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Thema: Postgesetz und Deutsche Post Zustellungen: Aus E+1 wird bald E+4
drmoeller_neuss Am: 22.02.2024 17:19:13 Gelesen: 363# 1 @  
Thema: Deutsche Post: Aus E+1 wird bald E+4

Rheinische Post online, 22. Februar 2024 [1]: Die geplante Gesetzesnovelle des Postgesetzes dürfte im Bundestag auf wenig Widerstand stossen: Briefe dürfen dann länger unterwegs sein, nach 4 Tagen sollen 99 % aller Briefe zugestellt sein. Die Post verspricht sich dadurch Kosteneinsparungen, so kann auf nächtliche Postflüge verzichtet werden. Zur Begründung hieß es, dass angesichts der Digitalisierung es nicht mehr so wichtig sei, dass ein Brief möglichst schnell ankomme. Wichtig sei vielmehr, dass er zuverlässig ankomme.

[1] https://rp-online.de/wirtschaft/unternehmen/postgesetz-reform-briefe-werden-in-zukunft-wohl-laenger-unterwegs-sein_aid-107579185
 
22028 Am: 22.02.2024 17:45:05 Gelesen: 339# 2 @  
Lassen die dann die Sortierstationen langsamer laufen oder legen die Sendungen erst einmal auf Halde? Das E+4 bedeutet ja nicht dass nur noch 1-2 mal in der Woche zugestellt wird.
 
drmoeller_neuss Am: 22.02.2024 19:03:44 Gelesen: 304# 3 @  
@ 22028 [#2]

Die Novelle gibt der Post insgesamt mehr unternehmerische Freiheiten. So kann die Post vielleicht in nur in zwei Schichten arbeiten und spart sich die teure Nachtschicht im Briefzentrum.

Briefe mit der Bahn oder auf der Strasse brauchen 2 Tage, in der Region nur einen Tag. Da bleibt noch ein Puffer bei der Zustellung. In den meisten Zustellbezirken wird aber die Post zusammen mit der DHL-Fracht zugestellt, da ist der Einspareffekt gering. In dünn besiedelten Gebieten, in denen die Zusteller nicht ausgelastet sind, können mit einer Zustellung nur drei Mal in der Woche viel Arbeitskräfte eingespart werden.

Grundsätzlich stehe ich der Postreform wohlwollend gegenüber. Dank Email (und zur Not auch noch Fax) müssen Briefe nicht am nächsten Tag im Briefkasten liegen. Weniger Fahrten bedeutet auch weniger Umweltbelastung. Insbesondere die Flüge hauen in die Ökobilanz herein.

Das ganze macht natürlich nur Sinn, wenn die Verbraucher bei den Paketen ähnlich entspannt denken würden.
 
22028 Am: 22.02.2024 19:11:49 Gelesen: 295# 4 @  
@ drmoeller_neuss [#3]

So kann die Post vielleicht in nur in zwei Schichten arbeiten und spart sich die teure Nachtschicht im Briefzentrum.

Du glaubst doch nicht etwa dass die Sortieranlagen nach 2 Schichten einfach wie eine Kaffeemaschine aus und am Morgen wieder eingeschalten werden können ?
 
Stefan Am: 22.02.2024 19:36:17 Gelesen: 282# 5 @  
@ 22028 [#4]

Du glaubst doch nicht etwa dass die Sortieranlagen nach 2 Schichten einfach wie eine Kaffeemaschine aus und am Morgen wieder eingeschalten werden können ?

Warum nicht? Die Sortieranlagen müssen zwischendurch auch gereinigt werden, im besten Fall täglich. Der Hersteller wird dafür auch entsprechende Vorgaben bzw. Wartungshinweise vorrätig haben. Staub/Dreck und Papierfetzen bleiben gern in den Schienen haften.

@ 22028 [#2]

Das E+4 bedeutet ja nicht dass nur noch 1-2 mal in der Woche zugestellt wird.

Schauen wir uns die geplante Theorie im Entwurf zum neuen Postgesetz [1] an. Dort heißt es:

Paragraph § 19 "Zustellfrequenz":

Die Zustellung hat werktäglich zu erfolgen.

In den Erklärungen auf Seite 90 wird ausgeführt:

"Die Postversorgung wird auch in Zukunft eine Zustellung von Briefen und Paketen an allen sechs Werktagen umfassen. Im Interesse einer stabilen Finanzierung und nachhaltigeren Erbringung werden Laufzeitvorgaben flexibilisiert. Von den an einem Werktag eingelieferten Sendungen müssen 95 Prozent am dritten und 99 Prozent am vierten Werktag zugestellt werden. Zugleich wird mit der neuen E+4-Quote die Verlässlichkeit für die Nutzer erhöht. Sie können in Zukunft mit höherer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ihre Sendung am vierten Werktag zugestellt ist."

Der Begriff "werktäglich" wird damit weiterhin für einen Zeitraum von Montag bis Samstag definiert (auch wenn m.W. Deutschen Post AG die Anzahl der Tage auf fünf Tage/Woche reduzieren wollte). Wenn ein Brief am Montag aufgegeben wird, muss dieser spätestens am Donnerstag beim Empfänger sein. Eine Sendung vom Dienstag muss spätestens am Freitag zugestellt werden usw. Ein Zustellbezirk wird sicherlich auch zukünftig i.d.R. jeden Tag bedient.

@ drmoeller_neuss [#3]

Grundsätzlich stehe ich der Postreform wohlwollend gegenüber.

Ein Knaller (oder - je nach Sichtweise - Rohrkrepierer) verbirgt sich in der neuen Definition der Univseraldienstleistungen in § 16 - Universaldienstleistungen

(1) Universaldienstleistungen sind die folgenden Postdienstleistungen:

1. die Beförderung von Briefsendungen bis 2.000 Gramm, deren Maße die im Weltpostvertrag und den entsprechenden Vollzugsverordnungen festgelegten Maße nicht überschreiten, einschließlich Teilleistungen im Sinne des § 54 Absatz 1, die aufgrund gesetzlicher Verpflichtung flächendeckend zu standardisierten Bedingungen angeboten werden,

2. die Beförderung von adressierten Paketen, deren Einzelgewicht 20 Kilogramm nicht übersteigt und deren Maße die im Weltpostvertrag und den entsprechenden Vollzugsverordnungen festgelegten Maße nicht überschreiten,

3. die Beförderung von Warensendungen, Büchern, Zeitungen und Zeitschriften sowie

4. die förmliche Zustellung von Schriftstücken nach den Vorschriften der Prozessordnungen und der Gesetze, die die Verwaltungszustellung regeln.

Universaldienstleistungen nach Satz 1 Nummer 1 und 2 umfassen auch die Sendungsformen Einschreib- und Wertsendung. Universaldienstanbieter haben den Nutzern Informationen zur Sendungsverfolgung zur Verfügung zu stellen, soweit sie dem Universaldienstanbieter vorliegen.


Gruß
Stefan

[1] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Downloads/E/entwurf-eines-gesetzes-zur-modernisierung-des-postrechts.pdf?__blob=publicationFile&v=2
 
bayern klassisch Am: 22.02.2024 19:36:39 Gelesen: 281# 6 @  
Ist doch herrlich, nicht so häufig Post zu bekommen. Wenn es statt an 6 Tagen der Woche dann nur noch 2 Tage Post gibt, kann man gleichzeitig auch das Porto dritteln, also auf 30 Cents z. B. für einfache Briefe und 25 Cents für Postkarten.

Oder geht mal wieder alles zu Lasten des Kunden?
 
22028 Am: 22.02.2024 20:13:40 Gelesen: 257# 7 @  
@ Stefan [#5]

Warum nicht? Die Sortieranlagen müssen zwischendurch auch gereinigt werden, im besten Fall täglich. Staub/Dreck und Papierfetzen bleiben gern in den Schienen haften.

Diese Systeme haben "Weichen" um Teilstrecken die gewartet werden müssen zu "umfahren". Die Gepäckbeförderung und Sortierung am Flughafen wird ja auch nicht komplett still gelegt nur weil ein Teilstück eine Wartung/Reinigung braucht.

Selbst die Rechnersysteme einer Sortieranlage sind "recht" komplex, die brauchen Zeit um hochzufahren.

Hätte Dir gerne mehr echte Details gegeben, aber ich habe vor 5 Jahren oder so das Job-Angebot von ehemals Siemens Postal, Parcel & Airport Logistics GmbH in Konstanz als Bauleiter für Post/Paketsortieranlagen ausgeschlagen, die Altersteilzeit war mir lieber.
 
22028 Am: 22.02.2024 20:14:29 Gelesen: 255# 8 @  
@ bayern klassisch [#6]

Oder geht mal wieder alles zu Lasten des Kunden?

Hast Du das Neo-Liberale Geschäftsmodell endlich verstanden? Der Service wird schlechter und man verkauft das halt damit dass die Zustellung dadurch zuverlässiger wird, war sie bisher also unzuverlässig?
 
Stefan Am: 22.02.2024 20:26:54 Gelesen: 246# 9 @  
@ 22028 [#7]

Hätte Dir gerne mehr echte Details gegeben, aber ich habe vor 5 Jahren oder so das Job-Angebot von ehemals Siemens Postal, Parcel & Airport Logistics GmbH in Konstanz als Bauleiter für Post/Paketsortieranlagen ausgeschlagen…, die Altersteilzeit war mir lieber…

Du als Bauleiter für die Theorie (Planung).

Ich weiß ebenfalls wovon ich schreibe und habe bis vor einigen Jahren in der Praxis wiederholt beiläufig gesehen, wie tagsüber Briefsortiertieranlagen des Herstellers BBH in abgeschaltetem Zustand gereinigt worden sind. Die Anlagen wurden nachmittags/abends und nachts betrieben.

Demnach sind beide Varianten (abgeschaltet und nicht abgeschaltet) denkbar.

Gruß
Stefan
 
bayern klassisch Am: 22.02.2024 21:15:53 Gelesen: 220# 10 @  
@ 22028 [#8]

Das ist doch dasselbe Modell wie wir es aus Supermärkten kennen: "Bei uns bleiben die Preise gleich" (nur die Menge wird halbiert).

Uns sicherer wird die Post - weil sie kaum einer mehr benutzen wird, wird auch weniger wegkommen. Im letzten Jahr sind 4 Briefe mit eBay-Käufen bei mir nicht angekommen, das sagt schon alles.
 
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