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Thema: Briefaufgabestempel
Germanica Am: 07.12.2023 19:55:32 Gelesen: 386# 1 @  
Briefaufgabestempel von Grussenheim (Elsass) 1878

Diese interessante Notiz habe ich im DR-Amtsblatt Nr. 45, Juli 1878 gefunden. Es handelt sich um ein Paket für die Post in Grussenheim, das verschwunden war, in der Hoffnung, dass jemand es findet und an die OPD Straßburg schickt.

Was ich herauszufinden versuche und hoffe, dass mir jemand helfen kann, ist herauszufinden, um welche Art/Design des Poststempels es sich tatsächlich handelt. Finden Sie vielleicht sogar heraus, ob es vielleicht aufgetaucht ist oder später ein anderer Ersatz geliefert wurde.

Es sind einige Stempelkataloge von SPAL (französischer Elsass-Lothringen Gruppe) aufgeführt, aber ich besitze diese nicht. Eine Hilfe wird sehr geschätzt.

Die Liste des Inhalts des Pakets:

1 Briefaufgabestempel
1 Satz Monats- und Tagestypen
1 Satz Stundentypen
3 Nachtstundentypen
1 Jahreszahltype 78
1 großen Typenkästchen
1 Dienstsiegel
1 Briefbeutelmesser
1 Gewichtsstúck zu 40 Gramm


 
bernhard Am: 07.12.2023 20:59:29 Gelesen: 362# 2 @  
@ Germanica [#1]

Eine interessante Geschichte!

Nachstehend ein Angebot bei delcampe (2,- €). Falls es der Stempel nicht ist, dürfte er zumindest so ähnlich ausgesehen haben. Er ist auch schon aus 1884 in der Nachbar-Stempeldatenbank zu finden. Er entspricht der Normung von 1875. Der Hersteller des 1878 ausgelieferten Stempels ist entweder einer der Gebrüder Martin oder der Graveur A. Schiffner, beide Berlin.



Viele Grüße
Bernhard
 
Latzi Am: 08.12.2023 08:19:49 Gelesen: 335# 3 @  
Für Grussenheim ist im Katalog der SPAL ab 1885 bis 1919 alleine der oben gezeigte Stempel notiert. Ein besseres Bild habe ich leider auch nicht. Eine Eröffnung der Postagentur ist für 1878 aufgeführt. Es dürfte also die "Erstausstattung" verloren gegangen sein. Vielleicht erklärt dies, warum ein Stempel * a verwendet wurde. Im Paket dürfte der Stempel * * gewesen sein.

Grüße
Lars
 
Germanica Am: 08.12.2023 11:34:58 Gelesen: 311# 4 @  
Vielen Dank für Ihre Antworten.

@ bernhard [#2]

Ja, das habe ich auch bei Delcampe gefunden, aber es geschah viele Jahre nach dem eigentlichen Fall, den ich hier untersuche, sodass meiner Meinung nach in den dazwischen liegenden Jahren viele verschiedene Zustellungen von Poststempeln der Fall gewesen sein könnten.

Ich würde Ihrer Erwartung zustimmen, dass der Poststempel ein Einkreis sein würde, der den Normregeln vom 1.7.1875 entspricht (da nur ein Poststempel zugestellt worden zu sein scheint, müsste es einer mit zwei Sternen in der Mitte gewesen sein).

Haben Sie weitere Informationen zu Gebrüder Martin oder der Graveur A. Schiffner, Berlin?

@ Latzi [#3]

Vielen Dank für die Informationen von SPAL. Es ist interessant für mich dass die früheste Verwendung eines Poststempels aus den Jahren 1884-1885 stammt, für ein Büro, das offenbar bereits bei seiner Eröffnung im Jahr 1878 Bedarf an einem Poststempel hatte?? Wie oben in meiner Antwort auf Bernhard dargelegt, stimme ich zu, dass die ursprüngliche erste Lieferung (die verloren gegangen ist) ein (* *) Poststempel gewesen sein muss.

Wenn jemand anderes mehr Informationen über den Poststempel von Grussenheim zwischen 1878 und 1884 hat, vorzugsweise einen, der sich von dem oben im Scan gezeigten (*a) unterscheidet, würde ich das gerne haben.

Mein ultimatives Ziel ist es, dies als Hinweis darauf zu verwenden, aus welchen Teilen der eigentliche Hammer bestand, um allgemein zu überlegen, warum Normstempel ab dem 1.7.1875 so aussehen und sich so verhalten wie sie. Wenn jemand Hinweise auf einige Grundlagenarbeiten zu den Normstempeln und ihrer Zusammensetzung hat, hätte ich nichts dagegen, auch ein Zitat/einen Link dazu zu bekommen, danke. :-)
 
bernhard Am: 09.12.2023 09:50:47 Gelesen: 232# 5 @  
@ Germanica [#4]

Hallo zusammen,

Gebrüder Martin. Nach dem Tod des Vaters F. Martin traten seine Söhne Emil und Friedrich Martin mit Liefervertrag vom 13.9.1870 die Nachfolge als Stempellieferant der Reichspost an. Die beiden Brüder wurden als zwei Unternehmer angesehen, doch mussten sie zusammen für den Liefervertrag einstehen. Nach einem neuen Liefervertrag vom 16.4.1878 betrug der zugesicherte Lieferanteil 2/3 der vom Kaiserlichen Post-Zeugamtes bestellten Stempel. Die Firma blieb bis 1945 Vertragslieferant für Poststempel. Da einige weitere Firmen hinzukamen, war der Marktanteil später viel geringer. Die Wahrscheinlichkeit dass die Gebr. Martin 1878 den/die Stempel für die Postagentur Grussenheim herstellten ist dementsprechend hoch.

A. Schiffner. Nach dem Ableben des vorherigen Lieferanten H.G. Schilling, der Schwiegervater von Alwin Schiffner, schloss dieser am 16.4.1878 einen neuen Vertrag mit der Reichspost. A. Schiffner hatte eine eigene Stempelwerkstatt und schon zuvor einen Vertrag mit der Reichspost über die Lieferung von Siegelmarken. Nach seinem Tod übernahm sein Schwager Theodor Gleichmann die Werkstatt und trat die Nachfolge als Stempellieferant der Reichspost an.

A. Schiffner war auch Angestellter der Staatsdruckerei Berlin und gravierte einige Briefmarkenausgaben der Reichspost ab 1880 (siehe Michel Deutschland-Kataloge).

Normstempel 1875. Rein Technisch gesehen änderte sich durch die Einführung kaum etwas, nur die einheitliche Anordnung des Stempelinhaltes. Durch die hinterlegten Proben gab es ein einheitliches Aussehen und festgelegte Inhalte. Einheitliche Grotesk-Schrift, Postamtsnummern (wenn erforderlich), Unterscheidungsbuchstabe (wenn erforderlich), Ziersterne.

Viel zu lesen über den „Normstempel“ sowie die Stempelhersteller kannst du in den Michel Stempelkatalogen Bd. 1 und 2, aber auch in Bd. 3 (Klaucke-Stempel). Auf die Entwicklungsgeschichte der Stempel, allerdings nur mit Beispielen aus Berlin, geht auch das Heft von Dr. Walter Kohlhaas (Bd. 140 Poststempelgilde e.V) ein. Darüber hinaus gibt es zahlreiche einzelne Artikeln und diversen Veröffentlichungen. Siehe hierzu auch die Literaturangaben aus den vorgenannten Büchern und Heften.

Viele Grüße
Bernhard
 
Latzi Am: 09.12.2023 12:50:44 Gelesen: 209# 6 @  
Unabhängig von der Frage der Poststempel:

Ich verstehe den Inhalt des Pakets grundsätzlich, aber wofür war das einzelne 40 Gramm-Gewicht? Ein Satz verschiedener Gewichte wäre da für mich nachvollziehbarer.

Grüße
Lars
 
Germanica Am: 09.12.2023 17:37:47 Gelesen: 171# 7 @  
@ bernhard [#5]

Vielen Dank, ich freue mich über die Informationen.

Ich habe den Klaucke-Katalog, kann mich aber nicht erinnern, viel über die Norm von 1875 gelesen zu haben ... Ich muss noch einmal nachschauen :-)

@ Latzi [#6]

Das habe ich mich selbst gefragt. Wenn das Büro erst kürzlich eröffnet wurde, würde es sich anhören, als wäre dieses verlorene Paket die erste Lieferung. Es kann sein, dass andere Hilfsmittel irgendwann früher geliefert wurden und entweder ein Gewicht fehlte oder es verloren ging und um Ersatz gebeten wurde. Wer weiß. :-)
 
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