Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
volkimal Am: 25.12.2021 19:03:39 Gelesen: 342241# 2542@  
@ Magdeburger [#2539]

Hallo Ulf,

so, jetzt habe ich den ganzen Brief einmal durchgelesen. An ein paar Stellen habe ich kleine Korrekturen vorgenommen. Hier ist meine Version. Ich schicke ihn dir per Email mit den markierten Änderungen.

Liebe Mutter

Dank dir liebe Mutter für Deinen Brief vom 6 Spt
den ich mit der Vollmacht welche ich gleich an August
weiter schickte damit er sie an Rettich zurück ergehen
läßt, gleichzeitig erhielt. Hoffentlich hat sich das Wetter
in Zimmern nun doch geändert, denn nach Deinem
Brief und dem des Rettich sind wir sehr zu bedauern,
denn das ist ja ein fürchterliches Jahr. -----
Unendlich erfreut bin ich das Dir der Aufenthalt in
Heidelberg so nach Wunsch ausfiel, wenn das Wetter
sich nicht günstiger gestaltet so wirst Du doch wohl
kaum die Freude haben Freybergs bei Dir zu sehen.
Hat Freyberg das Gut bei Augsburg schon gekauft?
Bitte sag dem Herrn von Racknitz viele Empfehlungen
und ich lasse ihm vielmahls Danken für die
türkischen Pistolen welche er so gut war uns zu
überbringen; mich freut dies nicht nur in meinem
Interesse sondern auch weil es wirklich ein Triumpf
für Dich ist sie heraus bekommen zu haben, danke
vielmahls. Wie geht es denn dem Herrn von Racknitz.
Grüße mir auch die Babstädter mich freut sehr sein
Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Der Onkel Louis
ist also wieder zu Hause, er schrieb mir bevor er
von Ischl weg ging, so gerne er nach Wien gekommen


wäre der gute Onkel kam doch nicht dazu, mich hätte
es sehr gefreut, seinen Briefen nach ist er höchst
entzückt von unserm Kaiser und dem ganzen Hof.
Hier ist es recht langweilig der Winter naht mit Riesen-
schritten, es regnet fortwährend in dem Monate ist
noch kein Tag vielmehr keine Nacht ohne Regen ver-
gangen; aber wir waren doch 3 Tage im Lager
und der Kaiser mit uns, es ergaben sich einige
schöne Momente in den 3 Tagen, das letzte Manöver
kommandirte der Kaiser selbst, die Abende brachten
wir immer fast sämmtliche Cavallerie Offiziers beisammen
bei einem Standant(?) frißt das Wach Feuer zu trotz Regen
und Kälte, da wurde Klüwein gemacht; einmahl brachten
wir auch unsern Generäls mit uns jeder mit einem
Glas in der Hand Seiner Majestät ein Vivat bei
seinem Zelt, worauf der Kaiser heraus kam und in einigen
recht freundliche Worten seinen Offiziers dankte. Trotz
der nähe Wiens war das Lager sehr solid und gar
nicht kostspielig es war rein nicht Gelegenheit Geld
auszugeben wir hatten kaum etwas zu Essen und
was da war, war ganz erbärmlich schlecht; ich glaube
es hat sich jedes Regiment darauf verlassen das es
in der nähe von Wien gar nicht an Markedentern
fehlen kann. Unsere Uniformen haben einigen Schaden
gelitten. Jetzt sollten wir noch zu Hause in größtern
Körpern Exzerzieren aber bei dem schlechten Wetter ist es
beinahe zum Versinken auf den Exzerzierplätze ich
warte nun noch mit Sehnsucht auf helle Momente zu
erwischen um noch ein paar Reit Partien zu machen in

(Grüße mir Freybergs und Reinhardt vielmahls)


der schöne Umgebung von Wien die ich eigentlich viel
zu wenig genossen habe, der Dienst mehrt sich von Tag
zu Tag die Zeit vergeht uns allen schnell, aber wir
wünschten doch recht shr von hier weg zu kommen, aber
vor der Hand haben mir noch wenig Aussicht darauf, hier
wird es auch mit einer Urlaubsbewilligung einige Schwie-
richkeiten haben, aber ich hoffe im Januar oder Februar
denn im Frühjahr wäre es mir auch am Liebsten, um einen
Urlaub ansuchen zu können. Leider noch lange keine
Aussicht zum Rittmeister, die Großen versprechen leicht
gaben Hoffnung machen eim das Herz schwer und vergessen
aber auch eben so schnell auf ihr Versprechen, und trotz
dem das ich jetzt in Wien in der Nähe von den
Herrn sitze hab ich nicht das Glück wie Andere mich
den Herrn mehr Nähern und gewisser Maßen aufdringen
zu können. Das versteht der Edelsheim aber ich bin z(...)
oder vieleicht zu wenig Politisch ihn da um seinen Be(…)
zu bitten. Karl Sturmfeder sah ich letzhin zufällig ...
einen Moment, er befindet sich wohl; aber hat sich so
verändert das ich ihn nicht mehr erkannte er mich aber
schon gar nicht. Onkel Dalberg ist von Ischl schon
wieder zu Hause aber hat seinen Rückweg nicht über
hier genommen. August ist wohl wenn das Wetter
anständig wäre würde ich ihn nächster Tage einmahl
besuchen den er ist jetzt in der 2ten Eisenbahn Station
von hier in Wagram - also nicht weit aber es regnet …
fort, das wäre mir aber Alles eins wenn nur in
Zimmern gut Wetter würde. Adieu liebe Mutter Gott
erhalte Dich recht wohl und gesund, Dein Dich herzlich liebender
Sohn Fritz
Wien den 20ten September 851

Viele Grüße
Volkmar
 
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