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Thema: Österreichische Militärpost in der Bundesfestung Mainz
Das Thema hat 30 Beiträge:
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bignell Am: 11.09.2018 16:46:31 Gelesen: 6908# 1 @  
Liebe Freunde,

Karl Anton Schaab [1] schrieb:

Die Stadt Mainz, als Festung, hat eigne Vorzüge, die aus ihrer topographischen Lage entspringen. Der Punkt am Rheinstrom, worauf sie liegt, hat sich in den Zeiten, welche wir erlebten, so wichtig bewiesen, daß die großen Mächte, welche den Kongreß zu Wien bildeten, ihn keiner einzelnen Macht anvertrauen wollten, sondern ihn dem Ganzen angehörend erklärten. Mainz wurde eine Festung des gesammten deutschen Staatenbundes. Auf gemeinschaftliche Kosten aller deutschen Staaten wurden seither vor den alten Festungswerken und zwischen ihnen neue erbauet, welche jetzt eine neue Festung um sie bilden und sie ihrer großen Bestimmung näher bringen.

In mehreren deutschen Bundesfestungen waren österreichische Besatzungskontingente vertreten, jedoch nur in Mainz wurde ein gesondertes Militärpostamt eröffnet, welches bis 30.9.1852 und somit bis in die österreichische Markenzeit aktiv war. Jedoch ist der Mainz-Stempel (Müller 3431a, 2625 Punkte) [2] auf österreichischen Marken sehr selten und wohl kaum unter einem vierstelligen Betrag zu erwerben. Ganz anders sieht es mit markenlosen Briefen aus, diese sind in guter Erhaltung bereits um einen zweistelligen Betrag zu bekommen.

Hans-Jürgen Kuschke [3] schreibt:

Für das österreichische Besatzungskontingent in Mainz wird 1819 ein gesondertes Militärpostamt eröffnet. In postdienstlicher Hinsicht untersteht dieses der Post-Direktion Linz, welches auch als Vermittlungsstelle für ein- und ausgehende Dienst- und Privatpost fungiert. Sitz des Militärpostamtes in der Bundesfestung war die österreichische Hauptwache, der Bickenbau. Zunächst versehen aktive Offiziere, welche dazu bestimmt werden, den Postdienst. Mit dem 1. Januar 1849 wird dann ein pensionierter Offizier zum kk. Postexpedienten ernannt und mit der Leitung des österreichischen Militärpostamtes beauftragt. Die österr. Besatzung hat für private Postsendungen keine Gebührenfreiheiten oder -ermäßigungen. Alle Sendungen waren nach der österr. Inlandgebühr freizumachen, bzw. das Porto wurde vom Empfänger eingezogen. Die mit dem 1.6.1850 in Österreich eingeführten Francomarken werden auch in der Bundesfestung zur Freimachung verwendet. Nach Inkrafttreten des Deutsch-Österreichischen Postvereins-Vertrages am 1.7.1850, dem Beitritt der Thurn-und-Taxisschen Postverwaltung am 1. Mai 1851 und dem Beitritt des Ghzm. Hessen zum 1. Oktober des gleichen Jahres, wird das österr. Militärpostamt mit dem 1. Oktober 1852 aufgehoben. Die Postgeschäfte des österr. Besatzungskontingents wurden von dem Zeitpunkt an, wie bereits für die preußischen Einheiten in der Bundesfestung, vom Thurn-und-Taxisschen Postamt wahrgenommen. Zur Erlangung der betr. Portofreiheit hatten die diesbezüglichen Sendungen künftig den Vermerk "In Deutscher Bundessache/Ex offo" zu tragen. (Seite XXVI)

Hans-Jürgen Kuschke verweist hier auf Wolfgang Balzer und Heinrich Himmel-Agisburg [4] - dieses Buch habe ich bestellt, aber noch nicht erhalten.

Ein paar Briefe aus der Bundesfestung Landau habe ich bereits im Thema "Altdeutschland Bayern: Briefe erklären" ab Eintrag 207 vorgestellt [5], hier möchte ich nun entsprechende Belege aus Mainz zeigen. Natürlich ist jeder eingeladen sich mit Informationen oder Belegen zu beteiligen. Weiterführende Informationen zu der Bundesfestung gibt es im Internet, siehe [6]-[9].

Liebe Grüße,
harald

[1] Karl Anton Schaab: Die Geschichte der Bundesfestung Mainz, historisch und militärisch nach den Quellen (Mainz, 1835) https://play.google.com/books/reader?id=ID4PAAAAQAAJ&hl=de&pg=GBS.PP5
[2] Edwin Mueller's Handbuch der Entwertungen von Österreich und Lombardei-Venetien auf den Freimarken-Ausgaben 1850, 1858-59, 1860-61, 1863 und 1863-64 (Wien, 1961)
[3] Hans-Jürgen Kuschke: Philatelie und Postgeschichte 13. Jg. Nr 48/49 Die Bundesfestungen 1815-1866 (Bonn, 1979)
[4] Wolfgang Balzer und Heinrich Himmel-Agisburg - Bundesfestung Mainz - K.K. Österreichische Militärpost 1793 - 1797 und 1814 bis 1866 (Ingelheim, 1977)
[5] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=166300#M207
[6] https://de.wikipedia.org/wiki/Festung_Mainz
[7] http://www.festung-mainz.de/geschichte/bundesfestung.html
[8] https://www.regionalgeschichte.net/index.php?id=2541
[9] http://www.bollwerk-mainz.de/index.html
 
bignell Am: 11.09.2018 16:50:50 Gelesen: 6906# 2 @  
Hier nun der erste Brief, 1826 Freiherr von Langenau 49. Linien Infanterie Regiment nach Wiener Neustadt.

Das 49. Linien Infanterie Regiment "Baron v. Langenau" war von 1824-37 in Mainz stationiert.

Links oben ist ganz schwach der rote Stempel "K.K.ö.M.P. | Mainz" abgeschlagen.





Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 11.09.2018 20:54:24 Gelesen: 6875# 3 @  
@ bignell [#2]

Hallo Harald,

vielen Dank für die Einführung in dieses spannende und hoch interessante Thema.

Hast du dir schon Gedanken über die Vermerke und Notationen auf dem Brief gemacht und wenn ja, zu welchem Ergebnis bis zu gekommen?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 11.09.2018 21:43:36 Gelesen: 6862# 4 @  
@ bayern klassisch [#3]

Hallo Ralph,

daraus bin ich leider nicht schlau geworden. Francovermerke sollten es eigentlich nicht sein, da Dienstbrief. Rechts oben 1 L? 28 vielleicht Gewichtsangabe 1.28 Lot? Die 28 wiederholt sich gross in der Mitte, aber das Kürzel davor? Rückseitig 14/1 halte ich nicht für einen Portovermerk, sondern eher für das Empfangsdatum. Du kannst das sicher besser enträtseln als ich.

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 11.09.2018 21:55:31 Gelesen: 6857# 5 @  
@ bignell [#4]

Hallo Harald,

hinten lese ich auch das Ankunftsdatum - die damaligen Poststellen hatten ja i. d. R. keine Datumsstempel, weswegen eine Dokumentation über die Ankunft der Schreiben litt.

Das große "P" stand m. E. für Portopflichtiger Dienstbrief.

1L 28 bedeutete m. E. 1 Loth = 28 Kreuzer Conventionsmünze (28x CM). Damit war gemeint, dass der Brief in der 2. Gewichtsstufe lag und mit dem doppelten Standardporto von 14x CM taxiert werden musste.

"Abg" könnte m. E. "Abgelöst" bedeuten, also bezahlt der Post, denn es gab ja auch portofreie Dienstbriefe und wie du oben richtig erklärt hast, waren diese Dienstbriefe portopflichtig und waren der Post "abzulösen", also abzukaufen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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