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Thema: (?) (39) Kinderpost - ein philatelistisches Thema
Das Thema hat 41 Beiträge:
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Postgeschichte Am: 18.04.2010 22:25:03 Gelesen: 39548# 1 @  
Die "Kinderpost" ist ein Spiel, welches Kindern ermöglicht, das Schreiben von Briefen, Postkarten und Postanweisungen, die Aufgabe zur Post und die Beförderung bis zum Empfänger spielerisch zu erlernen. Hierzu befanden und befinden sich, da es dieses Spiel auch heute noch gibt, außer Briefbögen, Umschlägen, Kinderpost-Postkarten, Postanweisungen, sowie Briefmarken, aber auch Stempel, Stempelkissen und weitere für das Spiel nützliche Utensilien. Die enthaltenen Marken und Wertstempel der Ganzsachen, meist einer Dauerserie der einzelnen Herstellungszeiten nachempfunden, weichen absichtlich sehr stark in der Größe, Zähnung und ggf. in der Inschrift von den Originalen ab.

Bei dem Spiel konnten Briefe und Postkarten geschrieben, mit den enthaltenen Kinderpostmarken frankiert und an einem gespielten Postschalter aufgegeben werden. Der dortige "Kinderpostbeamte" nahm dann die Post in Empfang und "bearbeitete" diese. Die Abstempelung, Ausfüllung von Vordrucken (z.B. Postanweisungen) und weitere Bearbeitung setzte schon ein bestimmtes Wissen an den Vorgängen bei der Post voraus, was bei der Behandlung der Kinderpost-Postanweisung deutlich wird. Zur Frankierung wurden die im Spiel enthaltenen Kinderpost-Briefmarken verwendet.

Hier Kinderpostmarken 15 Pf. violett, im Muster der Germania-Marke. Die Größe des Markenbildes beträgt 12 x 14 mm im Gegensatz zur Originalmarke, welche eine Bildgröße von etwa 19 x 22 mm erreichte.



In dem Spiel enthalten waren unter Umständen auch Postanweisungen. Hier der Stammteil einer Postanweisung (7,5 x 6,5 cm) mit einer Kinderpostmarke in der Markenbildgröße von 9 x 11 mm. Entsprechend klein fiel dann auch der enthaltene "Poststempel" aus, hier mit der Inschrift DEUTSCHE / KINDERPOST mit einem Durchmesser von ca. 15 mm.



Daß kleine und große Kinder solche "Poststücke" in den gewöhnlichen Straßenbriefkasten geworfen haben, dürfte einleuchten und lässt sich anhand von Belegen auch nachweisen. Hier eine Kinderpost-Postkarte, mit aufgeklebten 5 und 10 Pf Kinderpostmarken, die mit dem Tagesstempel des Postamtes Charlottenburg * 2 m vom 20.4.20 6-7 N. "entwertet" und mit Zustellstempel P.6 versehen wurde.



Eigentlich hätte diese Kinderpost-Postkarte auf Grund der fehlenden Mindestgröße nicht befördert werden dürfen, aber es gab zu allen Zeiten Ausnahmen oder Postbeamte, die sich für Spielereien hergaben. Daß diese Kinderpostkarte von der Post befördert wurde, ergibt sich neben dem Nachgebührvermerk "30", der das doppelte des regulären Postkartenportos (15 + 15 Pf) auswies und dem Text auf der Rückseite. Dieser lautet:

Charlottenburg, d. 19. IV. 19120

Lieber Contra!
Du bist ein riesiger Lacklein, daß
Du auf unsere Spritze gestern
so hochmütig lächelnden Auges ver-
zichtet hast. Möge Dir das diesbe-
zügliche Strafporto die Moral von
der Geschichte sein!
Heil Dir!
Dein ...

An der Postkarte kann man das Größenverhältnis zwischen Kinderpostmarke und dem normalen Poststempel erkennen. Der Größenunterschied kann auch zwischen dem Kinderpoststempel auf der ebenfalls oben gezeigten Postanweisung und der normalen Germania-Marke nachvollzogen werden.

Zum Thema Kinderpost ist im Germania-Handbuch der Artikel "Kinderpostmarken und -ganzsachen mit Germania-Motiv" von Dr. T. Reimer und Manfred Althen erschienen, in dem auch ein Bogen zu 5 Pfennig (5 Reihen zu je 8 Marken) abgebildet ist. Eine Differenzierung nach unterschiedlichen Marken, Anzahl der Marken im Bogen oder Zusammenstellung der Vordrucke der einzelnen Ausgaben ist nicht möglich und in diesem Beitrag auch nicht gewünscht. Vielmehr interessieren Kinderpost-Vordrucke die den Weg des regulären Postverkehrs genommen haben, wie im o.a. Beispiel vorgestellt oder wie bekannt, mit regulären Postwertzeichen versehen versandt wurden. Sollte jemand solche Belege besitzen, würde ich mich über eine Meldung freuen, die dann unter diesem Thema vorgestellt würden.

Nicht zu verwechseln ist die Kinderpost mit der Schülerpost, die in einzelnen Städten nach dem 1. Weltkrieg eingerichtet wurden, um das für die Zustellung fehlende Personal zu ersetzen. So wurden zum Beispiel in Danzig Schüler für die Zustellung von Briefpost eingesetzt. Solche Belege wären auch interessant, aber unter einem separaten Thema vorzustellen.

Gruß
Manfred

[Der Beitrag von Manfred wurde auf seinen Wunsch nachträglich als 'Einleitung' dem Kinderpost Thema vorangestellt.]
 
eisenhuf Am: 19.04.2010 19:39:17 Gelesen: 39725# 2 @  
@ rostigeschiene

Hallo Werner,

ich habe einen, aber nur in der Grösse, ähnlichen Stempel gefunden. Leider ist er, für mich, unlesbar.

Habe mit dem Scann alles versucht (das schwarz/weiss Bild ist auf 1.200).

Hoffentlich hat jemand mehr Glück!

Mit unlesbaren Grüssen

Hans-Dieter


 
Postgeschichte Am: 19.04.2010 19:53:25 Gelesen: 39720# 3 @  
@ eisenhuf

Hallo Hans-Dieter,

auf Grund der Größe des Stempels vermute ich einen Kinderpoststempel. Ein regulärer Poststempel wäre größer.

Gruß
Manfred
 
Jürgen Witkowski Am: 20.04.2010 00:16:14 Gelesen: 39697# 4 @  
@ eisenhuf

Ich lese in dem Stempel Fragmente des Wortes "KINDERPOST".

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
eisenhuf Am: 20.04.2010 03:52:18 Gelesen: 39690# 5 @  
@ Concordia CA
@ Postgeschichte

Vielen Dank an Beide!

Wusste nicht einmal, dass es so etwas (Kinderpost) gab!

Liebe Grüsse
Hans-Dieter
 
Lars Boettger Am: 20.04.2010 09:45:09 Gelesen: 39674# 6 @  
@ eisenhuf

Hallo Hans-Dieter,

im BDPh-Forum findest Du unter dem Stichwort "Kinderpost" über eine Seite mit Themen: http://www.bdph.de/forum/showthread.php?t=3307&highlight=kinderpost - ich kann mir gut vorstellen, dass aber auch hier und im "Philaforum" schon darüber geschrieben wurde.

Die mit dem "Kinderpost"-Stempel entwerteten Marken sind im wahrsten Sinne des Wortes "entwertet".

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
DL8AAM Am: 20.04.2010 15:42:41 Gelesen: 39647# 7 @  
@ eisenhuf

Hallo Hans-Dieter.

Wusste nicht einmal, dass es so etwas (Kinderpost) gab !

Das war zu meiner Kinderzeit (ist?) ein beliebtes Spielzeug, das meist vom philatelistisch geprägten Opa verschenkt wurden. Mädchen bekamen seinerzeit geschlechter-rollenspezifisch einen kleinen (Kinder-) Kaufmannsladen, Jungen eben ein Kinderpostamt mit alles was dazugehörte (je nach Ausstattung/Preis) mit Schalter, Briefmarken, Postformulare, Stempel, Briefkästen - alles "echt" aussehend nur kindgerecht alles in "klein".

Die mit dem "Kinderpost"-Stempel entwerteten Marken sind im wahrsten Sinne des Wortes "entwertet".

Klar, die Marken sind als Marken entwertet, zumindest "normale". Ich tippe aber, wenn bei den Royals in Windsor auf'n Dachboden auf einmal eine echte "Blaue Mauritius" - ja die Post Office - mit Kinderpoststempel und zusätzlicher Federstrichentwertung von Queen Victoria auftaucht, sollte auch der eine oder andere ernsthafte Hardliner der Philatelistenszene Interesse zeigen ? Auch eine Bayern Nr. 1 findet bei eBay bestimmt für 1-2 Euro noch einen dankbaren Abnehmer. ;-))

Ernsthaft, es gibt "echte" Philatelisten, die bewusst "Kinderpost" (nicht versaubeutelte Briefmarken) Artefakte sammeln, sei es Kinderpostbriefmarken oder auch Stempel. Stempel bzw. Stempelabdrucke eignen sich auch gut als "Vergleichsstücke". Der im oben genannten BDPH Forum (Beitrag 8) gezeigte Stempel "Deutsche Kinderpost" kann schon recht echt wirken, je nach Ausschnitt und Stempelfarbe. Da der Autor des Beitrag explizit auf das (Fremd-) Copyright hinweist (Sammlung "sawilja"), verlinke ich besser das Bild nicht direkt in diesen Beitrag, sondern nenne lieber nur den Link: http://www.bdph.de/forum/attachment.php?attachmentid=3062&stc=1&d=1159262058 - oder sollte das (c)-technisch doch OK sein?

Vielleicht sollten wir einen Extrathread für diese Thema eröffnen, bzw. die Beiträge extrahieren ? Man könnte dann einige Stempel als Vergleichsobjekte zusammentragen ? Ich bin mir ziemlich sicher, dass in der einen oder anderen "echten" Sammlung solche "falschen" Stempel - auch unerkannt - schlummern.

Gruß
Thomas
 
Lars Boettger Am: 20.04.2010 16:23:53 Gelesen: 39641# 8 @  
@ DL8AAM

Hallo Thomas,

ich warte auch noch auf den Bayerneinser mit Kinderpoststempel. =D

Kinderpoststempel sind mir bisher nur auf Marken begegnet, die gestempelt erheblich teurer sind als ungebraucht. Teilweise wurde auf solche Stücke in eBay ein relativ hoher Preis geboten, der vermuten lässt, dass der Bieter mit dem Phänomen "Kinderpost" nicht vertraut war.

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
ligneN Am: 26.04.2010 16:10:49 Gelesen: 39528# 9 @  
Hallo Lars,

ich erinnere dunkel, daß es eine bayrische Variante der Kinderpost mit verkleinertem Schwarzem 1er geben soll.

Jetzt noch ein verkleinerter Mühlradstempel, det wärs!

Gruß
ligneN
 
Oliver Estelmann Am: 26.04.2010 22:19:29 Gelesen: 39494# 10 @  
Ein ungebrauchtes Paar auf einer zwar beschriebenen Postkarte mit Motiv des roten Rathauses (Berlin), aber wahrscheinlich nie befördert. Darunter 2 Neudrucke Helgolands mit Kinderpoststempel.



Links "Deutsche Kinderpost" und rechts "Kinderpost Amt".
 
Jürgen Witkowski Am: 19.02.2011 22:57:14 Gelesen: 38496# 11 @  
Diese Ganzsache ist unzweifelhaft mit einem Ankunftstempel der "Deutschen Kinderpost" versehen worden. Es handelt sich um einen Kreisstegstempel mit Gittersegmenten und fehlender Datumszeile.

Das führt mich zu der Frage, wie viel unterschiedliche Stempeltypen es wohl gegeben haben mag. Vielleicht können wir in diesem Thema eine kleine Registratur der Kinderpoststempel erstellen.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Oliver Estelmann Am: 20.02.2011 17:38:32 Gelesen: 38454# 12 @  
Bitte schön, ein Anfang.



 
petzlaff Am: 21.02.2011 10:51:13 Gelesen: 38428# 13 @  
@ Concordia CA [#11]

Das, was du schreibst, klingt zumindest für die Jüngeren unter uns so, als ob es eine offizielle "Deutsche Kinderpost" gegeben hat.

Hat es nicht - Kinderpost-Marken und -Stempel konnte man noch bis in die 60er Jahre als beliebtes Kinderspielzeug (im großzügigen Karton) bei jedem Spielwarenhändler erstehen. Ich habe in den 50ern selbst damit gespielt, und die selbst gefertigten Kartoffel-Fancy-Stempel waren in meiner kleinen Poststelle absolut "offiziell", auch wenn der Beförderungsweg nur über den Flur der elterlichen Wohnung in ein anderes Zimmer führte.

LG, Stefan
 
Jürgen Witkowski Am: 21.02.2011 11:06:37 Gelesen: 38426# 14 @  
@ 1867 [#12]

Sehr schön! Ein klassischer Zweikreisstegstempel.

@ petzlaff [#13]

Das, was du schreibst, klingt zumindest für die Jüngeren unter uns so, als ob es eine offizielle "Deutsche Kinderpost" gegeben hat.

Inoffizieller Bezug:



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Sachsendreier53 Am: 29.03.2012 11:24:00 Gelesen: 34739# 15 @  
Passend zur Jahreszeit eine Osterkarte mit einer gezähnten 20 Pfennig DDR-Kinderluftpostmarke aus dem Jahr 1960.

Diese Karte adressiert an meinen Onkel, stellte ich als Kind her. So entstand meine erste "Ostermaximumkarte". Den Stempelpostkasten bekam ich damals als Weihnachtsgeschenk. Leider ist er nicht mehr vorhanden.

Grüße an alle Kinderpostfans,
Claus


 
Eilean Am: 06.10.2015 21:05:34 Gelesen: 30082# 16 @  
@ Sachsendreier53 [#15]



Bei uns im Kinderzimmer gibt es noch die Kinderpost. Nichts schöneres als ein Brief hiervon!

Gruß
Andreas
 

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