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Thema: USA: Pony Express 1860-1861
Heinz 7 Am: 09.04.2024 17:55:13 Gelesen: 604# 1 @  
Fragen zu Briefen, die per Pony Express befördert wurden, haben mich in den letzten Tagen beschäftigt. Das hat dazu geführt, dass ich zweidrei Dinge nachgelesen habe und nun noch mehr fasziniert bin von diesem Spezialdienst der US-Post.

Schon vor vielen Jahren sind mir einzelne "Pony Express"-Briefe aufgefallen, und ich habe mir ein Buch gekauft, das (auch) damit zu tun hat: Jesse Coburn, Letters of Gold, 1984. Ein schönes Buch, geschmückt mit vielen Fotos. Schon damals fiel mir auf, dass einzelne Pony Express-Briefe sehr teuer waren.

Immer wieder erscheinen "Pony Express"-USA-Briefe auch auf dem Markt. Gelegentlich sind sie gar nicht teuer, aber bisweilen werden astronomische Beträge dafür bezahlt. Welche Briefe besonders teuer wurden, schien mir unklar, weil bisweilen auch eher unauffällige Briefe plötzlich ein Mehrfaches kosteten als ähnlich aussehende. Die grossen Raritäten zu erkennen, fiel mir teilweise schwer. Früh schon aber war mir klar, dass Briefe, welche die USA verliessen, in der Regel sehr teuer wurden und die Erklärung war naheliegend: sie sind sehr selten und oft optisch auch sehr ansprechend.

Als die ERIVAN-Sammlungen von E. Haub auf den Markt kamen, realisierte ich, dass dieser Sammler ganz aussergewöhnlich gutes "Pony Express"-Material gesammelt hatte. Im Ankündigungsband der Firmen Köhler/Corinphila wurden nicht weniger als 5 Pony-Express-USA-Briefe in Bild und Text vorgestellt. Jeder dieser Briefe wies eine Besonderheit auf

a) Brief der ersten Reise
b) Brief der letzten Reise
c) Brief an Präsident Abraham Lincoln
d) Brief mit schwarzer $ 4.00 - Marke
e) Brief von San Francisco in die Schweiz.

An jeder der 10 Auktionen "Erivan" (USA) 2019-2024 kamen Pony-Express-Briefe (und Marken) zum Verkauf! So erreicht die Gesamtzahl dieser Lose doch eine stattliche Anzahl.

Natürlich haben sich bereits viele Sammler um diese sehr attraktiven Briefe und Marken gekümmert, und es erschienen schon einige Aufsätze oder ganze Bücher zu dem Thema. Ein zentrales Werk ist sicher das Buch von Frajola-Kramer-Walske: "The Pony Express: A Postal History" in dem offenbar auch eine Zählung aller bekannter Briefe erfolgte. Dieses Buch habe ich leider noch nicht gelesen/eingesehen. Aber ein anderes Werk "kam mir zur Hilfe" bei meiner Suche nach einem vertieften Überblick:

Die Schrift "The Transcontinental Pony Express 1860-1861" von Scott R. Trepel wurde 2019 an der internationalen Ausstellung in Stockholm aufgelegt.



Heinz
 
Heinz 7 Am: 09.04.2024 18:35:55 Gelesen: 594# 2 @  
@ Heinz 7 [#1]

Scott Trepel hielt einen Vortrag und hatte dazu ein beeindruckendes "Handout" mitgebracht: siehe oben. Die Broschüre umfasst 36 Seiten (oder 35, die letzte Seite ist leer) und behandelt sehr viel Wissenswertes kompakt und sehr anschaulich bebildert.

Meine Erkenntnisse aus dieser Studie sind:

- Dieser Postdienst "Pony Express" existierte nur relativ kurze Zeit. Trotzdem wurde er mehrfach umstrukturiert, und darum sollte man den Postdienst in drei zeitliche Phasen aufteilen

- In diesen Phasen wurden die Tarife massiv geändert! Die Spezialisten nennen sogar 4 verschiedene Gebühren-Perioden (Rate Period 1-4). Die ursprünglich herausgegebenen Briefmarken wurden durch neue ersetzt und ergänzt.

- Es gab 152 Reisen "Westbound Letters", mit denen 11,397 Briefe befördert wurden. Die "Eastbound Letters"- Reisen beförderten deutlich mehr Briefe: bei 146 Reisen wurden 23,356 Briefe befördert

- Nur relativ wenige Briefe sind erhalten geblieben. Frajola-Kramer-Walske listeten offenbar 180 "eastbound" Briefe auf, und nur 71 "westbound". Beide Zahlen wurden in der Broschüre Trepel um je ein Stück erhöht, also 181 + 72. Das bedeutet, dass also nur etwas mehr als 7 Promille der ursprünglichen Briefe heute den Sammlern (noch) bekannt sind.

- Die "Westbound Letters" wurden anders frankiert, als die "Eastbound Letters".



Die hier gezeigte "Garter"-Marke kam z.B. nur bei "westbound mail" zur Anwendung.

(wird fortgesetzt)

Heinz
 
drkohler Am: 09.04.2024 19:25:12 Gelesen: 576# 3 @  
Der Pony Express existierte nur kurz weil zur gleichen Zeit die transkontinentale Telegrafenleitung gebaut wurde. Wenn die mal lief (beide Dienste wurden oft durch Indianerüberfälle behindert), war der Telegraf natürlich klar schneller. Als einige Jahre später die transkontinentale Eisenbahn fuhr, lag natürlich nichts mehr drin für Pferdereiter.

Briefe wurden statt mit dem Pony Express (Erinnerungsminute an Buffalo Bill, sehr teuer) hauptsächlich mit Stage Coaches (Erinnerungsminute an John Wayne) befördert. Das dauerte deutlich länger, war aber nicht so teuer.
 
charly999 Am: 09.04.2024 21:27:46 Gelesen: 548# 4 @  
@ Heinz7

Das Pony Express-Buch von Frajola kann man neuerdings kostenlos von seiner Webseite herunterladen, zusammen mit etlichen anderen seiner Schriften.

Gruss
charly999
 
merkuria Am: 09.04.2024 23:27:26 Gelesen: 522# 5 @  
@ charly999 [#4]
@ Heinz7

Hier den Link [1] zu diesem sehr aussagekräftigen Werk!

Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://www.rfrajola.com/pony/PonyBook.pdf
 
Heinz 7 Am: 10.04.2024 00:55:00 Gelesen: 510# 6 @  
@ Heinz 7 [#2]

Der Pony-Express bestand nur 19 Monate. Er war nie rentabel und die grosse Konkurrenz war tödlich für den Dienst. drkohler hat den Grund genannt: die Strecke wurde fast gleichzeitig mit einer Telegrafenleitung erschlossen. Der wichtigste Vorteil des Pony-Expresses - die grössere Schnelligkeit - ging verloren, aber die Kosten für die grosse Infrastruktur blieben bestehen. Die benötigten Erträge kamen nicht - trotz massiven Preissenkungen.



Im Collectors Club Handbuch: "The Pony Express" by M.C. Nathan und W.S. Boggs fand ich eine gute Karte, die zeigt, welche gewaltige Distanz am Anfang zu überwinden war (siehe Seite 12)



Die über 3000 km lange Route verlief von Saint Joseph (Missouri) durch die weitgehend menschenleeren Prärien und über die Rocky Mountains nach Sacramento in Kalifornien. Die Distanz war riesig! Nach Trepel benötigte der Pony Express 400-500 Pferde, die über die Strecke verteilt werden mussten - alle mit Infrastruktur und Reitern! Die Schätzungen der Anzahl Reiter schwankt zwischen 50 und 80 (nach Trepel). Die hohen Kosten hätten viel höhere Einnahmen erfordert.

(wird fortgesetzt)

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.04.2024 12:21:15 Gelesen: 389# 7 @  
@ Heinz 7 [#2]

Im Werk Nathan/Boggs (1962) gab es auch eine Tabelle, welche die bekannten Pony Covers auflistete (per 1.3.1962; siehe Seite 54-60). Dabei kamen die Autoren auf erst ca. 100 "Eastbound" und 51 "Westbound" Covers, also erst knapp 60 % der Anzahl von Scott Trepel (2019). Ich schreibe "ca.", weil bei vereinzelten Auflistungen ist es nicht ganz klar, ob die "neue Zeile" noch zum dokumentierten Stück x gehört, oder bereits Stück x+1 ist.

Es mag nun interessant sein, einige der interessantesten Stücke zu sehen. In der Erivan Haub-Sammlung waren gleich mehrere der Spitzenstücke enthalten.

Ein Brief der ersten Reise "eastbound" wurde am 22.6.2019 als Los 109 angeboten. Abgangsort war San Francisco, der grosse ovale Stempel ist schön lesbar "April 3" (1860). Der Brief ging an die Adresse "Hon. Milton S. Latham, U.S. Senate, Washington", dies wurde auf die Rückseite des US-Umschlages zu 10 Cents (Scott U17) notiert.



Der Stempel "St. Joseph" war ein Ankunftsstempel (Ende der Pony Express Route), offenbar am 13. April gestempelt.



Nur 2 von 85 Briefen, die auf diesem Transport offenbar befördert wurden, sind heute noch erhalten; sie werden als Ersttagbriefe natürlich besonders hoch eingeschätzt. Von der ersten Pony Express Reise nach Westen gibt es offenbar sogar nur einen einzigen (also total 3 Pony-Express-Ersttagbriefe). In der Ankündigungsbroschüre zu den Haub-Auktionen wird dieser Brief als "der schönste" bezeichnet, und entsprechend hoch bewertet (Startpreis $ 100'000).

Zum Schluss noch eine Empfehlung: Wenn so ein Beleg bei einem Händler in der 1-Euro-Schachtel angeboten wird, würde ich also zugreifen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.04.2024 14:10:44 Gelesen: 357# 8 @  
@ Heinz 7 [#7]

Es ist mir wichtig, zu betonen, dass wirklich nicht alle Pony Express Briefumschläge so exorbitant teuer sind, wie der oben präsentierte. US$ 100'000 Startpreis ist eine grosse Ausnahme, die nur für wenige Pony Express-Belege anzuwenden ist.

Ein ähnlicher Pony-Express Beleg wurde an der 6. Haub-Auktion (26.1.2022) für einen Bruchteil dieser Summe angeboten. Die "PAID. Central Overland Pony Express Company" - Umschläge sind zwar selten, aber diese 3 Cents Ganzsache von Sacramento nach Madison, Indiana, war im Ausruf bei "nur" US$ 5'000, obwohl es auch ein ausgesuchtes Stück ist (frühester solcher "Sacramento"-Stempel).



Dies ist Exemplar FKW E52 nach der Tabelle von Frajola-Kramer-Walske: "The Pony Express: A Postal History"

Heinz
 
Heinz 7 Am: 23.04.2024 14:40:55 Gelesen: 350# 9 @  
@ Heinz 7 [#7]

Auch der nächste gezeigte Pony Express-Beleg ist optisch nichts Aussergewöhnliches, und wir brauchen zusätzliche Kenntnisse, um den Handelswert des Beleges zu erkennen. Bei Beitrag 7 war es das Merkmal "Ersttag-Beleg", der den entscheidenden Unterschied macht zu "gewöhnlichen" Belegen, hier ist es der Adressat des Briefes.



Dieser Briefumschlag wurde am 18. Juni 1860 ab San Francisco gesandt, nach Springfild, Illinois. Das Besondere ist, dass der Empfänger dieser Post der (spätere!) Präsident der USA war: Abraham Lincoln! (Die Präsidentschaftswahl fand am 6. November 1860 statt).

Die Sammler von Autographen und von wichtiger Korrespondenz von wichtigen Personen sind teils bereit, hohe Preise für seltene Stücke zu bezahlen. Ich nehme an, dass Los 35 der 6. Haub-Auktion nicht liegen blieb, obwohl es einen hohen Startpreis hatte (US$ 150'000). Das Foto des Briefes zierte die Titelseite des Auktionskataloges und der Brief wurde erwähnt in der Ankündigungsbroschüre zu den Haub-Sales, Kapitel USA.

Heinz
 
Dobe Am: 23.04.2024 15:39:48 Gelesen: 332# 10 @  
@ Heinz 7 [#9]

Lieber Heinz,

vielen lieben Dank für diesen spannenden und informativen Thread! Es macht Spaß, die Beiträge zu lesen.

viele Grüße

Michael
 
Heinz 7 Am: 24.04.2024 01:54:00 Gelesen: 293# 11 @  
@ Dobe [#10]

Lieber Michael

es freut mich, dass Dir meine Beiträge gefallen.

Wenn ich mir die bekannten Briefe durchsehe, fällt mir auf, dass es viele verschiedene Ausführungen von Pony Post - Belegen gibt. Die auffälligsten sind wohl diejenigen, welche auch eine "PONY EXPRESS"-Briefmarke tragen! Dies ist aber nur bei einem Teil der Briefe der Fall.

Wenn ich das richtig sehe, haben ca. 62 Briefe der 180 "Eastbound-Letters" gemäss Verzeichnis Frajola-Kramer-Walske eine rote $ 1.00-Marke aufgeklebt, und rund 34 Briefe eine rote US$ 2.00-Marke. Die zwei Dollar-Marken waren zeitlich früher (ausser bei einem Nachzügler), nämlich ab 1.5.1861, und wurden wohl ersetzt durch die halb so teuren ein-Dollar Marken, und zwar seit dem 3.7.1861. Ich habe nur "Eastbound-Letters" mit solchen Frankaturen gesehen, keine "Westbound-Letters"; ob diese pittoresken Marken also nur auf Reisen von West nach Ost eingesetzt wurden, konnte ich noch nicht verifizieren (es scheint aber so).



Hier auch ein Brief ex Erivan Haub (2. Auktion, 10.12.2019, Los 42):

11.9.1861 von San Francisco nach Osten gesandt, an "Henry Wetherbee" in Saratoga Springs, NY, ein Ganzsachen-Umschlag 10 Cents grün, U 33, Wells Fargo, mit super klarem Ankunftsstempel. Bei Ankunft wurde der Brief noch weitergeleitet (siehe Vermerk: "FORWARDED" rückseitig Ankunftsvermerke).

Für mich ein typischer, wunderbarer Pony-Express-Brief. Ein Ausruf von US$ 7'500 scheint mir für diesen Brief eher günstig zu sein: er ist zwar nicht super-selten, aber in Farbe und Wirkung meines Erachtens fast unübertreffbar schön.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 24.04.2024 21:46:35 Gelesen: 244# 12 @  
@ Heinz 7 [#11]

Pony-Express Belege gibt es also offenbar ca. 253 (siehe Beitrag 2). Die häufigsten Frankaturen sind ("ungefähr"/"sauf erreur et ommission" = Irrtum vorbehalten)

Ganzsachen (3 - 10 Cents): ca. 85
Ganzsachen plus Briefmarke "Pony Express" $ 1.00 in rot: ca. 62
Ganzsachen mit Briefmarke "Pony Express" $ 2.00 in rot: ca. 34
Umschläge mit einfachen Einzelfrankaturen (oft 10 Cents): ca. 26

alle übrigen Möglichkeiten sind selten bis extrem selten/Unikat!

Wir wissen zum Beispiel, dass es auch eine schwarze "Pony Express"-Briefmarke zu $ 4.00 (!) gibt. Davon gibt es aber nur ZWEI Briefe!

Der eine wird am 30. April 2024 in New York angeboten! Er kann also gekauft werden, vorausgesetzt, man hat das nötige Geld dazu. Los 100 wird immerhin zu US$ 150'000 ausgerufen.



Es ist nicht die Ausnahme, sondern die REGEL, dass Erivan Haub "das Beste und das Schönste" in seiner Sammlung hatte. Bei dieser Super-Rarität müssen wir aber konstatieren, dass es ein NOCH schöneres Exemplar gibt.



2004 wurde bei H.R. Harmer LLC, New York, die sensationelle Sammlung "Pony Express Postal History" von Frau Louise Boyd Dale (Tochter von Alfred F. Lichtenstein) verkauft. Los 1520 zeigt das zweite bekannte Stück, ein eigentliches Zwillingsstück zum anderen Brief. Aber bei DIESEM Brief ist die Anschrift klar und deutlich und der Brief optisch somit das non-plus-ultra. Der vermeintliche senkrechte Falt auf dem Foto ist nicht original, sondern entstand beim Scannen (Übergrösse der Abbildung).



Vor fast genau 20 Jahren gab es in New York eine wahre "Bieterschlacht" um dieses Stück. Gut möglich, dass Erivan Haub dabei mitgekämpft hat? Aber in diesem Fall liess ein anderer Sammler den Brief nicht aus den USA: George Kramer kaufte ihn, für (meines Wissens) US$ 525'000 +15%.

Er ist damit meines Wissens der teuerste "Pony Express"-Brief aller Zeiten!

Zu dem Brief gäbe es noch viel zu sagen, aber ich muss es im Moment "dabei bewenden lassen". Nur soviel: beide Briefe kamen von Honolulu und wurden nach Washington gesandt. Im Auktionskatalog 2004 steht zu dem Brief (und seinem "Zwilling"):

"It was fairly common at this time for important documents to be sent twice through the mails from the Hawaiian Islands due to the frequency of ships sinking. Miraculously, the two reported covers bearing the Four Dollar(s), the original and the "duplicate" mailings, both exist."

Übersetzung (ich, nicht deepl):

"Zu dieser Zeit war es durchaus üblich, dass wichtige Dokumente von den Hawaii-Inseln aus zweimal mit der Post verschickt wurden, weil häufig Schiffe sanken. Wie durch ein Wunder existieren die zwei bekannten Belege mit der (Frankatur) Vier Dollar(s), das Original und die "doppelt ausgefertigte" Sendung, beide."

Heinz
 
bayern klassisch Am: 24.04.2024 22:38:49 Gelesen: 235# 13 @  
@ Heinz 7 [#12]

Postgeschichte "at it´s best", Heinz. Bitte gerne weitermachen mit diesem spannenden Thema.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Heinz 7 Am: 25.04.2024 17:39:21 Gelesen: 197# 14 @  
@ bayern klassisch [#13]

Danke, Ralph.

Gelegentlich schreibe ich auch etwas auf die Philaseiten, bei denen ich nicht genau Bescheid weiss über alle Details. Oft lerne ich dabei viel Neues dazu, manchmal durch die Hinweise von Sammlerkollegen, sonst oft durch Literaturstudium. Nicht immer gelingt es aber, alle Fragen zu klären oder Unsicherheiten auszuräumen.

Zum Pony-Express habe ich einleitend geschrieben, dass Erivan Haub eine herausragende Sammlung besass. Wir mussten 5 Jahre warten, bis wir alles sahen; was er hatte; das Material wurde auf 10 Auktionen aufgeteilt.

Nun steht das "grosse Finale" an. Eine Einzelmarke 143L3 ($ 1.00 rot) kann man schon für US$ 300 kaufen (bzw. den Versuch starten = Ausrufpreis, Los 98). Los 100 ist dann ein anderes Kaliber (siehe Beitrag 12), US$ 150'000, aber vielleicht noch höher einzuschätzen ist der einmalige Brief von San Francisco nach Maggia im Tessin (Schweiz). In der Literatur wird erwähnt, dass es nur 6 Briefe gibt, wo ein Pony-Express Beleg das Gebiet der USA verliess:

Prince Edward Island, England, Scotland, Frankreich, Deutschland und Schweiz.



Dieser Wells-Fargo Beleg mit einer roten US$ 1.00-Marke benötigte also noch eine Zusatzfrankatur, welche von spezialisierten Sammlern erklärt werden können. Der Brief war mit US$ 1.36 offenbar ausreichend frankiert (US$ 1.35 hätten angeblich genügt). Die auf dem Brief angebrachten Taxvermerke waren Hinweise für die Weiterverrechnung für die involvierten Postverwaltungen.

Dieser wunderbare Brief wurde verkauft 1924 durch Kleeman und war später in den Sammlungen Boyd Dale (siehe Katalog Beitrag 12) und auch von Thurston Twigg-Smith (Siegel, Dezember 2009). Nun ziert er die Titelseite der letzten Haub Auktion USA. Schätz-/Startpreis ist US$ 200'000.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.04.2024 11:36:38 Gelesen: 154# 15 @  
@ Heinz 7 [#14]

Ich wiederhole anbei einen Beitrag, den ich im Thema "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" eingestellt habe. Dort schrieb ich ausführlich über die schwarze Vier-Dollars-Marke und neu über die grüne Vier-Dollars-Marke (Beiträge 938-940, 943).

Die Briefmarke Scott 143L5 ist recht selten, aber, lose, nicht teuer. Auf Brief ist sie eine super-teure Weltrarität, wie Martin und ich in einem anderen Thema zeigen konnten.

Ganz genau so ist es bei Scott 143L2.



Nachdem der Pony-Express Dienst gestartet war, kamen gelegentlich zwei Briefmarken zur Ausgabe (Privat-Briefmarken), welche die üblichen Gebühren abdecken sollten:

US$ 2.00 - rot
US$ 4.00 - grün

Wenig später gab es kräftige Porto-Senkungen und die Marken L1+L2 wurden ersetzt und ergänzt durch L3+L4+L5

US$ 1.00 - rot
US$ 2.00 - grün
US$ 4.00 - schwarz

Die schwarze Vier-Dollars-Marke haben wir schon besprochen, aber die grüne US$ 4.00-Marke steht ihr an Seltenheit in nichts nach, im Gegenteil: man kennt heute sogar nur EINEN Brief, der solch eine Marke trägt!



Auf einer Pony-Express-Reise, vermutlich vom 26.6.1861 von San Francisco nach St. Joseph, und weiter nach New York, wurde eine Zusatzfrankatur benötigt, weil der Brief vermutlich sehr schwer war. Jedenfalls steht im Werk Frajola-Kramer-Walske (2005) "triple rate". Es wurden darum US$ 6.00 verklebt; eine Buntfrankatur $ 4.00 + $ 2.00.

Dieser Brief ist den Spezialisten schon mindestens 67 Jahre bekannt. Denn er stammt aus der herausragenden US-Sammlung von Alfred Caspary. Dort fand ich ihn als Los 1028 der 8. Caspary-Auktion (21.3.1957). Er spielte damals immerhin US$ 1'600 ein, das war zu dieser Zeit ziemlich viel.

Es erstaunt mich etwas, dass ich den Brief im Buch von Nathan/Boggs (1962) nicht finde.

Er erschien aber wieder in der grossartigen Sammlung von George Kramer



Bei Siegel 2019 war dieser einmalige Brief Los 16. Scott Trepel hatte einen Estimate von US$ 150'000 angesetzt, und diesen Preis sehen wir auch als Zuschlagspreis auf der Ergebnisliste. Ein stolzer Preis, wie ich meine, auch wenn die 4-Dollar-Marke schwarz noch deutlich teurer war.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.04.2024 11:25:03 Gelesen: 87# 16 @  
@ Heinz 7 [#15]
@ Heinz 7 [#2]

Die Briefmarken, die oben gezeigt wurden, sind im Scott Katalog nicht aufgelistet, nur im Scott Specialized Catalogue.

Ich habe zur Zeit nur einen älteren Scott Spezialkatalog zur Hand, aber die Bewertungen zeigen, dass die Marke lose nicht besonders auffällt:

Scott Specialized 1986, Seite 650:

1861 (Ross & Reiter)

143L1 = US$ 2.00 - rot = CV US$ 125.00
143L2 = US$ 4.00 - grün = CV US$ 225.00

1861 (Ross & Reiter)

143L3 = US$ 1.00 - rot = CV US$ 60.00
143L4 = US$ 2.00 - grün = CV US$ 175.00
143L5 = US$ 4.00 - schwarz = CV US$ 150.00

1861 ("Garter"-Ausgabe)

143L6 = US$ 1.00 - blau = CV US$ 300.00

Die losen Marken, ungebraucht, lassen also nicht erahnen, wie selten und teuer diese Marken auf Brief sind. Wie erwähnt, gibt es nur von den 143L1+143L3 noch einige Briefe, die vier anderen Marken sind alle äusserst selten auf Brief.

Die "Garter"-Ausgabe wurde offenbar nur auf Transporten von Ost nach West verwendet. Angeblich kennt man heute nur 4 Briefe mit "Garter"-Marken-Frankaturen. Der spektakulärste davon ist der Brief mit Mehrfachfrankatur:



Der Brief ist beschrieben als "quadruple-rate Pony Express cover". Der Brief wurde schon 1902 entdeckt, verblieb dann aber offenbar 81 Jahre lang im Familienbesitz des Entdeckers, wurde erst 1983 an einer Auktion verkauft. Der grosse Sammler George Kramer kaufte den Brief. 2019 wurde wiederum Kramers Sammlung verkauft (Katalog siehe Beitrag 15). Der gezeigte Brief war Los 29 und wurde für US$ 165'000 zugeschlagen.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 28.04.2024 11:46:27 Gelesen: 83# 17 @  
@ Heinz 7 [#16]

Ein noch teurerer Brief wurde 2009 verkauft.



Dieser wunderbare Brief wurde von New York nach San Francisco gesandt. Ein Grossteil der Reise erfolgte via Pony Express (ab St. Joseph). Der Stempel "Pony Express, The Central Overland California & Pikes Peak Express Company, St. Joseph, Mo. Aug. 29" ist gut lesbar. Es gibt offenbar nur vier Briefe mit dieser "Garter"-Briefmarke.

Dieser Traum-Brief wurde an der Auktion Siegel Nummer 979 verkauft, Los 41, und erreichte stolze US$ 260'000 plus Aufgeld. Der Brief ist abgebildet in Nathan-Boggs "The Pony Express (p. 51)". Optisch ist der Brief atemberaubend attraktiv.

Heinz
 
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