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Thema: (?) (28/36) Inflation weltweit ohne Deutschland - Briefmarken und Belege
Das Thema hat 36 Beiträge:
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merkuria Am: 22.12.2014 17:29:37 Gelesen: 30247# 1 @  
Da für die Deutsche Inflation bereits mehrere Forum-Seiten existieren, habe ich mir gedacht, eine neue Seite für die welweit vorkommenden Inflationsgebiete zu erstellen. Ich denke dabei an Länder wie Jugoslawien, Ungarn, China oder Zimbabwe.

Beginnen möchte ich mit Zimbabwe. Dieses Land weist seit 2001 eine dreistellige Inflationsrate seiner Währung aus, die sich bis zum Jahr 2008 gar auf eine unvorstellbare Entwertung von 89,700,000,000,000,000,000,000% gesteigert hat. Im April 2009 wurde der Simbabwe-Dollar von der Regierung für mindestens ein Jahr suspendiert, ausländische Währungen wie etwa der Euro, der US-Dollar oder der Südafrikanische Rand wurden als Zahlungsmittel eingeführt. Für vertiefende Informationen empfehle ich nachfolgenden Link:

http://en.wikipedia.org/wiki/Hyperinflation_in_Zimbabwe



Auf oben stehendem Brief werden 2008 bereits Nennwerte von 5 und 10 Millionen Zimbabwe $ verwendet! Daneben eine Ausgabe der Zimbabwe Notenbank von 2008 in Höhe von 100 Trillionen Zimbabwe $!

Wer kann hier mit weiteren Belegen oder Markenausgaben aufwarten? Freue mich auf Euer Mitmachen!
 
DL8AAM Am: 22.12.2014 17:49:51 Gelesen: 30234# 2 @  
Schönes Thema! Zumindest für Zimbabwe haben wir sogar ein eigenes Thema "Simbabwe: Infla sammeln?" [1].

Da schrieb Richard seinerzeit " Bei Wikipedia habe ich einen schönen Satz gefunden: Am 21. Januar 2009 erreichte die tägliche Inflationsrate nach Forbes Asia einen Wert von 98 Prozent, was einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 6,5 Oktodezillionen (6,5 * 10 noch 108) Prozent entspricht.", d.h. die Jahresinflation wäre nur etwas wesentlich größer als ein Googol (früher hiess die Zahl mal "10 Sexdezilliarden", das ist eine 1 mit 100 Nullen [=1 x "10 hoch 100"]), von der sich übrigens auch der Name der Suchmaschine Google ableitet. ;-)

Gruß
Thomas

[1]: http://www.philaseiten.de/thema/116
 
Stefan Am: 22.12.2014 19:03:38 Gelesen: 30211# 3 @  
@ merkuria [#1]

Da für die Deutsche Inflation bereits mehrere Forum-Seiten existieren, habe ich mir gedacht, eine neue Seite für die welweit vorkommenden Inflationsgebiete zu erstellen. Ich denke dabei an Länder wie Jugoslawien, Ungarn, China oder Zimbabwe.

Die Idee hört sich gut an und existieren mehrere Länder, wo es notwendig war, Briefmarken mit entsprechend vielen Nullen zu verausgaben. Gleiches gilt natürlich auch für Absenderfreistempel und Postfreistempel.

Ein Land wurde in deiner Auflistung nicht genannt, welches ebenfalls von einer massiven Inflation betroffen war und bereits einige Beiträge mit recht interessanten Belegen existieren. Es handelt sich hierbei um die Nachfolgestaaten der ehemaligen Kolonie Belgisch-Kongo, wobei insbesondere im Land Zaire (1) ab Ende der 1980er Jahre massive wirtschaftliche Probleme auftraten.

In Europa würde mir außer dem Deutschen Reich (1923) und Ungarn (nach dem zweiten Weltkrieg) noch Polen (ca. 1923) einfallen, wo Briefmarken mit mehreren Nullen verausgabt wurden. Rumänien hatte nach 1945 ebenfalls mit einer größeren Inflation zu "kämpfen".

Nachfolgend einige Beispiele aus Ghana. Ende der 1980er Jahre nahm der Währungsverfall deutlich zu und setzte sich in den 1990er Jahren fort. Im Jahr 2007 wurden vier Nullen gestrichen und der bisherige Cedi durch den Neuen Cedi ersetzt.

Um ab 1988 der Situation Herr zu werden, überdruckte man sehr zügig Ausgaben der aktuellen Dauerserie. Dabei blieben Aufdruckfehler nicht aus (Beispiele siehe (2) - der britische Spezialkatalog für Westafrika von Stanley Gibbons ist voll von Aufdruckfehlern bei dieser Serie).



Sendung (Eilboten/Express) vom 16.09.1988, Ankunft in Luxemburg am 20.09.1988, frankiert 4x 50 = 200,00 Cedi



Sendung (Aerogramm) vom 09.07.1996 nach Deutschland, frankiert mit 90,00 Cedi durch einen Absenderfreistempel sowie 110,00 Cedi durch Briefmarken = 200,00 Cedi. Wenige Jahre zuvor, wie bei o.g. Beispiel, kostete eine Expresssendung ins Ausland bereits 200,00 Cedi und ein Aeorgramm ist i.d.R. kostengünstiger als ein normaler Standardbrief ohne Zusatzleistungen. Im Fall des verwendeten Absenderfreistempels reichten die Vorkommastellen im Wertrahmen nicht mehr aus, um eine dreistellige Nominale anzuzeigen, daher wurden zusätzlich Briefmarken zur frankierung genutzt.



Sendung (Einschreiben) vom 24.03.2003 nach den Niederlanden, frankiert mit 14x 550 = 7.700,00 Cedi

Gruß
Pete

(1) http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=85410#M11
(2) http://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=38487#M11
 
muemmel Am: 22.12.2014 23:02:48 Gelesen: 30170# 4 @  
Auch in Österreich plagte man sich nach dem Weltkrieg 1918 mit einer Inflation, die erst 1925 ihr Ende fand. Hierzu gibt es ein Buch von Peter Kroiss "Belege der Österreichischen Inflationszeit 1918-1925", das über den Literaturversand der INFLA-Berlin Verlag GmbH zum Preis von 60 Euro zuzüglich Versandkosten erhältlich ist.

Format DIN A4, stabiler Hartpappeneinband mit Fadenbindung, Umfang 302 Seiten.

Grüßle
Mümmel

[Mailadresse aus Datenschutzgründen redaktionell entfernt, bitte bei Interesse über mümmel anfragen/bestellen]
 
kauli Am: 23.12.2014 17:40:09 Gelesen: 30119# 5 @  
Hallo zusammen,

schönes Thema. Ich hoffe da kommt noch einiges. In Griechenland hat es ja auch eine Zeit mit vielen Nullen gegeben. Die Blütezeit war so um 1943 und ging bis zur Einführung der neuen Währung 1954. Da gab es für 1000 alte Drachmen einen neuen Drachmen.

Einige Belege aus der Zeit Den ersten kann man ca. 1946 datieren



ca 1951



Belege aus dem Jahr 1953



Die Marken mit der alten Währung wurden noch zum Umrechnungskurs verwendet. Ein Beleg aus dem Jahr 1955



Viele Grüße
Dieter
 
merkuria Am: 23.12.2014 23:16:37 Gelesen: 30072# 6 @  
Jugoslawien hat seit Einführung seiner neuen Währung im Jahre 1966 nicht weniger als 6 Währungsreformen hinter sich. Ich habe nachstehend versucht, den Zerfall des Dinar zeitlich nachzuvollziehen. Zum besseren Verständnis habe ich die einzelnen Dinare mit Din1 bis Din6 benannt.

1.1.1966: 1. Währungsreform seit der Staatsgründung 1944 = Din1
Grösster Nennwert 1966-1990: 100‘000 Din1 (Mi.Nr.2395)

24.1.1990: Neue Währung = 10‘000 alte Din1 = 1 neuer Din2
Grösster Nennwert 1990-1992: 1‘200 Din2 (Mi.Nr.2536)

4.7.1992: Neue Währung = 10 alte Din2 = 1 neuer Din3
Grösster Nennwert 1992-1993: 300‘000‘000 Din3 (Mi.Nr.2621)

1.10.1993: Neue Währung = 1‘000‘000 alte Din3 = 1 neuer Din4
Grösster Nennwert 1993-1994: 400‘000‘000 Din4 (Mi.Nr.2640)

1.1.1994: Neue Währung = 1‘000‘000‘000 alte Din4 = 1 neuer Din5
Grösster Nennwert 1994: 10‘000 Din5 (Mi.Nr.2646)

24.1.1994: Neue Währung = 13‘000‘000 Din5 = 1 neuer Din6
Grösster Nennwert 1994-Ende 2004: 56 Din6 (Mi.Nr.3216)

Bei einer Suche unter dem Titel „Yugoslavia covers“ in Delcampe wurden mir 7100 Briefe angezeigt. Bis zum Jahr 1989 finden sich genug Briefe mit Din1-Frankaturen. Briefe mit Din2 ab 1990 zeigt man z.Zt. etwa 4 Stück. Was Frankaturen aus der Hochinflazeit mit Din3, Din4 und Din5 anbelangt, so wird nicht ein Stück angeboten! Ab Din6 werden die Angebote wieder etwas häufiger. Das sagt uns, dass dieses Material entweder sehr selten ist, oder die optisch meist unattraktiven Belege fanden ihren Weg in den Papierkorb. Also Freunde, die Suche nach Belegen kann sehr spannend werden!



Ein später Din1 Brief gest. 21.04.1989



2 Din2 Briefe vom 29.05.1990 und vom 05.05.1992
 
zockerpeppi Am: 26.12.2014 21:31:29 Gelesen: 30000# 7 @  
Ich habe vor einigen Monaten ein Infla-Einschreiben aus Österreich nach Luxemburg gefunden, allerdings etwas zerknittert. Macht aber nichts. Sehenswert ist der Beleg allemal und nach Luxemburg dürfte dies nicht unbedingt Massenware sein.

Absender Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft für Österreich in Wien an die Société Générale pour le Commerce de Produits industriels. Abgestempelt in Wien am 22.12.1922 Ankunft in Luxemburg Heiligabend 24.12.1922. Frankiert à 3000 Kronen.



Passt auch noch zeitlich.

liebe Grüße
Lulu
 
volkimal Am: 27.12.2014 11:04:23 Gelesen: 29956# 8 @  
Hallo merkuria,

dieses ist meine einzige Karte die zu Deinem Sammelgebiet "Die Inflation in China" gehört:



Die 4 Marken auf der linken Seite ergeben zusammen 30.000 $. Die beiden Marken rechts von zusammen 250 $ dürften vermutlich nicht zum Porto gehören. Kannst Du sagen, wie lange dieses Porto galt?

Die Karte kommt von Karl Reichel und geht an Hellmut Matzat, den Vetter meines Vaters. Hellmut Matzat hat bis zur Repatriierung im Jahre 1946 in China gelebt (Tsimo bzw. Tsingtau). Karl Reichel war sein Lehrer an der Deutschen Schule in Tsingtau. Er ist nicht mit auf das Repatriierungsschiff Marine Robin gegangen sondern hat sich nach Changsha abgesetzt, wo er diese Karte schrieb. Literatur: http://www.tsingtau.org/wp-content/uploads/tsingtau_dt_schulchronik_1924_46.pdf

Viele Grüße
Volkmar
 
merkuria Am: 27.12.2014 17:21:47 Gelesen: 29918# 9 @  
@ volkimal [#8]

Hallo Volkmar,

vielen Dank für den schönen Beleg und die ausführlichen Hintergrundinformationen. Gerne antworte ich auf Deine Frage:

Deine Postkarte ist portogerecht (ohne die 250 CNC$). Die gültige Taxverordnung für den 3.Juli 1948 war gültig vom 19.5. bis zum 31.7.1948 und betrug für die Postkarte 30'000 CNC$. Ab 1.8.1948 kam eine neue Verordnung, bei der die Postkarte 100'000 CNC$ gekostet hätte!

Ich denke die nicht gestempelten 300 CNC$ waren bereits auf der Ganzsache vorhanden und vielleicht früher als Inlandporto vorgesehen.

Diese Theorie deckt sich bei Betrachtung früherer Inland-Taxverordnungen für Postkarten:

1.10.1945 - 31.10.1946 Postkarte Inland = 10 CNC$ (Eingedruckter Nennwert in Ganzsache)
1.11.1946 - 30.6.1947 Postkarte Inland = 50 CNC$ (erklärt den Audruck auf dem eingedruckten Nennwert)
1.7.1947 - 10.12.1947 Postkarte Inland = 250 CNC$ (erklärt die Zusatzfrankatur von 200 CNC$)

Eigentlich hätten bei Deiner Karte nur noch 29'750 CNC$ zufrankiert werden müssen, aber da waren wohl keine entsprechenden Marken mehr zur Hand!

Ich hoffe, Dir nun alle Unklarheiten beseitigt zu haben und grüsse Dich aus der Schweiz.

Jacques
 
volkimal Am: 28.12.2014 14:43:53 Gelesen: 29878# 10 @  
Hallo Jacques,

danke für Deine Erklärungen. Ich habe vorhin entdeckt, dass ich noch zwei weitere chinesische Inflationsbelege habe. Sie gehören nicht zu meiner Sammlung "Familiengeschichte und Philatelie" sondern waren unter Tsingtao einsortiert. Hier ist der erste:



Ich habe den Brief irgendwann wegen des klaren Tsingtao-Stempels mitgenommen. Das Porto betrug am 8.6.1948 insgesamt 80.000 CNC$. Der Brief kommt aus derselben Portoperiode wie die Karte im Beitrag [#8]. Kannst Du mir sagen welche Gewichtsstufe es war?

Oben links ist übrigens die Sonderausgabe zur Briefmarkenausstellung in Shanghai vom 19.5.1948 mit der Abbildung von zwei Briefmarken aus den Jahren 1912 bzw. 1947.

Viele Grüße
Volkmar
 
merkuria Am: 28.12.2014 15:29:18 Gelesen: 29870# 11 @  
Hallo Volkmar,

da hst Du einen wirklich schönen Infla-Beleg. Das besondere daran ist, dass in der Zeit sehr selten mit Sondermarken frankiert wurde. Meist findet man Infla-briefe aus der Zeit nur mit den "ollen" Sun Yat Sen-Köpfen!

Der Brief ist mit 80'000 CNC$ portogerecht bis zu einem Gewicht von 40g. Der Brief -20g kostete 50'000 CNC$, jede weitere 20g kosteten 30'000 CNC$.

Bei der nächsten Taxverordnung vom 1.8.1948-20.8.1948 wären bereits für -20g 150'000 CNC$ + 100'000 CNC$ für die weiteren 20g fällig gewesen!

freundliche Grüsse
Jacques
 

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