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Thema: Vorphilatelie Schweiz
Das Thema hat 104 Beiträge:
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SH-Sammler Am: 27.05.2017 23:29:34 Gelesen: 44457# 30 @  
Liebe Freunde der Vorphilatelie Schweiz,

ich habe wieder mal einen "wilden" Beleg, den es zu entziffern gilt. Ich selbst bin schon ein Stück weit mit dem entziffern, es fehlt eigentlich nur noch 1 Wort sowie die Kontrolle meiner Interpretation des Porto's. Ich würde über Eure Hilfe mich freuen.

Hier mal der Beleg



Meine Beschreibung:

Nachnahmestreifband von Schaffhausen, 18. Oct. 1838 an das Wohllöbl. Bürgermeisteramt in xxxxxx, Amt Stühlingen, GHzt. Baden.

Wie heisst dieser Ort im Amt Stühlingen? Ich denke mal, dass es diesen Ort vor der Zahl 197 (so wie ich es entziffere) heute nicht mehr gibt, ich finde ihn auf keiner Karte.

Taxierung, Porto:

- Nachnahmebetrag 1 fl (Gulden) 4 Kreuzer (Schaffhauser Kreuzer)
- Nachnahmegebühr 4 Kreuzer, Zwischentotal 1 fl 8x, davon 2 Kreuzer Portoanteil an Schaffhausen.
- Bei der Abrechnung im Austauschbüro wurden die bisherigen Kosten abgestrichen, d.h. verrechnet und neu mit 1 fl 12x für Baden notiert.
- Badisches Porto: 4x (Kreuzer), Total 1 Gulden 16 Kreuzer.

Ich verstehe nicht ganz, wie oder warum das Porto von 1 fl 8x zu 1fl 12 Kreuzern aufaddiert wurden. Der badische Portoanteil von 4x kam nach dieser "Umrechnung" noch dazu.

Nun hoffe ich auf Eure Mithilfe und grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
jahlert Am: 28.05.2017 07:04:42 Gelesen: 44437# 31 @  
@ SH-Sammler [#30]

Hallo Hanspeter,

vielleicht ist der Anfangsbuchstabe der Amtsstube ein kreatives 'N' .. mein Tipp: Nimde(?)rn. Eine entsprechende Ortschaft finde ich allerdings nicht.
Ansonsten: http://www.suetterlinschrift.de/Lese/Alphabet.htm

Gruß Jürgen
 
bayern klassisch Am: 28.05.2017 08:19:02 Gelesen: 44430# 32 @  
@ SH-Sammler [#30]

Hallo Hanspeter,

Riedern war der Zielort. Zu den Gebühren weiß ich nichts zu sagen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 28.05.2017 11:27:33 Gelesen: 44409# 33 @  
@ bayern klassisch [#32]

Hallo Ralph, guten Tag,

Du bist gut, Riedern gibt es, ganz klar. Vielen Dank für Deine erneute Hilfe. Habe ich doch beim ersten Buchstaben auf ein B oder evtl. ein L getippt. Lied.. oder Bied, evtl. auch Bind.., bin in meiner Phantasie irgendwann bei Lindau angelangt. Aber Lindau im Amt Stühlingen? Gibt es nicht, so gut kenne ich mich aus, bin ja in der Nähe aufgewachsen. Da nützte mir auch die Sütterlin-Vorlage nicht mehr viel.

Wie ich sehe, geht es anderen Teilnehmern auch in etwa so wie mir. Deutsche Sprache, schwere Sprache. :-) Nochmals vielen Dank für Deine Hilfe. Dank auch an alle "Mitrater", welche sich ebenso ihre Gedanken gemacht haben.

Mit diesem und ähnlichen Briefen möchte ich ein Exponat über den Rayon Limitroph (Grenzbereich) aus/in den Kanton Schaffhausen aufziehen. Irgendwann stelle ich das Exponat dann ins Virtuelle Album zu den anderen Schaffhauser Belegen.

Hier ein weiteres Beispiel, ein Brief im Grenzbereich, jedoch noch vor der eigentlichen, vertraglich bestimmten Zeit des Rayon Limitroph.



Schaffhausen, 5. Jan. 1841 nach Erzingen (GHzt. Baden), Grenzort zum Kanton Schaffhausen

Nun wünsche ich Dir und allen Mitlesern einen schönen, herrlich sonnigen Sonntag

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 28.05.2017 13:21:22 Gelesen: 44390# 34 @  
@ SH-Sammler [#33]

Hallo Hanspeter,

ich helfe dir doch gerne und kann es ja auch nur bei alten Briefen, da ich von jungen nichts verstehe.

Das ist eine nette Sache, die du hier zeigst: Unten links lese ich "Zehntablössache".

Der Zehnte, heutige Menschen wissen gar nicht mehr, was das war, ist hier gut beschrieben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Zehnt

Das Porto setzte sich wohl aus 4 Kreuzer für Schaffhausen und 2 Kr. für Baden zusammen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
hajo22 Am: 28.05.2017 14:40:35 Gelesen: 44381# 35 @  
Brief aus Zürich vom 4. Juli 183(??) nach Aarau mit Verzögerungs-/Rechtfertigungsstempel "Nach Abgang der Post".

Es handelt sich um keine philatelistische Spielerei. Weiteres möchte ich nicht dazu schreiben.



hajo22
 
bayern klassisch Am: 21.06.2017 14:21:13 Gelesen: 44064# 36 @  
Liebe Freunde,



heute zeige ich einen Teilfrankobrief aus Bern vom 9.6.1848 via Zürich (10.6.) nach Gröden in Tirol (Post Klausen am 13.6.) an die Firma Purger. Der Absender notierte "Franco Grenze" und bezahlte, hinten zu sehen, 6 Kr. für Bern und 6 Kr. Transit für Zürich. Ab 1816 hatten dergleichen Briefe bis zur österreichischen Eingangsgrenze frankiert zu sein, da Österreich mit fremdem Porto belastete Briefe nicht annahme.

Über 30 Meilen ab der Grenze bei Bregenz setzte Österreich 12 Kr. Conventionsmünze vorne an, die Purger bezahlen musste.

Liebe Grüsse von bayern klassisch (dessen Familie im Mittelalter und der frühen Neuzeit aus Bern stammte)
 
SH-Sammler Am: 21.06.2017 20:54:46 Gelesen: 44045# 37 @  
@ bayern klassisch [#36]

Hallo Ralph,

schön, dass Du den Faden wieder aufgreifst und in diesem Thema etwas zeigst.

Hier ein Brief von Berlingen nach Beringen (bei Schaffhausen).



Berlingen ist ein kleines Dorf am Untersee / Bodensee, Kanton Thurgau. Der Brief lief über Schaffhausen nach Beringen, Kanton Schaffhausen. Distanz ca. 34 km. Taxierung: 2 Kreuzer, vom Empfänger zu bezahlen.

Rückseitig Leitstempel Schaffhausen. Bis Ende 1848 wurde das Postwesen in Schaffhausen durch Thurn und Taxis geführt.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 10.07.2017 22:30:19 Gelesen: 43788# 38 @  
Liebe Philatelistenfreunde

Heute stelle ich Euch einen weiteren Brief aus der Vorphilatelie vor. Es ist ein Portobrief vom 5. Mai 1806 nach Frankreich.



Schaffhausen nach St.-Gilles, Departement de Gard, Südfrankreich, Rückseitig sind keine weiteren Angaben

Abgang von Schaffhausen, " Schaff" handschriftlich notiert oben rechts. Warum handschriftliche Notiz? Schaffhausen hatte doch ab 1800 schon Stabstempel benutzt?

Der Stempel Winkler Nr. 3481 ist bei mir bis 5. Februar 1806 registriert, dann sehr wahrscheinlich defekt geworden. Ab 15. Juli 1806 ist der Nachfolgestempel, Winkler 3482 in Einsatz gegangen. Vielleicht finden sich weitere Belege, um diesen kleinen Zeitbereich noch weiter eingrenzen zu können.

Jetzt aber weiter mit der Erklärung des Briefes:Von Schaffhausen ging die Reise nach Brugg (Kanton Aargau), wo die bernische FISCHERPOST den Brief übernahm und bis Genf transportierte.

Das Austauschbüro zwischen der Fischerpost und dem (noch) französischen Genf befand sich an der Landesgrenze in Versoix am Genfersee.

In Versoix wurde der Brief an die französische Post verkauft, Fischer erhielt für den ersten Teil der Reise eine Vergütung von 11 Kreuzern, wovon Schaffhausen noch 2 Kreuzer gehörten. Diese 11 Kreuzer wurden umgerechnet zu 4 französischen Décimes.

Nun kommt die Taxe des Innerfranzösischen Streckenabschnittes dazu. Von Versoix nach St.-Gilles ist die direkte Distanz 320km. Das waren zu jener Zeit ca. 70 Lieus (a 4.55km). Für diese Distanz reklamierte die französische Post eine Gebühr von 14 Sols, umgerechnet zu 7 Décimes. Zusammen mit dem Anteil der Fischerpost ergab das Porto 11 Décimes, wie auf dem Brief notiert.

Wieviel hat der Brief denn nun gekostet? Sols und Décimes sagen uns doch nicht viel aus.

14 franz Sols entsprachen 28 Schweizer Kreuzern, dazu kommen noch die 11 Kreuzer der Fischerpost, zusammen 39 Kreuzer. 2 Kreuzer waren, allerdings erst ab 1852, gleichzusetzen mit 5 heutigen Rappen, 4 Kreuzer waren 1 Batzen. Der Brief mit 39 Kreuzern kostete damals so knapp 1 Franken, was schnell mal 10 Mahlzeiten ergeben hätte.

Einmal mehr mein Kommentar: Da sag mir einer, dass Philatelie langweilig ist.

Angaben zu den Taxen und Postvertrag aus dem Buch von Richard Schäfer, Auslandpostverkehr Schweiz - Frankreich - Transit.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
SH-Sammler Am: 14.07.2017 19:12:57 Gelesen: 43724# 39 @  
Liebe Philatelistenfreunde,

heute mal etwas ganz gewöhnliches aus der Vorphilateliezeit:



Tägerweilen, (heute Tägerwilen) im Kanton Thurgau, 28. Oct. 1845 nach Rheinau / ZH

Der Brief wurde in Gottlieben geschrieben und im benachbarten Tägerweilen, westlich von Konstanz, aufgegeben. Er lief auf der Route Konstanz - Schaffhausen. Für diese Teilstrecke wurden 2 Kreuzer verlangt und mit der typischen blauen Farbe des Postamtes Schaffhausen angeschrieben. Hier wurde rückseitig auch der Leitstempel Schaffhausen angebracht, worauf der Brief weiterspediert wurde an die Zürcher Post. Diese schrieb den Brief mit für Zürich typisch roter Farbe mit noch 2 Kreuzern an. Somit hatte der Präfect des Klosters Rheinau 4 Kreuzer zu bezahlen.

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 14.07.2017 19:30:56 Gelesen: 43719# 40 @  
@ SH-Sammler [#39]

Hallo Hanspeter,

der ist hübsch. Dazu noch eine Frage: Warum hat man keine Addition auf 4 Kr. vollzogen, sondern nur die eigenen 2 Kr. unterstrichen? Kennst du noch mehr Briefe, die auch "nicht portoadditiv" ausgeführt wurden?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 14.07.2017 23:02:24 Gelesen: 43702# 41 @  
@ bayern klassisch [#40]

Hallo Ralph,

heute läuft was bei Philaseiten.

Zu Deiner Frage: Ich habe keinen weiteren Beleg, welcher über Schaffhausen in einen angrenzenden Postbereich lief UND dazu noch ohne Gebührenbaum ist.

Denkst Du, dass Zürich auf ihre 2 Kreuzer verzichtet haben? Im Briefinhalt wird eine Rechnung gestellt. Da konnte der Herr Präfect des Klosters Rheinau keinen amtlichen Brief und damit Gebührenfreiheit geltend machen. Er wird die Taxe wohl oder übel bezahlt haben.

Was ich Dir jedoch zeigen kann, ist ein Brief aus dem Jahre 1761. Hier ist nur die Taxe von Schaffhausen nach Zürich mit 2 Kreuzern notiert. Die zusätzlichen 3 Kreuzer nach Atzmoos bei Sargans sind nicht aufgeschrieben. Ich denke mal, dass Zürich nicht auf diese 3 Kreuzer verzichtet hat.



Siehst Du das anders? Oder stellt die Spirale rechts unten etwas wie eine Taxe dar? Ich denke, es ist eher ein Zeichen des Postboten.

Liebe Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bignell Am: 14.07.2017 23:43:47 Gelesen: 43700# 42 @  
@ SH-Sammler [#41]

Hallo Hanspeter,

ich weiss nicht ob das viel weiterhilft, hier ein Brief von Zürich nach Lindau am Bodensee von 1847:





Der Franco-Vermerk sollte eigentlich auf Bezahlung hinweisen, trotzdem ist vorderseitig eine Eins vermerkt (Bestellgeld ?) und rückseitig möglicherweise eine Zwei? Ralph kann da sicher mehr dazu sagen, er kennt die bayrischen Taxierungen wie kein Zweiter.

Interessant finde ich dass der Absender den Brief vordatiert hat - 9.2.1847, dem Tag der Ankunft.

Lg, harald
 
bayern klassisch Am: 15.07.2017 11:42:24 Gelesen: 43674# 43 @  
@ SH-Sammler [#41]

Hallo Hanspeter,

bei der Schweiz bin ich im 18. Jahrhundert nicht sattelfest, weil nicht mein Gebiet. Was ich weiß, ist der Usus, Gebühren, die man kassiert hatte, nicht zu notieren, weil es keiner Nachweispflicht gegenüber dem Absender und Empfänger über deren Höhe gab (diese Geheimniskrämerei hatte durchaus ihren triftigen Grund darin zu suchen, dass man anderen Postverwaltungen bei existierenden Grenzfrankozwängen nicht zeigen wollte, welche Gebühren man seinen Korrespondenten aufgebürdet hatte).

Von daher wäre es möglich, dass der Absender in Schaffhausen etwas bezahlte, dies nicht notiert wurde und der Brief dann einer anderen Postverwaltung (hier wohl Zürich) an der Postgrenze angedient wurde. Was Zürich dann mit ihm machte, war einem egal. Da sie kein Geld für ihn bekommen hatten, hatten sie sich emsig um die Weitergabe und Zustellung zu bemühen, was sie wohl auch taten.

Warum eine 2 vorne steht, wobei allein Zürich, wie du schreibst, 3 Kr. zu kassieren gehabt hätte, erschließt sich mir aber nicht, da bin ich leider überfragt.

Das Ornament vorne unten rechts kann nicht von einem Briefträger stammen, sondern muss von der Hand des Absenders sein, da es dieselbe Tinte und denselben Duktus hat, wie der Rest der Adresse. Boten hatten keine Tinte, nicht im 18. und nicht im 19. Jahrhundert - wenn sie etwas auf Briefen zu schreiben hatten (und in der Regel hatten sie nichts auf den Briefen zu schreiben), dann mit Bleistift oder Wachsstift.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 15.07.2017 12:02:03 Gelesen: 43672# 44 @  
@ bignell [#42]

Hallo Harald,

was für ein schöner Brief! Da bin ich ja hingerissen, so gut kommt der rüber. :-)

Nach der Währungsumstellung Zürichs vom 1.7.1836 zahlte der Absender 22 Rappen (siegelseitig zu sehen) am Schalter. Daher korrekt Franco und Zürich gestempelt. Ob der Absender in der Zukunft lebte, oder die Post ihren Aufgabestempel falsch eingestellt hatte, wird man nicht herausfinden können - jedenfalls sind Stempel von gestern i. d. R. schon am Morgen korrigiert worden, während hier der Nachmittags - Stempel zum Einsatz kam, so dass ich eher an einen Fehler des Absenders hinsichtlich des Schreibdatums denke.

1 Kreuzer entsprach 2 2/3 Rappen, daher, wenn man möchte, bezahlte der Absender rechnerisch gut 8 Kreuzer. Das war korrekt für einfache, bis 1/2 Loth wiegende Briefe, denn Zürich kassierte 6 Kr. bis zur Grenze via Österreich (kostenloser Transit) bzw. über den Bodensee mit dem Dampfboot (auch kostenlos) und kreditierte Bayern 2 Kr., die auch siegelseitig notiert wurden. Ich halte 1847 die Leitung über den Thurgau via Romanshorn und dann mit dem Dampfboot für die höchstwahrscheinliche, nur beweisen kann man das nicht.

Hier sieht man schön die Zürcher Hände - die "Normalpost" vermerkte am Schalter in Rötel die 22 Rappen, das Austauschbüro für die Auslandskorrespondenz notierte immer in violetter bzw. weinroter Tinte die fremden bzw. eigenen Taxen, je nachdem, woher und wohin ein Brief laufen sollte.

Der Zielort war aber nicht Lindau, sondern Reutin, phonetisch "Reitin" geschrieben, welches nicht auf der Insel lag, wie Lindau, sondern 400 m entfernt. Daher trug der Stadtbriefträger Lindaus den Brief nicht aus, sondern sollte ihm einen konzessionierten Boten geben, der seinen Kreuzer Bestellgeld mit Rötel vorderseitig vermerken ließ, auf den er einen Anspruch hatte, auch wenn 400 m nicht gerade einen Marathonlauf darstellten.

Alles in allem ein tolles Stück Postgeschichte zwischen Bayern und Zürich (oder der Schweiz, wie man will), das viel Spaß macht, zu dem man einiges sagen kann und das kein Vermögen kostet und uns doch alle in seinen Bann zieht, wenn man bedenkt, wie komplex schon diese relativ nah gelegenen Postorte im Postnetz ihrer Zeit verwoben waren.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 15.07.2017 13:30:50 Gelesen: 43662# 45 @  
@ bayern klassisch [#44]

Hallo Ralph,

ich finde es immer erstaunlich wieviel Du weisst bzw. aus den Belegen rauslesen kannst. Habe mir Deinen Kommentar gleich wegkopiert. Ich lege bei meinen Scans gleichnamige Textdateien an wenn ich irgendwelche relevanten Informationen selbst herausfinde oder von jemand bekomme, früher habe ich da mit Datenbanken gearbeitet, aber das wird witzigerweise mit der Zeit viel unübersichtlicher als gute alte Textdateien.

Vielen Dank,
harald
 
bayern klassisch Am: 22.08.2017 15:34:23 Gelesen: 43201# 46 @  
Liebe Freunde,

der folgende Brief wollte unbedingt zu mir - obwohl ich dergleichen eigentlich gar nicht sammle - nur der passende Thread dazu müsste noch erfunden werden, weil einiges hier herein spielt.





Geschrieben in Strasbourg am 12.3.1825, meiner französischen Lieblingsstadt, sollte er nach Rapperswyl in die Schweiz laufen - Empfänger waren die Gebrüder Braendlin.

Doch gab der Elsäßer Absender ihn nicht, wie er es hätte tun müssen, in Strasbourg auf, sondern am Folgetag im gegenüber liegenden Kehl, wo ihn die Aufgabepost als Portobrief mit 10 Kreuzern für sich bis zur Postgrenze von Basel. Dort wurde er mit weiteren 6 Kreuzern zum Endporto von 16 Kreuzern belastet (Kanton St. Gallen).

Dass man in Frankreich durch den Grenzübertritt via Rhein gerne mal ein paar Decimes/Kreuzer sparte, wenn der Zielort in deutschen Gefilden lag, ist hinlänglich bekannt - dass man aber an die angrenzende Schweiz über Deutschland (Baden) verschickte, hatte ich bisher noch nicht gesehen. Man lernt halt immer wieder dazu.

Und auch von innen, denke ich, ist er traumhaft schön - wenn nur die miese, deutsche Kurrentschrift nicht wäre, die ihn nur teil lesbar macht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Max78 Am: 23.08.2017 00:15:04 Gelesen: 43181# 47 @  
@ bayern klassisch [#46]

Lieber Ralph,

Du hast zwar nicht gefragt, aber da Du mit all Deinen tollen Beiträgen so vielen einen Gefallen machst, kann ich das auch mal tun, mit Grüßen Max

Strasburg, 12. März 1825 / Herrn Gebrüder Braendlin in Rapperswyl / In Gefolge des von Ihnen einem Reisenden, Herrn Petri gütigst ertheilten Auftrags hatte ich das Vergnügen durch die Fuhre von Ziegenhagen und unter Vermittlung Herrn Ott & Co in Zürich an Sie abzurichten.
No 880 (Auftragnummer?): 1 tragbare Brückenwaage von der Kraft von 10 Zentnern nebst 8 kleinen auf 2 1/80 Zentner (?) Zurzacher Gewichts genau gefuchte Gewichtsteinen und 1 Pritsche
betragend laut anderseitiger Rechnung Kr. 232,90, die Sie laut Übereinkunft nach Empfang der Waage von Herren Crumpler & Gysi in Zürich für meine Rechnung vergüten wollen. Anstatt diese Sendung über Basel gehen zu lassen, habe ich den weniger kostspieligen Weg durch das Badische Gebiet vorgezogen und hoffe, daß Sie damit so wie mit der ganzen Ausführung Ihrer werten Bestellung zufrieden seÿn werden. Dem Frachtbriefe wird (wurde?) eine Zeichnung wie Angabe zum Auspacken und Gebrauch der Waage enthaltend beigelegt und wollen Sie gütigst Sorge tragen, daß pünktlich nach dieser Vorschrifft versehen auch die Waage beÿ Ankunft mit Vorsicht abgeladen werde. Daß das Gewicht, dessen man sich zum Gebrauch dieser Waage bedient, immer höchstgenau und richtig gefucht seÿn müsse, erhellt aus dem Verhältnisse der Hebel, nach welchem mit 1 = 10 gewogen werden. Ihren ...

 
bayern klassisch Am: 23.08.2017 06:14:17 Gelesen: 43160# 48 @  
@ Max78 [#47]

Lieber Max,

vielen Dank! Ja, schreibt er doch in dem Brief, warum er ihn über Baden schickte, weil das günstiger war, als über Frankreich direkt zu leiten. Wenn ich jetzt nur noch wüsste, was der Brief bei regulärer Postaufgabe Strasbourg - Rapperswil gekostet hätte, dann wäre alles perfekt, aber darüber habe ich keine Unterlagen.

Vielen Dank und liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 03.03.2018 11:20:53 Gelesen: 40201# 49 @  
Hallo

Hier wieder mal ein Brief aus der Vorphilateliezeit, genauer aus der Zeit der Schaffhauser Postmeisterfamilien.





Brief vom 18.7.1812 von Schaffhausen nach Gais an Bernhard Keller „von Schaffhausen“, im Ochsen logierend.

Der Brief eines besorgten Vaters an seinen Sohn ging Franco St. Gallen. Die Taxe dafür betrug 4 Kreuzer, welche auf der Rückseite des Briefes ausgewiesen wird. Die zusätzliche Taxe von St. Gallen ins appenzellische Gais ist nicht ausgewiesen.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
Cantus Am: 09.03.2018 03:56:52 Gelesen: 40136# 50 @  
Von mir ein Postschein vom 20.2.1847 aus dem Kanton St.Gallen, mit dem die Aufgabe eines Wertbriefes nach Regensburg bescheinigt wird.



Viele Grüße
Ingo
 
SH-Sammler Am: 12.03.2018 06:47:50 Gelesen: 40093# 51 @  
Hallo,

hier ein weiterer Brief aus der Vorphilatelie. Der Brief ist adressiert an J. J. Voith in Steyr, Kaisertum Österreich. Voith war ein Eisenlieferant für einen grossen Teil Europas, wie aus folgendem Brief zu entnehmen ist.





Brief vom 13. März 1807, abgehend aus dem französischen Genf nach Steyr.

Briefe in das Kaisertum Österreich mussten zwingend bis zur „Grenze“ vorfrankiert sein, hier handschriftliche Angabe fo. Insproug (Innsbruck). Diese Teilfrankatur ist rückseitig folgendermassen notiert:

2 (Kreuzer) für die französische Post bis zum Austauschbüro COPPET der bernischen Fischerpost. Von Coppet bis Innsbruck 28 Kreuzer, gesamt 30x (Kreuzer).

Für die österreichische Taxe musste der Empfänger aufkommen. Diese Taxe musste vorne notiert sein. Mit ein wenig Phantasie erkennt man die mit Rötel geschriebene Zahl 24.

Viele Grüsse

SH-Sammler
Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2018 08:11:09 Gelesen: 40086# 52 @  
@ SH-Sammler [#51]

Hallo Hanspeter,

bist du sicher, dass man in Frankreich (welche Schweiz) in Kreuzern taxierte bzw. kassierte?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
SH-Sammler Am: 12.03.2018 14:15:09 Gelesen: 40072# 53 @  
@ bayern klassisch [#52]

Hallo Ralph,

ich bin nochmals über die Bücher gegangen.

Genf hatte eine bewegte Geschichte, gehörte lange Zeit zu Frankreich. 1814 jedoch wurde Genf von österreichischen Truppen besetzt, die wiederum durch eidgenössische Truppen "ausgetauscht" wurden. Erst 1815 kam Genf als neuer Kanton zur Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Zur Zeit des Briefes [#51] nach Steyr lag Genf also noch nicht in der "welschen Schweiz". Daher schrieb ich, dass die französische Post den Brief bis zum Austauschbüro in Coppet spedierte.

Bis 1800 wurden Briefe in Genf (und in ganz Frankreich) in Sols angeschrieben. Im Jahr 1800 wurde auf ein Dezimalsysten gewechselt, die Briefe nun in Décimes angeschrieben. Es gab jedoch eine Ausnahme, beschrieben im Buch von R. Schäfer - Genf, Seite 34. Siehe Scan nachstehend.



Ich hoffe, mit dieser Antwort zu genügen.

Liebe Grüsse

Hanspeter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2018 18:30:11 Gelesen: 40063# 54 @  
@ SH-Sammler [#53]

Hallo Hanspeter,

danke fürs Zeigen der Verordnung. Leider verstehe ich diese nicht: 2 Decimes wurden angeschrieben, aber 4 Kreuzer berechnet. Aber 2 Decimes waren immer 6 Kreuzer.

Also wenn der Absender bis Coppet 2 Decimes frankierte (was man anschrieb ist ja weniger wichtig, weil fiktiv), dann hatte man dem Absender aber 6 Kreuzer abgenommen und nicht deren 4.

Kannst du mich aufklären?

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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