Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
evwezel Am: 02.11.2023 20:06:10 Gelesen: 46352# 3153@  
Liebe Sammelfreunde,

es ist mir ein Vergnügen, dass ich Euch wieder einen Feldpostbrief mit einer schrecklichen Handschrift zeigen kann. „Geteilter Schmerz ist halber Schmerz“, nicht wahr? Wer könnte die fehlenden Wörter entziffern?

Viele Grüße,

Emiel

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Cöln. 16.11.16.

Sehr geehrter Herr Oberlehrer!

Nun bin ich schon einige Wochen Sol-
dat. Da hörte ich dieser Tage zufällig,
Sie seien auch zur Inf. Art.[1] ange-
schrieben worden. Meine spaßhafte Be-
merkung von damals möchte ich
Ihnen nun wohlgemeint raten. Melden
Sie sich am Bezirkskommando und
bitten, zum Inf. Art. 7. nach Cöln
eingezogen zu werden. Kommen
Sie dann hierhin (vor(?) Zugwegka-
serne[2]), so bitten Sie nach Port 8
gelegt zu werden, nicht nach Arnolds
Leute(?) zu den Fahrern. Dort ist der Arbeit
so schwer wie in Coblenz (…). Der
Depotführer von Fort 8 ist in Civil
Schulrat. Besonders günstig für Sie.
Die Herrn werden hier am Mastfern-
rohr, das beim Stabe bleibt, aus-
gebildet und haben sehr gemütlichen
Dienst. Morgens nur von 8-11 Uhr
und nachmittags von 3-5 Uhr. Außer-
dem dürfen Sie hier nach 1 Woche schon


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in der Stadt wohnen. Es sind
verschiedene Philologen hier.
Augenblicklich sitzt ein Professor
aus Crefeld neben mir. Diese An-
nehmlichkeiten[3] finden Sie in keiner
anderen Garnison. Es könnte Sie
vielleicht stören, mich als Ihrer früheren
Schüler zu wissen. Ich hoffe,
Sie werden meiner Versicherung ver-
trauen, dass ich selbstverständlich
auch als Kamerad wissen werde,
dass Sie mein Lehrer waren, den ich
für seine Mühe Dank schuldig bin,
und mich danach richten werde. Ich
habe im Vertrauen gesagt: Protektier(…)
nur(?), die (…) Ihnen (…)klich sein
können. Vielleicht werden Sie so
freundlich sein, Herrn Dr. Hermes-
dorf[4] auch über die hiesigen Zu-
stände zu unterrichten. Er könnte
sich gegebenenfalls auch(?) danach(?)
richten. Ich habe nämlich zu wenig
Zeit, um ihm noch einmal alles

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eingehend zu beschreiben. Meine
Ernennung zum Offiziers(…)-
ten steht bevor und da muß ich
riesig arbeiten. Mit freundliche
Grüßen an die übrigen Herren
besonders
Ihnen selbst
verbleibe ich
Ihr
dankbarer
Carl Meller-Rombey

Absender
Kanonier Meller-Rombey[5]
Fuß. Art. Reg. 7.
?.?.? (…)rath
Cöln / Rodenkirchen
Hombergstr. 1

Adresse
Herrn. Oberlehrer Waters
Euskirchen
(…)thstr.

Tagesstempel
RODENKIRCHEN
16.11.16.5-6n
* (RHEIN) a



[1] Infanterie-Artillerie
[2] Siehe https://altes-koeln.de/wiki/Kasernen_im_preu%C3%9Fischen_K%C3%B6ln
[3] Annehmlichkeit = Bequemlichkeit, Vorteil
[4] Peter Hermesdorf (siehe Festschrift Gymnasium Euskirchen 100 Jahre, Seite 6).
[5] Karl Joseph Gerhard Antonius Meller-Rombey, gestorben am 24. November 1917 im Lazarett Hannover (Festschrift Gymnasium Euskirchen 100 Jahre, Seite 2





 
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