Thema: Exilregierung "State of Oman": Echt gelaufene Belege
Stefan
Am: 11.12.2022 16:13:52
Gelesen: 2055
# 1
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Heute liefen mir auf dem Großtauschtag in Aachen insgesamt sechs Belege des "State" of Oman" in einer Krabbelkiste über den Weg. "State of Oman"? Da war doch etwas? Anschließend kurz auf
http://www.philaseiten.de
nachgesehen und richtig, die korrekte Schreibweise des Staates lautet "Sultanate of Oman". Die Ausgaben "State of Oman" werden im Michel-Katalog nicht als Briefmarken eingestuft. Dort heißt es im Vorwort des Landes "Oman" (Michel Übersee Band 10):
"Marken mit Inschrift "State of Oman" und "Dhufar" sind Vignetten einer Exilregierung."
Doch wie kommen die gelaufenen Belege zustande? Auch Mitglied Mondorff zeigt im Thema "Oman: Echt gelaufene Belege" in [1] gleich zu Beginn im ersten Beitrag einen offensichtlich gelaufenen Beleg des "State of Oman", also von dieser ominösen Exilregierung "Oman Imamate State" (sicherlich eher versehentlich bzw. dem Status einer Vignette nicht bewusst).
Das heute aufgefundene Belegehäuflein umfasst sechs Sendungen aus den Jahren 1968 bis 1971, adressiert an den gleichen Empfänger.
Nachfolgend der erste Beleg, in diesem Fall ist auch der Briefinhalt erhalten geblieben.
Sendung aus ??? via Jordanien nach 6780 Pimasens in Deutschland, Stempeldatum 31.12.1968, Porto zu 21,50 Buggshes
Die Sendung dürfte als Drucksache gelaufen sein, da an allen vier Ecken die jeweilige Ecke abgeschnitten wurde.
Als Briefinhalt sind eine Grußkarte zu Weihnachten ...
... sowie einen Werbezettel (größer als A4 und zu groß für den Scanner, daher als Foto) vorhanden. Der Flyer bezieht sich auf eine Briefmarkenausgabe zu den Olympischen Spielen in Mexiko (1968), Auflage zu 20.000 Stück für den gesamten Satz. Eine der dort vorgestellten Briefmarken wurde auch zur Frankatur dieser Sendung verwendet.
Das Schreiben nennt die Agentur "Middle East Stamp C., Ltd." mit Sitz in London. der für den "State of Oman" zuständige Postberater Youssef S. Tadros sitzt in Ras-Beirut im Libanon.
Die anderen Sendungen aus dieser "Korrespondenz" werden in weiteren Beiträgen folgen.
Gruß
Stefan
[1]
https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=9558&CP=0&F=1
22028
Am: 11.12.2022 16:46:16
Gelesen: 2038
# 2
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@ Stefan
[#1]
Ob der und andere Briefe des "State of Oman" jemals einen Briefkasten von innen gesehen haben? Damals war in Arabien viel möglich, Heute auch noch.
Schade dass die Internet Seite von Joachim Düster aka "Omandoc" den ich persönlich gut kenne scheinbar nicht mehr aktiv ist.
DL8AAM
Am: 11.12.2022 17:36:00
Gelesen: 2025
# 3
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@ Stefan
[#1]
Wobei sie selbst schreiben (schreiben kann man viel, dass "muss" man halt erst einmal so glauben), dass sie offiziell ihre Post direkt mit die jordanischen Post austauschten, im Rahmen der "Arabischen Postunion".
Wenn das stimmen sollte, könnte (könnte...) es (zumindest theoretisch) echte Bedarfssendungen (von "Inner-Oman"? Nizwa?) geben. Diese Gebiete wurden ja deren Kräften kontrolliert. Wobei die "State of Oman Post" sicherlich selbst nicht aus "Inner-Oman" verschickt hat, der "Geld-Mach-Koordinator" sass allem Anschein nach ja im damals sicheren Beirut.
Aber einfach von Vignetten einer Exilregierung zu sprechen, da macht es sich der MICHEL zu leicht. Bei vielen Ländern listet der MICHEL ja auch "Bürgerkriegsausgaben" der beteiligten Parteien, auch der unterlegenen und international nicht anerkannten. Wobei es trotzdem eine Frage ist, ob es während der "Abspaltung" ("Aufstandes") einen echten Postdienst im Territorium des Inner-Oman gab. Und selbst wenn, dann waren die Briefmarken sicherlich seltestens mal "Bedarfsmarken", falls die Agentur überhaupt einen 0,001%_Anteil der Marken "in die Tiefe des Landes" geliefert haben sollte. ;-) Auf jeden Fall waren die 1950-1970-er Jahre in Arabien eine "interessante" Zeit, auch "posttechnisch" bzw. "philateliemarkthistorisch". ;-)
Beste Grüße
Thomas
22028
Am: 11.12.2022 18:11:48
Gelesen: 2014
# 4
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@ DL8AAM
[#3]
All diese "Clive Feigenbaum" Ausgaben kann man getrost in die Kathegorie "Abzocke for Briefmarkensammler" stecken. Man denke nur an die Yemen Briefe "Durch feindliche Linien" etc.
DL8AAM
Am: 12.12.2022 14:27:11
Gelesen: 1963
# 5
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All diese "Clive Feigenbaum" Ausgaben kann man getrost in die Kathegorie "Abzocke for Briefmarkensammler" stecken.
Das ist klar, dass diese Marken nicht aus postalischen Bedarfsgründen verausgabt wurden, ist zu 100,1 % eineindeutig, aber das ist ja keine Frage der "Legitimität". Die Frage ist, gab es aus dem Bereich des "Inner-Oman" aus dieser Zeit "echte" Post? Vielleicht sogar mit diesen Briefmarken? Die (Post of) "State of Oman"-Belege (wahrscheinlich aus Beirut) über die jordanische Post ausgetauscht, sind zumindest wohl "echt gelaufene" (Philatelie-) Bedarfsbriefe. Auch wenn der einzige Beweggrund der Geldbeutel der Philatelisten war. Aber das ist ja kein Alleinstellungsmerkmal eben dieses Ausgebers bzw. der abzockenden Agenturen.
Beste Grüße
Thomas
Edit: Wobei die Hochzeit des
echten
ibaditischen Imamats im Inner-Oman 1920 bis Mitte der 50er Jahren lag, deshalb würde man Bedarfspost maximal aus diesem Zeitraum erwarten würde... d.h. 1960er Ausgaben dürften nur von den (von einigen arabischen Ländern wohl international anerkannten) Institutionen des Imamats kommen, die im Ausland ihren Sitz hatten ("Hauptstadt" der Exilrgierung war Dammam, Saudi Arabien) - oder gab es bis in die 60er noch inneromanische Gebiete die vom (von den Briten) "abgesetzten"
Regierung
gehalten wurden? Seit 1959 wohl nicht mehr...
Nur damit eventuelle Mitleser überhaupt den Hintergrund verstehen:
"... bis in die 1950er war das Gebiet des heutigen Oman in zwei
Herrschaftsbereiche
geteilt." - Es bestand dort das "Imamat von Oman" im Landesinneren ('Inner-Oman'), mit Nizwa als Hauptstadt und das "Sultanat von Muscat" an der nordöstlichen Küste mit der Hauptstadt Muscat. Wobei der Sultan den Iman mit Hilfe britischer Truppen im "Jebel Akhdar-Krieg" (1954-1959) stürzte und beide Teile in das heutige "Sultanat Oman"
überführte
(formale Gründung 1970) - wobei beide
Herrschaftsbereiche
international von unterschiedlichen "welt- und regionalpolitischen Mitspielern" anerkannt bzw. teil- und zeitweise oder semi-anerkannt waren. Hinter dem Imanat stand seinerzeit Saudi Arabien/Ägypten sowie die Arabische Liga (bedingt auch die "UN-Generalversammlung", letzter Beschluß 1969), hinter dem Sultanat stand (die damalige Kolonialmacht) Großbritannien. In diese "Übergangszeit" passt der o.g. 1968er Beleg. Das Imanat war zwar über 1200 Jahre existent, wurde aber erst 1920 durch den Vertrag von Seeb zwischen dem Iman und dem Sultan "modern-politisch" geschaffen und beide Teile
de facto
(auch) gegenseitig anerkannt. Die "politischen Probleme" zwischen beiden Teilen sind aber auch bis heute nicht endgültig aufgelöst, die letzten größeren politischen "Verwerfungen" fanden dabei vor etwa 15 Jahren statt.
Scheinbar war das Thema in Deutschland aber so unbedeutend, dass es hierfür nur englischsprachige Wikipediaeinträge gibt ;-)
https://en.wikipedia.org/wiki/Imamate_of_Oman
https://en.wikipedia.org/wiki/Jebel_Akhdar_War
Stefan
Am: 12.12.2022 17:22:57
Gelesen: 1933
# 6
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@ 22028
[#2]
Ob der und andere Briefe des "State of Oman" jemals einen Briefkasten von innen gesehen haben? Damals war in Arabien viel möglich, Heute auch noch.
Ich gehe davon aus, dass die Sendungen postalisch befördert und zugestellt worden sind. Spätestens bei einem gelaufenen Einschreiben sollte ein Nachweis postalischer Beförderung möglich sein.
@ DL8AAM
[#3]
Aber einfach von Vignetten einer Exilregierung zu sprechen, da macht es sich der MICHEL zu leicht. Bei vielen Ländern listet der MICHEL ja auch "Bürgerkriegsausgaben" der beteiligten Parteien, auch der unterlegenen und international nicht anerkannten.
Pauschal als Vignetten sehe ich die Ausgaben des State of Oman nicht mehr, zumindest nicht bei augenscheinlich auf Sendungen verklebten Briefmarken. Unter einer Exilregierung verstehe ich, dass diese nicht mehr in dem beanspruchten Staatsgebiet tätig ist. Ende der 1960-er und zu Beginn der 1970-er Jahre [1] war der Konflikt mit der kommunistisch beeinflussten Dhofar Liberation Front (DLF) bzw. ab 1968 der Popular Front for the Liberation of Oman and the Arabian Gulf (PFLOAG) noch im volle Gange [2]. Der Friedensvertrag wurde im März 1975 geschlossen, nachdem die PFLOAG nach und nach zurückgedrängt werden konnte.
@ 22028
[#4]
All diese "Clive Feigenbaum" Ausgaben kann man getrost in die Kathegorie "Abzocke for Briefmarkensammler" stecken.
Ich sehe wie bei Briefmarken aus Äquatorial-Guinea aus den 1970er Jahren sowie den Scheichtümern (Vorgänger der Vereinigte Arabische Emirate - VAE) bis 1973. Auf Beleg werden diese Stücke durchaus interessant, ungebrauchte und gefälligkeitsentwertete Briefmarken, Blocks und Kleinbogen dienen für den philatelistischen Markt. Mit Beleg meine ich nicht ungelaufene FDC sondern postalisch adressierte und gelaufene Sendungen. Philatelistisch tätige Agenturen hatten auch im inneren des Briefumschlag befindliches Ansichtsmaterial als Muster für erwünschte Presseveröffentlichungen in Fachzeitschriften verschickt, teils dieses Ansichtsmaterial zur Frankatur genutzt. Da fängt es dann an, interessant zu werden. Im Fall der vorliegenden "State of Oman"-Ausgaben sehe ich die Sachlage ähnlich - Versand von philatelistischer Werbung (Verkaufsangebot), frankiert mit deren eigenen Briefmarken.
Später können wir versuchen, uns einen Reim auf die Frankierung (Portostufen) und zur Entwertung verwendeter Tagesstempel zu machen. Daher folgen nun die Belege 2 und 3 aus diesem Pöstchen.
Sendung aus ??? via Jordanien nach 6780 Pimasens in Deutschland, Stempeldatum 01.09.1969 bzw. 25.05.1970, Porto zu 3 bzw. 153 (?) Buggshes
Hat sich jemand den roten Eindruck auf der beiliegenden Glückwunschkarte aus Beitrag
[#1]
genauer angesehen? Ich finde dies sehr blutig als Grüße zu Weihnachten und es sieht so aus, als versuche ein Soldat einen anderen Soldaten mit einem Bajonett zu erstechen. Leider kann ich die eingerahmte Schrift (arabisch?) unterhalb der Karte nicht lesen.
Gruß
Stefan
[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Omans#Zeit_der_Isolation
[2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Dhofar#Dhofar-Aufstand
Stefan
Am: 14.12.2022 19:54:58
Gelesen: 1888
# 7
@
Nachfolgend Beleg 4 und 5 (von 6) aus dem in Beitrag
[#1]
angesprochenen Pöstchen:
Sendung aus ??? via Jordanien nach 6780 Pimasens in Deutschland, Stempeldatum 30.07.1970 bzw. 17.09.1970, Porto zu 10 bzw. 8,50 Buggshes
Gruß
Stefan
Stefan
Am: 18.12.2022 12:10:44
Gelesen: 1832
# 8
@
Nachfolgend Beleg 6 (von 6) aus dem in Beitrag
[#1]
angesprochenen Pöstchen:
Sendung aus ??? via Jordanien nach 6780 Pimasens in Deutschland, Stempeldatum 15.01.1971, Porto zu 1,01 Riyal
In Beitrag 1 vom Thema "Oman: Echt gelaufene Belege" in [1] hatte Mitglied Mondorff eine Sendung des State of Oman nach Luxemburg gezeigt (links), daneben als direkter Vergleich ein Beleg aus der hier vorliegenden Korrespondenz wiederholt (rechts):
Sendung nach Luxemburg (10.09.1970) und nach Deutschland (17.09.1970)
Die Gestaltung der beiden Belege, welche lediglich mit wenigen Tagen Versatz auf Reisen gingen, ist im Grunde identisch (mal abgesehen von der "Frankatur", allerdings auch vermutlich aus dem gleichen Satz Briefmarken). Die Empfängeradresse ist gedruckt. Der Hinweis "AIR MAIL" wurde mit einem Handstempel abgeschlagen.
Insgesamt liegen damit sieben Belege vor, allesamt mit jeweils zwei Briefmarken frankiert. Es wirkt, als wurde willkürlich verklebt und die Portostufen weisen keine Kontinuität auf:
31.12.1968, Porto 21,50 Buggshes
01.09.1969, Porto 3,00 Buggshes
25.05.1970, Porto 4,50 Buggshes
30.07.1970, Porto 10,00 Buggshes
10.09.1970, Porto 6,00 Buggshes
17.09.1970, Porto 8,50 Buggshes
15.01.1971, Porto 1,01 Riyal (1 Riyal = 40 Buggshes, also Porto = 41 Buggshes)
Gruß
Stefan
[1]
https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=9558&CP=0&F=1