Thema: Österreich Belege: Buntfrankaturen der ersten Ausgabe 1850
bignell Am: 21.03.2021 14:51:46 Gelesen: 1452# 1@  
Liebe Freunde,

bereits 2019 habe ich im Thema "Österreich Belege: Mischfrankaturen der klassischen Ausgaben 1850-1867" [1] angedroht auch ein Thema über Buntfrankaturen zu eröffnen.

Bei Buntfrankaturen unterscheidet Dr. Ferchenbauer einfachbunte und mehrfachbunte Frankaturen, bei den einfachbunten Frankaturen ist jede Wertstufe nur einmal vertreten und somit die Anzahl der Möglichkeiten rechnerisch beschränkt, so kann es für die Kombination zweier Werte nur die zehn Möglichkeiten 1+2,1+3,1+6,1+9,2+3,2+6,2+9,3+6,3+9,6+9 Kreuzer (analog für die Ausgabe für Lombardei und Venetien) geben, für die Kombination dreier Werte ebenso 10 Möglichkeiten (1+2+3,1+2+6,1+2+9,1+3+6,1+3+9,1+6+9,2+3+6,2+3+9,2+6+9,3+6+9) für die Kombination von vier Werten 5 Möglichkeiten (1+2+3+6,1+2+3+9,1+2+6+9,1+3+6+9,2+3+6+9), und für die Kombination aller fünf Werte eine Möglichkeit.
Jedoch stellen viele dieser Kombinationen einen Frankaturwert dar, der kaum vorkam - theoretisch ist jedoch jeder Wert möglich, so könnte die Kombination 1+6 Kreuzer das Franko einer siebenfach schweren Drucksache darstellen und wertet laut Handbuch Dr Ferchenbauer auf Brief 9,500.- Euro (5+30 Centesimi 18,500.-), während die billigste Kombination 3+6 Kreuzer 150,- Euro bzw 15+30 Centesimi 175,- Euro wertet. Dreifarbenfrankaturen auf Brief werten 4,500.- aufwärts. Vierfarbenfrankaturen werten auf Briefstück 15,000.-, auf Brief 75,000.-, Fünffarbenfrankaturen LP.

Die erste Ausgabe wurde am 1.6.1850 ausgegeben (es gibt wenige vorverwendete Stücke, die ganz große Raritäten darstellen, da die Marken einige Tage zuvor an die Postämter ausgeliefert wurden) und war bis 31.12.1858 frankaturgültig, die zweite Ausgabe erschien mit 1.11.1858, deshalb sind Ausgabenmischfrankaturen der ersten beiden Ausgaben recht selten. Die lange Verwendungsdauer der ersten Ausgabe von acht Jahren und sieben Monaten hat dazu geführt, dass viele Buntfrankaturen erhalten geblieben sind.
Es wurden fünf Wertstufen in österreichischer und italienischer Währung verausgabt:
1 Kreuzer bzw 5 Centesimi gelb (Drucksachenporto)
2 Kreuzer bzw 10 Centesimi schwarz (Lokalporto)
3 Kreuzer bzw 15 Centesimi rot (bis 10 Meilen, d.i. bis 1868 österreichische Postmeile = 7585,9 Meter, in manchen Postverträgen auch geographische Meile = 7420,44 Meter)
6 Kreuzer bzw 30 Centesimi braun (bis 20 Meilen)
9 Kreuzer bzw 45 Centesimi blau (über 20 Meilen)
Die Angaben beziehen sich auf 1 Loth, d.i. bis 1865 = 17,5 Gramm.
Das Markenbild stellt den österreichischen Doppeladler unterhalb der Kaiserkrone dar.



(9 KR ANK 5HI Magistris Position 138)

Da die verausgabten Wertstufen den Bedarf der meisten Sendung innerhalb Österreichs abdeckten, sind eher Mehrfach- als Buntfrankaturen anzutreffen. Die Postverträge mit anderen Staaten ergaben jedoch oft Portostufen, die nicht durch Ein- oder Mehrfachverwendung eines Wertes abzudecken war, deshalb trifft man die schönsten Buntfrankaturen meist auf Briefen nach Frankreich, England oder Übersee an.



Vorderseite eines Briefes von Rovereto nach London vom 19.1.1851 mit 2+3+6+3x9 Kreuzer = 38 Kreuzer (Gesamtporto ab 1851 für den Postweg über Schweiz / Frankreich), Attest unter [2]. Dieses Stück konnte ich recht günstig von Hrn. Puschmann erwerben, normalerweise sind Vierfarbenfrankaturen kaum bezahlbar, deshalb wird wohl auch keine weitere Vierfarbenfrankatur der ersten Ausgabe mehr dazukommen.



Vorderseite eines Briefes von Wien nach Paris vom 25.9.1858 mit 2+3+9 Kreuzer "einfachbunt" = 14 Kreuzer (ab 1.1.1858 7 Kreuzer + 7 Kreuzer je 10 Gramm).

Liebe Grüße, harald

[1] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=12183&CP=0&F=1
[2] https://www.briefmarken-atteste.de/atteste/zeigen/694
 
Quelle: www.philaseiten.de
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