Liebe Sammelfreunde,
der folgende Brief kann man lesen als eine Anklageschrift gegen den Krieg. "
Der Krieg, den ich jetzt in nächster Nähe kennen lerne, ist etwas furchtbares.".
Ich hoffe, meine Lesung ist diesmal perfekt (Daumen drücken!)... Leider ist der Briefstempel nicht sehr gut lesbar. Ich lese hier ? R.I.R. 39 (Reserve Infanterie Regiment 39). Weiß jemand, was der erste Buchstabe sein könnte?
Viele Grüße,
Emiel
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TranskriptionIm Felde, den 1. Mai 1918
Mein lieber Franz!
Heute erhielt ich Deine Karte, wofür
ich bestens danke. Bei den Pion.[1] bin
ich leider nicht lange gewesen, ich war
dort gut aufgehoben. Ich wurde dem
Res. Inf. Rgt. 39 [2] überwiesen, mit dem
ich zunächst im Nordfrankreich Ruhestel-
lung bezog. Von dort ging es in end-
losen Marschen und Bahnhofchen zu
neuer Kriegsarbeit. Seit dem 25. Apr.
steht mein Regt.[3] in blutigen Kämpfe.
Als alter Krieger bin ich der großen
Bagage zugewiesen. Seit Wochen habe
ich die Kleider nicht vom Leibe gehabt.
Entbehrungen aller Art hat man ge-
duldig zu ertragen. Schrecklich ist es,
die verwüsteten Städte u. Dörfer zu
sehen und noch furchtbarer die zerfetzten [4]
Körper der gefallenen Kameraden
anzuschauen. Der Krieg, den ich jetzt in
nächster Nähe kennen lerne, ist etwas
furchtbares. Nächstens mehr. Mit vielen
herzl. Grüßen Dein Thom. Stelten
AbsenderGefr. [5]
Stelten
Res.Inf.Reg.Nr.39
III Bataillon
10. Kompagnie
Westen
AnschriftAn
Herrn Oberlehrer
Franz Waters
in Euskirchen (Rhld.[6])
FeldpoststempelDEUTSCHE FELDPOST
-3.MAI 18
d
BriefstempelS.B.
?. R.I.R.39
FeldpostvermerkFeldpostbrief
[1] Pionieren
[2] Reserve Infanterie-Regiment 39
[3] Regiment
[4] zerfetzt = auseinandergerissen
[5] Gefreiter
[6] Rheinland