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Thema: Altdeutschland Bayern Briefe erklären
Das Thema hat 1044 Beiträge:
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bayern klassisch Am: 05.04.2025 10:27:29 Gelesen: 57697# 1020 @  
Liebe Freunde,

ein sehr schöner Brief aus Lindau im Bodensee vom 11.1.1864 war tarifgerecht nach Haigerloch in Württemberg, aufgegeben worden, wofür bis 1 Loth exklusive 6 Kreuzer zu verkleben waren. Siegelseitig sehen wir den Laufweg dokumentiert. In Haigerloch war noch ein Kreuzer Bestellgeld vom Empfänger, der Firma August Bolz, zu entrichten und dem Brief war eine gedruckte Preisliste innen beigefügt worden.





Die Besonderheit wird aber dann ersichtlich, wenn man genauer hinschaut, denn der Absender hatte noch eine 2. Marke zu 6 Kreuzer unter der oberen Marke verklebt. Wohl ein Versehen, aber ein nicht ganz Billiges, denn 6 Kr. waren auch Geld.

Ich kenne ca. eine Handvoll Briefe Bayerns, bei denen man, wohl stets aus Versehen, 2 Marken übereinander klebte. Das hier sollte der Schönste sein.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.04.2025 18:09:43 Gelesen: 57645# 1021 @  
Liebe Freunde,

simple Briefe erklären sich von selbst - wirklich?



Nun hier ist ein simpler Brief aus Nürnberg nach Stuttgart vom 10.5.1850 bis 1/2 Münchener Loth.

Die Entfernung war mit 6 Kreuzern korrekt frankiert worden (12-18 Meilen) und auch die württembergische Strecke hatte der Absender mit 4 Kr. entrichtet. Dazu kam die Einschreibung von 4 Kr., so dass der Brief total 14 Kr. kostete.

Zum Vergleich: Ein DÖPV-Brief ab 1.9.1851 hätte 9 Kr. Franko bis 1 Loth und 6 Kr. Reco = 15 Kr. gekostet. Vielen Briefe, die durch den DÖPV teurer wurden, als noch in der Vormarkenzeit, gibt es nicht. Dafür war er damals noch bis 25 Gulden versichert, im DÖPV nur mit 24 1/2 Gulden, aber das machte den Bock auch nicht fett.

Wegen des direkten Kartenschlusses kamen keine Stempel auf der Siegelseite hinzu, außer den Distributionsstempel von Stuttgart in blau vom ?

In Nürnberg hatte er die Schein-Nr. 954 erhalten, in Stuttgart bei der Dekartierung die Reco-Nr. 731.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 06.04.2025 10:37:37 Gelesen: 57538# 1022 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich eine "Retoursendung" der anderen Art, also vielmals seltener, als die gewöhnlichen Retouren.



Ein einfacher Brief aus München vom 8.6.1852 wurde mit 6 Kreuzern korrekt frankiert an Herrn Dr. Bernhuber, Spital- und praktischer Arzt in Passau, gesendet.



Dr. Bernhuber faltete den Brief nun um und sandte ihn am 13.6.1852 an Fräulein Amalie Bernhuber (wohl seine Tochter) nach München zurück. Die Inhalte sind natürlich nicht mehr erhalten, aber es ist zu hoffen, dass die liebe Amalie am 15.6. den Brief in freudiger Erregung gelesen haben dürfte, denn weggeworfen hat sich ihn gottlob nicht!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.04.2025 09:58:18 Gelesen: 56202# 1023 @  
Liebe Freunde,

bei einigen Briefen stimmt einfach alles, bei anderen aber noch mehr.



Das Landgericht Eichstätt sandte am 1.6.1838 einen "Auszug aus dem Boten-Insinuation-Buche" des Landgerichts Eichstätt mit 4 Kreuzern frankiert an das Landgericht Nördlingen. Weil zwischen der Einlieferung des Briefes und des Postabgangs weniger als eine Stunde Zeit war, konnte der Brief am 1.6. nicht mehr versandt werden, weshalb der nicht häufige Stempel "Nach Abgang der Post" abzuschlagen war und der Brief erst am 2.6. auf seine Reise ging.

Da er unter Chargé versandt worden war, musste man noch 4 Kr. für die Recommandation bezahlen.

Dergleichen Belege sind m. E. ziemlich selten und der Inhalt zeigt, dass im Juni 1838 nur ein einziger Brief anzuzeigen war.

Für die, die es nicht wußten: Insinuation = Gerichtsverwertbare Zustellung amtlicher Schreiben.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 01.05.2025 08:25:22 Gelesen: 47713# 1024 @  
Liebe Freunde,

eine Drucksache aus dem wunderschönen Bamberg vom 5.12.186? lief nach Halle an der Saale, wo sie am Folgetag zugestellt wurde. Das allein wäre nichts Berühmtes. Sie wurde, wie alle Drucksachen bis 40g, offen versandt und enthielt auch nichts Geschriebenes.





Aber hier lesen wir oben: "Einliegend Muster ohne Werth" und jetzt wird es spannend. Die Aufgabepost akzeptierte sie, trotz Mustereinlage, als billigste Versendungsart im Postverein. Da die Drucksache offen war, wäre es sicher leicht möglich gewesen, dass das Muster im Rahmen seines Transportweges von immerhin Luftlinie 192 km, tatsächlich über 250 km, aus der nur gefalteten Drucksache fiel und damit die Beifügung sinnlos gewesen wäre.

Auch der Inhalt ist ein kleines Sahnestück - für mich sehr interessant und "Erdfarben-Preise" hatte ich zuvor noch keine gesehen.

Dergleichen Stücke sind handverlesen und ein Schöneres kenne ich nicht.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 01.05.2025 11:18:30 Gelesen: 47660# 1025 @  
@ bayern klassisch [#1024]

Hallo Ralph,

tolles Stück, die Erdfarben Preisliste könnte man heutzutage so nicht mehr versenden, schau mal Punkt 6.

Wenn Dein Stempel von Bamberg 23 mm hoch ist, ist es der 14 Typ I und dieser war nur 1865 in Verwendung, ist es ein kleinerer Halbkreis, ist es der 14 Typ II, dieser war 1868-69 in Verwendung.

Somit kannst Du die Drucksache zeitlich besser einordnen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 01.05.2025 11:20:51 Gelesen: 47658# 1026 @  
@ Gernesammler [#1025]

Hallo Rainer,

wegen der Nr. 14, die es ab Jan. 1868 gab, kann es nur der 2. sein. Danke für die Datierungshilfe.

Ja, der Beleg ist schon eine kleine Sensation - da darf man auch mal etwas mehr geben. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 02.05.2025 13:40:49 Gelesen: 47204# 1027 @  
Liebe Freunde,





den folgenden Brief mit Inhalt (eine Art Bettelbrief von Barbara Kellner) stammt vom 20.2.1849 und wurde "durch Güte" wohl von irgendwoher besorgt (durch einen Gütigen) und in Regensburg als Ortsbrief aufgegeben. Dort wurde er, wie praktisch alle Ortsbriefe vor dem 1.7.1849, mit 2 Kr. taxiert, da die billigsten Fernbriefe ja 3 Kreuzer kosteten und man sich genötigt sah, diese Briefe günstiger anzubieten.

Aber die zuerst notierten 2 Kr. wurde von der Aufgabepost abgestrichen. Der Empfänger war lt. Anschrift: "Seiner Hochwohlgeboren dem Herrn Ernst Freiherrn von Dörnberg (1801-1878) Chef der Fürstlichen gesamt Verwaltung in Regensburg".

Ich halte es für wahrscheinlich, dass man den Brief dem Briefkasten entnahm, dann mit 2 Kr. taxierte, da man erkannte, dass es sich um einen forwardeden Ortsbrief handelte, dann aber im Hinblick auf den Empfänger aus dem Hause Thurn und Taxis, die Portofreiheit anerkannte und die 2 Kr. Taxe strich.

Andere Meinungen sind herzlich willkommen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 08.05.2025 16:20:26 Gelesen: 44089# 1028 @  
Liebe Freunde,

was in aller Welt ist denn beim Kauf dieses Briefes in mich gefahren?

Regensburg - Riedlingen - Heudorf



Mal sehen, wer die Besonderheit findet!

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 09.05.2025 09:18:23 Gelesen: 43661# 1029 @  
Liebe Freunde,

nun ja, das Rätsel war vlt. etwas zu schwer fur euch.

Der Brief (wohl von 1874 oder 1875) wurde mit der Franchise "F.D.S." versehen aufgegeben. Das stand für Fürstliche - Dienst - Sache und war damit ein portofrei zu belassender Brief in Bayern, im DÖPV und in die Vertragsstaaten, nachdem Bayern dem Fürstenhaus Thurn und Taxis im Jahre 1808 das Lehenspostwesen abgekauft und die Post verstaatlicht hatte.

Jeder Regensburger Postler wusste das und die Korrespondenz des Fürstenhauses und seiner Behörden war demnach portofrei zu belassen.

Doch hier notierte der Absender "frco" für Franco und verklebte eine 3 Kr. Marke für einen einfachen Brief in den Vertragsstaat Württemberg.

Entweder war es ein gewöhnlicher Frankobrief, dann hätte man nicht die fürstliche Franchise anbringen dürfen (versuchter Postbetrug), oder es war eine echte F.D.S., dann hätte man nicht frankieren brauchen.

Eine 2. F.D.S. mit Markenfrankatur habe ich bisher noch nie gesehen und hätte ihre Existenz auch theoretisch ausgeschlossen. Aber die Realität schlägt die Theorie ab und zu, so wie hier.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.05.2025 21:30:40 Gelesen: 41470# 1030 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Teilfrankobrief von Augsburg - Stadt in den Kirchenstaat nach Pesaro, genauer gesagt in die Marken. Der mit 9 Kr. frankierte Brief wog unter 1 Loth und war über 20 Meilen unterwegs bis zur österreichischen Grenze zum Kirchenstaat. Dort wurde er mit bis 6 Denari gewogen = einfach und mit 29 Bajocchi taxiert für den Empfänger - viel Geld damals!





Österreich bezog pauschal je Unze (30g) 100 Bajocchi vom Kirchenstaat für seinen "Transit", wiewohl dieser im Rahmen des DÖPV ab dem 1.7.1850 sich nicht mehr finanziell niederschlug. Gut gemacht und daher felix Austria!

Nicht lesen kann ich die neben der Marke notierten 3/4 ? und ob die blaue 45 zeittypisch ist, glaube ich auch weniger, aber da gibt es Berufenere als mich, die das klären können.

Den italienischen Inhalt kann ich leider auch nicht transkribieren - wer es kann, darf es gerne tun.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.05.2025 08:58:33 Gelesen: 40912# 1031 @  
Liebe Freunde,

der Vergesslichkeit der Nürnberger Firma J. M. Richter haben wir diesen Brief zu verdanken, der am 11.12.1866 an Herrn Morgenthau, Spiegelglaß Fabrik in Fürth, Rosengaße gerichtet war und direkt bei der Bahnpost aufgegeben wurde.



Der Vertreter hatte nämlich im Rahmen der Begutachtung und Bestellung eines Spiegels für einen handgefertigten Schrank vergessen, den Platz mittig, wo der Spiegel appliziert werden sollte, auszumessen, wodurch eine Imponderabilie entstand, die es auszumerzen galt.

Daher sandte man mit dem Brief "franko ohne Werth Einlag Glasmaß" ein spezielles Glasmaß mit, mit dessen Zuhilfenahme die exakte Größe des Spiegels zu dokumentieren war, damit er auch perfekt in den Schrank passte.

Der Vermerk "Eile" in Rötel ist sonderbar, denn eigentlich hatten Korrespondenten nichts in Rötel oder Farbstiften auf den Außenseiten der Briefe zu notieren.

Das Bapperl hinten zeugt vom Stolz der Absenderfirma, denn eine "Conc. Möbel-Fabrik und Magazin", also eine concessionirte Firma, wurde nicht ein Jeder, der 2 Scharniere und 3 Bretter zusammenfügen konnte.

Und unten rechts hatte in Bayern eine Freimarke natürlich auch nichts zu suchen, das kommt noch erhebend hinzu.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 14.05.2025 20:04:34 Gelesen: 40851# 1032 @  
@ bayern klassisch [#1031]

Hallo Ralph,

na der Brief hat doch mal Gesicht, von vorn wie hinten eine Augenweide.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 25.06.2025 11:09:43 Gelesen: 24163# 1033 @  
Liebe Freunde,

Briefe mit der Porto Nr. 1 aus der Pfalz sind Raritäten und ich hatte bis dato noch keinen erhaschen können, was sich nun geändert hat.





Briefe von außerhalb der Pfalz mit Verwendung einer Porto Nr. 1 in der Pfalz kannte ich bisher gar nicht - aus dem rechtsrheinischen Bayern kann ich ein halbes Dutzend Belege zeigen, die teils aus Österreich, der Schweiz, oder andere altdeutschen Staaten stammten und in Bayern aufgegeben wurden.

Peter Sem notiert in seinem Katalog auf Seite 175 einen Wert als Ersttagsbrief (1.10.1862) von stattlichen 5.000 Euro, doch habe ich bisher noch nie einen gesehen und Briefe aus irgendeinem Tag des Oktobers 1862 dürften extrem rar sein.

In Flonheim bei Alzei, postalisch zum Großherzogtum Hessen, Provinz Rheinhessen und daher zur Thurn und Taxispost gehörig, schrieb am 7.10.1862 Valentin Zimmer einen Brief an die Holzhandlung Gießen in Kirchheimbolanden (Pfalz), den er jedoch nicht in Flonheim mit einer 3 Kr. Marke frankierte (Entfernung Flonheim - Kirchheimbolanden 13,5 km = unter 10 Meilen), sondern über die Grenze brachte und unfrankiert aufgab. Am selben Tag musste daher diese neue Marke für unfrankierte Lokalkorrespondenz aufgeklebt werden, um über den Stadtpostboten den Empfänger zur Kasse zu bitten.

Wenn a) seltene Verwendung in der Pfalz, b) früheste mir bisher bekannte Verwendung einer Portomarke in ganz Bayern und c) ein Schmuggelbrief Thurn und Taxis - Pfalz koinzidieren, sollte man nicht wählerisch sein. Dass die Besonderheit TT - Pfalz im Attest nicht erwähnt wurde (Flonheim erhielt bereits im Jahre 1500 (!!) eine Poststation durch die kaiserliche Postverwaltung), hätte man allerdings schon erwähnen können - auch wenn es keine optische Granate ist.

LG von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 12.08.2025 19:58:54 Gelesen: 13409# 1034 @  
Liebe Freunde,

mir war einer bisher bekannt, jetzt kam schon, nach 15 Jahren des Wartens, überraschend der 2. ins Haus geflogen.





Dienstbrief des Stadtmagistrats von Augsburg vom 24.03.1862 an das Bürgermeisteramt in Strasbourg im Elsaß. Als R.S. und D.G. markiert, wobei ich bis heute noch nicht weiß, wofür in Augsburg D.G. unten links steht.

Augsburg hatte zu Strasbourg einen Paketschluß, was bedeutete, dass Augsburg seine Briefepakete ausnahmslos nach und über Frankreich verschlossen der bayer. Bahnpost übergab, diese übergab es noch immer geschlossen der württembergischen Bahnpost, welche es, noch immer geschlossen, der badischen Bahnpost übergab, die es, immer noch geschlossen, über Kehl am Rhein nach Strasbourg brachte, wo das bayer. Briefepaket erstmals geöffnet und der Inhalt mit der beifolgenden Briefkarte bearbeitet wurden. So gibt es sicher 200 oder gar 300 Dienstbriefe und mind. eine Stelle mehr Franko- und Portobriefe von Augsburg nach Frankreich.

Aber dieser hier ist anders, sehen wir doch siegelseitig einen Stempel der württ. Bahnpost und einen Stempel der badischen Bahnpost.

Und vorne lesen wir nicht, wie sonst immer, BAVIÈRE - STRASBOURG 1, sondern BADE - STRASBOURG 1. Warum das denn?

Nun: In Augsburg wurde der Brief offen nach Württemberg kartiert, warum auch immer. Württemberg stempelte Transit und gab den Brief umgehend und kostenlos der badischen Bahnpost weiter. Dort bemerkte man den Kartierungsfehler von Augsburg, wollte aber auch den Brief schnellstens und kostenlos nach Strasbourg leiten. Doch eine badische Portofreiheit war hier gar nicht anzusprechen, so dass Frankreich den Brief als einfachen Portobrief hätte mit 6 Decimes taxieren können. Das wiederum hätte Probleme mit der eigenen Briefkarte, der von Württemberg und letztlich auch der von Augsburg nach sich gezogen, weil Baden ja gar keinen Anspruch auf ein Porto von bayer. Dienstbriefen nach Frankreich hatte (und der Transit von portofreien Dienstbriefen innerhalb des DÖPV auch im Einzeltransit wie hier immer gratis war).

Ergo stempelte die badische Bahnpost mit ihrem B.S.P. - Stempel im Achteck (Bade Service Public) den bayer. Dienstbrief ab, der in Augsburg nicht den vorgeschriebenen Ovalstempel B.S.P, (Bavière Service Publik) bekommen hatte und alles war nach außen und innen hin gut.

Clever, diese Badener!

LG von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 12.08.2025 20:13:50 Gelesen: 13402# 1035 @  
@ bayern klassisch [#1034]

Hallo Ralph,

toller Brief vorn wie hinten und auch innen mit einem schönen Briefkopf.

D.G. hatten wir ja schon einmal debattiert, durch Güte, durch Gesetz oder durch Gelegenheit, man kann es vielleicht durch den Text zuordnen, aber genau klären wird man es nur können wenn es irgendwann auch mal ausgeschrieben auftaucht.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 12.08.2025 20:32:48 Gelesen: 13393# 1036 @  
@ Gernesammler [#1035]

Hallo Rainer,

ich habe in den letzten Jahren sicher 10-12 Briefe aus Augsburg (und nur von dort!) gesichtet, die diesen Vermerk aufwiesen; alles portofreie Dienstbriefe.

Durch Güte bei einem Dienstbrief dürfte es gar nicht gegeben haben, durch Gelegenheit auch nicht. Man saß ja in der Ortsmitte Augsburgs und brauchte sicher keinen, der den Brief 100 m der Post übergab, überdies hatte man ja eigene Amtsboten.

Ich könnte mir "Diensteigenschaft geprüft" oder so etwas noch vorstellen, aber das ist geraten und in der Literatur habe ich dazu gar nichts gefunden, was Wunder in Bayern.

Man sieht (wieder einmal), dass es auch nach über 160 Jahren noch einiges zu erforschen gibt. Packen wirs an, oder lassen wirs liegen? Ich denke, wir packens besser an!

LG,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 13.09.2025 13:24:37 Gelesen: 10237# 1037 @  
Liebe Freunde,

nur eine kitzekleine Besonderheit, aber doch ganz nett:



Einfacher Brief aus Aschaffenburg vom 20.07.1867 an "Herrn Josepf Brizzi, Offiziant auf der Kgl. Poliezi Direktion in München, Maximiliansstrasse No. 9/o (= Erdgeschoß) rechts, Mark(irt)".

In München kam man noch am selben Tag etwas durcheinander, denn er erhielt im Münchener Chargé-Eingangs-Rapular die Reco-Nr. 15 zugeteilt, dann strich man sie wieder, weil der Brief uneingeschrieben war und vergab diese Nr. danach neu an ein echtes Einschreiben. Der Briefträger Nr. 16 besorgte den Rest.

LG von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.09.2025 23:09:51 Gelesen: 9654# 1038 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Dienstbrief per Express von Bayreuth nach Kulmbach vom 6.4.1832. Die portofreie Regierungs-Sache wurde mit dem Vermerk dringend bezeichnet und war daher von der Abgabepost mit eigenem Boten ungesäumt dem Appellationsgerichtsadvocaten Negelein zuzustellen.



Nur bei Dienst-Expressbriefen war die sofortige Zustellung kostenlos von der Abgabepost und dem Expressen zu leisten.

LG von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 16.09.2025 23:18:34 Gelesen: 9653# 1039 @  
Liebe Freunde,

einen solchen Brief jemals zeigen zu können, hätte ich so schnell nicht geglaubt.



Der Oberpostamts Accessist J. Georg Kraus aus Augsburg schrieb am 13.3.1848 einen Brief an den Pfarrer A. Braun (nicht mit Pater Brown der gleichnamigen Krimiserie zu verwechseln) und druckte auch den Chargé-Stempel auf ihm ab - allerdings vergab er keine Reco-Nummer im dortigen Recommandations-Rapular, denn dafür hätte er zahlen müssen, was er nicht wollte. Der Brief war folglich auch unversichert und hätte bei Verlust keine 25 Gulden Ersatzleistung durch die bayer. Post erbracht.

Der Absender schrieb artig unten links: "Fco 0 Kraus" und siegelte entsprechend.

Der Zielort war Perlach, damals noch nicht Teil Münchens und ich gehe davon aus, dass Au bei München ihn erhalten hatte. Man müsste eigentlich erwarten, hinten den Transitstempel von MÜnchen zu sehen und den von Au. Auf jeden Fall kenne ich sonst keine Briefe nach Perlach. Aber es gab einen konzessionierten Boten, der ihn für einen Kreuzer (links vor Perlach geschrieben) dem Herrn Pfarrer Braun überbrachte.

Es wäre schön, wenn wir weitere Briefe nach Perlach fänden in der Vormarkenzeit bzw. Kreuzerzeit.

LG von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 20.09.2025 17:00:48 Gelesen: 9086# 1040 @  
@ bayern klassisch [#1039]

Hallo Ralph,

schöner Brief, aber wenn Herr Kraus als Oberpostamts Accessist den Charge Stempel benutzte ohne eine Reco Nr. zu vergeben, wurde der Brief dann trotzem wie ein Einschreiben von der weiteren Post befördert und wenn ja dann wäre das ein Postbetrug des Herrn Kraus gewesen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 20.09.2025 17:48:29 Gelesen: 9063# 1041 @  
@ Gernesammler [#1040]

Hallo Rainer,

der Brief wurde NICHT wie ein Chargébrief behandelt, weil ja kein Postschein in Augsburg für 6 Kreuzer gezogen wurde und in Folge dessen auch keine Reco-Nummern bei der Aufgabe, dem Transit und der Abgabe vergeben wurden, wie man sieht. Natürlich Hätte der Absender für sich einen Postschein ziehen können, hat er sich aber erspart, weil er keine 6 Kreuzer ausgeben wollte.

Daher hätte er auch im Verlustfall keinen Postschein vorzeigen können und keine 24,5 Gulden Versicherungsgebühr von der bayer. Post erhalten.

Er hat das nur gemacht, um zu demonstrieren, dass ihm dieser Brief wichtig war, mehr nicht. Und er saß ja stempelmäßig an der Quelle, daher auch kein Postbetrug, nicht mal ein Versuchter.

Nur ein feiner Brief, der aufzeigt, dass privilegierte Postbedienstete (hier ein Beamter) schon mal Stempel nutzten, die eigentlich für andere Sachen reserviert waren.

LG,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 24.09.2025 16:01:05 Gelesen: 8368# 1042 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen einfachen, bis 15 g leichten Brief aus dem lieblichen Neustadt an der Weinstraße in der Pfalz vom 15.4.1872 an Herrn Bernhard Elsasser in Frankfurt am Main (weniger lieblich, zumindest heute) mit dem Vermerk: "mit Briefen dHerrn Isidor Istel". Die Familie Istel war offenbar mosaischen Glaubens und ein Stolperstein in Frankfurt am Main erinnert an eine trübe Zeit im 20. Jahrhundert.



Am Folgetag kam der Brief an - sein Inhalt ist leider nicht mehr vorhanden, was sehr schade ist. Offenbar hat der Reisende aus Frankfurt am Main Geschäfte in der Pfalz (Bayern) gemacht und persönliche Notizen zu seinen Kunden, oder Tratten in die Heimat geschickt, wobei sie sehr leicht gewesen sein mussten.

LG von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 05.10.2025 08:25:28 Gelesen: 6501# 1043 @  
Liebe Freunde,

am 22.9.1862 frankierte das Pfarramt in Regenstauf einen einfachen Brief mit 3 Kreuzern an das Jägerbattaillon in Straubing. Der geschlossene Mühlradstempel der 2. Verteilung hätte ein bisserl klarer abgeschlagen werden können, ist aber mit 419 noch gerade so lesbar. Der Brief wurde als P(artei)-S(ache) gebührenpflichtig verschickt, aber den Frankovermerk hatte man vergessen (kleine Contravention).





Über Regensburg kam er am Folgetag in Straubing an. Dort wurde sein Inhalt bearbeitet (heute leider nicht mehr vorhanden) und am 26.9. vom Jägerbataillon wieder dem katholischen Pfarramt Regenstauf zurück gesandt, jetzt allerdings als P(artei)-S(ache) unfrankiert, weil das Pfarramt Petent eines Privaten war und die Behörde in Straubing keinen Grund hatte, das Schreiben frankieren zu lassen.

Daher notierte Straubing korrekt 6 Kr. Porto für Regenstauf, die auch bezahlt wurden. Ich mag Hin- und Herbriefe, wenn sie mal frankiert, mal unfrankiert auf die Reise gingen und für 2 BP$ kann man da gar nichts falsch machen, zumal die Marke eine Platte 6 der 3 Kreuzer blau sein sollte, die von der Seltenheit her einer Erstausgabe nahe kommt.

LG von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 14.11.2025 09:44:14 Gelesen: 547# 1044 @  
Liebe Freunde,

am 9.5.1868 veröffentlichte Bayern mit dem 41. VO- und Anzeigeblatt unter der lfd. Nr. 14.272 vom 4.5.1868, dass ab sofort bei am Schalter aufgegebenen, recommandirten und frankierten Briefpostsendungen, das Folgende zu tun war: Neben dem Frankovermerk des Absenders, der zwingend vorgeschrieben war, hatte die Aufgabepost nach Erhalt der 7 Kreuzer Recogebühr die Bemerkung "7 kr. rec." beizusetzen. Damit ersah jedermann, dass der Absender nicht nur mit Marke(n) die Sendung frankiert, sondern auch die Recogebühr für dieselbe voll bezahlt hatte.

Interessant ist der 2. Absatz dieser VO, wonach Folgendes zu beachten war:

"Diejenigen Postanstalten in Bayern, welche nach anderen Postgebieten directe Briefpackete abzufertigen haben, sind gehalten, die ihnen aus Bayern zur Weiterspedition zugehenden Briefe in Bezug auf den vorbermerkten Beisatz zu controliren und denselben da, wo er unterlassen und die betreffende Briefpostsendung nicht schon von der Aufgabepost als unzureichend frankirt behandelt worden ist, nachträglich beizufügen. Die auf den Adressen hienach lediglich zur Notiz vorzumerkende Recommandationsgebühr bildet selbtversändlich keinen Gegenstand der Eintragung in die Briefkarten und Rechnungen."

Demnach musste jeder Recobrief, ob im In-, oder ins Ausland, mit dem Vermerk "7 kr. rec." versehen werden. Peter Sem gibt in seinem Spezialkatalog einen Zuschlag von 75 Euro an, wenn dieser Vermerk vorhanden ist und dabei ist natürlich immer die Aufgabepost gemeint, was man an derselben Tinte sehen kann, in dem a) die Manualnummer und b) der Recovermerk auf der Briefvorderseite zu notieren war.



Ich zeige nun einen Brief aus Fürth vom 28.11.1868, also viele Monate nach Einführung dieser Vorschrift, bei dem der Absender zutreffend "f(ranc)o gegen Schein" notiert hatte, die Fürther Post auch artig den orangen Chargéstempel abgeschlagen und die Reco-Nummer 577 vergeben hatte, aber den notwendigen Recovermerk NICHT angebracht hatte. Der Brief an I. C. Jacobi in Königsberg in Preußen war also falsch behandelt worden.

Da Fürth mit den Postanstalten des Norddeutschen Bundes KEINEN Kartenschluß hatte, dergleichen Sendungen aber einem kartenschließenden Postamt zuleiten musste, erfolgte im nahen Nürnberg bei der dortigen Hauptbriefpostexpedition die Kontrolle und man stellte fest, dass der Reco-Vermerk fehlte. Ein Revisor einer Hauptbriefpostexpedition, wohl ein Adjunkt oder Akzessist, bermerkte den Fehler und notierte in roter Tinte "7x Rec." - zwar nicht ganz richtig, aber klar genug, um der Vorschrift genüge zu tun.

Im Rahmen seines Transports bekam er von einer Post des Norddeutschen Bundes die Reco-Nr. 3897 und wurde wohl am 30.11.1868 in Königsberg zugestellt (kaum leserlicher Ankunftsstempel).

Dass ein Bug durch die Marke geht, habe ich dabei doch glatt hingenommen, denn einen Zweiten kenne und habe ich nicht.

LG von bayern klassisch
 

Das Thema hat 1044 Beiträge:
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