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Thema: Sütterlin und andere Schriften - wer kann das lesen ?
Das Thema hat 3388 Beiträge:
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DERMZ Am: 11.07.2023 08:13:35 Gelesen: 116872# 2989 @  
@ volkimal [#2986]
@ chris63 [#2988]

Guten Morgen,

komme leider erst heute zum DANKE sagen.

Ich habe die Tage nach mehr Informationen zu Familie Feußner - insbesondere der Kinder - gesucht, bin aber nicht fündig geworden. Aber es macht schon Sinn, daß Gattin und Tochter die Karte geschrieben haben.

Im Adressbuch von Marburg aus dem Jahr 1908 ist die Familie Wilhelm Feußner in der Wörthstraße 9 (heute Liebigstraße) verzeichnet.

Ich schaue dann mal nach dem Muskauer Schloss, vielleicht finde ich noch das fehlende Wort.

Besten Dank sagt Olaf
 
Quincy Am: 11.07.2023 09:38:49 Gelesen: 116842# 2990 @  
Auf der Textseite einer Feldpostkarte vom 14.11.14 von Hamminkeln nach Leverkusen ist fast alles gut lesbar. Es fehlt mir nur der Satz im roten Rechteck. Kann jemand helfen?

Vielen Dank im Voraus
Hans-Jürgen


 
volkimal Am: 11.07.2023 09:53:08 Gelesen: 116836# 2991 @  
@ Quincy [#2990]

Hallo Hans-Jürgen,

ich denke es heißt "Es ist überhaupt reizend". Einzelne Buchstaben im Vergleich: „r“ wie in „rieb“, „z“ wie in "beziehe".

Das "d" sieht in der Regel anders aus, aber es passt zum Sütterlin-d.

Viele Grüße
Volkmar
 
Quincy Am: 11.07.2023 13:00:06 Gelesen: 116786# 2992 @  
@ volkimal [#2991]

Hallo Volkmar,

vielen Dank! Das passt. Eigentlich hätte ich auch selbst darauf kommen können, bin aber am Sütterlin-d gescheitert.

Viele Grüße
Hans-Jürgen
 
DERMZ Am: 15.07.2023 08:47:34 Gelesen: 114415# 2993 @  
Guten Morgen,

zum Frühstück gab es Käse - warum nur? Ganz einfach, die folgende Karte hat Lust darauf wachsen lassen:



Otto Kratz aus Marburg bestellte bei Jacob Steiner Emmentaler Käse, ich las folgendes:

Herrn
Jacob Steiner
Landshut a/d. Emme
Canton Bern
Schweiz

Marburg den 15. April 88.
Herrn
Jacob Steiner
Landshut
Hiermit ersuche ich Sie
um gefl. sofortige Zusendung
per Frachtgut .. … Bhf.
von zwei Laiben feinsten
Emmenthaler Kaese in
saftiger W..., möglichst
großlöchrig. Ich rechne bestimmt
auf umgehende ….
Hochachtend!
Otto Kratz


In Utzenstorf gibt es einen Jakob-Steiner-Weg, dieser ist allerdings dem Mathematiker Jakob-Steiner-Weg gewidmet, dieser hat mit "meinem" Käse nichts zu tun.

Beste Grüße Olaf
 
volkimal Am: 15.07.2023 09:15:02 Gelesen: 114403# 2994 @  
@ DERMZ [#2993]

Hallo Olaf,

du zeigst eine falsche Textseite der Karte.

Viele Grüße
Volkmar
 
DERMZ Am: 15.07.2023 09:52:46 Gelesen: 114387# 2995 @  
@ volkimal [#2994]

Mea maxima culpa - hier die korrekte Seite.



Beste Grüße Olaf
 
evwezel Am: 15.07.2023 10:11:59 Gelesen: 114369# 2996 @  
@ DERMZ [#2995]

Hallo Olaf,

Ich glaube, das letzte fehlende Wort ist "Effectuierung":

auf umgehende Effectuierung

Außerdem lese ich “in festiger Waare”. Bei Waare handelt es sich um eine veraltete Schreibweise von Ware.

Viele Grüße,

Emiel
 
DERMZ Am: 15.07.2023 11:39:46 Gelesen: 114320# 2997 @  
@ evwezel [#2996]

Besten Dank Emiel,

Effectuierung kannte ich bis jetzt nicht - wieder etwas gelernt. Und dass das saftige etwas festes ist, macht deutlich mehr Sinn, ich blamiere mich halt manchmal ganz ungeniert.

Beste Grüße Olaf
 
Morpheus Am: 19.07.2023 14:01:02 Gelesen: 112264# 2998 @  
Hallo allerseits,

es wäre erfreulich, wenn mir beim Entziffern geholfen werden könnte.




„Ihre Excellenz Frau Gräfin v. Spaur
aus Roggenburg
gegenwärtig wohnhaft in München

Wie es Ihnen bekannt ist, so habe ich stets noch
Seit 3. & 4. Jahren eine Schuldforderung von [..] 47.21.
an dero Herrn Gemahl zu machen, und kann
Trotz allen Aufforderungen und höflichen Vor-
Stellungen zu meinem Guthaben nicht gelangen.

Ich kann mein Geld nicht so lange entbehren
gebrauche dasselbe in meinem Geschäft, und
sehe keinen anderen Ausweg vor mir, als daß
ich höchst dem Herrn Gemahl vor Gericht be-
lange, oder dero vermöglichen Herrn Grafen
von Spaur in öffentlichen Blättern auffordere
mich zu bezahlen.

Ungern würde ich mich zu einem
solchen Schritte entschließen, und wende mich
daher mit der recht höflichen Bitte an Sie,
Hochgeschätzte Frau Gräfin sich nun doch
endlich meiner anzunehmen, und höchst
dero Herrn Gemahl zu bewegen, daß
Er mich augenblicklich für meine Forderung befriedigt

Indem ich mir schmeichle, daß sie die
Gnade haben werden, meinen gewiß
billigen und rechtlichen Wunsche zu
erfüllen, sehe ich dero gütiger Antwort
entgegen, und zeichne mit gebührender
Hochachtung als
Ihro Excellenz
bereitwilliger
Heinrich Nübling
Kunsthändler
Ulm d. 1. April 1842


[1]9.April 1842 […]“

Gruß und vielen Dank
Paris
 
evwezel Am: 21.07.2023 09:09:52 Gelesen: 111198# 2999 @  
@ Morpheus [#2998]

Guten Morgen Paris,

ich glaube, Du hast fast alles schon sehr gut gelesen. Das erste fehlende Wort ist die Abkürzung “f” (f = florin oder Bayerische Gulden). Siehe auch https://en.m.wikipedia.org/wiki/Bavarian_gulden (Englisch) und https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Währung_(bis_1800)#:~:text=Rechnerisch%20zerfiel%20ein%20Gulden%20(fl,als%20Rechenweise%20bis%20ins%2019:

Für die Verankerung der süddeutschen Guldenwährung war insbesondere der süddeutsche Münzvertrag von 1535 verantwortlich gewesen, an dem das Haus Österreich, das Herzogtum Bayern und weitere süddeutsche Münzstände beteiligt waren. Rechnerisch zerfiel ein Gulden (fl) in 60 Kreuzer (k, kr) zu je 4 Pfennigen (dn); auf einen Pfennig gingen zwei Heller (hl). Weitere wichtige Nominale waren der Batzen zu 4 Kreuzern, der Groschen zu 3 Kreuzern und der Halbbatzen zu 2 Kreuzern. Dieses System blieb in Bayern als Rechenweise bis ins 19. Jahrhundert verbindlich.

Viele Grüße,

Emiel
 
DERMZ Am: 21.07.2023 16:09:14 Gelesen: 111069# 3000 @  
Guten Nachmittag,

frei nach Erich Kästner - Emil und die Detektive - ich brauche wieder das Gespür für ein fehlendes Wort in einem Kartentext:



Beim Empfänger dachte ich - nach erster Recherche - an den Juristen Hermann Eckels in Göttingen, doch wenn der Bruder Oskar die Karte schrieb, warum schreibt er den Namen falsch? Oskar Eckel war 1904 cand.jur. in Marburg. Das war also eine erste Fehldenke.

Hier der von mir gelesene Text:



Mbg, d. 3.Dezember 1904.
L.H! Deine Karte mir viel Freude bereitet, ich danke dafür. Hoffentlich wirst Du wenige Tage
vor Weihnachten heim kommen und auch über Neujahr dableiben. Ich werde voraus-
sichtlich am 21/XII. von hier abreisen und bleibe bis zum 8.I. Über den richtigen
Punkt in Bezug auf Dein 3.Jahr bei B. müssen wir nochmal ordentlich sprechen. Vorläufig
entscheide Du noch nichts. Mir geht’s noch ganz gut & Hoffentlich Dir auch. Wenn Du kommst,
schreib mir …. Mit herzlichem Gruß und Kuß Dein Bruder Oskar

Das fehlende Wort könnte eventuell "vorher" sein, da bin ich mir jedoch sehr unsicher.

Mit den besten Grüßen und dem besten Dank in die Niederlande Olaf
 
volkimal Am: 21.07.2023 21:48:57 Gelesen: 110927# 3001 @  
@ DERMZ [#3000]

Hallo Olaf,

das fehlende Wort kann sehr gut Vorher sein. Ganz sicher ist es aber nicht, da es zu verschmiert ist. Dennoch würde ich von "vorher" ausgehen.

Viele Grüße
Volkmar
 
DERMZ Am: 22.07.2023 01:49:07 Gelesen: 110814# 3002 @  
@ volkimal [#3001]

Danke Volkmar,

dann werde ich es so aufnehmen.

Beste Grüße Olaf
 
evwezel Am: 22.07.2023 16:31:00 Gelesen: 110413# 3003 @  
Liebe Sammelfreunde,

Diesmal zeige ich Euch einen spannenden Augenzeugebericht vom Ersten Weltkrieg. Es ist leider eine richtige Sauklaue und ich möchte Euch gerne um Hilfe bitten. Also, fahren wir los:

Seite 1
Fransart[1], 16.2.15.

Liebe Cousinen!

Heute erst kann ich meinen Brief von vorgestern fortsetzen. Ihr werde
in den jetzigen gelesen haben, daß sich auf der mittleren westl. Kampfesfront
nur Artilleriekämpfe abspielen. Diese Kämpfe haben etwa vor 14 Tagen
ihren Anfang genommen. Daß wir in unserem Schußbereich[2] großen Anteil daran
haben, könnt Ihr leicht denken. Unsere Batterie, die in einer durchaus selbständigen
Feuerstellung liegt, losgelöst von den anderen Batterien des Bataillons, besteht
einteilungsgemäß aus 4 schweren Feldhaubitzen [3] (15mm Steilfeuergeschütze [4]).
Montag vor 14 Tagen, also gerade an dem Sonntag, als ich nach Anay(?)
zum Munitionsempfang mußte, bekamen wir 2-15m (Kurz?)kanonen
hinzu. Dazu kam schließlich noch ein 12 cm Geschütz, aber für diese 3 Geschütze
mußte eine neue Stellung hergerichtet [6] werden. Ihr dürft Euch nicht vorstellen,
daß man die Geschütze einfach auf einen x-(…) Platz hinstellt oder
dann schießt, sondern jedes einzelne muß eine sorgfältig ausgearbeitete
Einbettung erhalten. Die Einbettungsarbeiten der neue Geschütze
erforderten 6 Tage angestrengter Arbeit. Es muß immens viel
gegraben werden. Nur das Geschützrohr darf über die Erde herauswagen(?).
Die aufgeworfenen Erdhügel müssen wieder mit K(…) und Gestrüpp
bedeckt werden. Damit nicht die frische Erdprobe dem feindlichen Flieger sofort
in die Augen springt. Kaum waren diese Arbeiten beendet, da begann
auch schon die allgemeine Schießerei. Diese 15cm Kanonen kochen(?) un-
menschlich. Sie haben dabei aber lange nicht die Wirkung unserer
15cm Haubitzen. Combinieren wir dagegen die beiden Feuer, dann
können wir den Franzosen schon die Hölle ziemlich heiß machen [7]. Sie
schicken dann schwarmweise [8] ihre Flieger herüber. Sobald ein Flieger (feindl.)
über uns kreise, verhalten wir uns mäuschenstill. Die Geschützrohre
werden schnell mit Tannenästen gedeckt, die (…)mannschaft
kriecht in ihre Unterstände. Warum schießt Ihr denn nicht auf die
feindl.[9] Flieger? werdet Ihr wohl fragen. Das geschieht deshalbe nicht, weil
ein Volltreffer auf einen Flieger bis jetzt doch immer nur ein

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Fransart
[2] Schußbereich = Schussfeld
[3] Artilleriegeschütz zum indirekten sowie direkten Beschuss auf große Entfernung
[4] Steilfeuergeschütze = Geschütze, die in erster Linie dafür ausgelegt sind, Ziele mittels indirektem Feuer mit Erhöhung über 45° (und unter 90°) zu bekämpfen. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Steilfeuergesch%C3%BCtz
[6] herrichten = etwas durch vorbereitende Maßnahmen in einen solchen Zustand bringen, dass es benutzt werden kann
[7] Jemanden die Hölle heißmachen = Jemandem drohen; einer Person heftig zusetzen.
[8] schwarmweise = in Schwärmen
[9] feindliche

Seite 2

Zufallstreffer bleibt und die Stellung leicht durch das Wiederungsfeuer(?)
verraten wird. Zur Beschießung der Flieger ist ein kurz(?) leichter
Geschütze noch zieml. weit hinter uns aufgestellt. Diese vertreiben
allzu vorwitzige [10] Gesellen (…) Ort.
Dass unser Feuer drüben zur Wirkung(?) haben muß, beweist
uns das Schießen der Franzosen. Sie wissen natürlich ungefähr unsere
Richtung und bestreuen daher unser Gegend weitens(?) mit Schrapnell
und Granaten. Vorvorgestern (…) (…) (…) (…) (…)
von uns ein. Etwa 100 m (seit?)wärts. Wir beobachteten aus
den Unterständen jedem einzelnen Schuß genau. Einmal jagten
sie 10 hintereinander auf ein und denselben Punkt. Eine Sonder-
beschäftigung von mir ist es, die Geschäften der Leute zu beobachten.
Die Kerls lachen laut auf, wenn die (…) (…) (…)
(…) krepieren. Was soll das Lachen? Ist es ein Verlegenheitslachen,
ein Vertragen(?) der inneren Unruhe, oder sind die Kerls aus Gewohnheit gegen
die (…)lische Wirkung des Feuers abgestumpft, sodaß sie eben aus
Stumpfsinn [11] lachen? Es ist mir noch nicht klar geworden, trotzdem
ich selbst mitlachen muß. Gestern hatten wir zum Abwechselung
eine Nachtschießerei, hervorgerufen durch eine Patrouillenknallerei
vor uns in den Schützengräben. Vor uns brennende Häuser, hinter
uns auch, unser eigenes Schußfeuer, dass bei jedem Schuß hell
aus dem Verschluß [12] emporloderte [13] und die Gestalten an den Geschützen
und die ganze Umgebung prall [14] erleuchtete, dazu der (…)-
(…), wirklich malerisch das Ganze! – Was ich Euch jetzt mitteile
ist etwas ganz persönliches, bleibt unter uns. Meinen Eltern sollen auch nichts davon
wissen, damit sie sich nicht unnötig beunruhigen. Ich mußte gestern zu ärztlichen
Untersuchung nach Nesle [15] (Feldlazarett I). Die Untersuchung ergab kurz: Eiterungs-
herd [16] in der Kieferhöhle [17] (unter der Stirnhöhle [18]) und dadurch bedingte Nasenwucherungen [19].
Entstanden ist das Ganze durch verschleppte [20] Erkältungen. Wahrscheinlich muß
ich in den nächsten Tagen auch in Nesle eine Operation unterziehen, durch die aber
nur die Wucherungen entfernt worden können. Viel Zweck hat die Geschichte nicht
da sie wieder nachwachsen. Der Eiterungsherd muß durch eine (…) Operation
die nicht im Feld gemacht worden kann beseitigt [21]werden. Mein Hauptmann
will mich nach Hause schicken. Ich soll auch dort operieren lassen und 4-5 Wochen
erholen. Ich persönlich möchte damit warten, bis ich Offizier bin, was vielleicht

Kopfüber
noch 2-3 Monate dauert. Seid mit den (…) herzlichst gegrüßt von Euren
Arnold

[10] vorwitzig = neugierig
[11] Stumpfsinn, der = Teilnahmslosigkeit, Dumpfheit und geistige Trägheit
[12] Vorrichtung, Gegenstand zum Verschließen, Zumachen von etwas
[13] emporlodern = in die Höhe lodern / aufbrennen
[14] prall = direkt auftreffend, ungehindert [scheinend]
[15] Nesle – siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Nesle.
[16] Eiterherd, der = einer eitrigen Entzündung / Abszess
[17] Kieferhöhle, die = im Bogen des Oberkiefers gelegene, in die Nase mündende Nebenhöhle
[18] Stirnhöhle, die = im Innern des Stirnbeins gelegene, in den mittleren Nasengang mündende Nebenhöhle
[19] Wucherung, die = krankhaft vermehrte Bildung von Gewebe im, am menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Körper
[20] verschleppen = (eine Krankheit) nicht rechtzeitig behandeln und so verschlimmern
[21] beseitigen = entfernen, aus dem Weg räumen






 
volkimal Am: 22.07.2023 18:34:06 Gelesen: 110332# 3004 @  
@ evwezel [#3003]

Hallo Emiel,

die erste Seite habe ich durch. Diesmal waren einige Änderungen dabei:

Liebe Cousinen!

Heute erst kann ich meinen Brief von vorgestern fortsetzen. Ihr werdet
in den Zeitungen gelesen haben, daß sich auf der mittleren westl. Kampfesfront
nur Artilleriekämpfe abspielen. Diese Kämpfe haben etwa vor 14 Tagen
ihren Anfang genommen. Daß wir in unserem Schießbereich[2] großen Anteil daran
haben, könnt Ihr leicht denken. Unsere Batterie, die in einer durchaus selbständigen
Feuerstellung liegt, losgelöst von den anderen Batterien des Bataillons, besteht
einteilungsgemäß aus 4 schweren Feldhaubitzen [3] (15mm Steilfeuergeschütze [4]).
Sonntag vor 14 Tagen, also gerade an dem Sonntag, als ich nach Anay(?)
zum Munitionsempfang mußte, bekamen wir 2-15 cm Ringkanonen [5]
hinzu. Dazu kam schließlich noch ein 12 cm Geschütz, aber für diese 3 Geschütze
mußte eine neue Stellung hergerichtet [6] werden. Ihr dürft Euch nicht vorstellen,
daß man die Geschütze einfach auf einen x-beliebigen Platz hinstellt und
dann schießt, sondern jedes einzelne muß eine sorgfältig ausgearbeitete
Einbettung erhalten. Die Einbettungsarbeiten für die neuen Geschütze
erforderten 6 Tage angestrengter Arbeit. Es muß immens viel
gegraben werden. Nur das Geschützrohr darf über die Erde herausragen.
Die aufgeworfenen Erdhügel müssen wieder mit ??? und Gestrüpp
bedeckt werden. Damit nicht die frische Erdfarbe dem feindlichen Flieger sofort
in die Augen springt. Kaum waren diese Arbeiten beendet, da begann
auch schon die allgemeine Schießerei. Diese 15cm Kanonen krachen un-
menschlich. Sie haben dabei aber lange nicht die Wirkung unserer
15cm Haubitzen. Kombinieren wir dagegen die beiden Feuer, dann
können wir den Franzosen schon die Hölle ziemlich heiß machen [7]. Sie
schicken dann schwarmweise [8] ihre Flieger herüber. Sobald ein Flieger (feindl.)
über uns kreist, verhalten wir uns mäuschenstill. Die Geschützrohre
werden schnell mit Tannenästen gedeckt, die Bedienungsmannschaft
kriecht in ihre Unterstände. Warum schießt Ihr denn nicht auf die
feindl.[9] Flieger? werdet Ihr wohl fragen. Das geschieht deshalb nicht, weil
ein Volltreffer auf einen Flieger bis jetzt doch immer nur ein

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Fransart
[2] Schießbereich = Schussfeld
[3] Artilleriegeschütz zum indirekten sowie direkten Beschuss auf große Entfernung
[4] Steilfeuergeschütze = Geschütze, die in erster Linie dafür ausgelegt sind, Ziele mittels indirektem Feuer mit Erhöhung über 45° (und unter 90°) zu bekämpfen. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Steilfeuergesch%C3%BCtz
[5] Ringkanone = Mehrlagenrohr https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrlagenrohr
[6] herrichten = etwas durch vorbereitende Maßnahmen in einen solchen Zustand bringen, dass es benutzt werden kann
[7] Jemanden die Hölle heißmachen = Jemandem drohen; einer Person heftig zusetzen.
[8] schwarmweise = in Schwärmen
[9] feindliche

Jetzt muss ich erst einmal einen Kuchen verzieren - unser Enkel hat morgen Geburtstag (8 Jahre). Er wünscht sich einen Kuchen in Form eines Treckers.

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 22.07.2023 20:21:52 Gelesen: 110270# 3005 @  
@ volkimal [#3004]

Hallo Volkmar,

alles Gute zum Geburtstag deiner Enkel! Ich bin sicher, der Kuchen wird ein Riesenerfolg sein.

Es ist wirklich erstaunlich, dass Du die erste Seite in weniger als einer Stunde überprüfen konntest. Ich war fast den ganzen Tag mit der Transkription beschäftigt.

Vielen Dank für Deine Korrekturen!

Viele Grüße,

Emiel
 
chris63 Am: 22.07.2023 21:39:43 Gelesen: 110234# 3006 @  
@ evwezel [#3003]

Fett markiert meine Vorschläge, der Teil auf der Papierfalte (Zeile 8) ist etwas geraten

Seite 2

Zufallstreffer bleibt und die Stellung leicht durch das Mündungsfeuer
verraten wird. Zur Beschießung der Flieger ist ein Netz leichter
Geschütze erst zieml. weit hinter uns aufgestellt. Diese vertreiben
allzu vorwitzige [10] Gesellen recht gut
Dass unser Feuer drüben gute Wirkung(?) haben muß, beweist
uns das Schießen der Franzosen. Sie wissen natürlich ungefähr unsere
Richtung und bestreichen daher unser Gegend wütend mit Schrapnell
und Granaten. Vorvorgestern schlugen die dinger (be....lich) nahe
von uns ein. Etwa 100 m (seit?)wärts. Wir beobachteten aus
den Unterständen jedem einzelnen Schuß genau. Einmal jagten
sie 10 hintereinander auf ein und denselben Punkt. Eine Sonder-
beschäftigung von mir ist es, dabei die Gesichter der Leute zu beobachten.
Die Kerls lachen laut auf, wenn die biester herangesaust kommen
und krepieren. Was soll das Lachen? Ist es ein Verlegenheitslachen,
ein Verbergen der inneren Unruhe, oder sind die Kerls aus Gewohnheit gegen
die moralische Wirkung des Feuers abgestumpft, sodaß sie eben aus
Stumpfsinn [11] lachen? Es ist mir noch nicht klar geworden, trotzdem
ich selbst mitlachen muß. Gestern hatten wir zum Abwechselung
eine Nachtschießerei, hervorgerufen durch eine Patrouillenknallerei
vor uns in den Schützengräben. Vor uns brennende Häuser, hinter
uns auch, unser eigenes Schußfeuer, dass bei jedem Schuß hell
aus dem Verschluß [12] emporloderte [13] und die Gestalten an den Geschützen
und die ganze Umgebung grell [14] erleuchtete, dazu der höllenlärm

grüsse

PS: fehlende Wort Seite 1 dürfte Rasen sein
 
volkimal Am: 22.07.2023 22:06:02 Gelesen: 110219# 3007 @  
@ chris63 [#3006]

Hallo Chris,

gute Vorarbeit. Inzwischen war ich auch soweit, aber Du bist mir zuvorgekommen. Ein paar Worte lese ich anders als du:

Zufallstreffer bleibt und die Stellung leicht durch das Mündungsfeuer
verraten wird. Zur Beschießung der Flieger ist ein Netz leichter
Geschütze noch zieml. weit hinter uns aufgestellt. Diese vertreiben
allzu vorwitzige [10] Gesellen recht gut(?).
Dass unser Feuer drüben gute Wirkung haben muß, beweist
uns das Schießen der Franzosen. Sie wissen natürlich ungefähr unsere
Richtung und bestreichen daher unser Gegend wütend mit Schrapnell
und Granaten. Vorvorgestern schlugen die Dinger bedenklich nahe
von uns ein. Etwa 100 m seitwärts. Wir beobachteten aus
den Unterständen jeden einzelnen Schuß genau. Einmal jagten
sie 10 hintereinander auf ein und denselben Punkt. Eine Sonder-
beschäftigung von mir ist es dabei, die Gesichter der Leute zu beobachten.
Die Kerls lachen laut auf, wenn die Biester herangesaust kommen
und krepieren. Was soll das Lachen? Ist es ein Verlegenheitslachen,
ein Verbergen der inneren Unruhe, oder sind die Kerls aus Gewohnheit gegen
die moralische Wirkung des Feuers abgestumpft, sodaß sie eben aus
Stumpfsinn [11] lachen? Es ist mir noch nicht klar geworden, trotzdem
ich selbst mitlachen muß. Gestern hatten wir zum Abwechselung
eine Nachtschießerei, hervorgerufen durch eine Patrouillenknallerei
vor uns in den Schützengräben. Vor uns brennende Häuser, hinter
uns auch, unser eigenes Schießfeuer, dass bei jedem Schuß hell
aus dem Verschluß [12] emporloderte [13] und die Gestalten an den Geschützen
und die ganze Umgebung grell [14] beleuchtete, dazu der Höllenlärm-
Kinder, wirklich malerisch das Ganze! – Was ich Euch jetzt mitteile
ist etwas ganz persönliches, bleibt unter uns. Meinen Eltern sollen noch nichts davon
wissen, damit sie sich nicht unnötig beunruhigen. Ich mußte gestern zu ärztlichen
Untersuchung nach Nesle [15] (Feldlazarett I). Die Untersuchung ergab kurz: Eiterungs-
herd [16] in der Kieferhöhle [17] (unter der Stirnhöhle [18]) und dadurch bedingte Nasenwucherungen [19].
Entstanden ist das Ganze durch verschleppte [20] Erkältungen. Wahrscheinlich muß
ich in den nächsten Tagen auch in Nesle eine Operation unterziehen, durch die aber
nur die Wucherungen entfernt worden können. Viel Zweck hat die Geschichte nicht
da sie wieder nachwachsen. Der Eiterungsherd muß durch eine spätere Operation
die nicht im Feld gemacht worden kann beseitigt [21] werden. Mein Hauptmann
will mich nach Hause schicken. Ich soll mich dort operieren lassen und 4-5 Wochen
erholen. Ich persönlich möchte damit warten, bis ich Offizier bin, was vielleicht

Kopfüber
noch 2-3 Monate dauert. Seid mit den lb. Eurigen herzlichst gegrüßt von Eurem Vetter
Arnold

Ich hoffe, dass ich alle Stellen markiert habe.

Viele Grüße
Volkmar
 
evwezel Am: 22.07.2023 23:04:33 Gelesen: 110196# 3008 @  
@ chris [#3006]
@ volkimal [#3007]

Hallo Chris und Volkmar,

Hut ab für Euch beiden! Alles fällt jetzt an seinen Platz. Vielen, vielen Dank für Eure Hilfe!

Viele Grüße,

Emiel
 
DERMZ Am: 23.07.2023 12:20:28 Gelesen: 109853# 3009 @  
Guten Morgen,

eine weitere Karte aus Marburg gibt mir Rätsel auf, es sind wieder ein paar Worte, denen ich keine "Übersetzung" zuordnen kann...



ich habe folgendes gelesen:

31.4.07.
L.H.S. Was … die Einkreisungs-
Politik von König Eduard? Die
A... Einkreisungspolitik zeigt
jedenfalls schon an, die ver...chten
Wirkungen zu zeigen, auch in meinem
Gehirn. Hoffentlich gehts Ihnen besser.
Gehen Sie heute Abend zur Maikneipe?
Ich muß, soll nämlich morgen englische
Klausur schreiben. My poor little girl!
Dear, dear! Was muß Sch… …
…? Und, wann kommen Sie
wieder? Heil! Ihr H. Böttger


Hier noch ein Bild der aufgeklebten Spendenmarke



Besten Dank für jede Hilfe sagt Olaf
 
volkimal Am: 23.07.2023 14:37:13 Gelesen: 109776# 3010 @  
@ DERMZ [#3009]

Hallo Olaf,

ganz schön schwer! Hier nur ein Teil des ersten Teils:

Was macht die Einkreisungs-
Politik von König Eduard? Die
A... Einkreisungspolitik fängt
jedenfalls schon an, ???

Viele Grüße
Volkmar
 
chris63 Am: 23.07.2023 16:11:57 Gelesen: 109726# 3011 @  
@ DERMZ [#3009]

Hallo Olaf, Alysche macht wenig Sinn, vielleicht abgeleitet von Albion

31.4.07.
L.H.S. Was macht die Einkreisungs-
Politik von König Eduard? Die
Alysche Einkreisungspolitik fängt
jedenfalls schon an, die verheerendsten
Wirkungen zu zeigen, auch in meinem
Gehirn. Hoffentlich gehts Ihnen besser.
Gehen Sie heute Abend zur Maikneipe?
Ich nicht, soll nämlich morgen englische
Klausur schreiben. My poor little girl!
Dear, dear! Was macht Schweikers feines
Pfarrhaus? Und, wann kommen Sie
wieder? Heil! Ihr H. Böttger

grüsse christof
 
DERMZ Am: 23.07.2023 16:39:13 Gelesen: 109711# 3012 @  
@ volkimal [#3010]
@ chris63 [#3011]

Danke Volkmar und Chris,

da würde ich wohl am Sankt Nimmerleinstag mich noch versuchen - Besten Dank für die unbezahlbare Hilfe - vielleicht finde ich noch etwas Sinnvolles für "Alysche", die Einkreisungspolitik war recht einfach zu finden. Der Tag hat ja noch eine Weile.

Alles Gute wünscht Olaf
 
chris63 Am: 23.07.2023 17:35:49 Gelesen: 109678# 3013 @  
@ DERMZ [#3012]

Hallo Olaf,

bitte meine Vorschläge nicht überbewerten,

z.B.: Schweikers feines Pfarrhaus, könnte auch Schweikers heinis Pfarrhaus heißen und das P von Pfarrhaus kann auch ein T sein usw.

Sobald ich einen Sinn erkenne höre ich auf zu transkribieren, um jeden Buchstaben sicher zuordnen zu können bräuchte ich einen Schriftwechsel.

Bei den Briefen meiner Vorfahren weiß ich worum es geht und ob am Schreibtisch oder auf den Knien im Zug geschrieben, da lässt sich genau arbeiten, bei einer einzelnen Karte ohne Kontext eher nicht. Siehe oben die Notiz auf dem Brief von Morpheus.

Da bin ich nicht einmal sicher, ob in Deutsch geschrieben?

grüsse christof
 

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