aber man schwebt doch nicht ständig so
im Gefahr.


[1] Torhout
[2] Gistel
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Protze

Pratsch=Schlamm



Viele Grüße,

Emiel
 
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