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Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
Das Thema hat 3424 Beiträge:
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evwezel Am: 02.06.2020 12:42:40 Gelesen: 527361# 1700 @  
Liebe Sammelfreunde,
hallo Volkmar,

das Pfingstwochenende habe ich benutzt, um einen längeren Brief von Leutnant Waters zu übersetzen. Ich habe fast den ganzen Text lesen können, mit einigen Ausnahmen.

Eine Warnung: Der Brief is nicht geeignet für Leser mit einer zarte Seele.

Viele Grüße,

Emiel


---
Seite 1

Ruβland, 19 November 16

Lieber Franz!

Heute ist Sonntag, dazu der 19 November,
St.Elisabeth. Du kannst dir denken, wo da heute
den ganzen Tag über meine Gedanken weilen.
Jetzt schon zum 3ten Male feiere ich den Tag
in Feindesland, hoffentlich zum letzten Male.
Allerdings is man hier in Sachen "Frieden"
sehr pessimistisch; und wie könnte es auch anders
sein. Alle schöne Reden nützen nichts, dan kann
nur ein Hindenburg helfen, und der wird´s
auch hoffentlich machen. Sehr gefällt mir sein
Brief an den Reichskanzler. Ob er allerdings da
etwas erreichen wird, halte ich für sehr fraglich. Man
muβte denn nicht die Dickfälligkeit[1] unserer Agrarier
und ihre Unzugänglichkeit kennen, wann es sich um
ihr Eigeninteresse und ihren Geldbeutel handelt.
Ich möchte nur mal wissen, wieviel diese Patrio-
tismuspächter zur Kriegsanleihe[2] beigetragen haben,
ich glaube bestimmt, daβ ihr Beitrag so ungefähr
im gleichen Verhältniβ wie ihre Steuere zu bewerten ist.
Solchen Burschen ist nur mit Prügel beizukommen,
das Wort Idealismus ist für sie eine terra incognita.
Doch was nützt die Aufregung, es wird ja doch nicht anders.
Lieber wollen wir uns über anderes unterhalten.
Zunächst meinen herzlichsten Dank für die zwei Pfund
Tabak, die gestern ankamen. Du meinst es wirklich
zu gut. Ich bin jetzt mindestens bis Weihnachten
vollständig genügend vorsehen. Habe jetzt schon mit
Oberlt. Lucke Tabak gegen Cigarren ausgetauscht,
da letzten mir ausgegangen waren. Ich wundere mich
wie du noch an den Tabak kommst, andere Herrn können
fast nirgendwo welchen bekommen.

[1] Ich lese hier tatsächlich "Dickfälligkeit". Keine Ahnung was es bedeutet...

[2] Kriegsanleihe - Siehe https://artsandculture.google.com/exhibit/kriegsfinanzierung-%C3%BCber-kriegsanleihen/QQLu76Rl?hl=de Die Kriegsfinanzierung durch Kriegsanleihen war für Deutschland während des Ersten Weltkriegs die Grundlage für die Aufrechterhaltung der finanziellen Kriegsbereitschaft (siehe dazu mit weiterführenden Hinweisen den Quellenkomplex Kriegsfinanzierung). Neben den eigentlichen Zeichnungsaufrufen bediente sich die Reichsregierung einer ausdifferenzierten Propaganda. Einerseits sollten die finanziellen Vorteile von Kriegsanleihen als sichere und attraktive Geldanlage herausgestellt werden, andererseits appellierte man an patriotische Gefühle und stellte Kriegsanleihen als einen von allen Deutschen zu leistenden Beitrag zum Erreichen eines Sieges dar.


Seite 2

Übrigens sind wir alle Beide, was Rauchen anbelangt,
gegen meinen Kommandur die reinsten Stümper. Unter
10 Cigarren (schwere Brasil) und 1 (...) Pfeifen den Tag,
geht der nicht zu Bett. Dazu priemt[4] er ununterbrochen.
Was der Krieg so alles mit sich bringt. Doch kurz. u. gut,
also wenn ich bitten darf, schicke nächstens lieber mal
1 Kistchen Cigarren. Ich rauche zwar selbst im Hause
fast ausschlieβlich Pfeife, aber drauβen u. wann
Besuch kommt, fehlt es mir augenblicklich sehr
an Glimmstengeln[5]. Meine fotogr. Tätigkeit
muβt während den letzten, groβen Ereignisse fast
gänzlich still liegen. Nur einen Film habe ich
zu Wege gebracht u. der ist nicht mal bedeutend,
da der Film infolge der Nässe gezwollen war
und streifig geworden ist. Ich schicke dir heute
Abzüge davon mit, hoffe aber in nächster Zeit,
wenn klares Winterwetter einsetzt, mit besseren
Sachen dienen zu können. Auch gibt´s denn
beim Schnee schönere Motive. Wir haben jetzt
schon eine dünne Schneeschicht, doch reicht sie nicht
zum Schlittenfahren. Es ist ganz eklig kalt.
Seit 8 Tagen schwenkt das Thermometer zwischen
5-10 Grad unter Null, heute sind 8 Grad
bei starken, scharfen Nordostwind, der uns das
noch ständig anhaltende Artillerie-Duell am Skro-
bowabach recht deutlich zu Ohren führt. Wo
ich dieses schreibe, fällt fast jeden Augenblick
ein Schuβ, die Fenster klirren[6] in einem fort.
Und nun will ich dazu übergehen, dir unsere
groβen Sieg von 9ten dss das näheren zu erschreiben.
Ich schicke voraus, daβ ich inzwischen wieder von meineren
Stabskommandanten-Posten in Molezads abgelöst
wurde, nachdem der dafür bestimmte Rittmeister aus
der Heimat eingetroffen. Ich bin also wieder bei der alten
Kolonne.

[4] priemen = Tabak kauen

[5] Glimmstengel = Zigarette

[6] klirren = durch Aneinanderstoßen, Zerschellen einen hellen, vibrierenden Ton von sich geben


Seite 3

Wie du weiβt, waren die Österreicher anfang Juli dss. Jahres
von Skrobowabach zwischen Zivin u. Gorodischtsche
von den Russen zurückgedrängt worden. Unsere Division
brachte damals die Sache zum Stehen, drängte den Feind
im Gegenangriff teilsweise zurück, vermocht aber damals
nicht, ihn über den Skrobowabach zurückzuwerfen.
Dadurch entstand eine unglückselige Lage. Die
Schützengräben lagen ganz dicht zusammen, man konnte
bequem mit Handgranaten hin u. herwerfen. So
entstand eind ständiger Stahkampf(?), der natürlich
beiden Teilen ganz erhebliche, schwere Opfer kosteten,
die zudem gänzlich zwecklos waren. Tag u. Nacht
flogen Handgranaten und Minen hinüber u. herüber,
das ganze Gelände wurde unterminirt, es war
eine Nervosität, die nich länger zu ertragen
war. Der 9ten Nov. bracht denn auch endlich die
Erlösung, die natürlich mit möglichst geringen
Verlusten unserseits verkauft werden sollte.
Anfang des Monates schon wälzte sich schwere
Artillerie in allen Tonarten heran. Von allen Seiten
krach sie, bei den trüben Wetter vom Feinde unbe-
merkt, heran. Wir nahmen den Bataillons-Stab
eines bayerischen 21 Cm. Mörser Batter.(?) bei uns auf,
und verlebten recht gemütliche u. interessante Stunden
mit diesen prächtigen Naturmenschen, die schon auf allen
möglichen Kriegsschauplätzen gewesen waren und recht
schön zu erzählen wuβten. Auch brachten sie einen
Waggon "Echt Kulmbacher"[7] mit, für uns eine
wahre Wollust. Gestern haben wir den Rest verzehrt.
Am Abend des 8ten Nov. waren sämmtliche Batterien
in Stellung gebracht und jede bekam ihr Schuβfeld
zugewiesen. Ein Heer von Minenwerfern hatte
sich voran in den Gräben eingebaut. Mehrere Ab-
teilungen Flammenwerfer (...) des Angriffs.
Wir Kolonnen fuhren fast ausschlieβlich schwere Wurfmeinen.

[7] Siehe https://www.kulmbacher-brauerei-ag.de/unternehmen/historie/

Seite 4

Am Frühmorgen des 9ten Nov, begann das Wetter sich
aufzuklären. Besser konnte es nicht kommen. Schon
um 4 1/2 Uhr schwirrten Dutzende von Fliegern ganz
nahe über uns, schreubten sich in Spiralen hoch
und gingen zur Beobachtung nach vorne.
Um 5 Uhr begann die Artillerie aller Kaliber sich
einzuschieβen. Es klappte famos. Jeder Schuβ konnte
beobachtet werden. Von 8 1/2 war alles eingeschossen.
Punkt 9 Uhr setzte ein Trommelfeuer ein, wie
wir alle es noch nie gehört. Die Minenwerfer nahmen
die Drahtverhaue und die vordersten Gräben vor.
Sie haben mächtige Horizontalwirkung, reiβen aber keine
tiefen Löcher, die der Infanterie sonst beim Vorgehen
lästig. Die zweiten und dritten Gräben werden
von der schweren Artillerie vollständig eingedeckt.
Dahinter legt die Feldartillerie Sperrfeuer. Die
mittlere Artillerie, vor allen die Haubitzen, zersplitten
die Brücken über den Bach und belegen das ganze
Hintergelände mit Gasgranaten. Ein Vorbringen
von Reserven und Munition wird damit unmöglich
gemacht. Schon während das Höllenkonzerts laufen
die Russen zu hunderten über, Hände hoch,
mit verzerrten Gesichten und Klapperenden Zähnen.
Mehrere Male setzt die Artillerie plötzlich aus,
die Infanterie brüllt in den Gräben was die
Lunge halten kann. Scheinangriff. Die Russen
kommen aus ihren Löchern, unsere Maschinen-
gewehre rattern und mähen alles fort.
Die Brummer setzen wieder ein, 4 Stunden
lang dauert die Kanonade. Plötzlich, 12.59 Uhr
Pause. Die Flammenwerfer stürtzen vor, 60-
80 Mtr. lange Stichflammen vor sich herwerfend,
sie sengen die vordersten Gräben ab und bringen
allem Lebenden den sicheren Tod. Der Führer selbst
fällt durch Herzschuβ, noch ehe er ganz aus den Graben.


Seite 5

Eine Minute später stürmt unsere gesammte
Infanterie vor, zunächst geschützt durch den
undurchdringlichen Qualm der Stichflammen.
Innerhalb 25-30 Minuten sind sammtliche
Gräben diesseits des Baches in unserer Hand.
Nur ein Panzerwerk mit etwa 500 Mann
Besetzung wird erst nach verzweifelten Kampfe
wiedergerungen. Ein Teil der freiwilligen
Stoβtruppen geht sogar im Übereifer über
den Bach, wird aber zurückgeholt, da wir
alles erreicht, was wir wollten. Mit den
nötigen Reserven wäre es ein Leichtes gewesen,
vollständig durch zu stoβen. Die endgültige
Beute betrug etwa 3500 Gefangenen, darunter
50 Offizieren, ferner 27 Maschinengewehre, 1 dzd
Minenwerfer und sehr viel Munition u. Kriegsgerät.
Die Gräben lagen voller Toten u. Verwundeten,
während wir ganz fabelhaft geringe Verluβte hatten.
Gegen 6 Uhr machten die Russen dem ersten Gegen-
angriff, der sich auch in der Nacht nochmals
wiederholte. Natürlich ohne Erfolg. Augenblick-
lich kämpft fast nur noch die Artillerie und
zwar sucht unsere die russ. zum schieβen zu
zwingen, um die neuen Stellungen herauszu-
knobeln. Jedenfalls hat unsere Infanterie es
jetzt bedeutend besser, sie kann sich für den Winter
einrichten, ohne immerfort gestört zu werden.
Unser Generalissimus von Woijna aber
hat einen Sieg errungen, der in jeder Weise
glänzend genannt werden kann. Man hört nur
eine Stimme: Woijna hat die Kiste(?) famos geworfen.
Die 5. R.D. ist zu recht stolz auf ihren General.


Seite 6

Und nun lieber Franz für heute schluβ.
Ich muβ noch viel erledigen, bin auch mit meiner
Post noch sehr im Rückstand. Auch wirst
du es begreifen, daβ ich den gröβten Teil des
heutigen Tages Elisabeth u. den Kinderchen
gewidmet. Richard macht mir viel Sorge,
da er in letzter Zeit häufiger krank war.
Hoffentlich wird es nicht schlimmer. Es ist
für mich sehr hart, daβ ich meine Liebsten erst
im Februar wieder sehen soll. Mutter scheint
ja wieder etwas unter Zucker zu leiden.
Um diese Kriegszeit ist das doppelt schlimm
wegen der diätischen Kost. Gestern habe 6 Pfund
Butter u. 4 Pfund Wurst, die unser Marketender
in Warschau gekauft, nach Hause geschickt. Ich
hoffe es öfter zu wiederholen. Es ist zwar
teuer, aber man bekommt soviel, als man
haben will. Schade, daβ keine Beute aus
unserer Gegend bei der Kolonne, ich könnte
sonst häufiger einen nach Hause schicken.
Was macht deine Verhaltniβ zum kl.(?) Mili-
tarissimus? Schreibe bald wieder.
Herzl. Gruβ u. Küβe
Dein Bruder
Richard







 
volkimal Am: 02.06.2020 14:06:43 Gelesen: 527280# 1701 @  
@ marc123 [#1684]

Hallo Marc,

beschwören würde ich es zwar nicht, aber an den Namen "v. Gayl" glaube ich bei dieser Unterschrift nicht.



Der Name hat zwar vermutlich auch vier Buchstaben. Der erste sieht aber nicht nach einem "G" aus.

Auch das "l" als letzter Buchstabe passt nach meiner Meinung nicht.

Letztliche Klarheit ergäbe erst eine Unterschrift von "Regiments-Kommandeur Oberst Oberst Freiherr von Gayl" oder eine Liste der damaligen Kommandeure.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.06.2020 14:44:29 Gelesen: 527262# 1702 @  
@ dr31157 [#1685]

Hallo Detlef,

schon wieder eine schreckliche Handschrift. Ich lese:

Frau
Hedwig Wolff
Leobschütz O/S. (=Oberschlesien)
Stephanspl. 4

Liebe Mama, Papis Brief u.
Deine Carte erhalten. Habe ihnen
zur Sparkasse geschrieben. Gestern
war der Jachmann (Trompeter)
hier Paulings(?) schicken ihn weg.
des Geldes. Natürlich hat er auch
unsern Sprößling gesehen.
Schicke mir doch bitte umgehend
die Bezüge u. wenn es geht, auch
ein ??? Vergiß mich nicht! Die
??? Lissi kommt nächste
Woche. Ich habe keine Bezüge mehr.
Vor Ostern kann ich nicht mehr
waschen. Das Paket kam gestern
an. Alles heil. Vielen, vielen
Dank. Meine Freude war groß.
Alles wieder(?) im nächsten Brief.
??? Euch alle herzl. Grüße u.
Cüsse Eure ???

Winnichen(?) schläft
süß, sie läßt auch grüßen ? _ _ _ _

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 02.06.2020 14:46:15 Gelesen: 527261# 1703 @  
@ evwezel [#1700]

Hallo Emiel,

ich schaue den Brief gerne an. Nur heute komme ich nicht mehr dazu.

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 02.06.2020 15:15:46 Gelesen: 527245# 1704 @  
@ volkimal [#1703]

Hallo Volkmar,

nimm ruhig deine Zeit, es hat keine Eile.

Viele Grüße,

Emiel
 
dr31157 Am: 02.06.2020 16:06:33 Gelesen: 527223# 1705 @  
@ volkimal [#1702]

Hallo Volkmar,

vielen Dank für die schnelle Übersetzung. Die offenen Stellen kann ich auch trotz viel Mühe nicht lösen. Ich habe da keine Idee.

Viele Grüße
Detlef
 
dr31157 Am: 02.06.2020 20:39:08 Gelesen: 527137# 1706 @  
Hallo zusammen,
hallo Volkmar,

der nächste Hilferuf!

Was steht da ".....geschäft"



Gruß
Detlef
 
volkimal Am: 02.06.2020 20:54:17 Gelesen: 527133# 1707 @  
@ dr31157 [#1706]

Hallo Detlef,

es heißt: "Herrn Albin Spillner, Cigarrengeschäft"

Viele Grüße
Volkmar
 
dr31157 Am: 02.06.2020 21:05:40 Gelesen: 527121# 1708 @  
@ volkimal [#1707]

Hallo Volkmar,

jetzt wo ich es geschrieben sehe, kann ich es auch lesen.

Danke! Bis zum nächsten Mal.

Viele Grüße
Detlef
 
marc123 Am: 02.06.2020 21:09:27 Gelesen: 527119# 1709 @  
@ volkimal [#1701]

Danke Volkmar,

dann lasse ich den Namen erstmal weg. Einen anderen plausiblen Namen habe ich bei den Kommandeuren nicht gefunden.

Liebe Grüße
Marc
 
dr31157 Am: 02.06.2020 21:37:13 Gelesen: 527110# 1710 @  
Hallo Volkmar,

und hier ist schon der nächste Problemfall bei dem ich die Empfängerdaten und den rückseitigen Text nicht lesen kann. Wieder eine Sauklaue.



Viele Grüße
Detlef
 
volkimal Am: 02.06.2020 21:54:12 Gelesen: 527097# 1711 @  
@ evwezel [#1700]

Hallo Emiel,

ich bin begeistert, wie sich dein Sütterlin im Vergleich zum Anfang verbessert hat.

Die Texte, die du vorgibst, sind sehr gut "übersetzt". Kleine Fehler ab und zu habe ich korrigiert. Ich schicke dir den kompletten Text per Mail.

Zu Seite 1:

[1] "Dickfälligkeit".= ein dickes Fell haben = abgebrüht sein = unsensibel sein
(Im Internet unter „dickfällig“ oder nach neuer Rechtschreibung „dickfellig“ suchen)

Auf der letzten Seite hast Du das P.S. = Postskriptum vergessen. Hier ist es:
P.S. Soeben kommt der Befehl, daß unser
General der Mun. Kol. u. Trains Burandt
selbst die Ortskommandatur in Molezads
übernimmt. Ich hatte also die Ehre sein Vor-
gänger zu sein.

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 02.06.2020 22:28:59 Gelesen: 527078# 1712 @  
@ volkimal [#1711]

Hallo Volkmar,

ohne deine Hilfe war es mir natürlich nicht gelungen. Du bist einfach ein sehr guter Lehrer!

Viele Grüße,

Emiel
 
volkimal Am: 03.06.2020 09:41:50 Gelesen: 526943# 1713 @  
@ dr31157 [#1710]

Hallo Detlef,

die Karte ist sehr schwer zu lesen. Hier das vorläufige Ergebnis:

Firma
L & Berg
Sattlerwaren
Nürnberg
Breite Gasse

?.?.
Sie schrieben vor 8 Tag
daß Panel direct abgegangen
habe aber noch keine ??? u. keine
War(e)n --- bitte Bescheid
Ferner bitte 4 Stk. Hirsch mit gerad(?)
Besen(?) sofort senden darf auch etwas
anderes dabei sein.
Was haben Sie in Plüsch u. Drill?
???
??? ???
Tirschenreuth, 18. Aug. 22

Vuele Grüße
Volkmar
 
dr31157 Am: 03.06.2020 10:32:48 Gelesen: 526939# 1714 @  
@ volkimal [#1713]

Hallo Volkmar,

vielen Dank, das du dich erneut bemüht hast. Das auch du Probleme hast beruhigt mich etwas.

Meine Denkanstöße:

2. Zeile: Panel könnte "Pacet direct ........." heissen?
3. u. 4. Zeile: keine Rauh- und Leinen Waren?
5. u. 6. Zeile: konnten nach damaliger Aussprache Hirschgeweihe mit gleichmäßigen Enden sein? Bin kein Jäger!

Was sagt dein geschultes Auge?

Viele Grüße
Detlef
 
evwezel Am: 03.06.2020 11:02:28 Gelesen: 526931# 1715 @  
Hallo Volkmar,

Ich habe einen neuen Feldpostbrief, diesmal hoffentlich tadellos übersetzt.

Viele Grüße,

Emiel

---
Koszelewo (Rußl.) 2. Dez. 1915

Lieber Franz! Herzl. Dank für dein leckeres
süßes Paketchen. Es kam mir sehr zu statten.[1]
Auf den langen Märschen bei 15-20 Grad
Durchschnittskälte tut das sehr gut. Sonntag
war so bitter kaltes Wind, daß mir
die Kinnbarten ordentlich erfroren sind.
Der hohe Schnee verschwindt nicht wieder,
alle Tage kommt neuer hinzu. Einer
Ort macht das. Schlittenfahren wieder
viel Spaß. Da wir an der Haupt-
heerstraß wohnen, bekommen wir, besonders
Abend´s viel Besuch von Kameraden, die
befürchten einzuschneien. Immer müssen
wir ein Lager bereit halten. Eine Kiste
Wein von Dietz - Prüm, die gestern hier an-
kam, war total eingefroren. Dienstlich
habe viel Arbeit, da noch immer als einzi-
ger Offizier bei der Kolonne. Beifolgend
findest du Adressen von Leuten, die
von 5-15 Dezember beurlaubt sind
u. Weichnachtspackete für die Kolonne
mitbringen. Im Voraus besten Dank.
Herzl. Grüße u. Küße
Richard

[1] zustattenkommen - für jemanden, etwas nützlich, hilfreich, von Vorteil sein.


 
longdoz Am: 03.06.2020 12:25:43 Gelesen: 526917# 1716 @  
@ volkimal [#1713]

Bei der Unterschrift lese ich:

"Hochacht
L... Mehlig"

Gruss Mats
 
Marcello Am: 03.06.2020 12:29:39 Gelesen: 526909# 1717 @  
@ volkimal [#1676]
@ evwezel [#1675]

Hallo zusammen,

sorry ich habe ganz vergessen mich zu bedanken. Klasse eure Übersetzung, da bin ich ein Stück weiter.

Grüße
Marcel
 
dr31157 Am: 03.06.2020 21:43:12 Gelesen: 526863# 1718 @  
Hallo Volkmar,

ich habe ich schon wieder eine Karte mit einer Sauklaue geschrieben. Adresse und Text kann ich nicht entziffern.

Kannst du mir bitte helfen ?



Viele Grüße
Detlef
 
volkimal Am: 04.06.2020 10:10:27 Gelesen: 526823# 1719 @  
@ dr31157 [#1718]

Hallo Detlef,

nur auf die Schnelle etwas zum Empfänger. Der Brief geht an den Herrn Privatdozenten Lic. Dr. Th. Siegfried, Jena, Fürstengraben 11.

Zum späteren Professor Theodor Siegfried kannst Du hier etwas nachlesen [1], [2]

Der Absender war ebenfalls evangelischer Theologe. Es handelt sich um Karl Ludwig Schmidt, der 1922 auf die Professur für Neues Testament der Universität Gießen berufen wurde. [3]

Der Text der Karte dauert im Moment zu lange. Es geht u.a. um die "Habilitations???". Das steht in der Klammer in der zweiten Zeile.

Viele Grüße
Volkmar

[1] https://www.uni-marburg.de/uniarchiv/pkat/gnd?id=117364363
[2] https://www.deutsche-biographie.de/sfz121693.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Ludwig_Schmidt
 
evwezel Am: 04.06.2020 11:10:50 Gelesen: 526819# 1720 @  
Liebe Sammelfreunde,
hallo Volkmar,

ich habe hier wieder einen interessanten Feldpostbrief, leider auch mit Bleistift geschrieben. Trotzdem glaube ich, dass ich den Großteil des Textes gut übersetzt habe.

Viele Grüße,

Emiel
---

Seite 1

Nowogrodek(Rußl.) 12. Oct. 1915

Lieber Franz!

Nach langer, langer Zeit endlich ein
Lebenszeichen von dir, allerdings auch
ein umso schönes, Fasanenbraten und
saure Gürkchen, ungewohnte Leckerbissen.
Fehlt nur noch das nötige Getränk. Bier
seit 3 Monaten nicht mehr gesehen, Wein ein
unbekanntes Wort, doch soll´s bald wieder
besser werden. Wer allen hoffen in einigen
Wochen in Urlaub zu kommen denn ich
möchte nicht, daß Elisabeth zum zweiten
Mal in schwerer Stunde ohne mich ist.
Ich vermute stark, daß es ein kleiner Wilhelm
wird, doch bin ich diesmal auch mit einen Töch-
terlein zufrieden. Vermutlich wurde ich in den
ersten Tagen des Novembers zu Hause
eintreffen. Und da werde ich sicher Gele-
genheit finden, im gemütlichen Familien-
kreise alle Ergebnisse unseres 600 Kilometer
Siegeszuges ausführlig zu erzählen.


Seite 2

Vorerst haben wir hier um Nowogrodek
unsere Winterquartiere bezogen. Zwar ver-
suchen die Russen jetzt fast tagtäglich hier durch-
zubrechen, aber alle (...) ist vergeblich,
wir haben schon zuviel Zeit gehabt, uns vor den
Njaner(?) Sümpfen zu verschanzen. Zwar wä-
ren wir beinahe noch kurz vor unseren Ziele,
bei einem unerwarteten plötzlichen Durchbruch zu
nächtlicher Stunde abgefangen worden, aber un-
sere wackeren Pioniere griffen noch rechtzeitig ein und
schossen endgültig die Lütte. Hier im Lande
sieht es wüst und traurig aus. Arme, elende[1]
Flüchtlingen die Hab´und Gut verloren, sieht
man ständig die ödere, sandigen Straßen ein-
herziehen. Klapperigen[2] Pferdchen in den typischen
Russen(...) und auf diesen Frauen, Kinder
und armseliger Plunder. Dabei ist es hier schon
bedenklich kalt. Wir sammeln alle Schlitten,
da 5 Monate fast ununterbrochen Schnee
liegt. Landschaft ist nicht uninteressant,
viel Wald mit allerhand Raubzeug,
besonders viele Wölfe. Ich sehe mich schon
auf der Wolfsjagd im rasend(?) einherjägen-
den Schlitten; immer(?) hätte sich sowas ja im
Leben geträumt. Leider herrscht auch

[1] elend - kümmerlich, jämmerlich, beklagenswert
[2] klapperig - alt, durch längeren Gebrauch abgenutzt und nicht mehr sehr stabil, intakt

Seite 3

viel Cholera in hiesiger[3] Gegend, besonders in
der Civilbevölkerung. Die strengsten Vor-
sichtsmaßnahmen sind schon getroffen. Die
schlimmste Seuchengegend[4] war allerdings zwischen
der Bzuwa(?) und Warschau, wo wir allein
einen Friedhof mit (ungefähr) 5000 an Cholera und
Typhus gestorb. russ. Soldaten fanden.
Ungeziefer gibt es auch massig hier, doch
haben nur jetzt mehr Zeit, unsere Quar-
tiere zu säubern. Wir haben uns in einem
Gutshofe (ungefähr) 8 Kil. westl. Nowogrodek, direkt
an der Landstraße nach Nowojelnia, und
zwar in Koszelewo, niedergelassen.
Unsere Futterlinie haben wir in Rokot-
na ((ungefähr) 23 Kil.) und fahren hin nach Kol-
kowitscha, hin und zurück jedesmal 110
Kilometer. Heute bin ich allein mit der Co-
lonne in Rokotna, habe mit einständiger
Ununterbrechung von heute Morgen 7 bis
zum Abend 7 Uhr zu Pferde gesessen und
benutzte den Abend in der großen Stube
eines rechtrussischen Gutshauses, um noch
eine Stündchen mit dir zu plaudern.

[3] hiesig - hier befindlich; hier einheimisch, ansässig; von hier stammend
[4] seuche - sich schnell ausbreitende, gefährliche Infektionskrankheit

Seite 4

Den Hauptinhalt der Stuben bilden hier
die ungeheuer mächtigen Kachelöfen. Sie
lassen auf einen bitter kalten Winter
schließen. Sollte es nicht schon vorher Schluß
geben, vorne die große französ. Westoffen-
sive zusammenbricht? Gebe Gott, daß
es wahr wäre. Ich habe Sehnsucht nach
der Heimat und meinen Lieben besonders meinen
Jungen wie nie zuvor. Mit Scheudern
denke ich an einen zweiten russ. Winter,
und doch wenn´s sein muß, denn Gott
befohlen. Nicht umsonst soll all´das teure
Blut vergossen sein, jetzt heißt es aus-
harren.[5] Und nun auf baldiges, frohes
Wiedersehen lieber Franz. Grüß deine
Frau Hirtien(?) und Frl. Hoster u. alle be-
kannte und sei du herzlichst gegrüßt
und geküßt
Dein Bruder
Richard

Gebe den Brief Urlauber mit.

[5] ausharren - an einem bestimmten Ort [trotz unangenehmer Umstände] bleiben, geduldig weiter, bis zum Ende warten




 
mausbach1 (RIP) Am: 05.06.2020 10:09:54 Gelesen: 526741# 1721 @  
Liebe Sammelfreunde,

ich habe hier eine Feldpostkarte, nicht sonderlich gut geschrieben. Wird es leserlich werden? Vorab meinen besten Dank!






Feldpostkarte
Frau
de Vries
Bremen
Geibelstr. 65
"Krankenhaus Doktor
Schutz?
Lange Jürgenstr.29 S...?"

17.11.14
Liebe Schwägerin u. Agnes,
Schicke hiermit eine Ansicht von
Perronne, ich war 8 Tage dort
bin jetzt wieder im Schützengra-
ben ... die Kugeln über die Köpf
fliegen. Heut ist schon Wetter ...
hat? viel ganz mit letzte Tage
wird kalt. Hoffentlich ist bald.
Schluß rs ist t... vorgegangenen
... in die Löhne? Es grüßt Euch vielmal
Euer Jan.

Die Bonbons? waren sehr gut, ich hatte die letzten Tage?
Nun Grüsten?, jetzt ? Besser.
 
DERMZ Am: 05.06.2020 10:50:49 Gelesen: 526732# 1722 @  
@ mausbach1 [#1721]

Hallo Claus,

Die Bonbons waren sehr gut, ich hatte die letzten Tage star-
ken Husten, jetzt ists besser!


Weiterhin gute Gesundheit Olaf
 
DERMZ Am: 05.06.2020 11:01:41 Gelesen: 526730# 1723 @  
@ mausbach1 [#1721]

Hallo Claus,

17.11.14
Liebe Schwägerin u. Agnes,
Schicke hiermit eine Ansicht von
Perronne, ich war 8 Tage dort
bin jetzt wieder im Schützengra-
ben wo die Kugeln über die Köpf
fliegen. Heut ist schön Wetter es
hat viel geregnet letzte Tage
wird kalt. Hoffentlich ist bald.
Schluß es ist kein Vergnügen
???? Es grüßt Euch vielmal
Euer Jan.

Für die Fragezeichen habe ich noch keine Idee, auch die Adresse ist mir noch nicht klar.

Viele Grüße Olaf
 
volkimal Am: 05.06.2020 11:59:19 Gelesen: 526718# 1724 @  
@ mausbach1 [#1721]

Hallo Claus,

als Anschrift lese ich :

Feldpostkarte
Frau
de Vries
Bremen
Geibelstr. 65
Krankenhaus Doktor
Schulz
Sangs Jürgenstr. Saal(?) 29

Gemeint ist die die Sankt-Jürgen-Straße. Dort war damals das Städtische Krankenhaus, heute Klinikum Bremen-Mitte.

Den Text der Karte hat Olaf bis auf ein Wort richtig angegeben. Bei dem Wort lese ich einfach "Löcher".

Vielleicht meint Jan, dass es kein Vergnügen in den Löchern d.h. in den Schützengräben ist.

Viele Grüße
Volkmar
 

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