Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: Vorphilatelie Schweiz
Das Thema hat 112 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2   3   4 5 oder alle Beiträge zeigen
 
SH-Sammler Am: 10.07.2017 22:30:19 Gelesen: 55732# 38 @  
Liebe Philatelistenfreunde

Heute stelle ich Euch einen weiteren Brief aus der Vorphilatelie vor. Es ist ein Portobrief vom 5. Mai 1806 nach Frankreich.



Schaffhausen nach St.-Gilles, Departement de Gard, Südfrankreich, Rückseitig sind keine weiteren Angaben

Abgang von Schaffhausen, " Schaff" handschriftlich notiert oben rechts. Warum handschriftliche Notiz? Schaffhausen hatte doch ab 1800 schon Stabstempel benutzt?

Der Stempel Winkler Nr. 3481 ist bei mir bis 5. Februar 1806 registriert, dann sehr wahrscheinlich defekt geworden. Ab 15. Juli 1806 ist der Nachfolgestempel, Winkler 3482 in Einsatz gegangen. Vielleicht finden sich weitere Belege, um diesen kleinen Zeitbereich noch weiter eingrenzen zu können.

Jetzt aber weiter mit der Erklärung des Briefes:Von Schaffhausen ging die Reise nach Brugg (Kanton Aargau), wo die bernische FISCHERPOST den Brief übernahm und bis Genf transportierte.

Das Austauschbüro zwischen der Fischerpost und dem (noch) französischen Genf befand sich an der Landesgrenze in Versoix am Genfersee.

In Versoix wurde der Brief an die französische Post verkauft, Fischer erhielt für den ersten Teil der Reise eine Vergütung von 11 Kreuzern, wovon Schaffhausen noch 2 Kreuzer gehörten. Diese 11 Kreuzer wurden umgerechnet zu 4 französischen Décimes.

Nun kommt die Taxe des Innerfranzösischen Streckenabschnittes dazu. Von Versoix nach St.-Gilles ist die direkte Distanz 320km. Das waren zu jener Zeit ca. 70 Lieus (a 4.55km). Für diese Distanz reklamierte die französische Post eine Gebühr von 14 Sols, umgerechnet zu 7 Décimes. Zusammen mit dem Anteil der Fischerpost ergab das Porto 11 Décimes, wie auf dem Brief notiert.

Wieviel hat der Brief denn nun gekostet? Sols und Décimes sagen uns doch nicht viel aus.

14 franz Sols entsprachen 28 Schweizer Kreuzern, dazu kommen noch die 11 Kreuzer der Fischerpost, zusammen 39 Kreuzer. 2 Kreuzer waren, allerdings erst ab 1852, gleichzusetzen mit 5 heutigen Rappen, 4 Kreuzer waren 1 Batzen. Der Brief mit 39 Kreuzern kostete damals so knapp 1 Franken, was schnell mal 10 Mahlzeiten ergeben hätte.

Einmal mehr mein Kommentar: Da sag mir einer, dass Philatelie langweilig ist.

Angaben zu den Taxen und Postvertrag aus dem Buch von Richard Schäfer, Auslandpostverkehr Schweiz - Frankreich - Transit.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 14.07.2017 19:12:57 Gelesen: 55668# 39 @  
Liebe Philatelistenfreunde,

heute mal etwas ganz gewöhnliches aus der Vorphilateliezeit:



Tägerweilen, (heute Tägerwilen) im Kanton Thurgau, 28. Oct. 1845 nach Rheinau / ZH

Der Brief wurde in Gottlieben geschrieben und im benachbarten Tägerweilen, westlich von Konstanz, aufgegeben. Er lief auf der Route Konstanz - Schaffhausen. Für diese Teilstrecke wurden 2 Kreuzer verlangt und mit der typischen blauen Farbe des Postamtes Schaffhausen angeschrieben. Hier wurde rückseitig auch der Leitstempel Schaffhausen angebracht, worauf der Brief weiterspediert wurde an die Zürcher Post. Diese schrieb den Brief mit für Zürich typisch roter Farbe mit noch 2 Kreuzern an. Somit hatte der Präfect des Klosters Rheinau 4 Kreuzer zu bezahlen.

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 14.07.2017 19:30:56 Gelesen: 55663# 40 @  
@ SH-Sammler [#39]

Hallo Hanspeter,

der ist hübsch. Dazu noch eine Frage: Warum hat man keine Addition auf 4 Kr. vollzogen, sondern nur die eigenen 2 Kr. unterstrichen? Kennst du noch mehr Briefe, die auch "nicht portoadditiv" ausgeführt wurden?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 14.07.2017 23:02:24 Gelesen: 55646# 41 @  
@ bayern klassisch [#40]

Hallo Ralph,

heute läuft was bei Philaseiten.

Zu Deiner Frage: Ich habe keinen weiteren Beleg, welcher über Schaffhausen in einen angrenzenden Postbereich lief UND dazu noch ohne Gebührenbaum ist.

Denkst Du, dass Zürich auf ihre 2 Kreuzer verzichtet haben? Im Briefinhalt wird eine Rechnung gestellt. Da konnte der Herr Präfect des Klosters Rheinau keinen amtlichen Brief und damit Gebührenfreiheit geltend machen. Er wird die Taxe wohl oder übel bezahlt haben.

Was ich Dir jedoch zeigen kann, ist ein Brief aus dem Jahre 1761. Hier ist nur die Taxe von Schaffhausen nach Zürich mit 2 Kreuzern notiert. Die zusätzlichen 3 Kreuzer nach Atzmoos bei Sargans sind nicht aufgeschrieben. Ich denke mal, dass Zürich nicht auf diese 3 Kreuzer verzichtet hat.



Siehst Du das anders? Oder stellt die Spirale rechts unten etwas wie eine Taxe dar? Ich denke, es ist eher ein Zeichen des Postboten.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bignell Am: 14.07.2017 23:43:47 Gelesen: 55644# 42 @  
@ SH-Sammler [#41]

Hallo Hanspeter,

ich weiss nicht ob das viel weiterhilft, hier ein Brief von Zürich nach Lindau am Bodensee von 1847:





Der Franco-Vermerk sollte eigentlich auf Bezahlung hinweisen, trotzdem ist vorderseitig eine Eins vermerkt (Bestellgeld ?) und rückseitig möglicherweise eine Zwei? Ralph kann da sicher mehr dazu sagen, er kennt die bayrischen Taxierungen wie kein Zweiter.

Interessant finde ich dass der Absender den Brief vordatiert hat - 9.2.1847, dem Tag der Ankunft.

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 15.07.2017 11:42:24 Gelesen: 55618# 43 @  
@ SH-Sammler [#41]

Hallo Hanspeter,

bei der Schweiz bin ich im 18. Jahrhundert nicht sattelfest, weil nicht mein Gebiet. Was ich weiß, ist der Usus, Gebühren, die man kassiert hatte, nicht zu notieren, weil es keiner Nachweispflicht gegenüber dem Absender und Empfänger über deren Höhe gab (diese Geheimniskrämerei hatte durchaus ihren triftigen Grund darin zu suchen, dass man anderen Postverwaltungen bei existierenden Grenzfrankozwängen nicht zeigen wollte, welche Gebühren man seinen Korrespondenten aufgebürdet hatte).

Von daher wäre es möglich, dass der Absender in Schaffhausen etwas bezahlte, dies nicht notiert wurde und der Brief dann einer anderen Postverwaltung (hier wohl Zürich) an der Postgrenze angedient wurde. Was Zürich dann mit ihm machte, war einem egal. Da sie kein Geld für ihn bekommen hatten, hatten sie sich emsig um die Weitergabe und Zustellung zu bemühen, was sie wohl auch taten.

Warum eine 2 vorne steht, wobei allein Zürich, wie du schreibst, 3 Kr. zu kassieren gehabt hätte, erschließt sich mir aber nicht, da bin ich leider überfragt.

Das Ornament vorne unten rechts kann nicht von einem Briefträger stammen, sondern muss von der Hand des Absenders sein, da es dieselbe Tinte und denselben Duktus hat, wie der Rest der Adresse. Boten hatten keine Tinte, nicht im 18. und nicht im 19. Jahrhundert - wenn sie etwas auf Briefen zu schreiben hatten (und in der Regel hatten sie nichts auf den Briefen zu schreiben), dann mit Bleistift oder Wachsstift.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 15.07.2017 12:02:03 Gelesen: 55616# 44 @  
@ bignell [#42]

Hallo Harald,

was für ein schöner Brief! Da bin ich ja hingerissen, so gut kommt der rüber. :-)

Nach der Währungsumstellung Zürichs vom 1.7.1836 zahlte der Absender 22 Rappen (siegelseitig zu sehen) am Schalter. Daher korrekt Franco und Zürich gestempelt. Ob der Absender in der Zukunft lebte, oder die Post ihren Aufgabestempel falsch eingestellt hatte, wird man nicht herausfinden können - jedenfalls sind Stempel von gestern i. d. R. schon am Morgen korrigiert worden, während hier der Nachmittags - Stempel zum Einsatz kam, so dass ich eher an einen Fehler des Absenders hinsichtlich des Schreibdatums denke.

1 Kreuzer entsprach 2 2/3 Rappen, daher, wenn man möchte, bezahlte der Absender rechnerisch gut 8 Kreuzer. Das war korrekt für einfache, bis 1/2 Loth wiegende Briefe, denn Zürich kassierte 6 Kr. bis zur Grenze via Österreich (kostenloser Transit) bzw. über den Bodensee mit dem Dampfboot (auch kostenlos) und kreditierte Bayern 2 Kr., die auch siegelseitig notiert wurden. Ich halte 1847 die Leitung über den Thurgau via Romanshorn und dann mit dem Dampfboot für die höchstwahrscheinliche, nur beweisen kann man das nicht.

Hier sieht man schön die Zürcher Hände - die "Normalpost" vermerkte am Schalter in Rötel die 22 Rappen, das Austauschbüro für die Auslandskorrespondenz notierte immer in violetter bzw. weinroter Tinte die fremden bzw. eigenen Taxen, je nachdem, woher und wohin ein Brief laufen sollte.

Der Zielort war aber nicht Lindau, sondern Reutin, phonetisch "Reitin" geschrieben, welches nicht auf der Insel lag, wie Lindau, sondern 400 m entfernt. Daher trug der Stadtbriefträger Lindaus den Brief nicht aus, sondern sollte ihm einen konzessionierten Boten geben, der seinen Kreuzer Bestellgeld mit Rötel vorderseitig vermerken ließ, auf den er einen Anspruch hatte, auch wenn 400 m nicht gerade einen Marathonlauf darstellten.

Alles in allem ein tolles Stück Postgeschichte zwischen Bayern und Zürich (oder der Schweiz, wie man will), das viel Spaß macht, zu dem man einiges sagen kann und das kein Vermögen kostet und uns doch alle in seinen Bann zieht, wenn man bedenkt, wie komplex schon diese relativ nah gelegenen Postorte im Postnetz ihrer Zeit verwoben waren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 15.07.2017 13:30:50 Gelesen: 55606# 45 @  
@ bayern klassisch [#44]

Hallo Ralph,

ich finde es immer erstaunlich wieviel Du weisst bzw. aus den Belegen rauslesen kannst. Habe mir Deinen Kommentar gleich wegkopiert. Ich lege bei meinen Scans gleichnamige Textdateien an wenn ich irgendwelche relevanten Informationen selbst herausfinde oder von jemand bekomme, früher habe ich da mit Datenbanken gearbeitet, aber das wird witzigerweise mit der Zeit viel unübersichtlicher als gute alte Textdateien.

Vielen Dank,
harald
 
bayern klassisch Am: 22.08.2017 15:34:23 Gelesen: 55145# 46 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief wollte unbedingt zu mir - obwohl ich dergleichen eigentlich gar nicht sammle - nur der passende Thread dazu müsste noch erfunden werden, weil einiges hier herein spielt.





Geschrieben in Strasbourg am 12.3.1825, meiner französischen Lieblingsstadt, sollte er nach Rapperswyl in die Schweiz laufen - Empfänger waren die Gebrüder Braendlin.

Doch gab der Elsäßer Absender ihn nicht, wie er es hätte tun müssen, in Strasbourg auf, sondern am Folgetag im gegenüber liegenden Kehl, wo ihn die Aufgabepost als Portobrief mit 10 Kreuzern für sich bis zur Postgrenze von Basel. Dort wurde er mit weiteren 6 Kreuzern zum Endporto von 16 Kreuzern belastet (Kanton St. Gallen).

Dass man in Frankreich durch den Grenzübertritt via Rhein gerne mal ein paar Decimes/Kreuzer sparte, wenn der Zielort in deutschen Gefilden lag, ist hinlänglich bekannt - dass man aber an die angrenzende Schweiz über Deutschland (Baden) verschickte, hatte ich bisher noch nicht gesehen. Man lernt halt immer wieder dazu.

Und auch von innen, denke ich, ist er traumhaft schön - wenn nur die miese, deutsche Kurrentschrift nicht wäre, die ihn nur teil lesbar macht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 23.08.2017 00:15:04 Gelesen: 55125# 47 @  
@ bayern klassisch [#46]

Lieber Ralph,

Du hast zwar nicht gefragt, aber da Du mit all Deinen tollen Beiträgen so vielen einen Gefallen machst, kann ich das auch mal tun, mit Grüßen Max

Strasburg, 12. März 1825 / Herrn Gebrüder Braendlin in Rapperswyl / In Gefolge des von Ihnen einem Reisenden, Herrn Petri gütigst ertheilten Auftrags hatte ich das Vergnügen durch die Fuhre von Ziegenhagen und unter Vermittlung Herrn Ott & Co in Zürich an Sie abzurichten.
No 880 (Auftragnummer?): 1 tragbare Brückenwaage von der Kraft von 10 Zentnern nebst 8 kleinen auf 2 1/80 Zentner (?) Zurzacher Gewichts genau gefuchte Gewichtsteinen und 1 Pritsche
betragend laut anderseitiger Rechnung Kr. 232,90, die Sie laut Übereinkunft nach Empfang der Waage von Herren Crumpler & Gysi in Zürich für meine Rechnung vergüten wollen. Anstatt diese Sendung über Basel gehen zu lassen, habe ich den weniger kostspieligen Weg durch das Badische Gebiet vorgezogen und hoffe, daß Sie damit so wie mit der ganzen Ausführung Ihrer werten Bestellung zufrieden seÿn werden. Dem Frachtbriefe wird (wurde?) eine Zeichnung wie Angabe zum Auspacken und Gebrauch der Waage enthaltend beigelegt und wollen Sie gütigst Sorge tragen, daß pünktlich nach dieser Vorschrifft versehen auch die Waage beÿ Ankunft mit Vorsicht abgeladen werde. Daß das Gewicht, dessen man sich zum Gebrauch dieser Waage bedient, immer höchstgenau und richtig gefucht seÿn müsse, erhellt aus dem Verhältnisse der Hebel, nach welchem mit 1 = 10 gewogen werden. Ihren ...

 
bayern klassisch Am: 23.08.2017 06:14:17 Gelesen: 55104# 48 @  
@ Max78 [#47]

Lieber Max,

vielen Dank! Ja, schreibt er doch in dem Brief, warum er ihn über Baden schickte, weil das günstiger war, als über Frankreich direkt zu leiten. Wenn ich jetzt nur noch wüsste, was der Brief bei regulärer Postaufgabe Strasbourg - Rapperswil gekostet hätte, dann wäre alles perfekt, aber darüber habe ich keine Unterlagen.

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 03.03.2018 11:20:53 Gelesen: 52145# 49 @  
Hallo

Hier wieder mal ein Brief aus der Vorphilateliezeit, genauer aus der Zeit der Schaffhauser Postmeisterfamilien.





Brief vom 18.7.1812 von Schaffhausen nach Gais an Bernhard Keller „von Schaffhausen“, im Ochsen logierend.

Der Brief eines besorgten Vaters an seinen Sohn ging Franco St. Gallen. Die Taxe dafür betrug 4 Kreuzer, welche auf der Rückseite des Briefes ausgewiesen wird. Die zusätzliche Taxe von St. Gallen ins appenzellische Gais ist nicht ausgewiesen.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Cantus Am: 09.03.2018 03:56:52 Gelesen: 52080# 50 @  
Von mir ein Postschein vom 20.2.1847 aus dem Kanton St.Gallen, mit dem die Aufgabe eines Wertbriefes nach Regensburg bescheinigt wird.



Viele Grüße
Ingo
 
SH-Sammler Am: 12.03.2018 06:47:50 Gelesen: 52037# 51 @  
Hallo,

hier ein weiterer Brief aus der Vorphilatelie. Der Brief ist adressiert an J. J. Voith in Steyr, Kaisertum Österreich. Voith war ein Eisenlieferant für einen grossen Teil Europas, wie aus folgendem Brief zu entnehmen ist.





Brief vom 13. März 1807, abgehend aus dem französischen Genf nach Steyr.

Briefe in das Kaisertum Österreich mussten zwingend bis zur „Grenze“ vorfrankiert sein, hier handschriftliche Angabe fo. Insproug (Innsbruck). Diese Teilfrankatur ist rückseitig folgendermassen notiert:

2 (Kreuzer) für die französische Post bis zum Austauschbüro COPPET der bernischen Fischerpost. Von Coppet bis Innsbruck 28 Kreuzer, gesamt 30x (Kreuzer).

Für die österreichische Taxe musste der Empfänger aufkommen. Diese Taxe musste vorne notiert sein. Mit ein wenig Phantasie erkennt man die mit Rötel geschriebene Zahl 24.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2018 08:11:09 Gelesen: 52030# 52 @  
@ SH-Sammler [#51]

Hallo Hanspeter,

bist du sicher, dass man in Frankreich (welche Schweiz) in Kreuzern taxierte bzw. kassierte?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 12.03.2018 14:15:09 Gelesen: 52016# 53 @  
@ bayern klassisch [#52]

Hallo Ralph,

ich bin nochmals über die Bücher gegangen.

Genf hatte eine bewegte Geschichte, gehörte lange Zeit zu Frankreich. 1814 jedoch wurde Genf von österreichischen Truppen besetzt, die wiederum durch eidgenössische Truppen "ausgetauscht" wurden. Erst 1815 kam Genf als neuer Kanton zur Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Zur Zeit des Briefes [#51] nach Steyr lag Genf also noch nicht in der "welschen Schweiz". Daher schrieb ich, dass die französische Post den Brief bis zum Austauschbüro in Coppet spedierte.

Bis 1800 wurden Briefe in Genf (und in ganz Frankreich) in Sols angeschrieben. Im Jahr 1800 wurde auf ein Dezimalsysten gewechselt, die Briefe nun in Décimes angeschrieben. Es gab jedoch eine Ausnahme, beschrieben im Buch von R. Schäfer - Genf, Seite 34. Siehe Scan nachstehend.



Ich hoffe, mit dieser Antwort zu genügen.

Liebe Grüsse

Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2018 18:30:11 Gelesen: 52007# 54 @  
@ SH-Sammler [#53]

Hallo Hanspeter,

danke fürs Zeigen der Verordnung. Leider verstehe ich diese nicht: 2 Decimes wurden angeschrieben, aber 4 Kreuzer berechnet. Aber 2 Decimes waren immer 6 Kreuzer.

Also wenn der Absender bis Coppet 2 Decimes frankierte (was man anschrieb ist ja weniger wichtig, weil fiktiv), dann hatte man dem Absender aber 6 Kreuzer abgenommen und nicht deren 4.

Kannst du mich aufklären?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 13.03.2018 06:36:13 Gelesen: 51983# 55 @  
@ bayern klassisch [#54]

Hallo Ralph,

ich muss Dich enttäuschen. Im Buch von R. Schäfer ist viel zwar geschrieben. Zur Zeitspanne ab Vertrag von 1806 sind die Informationen jedoch knapp bis ungenügend. Erst ab ca. 1815 mit Wiederaufnahme der Post durch die Fischer von Bern sind genügend Informationen vorhanden.

Vielleicht finde ich ja noch mehr.

Gruss

Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 16.03.2018 14:20:59 Gelesen: 51930# 56 @  
Hallo,

mir liegt ein Brief vor vom 22. Jan. 1824, abgehend aus dem aargauischen ZURZACH über Schaffhausen nach Francomont, Belgien.

Der Brief birgt einige Stolpersteine. Gewisse Angaben auf dem Brief kann ich nicht zu 100 Prozent deuten, nur mutmassen. Ich bin daher auf die Mithilfe anderer Leser angewiesen. Das Lesen der Brieftaxe ist für mich recht schwierig, Fehlinterpretationen sind sicher dabei. Bitte allfällige Fehlinterpretationen berichtigen, danke.





Hinweise und Zahlen auf dem Brief:

- Die Zahl 2½ unter dem Stempel Zurzach deutet auf ein 2½-faches Gewicht hin. Entsprechend beträgt die Taxe ab Zurzach bis Grenze 12
Kreuzer, vom Absender bezahlt (siehe Brief-Rückseite).
- In der Ecke oben links könnte „Doppelt“ stehen. Der Eintrag müsste von der T&T – Post in Frankfurt sein.

Leitweg: Zurzach – Schaffhausen – Frankfurt – Köln - Aachen - Francomont.
Im weiteren befindet sich auf der Rückseite ein schwacher Schreibschriftstempel Duitschland over Henri Chapelle.

Taxierungsversuch:

Rückseitige Taxangaben sind 3 Kreuzer bis Schaffhausen, plus 4 Kreuzer bis Grenze Schaffhausen (für einfachen Brief) sowie die Umrechnung zu 18, dann korrigiert zu 12 Kreuzern für den 2½-fachen Brief.

Der Brief ging dann mit der T&T – Post im Transit über badisches Gebiet nach Frankfurt. Dort wurde 4 Batzen?? (in stahlblauer Tinte) angeschrieben. Bis Grenze Aachen betrug die Taxe 9 Gute Groschen?? (mit Gute Groschen wurde bis 1825 gerechnet). Diese wurden umgerechnet zu 12 Décimes ???. In Francomont musste der Empfänger schlussendlich 22 Décimes bezahlen.

Jetzt raucht mir aber der Kopf. Ich hoffe, dass ich nicht zu arg daneben liege und grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 16.03.2018 17:48:49 Gelesen: 51917# 57 @  
@ SH-Sammler [#56]

Hallo Hanspeter,

vorab: Ein toller Brief!

Da ich leider kein Altschweiz - Experte bin, kann dich zu den schweizerischen Gebühren hinten wenig sagen. Er war sicher bis zur Postgrenze der Schweiz bezahlt, aber ob die Aufteilung 3 / 4 / 12 / 18 gestrichen stimmt, weiß ich nicht.

Ab der Grenze der Schweiz kostete er 1 1/2 Batzen fremdes Porto und 4 1/2 Batzen eigenes Porto bis Koblenz, die in typisch wässriger, blauer Tinte von Frankfurt notiert wurden. Oben links lese ich 1 1/2 fach, also einfachen Gewichts 12 Kreuzer = 3 Batzen, 1 1/2 fach demnach 4 1/2 Batzen, wie mittig notiert und 1 Batzen mal 1 1/2 = 1 1/2 Batzen, wie im Nenner notiert (für wen weiß ich nicht).

Jedenfalls ging der Brief mit total 6 Batzen = 24 Kreuzer belastet der preussischen Post zu. Diese notierte 9 Gutegroschen, die 36 Kreuzer bzw. 9 Batzen entsprachen, so dass der preussische Transit hier mit 3 Gutengroschen = 3 Batzen anzusetzen ist (einfach 2 Gutegroschen mit 1 1/2 multipliziert dann 3 Gutegroschen).

In den Niederlanden (Belgien gab es ja erst seit 1830) wurden 22 Decimes Gesamtporto angesetzt, die 64 Kreuzern bzw. 16 Gutegroschen bzw. 16 Batzen entsprachen. Demnach betrug das dortige Inlandsporto die Differenz = 7 Gutegroschen = 7 Batzen, was zeigt, wie hoch dort die Briefe taxiert wurden.

Oben links lese ich noch zwei verschmierte Gewichtsnotationen, die unterschiedlich ausfielen, was nicht verwundert, weil die verschiedenen Lothgewichte nicht identisch waren und z. B. das Kölner Loth (Preussen) nur ca. 14,2 g schwer war, während andere Lothgewichte 17,5 g betrugen. Dazu konnte es kommen, dass die Post bei entsprechender Witterung durch hohe Feuchtigekeitsaufnahme auch mal 1, 2 oder 3 g schwerer werden konnte, was höhere Taxen nach sich ziehen konnte.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 18.03.2018 03:56:16 Gelesen: 51892# 58 @  
@ bayern klassisch [#57]

Hallo Ralph, guten Tag,

vielen herzlichen Dank für Deine wie immer hieb- und stichfesten Auslegungen der aufgelaufenen Brieftaxen. Immer schön Schritt für Schritt dargestellt, halt so, wie der Brief gelaufen ist. Wenn ich ehrlich bin, habe ich den Taxeintrag von "1/2 Batzen fremdes Porto" nicht gesehen, so wässerig, wie der Eintrag ist. Aber es macht Sinn, eigentlich alles so logisch. Jedoch nur, sofern "man" die Kenntnis aller Gegebenheiten hat.

Für mich heisst das: Lernen, weiter lernen und dranbleiben. Aber interessant ist es doch allemal, einen alten Brief von allen Seiten zu betrachten und sich in die "alten Zeiten" zurück zu versetzen.

Vielen Dank nochmals und schönen Sonntag wünscht

Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 22.05.2018 05:47:46 Gelesen: 51213# 59 @  
Hallo,

nachfolgend ein Brief ins Großherzogtum Würzburg, welcher unscheinbar daherkommt und doch einige Fragen aufwirft.

Der Brief wurde am 13/7/1811 von Ludwig Blösch in Bern geschrieben und gleichentags nach Schaffhausen abgeschickt. Dort wurde der Brief gestempelt mit dem Einzeiler SCHAFHAUSEN (Wi. 3482a) und „per Spleiss & Pfister zu Schafhausen“ weiterspediert an C.A. Venino in Würzburg.





Eine Taxe von Bern nach Schaffhausen ist rückseitig unscheinbar mit 14 xer notiert, zusammen mit einem Schnörkel fco? für ein Teilfranko bis Schaffhausen. Die Höhe des Teilfrankos für die Strecke von Bern bis Schaffhausen deutet auf einen Fahrpostbeleg resp. auf einen Begleitbrief für eine Warenlieferung hin, da das übliche Franko nur 4 Kreuzer betrug.

Was mich zürst verwundert hat, ist die Datumsangabe 11 8/8 beim rückseitigen Adresszusatz „zu Schaffhausen“. Hat der Brief so lange benötigt, um per Fahrpost von Bern ins ca. 400 km entfernte Würzburg zu gelangen? Da muss man bedenken, dass das Strassennetz zu jener Zeit noch nicht so gut ausgebaut war wie heute. Ab Schaffhausen wurde das Porto von 2 Kreuzern (für Schaffhausen, bis zum Austauschbüro mit dem GHzt. Baden) notiert. Die Weiterleitung durch badensisches und württembergisches Gebiet in das Großherzogtum Würzburg kostete nochmals 15 Kreuzer, zusammen also noch 17 Kreuzer für das Handelshaus Venino. Diese 17 Kreuzer sind, im Vergleich zum Teilfranko ab Bern, doch wieder relativ günstig gewesen

meint SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 22.05.2018 07:12:28 Gelesen: 51198# 60 @  
@ SH-Sammler [#59]

Hallo Hanspeter,

ein interessanter Brief aus schwieriger Zeit - mit meiner Katze auf dem Schoß wird alles noch ein bisserl schwieriger, aber ich will es versuchen.

Der Brief wurde innerhalb der Schweiz von Bern nach Schaffhausen unter Umgehung der Post verbracht. 14 Kreuzer kann ich nicht erkennen und es wäre auch zu viel von Bern nach dorthin.

Die Angabe 11/8 11/8 deute ich so, dass etwas am gleichen Tag verschickt und angekommen ist in Schaffhausen, aber das muss nicht stimmen.

Ab Schaffhausen kostete er 2 Kreuzer bis zur Grenze Badens, wobei ich auf die Schnelle nur weiß, dass 1811, als das Jahr deines Briefes, noch Taxis die Post übernehmen durfte und eine badische Taxe kann ich nicht entdecken.

Demnach für die Taxispost 15 weitere Kreuzer bis zum Empfänger Venino in Würzburg, dort korrekt auf 17 Kreuzer addiert. Der Brief dürfte einfach gewesen sein und bis 1/2 Loth gewogen haben.

Schönes und seltenes Stück.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 22.05.2018 09:48:59 Gelesen: 51180# 61 @  
@ bayern klassisch [#60]

Hallo Ralph,

danke für Deine Antwort. Danke auch, dass Du Dich mit diesem Brief beschäftigst.

Bei der ersten Abbildung der Rückseite steht das Datum 13 / 7 plus das Jahr 11. Direkt unter der Zahl 7 steht doch eine weitere Zahl, es könnte 14 oder auch 19 sein, und dahinter das Zeichen xer für Kreuzer. Daher meine Annahme, dass es sich um einen Teilfrankobrief handelt.

Ob der Brief nun mit Fahrpost oder inoffiziell nach Schaffhausen kam, kann ich nicht sagen. Das Datum 8 / 8 des Jahres 1811 ist das Eingangsdatum beim Handelshaus Venino. Die offizielle Post an Schaffhausen dürfte den Brief in 2 - 3 Tagen nach Würzburg spediert haben.

Siehst Du das nicht auch so ?

fragt sich

Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 22.05.2018 12:41:44 Gelesen: 51168# 62 @  
@ SH-Sammler [#61]

Hallo Hanspeter,

ich lese 13.7.1811 und 19.7.1811. Das erste Datum wird für den Versandtag stehen, das zweite Datum für den Erhalt. Vermutlich hat man das Schreiben am 8.8.1811 erst beantwortet, wenn ich es mir genau ansehe.

Mit Fahrpost hat dein Brief gar nichts zu tun - bei einem geschätzten Gewicht von 8 g wäre das auch sinnlos gewesen und Wertangaben sind keine vorhanden.

Hinten kann ich keine 14 Kreuzer erkennen - die Postaufgabe erfolgte ja erst weit weg von Bern in Schaffhausen und was einer für den Transport von Bern nach Schaffhausen bekommen hat, steht nie auf der Briefrückseite drauf (vlt. innen, aber auch das nicht immer).

Liebe Grüsse,
Ralph
 

Das Thema hat 112 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 2   3   4 5 oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.