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Thema: Deutsches Reich: Fälschungen zum Schaden der Sammler
Das Thema hat 38 Beiträge:
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filunski Am: 22.06.2013 13:55:44 Gelesen: 22566# 1 @  
Fälschungen zum Schaden der Sammler - oder auch "zum Profit der Fälscher/Händler"

Folgende anscheinend aus den 1920er Jahren stammende Postkarte mit Scherenschnittmotiv sieht doch ganz nett aus:



Zugegeben schon ein bisschen sehr gut erhalten und auch gar nicht mit dem für diese Zeit üblichen Farbstich ins Gelbliche bis Ocker.

Doch schauen wir uns mal die Anschriftenseite an.



Nett gemacht, oder? Bei genauerem Hinsehen "rollen sich einem da förmlich die Fußnägel auf"! Das Ganze ist so falsch, falscher geht's schon gar nicht mehr.
Als Blickfang, und um den unbedarften Sammler zu locken prangt da die Mi.Nr. 245 (Bergarbeiter 50 Mark), gestempelt im dreistelligen Bereich. Wer nun unbedarft zugreift und einen hohen Betrag dafür ausgeben möchte ist selber schuld! :-(

Der Tagesstempel BERLIN W / * 8 h ist ein bekannter Falschstempel aus der Infla Zeit (siehe auch INFLA Bücherei Band 13 "Falschstempel der Inflation").



Daneben noch ein Klischee, woher auch immer angebracht. Die Adresse als Stempel (um die Hunderte von falschen Karten nicht alle in einer verräterischen modernen Handschrift beschriften zu müssen). Der Text "Gruß Paul" (auch schön kurz, spart Schreibarbeit) mit Kugelschreiber (!), 1923! Dann die Höhe der Frankatur, 70 Mark, ganz schön viel für eine Postkarte. Aber halt, da war doch die Inflation, ach so, da war ja alles teurer.

Stimmt schon, sogar viel, viel teurer! Am 25.9.1923 (Datum des falschen Poststempels) hätte diese Postkarte im Fernverkehr (Berlin-Gelsenkirchen) nämlich 100.000 Mark gekostet!

Aber all dies muss man erst mal wissen. Ich möchte nicht wissen wie viele dieser Karten für horrende Preise (wobei ich dafür eigentlich jeden Betrag über 10 Cent als horrend erachte) verkauft wurden. Unten links noch die "verlockende Wertangabe" in Bleistift von 550 (ob DM oder Euro weiß ich nicht, ist beides utopisch!).

Dies als dreistes Beispiel einer plumpen Fälschung, und durchaus auch als Lehrstück für unbedarfte Sammler oder Anfänger.

Beste Grüße,
Peter
 
Lars Boettger Am: 22.06.2013 14:37:25 Gelesen: 22555# 2 @  
@ filunski [#26]

Der Text sieht nach Kugelschreiber aus, bei der Adressangabe wurde anscheinend die PLZ entfernt. Ausserdem sehen die Buchstaben nach einer modernen Schrift aus. Alles ebenfalls Hinweise auf eine Fälschung. Das Problem ist, dass viele heutige Sammler sich nicht mit den Fälschungen auseinandersetzen (wollen). Denn dann macht man viel weniger "Schnäppchen".

Beste Sammlergrüsse!

Lars
 
heku49 Am: 22.06.2013 14:44:32 Gelesen: 22549# 3 @  
Zu dieser Zeit wurde auch erst der Ortsname und dann die Strasse geschrieben.

Gruß Helmut
 
AhdenAirport Am: 22.06.2013 17:37:58 Gelesen: 22515# 4 @  
@ filunski [#26]

Offensichtlich aus derselben Werkstatt stammt dieses Kunstwerk, da wird sogar ein Wert von 1500,- suggeriert. Ich hab tatsächlich den Wucherpreis von ~50 cts bezahlt. ;-)

Falsch, falscher gehts kaum:



Grüße aus Berlin,
Jörg
 
filunski Am: 23.06.2013 13:07:03 Gelesen: 22410# 5 @  
@ joey [#29]

Hallo Jörg,

schöne Ergänzung! :-)

Der Stempel ist wieder genau der Gleiche, selbes Datum, selbe Uhrzeit. Ansonsten wieder eine plumpe Fälschung die auch wieder detaillierte philatelistische Kenntnisse beim Fälscher selbst vermissen lässt.

Der Preis ist schon in Ordnung. ;-) Ich möchte aber gar nicht wissen, wie viele dieser "Werke" zu wesentlich höheren Beträgen an "unwissende Sammler" verkauft wurden.

Schönen Sonntag,
Peter
 
erron Am: 23.06.2013 14:02:32 Gelesen: 22386# 6 @  
Von diesen plumpen "Kunstwerken" gibt es noch weitere Belege, die seit dem Jahre 2004 ab und zu auf verschiedenen Onlineplattformen angeboten werden.



Nr. 184 als Einzelfrankatur mit dem Sonderstempel "Bayer. Briefmarkenhändlertagung" und einem Werbestempel.

mfg

erron
 
erron Am: 23.06.2013 14:07:24 Gelesen: 22382# 7 @  
Nr. 267 als EF mit Falschstempel von Berlin * 8 h und Maschinenstempel "Nimm ein Postscheckkonto"



mfg

erron
 
erron Am: 23.06.2013 14:11:08 Gelesen: 22379# 8 @  
EF mit Nr 272, auch mit dem Sonderstempel "Bayer. Briefmarkenhändlertagung" und dem Werbestempel "Benutze auf Reisen den Postkreditbrief".



mfg

erron
 
erron Am: 23.06.2013 14:13:40 Gelesen: 22378# 9 @  
Einzelfrankatur mit Nr. 286 mit Abstempelung von Hamburg und Werbestempel "Nimm ein Postscheckkonto".



mfg

erron
 
erron Am: 23.06.2013 14:23:16 Gelesen: 22375# 10 @  
EF Nr 309 in Zähnungsvariante B, auch mit dem bekannten Falschstempel von Berlin und dem Werbestempel "Nimm ein Postscheckkonto".



Weitere Belege in ähnlicher Aufmachung, tauchen seit dem Jahre 2004 immer wieder mal unter verschiedenen Verkäufer Accounts bei ebay auf.

mfg

erron
 
filunski Am: 23.06.2013 14:47:45 Gelesen: 22358# 11 @  
@ erron [#10]

Hallo erron,

interessante Ergänzungen!

Diese Stempelvarianten liegen mir auch bei den Scherenschnittkarten vor. Hier eine mit dem Werbeklischee "Postscheckkonto". Dies stammt aus dem Maschinenserienstempel Bochmann Nr. 2 und war in einem Bandstempel im Einsatz, nicht zusammen mit einem Hand-Tagesstempel.



Die mir vorliegenden Exemplare habe ich alle kürzlich von einem mir gut bekannten, seriösen (!) Händler geschenkt erhalten, der davon noch sicher über 100 Stück hat. Zu seiner Ehrenrettung muss ich anfügen, dass er diese Karten nicht nur von Anfang an als Fälschungen erkannt hat, sondern sie auch nie anbot und sofort aus dem Verkehr zog. Dass er sie mir überhaupt zeigte und einige davon überließ, war nur meiner Zugehörigkeit zur Poststempelgilde und dem Vertrauen, dass er darin setzte zu verdanken.

Beste Grüße,
Peter
 
AhdenAirport Am: 23.06.2013 15:00:36 Gelesen: 22352# 12 @  
Es ist mitunter wirklich wunderlich, wie dämlich sich manche Fälscher anstellen.

Die bisher gezeigten Karten sind auf den ersten Blick als plumpe Fälschungen zu erkennen, da rollen sich in der Tat die Fußnägel auf. Gefährlicher wird es, wenn der Besitzer so eines Machwerks zur Schere greift und nur noch ein Ausschnitt übrig bleibt. Wieder Berlin W 8 h vom 25.9.23 6-7 N, gesehen bei Auxion.



Grüße aus Berlin,
Jörg
 
erron Am: 23.06.2013 15:42:37 Gelesen: 22330# 13 @  
Auch bei diesem Ausschnitt mit einer Nr 309 B handelt es sich um diese plumpen Karten "Kunstwerke".

Unten ist noch ein Wortfragment zu sehen. Natürlich ist der sauber abgeschlagene Stempel von Berlin W 2.12.23 * 8 h eine Stempelfälschung.



mfg

erron
 

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