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Thema: DDR Mi 777 F fehlende Wertziffer: Neuentdeckung als Bedarfsverwendung !
Koban Am: 19.11.2022 19:59:53 Gelesen: 4146# 1 @  
DDR Mi 777F (fehlende Wertziffer)

Hallo zusammen,

Leider aktuell kein scan möglich. Die Abart Mi 777F (Farbe dunkelorangerot fehlend) hat im Michel-Spezial (2020) nur eine Bewertung für ** (gestempelt -.-).

Die Marke ist ohne Gummierung und befand sich, ohne besondere Hervorhebung, in einem eng gesteckten DDR-Lageralbum.

Handelt es sich hier eventuell um einen Gefälligkeitsstempel? Kenne mich mit DDR nicht aus. Eine Normalmarke zum Vergleich ist mitfotografiert.

Traut sich jemand eine Einschätzung des Stempels und ggf. eine ungefähre Wertschätzung zu?

Vielen Dank vorab für Eure Hilfe.

Gruß,
Koban


 
Stefan Am: 19.11.2022 20:08:03 Gelesen: 4140# 2 @  
@ Koban [#1]

Was sagt der Blick unter der UV-Lampe? ;-)

Der Teilabschlag des Tagesstempels schaut mir nach Bedarf aus. der Ortsname beginnt mit dem Buchstaben "J" und das Wort ist recht kurz, ggf. die Stadt "JENA". Staatlich produzierte Gefälligkeitsentwertungen für Samelzwecke aus jener Zeit Anfang der 1960-er Jahre kenne ich nur aus Berlin (Ost) als Regelfall und Leipzig (Einzelfall).

Gruß
Stefan
 
jmh67 Am: 19.11.2022 20:14:30 Gelesen: 4132# 3 @  
@ Stefan [#2]

Auch andere Ortsnamen kommen auf Entwertungen für Sammlerzwecke vor. Aber meistens sind solche Stempel so abgeschlagen, dass der Steg waagerecht steht.

-jmh
 
Carsten Burkhardt Am: 19.11.2022 20:37:26 Gelesen: 4121# 4 @  
@ Koban [#1]

ich würde auf einen Jenaer Stempel tippen und halte ihn für Bedarf. Macht aber auch angesichts der Seltenheit der Abart nicht wirklich einen Unterschied aus.

Viele Grüße
Carsten
 
achim11-76 Am: 20.11.2022 09:30:24 Gelesen: 4056# 5 @  
Hallo Koban,

Wenn ich mir den Stempel in der Vergrösserung anschaue, würde ich auch auf einen Jena Stempel tippen. Man sieht auch im oberen Bereich schön einen Quetschrand, und der Farbauftrag ist auch etwas unregelmässig und die Farbe ist dunkel und matt mit einem ganz leichten ins Braun gehende an den Stellen, wo die Farbe nicht so intensiv auf dem Stempelgerät aufgetragen war und in der Vergrösserung etwas zu unsauber für einen Maschinen bzw Gefälligkeitsstempel, da hier der Farbauftrag bei einem Klischeestempel eher gleichmässig ist und die Farbe auch oft glänzt.

Ich würde auch sagen, das ist ein Stück, welches definitiv aus dem Bedarf stammt.
 
Richard Am: 20.11.2022 09:48:48 Gelesen: 4051# 6 @  
@ Koban [#1]

Hallo Koban,

im aktuellen Michel Spezial ist die Marke mit ** 750.- / mit Entwertung für philatelistische Zwecke mit --.-- / mit Bedarfsentwertung oder auf Beleg ist sie nicht bekannt bzw. im Michel nicht gelistet.

Statt des Handy Fotos wäre ein guter scan aussagekräftiger, wie immer hier im Forum.

Schöne Grüsse, Richard
 
Carsten Burkhardt Am: 20.11.2022 13:10:52 Gelesen: 4014# 7 @  


Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein JENA 1 / g. Ich habe ihn zwischen Februar 1958 und November 1964 mit vielen Abschlägen. Typisch und für mich entscheidend ist die Form des Bogens des J. Daran kann man fast alle Jena-Stempel unterscheiden. Auch die dicke Schrift und die Farbe ist richtig.

Viele Grüße
Carsten
 
Koban Am: 20.11.2022 20:31:26 Gelesen: 3940# 8 @  
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten!

Näheres zur UV-Reaktion und einen Scan reiche ich, nach leihweiser Überlassung der Marke, in etwa zwei Wochen nach.

Gruß,
Koban
 
Koban Am: 04.12.2022 19:41:56 Gelesen: 3746# 9 @  
Hallo zusammen,

die Marke liegt mir nun vor. Anbei der versprochene scan. Auch unter UV sind keine Auffälligkeiten zu erkennen. Ein besseres Foto ist mir leider nicht gelungen.

Werde die Marke zur Prüfung schicken, und das Ergebnis anschliessend hier mitteilen.

Gruß,
Koban


 
Carsten Burkhardt Am: 28.01.2023 17:06:14 Gelesen: 3338# 10 @  
@ Koban [#9]

Hallo,

ich habe einige Wochen über den Stempeln von Jena gebrütet und einige Hundert weitere Stempelabschläge von Jena einbezogen. Das Ergebnis liegt vor und ist auf der Newsseite von koepfe1.de [1] als PDF im Download verfügbar.

Es war sehr spannend. Je enger die Stempelnachweise wurden und je eingespielter das genaue Ausmessen der Stellung des J in Winkelminuten wurde, desto mehr Stempeltypen kamen zum Vorschein. Bei manchen Stempeln kamen innerhalb des Zeitraums von 1945 bis 1965 6 unterschiedliche Stempelmaschinen mit dem gleichen Unterbuchstaben zur Anwendung. Das Ergebnis sind 36 unterscheidbare Stempelmaschinen ohne PLGZ.

Das Attest folgt in Kürze.

Viele Grüße
Carsten

[1] https://www.koepfe1.de/bilder_2023/ddr_0777/777oWertziffer2.pdf
 
Stefan Am: 28.01.2023 20:31:19 Gelesen: 3293# 11 @  
@ Carsten Burkhardt [#10]

Das Ergebnis sind 36 unterscheidbare Stempelmaschinen ohne PLGZ.

Meinst du mit "Stempelmaschinen" ein Handstempelgerät oder einen Maschinenstempel? ;-)

Dieser merkwürdige Ausdruck taucht auch an zwei Stellen in der verlinkten pdf-Datei [1] auf:

"Es wurden 36 unterschiedliche Stempelmaschinen ohne PLGZ identifiziert und vermessen. Bei den Jenaer Stempeln wurden je Unterbuchstaben zwischen 1 und 6 verschiedene Typen (Stempelmaschinen) nachgewiesen, die in einer zeitlichen Abfolge von 1945 bis zum Wechsel auf Stempel mit PLZ im Einsatz waren."

Ansonsten ein sehr interessanter Ansatz, Teilabschläge einem Stempelgerät zuzuordnen!

In meinen Stempelsammlungen (u.a. Oberschlesien rund um das Abstimmungsgebiet herum) landen aktuell nicht zuordenbare Fragmente (Teilabschläge) in einem separaten Album (auf Wiedervorlage für irgendwann später). Bei ausreichend Vergleichsmaterial wäre deine Methode einen Versuch wert, zumindest einige Exemplare zu klären.

Gruß
Stefan

[1] https://www.koepfe1.de/bilder_2023/ddr_0777/777oWertziffer2.pdf
 
johanneshoffner Am: 28.01.2023 23:17:13 Gelesen: 3246# 12 @  
Das ist eine tolle Stempelstudie!
 
Ben 11 Am: 29.01.2023 17:04:56 Gelesen: 3146# 13 @  
@ Carsten Burkhardt [#10]

... Ausmessen der Stellung des J in Winkelminuten

Eine interessante Herangehensweise und gute Analyse. Hat Spaß gemacht, den Artikel zu lesen.

Nur: Mathematisch ist eine Winkelminute der 60. Teil eines Grades (1°) aus dem Kreisumfang und nicht der einer Stunde. :-)

VG, Ben.
 
Carsten Burkhardt Am: 29.01.2023 17:34:39 Gelesen: 3136# 14 @  
@ Stefan [#11]

Ich benutze die Terminologie des BPP, oder genauer gesagt von Siegfried Paul.

Jedes Stempelgerät ist in diesem Zusammenhang eine Maschine. Auch normale Handstempel. Anfangs fand ich diesen Begriff auch befremdlich, aber es wurde mir von ihm mehrfach so erklärt und ich halte ihn bislang für richtig.

Im Allgemeinen Sprachgebrauch versteht man darunter sicher etwas elektrisches: Vielleicht ist der Begriff Stempelgerät verständlicher.

Viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 29.01.2023 17:36:27 Gelesen: 3134# 15 @  
@ Ben 11 [#13]

OK, Du bist der Mathematiker, ich hatte immer nur eine 1 Minus. Welcher Begriff ist aus Deiner Sicht in diesem Zusammenhang korrekt?

Viele Grüße
Carsten
 
Ben 11 Am: 29.01.2023 18:44:09 Gelesen: 3104# 16 @  
@ Carsten Burkhardt [#15]

... Du bist der Mathematiker ...

Danke für die Blumen, aber nein, ich konstruiere nur Maschinen. Zugegeben manchmal mit recht viel Mathematik.

Welcher Begriff ist aus Deiner Sicht in diesem Zusammenhang korrekt?

Das sei Dir überlassen, solange Du erklärst, was Du meinst und alle Leser das auch so verstehen.

Zum Beispiel unterteilst Du den Stempelkreis in 60 gleiche Teile = Minuten, wenn Dir die Genauigkeit reicht. Das bildliche Verständnis wäre bei jedem sofort da.

Möchtest Du es genauer, dann arbeite mit 360 Grad. Eine Minute auf der Uhr hat immerhin 4 davon - ein Messfehler hätte erhebliche Auswirkungen.

Übrigens wird der Rasterwinkel im Offsetdruck in Grad und im Uhrzeigersinn gemessen, was mathematisch auch nicht korrekt, aber aus dem bildlichen Verständnis der Uhr entstanden ist. Um Missverständnisse zu vermeiden, weise ich meist darauf hin, wenn es um Rasterwinkel geht.

Viele Grüße
Ben.
 
Carsten Burkhardt Am: 29.01.2023 19:38:22 Gelesen: 3084# 17 @  
@ Ben 11 [#16]

Hallo Ben,

wie ich im Artikel erklärt habe, ist die Genauigkeit von 360° nicht zielführend, weil die Ungenauigkeit beim Ausrichten einen erheblichen Unsicherheitsfaktor aufweist. Ich nutze dazu das Raster und versuche, die Stempel möglichst gerade zu drehen. Aber eine Ungenauigkeit von 1/60 ist sicher nicht zu hoch gegriffen. Auf die lange Sicht wird sich zeigen, ob man lieber die 360° aus der Photoshop-Messtechnik nimmt oder das unterlegte Ziffernblatt.

Das Ziffernblatt ist auf jeden Fall leichter erklärbar und offensichtlicher als die nackte Zahl.

Viele Grüße
Carsten
 
Carsten Burkhardt Am: 29.01.2023 19:42:17 Gelesen: 3082# 18 @  
Fridolino Am: 30.01.2023 10:34:30 Gelesen: 3006# 19 @  
@ Carsten Burkhardt [#10]

Frage zur pdf-Datei: Was ist nun wieder die "365-Grad-Skala"?

Vermutlich 1 Tag im Jahr?
 
Carsten Burkhardt Am: 31.01.2023 08:48:45 Gelesen: 2918# 20 @  
@ Fridolino [#19]

Tippfehler, 360.
 
Lumpus2000 Am: 31.01.2023 13:08:44 Gelesen: 2864# 21 @  
@ Carsten Burkhardt [#10]

Vielen Dank Carsten,

dass du uns daran teilhaben lässt, wie man gescheit den passenden Stempel sucht. Viele denken halt "na dann schaut er halt in seine Vergleichssammlung" - tut er ja auch aber dann fängt die Arbeit erst an. :-)

Ich bin offiziell Beeindruckt !

Klasse Arbeit, klasse Erklärung !

Viele Grüße
Swen
 
Koban Am: 12.09.2023 21:37:26 Gelesen: 2040# 22 @  
Hallo zusammen,

ich hatte versprochen das Ergebnis hier vorzustellen und möchte das Versäumte hiermit nachholen.

Meinem Vorredner kann ich mich ansonsten nur vollumfänglich anschliessen.

Gruß,
Koban


 
Richard Am: 13.09.2023 09:11:02 Gelesen: 1928# 23 @  
@ Koban [#1]

Glückwunsch für Deine Entdeckung der ersten bedarfsgebrauchten Marke und danke für die Vorstellung des Attests.

Jacques (Merkuria) hat inzwischen die Farbabart in unseren "Katalog" aufgenommen [1].

Er hat dort bereits mehr als 1.000 Marken oder andere philatelistische Besonderheiten veröffentlicht, die nicht im Michel zu finden sind.

Danke Jacques !

Selbstverständlich sind auch alle Anderen eingeladen, sich zu beteiligen ?

Grüsse aus dem Allgäu, Richard

[1] https://www.nicht-im-katalog.de/marken/suchen/ablage/47
 
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