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Thema: Diskussionen über diverse und neue Prüf-Institutionen
Vernian Am: 28.03.2024 17:03:24 Gelesen: 127# 1 @  
Hallo,

mit mehr- oder weniger großem Interesse folge ich den Wortgefechten um "neue" Prüf-Vereinigungen, seien es traditionelle wie dem BPP, oder den "Baselern" oder nun das neue "Expertengremium" seitens Köhler (wenn ich das richtig verstanden habe ....)

Einerseits habe ich mich selber in zwei Bereichen spezialisiert, in denen es entweder an sich keine "Prüfer" gibt oder zumindest nicht im deutschsprachigen Raum. Ich weiß also um die "Wichtigkeit", sich verfügbares Fachwissen und vor allem auch Vergleichsmaterial zu speziellen Gebieten antik-historischer Marken anzueignen, selber intensiv gegenzuprüfen und die Erkenntnisse daraus auch im Kopf bewusst präsent zu halten (oder ausführlich schriftlich zu fixieren, was aber ein Fall für sich darstellt …)

Anderseits, und das zeigt sich bei meinen beiden Spezialisierungen, gibt es reichlich Bereiche, in denen nur ein verschwindend geringer Teil der ohnehin immer weniger werdenden Sammlerschaft eine Expertise nachfragen würde - denn die wenigen, die sich auf ein solchermaßen seltenen Bereich spezialisiert haben, kennen die einschlägigen Informationen, die darüber und dazu irgendwo irgendwann veröffentlicht oder online zugänglich gemacht wurden, und sind auf Grund dessen selber in der Lage, mit einem hohen Prozentsatz an Sicherheit ihre eigene Expertise über die Echtheit einer entsprechenden Marke zu erstellen. Letztlich dürfte dies auch für "gängigere" Bereiche gelten - wer sich selber intensiv bemüht und informiert und recherchiert, der wird in der Lage sein, sein "Steckenpferd" mit hoher Zuverlässigkeit fachlich wie sachlich korrekt "prüfen" zu können.

Genau auf das Fehlen dieser intensiven Begeisterung, diesem intensiven Selber-Recherchieren zur Prüfung, zielt doch dieses neue "Expertengremium" ab, zusätzlich noch mit der Eingrenzung nur "hochwertig notiertes" Material zu prüfen.

Ich habe in dem einen meiner beiden Spezialisierungsgebiete Marken und Ganzsachen, deren Anzahl nicht nur an existierenden, sondern auch an bekanntermaßen hergestellten Exemplaren, ähnlich gering oder sogar geringer ist als die der bekannten blauen und roten Mauritius ist - die aber mangels Sammlerschaft, wenn sie tatsächlich einmal irgendwo angeboten werden sollten, nur für einen extremen Bruchteil der Beträge Abnehmer finden wie eine legendäre blaue oder rote Mauritius ... (Genauso wie ich modernere Marken eines Gebietes habe, für das sich kaum jemand interessiert - möglicherweise sogar das jeweils einzige in dieser Erhaltungsform existierende Exemplar (Postfrisch) - mangels Nachfrage aber im Grunde nicht in bare Münze umzusetzen - seltener wie eine blaue Mauritius, aber mangels Nachfrage trotzdem "nichts" wert ....) Es ist also wie immer eine Frage von Angebot und aber vor allem auch Nachfrage, ob ein Stück gezacktes Papier in Form einer Briefmarke oder anderem postalischen Stückes auch einen entsprechenden Preis erzielt. Für nur solche Stücke eine Expertise abzugeben, die durch entsprechende Notierungen belegen, dass sie nachgefragter sind und dementsprechende Preise erzielen, ist nichts anderes, als vermutlich kapitalistisch orientierten Anlegern eine Expertise zu erstellen, die jene aus Bequemlichkeit nicht selber versuchen zu erlangen...

Insofern erachte ich jegliche Form von "Prüfung", die nicht auf einem persönlichen Engagement und Spezialisierung für ein entsprechendes Prüfgebiet beruht (und damit bspw. einer nachweislich umfassend langjährigen Beschäftigung mit einem solchen Gebiet und dem Vorliegen von geeignetem Vergleichsmaterials), für eine reine Farce, die nur darauf abzielt, zur eigenen Recherche und Kenntniserlangung zu faulen Kapitalanlegern und ggf. auch echten (aber faulen) Sammlern das Geld aus der Tasche zu ziehen ....

Ich will den Wert eines Prüfers und einer Prüfung beliebter und nachgefragter Marken in keiner Weise den Nutzen und den Sinn absprechen, um Abzocke und Missbrauch durch Fälschungen vorzubeugen - es sollte aber nie vergessen werden, dass alle "Werte" hier der Folge ideeller Bereitschaften, entsprechende Beträge zu zahlen, als Grundlage haben, und es sich letztlich nur um eigentlich (wertlose) Stücke alten Papiers handelt ... Es sei denn man bewertet den Brennwert des Papierschnipsels in gezackter Form in KiloJoule oder Kilokalorien ...

Daher: Es ist natürlich richtig, derartige neu aufgekommene Prüfer-Unternehmen mehr oder weniger kritisch zu diskutieren und kommentieren, aber ob sie es wert sind ....?

Meint

Vernian
 
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