Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
evwezel Am: 17.05.2020 17:25:13 Gelesen: 523162# 1566@  
Guten Mittag zusammen,
hallo Volkmar :-),

Ein neuer Tag, ein neuer Aufgabe. Wer kann die fehlenden Wörter lesen?

Viele Grüße

Emiel

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Im Felde, 25.Okt.18

Lieber Franz!

Deinen l. Brief vom 16te habe
mit großem Interesse gelesen.
Ich erfahre daraus, daß die Stimmung
daheim so ziemlich mit der im
Felde übereinstimmt. Auch die
entsetzliche Grippe scheint dort nun(?)
hier ihre(?) Orgien(?) zu feiern. Ich
bin in großer Unruhe wegen Eli-
sabeth, die mir am 16ten schrieb, daß
Sie auch von der Grippe befallen wäre.
Seitdem habe keine Nachrichte mehr,
die Post arbeitet unregelmäßig.
In der ´Westdeutschen´von 19ten, die
soeben erhalte, zähle nicht weniger
als 16 Sterbefälle an Grippe, und

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zwar meistens junge Mädchen und
Frauen. Da wirst du meine große
Sorge verstehen. Gestern erhielt ich
von Magdalena die Freudebotschaft über
die Geburt ihres Erb(...). Ich habe
mich herzlich darüber gefreut, zumal
nun auch der glücklichen Eltern Wunsch
erfüllt ist. Magdalena scheint es ja
nicht gut zu gehen; du wirst nicht (...)
bald hinführen u. dich persönlich über-
zeugen, item das Kindlein im Augen-
schein nehmen. Ich habe augenblicklich Stuben-
arrest weegen großen W am kleinen C. Es
handelt sich um ein ganz gemeines Geschwär, das
sich plötzlich an der kleinen Zehe entwickelt hat
u. sehr schmerzhaft ist. Am Dienstag bin ich
noch den ganzen Nachmittag bei schönen Wetter
ausgeritten, und denn ging die Geschichte los.
Man wollte mich erst in Lazarett-Zug nach
Gerolstein schicken, mußte aber leider davon
absehen, da ich augenblicklich unabkömmlich

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sein Stellvertreter ist zum Gaskursus nach
Berlin, der IIe Stellvertreter, ein 62 Jahre alter
Rittmeister Stiller aus Hamburg trift
erst heute bei uns ein, und der IIte Ad-
jutant ist ersetzt. So läuft die ganze
Firma nur auf mir, was jammerschade ist;
ich wäre recht gerne mal nach Deutschland
gefahren. So sitze ich den ganzen Tag mit
meinen hochlingenden Brein(?) am Telefon und
dirigiere die Munitions(...). Heute
war großer Angriff der Franzosen auf
der ganzen Linie zwischen Aisne(?) u. Oise.
Wir waren durch Gefangenen-Aussagen
darauf vorbereitet u. haben ihn glü-
zend abgeschlagen. Die Tanks lagen so
unter zusammengefaßten Artilleriefeuer,
daß die schlaunigst Rapt machen mußten.
Nachts(?) (...) hier (...) die ganze
Bude von einem Riesengeschütz, das einen
unheimlichen Krach macht. Leider haben
wir vorgestern 2 Leute, alte, brave Fa-
milienväter durch eine Fliegerbombe ver-
loren. Im Tod hatten sie noch die Bügel ihrer Pferde

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in der Hand, also wirklich brave Kerls.
An den Frieden glaube ich immer weniger, es sei
denn, daß unsere Feinde einsehen, daß sie nicht
mehr als bisher erreichen können. Bis zum
Rhein ist noch ein sehr weiter Weg und
dazwischen liegen noch Schelde, Antwerpen,
Maubeuge, Namur, Luttich, die Maas
u. noch vieles andere, alles noch sehr harte
Nüsse zum knakken. Trotzdem soll es
schon viele Angst(...) im Rheinland geben,
die ihr Geld und Gut in Sicherheit bringen.
Und dabei liegen wir hier noch so ruhig und
gelassen auf französischen Boden, als wann
gar nichts weiter los wäre.
Für die Grüße der Familie Schclauske
herzl. Dank. Grüß bitte dort wieder. Ich habe
immer sehr gerne dort verkehrt. Mit Tabak
bin jetzt sehr gut vorsehen, wenn du ausge-
raucht, schreibe mir nur, ich helfe dir gerne da-
mit aus oder kaufe welchen(?) unter der Hand.
Mit herzlichen Gruß u. Kuß
bin ich dein Bruder Richard

Am linkerseite:
Höre soeben von (...) Lobbereiter(?), daß Josef Neumann als (...) gefallen ist.





 
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