Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
evwezel Am: 13.03.2024 14:00:44 Gelesen: 10199# 3364@  
@ volkimal [#3363]

Hallo Volkmar,

etwas war schiefgegangen (zwei Feldpostbriefe wurden an demselben Tag geschrieben). Ich versuche es noch einmal.

Viele Grüße,

Emiel

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Stenay, den 6.XII.15.

Meine lb. Schwester!

Mit vielen Dank
erhielt ich gestern Deinen Brief. Mit
grossem Vergnügen ersah ich daraus, dass
es unserer guten Mutter wieder besser geht
& möge sie recht bald ganz wiederher-
gestellt sein. Dass es im Geschäft au-
genblicklich ruhiger geworden ist, liegt
ja nur an der Jahreszeit & hoffen wir dass
wir nächstes Jahr um diese Zeit den lang-
ersehnten Friede haben, & wollen wir
mit vereinten Kräften uns bemühen, dass
was wir in den Kriegsjahren ein(schnüren?)
mussten, wieder herauszuholen. In Deinem
Brief konnte ich den Namen des betr.
Wirtes nicht lesen, der das Kapital abbe-
zahlt hat; schreibe mir ihn bitte bei
Deinen nächsten Zeilen. Inbetr. Brocker(?)
Frau Wilms nicht hereinlassen. Wenn
auch in der ersten Zeit das Geschäft etwas
geholen wird, sicherlich bleiben wir

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bei der auch wieder hängen & fängt
das alte Leid von neuem an. Nun, von
hier aus kann ich es nicht so beurteilen
& hoffe ich, dass ihr schon das Rechte
finden werdet. Dass der Braumeister
nochmal frei gekommen ist, hat mich
gewundert & hoffen wir, dass er auch
für fernerhin als unabkömmlich zu-
rückgestellt wird. L. Schwester! Hier
gibt es wenig Neues & Interessantes. Immer
das Gleiche! Stellungskrieg. Gestern war
ausnahmsweise noch einmal ein heftiger
Artilleriekampf. Eure Paketchen mit
Cognac & das eine mit den zwei
Batterien, 2 Birnen & Cigarren habe ich
erhalten. Fehlte da nicht die eigentliche
Lampe? Nun für heute muss ich
schliessen, da ich noch nach Nantillois[1]
muss.
Haltet Euch alle recht wohl.
Mit herzlichem Gruß auch
an unsere lb. Eltern & Geschwister
bin ich in tr. Bruderliebe Dein
Karl


[1] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Nantillois


 
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