Thema: Ausstellungen: Regeln für einen philatelistischen Wettbewerb anno 2014
mercurio13
Am: 12.06.2014 14:47:23
Gelesen: 6098
# 1
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Liebe Freunde der Philatelie,
mit diesem Schreiben habe ich versucht, meine Gedanken im Hinblick auf eine neue Ausrichtung von philatelistischen Wettbewerben zusammen zu fassen. Gleichzeitig bedanke ich mich bei allen befreundeten Vereinskollegen und Sammlern, welche mir bei der Neufassung der Regeln behilflich waren. Wenn mit diesem Beitrag ein Prozess in Gang kommt, welcher Herkömmliches und Modernes zumindest nebeneinander möglich macht, dann wäre schon viel erreicht. Gerne bin ich bereit, gute Ideen für eine Verbesserung meiner Vorschläge aufzunehmen. Es soll ja dieses Papier beileibe nichts Endgültiges sein, schon gar nicht formal!
Grundlegendes Leitbild:
Philatelie ist ein schönes Hobby, vielleicht sogar das schönste der Welt.
Philatelie ist toll spannend und unglaublich vielfältig.
Philatelie macht Spaß - gerade auch in den Zeiten, in denen wir leben.
Philatelie tut gut und lässt den Stress und die Hektik des Alltags vergessen.
Warum bringen wir das nicht richtig rüber an die Leute von heute?
Ganz einfach!
Weil wir das in unseren Ausstellungen und unserer ganzen Öffentlichkeitsarbeit zu wenig zeigen, weil wir in gewisser Weise stehen geblieben sind im vergangenen Jahrhundert und nach wie vor glauben, dass modern denkende Menschen vor unseren Raritätensammlungen vor Ehrfurcht auf die Knie fallen. Weil wir es so sehr gewohnt sind, unsere Exponate mit Material voll zu stopfen, womit wir vor Juroren und Sammlerkollegen glänzen können. Und damit kann der einfache Mann von der Straße halt herzlich wenig anfangen und macht einen großen Bogen um unsere „Rahmenfriedhöfe“.
Es heißt also schleunigst ein Umdenken einleiten und unsere Präsentationen wirklich neu denken.
Dabei sollten wir uns von einigen alten Grundsätzen endgültig verabschieden und in unseren Ausstellungen immer in erster Linie an den Betrachter von heute denken und keinesfalls daran, was die Jury sagen wird.
Wir wollen dem Besucher unseren Spaß an der Philatelie vermitteln und sein Interesse wecken. Das soll in all unseren Bestrebungen das Wichtigste sein. Bei der Erstellung der neuen Bewertungskriterien wollen wir diesen Grundsatz immer im Auge behalten.
Der neue Weg kann mit dem herkömmlichen Regelwerk keinesfalls erfolgreich beschritten werden. Dafür braucht es eine vollkommen andere Denkweise, einen ganz neuen Ansatz.
Ich will einmal versuchen, für die Neuregelung ein Konzept als Diskussionsgrundlage zu entwerfen. Man kann darüber vielleicht im Verband intern oder bei einem Seminar reden.
Prinzipiell sollte es mit einem einfachen Formular möglich sein, dass Exponate sowohl von einer Jury als auch von interessierten Besuchern der Ausstellung bewertet werden können. Hier eine denkbare Aufteilung von 4 x 5, 1 - 5 Punkte = 100 Punkte:
1. Gesamteindruck:
• Das Exponat spricht mich sehr/weniger/nicht an 5 4 3 2 1
• Das Exponat ist sehr/weniger/nicht übersichtlich 5 4 3 2 1
• Das Exponat wirkt sehr/weniger/nicht ästhetisch 5 4 3 2 1
• Das Exponat wirkt vollständig/weniger/unvollständig 5 4 3 2 1
• Material und Beschriftung sind ausgewogen/unausgewogen 5 4 3 2 1
2. Das Thema:
• Das Thema weckt mein Interesse/kaum Interesse 5 4 3 2 1
• Das Thema betrifft viele Menschen/nur Spezialisten 5 4 3 2 1
• Das Thema ist gut/weniger gut getroffen 5 4 3 2 1
• Titel und Plan passen gut/weniger gut zum Thema 5 4 3 2 1
• Das gezeigte Material entspricht gut/weniger gut dem Thema 5 4 3 2 1
3. Die Bearbeitung:
• Die Bearbeitung ist innovativ/weniger/althergebracht 5 4 3 2 1
• Das vielfältige Material wurde sorgfältig/sorglos gewählt 5 4 3 2 1
• Die Informationen sind knapp, klar/ausschweifend, unklar 5 4 3 2 1
• Das philatelistische Wissen ist erstaunlich/kaum erkennbar 5 4 3 2 1
• Die Bearbeitung ist für jedermann/nur für Fachleute verständlich 5 4 3 2 1
4. Und außerdem:
• Die humorvolle bzw. sachliche Bearbeitung entspricht dem Thema 5 4 3 2 1
• Der Aussteller zeigt sich kreativ/wenig einfallsreich 5 4 3 2 1
• Der Aussteller spricht Emotionen an/nicht an 5 4 3 2 1
• Der Aussteller gibt sich abwechslungsreich/eintönig 5 4 3 2 1
• Man spürt seine Freude am Hobby deutlich/kaum 5 4 3 2 1
Mit lieben Sammlergrüßen aus Tirol
Robert Dautz
Lars Boettger
Am: 12.06.2014 22:37:21
Gelesen: 6012
# 2
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@ mercurio13
[#1]
Hallo Robert,
so etwas wird doch schon gemacht - ich erinnere an die offene Klasse, wo die Besucher über den Gewinner abstimmen oder bei der sog. "Neuheitenschau", wo eine Jury aus Fachleuten und Publikum entscheidet. Willst Du damit ernsthaft die Leute dazu bringen, dass sie überhaupt noch im Wettbewerb ausstellen? Die meisten Sammler akzeptieren die Ausstellungsordnung (AO). Wenn sie sich ernsthaft damit auseinandersetzen, dann kommen gute Ausstellungssammlungen dabei heraus. Die müssen aber nicht unbedingt beim Publikum als "gut" ankommen - auch wenn sie es sind.
Beste Sammlergrüsse!
Lars
mercurio13
Am: 13.06.2014 11:48:03
Gelesen: 5953
# 3
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Hallo Lars,
offene Klasse, Neuheitenschau, etc. - alles schön und gut, wenn nicht irgendwo nur in einem Winkel versteckt, wie erst kürzlich!
Mir geht es aber darum, die Ausstellungsordnung für Wettbewerbsausstellungen an die heutige Zeit anzupassen. Es ist ja derzeit so, dass wir als Aussteller im Wettbewerb nur daran denken, wie wir am besten glänzen können und dabei ganz und gar nicht daran, unser Hobby für Außenstehende wieder attraktiver zu präsentieren. 8 Rahmen postgeschichtliche Belege Bayern, 7 Rahmen Nachporto Belgien, nächste Reihe noch langweiliger, weil nur für die Jury gemacht, natürlich dem starren Reglement entsprechend. Damit können wir den Leuten heute nicht mehr imponieren.
Die Frage ist natürlich berechtigt: Wollen wir Aussteller und Juroren unter uns bleiben? Dann bitte alles beim Alten lassen! Wollen wir den Leuten zeigen, dass unsere Wettbewerbsausstellungen auch heute noch eine tolle Sache sein können? Dann ist es höchste Zeit, dass da etwas geschieht! Bisher hat man ja im Wettbewerb nichts Neues zugelassen.
Was schaust du dir lieber an? Du hast die Wahl!
1 Rahmen Unsterbliche Comichelden
oder 5 Rahmen Schwedische Ganzsachen ?
Mit schönen Sammlergrüßen
Robert
Erdinger
Am: 13.06.2014 12:22:09
Gelesen: 5940
# 4
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@ mercurio13
[#3]
Hallo,
ohne Lars vorgreifen zu wollen: 1 Rahmen schwedische Ganzsachen! Ganz subjektiv.
Wenn ich den Berichten mancher Aussteller über ihre Erfahrungen glauben darf, bekomme ich das Gefühl, sie kaufen Stücke, die sie sich nicht leisten können, um Leute zu beeindrucken, die sie nicht leiden mögen. Auf den Anreiz des Gewinns von Medaillen oder Urkunden wollen sie trotzdem nicht verzichten.
Scherz beiseite: Dein Konzept finde ich prinzipiell gut, aber warum müssen es immer
Wettbewerbs
ausstellungen des Verbands sein? Würde dein Konzept nicht besser auf
Werbeschauen
zutreffen?
Wenn die Philatelie eine Auffrischung des Interesses erreichen will, sind Sparkassen, Einkaufszentren, Hobbymessen und das Internet etc. vielleicht besser als Veranstaltungsort geeignet. Mir gefällt, was Zockerpeppi in anderen Threads an Beispielen vorstellt (etwa das pfiffige Eineurosechzig-Exponat). Und dort greift auch dein Konzept perfekt.
Dann bleibt allerdings immer noch die Aufgabe, die Interessenten "abzuholen" - das Aufstellen von Rahmen allein reicht erfahrungsgemäß nicht.
Ich red’ mich leicht, weil ich (noch) kein Aussteller bin. Mein Weg geht im Moment eher in Richtung eines gelegentlichen heimatkundlichen Vortrags. Aber keine Ortschronik, in der ich die Finger mit drin hatte (das sind jetzt schon fünf oder so), ist ohne Postgeschichte und entsprechende Belege ausgekommen. Da bin ich unnachgiebig.
Viele Grüße aus Erding!
reichswolf
Am: 13.06.2014 12:24:04
Gelesen: 5938
# 5
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@ mercurio13
[#1]
und
[#3]
Das ganze hat weder Hand noch Fuß.
Die Kriterien, nach denen du Exponate beurteilen möchtest, sind in zweierlei Hinsicht total subjektiv. Erstens findest du es z.B. schön, wenn ein Exponat für jedermann verständlich ist und gibst dafür die maximale Punktzahl. Allgemeinverständlichkeit ist aber keineswegs automatisch höher zu bewerten als eine Ausdrucksweise, die sich eher an Spezialisten wendet. Zumal man bei zu starkem Focus auf die Allgemeinheit viele Details weglassen muß, um verstanden zu werden.
Und nicht nur die Kriterien sind von dir ganz subjektiv gewählt und bewertet worden, auch der Juror wäre durch deine Kriterien zur Subjektivität verdammt. Wen zur Hölle interessiert es, ob ein Exponat dein Interesse weckt? Wenn dich ein Thema also nicht reizt, soll es dann keine Punkte bekommen, unabhängig von der Qualität?
Dein letzter Punkt ist auch unfassbar. Was soll das für ein Kriterium sein, woran soll man das festmachen? Soll der Aussteller demnächst Smilies auf seine Belege malen, damit man die Freude am Hobby sieht?
Du versuchst zu stark, Philatelie massenkompatibel zu machen. Das ist ein falscher Ansatz. Es geht nicht darum, Philatelie zu einem Konkurrenzerlebnis für einen Freizeitpark oder das Kino zu machen.
Ich entscheide mich für 5 Rahmen "langweilige" schwedische Ganzsachen, denn bunte Bildchen ohne Aussagekraft kann ich auch woanders sehen. Die Comicseite dagegen ist etwa so spannend und interessant wie ein Sammelheft zur WM von Hanuta.
LG,
Christoph
Helma Janssen
Am: 13.06.2014 12:32:59
Gelesen: 5929
# 6
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@ mercurio13
Du darfst dabei nicht vergessen, dass die Aussteller auch irgendwann einmal mehr erreichen wollen, sie möchten dann international ausstellen. Die Ausstellungsordnung muss ja auch international kompatibel sein.
In Haldensleben ist demnächst eine Multilaterale Ausstellung. Da stellen Austeller aus verschiedenen Ländern aus. Nach welchen Regeln soll denn dann bewertet werden?
LG
Helma
drmoeller_neuss
Am: 13.06.2014 15:25:31
Gelesen: 5880
# 7
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@ mercurio13
[#3]
Zu dem Blatt "Unsterbliche Comic-Helden": Ich sehe achtmal die gleiche Marke. Was ist daran spannend?
Und zu dem 5 Rahmen "Schwedische Ganzsachen": Kommt darauf an. Wenn das Unterthema heisst, "Plattenfehler in der rechten seitlichen Beschriftung", dann ist das stinklangweilig und lockt keine Maus hinter dem Ofen hervor.
Aber Postgeschichte kann auch interessant sein: Was wollte denn der Absender vom Heeresleutnant Rück in Fulda im Jahre 1907, sieben Jahre vor dem Ausbruch des ersten Weltkrieges? Was erzählen uns die Stempel (schwedische Feldpoststempel ?)?
DL8AAM
Am: 13.06.2014 15:41:11
Gelesen: 5870
# 8
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@ mercurio13
[#3]
Die Frage ist supereinfach zu beantworten, vom Grundansatz natürlich die schwedischen Ganzsachen.
Wie Christoph sehr passend schrieb
Die Comicseite dagegen ist etwa so spannend und interessant wie ein Sammelheft zur WM von Hanuta
. So etwas kann man vielleicht im Rahmen einer Werbeschau oder Projektwoche in einer Grundschule zeigen (aber mal ernsthaft, hier wäre das eine wirklich gute Idee).
Eine Ausstellungssammlung ist das philatelistische Gegenstück zu einer ganz ordinären Meisterschaft in einem Sportbund, beginnend mit Vereins- über Kreis-, Landes- und Deutschen, bis zu den Weltmeisterschaften. Nichts mehr und nichts weniger. Da sitzen übrigens seit gestern wieder alle vor dem TV, Fußball-WM. Weil es Leistung zu sehen gibt. Welcher sportinteressierte (außenstehender bzw.- nicht teilnehmender) Besucher schaut sich einen Breitensportbewegungs-Event an? Keiner! Das ist bei uns auch so. Die am Thema interessierten kommen, die es nicht interessiert lassen den TV aus. Das sich die Öffentlichkeit für Philateliemeisterschaften weniger als für Fußballweltmeisterschaften interessieren lässt, ist eine andere Geschichte, leider. Das man aber auch nicht ändern kann, in dem man gezackte Comicbücher ausstellt und es als Philatelie-Event verkauft. Gladiatorenkämpfe waren schon immer stärker besucht, als wissenschaftliche Diskussionsrunden.
Da sehe ich lieber eine Aussstellungssammlung zum Thema "Phänomän der arabischen Scheichtümerausgaben der späten 1960er Jahre, Hintergründe, Dokumente und Belege" oder "Mit Federzugentwertungen durch die Geschichte, von kalligraphischen Kunstwerken zum einfachen Kugelschreiber-X, mit besonderen Augenmerk auf moderne, dienstlich gelieferte Kugelschreiber und deren Minen".
Mit besten philatelistischen Grüßen
Thomas
Nichtaussteller, noch nicht?
Aber inzwischen
ernsthaft
überlegend mal etwas zum Thema "Moderne Inlandsmassenwerbeaussendungen aus aller Welt, von der deutschen INFOPOST-Welle zum zimbabwischen Bulkmail-Eindruck" aufzubauen. Das ist eines meiner Lieblingsgebiete, aber bestimmt sehr publikums- und jurywirksam, hi.
Ich hatte vor einem Jahr mal meine Frau, die absolut nichts mit der Philatelie am Hut hat, uns eher abfällig belächelt und als Altpapiermessis betrachtet - im Gegenzug zu einem leckerem Kobi-Pizza-Abend - zu einer Philaausstellung vor Ort mitnehmen (besser mitschleifen) können. Sie war übrigens die einzige 'schauende' Frau da, plus die üblichen 2-3 netten "Kaffeekochladys". Ich war dann schon lange lange durch, langweilte mich inzwischen beim 3. Kaffee und sie stand noch über eine Stunde vor einer doch sehr textlastigen Sammlung mit Marken und Bedarfsbriefen aus der Frühzeit französischer Kolonien, dabei die - Zitat "totlangweiligen bunten Bilder" - Motivsammlungen sofort links liegenlassend. Gut wir besuchen aber auch gerne Museen. Aber vielleicht wäre das eine mögliche neue Zielgruppe für uns, Typus "Geschichtsmuseenbesucher". Der Comicbuchliebhaber bleibt für sowieso unerreichbar fern (ggf. am Rande einer Comicbuchmesse bzw. besser bei einer Comic-Con wäre ein solches "Exponat" wiederum wirklich etwas sehr interessantes).
Ich habe meine Frau (passionierte Sportschützin, Vorderlader und Unterhebel) aber nun fast soweit (naja, ich arbeite noch dran, vielleicht sind noch 10-15 Pizzaeinladungen nötig), ein kleines Exponat für den (über-über) nächsten Schützenball zusammenzustellen, Thema "FRANKIT-Umschläge aller deutschen Schützenlandesverbände". Zumal unserer örtlicher Briefmarkensammlerverein sich auch in unserem Schützenhaus trifft. Passender Ort, passendes Thema, aber eben KEINE philatelistische Ausstellungssammlung.
mercurio13
Am: 13.06.2014 16:23:59
Gelesen: 5832
# 9
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Danke recht schön für eure interessanten Statements!
Dass ich mit meinen Gedanken nicht überall auf spontane Zustimmung stoße, war ja nicht anders zu erwarten.
Ihr habt aber ein Anrecht darauf zu erfahren, warum mir die Sache am Herzen liegt:
Im Laufe der knapp 15 Jahre, seit ich mich mit der Philatelie intensiv beschäftige, habe ich erkennen müssen, dass Vieles bei uns keinen Platz hat, was nicht ins Schema passt. Ich habe Sammler kennen gelernt, welche bestimmt viel Spaß an ihrem Hobby haben, aber wegen zu kleiner Brieftasche oder wegen zu wenig "philatelistischem Gehabe" nicht einmal bei Vereinsmeisterschaften willkommen waren, weil zu einfach, zu sehr bildchenhaft, zu primitiv, aber doch ein Mensch wie du und ich, der gerne mitgemacht hätte. Ich habe Kinder betreut, die nicht besonders begabt waren, vielleicht sogar ein wenig hinten geblieben sind, welche aber mit Begeisterung
selbst
schöne Blätter mit ihren einfachen Motivsammlungen angefertigt haben. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass es für all diese
einfachen
Leute auch möglich sein sollte, an einem philatelistischen Wettbewerb teilzunehmen und dass wir ohnehin nicht mehr so viele sind, dass wir es uns leisten können, Interessierte von vornherein auszuschließen.
Bis nach der Fußball-WM bzw. nach meinem Urlaub
schöne Grüße
Lars Boettger
Am: 14.06.2014 00:37:03
Gelesen: 5777
# 10
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@ mercurio13
[#9]
Auf das eigene Wissen kommt es an. Auf die eigene Kreativität und den eigenen Forschungsgeist auch. Wenn Dein Reglement eingesetzt würde, dann mache ich ein Exponat nur mit Katzenmarken ("Oh wie süss") und räume jeden Preis ab. Wenn es Dein Wille ist, auf einer FIP-Ausstellung den Grand Prix zu gewinnen, dann musst Du viel bis sehr viel Geld in die Hand nehmen. Aber ich behaupte, dass es mit a) Kenntnissen und b) etwas Fantasie bei der Themenwahl jederzeit möglich ist, mit einem eng begrenzten Budget national Erfolg zu haben. In dem Feld kenne ich mich sehr gut aus.
Beste Sammlergrüsse!
Lars
mercurio13
Am: 01.07.2014 16:20:51
Gelesen: 5625
# 11
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Nach einer lebhaften Diskussion hier im Forum und vielen Gesprächen mit Vereins- und Verbandsmitgliedern sollen für die Interessenten an einer zeitgemäßen Wettbewerbsausstellung hier ein paar Denkanstöße draufgelegt werden:
1. Mehrere Kollegen könnten sich ein Nebeneinander von traditionellem und modernem Wettbewerb vorstellen. Versuche in dieser Richtung mit mehr oder weniger Erfolg wurden wahrscheinlich nicht nur hierzulande bereits gemacht.
2. Dass meine Vorschläge von konservativen Kräften in höheren Regionen überhaupt nicht verstanden werden, ist klar. Es ist auch eine Zumutung anzunehmen, dass ein z. B. postgeschichtlich interessantes Thema in herkömmlicher Machart nach meinen Kriterien erfolgreich sein kann. Aber die neuen Kriterien sollen ja auch die Postgeschichtler und Philatelisten herausfordern, neue Wege in der Bild- und Textgestaltung zu suchen und der Jetztzeit anzupassen.
3. In diesem Zusammenhang finde ich auch die Idee gut, einige neuere Exponate nach meinen Kriterien ernsthaft zu bewerten. Logisch, dass Uralt-Sammlungen bei mir schlecht wegkommen. Und recht so - die sollten in Ausstellungen nämlich gar nicht mehr gezeigt werden, die gehören ins Museum oder ins Altersheim!
4. Die von mir gezeigten Beispiele (Comic, Schwed. Ganzsachen) waren wohl nicht glücklich gewählt. Dass aber eine ernsthafte thematische Sammlung "Unsterbliche Comichelden" ebenso interessant sein kann wie "Schwedische Ganzsachen mit vielfältigen Abstempelungen", das lasse ich mir nicht nehmen. Es käme nur darauf an, wie man an das Thema heran geht. Sehe ich nur die bunten Bildchen, dann genügt mir das auch nicht. Erst wenn ich mich mit der gesamten Aussage des Exponats befasse, kann ich ein Urteil darüber fällen und dem Aussteller bescheinigen, dass er das Thema gut veranschaulicht hat.
5. Dankbar bin ich für alle konkreten Vorschläge zu einer Verbesserung des neuen Regelwerkes. Davon nehme ich gern einige in eine Neufassung auf. Auch wenn in meiner Zusammenstellung so manches Kriterium zu hinterfragen sein mag - für das grundsätzliche Leitbild gibt es eine breite Zustimmung. Wichtig ist, dass man sich der Diskussion stellt und sich einer Öffnung der Philatelie nicht von vornherein verschließt.
6. Zur Unterstützung hänge ich euch noch mein Ein-Rahmen-Exponat (1 x 1m) "Nicht ganz Alltägliches aus meinem Briefkasten" an. Dieses Exponat habe ich vor ein paar Jahren schon nach meinen Vorstellungen von Öffnung der Philatelie nach außen angefertigt. Der Text ist leider für euch nicht lesbar. Es geht darin hauptsächlich um persönliche Wertschätzung von Briefen meiner Sammlerfreunde und von geschätzten Kollegen.