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Thema: Deutsche Post prüft teilweisen Rückzug aus Briefzustellung
Das Thema hat 39 Beiträge:
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rosteins69 Am: 23.01.2023 21:19:48 Gelesen: 2451# 1 @  
Aus einem Artikel von „WELT Online“. Da er sich hinter der Bezahlschranke befindet, setze ich keinen Link und zitiere auch eher sparsam:

„Nach Informationen aus dem Betriebsrat existieren Planspiele im Konzernvorstand darüber, dass das Postunternehmen aus der sogenannten Postuniversaldienstleistung aussteigen könnte. Dadurch würde das Bonner Unternehmen die Pflicht zu einer flächendeckenden Zustellung an den Staat zurückgeben. Das zuständige Postgesetz erlaubt diesen Schritt.
(…)
Die rechtliche Lage ist klar: Der Postkonzern kann im Prinzip den gesamten Briefdienst oder auch Teile davon aufkündigen. Konkret gäbe es laut dem Postgesetz dann diesen Ablauf: Die Post teilt der Bundesnetzagentur die Kündigung des Universaldienstes, eventuell nur in bestimmten ländlichen Regionen, sechs Monate im Voraus mit. In der Folge kann die Behörde den Konzern zwar zur Übernahme der Briefzustellung verpflichten, allerdings kann das Unternehmen einen Ausgleich für den „wirtschaftlichen Nachteil“ verlangen.
(…)
Der nächste Schritt geht dann schon in Richtung Privatisierung: Auf der Basis dieser Ausgleichsforderung der Post müsste die Dienstleistung danach ausgeschrieben werden. Den Zuschlag würde dasjenige Zustellunternehmen bekommen, das die geringste Ausgleichszahlung fordert.
Am Ende solch eines Prozesses könnte es in Deutschland einen Flickenteppich in der Briefzustellung geben. In den Städten würde die Deutsche Post weiterhin Briefe verteilen und vielleicht mit Zustellorganisationen von Subunternehmern zusammenarbeiten.
Auf dem Land könnten Zustellaufträge komplett an Fremdfirmen vergeben werden. Sollte es dazu kommen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Versand von Briefen deutlich teurer wird. In jedem Fall dürfte es Einfluss auf die Arbeitsbedingungen und die Löhne der Zusteller haben.
(…)
Die Post betont in einer Reaktion die Freiwilligkeit des postalischen Universaldienstes. „Wir wollen diesen wichtigen Beitrag zur Grundversorgung weiterhin leisten“, sagte ein Sprecher des Konzerns.
Allerdings stellt der Postvorstand dafür Bedingungen. „Damit die Post den eingeschlagenen Weg der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit beibehalten kann, muss die künftige Regulierung es aber möglich machen, dass das Unternehmen die dafür erforderlichen Investitionen auch verdienen kann“, sagte der Sprecher weiter.“

Mir fällt da nur folgendes Zitat ein:

„Die große Frage beim Fortschritt ist ja immer: Wohin schreiten wir fort? Und wird es uns am Ziel überhaupt gefallen?“

Robert
 
nagel.d Am: 23.01.2023 21:41:36 Gelesen: 2436# 2 @  
Ich spiele diesen Gedanken mal weiter; das Zustellunternehmen auf dem Land, das dann den Zuschlag erhält, kann irgendwann auch nicht mehr wirtschaftlich arbeiten (zurückgehende Briefsendungen). Somit würde dieser "Vertrag" ebenfalls aufgekündigt/nicht verlängert. Die Folge wäre die Briefzustellung würde Verstaatlicht.

Wie gesagt es ist eben halt eine Gedankenspielerei.
 
T1000er Am: 24.01.2023 09:17:47 Gelesen: 2340# 3 @  
@ nagel.d [#2]

Die Folge wäre die Briefzustellung würde Verstaatlicht.

Wäre das dann "DEUTSCHE BUNDESPOST (die) II." Klappe zu!

Schöne Grüße
Thomas
 
uli Am: 24.01.2023 10:14:58 Gelesen: 2310# 4 @  
@ nagel.d [#2]

Das wird so nicht passieren, denn zuerst einmal werden die Dienste neu ausgeschrieben werden. Irgendein Unternehmen wird sich finden, weil das Porto und die Ausgleichszahlungen quasi unbegrenzt hoch sein können und nicht vorgegeben sind. Der Bieter mit dem geringsten "Gesamtpreis" wird dann die Sache übernehmen. Briefe werden dann sicher so teuer sein, wie heute z.B. in Dänemark: Standardbrief = 3,90 Euro. Ziemlich wahrscheinlich ist auch, dass die Anforderungen an die Universaldienstleistung verringert werden. Ich vermute, dass es der DPAG mit solchen Gedankenspielereien im erster Linie darum geht Druck auf die Politik aufzubauen, um in diesem Punkt Änderungen herbeizuführen.

Gruß
Uli
 
drmoeller_neuss Am: 24.01.2023 12:25:27 Gelesen: 2268# 5 @  
@ uli [#4]

Briefe werden dann sicher so teuer sein, wie heute z.B. in Dänemark: Standardbrief = 3,90 Euro.

Das stimmt leider so nicht. Die dänische Post bietet noch immer den "Brev" für 12 dänische Kronen (= 1,61 EUR) an. Das ist natürlich wesentlich teurer als in Deutschland, allerdings dürfen Briefe in Dänemark bis 50 Gramm wiegen und so gross wie Grossbriefe in Deutschland sein. In Deutschland gehen die Preise für diese Produkte von 85 Cent bis 1,60 EUR.

Es gibt zusätzlich ein Produkt "Quickbrev", das 32 Kronen (= 4,30 EUR) kostet, und dem deutschen DHL Express entspricht (Zustellung am nächsten Tag bis 12 Uhr). Solche Sendungen dürfen nicht mit Briefmarken frankiert werden.

Die Dänen haben sich darauf geeinigt, dass Post nicht jeden Tag zugestellt werden muss. Insofern können sich im ungünstigsten Fall auf dem Land Laufzeiten bis zu 5 Tagen ergeben.

Für mich wäre das ein sinnvoller Kompromiss, wenn man von E+1 abrücken würde. Das wäre auch für den Klimaschutz sinnvoll, denn dann kann Post wieder mit der Bahn transportiert werden und muss nicht innerdeutsch geflogen werden, um E+1 einzuhalten.
 
nagel.d Am: 24.01.2023 13:42:17 Gelesen: 2224# 6 @  
@ uli [#4]

Das ist mir natürlich auch klar und es war ja nur eine Gedankenspielerei.

Und wenn ich sehe was heute noch die Deutsche Post unter der Woche liefert: 1 x die Woche leerer Briefkasten, 3 x die Woche nur Werbung und am verbleibenden Wochenresttag, die Briefe und Pakete, auf die man dann schon seit 4 Wochen wartet.
 
JoshSGD Am: 24.01.2023 13:45:28 Gelesen: 2220# 7 @  
@ nagel.d [#6]

Auch das ist wieder nur Populismus deinerseits. Die Werbung bringt vermutlich nur selten die Post, sondern der Schüler oder Rentner, der sie mit einem Handwagen austrägt, um ein paar Euro zu verdienen. Briefe und Pakete brauchen bei dir vier Wochen? Da halte ich einfach mal dagegen, dass das ziemlicher Unsinn ist. Du solltest auch wissen, dass das Briefnetz und das Paketnetz zwei völlig unterschiedliche Dinge sind.
 
bovi11 Am: 24.01.2023 13:58:35 Gelesen: 2210# 8 @  
@ drmoeller_neuss [#5]

In Deutschland war E+1 vor mehr als 120 Jahren nach zahllosen mir vorliegenden Postkarten und Briefen die Regel.

Auch einfache Sendungen erhielten damals einen Eingangsstempel an Zielpostamt. Über eine derartige Schnelligkeit habe ich mich von 20 und 30 Jahren schon gewundert.
 
Briefuhu Am: 24.01.2023 14:31:24 Gelesen: 2189# 9 @  
Bei uns kommt die Deutsche Post sechsmal die Woche, Briefe kommen in der Regel nach einem bis zwei Tagen, Päckchen und Pakete auch nach ein bis vier Tagen. Der Zusteller klingelt bei Paketen jedes mal und wenn wir nicht zu Hause sind haben wird einen Ablagevertrag. Hermes und Amazon hingegen läuten nie und legen die Pakete ohne Benachrichtigung irgendwo im Freien ab.

Ich wohne in einem 9000 Einwohner Städtchen und bin selbst nicht bei der Deutschen Post beschäftigt. Möchte damit nur sagen, dass nicht alles bei der Post schlecht ist.

Schönen Gruß
Sepp
 
bovi11 Am: 24.01.2023 14:37:35 Gelesen: 2181# 10 @  
@ Briefuhu [#9]

Hallo Sepp,

das kann ich für mein Teil bestätigen.

Ländlicher als bei mir ist nur schwer vorstellbar. ;.)

Dieter
 
drmoeller_neuss Am: 24.01.2023 15:31:26 Gelesen: 2150# 11 @  
@ bovi11 [#8]

In Deutschland war E+1 vor mehr als 120 Jahren nach zahllosen mir vorliegenden Postkarten und Briefen die Regel.

Innerorts zum Beispiel in Berlin war sogar E+0 möglich. Der Briefträger kam zu Kaiser Wilhelms Zeiten zehnmal am Tag. Später, bis in die fünfziger Jahre der Bundesrepublik Deutschland, wurde zweimal täglich zugestellt.

In Belgien gab es Briefmarken mit einem Anhängsel, um auf die Sonntagszustellung verzichten zu können. Der Postkunde musste das Anhängsel abreisen, damit der Brief Sonntags zugestellt wurde. Viele Postkunden haben das damals nicht gemacht, und die belgische Post musste nur an sechs Tagen zustellen.

Damals war die Post der einzige Kommunikationsweg. Nicht jeder hatte ein Telefon, und Ferngespräche, wenn sie überhaupt technisch möglich waren, waren sehr teuer. Die Wirtschaft war auf eine schnelle Post angewiesen. Die Zeiten haben sich geändert.

Wenn es endlich einmal in Deutschland gelingen würde, die Justiz und die Behörden zu digitalisieren, bräuchte man kein E+1 mehr. Urlaubspostkarten und Werbeprospekte müssen nicht am nächsten Tag zugestellt werden. Auch Briefmarkensendungen können warten.

Ab nächsten Jahr wird es in Deutschland keine Telefonzellen mehr geben, und Telegramme sind seit diesem Jahr Geschichte.
 
22028 Am: 24.01.2023 18:04:50 Gelesen: 2094# 12 @  
@ Briefuhu [#9]

Auch bei mir (Dorf mit 1600 oder so Einwohnern) kommt die Post 6 mal die Woche und mit Post meine ich die Brief- und Paketpost, die vom gleichen Zusteller ausgeliefert wird. Pakete brauchen bei mir im allgemeinen 1-3 Tage, je nachdem um welche Uhrzeit ich sie zur Agentur bringe, wenn ich sie einliefere, wenn der Abholer schon da war dauert es halt einen Tag länger.

@ nagel.d [#6]

Weiss nicht was so rauchst oder sonst einwirfst, aber so manchmal mach ich mir schon meine Gedanken bei dem was Du so von dir gibst, das mit den 4 Wochen war doch Dein Exponat das fehlgeleitet wurde, so etwas kommt vor und das seit 160 Jahren.
 
22028 Am: 24.01.2023 18:06:16 Gelesen: 2092# 13 @  
@ drmoeller_neuss [#11]

Ab nächsten Jahr wird es in Deutschland keine Telefonzellen mehr geben, und Telegramme sind seit diesem Jahr Geschichte.

Werden die noch gebraucht ? Ich glaube nicht und da ist es aus betriebswirtschaftlichen Gründen normal, dass so ein Dienst eingestellt wird.
 
nagel.d Am: 24.01.2023 21:30:46 Gelesen: 2020# 14 @  
@ JoshSGD [#7]

Wenn mir unsere Zustellerin das nicht persönlich in die Hand gedrückt hätte, könnte ich deiner Ausführung folgen, aber es ist traurige Realität, zumindest bei uns. Und die Schüler und Rentner bringen bei uns nur noch den Gemeindeboten und das Wochenblatt.
 

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