Thema: Deutsche Post Neuheiten: Cryptowahnsinn erreicht auch Deutschland
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Holo-Gert Am: 20.11.2023 08:42:00 Gelesen: 13926# 175 @  
Grundsätzlich kann bei dem Begriff Krypto-Briefmarke wohl endlos darüber diskutiert werden, was so eine Marke mit Krypto-Währungen zu tun hat. Streng genommen ist eine Krypto-Briefmarke erst dann eine solche, wenn ihr "digitaler Zwilling" in eine wallet eingelesen ist und damit dieser NFT mit einer Krypto-Währung gehandelt werden kann. Dazu Beispiele:

Die crypto stamp 1.0 Einhorn der AT Post hat direkt etwas mit Kryptowährung zu tun. Auf jeder Marke liegt ein Guthaben von 0,0046 Ether. Das waren damals die "Gaskosten", d.h. die Kosten um eine Marke von der wallet einer Person in die wallet einer anderen Person zu transferieren.

Je ein Zwanzigstel der kroatischen Krypto-Briefmarken V1 bis V5 konnte nur mit Krypo-Währung gekauft werden. Damit unterschieden sich diese Marken im Vertriebsweg. Die physische Marke bekam der Käufer zugeschickt, der digitale Zwilling wurde direkt in die wallet des Käufers übertragen. Bei den mit der nationalen Währung gekauften Marken erhielt der Käufer die physische Marke und konnte selbst entscheiden, ob er seine Marke in eine wallet einliest oder nicht.

Katastrophal die deutsche Ausgabe Brandenburger Tor Kryptomarke Gold-Edition. Ich habe sie sehr frühzeitig korrekt schriftlich in Weiden bestellt. Am 16.11. bekam ich ein Schreiben, dass sie ausverkauft sei und ich nicht beliefert werden könnte. Höchstwahrscheinlich gibt es aber einen Sammler, der sie telefonisch bestellt hatte und der sie bekam. Angeblich war sie aber nur im online shop erhältlich. Ich war seit 8 Uhr damals im shop angemeldet. Ab 8.34 Uhr konnte man den Folder bestellen. Mir gelang es ca 15 mal einen Folder in den Warenkorb zu legen, ich kam aber immer nur bis zur Zahlung, dann scheiterte das Vorhaben. Also ging ich leer aus.

Übel ist aber, was sich jetzt auf "kleinanzeigen" abspielt. Da ebay den Begriff "krypto" ja aus rechtlichen Gründen untersagt hat, spielt sich das ganze Gezocke und das Spekulantentum auf kleinanzeigen ab. Hier werden angeblch Folder für 2.400 € bis 5.100 € verkauft. Als ich drei Verkäufer sachlich angeschrieben habe, wurde ich beleidigt (Hochstapler, schräger Vogel, Depp, ... ).

Jetzt ist abzuwarten, wie Michel reagiert. Ich befürchte aber auch da, dass sie "einknicken" werden. Rein sachlich gesehen müsste m.E. das Markenheftchen (sprich: der Folder) mit ca 35 € bewertet werden: 20 € die selbstklebende Kryptomarke, 3,20 € die nassklebende Marke und einige € eben das Heftchen. Seit fast 2 Jahren haben alle deutsche Marken einen Matrixcode. Bei keiner dieser Marken sind die daraus abzulesenden Nr. 1 bis Nr. 100 besonders bewertet. Warum also sollte das bei dieser Kryptobriefmarke anders sein? Dass die beiden Marken im Folder die selbe Nummer haben, was soll's? Der Sinn einer Kryptomarke wäre doch eigentlich sowieso, sie in eine wallet einzulesen. Das passiert aber nicht, sonst würden die 2 Marken ja jeweils ein Eigenleben führen und die Gleichartigkeit der Nummern wäre völlig für die Katz!

In diesem Gold-Edition-Folder sind auch die Ersttagsstempel abgebildet. Das sind selbstverständlich die Stempel der nassklebenden Marke. Hier zeigt sich schon das Dilemma dieses Folders, denn die Krypto-Briefmarke könnte ja nur mit einem Erstverwendungsstempel abgestempelt werden.

Weiterhin ergeben sich interessante Fragen. Jede physische Krypto-Briefmarke ist natürlich frei verkäuflich: Es muss dann immer eindeutig feststellbar sein, ob sie bereits in eine wallet eingelesen wurde oder nicht. Sollte sie eingelesen sein, verbleibt der digitale Zwilling zuerst einmal im Besitz dieses ersten Käufers oder der zweite Käufer muss sich gleichzeitig auch den entsprechenden NFT in seine wallet transferieren lassen um die "gesamte" Krypto-Briefmarke zu besitzen.

Mein Fazit ist, dass sich jetzt auch die Deutsche Post AG den Totengräbern der Philatelie angeschlossen hat. Als Sammler echt gelaufener Belege kann man die "normale" Krypto-Briefmarke ja noch auf einem Großbrief, wenn auch zu völlig überzogenen Kosten verwenden. Wer aber diese Krypto-Briefmarke aus der Gold-Edition dafür verwenden würde, wäre ja völlig gaga. d.h., diese Krypto-Briefmarken mit den Nummern 1 bis 100 sind nicht philatelistisch, sondern nur im Folder ein Produkt für geldgierige Spekulanten und Glücksritter.
 
Philipp Harder Am: 20.11.2023 10:03:01 Gelesen: 13898# 176 @  
Auf ciphers.me findet man einen Link zu deren Discord-Auftritt. "Discord" ist eine Art private Chatgruppe. Wenn man den Link anklickt und die Discord-App installiert, kann man sich direkt mit Patrick Terranea, dem "Erfinder" der Deutschen Krypto-Briefmarke austauschen.

In der Discord-Gruppe wurde unter "announcements" für den 27.11., 14 h ein Webmeeting mit dem CTO von Concordium (Frau Niebras Stiebar-Bang), dem CEO von ProxID (Marius Kreuze) sowie Patrick Terranea (Doppelfunktion als Produktmanager bei ciphers.me und Webstratege bei ProxID) angekündigt. Dieser Link sollte direkt zum Webmeeting führen (ungeprüft): [1]

Die Veranstaltung ist auf Englisch; die o.a. Personen haben Holländisch als Muttersprache.

Sie sieht das Symbol für "Discord" aus:



Ciphers.me wendet sich an Postverwaltungen, die mit NFT-Sammlern viel Geld verdienen wollen. Die erste Edition "Brandenburger Tor" wurde überhastet in den Markt gedrückt, weil die technischen Partner (ProxID und Concordium) mit ihrer eigenen Plattform in Verzug sind. Mittelfristig sollen "Metamask Wallet" und "Polygon Blockchain" durch proprietäre Lösungen von ProxID und Concordium ersetzt werden. Vorteil aus Sicht der Postverwaltung ist, dass sie dann alle Besitzer ihrer Crypto Stamps namentlich kennen und punktgenaue Werbung platzieren können. Nachteil wird sein, dass es Deutsche Crypto Stamps dann z.B. nicht mehr für US-Amerikaner geben wird, weil der Verkauf an US-Kunden gegen irgendwelche Gesetze verstossen könnte.

[1] https://bit.ly/40LlIM0

---

Der Widerspruch zwischen Realität (seit 2.11. wurden auf dem weltweiten Marktplatz Opensea gerade 3 NFTs verkauft; aktuell liegt das günstigste Angebot bei weniger als 2 USD) und dem Gequatsche von ciphers.me ("fantastische neue Funktionen und Vorteile für Sammler") ist schon kurios.
 
Philipp Harder Am: 20.11.2023 11:26:47 Gelesen: 13853# 177 @  
@ Holo-Gert [#175]

Es geht beim "goldenen Heftchen" nicht um die Zählnummer 1 bis 100, sondern um das Wort "Goldedition" auf der Heftchen-Vorderseite. Wenn MICHEL im Spezialkatalog dafür eine eigene Unternummer vergibt, ist das m.E. nicht "inkonsequent", sondern in einer Linie mit seiner bisherigen Praxis bei Markenheftchen mit unterschiedlicher Deckelwerbung.
 
Holo-Gert Am: 20.11.2023 17:10:40 Gelesen: 13766# 178 @  
Hallo Philipp,

zuerst einmal müsste ja die normale Edition der Krypto-Briefmarke als Heftchen im Michel notiert werden. Bisher ist meines Wissens ja nur die selbstklebende Marke aus diesem Folder/ Heftchen mit der Michel-Nummer 3801 notiert.

Das Heftchen der Gold-Edition als Unternummer zu vergeben, stelle ich mir kritisch vor. In diesem Heftchen befindet sich ja nicht nur die selbstklebende Marke (mit einer Nummer aus 1 bis 100), sondern auch die nassklebende Marke (mit derselben Nummer aus 1 bis 100), dazu sind die 2 Ersttagssonderstempel der nassklebenden Marke dargestellt.

Im Shop der Deutschen Post AG war dieses "Heftchen" unter Services - Sonderangebote - Alle Angebote - ....Booklet zu finden. Ich glaube nicht, dass "booklets", wie z.B. das Booklet "philacultura" - 225. Geburtstag Heinrich Heine, mit 2 gestempelten Sondermarken und 11 weiteren Marken im Michel katalogisiert werden. Das "Booklet" BT Krypto-Briefmarke Gold-Edition enthält also eine nassklebende Marke, die schon eine Michel-Nummer hat und eine SK Marke, die bereits eine Michel-Nummer hat. Was also muss da noch katalogisiert werden?

Aber die Wege der Michel-Redaktion sind manchmal etwas verschlungen und nicht immer konsequent.

An alle Interessierte:

Natürlich gibt es "Ersttagsbriefe" mit der SK-Marke Brandenburger Tor, wenn man in Weiden oder Bonn Briefe für den Erstverwendungsstempel der Deutschen Post Philatelie eingereicht hat.

Die werten bei Michel eben mit 22 € statt mit 20 € für postfrisch. Wer es also mag?
 
Philipp Harder Am: 20.11.2023 18:52:45 Gelesen: 13712# 179 @  
@ Holo-Gert [#178]

zuerst einmal müsste ja die normale Edition der Krypto-Briefmarke als Heftchen im Michel notiert werden.

Da hast Du Recht. Ich hielt das für selbstverständlich. Aber laut DBR wird "das Book­let wird nicht extra katalogisiert."

https://www.deutsche-briefmarken-revue.de/_dbr/1-krypto-briefmarke-nicht-im-abonnement-2/
 
prinzlodi Am: 20.11.2023 19:12:15 Gelesen: 13694# 180 @  
Ich habe mir erlaubt, einen Abgleich zwischen den in der Blockchain registrierten Krypto-Marken und den Sendungsverfolgungsdaten der DHL-App zu machen.

(Die Methode dazu hatten ich einmal in einem Rundbrief der Arge Briefpostautomation skizziert. Mittlerweile habe ich ein python-Skript geschrieben, welches diesen Job halbautomatisch erledigt)

Ich habe mich dabei beschränkt auf die Marken, welche vom 02.11.23 (sic!) bis 06.11.23 in die Blockchain eingetragen wurden.

Das waren 1140 unterschiedliche Marken und ein Abgleich mit der DHL-Sendungsverfolgung hat ergeben, dass zum jetzigen Zeitpunkt 11 davon auch zum Postversand verwendet wurden. Die Schnittmenge zwischen Krypto-Nerds und Philatelisten ist also relativ klein!

Die Menge kann natürlich noch zunehmen. Jedoch habe ich genau heute die Auswertung gemacht, da ja nach 3 Wochen die Daten in der DHL-App nicht mehr zur Verfügung stehen uns mich insbesondere interessierte, wer zeitnah seine Marken verwendet.

Details dieser 11 Marken in dieser Tabelle:



Was noch auffällt:

- Mutmasslich sind die meisten Versender Sammler, die einen Brief an sich selbst schickten. Denn nur drei Sendungen wechselten das Briefzentrum

- Jemand, der bereits am 02.11.23 (sic!) Zugriff auf Marken hatte, war so mutig, auch eine davon zum Versand zu nutzen (-> Region Bonn)

- Nur drei Marken wurden bis zum Datum 06.11.23 sowohl in die Blockchain gestellt, als auch zum Versand genutzt: Ich meine, alle Personen die hinter diesen drei Marken stehen, zu kennen. ;-)

Ich werde demnächst noch weitere Sachen skriptbasiert auswerten, aber dies erstmal für heute.
 
DL8AAM Am: 20.11.2023 20:40:16 Gelesen: 13655# 181 @  
@ prinzlodi [#180]

Besten Dank für diese interessanten Hintergrundinfos, aber:

Das waren 1140 unterschiedliche Marken und ein Abgleich mit der DHL-Sendungsverfolgung hat ergeben, dass zum jetzigen Zeitpunkt 11 davon auch zum Postversand verwendet wurden. Die Schnittmenge zwischen Krypto-Nerds und Philatelisten ist also relativ klein!

Ich glaube diesen Umkehrschluss kann man so nicht ziehen. Sicherlich heben auch viele, wenn nicht sogar sehr viele, Philatelisten postfrische Briefmarken auf, sei es zur Dokumentation, zum Sammeln, aus "Angst vor dem Verlust" oder "Sicher ist Sicher, ich behalte die erst einmal in der kompletten Originalform auf, man weiss ja nie...".

Beste Grüße
Thomas
 
Ron Alexander Am: 21.11.2023 20:13:23 Gelesen: 13519# 182 @  
Heute habe ich eine Krypto Stamp in die Digitale Sammlung aufgenommen. Benutzerfreundlichkeit bei der Anlage des Ganzen ist wirklich schlecht. Ich selbst musste mir doch kurz die Anleitung der Post anschauen, intuitiv war nicht wirklich etwas.

Eine Spielerei, nicht mehr und nicht weniger. Nachdem ich es jetzt ausgiebig getestet habe, so möchte ich sicherlich nicht sammeln.

Grüße,
Ron
 
Vernian Am: 24.11.2023 10:30:37 Gelesen: 13245# 183 @  
Crypto-stamps allgemein

Hallo,

wenn man sich die Beiträge ansieht, so lässt sich zusammenfassend wohl sagen, dass der überwiegende Teil traditioneller Briefmarkensammler oder gar Philatelisten nur den "realen", den haptisch greifbaren und zur Frankatur verwendbaren Teil dieser Ausgabeform als sammelwürdig erachtet, den digitalen Teil hingegen nicht. Interessehalber befassen sich zwar etliche auch mit diesem Aspekt, aber eher mehr um eine Vorstellung zu haben, was da massiv von post-kommerzieller Seite versucht wird, potenziellen Kunden schmackhaft zu machen, als dies tatsächlich in die eigene Sammelleidenschaft als Neuerung zu integrieren. Umgekehrt besteht zumindest die Annahme, dass die offenbar eher wenigen Interessenten an der Crypto-Sammelform nur ein eher marginales Interesse an den realen "Postwertzeichen", die damit verknüpft sind, haben.

Wenn diese Darstellung so richtig ist, bedeutet das, dass der Postkommerz hier versucht, zwei eigentlich vollkommen unterschiedliche Sammel- und Interessengebiete "auf Kraft" miteinander zu verknüpfen - immer mit dem Ziel möglichst viel Geld zu erzielen für eher wenig Gegenleistung.

Interessant wäre nun nicht nur, wie lange diese derartige "Vermarktung" rentabel fortgesetzt werden wird, sondern vor allem eine Statistik bzw. zumindest halbwegs realistische Einschätzung, in welchem Umfang (weltweit) dies sich tatsächlich auswirkt.

Also:

a) Wie viele bisherigen Briefmarkensammler erweitern ihre Sammelleidenschaft auch auf den Crypto-Bereich?

b) Wie viele Crypto-Sammler beginnen nun auch Briefmarken an sich zu sammeln?

c) Wie viele Crypto-Sammler beginnen nun auch neben den digitalen Cryptomarken zumindest auch die zugehören "realen" Marken zu sammeln?

d) Wie ist das Verhältnis zwischen verkaufter / gebrauchter Auflage der "realen" Komponente und der Anzahl digital registrierter Komponenten? (Etwas, das vermutlich erst nach Abverkauf der jeweiligen Ausgaben erfassbar ist).

Darüber hinaus bewegt mich die Frage:

Bei "realen" Briefmarken gibt es im Vergleich zur Auflage immer einen "Realverlust" an Marken, weil (oftmals) der Großteil an verwendeten Marken einer Auflage in den Müll entsorgt wird, nachdem er seine Aufgabe erfüllt hat, und ansonsten fallen durch die Zeit (Entsorgung von vererbten Sammlungen in dem Müll; durch Feuer-, Wasser- und sonstige Katastrophenverluste) weitere Verluste an.

Gibt es einen ähnlich vergleichbaren Verlust auch im digitalen Bereich? In der Form einer "schleichenden" Anzahl-Abnahme vermutlich nicht, denke ich mal. Nur weil jemand die Zugangsdaten zum Abrufen seines Crypto-Objektes verliert / vergisst / ... ist dieses ja damit noch nicht weg, sondern nur eben für (fast) niemanden mehr zugreifbar. Digital gesehen dürften registrierte Crypto-Marken ja erst dann "verloren" sein, wenn der / die Speicherorte, in denen eine Cryptomarke eingetragen ist, soweit ins digitale Nirvana abgeglitten sind, dass eigentlich niemand bzw. nichts sie mehr finden oder reaktivieren kann. Ist mein Verständnis von der Sache hier richtig?

Auch wenn vielleicht an anderer Stelle erwähnt: Ich selber sehe die Cypto-Komponente für mich als vollkommen uninteressant an, und überteuerte Briefmarken, die damit verknüpft sind, lasse ich auch "links liegen". Und wenn eines der wenigen Sammelgebiete, in denen ich noch Neuheiten vollständig sammle, eine deutlich überteuert verkaufte Cryptomarke herausgeben sollte, dann ist das für mich die Beendigung dieses Sammelgebietes.

Beste Grüße

Vernian
 
Holo-Gert Am: 24.11.2023 15:39:35 Gelesen: 13167# 184 @  
Zu Krypto-Briefmarken allgemein:

Ich sammle seit 2018 crypto stamps/ Blockchain-Ausgaben, NFT gestützte Ausgaben u.ä. Ich möchte mich inzwischen als ein Experte auf diesem Gebiet bezeichneen, zumal ich eine sehr umfangreiche Sammlung aller dieser Ausgaben habe.

Vernian hat einige sehr interessante Fragen aufgeworfen, die allerdings nur in einer mehrseitigen Zusammenfassung zu beantworten wären. Das Grundproblem ist nämlich, dass Krypto-Briefmarke nicht gleich Krypto-Briefmarke ist. Viele Postverwaltungen gehen ihre eigenen Wege.

Insbesondere ist die AT Post eine treibende Kraft für "Innovationen".

Besonderes gilt aber z.B. auch für Gibraltar.

Die thailändische Ausgabe ist für Europäer problematisch.

Die Portugal-Ausgabe ist nur sinnvoll, wenn man die codes wirklich einliest.

Sehr originell die Ausgabe der Färöer.

Wieder etwas anderes ist die französische Ausgabe.

Das ist aber nur das Hauptproblem und das schon würde wohl fast alle Leser total überfordern.

Dazu kommen weitere Probleme: Wer hat überhaupt Ahnung vom virtuellen Marktgeschehen mit NFTs? Im Kunstbereich läuft z.B. ein Handel mit NFTs, der nie richtig Fahrt aufnehmen konnte.

Wer hat eine wallet, z.B. in Metamask? Wer kennt Atomic Hub, "the leading high scale NFT platform for creating, trading and buying / selling NFTs that is used by millions around the world." [1]

Wer beobachtet das Marktgeschehen, wie auf einer realen physischen Briefmarke basierende NFTs z.B. auf OpenSea gehandelt werden?

Zentral die wohl unbeantwortbare Frage, wie viele Käufer ihre Briefmarke tatsächlich in ihre wallet einlesen. Meines Erachtens dürften das sehr wenige, deutlich unter 10 % sein.

Auch der Kauf oder Verkauf einer Kryptomarke ist "zweischneidig": erwirbt man nur das physische Produkt oder kauft man den NFT auch mit, wenn dieser bereits vom Verkäufer eingelesen wurde. So besitze ich z.B. einen echt gelaufenen Brief mit einer kroatischen Kryptomarke des Typs II als Frankatur, wobei ich gleichzeitig den NFT auf meine wallet transferiert bekommen habe. Aber wie viele Sammler machen das wohl?

So ist wohl eher anzunehmen, dass fast nur "postfrische" Kryptomarken gehandelt werden.

Letzten Endes bleibt der Aspekt des "Gewinnspiels", der Zockerei. Dies begann mit der crypto stamp 1.0 Einhorn der AT Post. Von der großen Auflage dieser Marke waren nur 1 % virtuell rot. Die virtuelle Farbe war natürlich beim Kauf nicht zu sehen, sondern erschien erst beim Einlesen des QR codes. Der hype begann und die virtuell rote stamp wurde anfangs mit 1200 bis 1500 € gehandelt.

Der hype ist inzwischen deutlich im Abklingen, zumal einige Postverwaltungen total überzogen haben: Österreich, Schweiz mit ihrer ersten Ausgabe und die Liechtensteinische Post AG.

Die Liechtensteinische Post macht es ja clever: sie bringt Briefmarken "hoheitlich" mit der Aufschrift "Fürstentum Liechtenstein" heraus, auch teils teure Blockchain-Ausgaben und gleichzeitig gibt sie mit der Aufschrift "Liechtenstein Post" eine Serie von Kryptomarken heraus. Dabei stieg die Auflage der ersten Ausgabe von 3000 Stück auf 6500 bei der aktuell 5. Ausgabe. Eines aber blieb immer gleich; von der virtuell regenbogenfarbenen Marke existieren nur 50 Stück. Das sagt allein schon alles, um was es wirklich geht.


[1] "die führende NFT-Plattform für die Erstellung, den Handel und den Kauf/Verkauf von NFTs, die von Millionen Menschen auf der ganzen Welt genutzt wird." (DeepL)
 
DL8AAM Am: 24.11.2023 19:20:30 Gelesen: 13100# 185 @  
Das bzw. das wichtigste Kernproblem für die Philatelie ist das (die aller meisten) Kryptobriefmarken einfach nicht mehr den Zweck "Postwertzeichen" erfüllen oder gar erfüllen können, wie in Österreich mit einer (vermeindlich) postgültigen Nominale von 500 €. Solange NFTs, was ja eine nette idee ist, im Rahmen der Karton-Philatelie verausgabt werden, ist alles OK. Wer Spass daran hat, kauft sich den "Karton" und erfreut sich daran - und daran ist erst einmal auch absolut nichts verwerfliches. Zum Problem wird es für die Philatelie erst, postgültige Postwertzeichen hinter der Krypto-Pay-Wall versteckt werden bzw. die Höhe der Wall in keinem seriösen Verhältnis mehr stehen.

@ Holo-Gert [#184]

zumal einige Postverwaltungen total überzogen haben: Österreich

Die österreichische Post ja hat bereits vor vielen Jahren den Boden der Seriösität komplett verlassen, spätestens seit dem sie sogenannte Postwertzeichen verausgaben, die eben die Aufgabe eines "einzulösenden Postwertzeichens" physikalisch, zumindest aber technisch überhaupt nicht mehr sinnvoll erfüllen können. So etwas dann auch noch als Innovation zu verkaufen, wird gelinde gesagt, noch nicht einmal mehr in Ansätzen dem Wort "Unseriösität" gerecht. Vielleicht als "Innovation im Über-dem-Tisch-ziehen" (der letzten "Ländersammler").

Auf die Spitze hat es die AT Post dann aber mit dem (Krypto-) "Postwertzeichen" mit postgültiger Nominale zu 500 € getrieben, zumal es in AT wohl absolut keine Möglichkeit gibt, den erworbenen Gutschein gegen irgendwelche Postdienstleistungen über 500 € einzulösen. Da wäre man ja schon fast mal versucht, hier von Betrug zu sprechen. Ich verkaufe Gutscheine, nenne bzw. bewerbe und verkaufe sie auch als solches, wissend dass ich eine Einlösung durch den Inhaber dieses Inhaberpapiers aber (bewusst) unmöglich mache. Ich also bereits beim Verkauf weiss, dass ich nie eine Gegenleistung zu erbingen habe.

[Hierzu eine Hintergrundfrage: Gibt es in AT die Möglichkeit (z.B. unbrauchbar gewordene, aber noch nicht "eingelöste" Briefmarken, wie in D) bei der Post gegen neue Briefmarken einzutauschen? Wenn ja, gibt es dann nur einen 1:1 Tausch? Falls ein 1:1 Tausch aber nicht mehr möglich sein sollte, vielleicht gegen "kleine Werte"? Oder kann man eine Postdienstleistung bei der Post, statt mit Bargeld, "am Schalter" mit einer Briefmarke bezahlen? Zum Beispiel, ich liefere 1000 Massenwerbesendungen zum Gesamtporto über 500 € ein und zahle mit der 500 €-Briefmarke?]

Im Prinzip haben diese Postdienstleister durch die Ausgestaltung Ihrer Krypto-Ausgaben diese (eigentlich interessante) Idee selbst torpediert bzw. mit der Ausgabe bereits den Ast tief angesägt. Sowas hätte man auch seriös (im Rahmen von interessanten bzw. innovativen "Zusatzprodukten" der Karton-Philatelie) gestalten können, aber so sieht man bereits an der Ausgestaltung der Produkte, dass es hier nur um das Schnelle Geld "im Jetzt" geht. Möglichst schnell noch den NFT-Hype der (sehr) späten Anfangsjahre versuchen auszunutzen, bevor die Blase endgültig platzt (verstärkt eben auch auf Grund des eigenen Verhaltens). "Leider" sind die Posten ja auch erst viel zu spät aufgesprungen, der Hype ist (in der zivilen Normalwelt) bereits fast schon verflogen.

Ich rede nicht von Krypto- bzw. digitalen Geld, zumindest letzteres dürfte kommen und sich, spätestens mit dem offiziellen "digitalen Euro" [der EZB] wohl auch durchsetzen - und ich rede hier auch nicht von NFTs als "Eigentums- bzw. Echtheitsbeweis" von echten Dokumenten o.ä., hier könnten NFTs irgendwann einmal einen echten Sinn haben.

BTW, "unsere" DPAG hat ihre Krypto-Briefmarkenausgabe ja fast auch noch seriös gestaltet, zumindest im Vergleich zu anderen Posten, insbesondere der österreichischen. Der "Krypto-Zuschlag" befände sich hier bei den DPAG-Kryptos eher wirklich im seriösen Bereich der Karton-Philatelie, alles eigentlich erst einmal alles 'gut', wenn nicht das Problem der eigenen Hauptnummer bestände. Nur ist das ein Problem, dass wir, mit der Art der Katalogisierung, selbst geschaffen haben. Gut, dass es die selbstklebende Ausgabe eines Postwertzeichens ausschließlich nur mit einem erheblichen Zuschlag für "Gewinnzwecke" - mit einem Karton - zu erwerben gibt, ist schon etwas "unglücklich". Und die Post hat sicherlich bewusst auch "unsere" Katalogisierungsproblematik voll ausgenutzt ;-)

Es gilt immer noch, Briefmarken sind Postwertzeichen und Postwertzeichen sind nichts anderes als "Gutscheine", die man einlösen kann bzw. können muss (zumindest theoretisch). Ohne Einlösungsmöglichkeit, kein Gutschein, d.h. kein Postwertzeichen, sprich keine Briefmarke - egal wie der Verkäufer das Ding auch nennen mag. Vielleicht sollte die AT-Post 10 Tonnen Müll in einen handlichen Würfel pressen, mit recycelten Platik ummanteln und da "Österreich" sowie "1000 Euro" draufdrucken - im Zweifelsfall noch einen virtuellen NFT damit verküpfen. Da das jetzt ja offiziell eine "Briefmarke" und kein Müll mehr ist, entfiele auch das Problem eines teuren (und womöglich sogar illegalen) Müllexports. Eine echt innovative Lösung, "Briefmarkenalbum" statt CO2-freisetzende Verbrennung, ;-)

Da waren die Golfscheichtümer und Agenturausgabe-Länder ja noch superdupermegagiga-seriös, mit fast schon als äußerst moderat zu bezeichnenden Zuschlägen, um nicht zu sagem "fast verschenkt". Und da konnte man im Zweifelsfall die Briefmarken immer noch einlösen, falls man da mal kurz hingejettet ist. Und trotzdem wurde so etwas vom Weltbriefsammlerverband gebrandmarkt ... und was passiert heute? Nichts. Noch nichts? Aber Österreich klingt - als Land - vielleicht halt noch etwas seriöser als Ras-Al-Khaimahs ihm seine Dependancen, noch ... Ach, Stop, ich vergass, das ist ja jetzt nicht grenzwertig unseriös, sondern hoch innovativ ... Sorry!

Aber ja, ich weiß, ich bin nur ein alter, rückwärtsgewandter weißer Mann. ;-)

Beste Grüße
Thomas
 
Holo-Gert Am: 24.11.2023 20:10:44 Gelesen: 13059# 186 @  
@ DL8AAM [#185]

Insgesamt völlig richtig, u.a. liege ich mit der AT Post auch seit über einem Jahr "über Kreuz".

Aber die AT Post gibt nicht klein bei. Ganz im Gegenteil. Wie bereits in einem anderen Forumbeitrag geschildert, hat sie zuletzt ihre crypto stamp 5.0 und 5.1 herausgebracht. Parallel dazu erschienen die crypto stamps "Safe 5.o und 5.1" je in 3 Ausführungen: Schnuller, Fläschchen und Regenbogen. Von den 65.500 bzw 25.000 Stück der Safes waren die "Regenbogen" nur 1%, also nur 655 bzw nur 250 Stück. Händler-Spekulanten verlangen für diese Regenbogen-Ausgabe ca 750 €. Mehr muss dazu nicht gesagt werden!
 
Holo-Gert Am: 26.11.2023 14:05:54 Gelesen: 12769# 187 @  
Hallo,

wer aber unbedingt Krypto-Briefmarken sammeln will, der kann es auch mit Spaß ohne große Erwartungen auf Gewinn tun.

Sehr originell finde ich z.B. die 4 Krypto-Marken der Färöer-Inseln. Sie zeigen die 4 Jahreszeiten.

Liest man den jeweiligen QR code ein, dann kann man entscheiden, ob man die Marke aktivieren will. Man wird dann tatsächlich aktuell mit der Wetterstation auf den Färöern verbunden.

Je nachdem, wie dort die aktuellen Wetterbedingungen sind, kann die Marke von level 1 bis level 5 aktiviert werden:

Marke Frühling, Windstärke
Marke Sommer, Temperatur
Marke Herbst, Luftfeuchtigkeit
Marke Winter Regenmenge.

Hier greift kein Gewinnspiel, denn von allen aktivierten Marken weiß ja niemand, wie viele es von dem jeweiligen level gibt.

Hier mein echt gelaufener Herbst-Brief.


 
Philipp Harder Am: 26.11.2023 17:01:29 Gelesen: 12707# 188 @  
@ Holo-Gert [#187]

Hier greift kein Gewinnspiel, denn von allen aktivierten Marken weiß ja niemand, wie viele es von dem jeweiligen level gibt.

In dem Punkt möchte ich widersprechen. Natürlich weiss man bei einer Blockchain, wie viele es von dem jeweiligen Level gibt.

Von den 7'500 Marken "Winter" z.B. wurden bisher 19 Stück "aktiviert" und davon sind
- 10 Stück "Regen Level 1" (kein Regen)
- 0 Stück "Regen Level 2"
- 3 Stück "Regen Level 3"
- 1 Stück "Regen Level 4"
- 3 Stück "Regen Level 5" (ganz viel Regen)
 

Quelle: https://opensea.io/collection/stampsofmaybe

In der Blockchain steht der Regen auf 2 Nachkommastellen genau. Diese zwei NFTs wurden zum Beispiel bei exakt "2.33mm" gemintet:

https://opensea.io/collection/stampsofmaybe?search[stringTraits][0][name]=Rain&search[stringTraits][0][values][0]=2.33mm

Warum man Regen, Wind, Feuchtigkeit und Temperatur in 5 Levels aufteilt, soll vermutlich den Sammlertrieb wecken: erst mit "allen 5 Levels" ist man komplett!
 

Vernian Am: 26.11.2023 17:10:00 Gelesen: 12701# 189 @  
Also ich weiß ja nicht, soll man den Ideenreichtum der Crypto-Vermarkter bewundern oder laut schreiend sich Luft verschaffen vor solcherlei Maß an Irrsinn? Und vor allem: Was hat das alles bitte mit dem Sammeln von Briefmarken zu tun ?
 
bovi11 Am: 26.11.2023 17:58:00 Gelesen: 12674# 190 @  
@ Vernian [#189]

Das sehe ich ebenso und frage auch:

"Was hat das alles bitte mit dem Sammeln von Briefmarken zu tun?"

Nach meinem bescheidenen Wissen wurde die Briefmarke 1840 erfunden, um einfach dokumentieren zu können, dass man die Dienstleistung "Transport eines Briefes" bereits bezahlt hat.
 
Philipp Harder Am: 26.11.2023 19:31:52 Gelesen: 12618# 191 @  
@ Vernian [#189]

Also ich weiß ja nicht, soll man den Ideenreichtum der Crypto-Vermarkter bewundern oder laut schreiend sich Luft verschaffen vor solcherlei Maß an Irrsinn? Und vor allem: Was hat das alles bitte mit dem Sammeln von Briefmarken zu tun ?

Wir sollten etwas Geduld haben. Die Aktion der Post mit ciphers.me war überhastet. Ich wette, dass man in 5 Jahren Briefmarken "onchain" kaufen und selbst auf den Brief drucken wird. Weil diese Briefmarken als NFT "auf einer Blockchain sind", kann man ungenutzte Frankaturware dann auch fälschungssicher weiter verkaufen oder vertauschen. Ich war 2019 bei den ersten österreichischen Krypto-Marken dabei. Zum NFT-Sammler bin ich nicht geworden, aber wegen den Marken habe ich mir eine Wallet installiert. Das "Krypto-Wechselgeld" von damals ist heute einen vierstelligen Euro-Betrag wert.

Durch die erste deutsche NFT bin ich auf die Polygon-Blockchain aufmerksam geworden. Im Gegensatz zur Ether-Blockchain sind die Transaktionsgebühren auf Polygon "praktisch Null". Das kann man als Briefmarkensammler vielleicht auch mal nutzen, um kleinere Beträge "gebührenfrei" in alle Welt zu verschicken.
 
Vernian Am: 26.11.2023 20:11:05 Gelesen: 12597# 192 @  
@ Philipp Harder [#191]

und selbst auf den Brief drucken wird.

Damit wird daraus aber keine Briefmarke, sondern bestenfalls eine Internetmarke, wie es sie jetzt auch schon weit weniger umständlich gibt. Auch wenn dies andere anders sehen, derartiges sind für mich "Freimachbelegformen" und eine besondere Form der Frankatur, aber keine Briefmarken.

Das "Krypto-Wechselgeld" von damals ist heute einen vierstelligen Euro-Betrag wert.

Ich freue mich für Deinen Optimismus. Ich mutmaße eher, in 5 Jahren ist das ganze so ziemlich gar nichts mehr wert und verschwindet wieder aus dem Bewusstsein und ob ungenutzte Frankaturware dann auch fälschungssicher weiter verkaufen oder vertauschen eintritt - ich mutmaße hier mal, auch dafür wird kein signifikanter Markt entstehen, mangels Interesse oder Bedarf. Da ich meistens falsch liege mit solcherlei Prognosen, dürfte ich jetzt das Gegenteil bewirkt haben. :-D

Trotzdem glaube ich nicht, dass sich daraus eine wirklich nennenswerte Sammlergemeinschaft bildet, oder dass sich eine solche Form von "Frankaturware" (wenn es denn mal in diese Richtung gehen sollte) tatsächlich durchsetzen würde. Wer digital-online frankieren will, der nutzt inzwischen bestehende und problemlose Formen der Internetfrankatur, oder das sog. Handy-Porto u.ä., und dürfte kaum Interesse haben, dafür auch noch die teuren Farbpatronen seines Druckers zu bemühen um solcherlei Frankaturformen zu nutzen, aber das ist nun meine Meinung bzw. Glaskugelseherei, lassen wir uns überraschen.
 
Richard Am: 27.11.2023 09:42:17 Gelesen: 12486# 193 @  
Milliarden-Blase geplatzt: Digitale Kunst - fast alle NFTs sind wertlos

22.09.2023 (n-tv) - Sie wurden als Revolution der Kunstwelt gefeiert: NFTs. Doch von dem Hype ist nichts geblieben. Die meisten von ihnen haben nur noch ideellen Wert.

Es ist gar nicht lange her, da wurden für NFT-Kunstwerke Millionen Dollar bezahlt. Um NFTs, also die Echtheitszertifikate für digitale Güter, war 2021 und 2022 ein Hype entstanden, am Höhepunkt lag das monatliche Handelsvolumen dem "Business Insider" zufolge bei satten 2,8 Milliarden Dollar.

Mittlerweile hat sich der Großteil des einstigen Werts in Luft aufgelöst. Dappgambl, eine Firma, die auf Wetten auf Krypto-Währungen spezialisiert ist, hat sich mehr als 73.000 NFT-Kunstsammlungen angesehen. Mehr als 95 Prozent davon haben demnach einen Wert von null Ether.

[Quelle und ausführlich weiterlesen und weiterhören: https://www.n-tv.de/wirtschaft/Digitale-Kunst-fast-alle-NFTs-sind-wertlos-article24415805.html ]
 
Holo-Gert Am: 27.11.2023 14:58:06 Gelesen: 12397# 194 @  
@ Philipp Harder [#188]

Selbstverständlich hast du Recht. Mit "niemand" meinte ich eher, dass es kaum Anbieter geben wird, die mit diesem Wissen eine Kryptobriefmarke mit Level X als extrem selten anbieten werden.

Im Gegensatz z.B. zu den österreichischen crypto stamps wird die "Seltenheit" auch nicht im Katalog stehen. Bei Österreich nennt der Michel-Katalog immerhin die Menge der Briefmarken in den virtuellen Farben: Beispiel, MiNr. 3470 sind 5 virtuelle Farben in unterschiedlicher Häufigkeit zugeordnet, die mit Hilfe des Buchstaben-/Nummern-Codes auf dem Zierfeld eruierbar sind: Schwarz (78.500), Grün (40.000), Blau (20.000), Gelb (10.000) und Rot (1.500 Stück). Die angegebenen Preise beziehen sich auf die billigste (schwarze) Variante.

Bei den Färöer Marken wird dies nicht passieren, zumal ja jederzeit ein Sammler seine gekauften Marken noch einlesen kann, so dass die aktuelle Menge jedes levels sich jederzeit ändern kann.

Ich besitze postfrisch zwei komplette Sätze und meine 8 Marken sind alle eingelesen. Auch meine Marke auf dem Brief ist eingelesen.

Vom "Winter" sind bisher nur 17 Marken "aktiviert" worden. Schon daran sieht man aber, wie wenig Sammler dies überhaupt tun. Darum denke ich nicht, dass das Ziel ist, alle 5 levels in seiner Sammlung zu haben. Ich habe jetzt auch nicht nachgesehen, wie die Vergleichszahlen von Frühling, Sommer, Herbst und Winter sind. Ich glaube aber, dass ich so ziemlich alleine bin in meinem Bemühen, alle 4 Marken auf dasselbe level einzulesen. Sprich, ich habe tatsächlich 3 Tage lang den Wetterbericht von den Faröern verfolgt, um meine Marken zu völlig verschiedenen Zeitpunkten auf dasselbe Level einzulesen.

Das ist aber für mich "Spielerei", auch etwas spannend, aber damit verbinde ich keinerlei "kommerzielle" Erwartungen.
 
Holo-Gert Am: 27.11.2023 15:25:46 Gelesen: 12386# 195 @  
Nur zum Vergleich: Jede Färöer Kryptomarke hat 7500 Auflage und kostet ca 13,40 €. Wie mein Brief zeigt, sind die 100 Kronen auch prinzipiell 100 Kronen Porto wert (auch wenn ich überfrankieren musste).

Die deutsche Kryptomarke BT hat 250.000 Auflage und kostet 9,90 €. Ihr tatsächlicher Portowert ist 1,60 €.

Die Deutsche Post AG ist einfach dem Geschehen hinterher, egal, ob man den Kryptomarken-hype gut findet oder nicht.

Und die deutsche Gold-Edition ist ein völlig sinnfreier Schnellschuss, wo man nicht so richtig auf den Geldmacherei-Zug aufspringen wollte (Erlös für die Post ja nur 10.000 €), man aber doch irgendwie etwas "Besonderes" bieten wollte.
 
Bautenfünfer Am: 28.11.2023 01:19:45 Gelesen: 12177# 196 @  
Das hat doch alles nicht mehr mit sammeln zu tun, sondern nur noch um Geld, Geld und nochmals Geld. Da kann ich ja gleich Geld sammeln - geht einfacher.
 
Eric Scherer Am: 28.11.2023 10:06:47 Gelesen: 12064# 197 @  
@ Bautenfünfer [#196]

Leider muss ich da wiedersprechen: Es geht hier auch um die Zukunft der Philatelie. Die Philateliebereiche innerhalb der verschiedenen Postanstalten müssen sich immer wieder rechtfertigen und zeigen, dass sie noch eine Existenzberechtigung haben. Philatelie hat auch immer etwas mit Innovation zu tun. Ob sich eine Innovation durchsetzt, entscheidet die Zukunft. Für mich das beste Beispiel sind die Briefmarkenblocks. Als vor 100 Jahren der erste Briefmarkenblock in Luxemburg erschien, waren viele Philatelisten überhaupt nicht begeistert und haben gerufen "Es geht ja nur ums Geld machen!". Heute sind Blocks noch immer sehr beliebt und ein schöner Brief mit einem Block frankiert erfreut jeden Philatelisten!

Ich selbst verwende Kryptobriefmarken zur Frankatur und jeder, der solche Post erhalten hat, hat sich immer gefreut.

Wir als Philatelisten sollten bedenken: Die Postanstalten lesen in unseren Foren mit und die häufig hier vorgetragene negative Stimmung bleibt dort nicht verborgen. Wir sollten uns daher fragen: Ist das motivierend? Oder wollen wir haben, dass die Post in Deutschland, Österreich oder der Schweiz dem Vorbild von Island folgt und die Ausgabe von Briefmarken komplett einstellt ?

Mein persönliches Credo: ich sammle, was mir gefällt, und ich lasse andere sammeln, was denen gefällt. Einer meiner Facebook-Freunde sammelt Weltraumpost. Er ist ein begeisterter Experte. Ich freue mich an seinen Posts und den Fotos. Selber sammeln tue ich es nicht und ich enthalte mich auch aller blöden Kommentare. Ich denke, dass ist ein Grundsatz für jeden anständigen Philatelisten: Jeder darf sammeln, was er will, und ich äussere mich nicht abfällig über die Sammelgebiete anderer.

Die Kryptomarken sind ein Versuch, die Briefmarke in die Zukunft zu bringen. Sie ist ein Beitrag zur Vielfalt in der Philatelie.
 
Frankenjogger Am: 28.11.2023 10:37:32 Gelesen: 12034# 198 @  
@ Eric Scherer [#197]

"Es geht hier auch um die Zukunft der Philatelie."


Das stimmt nicht, da widerspreche ich deutlich!

Es geht hier um pseudo-philatelistische Produkte, mit denen Postanstalten Geld verdienen können, aber nicht wirklich um Philatelie.

Mit Krypto-Marken wird die Zukunft der Philatelie meiner Meinung nach nicht positiv beeinflusst. Negativ wird es, wenn dadurch wieder ein deutlicher Wertverlust einhergeht. Dann ist das ein weiteres Teil für den Grabstein der modernen Philatelie. Einen großen Anteil des Imageverlustes der Philatelie in Deutschland hatte der Wertverlust bei der Euro-Umstellung, das sollte man nicht vergessen.

Die Philatelie braucht meiner Meinung nach solche Produkte nicht. Es gibt so viele Briefmarken und Belege welche die Philatelie zu einem spannenden Hobby machen.

Das sind auch keine "blöden" Kommentare, sondern Meinungen, die man schon äußern (dürfen) sollte.

Wo ich dir Recht gebe, jede/r/s darf und sollte sammeln, was er/sie/es möchte.

Ich brauche Kryptomarken nicht,
Klemens
 
drmoeller_neuss Am: 28.11.2023 10:48:48 Gelesen: 12021# 199 @  
@ Eric Scherer [#197]

Es geht hier auch um die Zukunft der Philatelie. Die Philateliebereiche innerhalb der verschiedenen Postanstalten müssen sich immer wieder rechtfertigen und zeigen, dass sie noch eine Existenzberechtigung haben.

Man muss zwischen Philatelie und Briefmarken unterscheiden. Briefmarken sind bunt bedruckte Zettelchen, die man mit oder ohne aufgedruckten Stempel in das Album stecken kann. Philatelie beschäftigt sich mit dem Postwesen um die Briefmarke. Briefmarken sind nur ein Teil der Philatelie. Philatelisten brauchen keine Briefmarkenversandstellen. Und es gibt Philatelisten, die noch nicht einmal Briefmarken brauchen. Ich denke nur an die Freistempelsammler.

Oder wollen wir haben, dass die Post in Deutschland, Österreich oder der Schweiz dem Vorbild von Island folgt und die Ausgabe von Briefmarken komplett einstellt?

Ich hätte nichts dagegen, wenn pro Jahr nur ein paar selbstklebende Marken für den tatsächlichen Bedarf erscheinen würden. Umgekehrt stört mich die Neuheitenflut nicht. Ich muss kein Abonnement bei der Versandstelle abschliessen. Wenn die Post damit noch Geld verdienen kann, ist es eben Marktwirtschaft. Dann soll die Post aber auch nicht über die zusätzliche Arbeit jammern, die die Sammler verursachen, die ihre bunten Klebezettelchen kaufen.

Man muss sich nur mit der Klassik beschäftigen. Die Briefmarke ist hier nur Nebensache. Von den Motiven sind Gebiete wie Thurn und Taxis und Bergedorf ausgesprochen langweilig, und Neuheiten gibt es schon seit 150 Jahren nicht mehr. :)

Es fehlt hier das Argument, dass die Postverwaltungen die philatelistischen Verbände unterstützen. Hier gilt das gleiche Argument: wenn die Sammler die Verbände brauchen, und Verbände sinnvoll sind, dann sollten sich Verbände ohne Probleme von ihren Mitgliedern finanzieren lassen, ohne auf die Almosen Dritter angewiesen zu sein.

Als vor 100 Jahren der erste Briefmarkenblock in Luxemburg erschien, waren viele Philatelisten überhaupt nicht begeistert und haben gerufen "Es geht ja nur ums Geld machen!".

Das sollte man klarstellen. Die Postverwaltung Luxemburgs hatte gar nicht die Absicht, der "Erfinder" des Blocks zu werden. Um das Geld machen ging es damals auch nicht. Die Luxemburger Block-Ausgabe sollte in einem normalen Schalterbogen erscheinen. Leider hatte die Druckerei nur ein Klischee geliefert, und man entschloss sich in der Not, einen Bogen mit nur einer Marke zu drucken. Die Sammler waren von der Neuheit begeistert und es blieb nicht bei diesem Block!
 

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