Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
evwezel Am: 07.06.2023 10:01:44 Gelesen: 135895# 2898@  
Liebe Sammelfreunde,

ich möchte euch noch einmal langweilen mit einem Feldpostbrief vom Ersten Weltkrieg. Diesmal handelt es sich um ein Gedicht. Leider fehlen mir noch einige Wörter. Hoffentlich kann jemand mir weiterhelfen.

Viele Grüße,

Emiel

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Seite 1

Die Moschee

Wenn die Sonne sich nach Westen senkte
Und die Himmel purpurrot erglühte,
Wenn des Tages Lärm sich mählich legte,
Frieden bei den Menschen Eingang suchte,
Dann erschallte wohl in früh’ren Zeiten
Durch die klare Luft des heißen Südens
Des Muezzins(?) Stimm‘ vom Minarette,
Der die Glaub’gen ans Gebet ermahnte .
„Allah“ rief er; und die (…) trugen
Leichtbeschwingt die Stimme (…) (…).
Und die Glaub’gen beugten sich nach Mekka,
Ihre Lippen riefen gleichfalls „Allah“.-

Jetzt wandle ich durch all die Straßen;
Von den Häusern steh‘n noch Mauer, Trümmer
Weit verstreut liegt ringsum Schutt und Asche,
In den Gärten wuchert‘s wild und üppig

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Die Moschee allein ist unverletzt.
Wie ein Finger nach dem Himmel weisend
Zeigt das schlanke Minarett nach oben
Als ein mahnend Zeichen aus den Trümmern.
Doch kein „Allah“ schallt mehr durch die Lüfte
Kein Munde ruft mehr zum Gebete,
Und kein Glaub’ge wendet sich nach Mekka -
Die Moschee liegt stumm gleich die Umgebung.
Und so träumt sie, wenn die Sonne sie (…),
Wenn die Mittagshitze alles senget,
Wenn der Abend naht mit seiner Kühle,
Träumt von Allah und von besseren Zeiten…

Gedichtet im Feldlazarett Rabrowo[1].
7.8.1917

[1] Vermutlich https://en.wikipedia.org/wiki/Rabrovo,_Valandovo

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