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Thema: Vorausentwertungen Deutschland
Das Thema hat 232 Beiträge:
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Werner Am: 25.11.2008 13:38:39 Gelesen: 245382# 1 @  
Deutsches Reich "mit mir unbekannten Stempel"

Anbei ein Scan von 2 Marken aus dem DR mit mir unbekannten Stempeln, die ich in meinen umfangreichen Doubletten gefunden habe.

Erst glaubte ich, dass es sich um Killerstempel handelt, dafür sind diese jedoch zu schön.

Dann fand ich eine 2. Marke, wo die Nr. 737 ersichtlich ist. Jetzt wurde ich erst so richtig neugierig.

Nachdem es in diesem Forum sehr viele Sammler gibt, die sich da sehr gut auskennen, würde ich mich über Info`s darüber freuen.

Danke im Voraus und nette Grüsse aus der Ostmark. :),

Werner


 
reichswolf Am: 25.11.2008 14:33:06 Gelesen: 245375# 2 @  
Hallo Werner,

das sind Abschläge von Freimarkenstemplern und somit Vorausentwertungen. Diese Freimarkenstempler waren Maschinen, mittels derer ein Absender Briefmarken automatisch abstempeln und verkleben konnte, bevor er sie bei der Post auflieferte. Die Maschine wurde dazu mit Rollenmarken bestückt, die dann jeweils abgeschnitten, befeuchtet, aufgeklebt und gestempelt wurden. Zum Transport wurden Nadeln verwendet, die oft Löcher in der Marke hinterließen, wie man an deiner rechten Marke sehen kann.

Außer dem Stempelteil, den du auf den Marken siehst, bestanden diese Stempel noch aus einem Werbeteil (ganz links) und einem Tagesstempel (in der Mitte). Der Teil ganz rechts mit den Wellenlinien und dem Kreis in der Mitte enthielt auch immer eine Nummer, die die Maschine bezeichnet.

Es gibt dazu auch Literatur, z.B. "Hindenburg mit Ohrring? deutsche Vorausentwertung ab 1935 im Reichspostdirektions-Bezirk Hamburg" von Harald Krieg.

Beste Grüße,
Christoph
 
Jürgen Witkowski Am: 25.11.2008 14:38:12 Gelesen: 245372# 3 @  
@ Werner

Die Marken wurden mit einer der ersten automatischen Frankier- und Stempelmaschinen aufgebracht. Die Maschine der Firma "Nationale Telefon- und Telegrafenwerke GmbH" aus Frankfurt, Main hat Rollenmarken vollautomatisch von der Rolle abgetrennt, mit 4 Metallstiften aufgespiesst, weitertransportiert, angefeuchtet, auf den Brief geklebt und mit dem markante Stempel abgestempelt. Die Einstiche der Transportnadeln sind deutlich zu erkennen.

Soweit ich weis, hat Sammelfreak dazu noch weitere Informationen und Belege. Vielleicht liest er mit und zeigt sie uns.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
TomWolf_de Am: 25.11.2008 14:55:46 Gelesen: 245365# 4 @  
Da kann ich einen Beleg aus meiner Heimatsammlung beisteuern. In Esslingen gab es nur diese Maschine im Einsatz.



Und so sieht der Stempel im Detail aus:



Gruß
Thomas
 
Werner Am: 25.11.2008 18:10:29 Gelesen: 245343# 5 @  
@ reichswolf
@ Concordia CA [#73]
@ TomWolf_de [#4]

Hallo Ihr Drei !

Ich bedanke mich sehr herzlich für diese prompten und im besonderen "ausführlichen" Antworten.

Da sieht man wieder, man kann noch so alt :) werden und lernt nie aus.

Auch werde ich die PhilaSeiten.de nicht verlassen, sondern wenn möglich noch mehr nutzen. Denn durch die vielen verschiedenen Beiträge habe ich z.T. auch meine Sammlungen neu konzipiert.

Daher auch an Richard und seine Mitarbeiter einen herzlichen Dank !

Mit den besten Sammlergrüssen, heute wieder aus Wien,

Werner
 
Sammelfreak Am: 25.11.2008 20:04:14 Gelesen: 245329# 6 @  
Beispiel am Ort Hamburg. Stempelmaschiene wurde auch in anderen Orten genutzt.
Viel Spass.

Es kamen schon mehrfach fragen bezüglich dieser Stempel, was mich bewegte eine kleine Zusammfassung darüber zu schreiben und diese an Hand von Bildern zu erklären.

Bei der Entwertung wurde die Freistempelmaschine vom Typ A genutzt.

Die ersten Bilder zeigen die Stempelmaschine und Ihren Aufbau.

Die Stempelmaschine war zur Aufnahme einer Markenrolle eingerichtet. Durch einen Mechanismus wurde bei Benutzung eine Marke abgetrennt und von 4 stiftähnlichen Dornen aufgespiesst, angefeuchtet und durch die Dornen wieder auf die Postsendung geklebt.

Gleichzeitig wurde die Marke mit 3 Reihen doppelter Wellenlinien entwertet, die mittlere Reihe war durch die Dornen ausgespart. Dadurch entstand ein kleiner Kreis. Bei genauer Handhabung des Gerätes befand sich dieser genau am Ohrläppchen von Hindenburg (dadurch der Name Hindenburg mit Ohrring).

Unter der obersten Wellenlinie war eine Zulassungsnummer des Gerätes mit angegeben. Links war der Tagesstempel und ein Werbezusatz.

Alle Geräte in der RPD waren nur für kurze Zeit in Betrieb da sie sehr störanfällig waren.






Nach der Erklärung der Stempelmaschine nun eine Abbildung der möglichen Stempel dieser TYP A Maschine.

Mit Tagesstempel, Werbeeinsatz und Registriernummer.







Bild 1 zeigt einen Antrag auf Genehmigung an die RPD Hamburg für den unten gezeigten Werbeeinsatz

Bild 2 zeigt ein paar Bsp. dieser Entwertungen

Ich hoffe ich konnte manche dazu inspirieren etwas genauer solche Abstempelungen anzuschauen da sie nicht so häufig vorkommen wie alle anderen Gelegenheitsstempel auf der Freimarkenserie dieser Zeit.




mfg
Martin
 
Werner Am: 25.11.2008 21:27:34 Gelesen: 245316# 7 @  
@ Sammelfreak [#6]

Auch Dir ein herzliches Dankeschön für diese Erläuterungen, sowie den hervorragenden Bildbeispielen, im besonderen des Gerätes.

Ja, seit heuer sehe ich mir bei meinen Neu - Zukäufen von grösseren Posten, beim katalogisieren dieser Doubletten auch die Stempel genauer an. Besonders beim Deutschen Reich gibt es solches. Dann sortiere ich auch die Marken mit österreichischem Stempel extra. Erstmalig fand ich auch einiges an Bahnpost - Stempel.

Werde auch noch meine alten bereis sortierten, in Kuverts nach Michel # lagernd, durchsehen. Wie gesagt früher achtete ich nicht so drauf.

Nochmals besten Dank an alle !

Herzliche Sammlergrüsse, jetzt bereits wieder aus der Provinz,

Werner
 

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