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Thema: Philatelistische Bibliothek Hamburg e.V. im kommenden Jahr insolvent ?
Richard Am: 06.03.2024 09:44:56 Gelesen: 1409# 1 @  
Quo vadis Philatelistische Bibliothek Hamburg e.V.?

(Hamburg/pcp) - Am 27. Februar 2024 fand in den Räumen der Philatelistische Bibliothek Hamburg e.V. in der Basedowstr. 12 in 20537 Hamburg die Mitgliederversammlung statt. Der im letzten Jahr neu gewählte Vorstand berichtete über das abgelaufene Jahr 2023. Der Vorstandsvorsitzenden Dr. h.c. Michael Kubenz führte dazu aus:

Die Lage der Bibliothek ist finanziell sehr kritisch. Mit einem fünften Verlustjahr in Folge und einem Verlust von über 12 Tausend Euro im Jahr 2023, bedingt durch Indexanpassungen der Miete, sowie hohe Energie und Stromkosten, sind die Rücklagen nahezu aufgebraucht.

Der Vorstand warnt, dass ohne signifikante Änderungen die Bibliothek Mitte 2025 insolvent sein wird. Es wurden keine Lösungen für das grundlegende Finanzproblem gefunden, trotz verschiedener Ansätze und Diskussionen auch mit dem Beirat. Der Vorstand ruft nun die Mitglieder auf, mittels eines Fragebogens Antworten zu geben und über den weiteren Weg zu entscheiden. Aus diesen Antworten soll dann eine Handlungsstrategie entwickelt werden und entschieden werden, wie es mit der Philatelistische Bibliothek Hamburg e.V. weiter geht.

Die Philatelistische Bibliothek Hamburg e.V., gegründet durch die Fusion von Bibliotheksbeständen mehrerer Hamburger Briefmarkenvereine im Jahr 1971, gehört zu Deutschlands führenden Fachbibliotheken in der Philatelie. Sie verfügt über einen Bestand von über 30.000 Bänden und 70.000 Aufsätzen, zugänglich über einen Online-Katalog auf der Website im Internet. Die meisten Materialien sind ausleihbar und lesbar Vorort auf 200 qm, aber auch über Fernleihe und Scanservice.

Als gemeinnütziger Verein finanziert sich die Bibliothek ausschließlich über Mitgliedsbeiträge und Spenden, ohne öffentliche Fördermittel. Besucher und Unterstützer sind herzlich willkommen. Örtliche Briefmarkenvereine und philatelistische Forschungs- und Arbeitsgemeinschaften können und sollten als Kooperation Mitglied werden, um Ihren Mitgliedern die verbilligte Ausleihe zu ermöglichen und damit die Arbeit der Bibliothek zu sichern. Briefmarkenhändler und Auktionshäuser sind aufgefordert, fördernde Mitglieder zu werden, um die Bibliothek finanziell zu unterstützen.

Für weitere Fragen steht zur Verfügung: Dr. h.c. Michael Kubenz Philatelistische Bibliothek Hamburg e.V., E-Mail: vorstand@philatelistische-bibliothek.de
 
10Parale Am: 06.03.2024 22:59:15 Gelesen: 1199# 2 @  
@ Richard [#1]

bedingt durch Indexanpassungen der Miete, sowie hohe Energie und Stromkosten, sind die Rücklagen nahezu aufgebraucht.

Es ist traurig, zu lesen, dass die hier genannten Gründe der Verluste praktisch "externer Natur" sind, also nicht dem wirtschaftlichen Handeln der Bibliothek geschuldet werden. Warum gibt es keine öffentlichen Fördermittel, schließlich dient solch eine Bibliothek doch dem Gemeinwohl und dem Erhalt eines nicht zu vernachlässigenden Kulturgutes? Irgendwie liest es sich als, - hätten wir Atomkraftwerke wie die Schweizer oder Franzosen -, wäre der Fortbestand mit den Rücklagen gesichert.

Dennoch, Optimismus wäre angebracht und ich finde es gut, dass Richard uns hier informiert.

10Parale
 
TeeKay Am: 07.03.2024 00:30:18 Gelesen: 1151# 3 @  
Was zum Geier haben Nuklearkraftwerke mit einer Nischenbibliothek in Hamburg zu tun?
 
MS-Peter Am: 07.03.2024 08:00:35 Gelesen: 1068# 4 @  
Wenn man nach Aktivitäten der französichen Atomindustrie in Deutschland googlet, stößt man hierauf:

https://www.t-online.de/finanzen/aktuelles/wirtschaft/id_100343972/atomkraft-so-koennte-wladimir-putin-einfluss-bei-anf-in-lingen-bekommen.html

Sollen etwa die Erlöse aus diesem Geschäft zum Erhalt der Bibliothek beitragen?

Schräger Gedanke!
 
22028 Am: 07.03.2024 08:02:29 Gelesen: 1065# 5 @  
@ Richard [#1]

Michael Kubenz ist in Hamburg selbst ja gut vernetzt, er wird da sicher eine Lösung finden.
 
saeckingen Am: 07.03.2024 08:12:42 Gelesen: 1061# 6 @  
@ 10Parale [#2]

hätten wir Atomkraftwerke wie die Schweizer oder Franzosen -, wäre der Fortbestand mit den Rücklagen gesichert.

1.) Atomkraftwerke haben keinen Einfluß auf den Mietindex in Hamburg.

2.) Billig produzierter Strom wird nicht billig verkauft, sondern immer zum Höchstpreis. Wenn man Steuern und Abgaben herausnimmt, kostet der Strom bei uns auch nicht mehr als in unseren Nachbarländern. Immerhin ist auch Strommarkt ein internationaler Markt.

3.) Die Schweiz steigt auch aus der Atomenergie aus, in 10 Jahren soll das letzte vom Netz gehen.

4.) Das hat alles nichts mit der Hamburger Bibliothek oder Philatelie zu tun.

Grüße
Harald
 
Journalist Am: 07.03.2024 08:55:39 Gelesen: 1032# 7 @  
Hallo an alle,

die steigenden Kosten machen nicht nur der Hamburger Bibliothek Sorgen. Auch die Heinrich Köhler Bibliothek Frankfurt hat mit sinkenden Mitgliederzahlen und damit verbunden mit entsprechenden jährlichen Finanzierungslücken (Verlusten) zu kämpfen. Auch hier ist nach derzeitigen Stand absehbar, wann die Bibliothek in naher Zukunft insolvent werden wird.

Wer also hier die Hamburger Bibliothek unterstützen will, sollte dabei aber nicht nur einseitig hinschauen, da hier mehr auf die Tränendrüse gedrückt wird, als bei der Heinrich Köhler Bibliothek. Auch wir benötigen hier auf Philaseiten neue Mitglieder oder Förderer, die mit einem Jahresbeitrag ab 60 Euro aufwärts helfen können.

Viele Grüße Jürgen
 
10Parale Am: 07.03.2024 11:31:02 Gelesen: 951# 8 @  
@ Journalist [#7]

Vielen Dank für diese Mut sprechenden Sätze. Ich unterstütze mit bescheidenen Mitteln schon einige Institutionen und mir ist auch sehr daran gelegen, dass philaseiten.de weiter erhalten bleibt und sich sogar expandiert (in die Tiefe geht). Natürlich liegt mir auch die Bibliothek in Hamburg am Herzen und alle anderen Bibiliotheken auf der Welt, denen es, - schaut man auf die Entwicklungen -, allen nicht so rosig geht. Das liegt sicher nicht nur am Strompreis. Ich erinnere mich auch schon auf Messen Bücher dieser Bibliothek erworben zu haben. In Beitrag [#1] wird nun mal auf die hohen Energie- und Stromkosten als Ursache von Verlusten hingewiesen. Jeder Bäckermeister kann das selbe Klagelied anstimmen.

Ich hätte das Wort Atomkraftwerk wahrscheinlich nicht schreiben dürfen. In Deutschland ein toxic word, welches sofort vehemente Reaktionen hervorruft, wie ich bereuend feststelle. Deutschland steht laut Ranking 2023 an 4. Stelle bei der Höhe der Strompreise in Europa nach den Niederlanden, Belgien und Rumänien!. In zehn Ländern kostete der Strom sogar unter 20 Cent pro Kilowattstunde.
https://strom-report.com/strompreise-europa/

Vielleicht sollte die Bibliothek nach Malta oder Polen umziehen, denn dort sind zumindest die Strompreise bezahlbar.

Liebe Grüße

10Parale
 
Schwämmchen² Am: 07.03.2024 14:10:55 Gelesen: 839# 9 @  
Einen Index-Mietvertrag abzuschließen (für Gewerbeimmobilien!) ist mindestens fahrlässig.

Soviel meine Meinung dazu.
 
drmoeller_neuss Am: 07.03.2024 15:59:33 Gelesen: 773# 10 @  
@ Richard [#1]

Die Autoren machen sich es etwas einfach, von einem Fehlbetrag von 12.000 EUR zu sprechen und um Spenden zu bitten. Da erwarte ich schon ein paar mehr Zahlen, wieviele Mitglieder hat die Bibliothek, sind die Dienstleistungen (Kopien, Fernleihe) gegenüber Nicht-Mitgliedern wenigstens kostendeckend, und vieles mehr. Gab es unerwartete Ausgaben im Jahr 2023? Ansonsten sind für mich jahrelange Defizite ein Ausdruck von Misswirtschaft.

Und zum Fehlbetrag selbst. Beim besten Willen kann ich die fehlenden 12.000 EUR nicht mit den Positionen Indexmiete und Mieterhöhung, Energie- und Stromkosten nachvollziehen. Bei 200 m2 Fläche und einer durchschnittlichen Gewerbemiete in Hamburg [1] macht der Indexanstieg etwa 3000 Euro im Jahr aus. Die Heizkosten schätze ich auf 15 Euro pro Quadratmeter, d.h. 2000 bis 3000 Euro pro Jahr. Und die Bibliothek muss ja nicht rund um die Uhr auf wohlige 20 Grad beheizt werden. Bleiben noch die Stromkosten. Wenn die Kopierer wirklich so viel Strom ziehen, warum erhöht man dann die Kopierkosten nicht entsprechend? Und wem das zu teuer ist, der kann ja selbst in die Bibliothek kommen und mit seinem Handy Photos machen. Im übrigen schont das auch die Literatur, die Bindungen werden durch das dauernde Pressen auf den Kopierer nicht besser.

Und es mag ketzerisch klingen, aber auch die philatelistischen Bibliotheken können nicht die Augen verschliessen und jahrelang am philatelistischen Tropf durchgefüttert werden. Wie sieht es mit der Zusammenarbeit der Bibliotheken in Deutschland aus? Es bieten sich thematische Sammelschwerpunkte an. Für die Fernleihe ist es egal, von wo aus die Kopien verschickt werden.

Im übrigen spart auch die Digitalisierung Kosten für die Bibliothek und den Benutzer. Wenn ich mir einen Rundbrief einer Arbeitsgemeinschaft anschaue: der wird digital erstellt, dann ausgedruckt und die "Pflichtexemplare" werden per Post an den BDPh geschickt. Von dort aus werden die Hefte an die Bibliotheken verteilt. Wenn eine Anfrage kommt, muss der Bibliothekar das Heft heraussuchen und Kopien machen und versenden. Vielleicht scannt der Sammler dann die Papierkopien wieder ein, wo wir wieder am (digitalen) Anfang wären.

Hier wäre eine Aufgabe für den BDPh, Literatur zukunftssicher digital vorzuhalten und einen Literaturserver anzubieten. Das muss nicht umsonst sein. Mit der "Philatelie" funktioniert das schon seit Jahren.

[1] https://invest-immobilien.hamburg/de/gewerbeimmobilienmarkt/gewerblicher-mietpreisspiegel
 
Heinz 7 Am: 07.03.2024 22:24:44 Gelesen: 588# 11 @  
@ Richard [#1]

Das ist ein sehr trauriger Befund, der aber nicht ganz überraschend kommt.

Die philatelistischen Institutionen (Verbände, Vereine, Stiftungen, ...) haben nicht nur in Deutschland Mühe, in den "schwarzen Zahlen" zu bleiben. Abnehmende Teilnehmerzahlen und fehlende Beiträge schmälern die Erträge, während der Aufwand kaum vermindert werden kann, oder er sogar steigt (siehe Bibliothek Hamburg).

Allerdings scheint es mir gelegentlich mehr am "Willen" zu fehlen, als am Geld. Wenn man die wertvollen Institutionen nicht unterstützen WILL, dann darf man sich über die Konsequenzen nicht wundern.

Dasselbe gilt übrigens für die Schweiz!

Für die Bibliothek Hamburg tut es mir speziell leid. Sie haben in den letzten 20 Jahren Grossartiges geleistet, das wäre jammerschade, wenn das nicht fortgeführt werden kann. Ich bin seit mehreren Jahren ein beitrag-zahlendes Vereinsmitglied. Ich war grosser "Fan" von Frau Sabine Schwanke, sie hatte viele Jahre lang die Leitung inne. Die neuesten Nachrichten werden ihr wehtun.

Heinz
 
Dorianus Am: 08.03.2024 11:16:13 Gelesen: 403# 12 @  
Ich bin auch "Fern"Mitglied bei der Bibliothek in Hamburg. Ich fühle mich mit Rundmails gut informiert und nehme gern an den Zoom-Vortägen teil. Die monatlich 4,30 Beitrag tun mir nicht weh - halt eine Halbe weniger. :-)

Wenn die Sammlerschaft kleiner wird, wird die Last auf weniger Schultern verteilt und der Druck steigt. Schuldzuweisungen oder Klugscheißerei helfen da wenig. BDPh und Vereinsmitgliedschaft, ein oder zwei ARGEn, Fachpresse und Literatur, Unterstützung von Philaseiten.de und ähnlichen Foren - da kommen schon mal 50 Euro im Monat zusammen. Jeder muss selbst entscheiden, was ihm etwas wert ist.
 
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