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Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
Das Thema hat 3400 Beiträge:
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evwezel Am: 03.03.2024 20:14:33 Gelesen: 26770# 3326 @  
Liebe Sammelfreunde,

das Wetter war heute bei uns viel zu schön für Transkriptionsarbeiten hinter dem Computer, aber in den nächtlichen Stunden ist es mir doch noch gelungen einen Feldpostbrief zu "übersetzen". Ich zeige Euch den Text, in dem noch einige Wörter fehlen.

Viele Grüße,

Emiel
---
Seite 1

Waldniel, den 3/11. 15

Mein lieber Heinrich!

Beifolgend übersende ich Dir
die Karte von Alfons u. schreibe
dem Ärmsten einmal. Wie Du siehst,
liegt er bereits im Schützengraben.
Hier alles beim Alten, allerdings daß
uns inzwischen (gestern) die beiden
Maschinisten eingezogen sind. Beide
Schrammen(?) u. Küben(?) liegen in Köln
Bickend.[1] u. sind einer Fliegerabt.[2]
zugeteilt worden. Hoffentlich finden
wir recht bald gebührend Ersatz; denn
ohne zuverlässigen, selbständiger Heizer
können

Seite 2

wir unmöglich den Betrieb noch
weiter aufrecht halten. Bis jetzt haben
wir zur Aushülfe Jansen(?) vorigen
Maschin.[3] der für 6 Wochen beurlaubt
ist auf halbe Tage hier. Ein Mann
von der Brügger Dampfziegelei die
seit gestern den Betrieb einstellten
kommt heute zur Ansicht, vielleicht
kann er uns schon den Winter hin-
durch Hülse-Ersatz leisten. Unter
wollte diesem gleich einen Hülfs-
jungen zur Anlernung geben, da-
mit, falls im Sommer die Ziegelei
die Arbeit wieder aufnimt[4], der Junge
wenigstens angelernt ist. Denke(?)
Dir(?) gestern wurden in Rheydt 4000
Leute wieder eingestellt. Davon wurden

Seite 3

nur 7 durch dringende Reklamation
für vorläufig beurlaubt. Unsere ist
natürlich auch verworfen worden
trotzdem wir Heereslieferung haben
& schon bereits alle Leute aus dem
Betrieb hergegeben haben. So folgt
eine Befragung bald der anderen.
Die Friedensaussichten liegen anschei-
nend auch noch in sehr weiter
Ferne. Vertrauen wir uns weiterhin
auf Gotteshülfe & Schutz. Da ich annehme,
daß Du bereits wieder zu Deiner Residenz
Freiburg abgereist bist, habe ich n/Essen
nicht mehr geschrieben. Ich habe sehr bedauert
nicht dorthin Dich mitbesuchen zu können.
Rich. Wat.[5] war wieder für 14 Tg. in Urlaub.
Während der Tage kam ein zweiter Kriegsjunge
bei ihm an.[6]

Seite 4

Heinrich Waters ist auch wieder ins Feld
u. zwar zum Westen. Er ist nur noch
Gefr[7]. Rich.[8] meinte daß Du bei der Spezialw(…)
(…). der Zuteilung zur Gebirgsbatterie ganz
leicht u. rasch weiter befördert werden könntest.
Nun vielleicht kannst Du Karl beikommen
& wer weiß auch noch mit Dekoration des
schw. Bändchens[9]. Trotzdem sei nur nicht dieser-
halb[10] dazu mehr angespornt Dich unnütz[11] das
Gefahr auszusetzen. Wir sehen Dich lieber gesund
& munter wieder heimkehren! – Für heute
lebe herzlich wohl. Tausend Grüße von
Haus z. Haus in tr.[12] Liebe
Deine Schwest. Josefine

Die anderen Postsachen hast Du bei Deiner
Rückkehr hoffentlich vorgefunden.


[1] Köln Bickendorf. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Bickendorf_(K%C3%B6ln)
[2] Fliegerabteilung
[3] Maschinist
[4] Rechtschreibung ist aufnimmt.
[5] Richard Waters
[6] Sohn Richard Waters wurde geboren am 2. November 1915.
[7] Gefreiter
[8] Richard
[9] An Kämpfer wurde das Eiserne Kreuz am schwarzen Band mit weißen Seitenstreifen verliehen.
[10] deshalb
[11] nutzlos
[12] treue



 
volkimal Am: 03.03.2024 21:39:37 Gelesen: 26746# 3327 @  
@ evwezel [#3326]

Lieber Emiel,

hier meine Version. Es ist kaum etwas zu ändern! Zuerst Seite 1:

Waldniel, den 3/11 15

Mein lieber Heinrich!

Beifolgend übersende ich Dir
die Karte von Alfons u. schreibe
dem Ärmsten einmal. Wie Du siehst,
liegt er bereits im Schützengraben.
Hier alles beim Alten, allerdings daß
uns inzwischen (gestern) die beiden
Maschinisten eingezogen sind. Beide
Schrammen u. Huben [1] liegen in Köln
Bickend.[2] u. sind einer Fliegerabt.[3]
zugeteilt worden. Hoffentlich finden
wir recht bald gebührend Ersatz; denn
ohne zuverlässigen, selbstän digen Heizer
können

[1] Schrammen u. Huben (lateinische Schrift) = Nachnamen der beiden Maschinisten
[2] Köln Bickendorf. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Bickendorf_(K%C3%B6ln)
[3] Fliegerabteilung

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 03.03.2024 21:47:01 Gelesen: 26740# 3328 @  
Seite 2

wir unmöglich den Betrieb noch
weiter aufrecht halten. Bis jetzt haben
wir zur Aushülfe Jansen vorigen
Maschin.[4] der für 6 Wochen beurlaubt
ist auf halbe Tage hier. Ein Mann
von der Brügger Dampfziegelei die
seit gestern den Betrieb einstellten
kommt heute zur Ansicht, vielleicht
kann er uns schon den Winter hin-
durch Hülfe [5] -Ersatz leisten. Unter
wollte diesem gleich einen Hülfs-
jungen zur Anlernung geben, da-
mit, falls im Sommer die Ziegelei
die Arbeit wieder aufnimt[6], der Junge
wenigstens angelernt ist. Denke
Dir
gestern wurden in Rheydt 4000
Leute wieder eingestellt. Davon wurden

[4] Maschinist
[5] Hülfe = veraltetes Wort für Hilfe
[6] Rechtschreibung ist aufnimmt.
 
volkimal Am: 03.03.2024 21:54:08 Gelesen: 26737# 3329 @  
Seite 3

nur 7 durch dringende Reklamation
für vorläufig beurlaubt. Unsere ist
natürlich auch verworfen worden
trotzdem wir Heereslieferung haben
& schon bereits alle Leute aus dem
Betrieb hergegeben haben. So folgt
eine Aufregung bald der anderen.
Die Friedensaussichten liegen anschei-
nend auch noch in sehr weiter
Ferne. Vertrauen wir uns weiterhin
auf Gotteshülfe & Schutz. Da ich annehme,
daß Du bereits wieder zu Deiner Residenz
Freiburg abgereist bist, habe ich n/Essen [7]
nicht mehr geschrieben. Ich habe sehr bedauert
nicht dorthin Dich mitbesuchen zu können.
Rich. Wat.[8] war wieder für 14 Tg. in Urlaub.
Während der Tage kam ein zweiter Kriegsjunge
bei ihm an.[9]

[7] n/Essen = vermutlich „nach Essen“
[8] Richard Waters
[9] Sohn Richard Waters wurde geboren am 2. November 1915.
 
volkimal Am: 03.03.2024 22:12:48 Gelesen: 26726# 3330 @  
Leber Emiel,

wieder einmal absolut super vorbereitet. Da gibt es kaum etwas zu kritisieren. Leider fällt mir zu den beiden unklaren Wörten in der dritten bzw. vierten Zeile nichts sinnvolles ein.

Seite 4

Heinrich Waters ist auch wieder ins Feld
u. zwar zum Westen. Er ist nur noch
Gefr[10]. Rich.[11] meinte daß Du bei der Spezialw(…)
ve???.
der Zuteilung zur Gebirgsbatterie ganz
leicht u. rasch weiter befördert werden könntest.
Nun vielleicht kannst Du Karl bei kommen
& wer weiß auch noch mit Dekoration des
schw. Bändchens[12]. Trotzdem sei nur nicht dieser-
halb[13] dazu mehr angespornt Dich unnütz[14] der
Gefahr auszusetzen. Wir sehen Dich lieber gesund
& munter wieder heim kehren! – Für heute
lebe herzlich wohl. Tausend Grüße von
Haus z. Haus in tr.[15] Liebe
Deine Schwest. Josefine

Die anderen Postsachen hast Du bei Deiner
Rückkehr hoffentlich vorgefunden.


[10] Gefreiter
[11] Richard
[12] An Kämpfer wurde das Eiserne Kreuz am schwarzen Band mit weißen Seitenstreifen verliehen.
[13] deshalb
[14] überflüssigerweise
[15] treue

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 03.03.2024 22:58:33 Gelesen: 26717# 3331 @  
@ volkimal [#3330]

Lieber Volkmar,

vielen lieben Dank für Deine Überarbeitung! Du hast mir wirklich sehr geholfen. Das fehlende Wort auf Seite 4 muss ich einfach akzeptieren.

Viele Grüße und schlaf wohl!

Emiel
 
evwezel Am: 05.03.2024 11:45:42 Gelesen: 26536# 3332 @  
Liebe Sammelfreunde,

Soldaten an der Front warteten natürlich sehnsüchtig auf Nachrichten aus der Heimat. So auch Unteroffizier Heinrich (siehe u.A. Beitrag [#3315]). Der folgende Brief wurde geschrieben am 25. Oktober 1915 durch seine Schwester Helene und Josefine. Persönlich finde ich die erste Handschrift (von Helene) sehr schön und auch am einfachsten zu lesen. Josefine hatte dagegen die Neigung, überall in ihrem Brief Abkürzungen zu benutzen. An einigen Stellen war ich wieder nicht ganz sicher.

Viele Grüße,

Emiel

---
Seite 1

Waldniel, den 25/10. 15

Mein lieber Heinrich!

Zunächst herzlichen Glück-
wunsch zu Deiner Beförderung zum
Unteroffizier. Heute Morgen kamen
wir im Besitze deiner l. Zeilen und
waren wir froh, mal näheres von Dir
zu hören. Das Geld schicken wir telegraph-
isch und wirst Du es wohl bekommen
haben. Es waren 100M und kannst Du
ja schreiben, wenn es nicht ausreichen
sollte. Dürft Ihr privat wohnen? Gestern
war ich in Arsbeck[1], mit Onkel geht es
momentan sehr gut und hoffen wir

Seite 2

daß die Besserung anhält. Er freute
sich über Deine Beförderung und kannst
Du ihm gelegentlich ja auch einmal
einen Kartengruß senden. Der Umzug
muß noch verschieben[2] worden, weil
das Schreiben von Cöln noch nicht retour
ist. Richard Waters kam gestern nach
Hause und ist er wegen dringender
Familienverhältnisse für 14 Tage beur-
laubt worden. Sei nun bitte so gut
und teile uns eben mit, ob wir gleich
ein größeres Paket mit Fourage ab-
schicken können. Hast Du Karl Deine
Adresse mitgeteilt? Jetzt muß ich
Schluß machen, denn Jos[3]. möchte Dir auch
einige Zeilen schreiben. Tausend beste
Grüße & einen Kuss in tr.[4] Schwesterliebe
Deine Helene

Seite 3

Mein lieber Heinrich!
Endlich im Besitze deiner Adresse gekommen,
können wir Dir die Grüße aus der Heimat
in gewohnter Weise wieder senden. Es
freut uns, daß Du bis jetzt so wohlauf
bist. Hier ein Gleiches der Fall, wie Du auch
aus Gertruds “Vaterszeilen” bereits ersehen
hast. Solltest Du in vornem Unterz.(?)
etwas benötigen, teile es uns umgehend
mit, Cigarren folgen in der ersten Tagen.
(….)sachen erbeten wir uns auch womöglich
vorher Bescheid, da wir nicht wissen ob Du
auswerfest(?) oder wie Du’s dort machst.
Alfons (…) liegt i/Frankr. beim Res. Inftr. Rgt. 68
u. lernt die Strapazen des Schützengrabens
schon kennen. Otto Schrag(?) ist auch bereits i/Westen
als Artl.[5] Allerdings noch immer nicht befördert.
Für heute tausend herzliche Grüße in aller
Liebe
Dein stets tr. Schw.[6] Josefine

Seite 4

Heinrich Waters ist heute wieder ins
Feld geschickt. Karl habe ich Deine
Adresse mitgeteilt, hoffentlich findet er
bald Zeit Dich ein Lebenszeichen
zu übersenden. Hier ist’s recht unfreundlich
u. sehr regnerisch, der Herbst zeigt sich
in der Natur besonders sehr.

In Eile

d. J.[7]

[1] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Arsbeck.
[2] verschieben – an einen anderen Ort schieben
[3] Josefine
[4] in treue
[5] Artillerist
[6] treue Schwester
[7] Deine Josefine



 
Gauss Am: 05.03.2024 12:24:35 Gelesen: 26524# 3333 @  
Ein bisschen Kleinkram:

S.2: der Umzug musste "verschoben werden" (da wurde korrigiert); d.h. der Termin verschoben.

S.3: "in warmem Unterz[eug]": es ging auf den Winter, wollene Unterhosen waren gefragt.
 
evwezel Am: 05.03.2024 13:44:31 Gelesen: 26509# 3334 @  
@ Gauss [#3333]

Vielen Dank für Deine Korrektur. Was Du hier als "Kleinkram" bezeichnest, ist für mich als nicht-Deutscher sehr hilfreich. Und ich wäre bestimmt nie auf "Unterzeug" gekommen!

Viele Grüße,

Emiel
 
volkimal Am: 05.03.2024 16:22:23 Gelesen: 26457# 3335 @  
@ evwezel [#3332]

Lieber Emiel,

es wird immer schwieriger noch irgendetwas zu finden. Das warme Unterzeug hatte ja Gauss schon gefunden. Hier noch ein paar Kleinigkeiten:

Seite 1:
zu hören. Das Geld schickten wir telegraph-

Seite 2:
Grüße & einen Kuß in tr.[4] Schwesterliebe

Seite 3:
Eßsachen erbeten wir uns auch womöglich
vorher Bescheid, da wir nicht wissen ob Du
auswohnst [5] oder wie Du’s dort machst.
Alfons Herz(?) liegt i/Frankr. beim Res. Inftr. Rgt. 68

Seite 4:
Feld gerückt. Karl habe ich Deine

[1] Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Arsbeck.
[2] verschieben kann auch zeitlich sein: Einen Termin verschieben
[3] Josefine
[4] in treuer
[5] auswohnen = außerhalb wohnen https://www.dwds.de/wb/dwb/auswohnen
[6] Artillerist
[7] treue Schwester
[8] Deine Josefine

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 05.03.2024 17:10:28 Gelesen: 26441# 3336 @  
@ volkimal [#3335]

Lieber Volkmar,

nach einigen wunderschönen Frühlingstagen ist es hier wieder kälter geworden. Zeit für warmes Unterzeug! (dieses Wort werde ich nicht mehr vergessen). "Eßsachen" ist natürlich auch ein Volltreffer! Ich danke Dir wieder ganz herzlich für Deine Korrektur.

Zum Schluss habe ich noch eine kleine Frage: weisst Du vielleicht, was die Kaufkraft von 100 M zu dieser Zeit war?

Viele Grüße,

Emiel
 
volkimal Am: 05.03.2024 17:20:18 Gelesen: 26437# 3337 @  
@ evwezel [#3336]

Lieber Emiel,

im Internet habe ich dazu zwei Seiten gefunden. S.u.

Viele Grüße
Volkmar

[1] Von der Deutschen Bundesbank gibt es eine pdf dazu. Google einmöa nach "Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen"
[2] https://fredriks.de/hvv/kaufkraft_calc.php
zu dieser Seite kam ich über den Kaufkraftrechner von https://fredriks.de/hvv/kaufkraft.php
 
evwezel Am: 05.03.2024 18:58:35 Gelesen: 26419# 3338 @  
@ volkimal [#3337]

Lieber Volkmar,

diese Webseiten waren mir noch nicht bekannt. Vielen Dank für Deinen Hinweis!

Viele Grüße,

Emiel
 
DERMZ Am: 06.03.2024 09:04:14 Gelesen: 26314# 3339 @  
Guten Morgen,

ich brüte gerade über einem Feldpostbrief aus dem Jahr 1943, der per Bahnpost von Marburg an der Drau nach Wien gelaufen war, das Kuvert ist absolut unspektakulär, der Inhalt von Edith an ihren Willi sehr emotional geprägt.



Ich habe folgendes gelesen:

3.11. abends
Mein Willy!
Bin todmüde u. ebenso traurig. Es ist unfassbar daß unter so – verher..
sein kann – Morgen fahre ich nach Wien. Alles was mir geblieben – alles -
u. das Einzige wofür ich dieses Leben ertrage – das Kind – muß ich hier zu-
rücklassen – weil ich in Wien die Bomben fürchte. Sonst hätte ich Hansgeorg mit-
genommen – meinen lieben – Gottes – treuen – kleinen – zärtlichen Kameraden -
der die Sprache der Augen versteht – der alleine mich hält. Ich wache so sehr
über ihn – es wird mir furchtbar schwer ihn unausgeglichenen – zerfahrenen
Menschen zu überlassen – die nicht mein volles Vertrauen genießen.
Heute wollte ich dem Herzenskind eine Freude machen. Wir sind mit
dem Autobus (welches Erlebnis!!) um ½2h am Semmering gefahren u.
ich habe wieder vergeblich versucht einen Wagen zu bekommen nach Maria-
Schütz. Wir gingen bei schönstem Herbstwetter zum Südbahnhotel
u. von dort zum Panhans wo ich mir einen Wagen erhoffte für das
müde Büberl das bei jedem Fuhrwert sehnsuchtsvoll sagt - „Pferdi
Fahren“ wenigstens zum Bahnhof zum 4h Zug. Richtig -
Bemühte (?) ich einen – denk' Dir – der fuhr uns nach Spital!
- also Bubi strahlte – u. es war eine nette Fahrt.
Wenn nun Morgen Post käme – mir ist so – sch... (?)
Gute Nacht. Verzeig wenn wir uns sehen - ?
Pollerus Hans ist wieder auf Urlaub hier! Im August war er auch da.
Er läßt Dich vielmals grüßen – das hat er so nett heute gesagt.
Na ja – wir treffen es doch nicht so. Unsereiner hat seine
Sorgen – u. kriegt Neue dazu. -

... am 4.11 wurde weitergeschrieben:



4.11.
Um 1h mit dem Personenzug wollte ich fahren – nun ist
Es ½h 3 u. ich sitze noch immer zu Hause u. warte. Bis jetzt
war ich schon zweimal unten u. er hat 2 Stunden Verspätung.
Gestern kam er um 4h ! Nun gerade ist er gefahren – was mir der Beamte
sagte vor 5 Minuten – war dann nicht richtig! Nun ist's ½3h ich
warte auf den um 4h. Wann komme ich nach Wien - ?? -
In Wien verschärfte Verdunkelung ab 7h – Du weißt wie finster es
dann ist u. Taschenlampe habe ich keine – weil die Batterien für privat
gesperrt sind!! Ich bin den Tränen nahe – weil obendrein K...(?)
auf die häßlichste Art quält u. nörgelt u. das Mädel – die brave Elly-
schon seit Muti (?) hier ist ein Gesicht macht – denn es gibt den ganzen
Tag etwas das Muti (?) aussetzt – sie verfolgt das Mädel geradezu -
u. heute ihren Rücken – schimpft sie zu mir den ganzen Tag – u. ich nehme
sie in Schutz u. das macht's nur (?) schlechter!! - Ich steh bald
wieder hier – u. diese böse – ungute Mutti (?) – dir mir nur das Leben
erschwert – verbittert wo sie kann – hat es sich absichtlich vorgenommen -
um sich dann „unentbehrlich“ zu machen – weil sie fürchtet Ihren Platz
hier zu verlieren – wenn meine Geduld siegt – Wenn ich alle Arbeit
alleine machen muß – meint – sie – dann werde ich sie brauchen!!?
Kannst Dir denken – wie – mir zumute ist - ! Bitter – u. …
sehr mehr - . Danke Dir für den lieben Brief vom 28.11. Luftpost!
Freue mich sehr daß Du doch das Paket erhalten, Aber den lieben Kleeblatt-
aschentöter – für Deine Zigaretten erwähnst Du nicht nun fürchte ich – daß er
mit Papier verloren ging? Willy ich danke Dir für die wunderbaren
3 Pakete die heute – mit Schokolade – Sardinen u. einer Dose (?) Konserve
(ich glaube Fleisch) herrlich ankamen. Soviel Schokol. Bubi war voll Freude -
wie schön – u. wieder viele Sardinen! Du selbst ergönnst Dir Nichts
mehr – das geht doch nicht!!! Mir ist so elend u. zum weinen – ich
weiß nicht wie ich's ertrage weiter! - da vielleicht – Lieb von Dir – doch sei
…. die gleichen Gedanken – ungefähr um dieselbe Zeit … Du auch vor die

und seitlich bzw. kopfstehend:





Lesen – daß ich gerne mit einigen Urlauber zusammen käme! … schnelle Ver...gung!!

Oder sie machen einen Wochenendausflug hier? ! Tausend Küsse deine schönste Edith

Wer kann meine Lücken schließen?

Beste Grüße Olaf
 
volkimal Am: 06.03.2024 10:36:20 Gelesen: 26299# 3340 @  
@ DERMZ [#3339]

Hallo Olaf,
hier die erste Seite:

3.11. abends
Mein Willy!
Bin todmüde u. ebenso traurig. Es ist unfassbar daß man so – verlassen
sein kann – Morgen fahre ich nach Wien. Alles was mir geblieben – alles -
u. das Einzige wofür ich dieses Leben ertrage – das Kind – muß ich hier zu-
rücklassen – weil ich in Wien die Bomben fürchte. Sonst hätte ich Hansgeorg mit-
genommen – meinen lieben – Gottes – treuen – kleinen – zärtlichen Kameraden -
der die Sprache der Augen versteht – der alleine mich hält. Ich wache so sehr
über ihn – es wird mir furchtbar schwer ihn unausgeglichenen – zerfahrenen
Menschen zu überlassen – die nicht mein volles Vertrauen genießen.
Heute wollte ich dem Herzenskind eine Freude machen. Wir sind mit
dem Autobus (welches Erlebnis!!) um ½2h am Semmering gefahren u.
ich habe wieder vergeblich versucht einen Wagen zu bekommen nach Maria-
Schütz. Wir gingen bei schönstem Herbstwetter zum Südbahnhotel
u. von dort zum Panhans wo ich mir einen Wagen erhoffte für das
müde Büberl das bei jedem Fuhrwert sehnsuchtsvoll sagte - „Pferdi
fahren“ wenigstens zum Bahnhof zum 4h Zug. Richtig -
erwischte ich einen – denk' Dir – der fuhr uns nach Spital!
- also Bubi strahlte – u. es war eine nette Fahrt.
Wenn nun Morgen Post käme – mir ist so – schwer (?)
Gute Nacht. Wer weiß wenn wir uns sehen - ?
Pollerus Hans ist wieder auf Urlaub hier! Im August war er auch da.
Er läßt Dich vielmals grüßen – das hat er so nett heute gesagt.
Na ja – wir treffen es doch nicht so. Unsereiner hat seine
Sorgen – u. kriegt Neue dazu. -

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 06.03.2024 11:40:28 Gelesen: 26289# 3341 @  
Hallo Olaf,

es folgt die Seite 2:

4.11.
Um 1h mit dem Personenzug wollte ich fahren – nun ist
es ½h 3 u. ich sitze noch immer zu Hause u. warte. Bis jetzt
war ich schon zweimal unten u. er hat 2 Stunden Verspätung.
Gestern kam er um 4h ! Nun gerade ist er gefahren – was mir der Beamte
sagte vor 5 Minuten – war dann nicht richtig! Nun ist's ½3 h ich
warte auf den um 4 h. Wann komme ich nach Wien - ?? -
In Wien verschärfte Verdunkelung ab 7 h – Du weißt wie finster es
dann ist u. Taschenlampe habe ich keine – weil die Batterien für privat
gesperrt sind!! Ich bin den Tränen nahe – weil obendrein K...(?)
auf die häßlichste Art quält u. nörgelt u. das Mädel – die brave Elly-
schon seit Mutti hier ist ein Gesicht macht – denn es gibt den ganzen
Tag etwas das Mutti aussetzt – sie verfolgt das Mädel geradezu -
u. heute ihrem Rücken – schimpft sie zu mir den ganzen Tag – u. ich nehme
sie in Schutz u. das macht's noch schlechter!! - Ich stehe bald
wieder hier – u. diese böse – ungute Mutter – dir mir nur das Leben
erschwert – verbittert wo sie kann – hat es sich absichtlich vorgenommen -
um sich dann „unentbehrlich“ zu machen – weil sie fürchtet Ihren Platz
hier zu verlieren – wenn meine Geduld siegt – wenn ich aber alle Arbeit
alleine machen muß – meint – sie – dann werde ich sie brauchen!!?
Kannst Dir denken – wie – mir zumute ist - ! Bitter – u. sch?
sehr schwer - . Danke Dir für den lieben Brief vom 28.11. Luftpost!
Freue mich sehr daß Du doch das Paket erhalten, aber den lieben Kleeblatt-
aschentöter – für Deine Zigaretten erwähnst Du nicht nun fürchte ich – daß er
mit Papier verloren ging? Willy ich danke Dir für die wunderbaren
3 Pakete die heute – mit Schokolade – Sardinen u. einer geschl(?) Konserve
(ich glaube Fleisch) herrlich ankamen. Soviel Schokol. Bubi war voll Freude -
wie fein – u. wieder viele Sardinen! Du selbst vergönnst Dir nichts
mehr – das geht doch nicht!!! Mir ist so elend u. zum weinen – ich
weiß nicht wie ich's ertrage weiter! - Na vielleicht – Lieb von Dir – daß wir
wieder die gleichen Gedanken – ungefähr um dieselbe Zeit wirst Du auch vor mir

und seitlich bzw. kopfstehend:

lesen – daß ich gerne mit einigen Urlauber zusammen käme! um schnelle Verständigung!!
oder sie machen einen Wochenendausflug her? ! Tausend Küsse deine dünste(?) Edith

Viele Grüße
Volkmar
 
DERMZ Am: 07.03.2024 09:02:51 Gelesen: 26070# 3342 @  
@ volkimal [#3340] [#3341]

Danke Volkmar,

die "Mutter" war mir zu einfach, ich habe nach etwas kompliziertem gesucht - Schuster bleib bei Deinen Leisten. Ich danke Dir recht herzlich für die Verbesserungen und Lösungen.

Die besten Grüße Olaf
 
evwezel Am: 10.03.2024 18:08:38 Gelesen: 25549# 3343 @  
Liebe Sammlerfreunde,

Sonntagabend ist für mich Feldpostabend und deshalbe zeige ich Euch mal wieder einen Feldpostbrief. Das fehlende Wort auf Seite 2 habe ich minutenlang angestarrt, aber mir fällt nichts ein dass zum Schriftbild passt. Der Regen kann strömen, durchsickern, tropfen, gießen, u.s.w, aber das alles passt nicht zum Schriftbild. Hat jemand vielleicht einen genialen Einfall?

Viele Grüße,

Emiel
---
Seite 1

Waldlager, den 5.8.16.

Liebe Josefine & Gertrud!

Mit vielen herzlichen
Dank erhielt ich den lieben
Brief von Josefine & habe
daraus ersehen, dass Ihr Euch
auch die wohlverdiente Er-
holung gegünnt habt. Möge
die Kur recht gut auf Euch
einwirken, auf dass Ihr
gestärkt demnächst wieder
der Heimat zusteuern(?) könnt.
Mir geht es G.s.D.[1] den Verhält-
nissen entsprechend ganz gut
& muss man schon sehen, wie
man sich durchschlägt. Gestern
war ich bei meinem Kamera-
den in Romagne(?) & traf ich
dort auch Wilh. Kirschkamp[2]
an. Auch diese Protektion

Seite 2
wie auch alle andere habe ich
ihm besorgt & weiss er vor Freude
& Dankbarkeit kaum Worte
zu finden, wenn ich mit ihm
zusammen komme. Einige
gemütliche Stunden haben wir
zusammen verbracht & will
er mich demnächst aufsuchen
kommen. Beim Kerzenlicht
sitze ich augenblicklich & schrei-
be; der Regen (…)selt in Strö-
men auf mein Pappdeck & musste
ich an zwei Stellen eine leere
Conserven Büchse unterstellen
da es nicht mehr ganz wetter-
fest ist. Nun morgen wird
mit meinem Neubau begon-
nen & gibt es eine gemütliche
& vor allem eine dem Winter
entsprechende Bude. Arbeit

Seite 3
gibt es noch in Hülle & Fülle[3]
& brauche ich nicht über Lang-
weile zu klagen. Heute Abend hatte
ich ein Festessen, da ich vorgestern
einen Hasen erlegt[4] hatte &
ist es eine recht willkommene
Abwechselung wenn man ausser
der Portion noch etwas zuzusehen(?)
hat. Dass Heinrich das E.K.[5]
erhalten hat, habt Ihr sicher-
lich schon von zu Hause gehört &
hat es mir auch sehr viel
Freude gemacht. Sonst
wüsste ich heute nichts
von Bedeutung mitzuteilen.
Zudem ich Euch recht gute
Erholung wünsche bin
ich mit herzlichem Gruß
Euer tr. Bruder
Karl


[1] Gott sei Dank
[2] Wilhelm Kirschkamp
[3] in Hülle und Fülle = üppig / mehr als genug
[4] erlegen = (ein Tier) [durch einen Schuss] töten
[5] E.K. = Eiserne Kreuz



 
Koban Am: 10.03.2024 18:13:49 Gelesen: 25546# 3344 @  
@ evwezel [#3343]

prasselt

Gruß,
Koban
 
evwezel Am: 10.03.2024 18:23:31 Gelesen: 25539# 3345 @  
@ Koban [#3344]

Guten Abend Koban,

das ist ein Volltreffer! Wie konnte ich das übersehen?! Es ist so einfach wenn man es weiß.

Vielen Dank für diese Lösung!

Emiel
 
volkimal Am: 10.03.2024 18:49:54 Gelesen: 25532# 3346 @  
@ evwezel [#3343]

Hallo Emiel,

nur ein paar Kleinigkeiten:

Waldlager, den 5.8.16.

Liebe Josefine & Gertrud!

Mit vielen herzlichen
Dank erhielt ich den lieben
Brief von Josefine & habe
daraus ersehen, dass Ihr Euch
auch die wohlverdiente Erho-
lung gegönnt
habt. Möge
die Kur recht gut auf Euch
einwirken, auf dass Ihr
gestärkt demnächst wieder
der Heimat zusteuern könnt.
Mir geht es G.s.D.[1] den Verhält-
nissen entsprechend ganz gut
& muss man schon sehen, wie
man sich durchschlägt. Gestern
war ich bei meinem Kamera-
den in Romagne & traf ich
dort auch Wilh. Kirschkamp[2]
an. Auch diese Protektion

Romagne passt sehr gut. Es kommen aber gleich 2 Orte in Frage: Romagne-sous-Montfaucon oder Romagne-sous-les-Côtes. Beide sind ca. 30 km von Verdun entfernt.

Seite 2
wie auch alle andere habe ich
ihm besorgt & weiss er vor Freude
& Dankbarkeit kaum Worte
zu finden, wenn ich mit ihm
zusammen komme. Einige
gemütliche Stunden haben wir
zusammen verbracht & will
er mich demnächst aufsuchen
kommen. Beim Kerzenlicht
sitze ich augenblicklich & schrei-
be; der Regen prasselt in Strö-
men auf mein Pappdach & musste
ich an zwei Stellen eine leere
Conserven Büchse unterstellen
da es nicht mehr ganz wetter-
fest ist. Nun morgen wird
mit meinem Neubau begon-
nen & gibt es eine gemütliche
& vor allem eine dem Winter
entsprechende Bude. Arbeit



Seite 3
gibt es noch in Hülle & Fülle[3]
& brauche ich nicht über Lang-
weile zu klagen. Heute Abend hatte
ich ein Festessen, da ich vorgestern
einen Hasen erlegt[4] hatte &
ist es eine recht willkommene
Abwechselung wenn man ausser
der Portion noch etwas zuzusetzen
hat. Dass Heinrich das E.K.[5]
erhalten hat, habt Ihr sicher-
lich schon von zu Hause gehört &
hat es mir auch sehr viel
Freude gemacht. Sonst
wüsste ich heute nichts
von Bedeutung mitzuteilen.
Zudem ich Euch recht gute
Erholung wünsche bin
ich mit herzlichem Gruße
Euer tr. Bruder
Karl

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 10.03.2024 20:56:54 Gelesen: 25507# 3347 @  
@ volkimal [#3346]

Hallo Volkmar,

ich bedanke mich wieder ganz herzlich für Deine Korrektur! Vermutlich wird mit dem Dorf Romagne "Romagne-sous-les-Côtes" gemeint. Siehe auch https://www.morthomme.com/romagne.html

Karl erzählt in seinem Brief über Wilhelm Kirschkamp, der als Gefreiter beim Reserve Fußartillerie-Regiment Nr. 9 tätig war.



Dieses Regiment befand sich z.Zt. tatsächlich in der Nähe von Verdun, aber leider kann ich nicht überprüfen ob es sich August 1916 auch in Romagne-sous-les-Côtes befand.

Viele Grüße,

Emiel
 
evwezel Am: 11.03.2024 16:29:35 Gelesen: 25409# 3348 @  
Liebe Sammlerfreunde,

meiner Erfahrung nach, enthalten Feldpostbriefe häufig mehr Drama wie eine Seifenoper. Ich zeige Euch heute einen Brief von einem Unteroffizier im Ersten Weltkrieg, geschrieben am 10. September 1915. Er hat gerade eine Nachricht von seiner Mutti empfangen. Sie beklagt sich darüber, dass Karl das Geld zum Fenster rauswirft. Außerdem kann Mutti nicht mehr schlafen, weil sie sich Gedanken macht über die Liebeseskapade ihres Sohnes. Was hat Karl mit seiner Freundin Thresi in Köln ausgefressen? Auf der ersten Seite fehlt mir übrigens noch ein Wort. Viel Spaß beim Lesen!

Emiel

---
Seite 1

Stenay, den 10.September 15

Meine liebe Josefine!

Entschuldige bitte vielmals,
dass ich solange von hier nicht mehr geschrieben
habe, aber recht gerne hätte ich es schon getan
wenn man die nötige Zeit dazu gehabt hätte.
Wenn die Zeit da ist, greife ich natürlich zu-
erst die Feder für meine liebe, gute Thresi & hab(e)
ich in den Briefen auch das (…) von
meinen Erlebnissen mitgeteilt. Ja, manchmal
hat es mir seit unser letztes Wiedersehen hart
am Kragen(?) vorbeigegangen[1] & danke ich den
lb. Gott vielmals, dass er mich so glücklich bis
jetzt noch erhalten hat. Ja, lb. Josefine man
lebt hier nicht nur im Sorge um die Lieben
zu Hause, sondern bekommt auch noch Briefe
von zu Hause wie soeben von Mamma der
auch schwer drückt & gekränkt hat. Erstens
schrieb sie, hätte sie sich eine unruhige Nacht
angetan, weil Pappa mich mit Thresi in Cöln
an dem Morgen allein gelassen hätte. Liebe
Josefine ich bitte Dich an, hältst Du das für
möglich. Eine solche reine, wahre Liebe wie
wir zwei haben, gibt es überhaupt nicht
& ist mir nie der Gedanke gekommen mich auch
nur ehrer zu Schulden kommen zu lassen.

Seite 2

Es waren für uns beide glückliche ja
sehr glückliche Stunden & werde ich sie nie in
meinem Leben vergessen. Dann schrieb Mama
wegen Geld. Du weist es ja genau so wie ich, dass
ich meine Ehre darin lege alles was ich eben
missen kann, nach Hause zu schicken & schmerzte
es mich sehr, solches zu hören. Dass wir hier
auch Ausgaben haben, ist selbstverständlich
& hab‘ ich mich in Coblenz bei meinem Schneider
gleichzeitig für den Winter gedeckt. Anbei eine
kleine Aufstellung von diesem Monat & hat
Vater in Cöln ja selbst gesehen, was das
Leben draussen kostet. Ich sag‘ Dir dass ich
heute den ganzen Tag nichts wert bin & hab‘ ich
meinem Herzen einmal freien Lauf gelassen,
indem ich mich einmal ordentlich ausgeweint
habe. Ich weiss ja, Mutter meint es nicht so,
aber ich sage Dir für einen denkenden & fühlen-
den Menschen ist es hart wenn man solche
Zeilen in diesen harten Zeiten lesen muss.
Nun genug! Ich möchte an dieser Stelle nicht
versäumen Euch allen, besonders Dich vielmals
zu danken für all‘ die Aufopferung & Liebenswür-
digkeit die Ihr meiner lieben Thresi erwiesen
habt. Hoffentlich macht ihr Euch nicht zu viel
Arbeit, da sie es wirklich nicht wünscht &
ausserdem nicht gemütlich ist.
Nun ich wünsche Euch alles Gute & Beste!

Text auf der linken Seite
Mit herzlichem Gruß und Kuss an Eltern, Geschwistern, meine liebe
(?) Clärchen. Dein treuer Bruder Karl.

[1] Die Redewendung "Hart am Kragen vorbeigehen" kenne ich nicht. Vermutlich habe ich etwas falsch gelesen.


 
Gauss Am: 11.03.2024 17:21:48 Gelesen: 25388# 3349 @  
"Es kostet mir den Kragen" oder "Es geht mir an den Kragen" heißt es geht an mein Leben. Er meint also wohl, er ist knapp mit dem Leben davongekommen (Kragen hier im Sinne von Hals).

Das ?: das Neueste?
 
evwezel Am: 11.03.2024 17:35:14 Gelesen: 25383# 3350 @  
@ Gauss [#3349]

Gut gesehen! "Neueste" muss richtig sein. Vergleich der Anfangsbuchstabe von diesem Wort mal mit dem Anfangsbuchstaben "N" in "unruhige Nacht".

Und jetzt ruft meine Frau zum Abendessen. Ich muss mich beeilen, sonst geht es mir an den Kragen.

Viele Grüße,

Emiel
 

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