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Thema: Zurück und nachgeschickt
Das Thema hat 937 Beiträge:
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bignell Am: 07.12.2023 23:34:18 Gelesen: 16269# 888 @  
Liebe Freunde,

ich glaube den Brief den ich vorher erwähnt habe nun ganz gut aufgelöst zu haben.





Erhalten habe ich diesen Brief mit folgender Beschreibung:

9 Kr blau, Handpapier, gemäß Messungen des Sammlers als dickes Papier klassifiziert mit einer Stärke von 0,14 mm, EF auf Brief, geschrieben in WOLFSEGGERN 3.7.50, nach Wien, wenige Wochen nach Ausgabe der ersten Marken, Ankunft 6.7., diverse Vermerke und Nachsendungen nach Tuhr und erneut nach Wien

Wie man am Bleistift-Vermerk links oben erkennen kann, hat sich der Vorbesitzer intensiv mit der Frage beschäftigt, wie dick das Papier der Marke ist (Kartonpapier Stärke 0,13mm bewertet Dr Ferchenbauer bei der 9 Kreuzer Type I mit 140 Euro, keine Bewertung für 0,14mm, Katalogwert der Normalmarke 18 Euro, jeweils lose) - aber deshalb habe ich den Brief nicht gekauft, ich war nur froh dass niemand auf die Idee gekommen ist, die Marke zur Stärkenmessung abzulösen.

Hier nun meine Interpretation:

Geschrieben in Wolfsegg am Hausruck [1] am 3.7.1850, zur Post gegeben in Schwanenstadt am 4.7., frankiert mit 9 Kreuzer Type I, Stempel SCHWANNENSTADT (Müller 2570a, 140 Punkte), Bestell-Stempel von Wien 6.7., in Wien und dann nach "Tuln ?Nordtmühle?" (=Tulln an der Donau) weitergeleitet

Adresse:

An die Wohlgebohrne Frau Anna Morelli abzugeben in dem k:k: Magazin Gebäude am Tabor Wien

Vermerk "bei Fr Baumeister Fr ?Salmpflüger? Wien Leopoldstadt Rauch Fangkehrergasse (heute: Kleine Pfarrgasse) N(ummer) 204 2t Stock"

Ich habe nur die erste Seite des Textes transkribiert, aber das war schon aufwändig genug, vielleicht mache ich mich später mal über den Rest her.

Verehrteste Frau Muhme! [2]
Auf Ansuchen des Herrn Denk in Atzbach [3], wie auch der übrigen Freundschaft, muß ich Ihnen die traurige Nachricht ertheilen, daß Ihre Frau Schwester ?Kizinger? mit Tod abgegangen ist.
D??ir, nebst die D??azinger wurden zur Beerdigung eingeladen. Da die Begräbniß an einem feyertage sind, so konnten wir beyde nicht beywohnen, sondern nur ?? ?? allein. Sie konnte mir aber nicht genug erzählen, wie herrlich schön sie auf die Paradebeet ruhte. Herr Dechant selbst segnete sie zur Erde. Es wurde auch auf ihre Anordnung eine kleine Tafel gegeben. jedoch in 2 Abtheilungen. Die Freunde der Denkischen speißten bey Hl Denk, die anderen beym Schneider.
Übrigens würden Sie bei den Denkischen aufs freundlichste empfangen.
Die Schneiderin hatte viele Mühe und Plage mit ihr, denn sie wartete ihr Tag und Nacht sehr gut ab, wie erzählt wurde.
...
Mit aller Achtung bin ich Ihnen ergebener Freund Joh: Michael Eder Senior
Wolfsegg am 3 July 850


Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfsegg_am_Hausruck
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Muhme "Muhme ist eine ältere deutsche Verwandtschaftsbezeichnung und bedeutet zumeist Tante oder Base, kann aber auch allgemein soziale Nähe bezeichnen..."
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Atzbach_(Ober%C3%B6sterreich)
 
Stephan Sanetra Am: 08.12.2023 08:20:34 Gelesen: 16243# 889 @  
Guten Morgen,

wieder einmal hat Ingo (Cantus) mich reichlich beschenkt und mir einige Belege von Bremen für meine Heimatsammlung zukommen lassen. Darunter befindet sich auch ein am 22. 05.1846 abgestempelter Brief an Herrn Huth (wenn ich es richtig gelesen habe) in Hamburg:



Der ovale Ankunftstempel notiert als Datum den 23.05.1846:



Handschriftlich wurde das Datum auf den 29. Überschrieben. Leider kann ich die handschriftlich daneben stehenden Notizen nicht ausreichend lesen, vermute aber, dass der Brief irgendwo bei Bremen (wo?) am 29.05. zugestellt wurde, also in die Rubrik „Zurück und nachgeschickt“ gehört.

Kann das jemand bestätigen, oder liege ich komplett falsch? Wenn es hilft, zeige ich den kompletten Briefinhalt:





Mein Scanner ist zu klein für einen Scan „In einem Rutsch“. Den Briefinhalt habe ich daher geteilt.

Beste Grüße
Stephan Sanetra
 
bignell Am: 08.12.2023 12:56:48 Gelesen: 16218# 890 @  
@ Stephan Sanetra [#889]

Lieber Stephan,

ich fürchte Dich enttäuschen zu müssen, der Vermerk auf der Seite ist vom Empfänger, der dort notiert hat, dass der Brief am 22.5. in Bremen aufgegeben wurde, am 29. von ihm empfangen und auch am 29. beantwortet wurde, das war in Geschäftskreisen damals so üblich, damit man schnell erkennen konnte, wo z.B. noch Antworten offen waren.

Der rückseitige Stempel "St.P.A. | 23 MAY 46" (Stadt Post Amt) wird wohl Bremer Ursprungs sein, aber ich bin kein Kenner der Stempel von Bremen. Er wurde aber nicht korrigiert, sondern befindet sich einfach nur in dem Bereich, den der Empfänger für seine Notizen verwendet hat.

Liebe Grüße,
harald
 
Stephan Sanetra Am: 08.12.2023 14:53:40 Gelesen: 16200# 891 @  
@ bignell [#890]

Lieber Harald,

vielen Dank für Deine umfangreichen Erläuterungen, die mir schon weiter helfen!

Beste Grüße
Stephan
 
bignell Am: 20.12.2023 21:30:40 Gelesen: 14963# 892 @  
Liebe Freunde,

dieser Brief wurde von Aranyosmarót [1] nach Wieden in Wien spediert, weitergeleitet nach Seebach bei Gaming:




Die Frankatur von 10 Kreuzern war für den Weg nach Wien (2. Entfernungszone) ausreichend, nicht jedoch nach Gaming (3. Entfernungszone), der Empfänger hätte deshalb die fehlenden 5 Kreuzer begleichen müssen, jedoch wurde der Brief fehltaxiert mit 10 Kreuzern, 5 Kreuzer fehlendes Franco + 5 Kreuzer Portozuschlag, die in diesem Fall zu Unrecht eingehoben wurden, da dies nur vorgesehen war, wenn der Brief für den ursprünglichen Weg unterfrankiert gewesen wäre, was hier ja nicht der Fall war. Dumm gelaufen für den Empfänger, falls ihm diese Regelung nicht bekannt war.

Liebe Grüße,
harald

[1] https://hu.wikipedia.org/wiki/Aranyosmar%C3%B3t
 
bayern klassisch Am: 20.12.2023 22:34:32 Gelesen: 14951# 893 @  
@ bignell [#892]

Lieber Harald,

wäre es nicht auch möglich, dass der Brief ausgeliefert wurde und dann, mit korrigierter Adresse, neu aufgegeben wurde?

Dann wären es 5 Nkr. für den Brief und 5 Nkr. für die unfrankierte Absendung.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 20.12.2023 23:32:48 Gelesen: 14945# 894 @  
@ bayern klassisch [#893]

Lieber Ralph,

nicht auszuschliessen, aber dann müsste ein Wien-Stempel vorderseitig abgeschlagen worden sein. Das müsste innerhalb kurzer Zeit erfolgt sein, weil die Wien-Stempel vom 21. sind (Hauptpostamt 9-11h vormittags, Wieden 2h nachmittags - hier wäre dann die Auslieferung erfolgt, Hauptpostamt 4h nachmittags - das wäre dann die erneute Übernahme durch die Post) und der Gaming-Stempel vom 22. Auch der rückseitige Vermerk "Adresatin befindet sich derzeit in Seebach ?? Post Gaming" klingt für mich eher nach Zusteller denn Kunde.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 20.12.2023 23:59:53 Gelesen: 14938# 895 @  
@ bignell [#894]

Lieber Harald,

das sehe ich auch so - deine Variante ist die klar wahrscheinlichere, aber ganz auszuschließen ist die B-Variante nicht.

Österreich war i.d.R. aber sehr akkurat, was die neue Aufgabestempelung angeht, da hast du natürlich Recht.

In jedem Fall ein besonderer Brief - und damit bei dir bestens aufgehoben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 26.12.2023 21:43:41 Gelesen: 14417# 896 @  
Liebe Freunde,

hier ein Beleg weitergeleitet innerhalb Schottlands:



1859 von Emden nach Charlestown weitergeleitet Dunfermline

Stempel:
EMDEN. | 19 | 3 | 5-6
EMDEN | 20 3 L | HANNOVER
MÜNSTER | 20 3 ?? | SOEST [Soest, NL]
D S | LONDON | MR 22 | 59
BONESS | MR23 | 1859
? E | EDINBURGH | MR 24 | 59
LINLITHGOW | C | MR 24 | 1859
DUNFERMLINE | A | MR 25 | 1859
U M | EDINBURGH | MR 28 | 59



Inhalt:

Mr. John Steedman
Charlestown
Dear Sir! Emden 19th March 1859
Confirming my respect of yester day, advising you the affreightment f Napke Tiffen, Margaretha Lindebaum, & Gesina Kuper for account of Mess. Brunckhant & Dekke of Bergen, I need beg to hand you Copy of the Charter for the remainder of Coals f Maria Capn. Dierendank which vessel will leave to morning. [1]
I remain Dear Sir
Yours truly
kp G. Boner

Glücklicherweise ist der erwähnte Charterbrief-Kopie durch die Klammer erhalten geblieben:



Charter-Party.
Copy. EMDEN, 12 March 1859

It is this Day mutually agreed between P.v. Dierendanck of the good Ship or Vessel called the St. Maria of the Measurement of 5 Keels Tons, or thereabouts, now at Papenburg by authority of Mr Haltermann Merchant: of Bergen
That the said Ship being tight, staunch, and strong and every way fitted for the Voyage, shall with all convenient speed sail and proceed to Charlestown in the Firth of Perth
or so near thereunto as she may safely get, and there load from the Factors of the said Affreighters a full and complete Cargo of Coals
Merchants finding Mats and the ship the Wood for dunnage Cargo to be brought alongside and taken from alongside, at Shipper's risk and expense, not exceeding what she can reasonably stow and carry over and above her Tackle, Apparel, Provisions and Furniture; and being so loaded, shall therewith proceed to Bergen, direct
or so near thereunto as se may safely get, and deliver the same on being paid Freight £ 7.10.- per Keel of intaken twenty one Pons four Ctw. of Coals
(The Act of God, the Queen's Enemies, Fire, and all and every other Dangers and Accidents, of the Seas, Rivers and Navigation, of whatever Nature and Kind soever during the said Voyage, always excepted) The Freight to be paid on unloading, and right delivery of the Cargo, in Cash
The regular turn is to be allowed the said Merchant (if the Ship is no sooner dispatched) for loading and One Keel, per workingday by the Storehouse for discharging
And all Days on Demurrage, over and above the said Days, at Two and 1/2 Pounds per Day, Penalty for Non-Performance of this Agreement, Amount of freight
The Captain to sign Bills of Lading if required at any rate of freight without prejudice tho the present Charterparty.
The Ship to be adressed on her return to Haltermann as broker, or to his order at the port of discharge. paying to the consignee of the Cargo 2 1/2 Commission on the freight
Signed P.v Dierendanck
" G. Boner

The Brokerage is 5 per Cent on the amount of freight, Primage & Demurrage by this Charterparty and is due to Haltermann on
signing herof (Ship lost or not lost:) Sufficient Cash to be allowed the Captain at the Port of Loading for ships disbursement not exceedind £ 20.-.-
only paying Insurance

Das ist die älteste Verwendung eines Smiley/Emoticon, das mir untergekommen ist:


Liebe Grüße,
harald

[1] In Bestätigung meiner gestrigen Mitteilung, dass Napke Tiffen, Margaretha Lindebaum und Gesina Kuper für Rechnung der Firma Mess. Brunckhant & Dekke von Bergen, muss ich Sie bitten, Ihnen eine Kopie der Charter für den Rest der Kohlen f Maria Capn. Dierendank, welches Schiff morgen früh auslaufen wird.

[2] Es ist heute vereinbart zwischen P.v. Dierendanck von dem guten Schiff oder Vessel, genannt die St. Maria, mit dem Maß von 5 Kieltonnen oder so, jetzt in Papenburg durch die Autorität von Herrn Haltermann Merchant: von Bergen
Das besagte Schiff, das fest, stabil und stark und in jeder Hinsicht für die Reise geeignet ist, soll mit aller angemessenen Geschwindigkeit segeln und nach Charlestown im Firth of Perth fahren
oder so nahe dorthin, wie es sicher gelangen kann, und dort von den Faktoreien der genannten Affreighters eine volle und vollständige Ladung Kohlen laden
Die Kaufleute finden Matten und das Schiff Holz für Stauholz, das längsseits zu bringen und von der Längsseite zu nehmen ist, auf Risiko und Kosten des Verfrachters, nicht mehr als das, was es vernünftigerweise stauen und tragen kann, zusätzlich zu seinem Tackle, seiner Kleidung, seinem Proviant und seinen Möbeln; und nachdem es so beladen ist, fährt es damit direkt nach Bergen
oder so nahe dorthin, wie sie es sicher erreichen kann, und liefert sie gegen Zahlung einer Fracht von £ 7,10 pro Kiel von einundzwanzig Pons vier Ctw. von Kohlen ab.
(Höhere Gewalt, Feinde der Königin, Feuer und alle anderen Gefahren und Unfälle der Meere, Flüsse und der Schifffahrt, gleich welcher Art, während der genannten Reise immer ausgenommen).
Die reguläre Umdrehung ist dem besagten Kaufmann (wenn das Schiff nicht früher abgefertigt wird) für das Laden und ein Kiel, pro Arbeitstag vom Lagerhaus für das Löschen zu gewähren
und alle Tage, die über die genannten Tage hinausgehen, mit zweieinhalb Pfund pro Tag, Strafe für die Nichterfüllung dieser Vereinbarung, Höhe der Fracht
Der Kapitän ist berechtigt, Konnossemente zu unterzeichnen, wenn dies erforderlich ist, und zwar zu jeder beliebigen Frachtrate, ohne dass dadurch die vorliegende Charterparty beeinträchtigt wird.
Das Schiff ist bei der Rückkehr an Haltermann als Makler zu adressieren, oder an seinen Auftrag im Löschungshafen, wobei dem Empfänger der Ladung 2 1/2 Provisionen auf die Fracht zu zahlen sind.
Gezeichnet P.v Dierendanck
" G. Boner

Die Courtage beträgt 5 Prozent auf den Betrag der Fracht, Primage & Demurrage aus dieser Charterparty und ist fällig an Haltermann bei
(Schiff verloren oder nicht verloren:) Ausreichend Bargeld, das dem Kapitän im Verladehafen für die Auszahlung des Schiffes zur Verfügung gestellt wird, nicht mehr als £ 20.-.-
nur die Versicherung bezahlen

[Die Redaktion hat über DeepL übersetzt]
 
bayern klassisch Am: 26.12.2023 22:01:51 Gelesen: 14412# 897 @  
@ bignell [#896]

Lieber Harald,

feines Stück!

3 Silbergroschen für Hannover in blau (farblich korrekt) taxiert für einfache Portobriefe unter 1 Loth.

In Grossbritannien mit 8 Pence (7 Silbergroschen) taxiert. Dann wohl ausgeliefert und mit 1 Penny Weiterporto = 8 Pence final taxiert für den Empfänger.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
reichswolf Am: 28.12.2023 13:48:39 Gelesen: 14294# 898 @  
Ein Brief des KÖN. PREUSS. AMTSGERICHT + TREBBIN + vom 7.6.1915 mit Tagesstempel TREBBIN * (KR. TELTOW) * und Ablösestempel Frei lt. Avers. No. 21. Kgl. Pr. Amtsgericht. nach Oehna. Jedoch war der Empfänger unbekannt verzogen, wie am 8.6. vom Postbeamten Marx festgestellt wurde. Darum ging der Brief zurück.



LG,
Christoph
 
saeckingen Am: 31.12.2023 14:40:56 Gelesen: 13753# 899 @  


Luftpostbrief vom 22.8.64 aus dem Stadtteil Sidi Gaber von Alexandria/Ägypten an die Botschaft der Vereinigten Arabischen Republik in Kampala/Uganda. Transitstempel Khartoum/Sudan 25.8.64 und Ankunftstempel Kampala 28.8.64. In Kampala als unzustellbar mit dem Hinweisstempel 'unknown as addressed' versehen. Stempel Kampala 5.9.64 und ein mir bisher unbekannter Stempel Kampala Uganda Returned Letter Office 5.9.64. Der Brief ging dann nach Ägypten zurück, woher ich ihn jetzt fast 60 Jahre später über eBay erwerben konnte.

Grüße
Harald
 
bedaposablu Am: 06.01.2024 18:27:49 Gelesen: 13296# 900 @  
Hallo miteinander!



Ersttagsbrief mit entsprechendem Ersttagsstempel befördert nach Dresden und am 19.05.1989 zurück nach Magdeburg 3034, da nicht abgefordert!

Viele Grüße aus Magdeburg!
Klaus-Peter
 
bedaposablu Am: 07.01.2024 20:00:16 Gelesen: 13229# 901 @  
@ bedaposablu [#900]





R-Erstagsbrief vom 07.03.1989 der Ausgabe Leipziger Frühjahrsmesse nach 7550 Rastatt postlagernd und am 03.05.1989 wieder Zurück, da nicht abverlangt.

Viele Grüße aus Magdeburg!
Klaus-Peter
 
bignell Am: 19.01.2024 19:21:11 Gelesen: 12584# 902 @  
Liebe Freunde,

wenn der Chef auf Reisen ist, schreibt man ihm heute eine Email, die kann er überall lesen. Vor eineinhalb Jahrhunderten musste es ein Brief sein, und er musste dort eintreffen, wo der Chef gerade war, sonst passierte folgendes:



Ein Herr Schnabl der Firma A.M.Pollak in Budweis schrieb am 18.4.1856 (abgesandt am 19.4.) an Herrn Adolf M. Pollak im Hotel de Saxe in Prag, wo der Brief am 20.4. eintraf, Herr Pollak dürfte bereits abgereist sein, und deshalb wurde der Brief nach Wien weitergeschickt, wo er dann am 22.4. eintraf.

Die frankierten 6 Kreuzer hätten für die Strecke Budweis - Prag (123 km Luftlinie) ausgereicht, nicht jedoch für die Strecke Budweis - Wien (163 km Luftlinie), für die 9 KR erforderlich waren, deshalb wurde in Prag "Nachtrag 3x" notiert und in Wien rechts oben leider nur sehr zart der schöne "Wien Tax"-Stempel abgeschlagen (Abbildung aus dem Müller-Handbuch):



Da der Brief den Postverkehr nicht verlassen hat, wurde keine Zutax von 3 KR verrechnet.

Bemerkenswert auch, dass der Ankunftstempel von Wien dreimal abgeschlagen wurde, zweimal in rot, einmal in schwarz.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 19.01.2024 20:56:47 Gelesen: 12568# 903 @  
@ bignell [#902]

Lieber Harald,

Glückwunsch zu dem Schmankerl - herrlich!

Kann es sein, dass Wien zuerst in Rot gestempelt hat, weil man glaubte, dass der Brief ausreichend frankiert worden war und erst dann, nachdem klar war, dass er unterfrankiert sein musste, mit Schwarz (über-)stempelte?

In der Vormarkenzeit (VMZ) stempelte Wien in Rot bei frankierten und in Schwarz bei unfrankierten Briefen. Vlt. hing das damals noch in der Luft.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 19.01.2024 21:13:27 Gelesen: 12560# 904 @  
@ bayern klassisch [#903]

Lieber Ralph,

so wird es wohl gewesen sein, warum sonst die Überstempelung in schwarz? Aber wissen wird man es nie.

Liebe Grüße,
harald
 
GSFreak Am: 22.01.2024 13:32:17 Gelesen: 12317# 905 @  
Hallo zusammen,

hier eine Ganzsache-Karte Deutsches Reich Mi.-Nr. P 226 I, versendet am 29.09.1938 von OBERWESEL (RHEIN) nach Wien. Ortswerbestempel von Oberwesel: "Der Romantik / schönster Zufluchtsort / am Rhein". Gemäß handschriftlichem Vermerk am Oberrand ist die Empfängerin offenbar "unbekannt". Ich kann das Handschriftliche nicht alles entziffern. Mir ist nur aufgefallen, dass in der Anschrift "Gerichtsstr. 18" steht und im handschriftlichen Text oben von "Gerichtsgasse 18" die Rede ist.

Jedenfalls ist die Karte am 01.10.1938 (Abgangsstempel vom Postamt WIEN 141) mit entsprechenden weiteren Nebenstempeln in rot nach Oberwesel zurückgeschickt worden.



Interessanter zeitgeschichtlicher Text auf der Rückseite: u.a. "Hier sind in die 80 Mann eingezogen worden" und "Im Hunsrück ist schon Militär".

Beste Grüße
Ulrich
 
bignell Am: 22.01.2024 16:21:47 Gelesen: 12299# 906 @  
@ GSFreak [#905]

Lieber Ulrich,

Gerichtsgasse ist korrekt, dank Google Street View kannst Du Dir das Haus sogar ansehen - wollte den Link posten, funktioniert aber nicht, einfach "Wien Gerichtsgasse 18" googeln und dann auf Street View gehen.

Liebe Grüße,
harald
 
epem7081 Am: 22.01.2024 19:35:41 Gelesen: 12262# 907 @  
Hallo zusammen

auch für diesen Thread wieder ein Griff in meine Bundeswehr-Kiste. Vom Kreiswehrersatzamt in Köln wurde dieses Einschreiben am 26.5.1994 in KÖLN 51 / 50968 gestartet. Trotz mehrfacher Zustellversuche konnte die Post dem Empfänger - vermutlich im Bezirk Köln 75 - nicht zugestellt werden.





Ein interessanter Nebenstempel dokumentiert: "Benachrichtigt am ......... / nicht abgeholt / Postamt 75 / 50769 Köln" mit dem handschriftlichen Eintrag 27/5. Ein weiterer Stempel "Zurück 71g" ist möglicherweise ein Postbotenstempel. Letztlich ist der Brief laut Eingangsstempel des Kreisehrersatzamtes dort wieder am 6.Juni 1994 wieder gelandet.

Mit freundlichen Grüßen
Edwin
 
saeckingen Am: 22.01.2024 23:03:49 Gelesen: 12235# 908 @  
Am 9.2.23 habe ich einen Brief mit einem Buch der ArGe nach Ashdod/Israel verschickt. Der Brief kam allerdings nicht an, wir haben einen Postverlust angenommen. Ich habe dann an die identische Adresse Ersatz geschickt, der innerhalb weniger Tage auch beim Empfänger ankam. Am Samstag (20.1.24) lag der Brief mit "leichten Beförderungsspuren" wieder bei mir im Briefkasten. Was hat der Brief wohl in den 11 1/2 Monaten mitgemacht? Seinem Aussehen nach sehr viel!



Grüße
Harald
 
bignell Am: 26.01.2024 22:24:13 Gelesen: 11990# 909 @  
Liebe Freunde,

dieser Beleg ist für den Briefmarkensammler uninteressant, weil die Frankatur über den Rand geklebt und deshalb beschädigt und die Recogebühr beim Öffnen zerrissen wurde. Aber vielleicht blieb er deshalb als Ganzstück erhalten, worüber ich mich sehr freue.



Ca. 1862 mit 15 Kreuzer und 2x5 Kreuzer rückseitig als Recogebühr freigemacht lief von Třeboň [1] nach Mnichovo Hradiště [2], dann nach Libějovice [3] (deutsch: Liebiegitz), wieder nach Mnichovo Hradiště und danach retour.



Stempel:
WITTINGAU | 7 | 1
Recommandirt
TURNAU | 8 JAN [4]
MÜNCHENGRAETZ | 9 | 1
PRAG | 10 | 1 | 10 E
WODNIAN | 11.JAN [5]
PRAG | 13 | 1 | 8 F
MÜNCHENGRAETZ | 14 | 1
PRAG | 15 | 1 | 8 F

Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/T%C5%99ebo%C5%88
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Mnichovo_Hradi%C5%A1t%C4%9B
[3] https://cs.wikipedia.org/wiki/Lib%C4%9Bjovice
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Turnov
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Vod%C5%88any
 
bayern klassisch Am: 27.01.2024 08:53:07 Gelesen: 11947# 910 @  
@ bignell [#909]

Lieber Harald,

es gibt 3 Arten von Sammlungen:

1. Die, bei deren Anblick man einzuschlafen droht, weil sie dröge und unattraktiv sind.

2. Die, die wunderschön sind, aber halt nur das Auge zu erfreuen wissen, sonst nichts.

3. Die, die mal mehr, mal weniger attraktives Material beinhalten, die aber immer spannend, vielfältig, lehrreich und interessefördernd sind. Deine Sammlung ist in die Gruppe 3 einzuordnen und wenn da mal ein Brief nicht mehr zu taufrisch aussieht, wie vor 170 Jahren, dann verzeiht man ihm das doch gerne, ist und bleibt er doch ein Zeitzeuge, der nicht replizierbar ist. Deine Sammlung hat ja einen wertvollen didaktischen Hintergrund, gepaart mit einer gehäuften Wissensansammlung über die damaligen Postverhältnisse und Postpraktiken. Allein das macht jeden deiner Briefe zu einem Unikum und ich hoffe, noch viel mehr deiner Unika hier sehen zu dürfen.

Schönes WE und liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 28.01.2024 14:26:44 Gelesen: 11824# 911 @  
@ bayern klassisch [#910]

Lieber Ralph,

vielen Dank für Deine netten Worte. Ich liebe es die Geschichte von Briefen zu entschlüsseln, und die am meisten erlebt haben zeigen halt oft ein verhärmtes Gesicht, das für mich eine eigene Schönheit birgt.

So auch dieser Brief:



1899 mit 5 KR freigemacht von Wien an "Mr George Marples" geschickt unter folgender Adresse:
Cromford House
Renals Street
Derby
England

gestrichen und ersetzt durch:

c/o Miss Rampley
Oaklands Florence Road
Boscombe Str Bournemouth

gestrichen und ersetzt durch:

Hotel de la Tourelle (gemeint ist wohl Hôtel de la Tour, 19 Bd Edgar Quinet, und nicht Hôtel Les Tournelles, 30 Rue de Turenne)
Rue Delambre
Boulevarde
Montparnasse
Paris

Stempel:
WIEN 1/1 | 1 | 21.8.99 | 6.7N
DERBY | 3.15.PM | AU 23 | 99 | 18
DERBY | 945AM | AU24 | 99
BOURNEMOUTH | 10. PM | 24AU | 99 | 2
BOURNEMOUTH | 6. PM | 25AU | 99 | 1
PARIS 69 | 8e 26 | AOUT | 99 | AV.D'ORLEANS
PARIS 69 | 9e 29 | AOUT | 99 | AV.D'ORLEANS
PARTI SANS | LAISSER d'ADRESSE
RETOUR | L'ENVOYEUR | P 69 (2x)
Vermerk "Retour an 31/VIII"

Ausserdem noch 4 verschiedene Zustellstempel "69 | 2" und vier verschiedene Vermerke "parti sans adresse" - offenbar wurde an vier Tagen (von 26.8. bis 29.8.) jeweils ein Zustellversuch unternommen - man kann den Pariser Briefträgern wirklich nicht vorwerfen, sie hätten es nicht versucht.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 28.01.2024 14:39:48 Gelesen: 11819# 912 @  
@ bignell [#911]

Lieber Harald,

der ist ja noch interessanter - aber so einen muss man erst mal finden.

Die französischen Briefträger in den Großstädten, allen voran natürlich Paris, waren findige Burschen, aber hier war wohl nichts mehr zu machen. Ich habe mal einen Brief gesehen, der hatte hinten ca. 30 Briefträgerstempel mit den entsprechenden Vermerken abgeschlagen, das war schon ein optischer Genuß. Man denke mal an heute, wo ein Brief an eine alteingesessene Firma unter der Adresse Lindenstraße 20a nicht mehr zugestellt wird, weil Lindenstraße 20b aus Veresehen drauf steht.

Liebe Grüsse und vielen Dank für Zeigen dieser Oberrosine,
Ralph
 

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