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Thema: Finnland: Stempel bestimmen
Das Thema hat 32 Beiträge:
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Bernstein26 Am: 01.01.2023 18:50:25 Gelesen: 2748# 8 @  
Hallo,

Euch allen ein frohes und gesundes neues Jahr 2023.

Bei der Beschäftigung mit meinen Finnland-Marken sind mir die dargestellten Stempel aufgefallen. Die ersten vier Marken kommen aus der Zeit des Großfürstentums Finnland im russischen Reich, die beiden Rotes-Kreuz-Zuschlagsmarken aus der unabhängigen Republik Finnland. Es scheint sich um verschiedene Ortsnamen (bzw. Teile davon) zu handeln. Sind das reguläre postalische Entwertungen? Ich freue mich über Eure Anmerkungen.

Bernhard


 
Basalt44 Am: 02.01.2023 16:47:58 Gelesen: 2713# 9 @  
Hallo Bernhard,

die Stempel bzw. Teile davon sind Posthaltestempel. 1891 wurden so genannte Posthaltestellen eingeführt. Sie erhielten einen Stempel mit dem Ortsnamen in einer Zeile (Es gibt auch zweisprachige Stempel mit zwei Zeilen). Die Posthaltestempel wurden 1918 in Postnebenstellen umbenannt. Die Gesamtzahl der Stempel beläuft sich auf über 7000 Ortsnamen.

Viele Grüße aus Berlin und die besten Wünsche für 2023.
Werner
 
Bernstein26 Am: 03.01.2023 14:07:06 Gelesen: 2682# 10 @  
@ Basalt44 [#9]

Vielen Dank für die Information.

Ich habe die Begriffe Posthaltestempel und Posthaltestelle mal gegoggelt, leider ohne vernünftiges Ergebnis. Deshalb noch mal eine Verständnisfrage von mir: Was ist denn genau eine Posthaltestelle? Hält da der Postbeförderungswagen? Und warum wird da die Post abgestempelt? Falls Du noch weitere Informationen dazu hast, wäre ich sehr interessiert.

Viele Grüße und danke nochmals,

Bernhard
 
Basalt44 Am: 04.01.2023 16:23:09 Gelesen: 2648# 11 @  
@ Bernstein26 [#10]

Hallo Bernhard,

Um das System der Posthaltestellen verstehen zu können, muss man sich die Landkarte Finnlands näher ansehen. Das Land war 1891, also zum Beginn der Posthaltestellen, nur dünn besiedelt und kleine Ortschaften, die vom zuständigen Postamt weit entfernt lagen, sollten kleine Poststationen erhalten, die so genannten Posthaltestellen. Diese Posthaltestellen hatten damals nur einen eingeschränkten Postdienst und durften nur gewöhnliche Briefe, Postkarten und Drucksachen, nicht jedoch Einschreiben und Wertbriefe befördern.

Nun noch einmal zu den Stempeln der Posthaltestellen. Die finnischen Posthaltestellen hatten einen undatierten Langstempel zur Verfügung und mussten deshalb vorschriftsmäßig die abgehende Post nach der Sortierung und nach dem Abstempeln zu einem Leitungspostamt schicken, wo die Postsendungen mit einem Datumsstempel versehen wurden.

Viele Grüße aus Berlin
Werner
 
Bernstein26 Am: 04.01.2023 23:32:45 Gelesen: 2624# 12 @  
@ Basalt44 [#11]

Super, jetzt kann ich mir den Vorgang viel besser vorstellen. Irgendwie habe ich bei Deiner Schilderung spontan an diese Marke (Scott #215) von 1938 gedacht. Sie zeigt ein ländliches Postamt um 1787, ziemlich allein auf weiter Flur. Vielleicht trifft das ja etwa den Charakter der hundert Jahre später eingerichteten Posthaltestellen (?).

Ganz herzlichen Dank und Gruß von der stürmischen Nordsee,

Bernhard


 
DL8AAM Am: 05.01.2023 07:53:18 Gelesen: 2617# 13 @  
@ Bernstein26 [#12]

Sie zeigt ein ländliches Postamt ...

Eher das Gegenteil. ;-) Die Marke zeigt ein "grosses", echtes Postamt, nämlich das Postamt von Ahvenkosken [1]. Im genannten Jahr 1787 war Ahvenkosken sogar eine der wichtigsten Grenzstationen zwischen Schweden und dem Russischen Reich, d.h. hier wurde sehr wahrscheinlich sogar der internationale Postaustausch organisiert. Das Postamt Ahvenkosken dürfte 1787 wohl eher eines der wichtigesten und größten Postämter im Gebiet des heutigen Finnlands gewesen sein, ;-) Klingt irgendwie nach alles anderen, als nach einer "kleinen dörfliche Posthilfsstelle" beim "Bauern auf dem Küchentisch". Nein, just kidding. ;-)

Trotzdem kein "Ahvenkosken über Helsinki" ;-)

Und ein zweites Trotzdem, der Ort, das gezeigte Postamt klingt interessant! Made my day Kann hier vielleicht sogar jemand einen klassischen Ahvenkosken-Stempel aus der Zeit zeigen? ;-)

Guten Morgen und Danke für das Antriggern des Ortes, sowie
beste Grüße
Thomas

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Ahvenkoski
 
Ilves2020 Am: 26.01.2023 20:16:17 Gelesen: 2493# 14 @  
@ DL8AAM [#13]

Hei Thomas,

der Ort heißt übrigens nur Ahvenkoski und nicht Ahvenkosken. Ahvenkosken ist der Genitiv Singular. Die Briefmarkeninschrift „Ahvenkosken postitalo 1787“ heißt wörtlich übersetzt „Ahvenkoskis Posthaus 1787“ oder sinngemäß und etwas eleganter: „Das Postamt von Ahvenkoski 1787“. Es stand damals an der schwedisch-russichen Grenze. Ahvenkoski ist zusammengesetzt aus den Worten ahven = Barsch und koski = Stromschnelle.

Hier ist ein historisches Bild, das wohl die Vorlage für die Briefmarke war, aus der Zeitschrift Suomen Postimerkkilehti, Ausgabe 5/2015, in der ein interessanter Artikel über Ahvenkoski erschienen war.



Moi!
Thomas
 
Bernstein26 Am: 27.01.2023 22:35:58 Gelesen: 2472# 15 @  
@ Ilves2020 [#14]

Vielen Dank für das Einstellen des Bildes. Zu was diese Marken mit den Posthaltestellen so alles führen, toll. Ich habe auf jeden Fall einiges gelernt.

Beste Grüße,

Bernhard
 
Franz-Karl Lindner Am: 25.02.2024 14:14:14 Gelesen: 776# 16 @  
Hallo zusammen,

habe mal wieder eine Frage an die Experten. Abgebildet ist ein Brief aus Finnland nach Niendorf a.d. Ostsee. Hier nun meine Fragen:

1. die Marken wurden abgestempelt mit "Finska Post Kupen Nr 11" vom 18.11.1891. Welchem Ort in Finnland ist der Stempel zuzuordnen?

2. Rückseitig 2 Stempel; den in kyrillischer Schrift kann ich nicht übersetzen.

Wer hilft mir dabei? Der Ankunftstempel von Niendorf 15.9.1891 ist dagegen klar.
Würde mich über Auflösungen freuen!

Danke, Franz-Karl



 
Martin de Matin Am: 25.02.2024 14:28:48 Gelesen: 771# 17 @  
@ Franz-Karl Lindner [#16]

Der rückseitige Stempel müsste von Sankt Petersburg sein.

https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=14616&CP=0&F=1

Gruss
Martin
 
Basalt44 Am: 25.02.2024 14:40:28 Gelesen: 765# 18 @  
Hallo,

der Bahnpoststempel "Finska Post Kupen Nr 11" wurde auf der Bahnpostlinie von St. Petersburg nach Helsinki in der Zeit vom 15.10.1890 bis 31.12.1893 verwendet. Der Abgangsort ist bei diesen Stempeln nicht ersichtlich.

Der auf der Rückseite angegeben Stempel stammt aus St. Petersburg.

Viele Grüße aus Berlin
Werner
 
Franz-Karl Lindner Am: 25.02.2024 17:41:04 Gelesen: 746# 19 @  
Danke an beide, igr habt mir sehr geholfen.

Gruß Franz-Karl
 
Franz-Karl Lindner Am: 25.02.2024 17:48:44 Gelesen: 743# 20 @  
Sehe gerade, muss doch noch einmal nachfragen. Wie sind die Datumsangaben im finnischen Stempel und dann im Petersburger Stempel zu erklären.

Der Ankunftsstempel von Niendorf ist der 15.9.1891. Wie korrespondiert dieser mit den beiden anderen?

Danke im Voraus!
 
Stefan Am: 25.02.2024 18:28:17 Gelesen: 730# 21 @  
@ Franz-Karl Lindner [#20]

Wie sind die Datumsangaben im finnischen Stempel und dann im Petersburger Stempel zu erklären.

Russland: julianischer Kalender

Finnland und Deutsches Reich: gregorianischer Kalender

Gruß
Stefan
 
Martin de Matin Am: 25.02.2024 18:29:15 Gelesen: 729# 22 @  
@ Franz-Karl Lindner [#20]

Russland hatte zur damaligen Zeit noch den julianischen Kalender [1]. Die anderen Länder hatten den gregorianischen Kalender.

Seit 1900 ist der Unterschied 13 Tage.

Gruss Martin

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Julianischer_Kalender
 
volkimal Am: 25.02.2024 18:35:52 Gelesen: 722# 23 @  
@ Franz-Karl Lindner [#20]

Hallo Franz-Karl,

noch eine Ergänzung: Der russische Stempel ist vom 31. Август 1891 = 31. August 1891 (jul.) + 12 Tage = 12.08.1891 (greg.).

Vor 1900 betrug der Unterschied 12 Tage.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.02.2024 18:38:17 Gelesen: 720# 24 @  
Hallo Franz-Karl,

sehe gerade, dass du auch nach dem finnischen Stempel fragst. Der ist vom 11.9.1891 (greg.).

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 25.02.2024 21:37:44 Gelesen: 701# 25 @  
Hallo zusammen,

Ich habe gerade gesehen, dass ich beim russischen Stempel einen Fehler gemacht habe.

Richtig ist 31. Август 1891 = 31. August 1891 (jul.) + 12 Tage = 12.09.1891 (greg.).

Viele Grüße
Volkmar
 
Franz-Karl Lindner Am: 25.02.2024 22:47:31 Gelesen: 692# 26 @  
Hallo Martin,
hallo Volkmar,

danke für die Infos. Jetzt habe ich absolute Klarheit.

Gruß Franz-Karl
 
antwortscheinsammler Am: 17.05.2024 18:50:24 Gelesen: 169# 27 @  
Hallo Finnland Experten,

ich habe hier eine Finnland Ganzsachenkarte P 1, 8 PEN, bei deren Stempel ich mir die Zähne ausbeisse. Das Datum ist klar, obwohl der Datumseinsatz total verdreht ist: 28.09.1872

Absender ist Herr Göös von der Druckerei Weilin & Göös, der Ort im handschriftlichen Absender ist JYVÄSKYLA 26.09.1872.

Ich lese immer RIILAHTIS aber das ist selbst heute 3 Stunden von JYVÄSKYLA entfernt ?

Wer kann helfen ?

Danke und viele Grüße !

Antwortscheinsammler




 
Ilves2020 Am: 17.05.2024 20:31:51 Gelesen: 149# 28 @  
@ antwortscheinsammler [#27]

Hallo Antwortscheinsammler,

ich glaube, ich kann ein paar Details klären.

Das „RI“, das Du im unteren linken Viertel des Stempels aufsteigend als Teil des Ortsnamens ansiehst, ist anders herum zu lesen und ist die „18“ der Jahreszahl 1872.

In der Tat sind diese Stempel etwas ungewöhnlich aufgebaut mit Tageszahl und Monatszahl untereinander in der Mitte und der geteilten Jahreszahl links unten und rechts unten davon. Aber durchaus nicht verdreht, sondern sie waren einfach so.

Dann bleibt als Ortsname möglicherweise „Lahtis“ übrig, der schwedische Name der Stadt Lahti.

Okay, Jyväskylä – Lahti sind auch 170 km, aber zumindest ist dieser Ortsname im Facit-Katalog 2008 special als Möglichkeit erwähnt. Ich habe einen Ausschnitt aus dem Katalog zu diesem Stempeltyp eingescannt. Hier ist auch „LAHTIS“ erwähnt. Die Währung ist übrigens SEK und nicht €.



Zwischen dem handschriftlichen Datum der Karte, 26.09.1872 in Jyväskylä und dem Stempeldatum 28.09.1872 in Lahti/Lahtis kann die Karte möglicherweise auf die eine oder andere Weise und nicht mit der Post diese Strecke zurückgelegt haben und wurde vielleicht erst dort aufgegeben. Dies aber nur als Vermutung.

Viele Grüße
Thomas
 
antwortscheinsammler Am: 17.05.2024 21:27:37 Gelesen: 135# 29 @  
@ Ilves2020 [#28]

Hallo Thomas,

Vielen Dank!

Die 18 ist natürlich der Schlüssel und so ist der gesamte Datumeinsatz auch gar nicht mehr verdreht.

Ich hatte aufgrund des lesbaren rechten Teils auch schon an LAHTIS gedacht, es aber verworfen, zum einen weil ich irrtümlich an den ersten beiden "Buchstaben" herumgerätselt hatte, zum anderen wegen der Entfernung.

Aber klar, es ist gut möglich dass Herr Göös selbst geschäftlich nach LAHTIS gereist ist und die Karte erst dort aufgegeben hat.

Viele Grüße

Wolfgang
 
antwortscheinsammler Am: 17.05.2024 22:01:11 Gelesen: 125# 30 @  
Und als Ergänzung, eben bei ebay entdeckt, eine identische Ganzsachenkarte offensichtlich vom gleichen Absender mit Stempel IYVÄSKYLÄ 7.2.1872 nach WICHTIS.

Die Rückseite ist bei ebay leider nicht abgebildet.

Viele Grüße
Wolfgang


 
Ilves2020 Am: 18.05.2024 08:17:41 Gelesen: 90# 31 @  
@ antwortscheinsammler [#30]

Hallo Wolfgang,

das ist schon cool, vom gleichen Absender direkt noch eine weitere Karte zu entdecken. Beide sehen ziemlich gut aus, finde ich. Schön, dass ich sie sehen und mich damit beschäftigen konnte!

Zum Zielort der zweiten Karte noch eine Information: Es handelt sich hierbei um Vihti in der Landschaft Uusimaa (deutsch: neues Land), nordwestlich von Helsinki. Der schwedische Name ist Vichtis. Das finnische Alphabet kommt ursprünglich ohne "w" aus, für diesen Laut reicht das "v". In importierten Wörtern ist das "w" möglich, wird aber weitestgehend vermieden. Beispiel: Wein = viini. Oder Wikinger = viikinki.

Und im Südwesten sind die schwedischen Ortsname aufgrund des (relativ) hohen schwedischsprachigen Anteils in der Bevölkerung präsenter als in anderen Landesteilen. So zum Beispiel bei Helsinki / Helsingfors, Tampere / Tammerfors, Turku / Åbo oder Uusikaupunki / Nystad (beides heißt Neustadt) und bei vielen mehr.

Viele Grüße und einen schönen Samstag
Terveisiä ja mukavaa lauantaita

Thomas
 
antwortscheinsammler Am: 18.05.2024 16:09:19 Gelesen: 61# 32 @  
Hallo Thomas,

danke für Deine weitergehenden Erklärungen.

Ich sammle "eigentlich" "nur" Internationale Antwortscheine der Ganzen Welt von Anfang 1907 - heute, musste aber vor kurzem bei einer Auktion eine ganze Kiste mit Finnlandmarken, Markenheftchen und Philatelistischer Literatur zu Finnland / Aland kaufen weil ich die ebenfalls in der Kiste befindliche Sammlung IAS Finnland haben wollte.

Jetzt begeistere ich mich gerade für die ganz frühen Finnischen Ganzsachenpostkarten 1871-1875, wird sicher eine kleine "Nebensammlung" werden, sodass ich möglicherweise hier ab und an auftauchen werde.

Dir auch schöne Pfingsten

Viele Grüße

Wolfgang
 

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