Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Neues Expertengremium prüft ein breites Spektrum philatelistischer Raritäten
Das Thema hat 34 Beiträge:
Gehe zu Seite:  1   2 oder alle Beiträge zeigen
 
Richard Am: 23.03.2024 15:04:32 Gelesen: 3110# 1 @  
Mit geballter Kompetenz im Dienst der Philatelie - Neues Expertengremium prüft ein breites Spektrum philatelistischer Raritäten

Es gibt ein neues Expertengremium für philatelistische Prüfungen – die Philatelic.Experts. Neu sind die vier Mitglieder in diesem Fachgebiet aber ganz und gar nicht, sondern vielmehr professionelle philatelistische Prüfer mit umfangreicher Erfahrung. Sie alle haben das Handwerk „von der Pike auf“ gelernt und verfügen über jahrzehntelange Marktkenntnisse, ergänzt durch beste Kontakte in der internationalen Philatelie.

Das namhafte Quartett geballter Kompetenz bilden Tobias Huylmans, Michael Jäschke-Lantelme, Till Neumann und Franz Stegmüller. Als langjährige Experten im Bund Philatelistischer Prüfer e.V. (BPP) sowie in der Association Internationale des Experts en Philatélie (AIEP), des weltweiten Zusammenschlusses philatelistischer Autoritäten, haben sie das neue Prüfkomitee Philatelic.Experts ins Leben gerufen.

„Gegründet wurden die Philatelic Experts im Jahr 2023“, sagt Tobias Huylmans. „Unsere Passion und Kompetenz ist die Prüfung hochwertiger Briefmarken und Ganzstücke aller philatelistischen Sammelgebiete – von A wie Afghanistan bis Z wie Zululand. Dabei haben wir einen klaren Fokus auf den philatelistischen Kostbarkeiten bis ca. 1900.“ Dazu Michael Jäschke-Lantelme: „Wir prüfen hochwertige philatelistische Einzelstücke ab einem Handelswert von zirka 2.000 Euro.

Ausgenommen sind Objekte aller Sammelgebiete, die aktuell von einem Prüfer des BPP beurteilt werden. Ebenso gilt dies auch für Stücke unserer eigenen BPP-Prüfgebiete, die wir weiterhin im BPP prüfen.“ Und doch ist die Liste der philatelistischen Gebiete, die die Philatelic.Experts prüfen, länger als man denkt. Zu nennen sind da beispielsweise Asien (außer China und Japan), das British Commonwealth mit Australien und Neuseeland, viele europäische Länder, Kanada, Zentral- und Südamerika sowie die USA inklusive Konföderierte Staaten. Aber auch die begehrten kolonialen Aufdruckmarken „G.R.I.“ und „G.R. MAFIA“ zählen dazu.

Dennoch stellt sich die Frage: Warum ein neues Komitee für philatelistische Prüfungen? „Vor allem das deutsche Prüfwesen wurde über Jahrzehnte dominiert von Spezialisten teils sehr kleiner Prüfgebiete“, erläutert Till Neumann. „Die Philatelic.Experts sind angetreten, um in der Tradition bedeutender Generalkenner wie Herbert Bloch, Giulio Bolaffi, Theodore Champion, Heinrich Köhler, Franz Pfenninger oder Max Thier eine große Bandbreite philatelistischer Raritäten kompetent zu begutachten. Und wir sind der Überzeugung, dass dies einer Gruppe erfahrener Kenner gemeinsam am überzeugendsten gelingt.“ Denn bei den Philatelic.Experts ist jede Begutachtung eines philatelistischen Objektes eine Kommissionsprüfung, bei der alle vier Mitglieder ihr ganzes Wissen und ihre
Erfahrung einbringen.

„Als BPP-Mitglieder orientieren wir uns dabei an den Richtlinien, philatelistischen Begriffsbestimmungen und Qualitätsmaßstäben des BPP“, erklärt Franz Stegmüller. „Bei unserer Arbeit kommt die modernste Technik zum Einsatz. Fakt ist: Bei den Philatelic.Experts gibt es das zukunftsweisende Nonplusultra für Echtheitsuntersuchungen und Provenienz-Nachweise in Bezug auf philatelistische Prüfungen.“ Und Tobias Huylmans ergänzt: „Wir kommen zum Einsatz, wenn Sammlerinnen oder Sammler die Sorge beschleicht, dass eine Preziose vielleicht doch keine Rarität ist, sondern eine Fälschung. Oder ein teures Luxusstück eventuell doch repariert ist. Auch auf die Gefahr hin, als zu streng zu gelten, halten wir eine objektive Qualitätsbeschreibung für unabdingbar. Ein böses Erwachen beim Verkauf lässt sich am besten schon beim Kauf vermeiden! Mit der Entscheidung für die passenden Atteste direkt nach dem Erwerb legt man auch das Fundament für eine mögliche spätere erfolgreiche Veräußerung.“

Mehr dazu unter: http://www.philatelic-experts.com

Philatelic.Experts JLHSN Gmbh, Hasengartenstraße 25, 65189 Wiesbaden
Telefon: 0611-94 58 72 40, E-Mail: mail@philatelic-experts.com
 
Altsax Am: 24.03.2024 13:33:52 Gelesen: 2857# 2 @  
@ Richard [#1]

Auf der Internet Seite [1] liest sich das alles aber anders.

Unverblümt wird um Vorlage "besonders hochwertiger Stücke" Stücke geworben und gleichzeitig darauf hingewiesen, daß "Hobby-Prüfer" nicht immer die erforderliche Prüfsicherheit gewährleisten können.

Nach meinem Eindruck ist der Tenor dieser Werbe-website: Für Kleinkram-Prüfungen haben wir keine Zeit und Lust, hochwertige Stücke schickt lieber zu uns, wenn ihr mehr Sicherheit haben wollt.

Wenn die BPP-Kollegen keinen Aufstand dagegen unternehmen, daß sie riesige Vergleichssammlungen vorhalten müssen, die "genialen vier" aber alles prüfen dürfen, was "hochwertig" genug ist, dann verdienen sie es nicht besser.

So unverblümt hat noch niemand die Kompetenz seiner Prüferkollegen öffentlich herabgewürdigt!

[1] http://www.philatelic-experts.com
 
Attila Am: 24.03.2024 17:20:20 Gelesen: 2692# 3 @  
@ Richard [#1]

Lieber Richard,

ich entschuldige mich, wenn ich den Text falsch interpretiert habe.

Soll ich verstehen, dass alle seriösen Briefmarken auf der Welt, außer Japan und China, für Briefmarken über 2000 EUR als Sachverständige geprüft und zertifiziert werden?

Gruß,
Attila
 
TeeKay Am: 24.03.2024 22:20:26 Gelesen: 2532# 4 @  
Firmensitz ist der Sitz von Heinrich Köhler. Geschäftsführer ist bei beiden Unternehmen die gleiche Person. Auf der Website wird mit Technik und Datenbanken geworben, die auch Köhler exzessiv auf Messen bewirbt.

Zählen wir doch einfach 1 und 1 zusammen und schließen daraus, dass es sich hierbei wohl eher um den Versuch eines großen Marktteilnehmers handelt, Prüfzertifikate für teure Stücke zu bekommen, für die es derzeit keine anerkannten Prüfer gibt und nicht um das Abgraben von Geschäft beim BPP.

Ginge es um letzteres, würde sie nicht explizit Material ablehnen, für das es BPP Prüfer gibt. Köhler ist zwar nicht selbst Gesellschafter, dürfte aber doch ermutigend auf die vier Gesellschafter eingewirkt haben, das Unternehmen zu gründen.
 
Dobe Am: 25.03.2024 09:04:47 Gelesen: 2377# 5 @  
@ Richard [#1]

Also ich kann nur davor warnen, bei Altitalien oder Königreich Italien bis 1901 eine der wertvollen Marken jemanden die Prüfung zu überlassen, der sich nicht wirklich über viele Jahre speziell damit befasst hat; Postgeschichte und die Vielzahl an Fälschungen (bei Toskana gibt es über 100 verschiedene Fälschungen), die verschiedenen Fälschergruppen bis 1920, dazu die regionalen Besonderheiten, welche zT im Jahrestakt sich veränderten - mir vollkommen unklar, wie jemand das prüfen möchte, der sich nicht ausschließlich damit befasst.

Ich habe gerade den Fall, dass eine von Dr. Avi signierte Parma 9 auf Zeitung (eine Rarität Altitaliens) von dem italienischen Prüfer meines Vertrauens (Paolo Cardillo) als Ganz-Fälschung entlarvt wurde. Paolo Cardillo befasst sich ausschließlich mit dieser Thematik und wird mittlerweile von Bolaffi mit der Prüfung und Zertifizierung der Raritäten der Sammlung beauftragt. Eine solche Expertise erlangt man nur, wenn man extrem spezialisiert ist. Wie man im Laufe eines Menschenlebens diese Spezialisierung in allen Prüfgebieten erlangen möchte ist mir ein Rätsel, selbst wenn man zu 4 ist.

Viele Grüße
Michael
 
bovi11 Am: 25.03.2024 09:26:05 Gelesen: 2361# 6 @  
@ Dobe [#5]

Ich bin in der Sache ganz bei Teekay.

Bei den hier in Rede stehenden Personen handelt es sich nicht um Luftnummern, wie Eichele bei der berüchtigten Briefmarkenprüfstelle Basel.
 
Droenix Am: 25.03.2024 09:29:10 Gelesen: 2357# 7 @  
Mich wundert es, woher diese vier Philatelic Experts die Zeit für diese zusätzlichen Prüfungen nehmen wollen. Gerade bei Herrn Jäschke-Lantelme und Herrn Stegmüller wartet man bereits jetzt schon bei ihren BPP-Prüfungen mehrere Monate auf die Prüfungsresultate.

Gruß

Peter
 
drmoeller_neuss Am: 25.03.2024 09:34:04 Gelesen: 2353# 8 @  
Mein ursprünglicher kritischer Beitrag ist zu Gunsten der üblichen Jubelmeldung gelöscht worden.

Die direkte Konfrontation und Konkurrenz mit dem BPP vermeidet man erst einmal. Die neue Prüfergesellschaft prüft ausdrücklich nur Stücke, die von Prüfern des BPP nicht geprüft werden. Schliesslich ist man (noch) auf die Mitgliedschaft im "BPP" angewiesen, um für die eigene Prüfgesellschaft Werbung zu machen.

Die Unterschiede werden bei der Prüfordnung umso deutlicher. Mit Kleinkram von "Normalsammlern" möchte man sich gar nicht erst abgeben. Stücke unter einem Handelswert von 2000 EUR werden nicht geprüft. Falsche Prüfstücke müssen im Gegensatz zum BPP nicht mit dem Stempel "Falsch" gekennzeichnet werden. Andere Fragen wie die Haftung mögen eher theoretischer Natur sein. BPP-Prüfer haften mit ihrem Privatvermögen, während hinter dem neuen "Prüferverband" eine haftungsbeschränkte Gesellschaft steht. Es gibt auch keine Schlichtungsstelle wie die Oberprüfstelle beim BPP. Ein großer Unterschied besteht auch in den Prüfvergütungen, die neue Prüfgesellschaft nimmt bis zu 10% des Handelswertes.

Bleibt abzuwarten, wie der BPP reagiert. Wenn man wie in der Vergangenheit konsequent handeln würde, und das erste Verbandsgebot beachten würde, "Du sollst neben mir keine anderen Prüfverbände haben "würde man die Herren aus dem BPP ausschliessen. Der BPP begründet keine Leibeigenschaft, aber eine gewisse Loyalität kann ein Verband von seinen Mitgliedern erwarten. Und dazu gehört garantiert nicht, sich mit den Federn des BPPs zu schmücken, aber ausserhalb mit seinem Namen zu wildern. Die Fälschungsbekämpfung für die breite Masse der Sammler lebt davon, dass die Prüfgebühren für die teuren Prüfstücke die einfachen "quersubventionieren", wo sich der Aufwand für die Prüfung eigentlich nicht lohnt. "Rosinenpickerei" schafft Mehrwert für den Prüfer, aber nicht für die Philatelie, denn es werden auch billige Marken gefälscht, die irgendwann niemand mehr prüfen will.

Wie sieht es mit der Unabhängigkeit aus, wenn man ausdrücklich auf die Infrastruktur eines einzelnen Briefmarken-Handelshauses zurückgreift? Technische Geräte helfen Manipulationen zu erkennen, sie können aber kein philatelistisches Wissen und fehlendes Vergleichsmaterial ersetzen.

Auch die Provienzforschung kann nicht immer bei der Beurteilung eines Prüfstückes weiterhelfen. Gute Fälschungen gab es schon vor hundert Jahren. Diese Fälschungen werden durch lückenlose Herkunftsnachweise auch nicht echter. Die Philatelisten mit der dicken Brieftasche hatten oft nicht die Zeit, sich intensiv mit Postgeschichte zu beschäftigen, und haben sich auf ihre Berater verlassen und waren manchmal verlassen. Sie mussten in der Zeit, in der sich "Hobbyprüfer" mit ihren Briefmarken befassen konnten, Geld verdienen. *)

Die "teils winzigen Prüfgebiete" des BPPs kann man kritisieren, aber sie sind dem Qualitätsanspruch des BPPs geschuldet. Ohne Vergleichssammlung wird kein Prüfer für ein neues Prüfgebiet zugelassen. Ein Bund-Prüfer wie Schlegel darf eben keinen Sachsen-Dreier prüfen, obwohl er zum gleichen Ergebnis wie ein Sachsen-Prüfer kommen würde, da für diese Marke eine reine Qualitätsprüfung ausreicht. Der BPP ist mit seinem "Spezialisten-Ansatz" in den letzten Jahrzehnten gut gefahren. Die Kehrseite ist natürlich, dass viele Prüfgebiete nicht besetzt sind. Ausländische Prüferverbände sind generalistisch aufgestellt und langen auch schon einmal daneben, weil die Prüfer ihr eigenes Wissen überschätzen und es an einer wirksamen Aufsicht fehlt. Man denkt hier unweigerlich an die "Baseler Prüfstelle".

Einzig allein geht für mich der Mindestwert einer Prüfsendung in Ordnung. Jede Prüfsendung bedeutet einen administrativen Aufwand, der von dem Wert der Prüfstücke unabhängig ist. Der bisherige Ansatz des BPPs ist viel zu niedrig !

Der BPP muss sich der neuen Zeit anpassen. Der Briefmarkenhandel ist auf schnelle Prüfergebnisse angewiesen, und kann nicht warten, bis ein "Hobbyprüfer" nach einem halben Jahr in die Puschen gekommen ist. Der BPP muss die unterschiedlichen Anforderungen der Prüfkunden in der Prüfordnung berücksichtigen. Für eine Qualitätsprüfung oder um Verfälschungen wie nachträglich aufgeklebte Marken auf Briefen feststellen zu können, muss man kein ausgewiesener Experte von exotischen Sammelgebieten sein. Nun haben diese vier Prüfer Fakten geschaffen. Wenn es etwas Wind in die verkrusteten Strukturen des BPPs bringt, kann man die neue Prüfergesellschaft nur dazu beglückwünschen.

Ansonsten liefert sie nur einen weiteren Beitrag zur Zersplitterung des Prüfwesens. Es bleibt abzuwarten, ob die Idealisten und "Hobbyprüfer" im BPP, die viel Zeit und Geld in ihre Prüftätigkeit investiert haben, einen Zwergenaufstand proben oder die neue Prüfgesellschaft hinnehmen, da sie ohnehin nicht in dieser Liga mitspielen.

*) Bitte nicht falsch verstehen: ich habe nichts gegen die Provenienzforschung. Erstens bringen Stücke mit dem Prädikat "ex-Boker", "ex-Haub" etc. einfach mehr auf dem Markt, auch wenn es philatelistisch nicht gerechtfertigt ist. Ein Zückerchen für den Verkäufer und den Auktionator. Es ist das gleiche wie mit einem alten VW Golf, der das hundertfache gegenüber einem vergleichbaren Gebrauchtwagen kostet, nur weil der Papst Benedikt 16. darin gesessen hat.

Zweitens spielen in der heutigen Zeit ethische Grundsätze eine immer größere Rolle. Viele Philatelisten möchten wissen, ob die Herkunft ihrer Stücke "sauber" ist, und nicht in den dunklen Zeiten unserer Geschichte die Marken unredlich den Besitzer gewechselt haben.

 
Droenix Am: 25.03.2024 09:54:22 Gelesen: 2325# 9 @  
@ drmoeller_neuss [#8]

Ein Aufstand des BPP wird es sicherlich nicht geben. Diese vier Prüfer sind für den BPP zu wichtig. Sie decken mehr als zwei Drittel der altdeutschen Staaten ab, noch prekärer wäre es für die Deutschen Kolonien.

Seit Jahren gibt es ein Vakuum bei einigen Prüfungsgebieten, die nach Ausscheiden, z.B. eines Peter Holocombe verwaist sind.

Die Briefmarken Prüfstelle Basel hat sich mit vielen fehlerhaften Prüfungen selbst disqualifiziert.

Es wurde Zeit für einen neuen Ansatz! Gerade für eine reiche Klientel, die Briefmarken auch als Investition ansehen, wurde es notwendig eine höhere Sicherheit bei Echtheit und Qualität, auch außerhalb der BPP-Gebiete zu gewährleisten.

Gruß

Peter
 

Das Thema hat 34 Beiträge:
Gehe zu Seite:  1   2 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.