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Thema: Postgeschichte München
Das Thema hat 67 Beiträge:
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Postgeschichte München Am: 08.03.2022 23:24:36 Gelesen: 6113# 1 @  
Ich versuche, die Poststempel von München zusammenzustellen und benötige dabei Hilfe, weil das Thema alleine nicht sinnvoll bearbeitet werden kann. Gibt es Philetalisten, die mich dabei unterstützen können und wollen? Hier die Vorphilatelie-Zeit:

A4 Erste Kennzeichnungen des Aufgabeortes

Der erste Münchner Briefpoststempel wird im Jahr 1783 verwendet. Zuvor gibt es nur handschriftliche Kennzeichnungen des Aufgabeortes.

A4.0 Handschriftliche Angabe ca. ab 1740



A4.1. Münchner Briefstempel „ von München „ ab 1783 bis 1797



A4.2 Französisierter adliger Stempel „DE MUNIC“ ab 1794 bis 1806



Schrift Antiqua
Der Stempel war voraussichtlich gleichzeitig mit Nr. 1 in
Gebrauch

A4.3 „Überfranzösisierter adliger Stempel „ DE MUNIQUE“



A4.4 Ohne „Von“ in Schreibschrift, um 1800



A4.5 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, höhere, gerade Schrift



Hier erhält die Rückwirkung politischer Ereignisse sichtbaren Ausdruck. Napoleon, dem nach dem Niederringen der deutschen Länder bis zur Elbe daran gelegen war, den Postbetrieb im besetzten Land und mit Frankreich aufrecht zu erhalten, schloss am 14.12.1801 mit von Taxis eine Postkonvention. Nach dieser wurde Deutschland in 4 Rayons eingeteilt. Danach erfolgte die Portoabstufung. München gehörte zum 4. Rayon. §4 der Konvention bestimmte die Abstempelung jeden Briefes. Damit war mit Verfügung festgelegt, was zuvor aus praktischen Gründen angewandt wurde, die Abstempelung.

Die taxis`sche Postverwaltung setzt den gezeigten Langstempel mit Rayonbezeichnungen vor und nach dem Aufgabeort ein. In München werden nur Stempel mit Rayonangabe vor der Ortsangabe verwendet. /Hugo Schröder/ unterscheidet in seiner Veröffentlichung jedoch ebenfalls 2 Stempeltypen: Mit schrägem oder geradem München-Schriftzug in Antiqua-Versalien. Letzterer weist zusätzlich höhere Buchstaben auf. Die Stempel waren sog. Wiegestempel.

A4.6 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, kleinere Schreibschrift


 
bayern klassisch Am: 09.03.2022 11:03:38 Gelesen: 6081# 2 @  
Ich kann dazu wenig beitragen, weil ich nur das Königreich Bayern sammle, nicht das Churfürstentum, aber ich würde in der Überschrift "Bayern unter Thurn und Taxis" schreiben, statt dessen, was da steht. Vlt. findet es der ein oder andere Kompetente dann leichter bzw. überhaupt.

Noch etwas: Ehe du anfrägst, wer was hat bzw. beitragen kann, würde ich meine bisherigen Forschungsergebnisse hier dokumentieren, also Briefe von vorn, hinten und innen zeigen und entsprechend faschlich kommentieren. Vlt. hilft das dann weiter, wenn sich dann eine Diskussion ergibt, sonst wird das wenig Erbauliches bringen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Postgeschichte München Am: 09.03.2022 22:18:10 Gelesen: 6049# 3 @  
@ bayern klassisch [#2]

Hallo bayern klassisch.

Besten Dank für Deine Nachricht. Es geht mir hier ausschließlich um München. Ich will deshalb die Überschrift behalten. Natürlich gibt es Briefe zu den einzelnen Stempeln. Aber auch hier geht es mir in erster Linie um die Stempel. So fehlt mir bisher z. B. der Stempel A4.6 = "R4 kleinere Schreibschrift". In Kürze werde ich die Stempel der Bayrischen Staatspost in der Vormarkenzeit einstellen. Danach kommt die Markenzeit der Bayrischen Staatspost, die Privatpost, die Sonder- und Gelegenheitsstempel, usw. Ich sage das, weil das Stempelthema "München" ja noch viel weitergeht. Zu allen Stempeln die Briefe zu zeigen, sprengt m. E. jeden Rahmen.

Liebe Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 10.03.2022 08:30:46 Gelesen: 6021# 4 @  
@ Postgeschichte München [#3]

Hallo Peter,

aber Stempel wurden wegen der Briefe angefertigt, nicht umgekehrt. Also war wichtig der Brief, dann (wenn es ihn gab) der Stempel. Stempel ohne Briefe zu zeigen halte ich für Forschung im leeren Raum, denn wofür wurden sie verwendet? Aufgabestempel, Nebenstempel, Transitstempel, Abgabe (Ankunfts-) - Stempel, Notstempel (Reservestempel), Stadtstempel, Vorstadtstempel, Entwertungsstempel, Briefpoststempel, Innendienststempel, Chargéstempel, Verzögerungsstempel, Fahrpoststempel, Telegraphenstempel, Briefträgerstempel, Oberbriefträgerstempel, Bahnhofsstempel und und und.

Wenn man keinen Brief dazu zeigen möchte, wird der Betrachter nicht den Sinn des Stempels, seine Anwendung und Funktion erkennen und weiterklicken.

Stempel hatten am Anfang welche Funktion? Wann und warum erfolgten Erweiterungen, Änderungen, Neuerungen? Welche Formen waren wofür sinnvoll und angedacht? Wo waren sie nicht abzuschlagen, kommen aber doch vor? Wo sollten sie abgeschlagen werden, fehlen aber? Warum verschwinden welche dann auf einmal, während andere weg vom Fenster sind und nach Jahren wieder im Postbetrieb auftauchen? Vielleicht an anderer Stelle - warum dann dort und nicht da, wo sie früher im Einsatz waren?

Wie war das Postverhältnis von München zur Vorstadt Au mit eigenen Stempeln? Wie wurde warum so gestempelt, oder mal nicht?

Wenn du, wie es für mich aussieht, dich auf Forscherebene begibst, dann wird selbst München (von ganz Bayern reden wir besser nicht) schon ein tiefer Graben, in dem vieles ans Licht geholt werden kann, soll oder gar muss.

Ich finde, dass das bloße Zeigen von Stempeln vergleichbar ist mit dem Bild einer wunderschönen Torte - nur kann man keine Bilder essen, sie schmecken nicht und satt wird man auch nicht von einem Bild. Dann doch lieber die Torte essen, als nur Bilder von ihr zu sehen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
filunski Am: 10.03.2022 11:41:48 Gelesen: 5993# 5 @  
@ Postgeschichte München [#3]
@ bayern klassisch [#4]

"Also war wichtig der Brief, dann (wenn es ihn gab) der Stempel."


Hallo Peter, hallo Ralph,

da muss ich (als eingefleischter Stempelsammler und -forscher) Ralph völlig Recht geben. ;-)

Wozu katalogisieren und erforschen wir Stempel? Nicht um diese dann schön nacheinander in Nachschlagewerken und Datenbanken aufzureihen, sondern u.a. vor allem um sie als Vergleichsobjekte heranziehen zu können um z.B. die Echtheit von Belegen zu bestimmen und auch um verschiedene Verwendungsarten von Stempeln auf Belegen zu erkennen und zu dokumentieren.

Ich habe hier mal ein paar Stempel (alle aus München ;-)):



Ein schön abgeschlagenes Mühlrad, Nr. 217 und einen Einschreibe-/Chargé-Stempel.

Schöne Stempel, aber außer, dass die Nr 217 auf München hinweist, nicht sehr aussagekräftig.

Zum Glück habe ich auch noch den passenden Tagesstempel dazu:



MÜNCHEN
vom 26. Jan. 1856

Dass, der dazu gehört, weiß ich aber auch nur, weil ich den dazugehörigen Beleg (besser wäre die Stempel gehören zum Beleg, nicht umgekehrt ;-)) habe:



Einschreibebrief (der Absender hat sogar noch handschriftlich vermerkt "dringend") von München nach Erding (rückseitig auch noch mit Ankunftstempel von Erding).

Dass eine so detaillierte Darstellung das Thema sprengen würde, darüber solltest du dir keine Sorgen machen. Ganz im Gegenteil, so findet es viel mehr Zuspruch und vielleicht auch neue Erkenntnisse zu deiner Forschung.

Das Thema jetzt nur auf die Taxis'sche Zeit zu begrenzen ist m.E. zu knapp. Da wird soviel nicht zusammen kommen, zumal du die entsprechenden Stempel bis auf Einen schon gezeigt hast.

Aber wie sagte mal ein bekannter "Bayer" "schaun mer mal, dann sehn mer scho". ;-)

Viele Grüße,
Peter
 
Gernesammler Am: 10.03.2022 12:11:45 Gelesen: 5981# 6 @  
@ Postgeschichte München [#3]

Hallo Peter,

ich selber zähle mich auch zu den Stempel Sammlern, aber interessant wird dieser so wie Ralph schon sagt erst auf Brief.

In den Handbüchern z.B. von Herrn Winkler sind der Rayon Stempel 3a gerade Schrift und 3b gebogenes Schriftbild, mich reizt dabei immer das es verschiedene Typen gibt den 3a z.B. in 2 Typen.

Der Brief nach Miesbach an die allgemeine Stiftungs Administration bekam den L1 Einzeiler 3a, R.4.MÜNCHEN in 39x6 mm.



Der zweite Brief nach Ansbach spediert an die Kriegs und Domänenkammer wurde auch it dem L1 Einzeiler 3a gestempelt, auch hier R.4.MÜNCHEN jetzt aber in den Abmessungen 40x5 mm.



Wenn Du darauf auch eingehst und mit Briefen den Unterschied aufzeigen kannst dann wird das Thema bestimmt interessant, ich würde mich auf jeden Fall dafür begeistern.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 10.03.2022 15:50:24 Gelesen: 5962# 7 @  
@ filunski [#5]

Lieber Peter,

das ist ein Musterbeispiel zu dem, was ich zuvor geschrieben habe.

Welche Type des geschlossenen Mühlradstempels 217 der 1. Verteilung wurde zur Markenentwertung benutzt? Wann kam dieser Stempel zum Einsatz? In München Stadt, oder München Vorstadt Au?

Welcher Chargé - Nebenstempel ist das - regulär, oder ein Besonderer? Nun, um die Antwort vorweg zu nehmen, hatte München einen eigenen Chargé - Schalter. Wer also einen eingeschriebenen Brief aufgeben wollte, musste sich dort anstellen, nicht bei den 3 oder 4 anderen Schaltern. Dort, und auch nur dort, wurde der Zweikreisstempel geführt, nicht bei den anderen Briefpostschaltern.

Dieser überstand aber die 1. Verteilung, die Umtauschzeit und war noch bis 1859 in Verwendung, auch wenn ihm da schon allmählich die Puste ausging und die Abschläge kaum leserlich waren. Er wurde ersatzlos zurückgezogen und als Nebenstempel sehen wir ab dann gewöhnlichen Zweizeiler von München.

Der Vermerk "dringend" konnte eine expresse Versendung auslösen, musste es aber nicht - die Beweisführung ist schwierig und zum Zeitpunkt des Briefes waren praktisch nur Dienstbriefe unter Chargé mit diesem Vermerk sicher per Express beförderte Briefe - die der Privaten sind strittig.

Schnitte ich jetzt nur, computerisch kann das sogar ein PC - Trottel wie ich, die 3 Stempel heraus, hätte ich 3 Stempel ohne wirkliche Aussagekraft. So wird aber mit deiner und meiner Beschreibung ein Schuh draus, auf dem ich weiter aufbauen, forschen und sammeln kann.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 10.03.2022 15:58:04 Gelesen: 5960# 8 @  
@ Gernesammler [#6]

Hallo Rainer,

man darf nicht vergessen, dass die Registraturarbeiten zum Winkler 1950 endeten, also vor 72 Jahren. Sicher war der Winkler seinerzeit DAS bayer. Stempelhandbuch schlechthin und ist es noch, aber es wären heute, und da rede ich nicht von den Preisbewertungen bzw. Seltenheitsangaben, Hunderte von Änderungen nötig, die die Forschung bewirkt hat.

Ansonsten ist deinen Ausführungen nur beizupflichten. Ich hoffe, dass der Thread-Ersteller (TE) das auch so sieht.

Hunderte (oder mehr!) von Stempel aus dem Zusammenhang zu reißen und hier abzubilden, halte ich für wenig sinnvoll und Stempel "leben" = verändern sich, bekommen Dellen, lassen Datumskorrekturen nicht mehr zu wegen starker Verkantung, werden aptiert bzw. überarbeitet usw. - ohne den kompletten Brief mit seinem Datum wäre so etwas zu zeigen sinnarm. Entweder ich kann eine Entwicklung aufzeigen, oder Bildchen (Scans) von Stempeln posten - das eine ist sinnvoll und spannend, das zweite eher nicht.

Um es auf eine simplere Ebene zu heben: Wer 100 wichtige Geschichtsdaten auswendig lernt, ist noch lange kein Historiker und kann keinem Hintergründe und Verläufe der Geschichte erklären. Er weiß halt nur trockene Daten, die wertarm sind.

Aber ich möchte nicht präjudizieren - jeder wie er will, das war nur meine Meinung als alter Hase dazu.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 00:40:23 Gelesen: 5917# 9 @  
@ bayern klassisch [#8]

Guten Abend Ralph, Peter und Reiner, großen Dank für Euer Engagement zu meinem Thema. Es war mein Ziel, Interesse für das Thema "Postgeschichte von München" zu erkunden und die Hilfe und die Verbesserungsvorschläge von erfahrenen Philetalisten zu erbitten. Eure gemeinsamen Vorschläge sind verstanden. Zum Verständnis zu meiner Vorgehensweise möchte ich einen Überblick über meinen Punkt "A" des Themas geben.

A= Kaiserlich Taxis´sche Reichspost mit bayrischem Zwischenspiel, (nur Bezug zu München)
A1 Geschichte mit 1.1 von 1664 bis 1701. Der Start der Post , 1.2 Die Zwischenspielzeit von 1701 bis 1705 als bayrische Post, 1.3 Kaiserlich Taxis´sche Reichspost. Die Zeit von 1705 bis 1806
A2 Daten mit PA Lokale, PA Amtsinhaber, Poststall-Lokale, Poststall-Halter, Postkurse, Kostenbeispiele, Posttarif und Karte
A3 Belege (Gliederung nach der Stempel-Glierung , s. o.)
A4 Stempel und
A5 Postscheine

Meine im Entwurf vorliegende Ausarbeitung umfasst mehr als 20 Seiten, kleingeschrieben mit gescannten Dokumenten. Macht es Sinn, sie hier mit allen Unzulänglichkeiten aufzulegen? Und das ist von dem sehr sehr tiefen Graben nur der übersichtliche Anfang. Das wird im Zuge der Zeit immer mehr. Könnte es nicht vielleicht sinnvoll sein , wenn sich eine engagierte, begrenzte Zahl Interessierter zusammenfinden könnte? Ich bin gerne bereit hier einzelne Abschnitte oder das Ganze, d.h. Abschnitt A, vorzustellen, wenn Platz ist und es für richtig gehalten wird.

Herzliche Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 11.03.2022 14:55:43 Gelesen: 5882# 10 @  
@ Postgeschichte München [#9]

Hallo Peter,

ich bin nicht das Forum, aber wenn du chronologisch bei A1 beginnend das abarbeitest, wäre das m. E. am sinnvollsten. Es sollte also um die Beschreibung der Zeit und der Umstände gehen, die gefüttert wird mit Belegen.

Da Stempel über mehrere Perioden hinaus verwendet wurden bzw. werden konnten, empfiehlt sich ein Thread, auch wenn der groß wird, sonst verfranst man sich in 5 oder mehr Threads und das Thema ist final zerfleddert.

Fang einfach mal an und dann sehen wir, welches Echo kommt. Ab 1806 könnte ich sicher etwas sagen bzw. schreiben oder zeigen, nur ist es bei mir halt nicht nach Orten gegliedert, sondern in 31 Sammlungen mit verschiedensten Topics.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 20:58:20 Gelesen: 5854# 11 @  
@ bayern klassisch [#10]

Hallo Ralph. So geht´s los:
A1 Geschichte
A1.1 Von 1664 bis 1701. Der Start der Post

In Regensburg tagt von 1663 bis 1806 die Ständevertretung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen. Dort schließen am 13.2.1664 im Auftrag des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria der Kanzler, Freiherr von Schmid, und für den Reichsgrafen Lamoral Claudius von Taxis der Taxis`sche Postmeister Johann Jakob Öxle einen Vertrag. Dieser gilt als die Geburtsstunde der kaiserlichen Post in Bayern. Ausgangspunkt war sicherlich ein Erlass von Kaiser Leopold I., der kurz davor hohe Strafen gegen alle Hemmnisse des kaiserlichen Reichspostwesens androhte. Von München nach Augsburg soll vertragsgemäß „eine reitende Post aufgestellt und zu solchem Ende (Zweck) zu München, Ober-Bruck ( Fürstenfeldbruck ) und Tegernbach auf des Erb-Generalpostmeisters ( des Kaiserreiches, des Grafen von Taxis Verantwortung ) eigene Posthalter angeordnet werden.“

Die bereits seit Beginn des 16. Jahrhunderts in den deutschen Ländern eingerichteten Taxis´schen Posten berührten zuvor zwar die Landesgrenzen des Herzogtums Bayern beziehungsweise seit 1623 des Kurfürstentums, fanden aber keinen Eingang. Von München aus werden Briefe und andere Posten von privaten Landboten oder vom kurfürstlichen Hof oder Gerichtsstellen durch Kanzleiboten befördert. Der Fernverkehr wurde zu dieser Zeit von größeren Städten durch von Großkaufleuten unterhaltene Botenverbindungen vermittelt. Sendungen nach Orten außerhalb Bayerns wurden an den Anschlussstellen den Taxis´schen Posten übergeben. Mit der eingangs genannten Verbindung „Augsburg-München“ sollte München in das Taxis´sche Postnetz eingebunden werden. Frühere Versuche, Postverbindungen einzurichten scheiterten. Ursache dafür waren Geldmangel und die Unsicherheiten, die durch die Kriegsereignisse in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts begründet waren. Diese und die Uneinigkeit der deutschen Fürsten unterstützten das Bestreben des Grafen Taxis, mit eigenen Mitteln und auf der Grundlage der kaiserlichen Ernennung zum Erb-Generalpostmeister die Reichsposten in allen deutschen Ländern einzurichten. Es lag dann im Ermessen des Hauses Taxis, Reichsposten einzurichten und Postbedienstete zu ernennen und einzustellen.

Neben dem Postkurs nach Augsburg sollten auch Postkurse nach Regensburg, Innsbruck, Salzburg und Wien eingerichtet werden, aber ausschließlich der Postkurs nach Regensburg kam über die Route Maisteig-Hohenkammer-Pfaffenhofen/Ilm-Geisenfeld tatsächlich direkt zu Stande. Am 31.3.1664 fand der 1. Postritt nach Regensburg statt. Ausgeführt wurde er nicht von einem Münchner, sondern vom Posthalter aus Hohenkammer, einem Ort rd. 25 km vor München. Von dort zweigt der Postkurs Augsburg-Regensburg-Prag nach München ab. Die Münchner Postsendungen werden dort vom Posthalter aus Hohenkammer übernommen. Im Oktober 1664 erfolgt die Ernennung des Regensburger Postmeisters Johann Jakob Öxle von und auf Friedenburg zum kurfürstlichen Rat und Leiter des Kaiserlich Taxis´schen Reichspostamtes in München. J. J. Öxle leitet neben dem Postamt in München auch das Postamt in Regensburg. Er wohnt auch dort. In München werden ihm jeweils der Posthalter des Poststalls unterstellt. Sein Stellvertreter wird der Beamte der geheimen Kanzlei des Kurfürsten namens Johann Warmundt Aicher, der nach dem Tod Öxles von 1695 bis 1725 das Münchner Postamt verantwortlich leitet.A1 Geschichte
A1.1 Von 1664 bis 1701. Der Start der Post

In Regensburg tagt von 1663 bis 1806 die Ständevertretung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen. Dort schließen am 13.2.1664 im Auftrag des bayerischen Kurfürsten Ferdinand Maria der Kanzler, Freiherr von Schmid, und für den Reichsgrafen Lamoral Claudius von Taxis der Taxis`sche Postmeister Johann Jakob Öxle einen Vertrag. Dieser gilt als die Geburtsstunde der kaiserlichen Post in Bayern. Ausgangspunkt war sicherlich ein Erlass von Kaiser Leopold I., der kurz davor hohe Strafen gegen alle Hemmnisse des kaiserlichen Reichspostwesens androhte. Von München nach Augsburg soll vertragsgemäß „eine reitende Post aufgestellt und zu solchem Ende (Zweck) zu München, Ober-Bruck ( Fürstenfeldbruck ) und Tegernbach auf des Erb-Generalpostmeisters ( des Kaiserreiches, des Grafen von Taxis Verantwortung ) eigene Posthalter angeordnet werden.“

Die bereits seit Beginn des 16. Jahrhunderts in den deutschen Ländern eingerichteten Taxis´schen Posten berührten zuvor zwar die Landesgrenzen des Herzogtums Bayern beziehungsweise seit 1623 des Kurfürstentums, fanden aber keinen Eingang. Von München aus werden Briefe und andere Posten von privaten Landboten oder vom kurfürstlichen Hof oder Gerichtsstellen durch Kanzleiboten befördert. Der Fernverkehr wurde zu dieser Zeit von größeren Städten durch von Großkaufleuten unterhaltene Botenverbindungen vermittelt. Sendungen nach Orten außerhalb Bayerns wurden an den Anschlussstellen den Taxis´schen Posten übergeben. Mit der eingangs genannten Verbindung „Augsburg-München“ sollte München in das Taxis´sche Postnetz eingebunden werden. Frühere Versuche, Postverbindungen einzurichten scheiterten. Ursache dafür waren Geldmangel und die Unsicherheiten, die durch die Kriegsereignisse in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts begründet waren. Diese und die Uneinigkeit der deutschen Fürsten unterstützten das Bestreben des Grafen Taxis, mit eigenen Mitteln und auf der Grundlage der kaiserlichen Ernennung zum Erb-Generalpostmeister die Reichsposten in allen deutschen Ländern einzurichten. Es lag dann im Ermessen des Hauses Taxis, Reichsposten einzurichten und Postbedienstete zu ernennen und einzustellen.

Neben dem Postkurs nach Augsburg sollten auch Postkurse nach Regensburg, Innsbruck, Salzburg und Wien eingerichtet werden, aber ausschließlich der Postkurs nach Regensburg kam über die Route Maisteig-Hohenkammer-Pfaffenhofen/Ilm-Geisenfeld tatsächlich direkt zu Stande. Am 31.3.1664 fand der 1. Postritt nach Regensburg statt. Ausgeführt wurde er nicht von einem Münchner, sondern vom Posthalter aus Hohenkammer, einem Ort rd. 25 km vor München. Von dort zweigt der Postkurs Augsburg-Regensburg-Prag nach München ab. Die Münchner Postsendungen werden dort vom Posthalter aus Hohenkammer übernommen. Im Oktober 1664 erfolgt die Ernennung des Regensburger Postmeisters Johann Jakob Öxle von und auf Friedenburg zum kurfürstlichen Rat und Leiter des Kaiserlich Taxis´schen Reichspostamtes in München. J. J. Öxle leitet neben dem Postamt in München auch das Postamt in Regensburg. Er wohnt auch dort. In München werden ihm jeweils der Posthalter des Poststalls unterstellt. Sein Stellvertreter wird der Beamte der geheimen Kanzlei des Kurfürsten namens Johann Warmundt Aicher, der nach dem Tod Öxles von 1695 bis 1725 das Münchner Postamt verantwortlich leitet.



Courier Stafette Ordinari (ordinäre ) Post

Bis zur Einrichtung der Postkurse befördern eine Vielzahl von Boten Nachrichten und Waren. Und diese Praxis wird natürlich auch nach 1664 fortgesetzt. Die kurfürstliche Regierung macht sich keine besondere Mühe mit der Überwachung der übernommenen vertraglichen Verpflichtung, Briefe der taxisch´schen Post zur Beförderung zu übergeben. Selbst die Behörde bis zu den obersten Stellen der Regierung fanden nichts dabei, zur Briefbeförderung nach wie vor Boten einzusetzen. Erst im Jahr 1681 wird ein Briefausträger namens Michael Martha als 1. Briefträger in München genannt.

Bescheinigungen über erbrachte Leistungen stellt die Post von Anfang an aus. Somit zählen diese sogenannten Postscheine zu den ältesten philatelistischen Belegen überhaupt. Dies sind Quittungen für bezahlte Gebühren oder zugesicherte postalische Leistungen,

1681 starten auch die Postkurse nach Salzburg und Augsburg. Von altersher gab es 3 Routen zwischen Augsburg und München:
1. Weinwagen und Zentnergüter, d.h. „ der Schwerlastverkehr“, führte über Friedberg, Eurasburg, Schwabhausen, Odlzhausen, Dachau nach München. Die Route wurde „Prügelweg“ genannt., weil er mit Holzprügeln befestigt war. Wegen des Waldreichtums der Gegend, durch die er führte, war das Belegen der Straße mit Holzstangen gut möglich.
2. Die 2. Route hieß „Hufschlag“. Über sie führte der Verkehr der Reiter und Saumtiere über Regernbach, Mittelstetten, Günzelhofen, Bruck, nach München. Diese Route war nach dem österreichischen Erbfolgekrieg in einem so schlechten Zustand, dass die Postrouten über den Prügelweg geführt wurden. Dies wiederum hatte zur Folge, dass der Posthalter von Bruck für die Post in München mit zur Verfügung stand.
3. Die 3. Route, der Gangsteig für den Schweine- und Viehtrieb, führte über Kissing, Riedern, Vogach, Schweinbach, Maisach, Esting, Aubing, Pasing nach München.

Im Jahr 1681 wird in München der ´Taxis´sche Poststall am Rindermarkt im Haus Nr. 5, dem heutigen Kustermannhaus, eingerichtet. Posthalter wird Johann Christoph Prix. Er übernimmt die Postritte nach Bruck und Steinhöring. Den Postritt nach Innsbruck übernimmt 1682 der Posthalter von Wolfratshausen. Um den Jahreswechsel 1690/1 startet der Postkurs München-Wien. Der Postritt nach Anzing ist Sache des Münchner Posthalters. Weitere Postritte: 1705 nach Freising im Zug des neu eingerichteten Postkurses München-Regensburg über Landshut und nach Schwabhausen im Rahmen des 2. Postkurses nach Augsburg.






A1.2 Die Zwischenspielzeit von 1701 bis 1705 als bayerische Post

Für den seit 1679 regierenden Kurfürsten Max Emanuel, der seinen Platz an der Seite Frankreichs suchte, war das Bestehen einer vom Kaiser abhängigen Reichspost in seinem Land unerträglich. Der Tod von Öxle gibt ihm Gelegenheit, die Umwandlung des Reichspostamtes und seiner Postkurse in eigene Landespost zu betreiben. Nach einem Schriftwechsel mit dem Kaiser und nachdem der schon seit 1698 von Max Emanuel zum Leiter der kurbayerischen Landespost bestimmte Hofratspräsident Graf von Haimhausen begonnen hatte, in Postangelegenheiten Weisungen zu erteilen, wird durch kurfürstliches Dekret vom 22.1.1701 die Übernahme der taxis`schen Reichsposten in landesherrliche Gewalt angeordnet. Die Postbeamten und Posthalter wurden in kurfürstliche Pflicht genommen. Aber die militärische Niederlage des bayerischen Kurfürsten gegen die kaiserlichen Truppen mit Prinz Eugen führte zur Besetzung von Kurbayern. Ziel der Kaiserlichen Diplomatie war in der Folgezeit, Kurbayern in die habsburgischen Erblande zu integrieren, in denen die Habsburger den erblichen Fürsten stellten. Dies führte zu einem Aufstand, der bayerischen Volkserhebung. Als die Aufständischen am 25.12.1705 versuchten, München einzunehmen, wurden sie vollständig besiegt und aufgerieben. 1100 Mann, die sich ergeben hatten, wurden damals in der Sendlinger Mordweihnacht von den kaiserlichen Truppen getötet.


A1.3 Kaiserliche, Taxis`sche Reichspost. Die Zeit von 1705 bis 1806.

Mit Beginn der kaiserlichen Administration anno 1705 wurde das Münchner Postamt wieder ein kaiserliches Reichspostamt. Aicher, seit 1695 Postmeister, der seine Amtsgeschäfte anfangs in der Residenz ausübt, wechselt in die Maxburg. Erst nach seinem Tod im Jahr 1725 erhält das Postamt München wieder eigene Amtsräume.





Nach dem Tod Aichers ernennt der Fürst von Thurn und Taxis den Franz Jakob Valentin von Öxle zum Reichspostmeister in München. Jahresgehalt als Postmeister: 800 fl.. Hauptberuflich war dieser jedoch Taxis´scher Gesandter beim Reichstag in Regensburg und hatte in München keine Amtsräume. Er brachte aber das Postamt im Institut der englischen Fräulein in der Weinstr. 12 oder 14 zwischen Gruft- und Landschaftsgasse unter. Dort standen zur Erledigung der Postgeschäfte ein Administrator, 2 Gehilfen und 2 Briefzusteller zur Verfügung. Platz finden die Bediensteten in einem Arbeitsraum im Erdgeschoss des Hauses. Administrator ist der Official Alexander Schueller mit einem Jahresgehalt von 182 fl. Die Miete im Haus der englischen Fräulein beträgt 55 fl pro Jahr. Nach dem Tod von Öxles wird seine Witwe, Frau Anna Clara von Öxle seine Nachfolgerin, Postmeisterin und Vorgesetzte des Junggesellen Schueller.

Auf dem Gebiet der Postzustellung hat München von Anfang an eine Sonderstellung inne. Während sonst bei den taxisschen Poststellen die Sendungen im Postamt ausgehändigt und nicht zugestellt wurden, ging das PA München voraussichtlich schon seit 1680 zur Zustellung ins Haus über. Die Kosten der Zustellung wurden dort, wo ausnahmsweise eine Zustellung erfolgte, durch einen Bestellkreuzer gedeckt. In München wurden die Zusteller aus der Postkasse bezahlt. 1701 gab es 2 Briefträgerinnen, Am 1.3.1808 werden 4 Briefzusteller aufgeführt. 1736 stirbt Öxle. Unter seiner Witwe und Nachfolgerin Anna Clara von Öxle entwickelt sich das Postwesen lebhafter.

Im April 1743 wird das PA München, nachdem es nach der Krönung des bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht zum Kaiser den Rang eines Kaiserlichen Hofpostamtes erlangt hatte, wegen des größeren Platzbedarfs im Haus Nr. 12 in der Schwabingergasse, heute Residenzstr. 12, untergebracht.. Im gleichen Jahr erhielt es Rang und Stellung eines Ober-PA. Ebenfalls 1743 wird der Münchner Poststall wieder in das Haus des Barons von Ruffini, Rindermarkt Nr. 5 zurückverlegt.

Im November 1747 wurde als 1. von München ausgehende Postwagenverbindung der wöchentlich einmal verkehrende Kurs München-Dresden eingerichtet. Er besteht bis 1764. 1748 kommen die Fahrposten München-Augsburg und München-Regensburg dazu, 2 Jahre später dann die Fahrpost München-Salzburg und 1784 München-Linz.

Im Jahr 1759 gibt Schueller auf und wird pensioniert. Sein Nachfolger ist Oberpostamtsverwalter Franz Ludwig Sponsel. Erneute Verlegung des PA München in das Haus Nr. 12 in der Kaufingergasse heute Kaufingerstraße. Unter den nachfolgenden Oberpostmeistern ( Ludovica Eleonore von Menshengen, Fräulein Clara von Menshengen, Jacob Freiherr von Schneid und Heinrich Joseph Freiherr von Pfetten ) werden Postritte und Postwagenfahrten wesentlich vermehrt. 1770 kündigt die Hausbesitzerin den Mietvertrag in der Kaufingergasse. Die Post war als Mieter wegen der Beschädigung an der Einfahrt und des regen Publikumverkehrs nicht gerne gesehen. Das PA wird in das Haus Rindermarkt Nr. 5 zurückverlegt, indem sich der Poststall ja schon befindet. Die Abwicklung des Postdienstes für den Poststall verursachte auch am Rindermarktstandort vielfältige Probleme. Die Anforderungen an Pferde- und Fahrzeugbestand zwangen zur Verlegung in andere, größere Unterkünfte. Dazu kommt, dass nahezu jeder Amtsinhaber an den Bettelstab gebracht wurde. Die Posthalter Prix, Franz Christoph und Franz Xaver Hiller und Siegmund von Kreybig opferten dem Poststalldienst ihr Vermögen.

Aufgabe des Postamtes ist die Brief-, Paket- und Fahrgastabfertigung. Der Poststall hält Pferde vor, in München zu dieser Zeit 30, das Bedienungspersonal einschließlich Postillione und führt die Ritte und Fahrten durch. Der Zeitungsdienst ist Privatgeschäft der PA-Leiter.
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 21:12:25 Gelesen: 5851# 12 @  
@ Postgeschichte München [#11]

A.2 Daten

Postamt Lokale:

• Bis 1725: in der Residenz oder Maxburg
• 1725 bis 1743: im Institut der englischen Fräulein Weinstr. 12
• 1743 bis 1759: Schwabingergasse, heute Residenzstr. 12
• 1759 bis 1770: Kaufingergasse Nr. 12, heute Kaufingerstr. 11 und 12
• Ab 1770: Rindermarkt Nr. 5 neben dem Poststall

Postamt Amtsinhaber, Posthalter sind angesehene Pesönlichkeiten, nur gebremst durch das Beschwerdebuch:
• 1664 bis 1695: Johann Jakob von Öxle
• 1695 bis 1725: Hanns Warmundt Aicher, zwischen 1701 und 1705 unter der Aufsicht von Graf von Haimhausen
• 1725 bis 1736: Franz Jakob Valentin von Öxle, Gesandter beim Reichstag in Regensburg, mit Amtsverwalter, Administrator Alexander Schueller ( bis 1759 )
• 1736 bis 1763: Anna Clara von Öxle, nach der Pensionierung von Schueller mit Franz Ludwig Sponsel ( 1759-1784) als Administrator.
• 1763 bis 1773: Ludovica Eleonore von Menshengen
• 1773 bis 1779: Clara ( oder Josefine ) von Menshengen
• 1779 bis 1802: Jacob Freiherr von Schneid, für Sponsel, der 1784in den Ruhestand tritt, kommt Carl Ludwig Hepp
• Ab 1802 Heinrich Joseph Freiherr von Pfetten, der 1. Postmeister, der nicht in Regensburg, sondern in München wohnt.

Poststall Lokale:
• Bis 1664 Enge Gasse ( Windenmacherstr. )
• 1664 bis 1678: Rindermarkt Nr. 5, ( Ruffini-Palais, Stelle Kustermann-Haus ), 40 Pferde
• 1725 bis 1743: Nähe Isartor, Tal Mariä Unserer lieben Frau Pfarr, ( Tal Nr. 31, tiefes Grundstück bis Marien/ Weinstr. Nr. 12 ? ), 15 Pferde
• 1742 bis1789: wieder Rindermarkt Nr. 5, Reichspostamt ist Mieter, Jahresmiete Poststall 500 fl,, 26 Pferde
• 1789 bis 1792: Fürstenfeldergasse Nr. 7, später Schüsselpassage genannt, Rückgebäude von Kaufingerstr. 9, Jahresmiete 400 fl, wegen Einsprüche von Konkurrenten verbietet die Reichspost das Be- und Aussteigen von Fahrgästen in der Kaufingerstr., da sich dort direkt der Eingang zur Gaststätte der Vermieterin befindet. Nur auf der Rückseite,, der Fürstenfelderstr. kann der Reiseverkehr abgewickelt werden.
• 1792 bis 1810: Fürstenfeldergasse Nr. 8, Nachbargebäude aus Platzgründen

Poststall Halter :
• 1651 bis 1673: Matthias Summerer, kurfürstlicher und kaiserlicher Postmeister
• 1673 bis 1678: Johann Christoph Prix, 1. Posthalter in München, Jahresgehalt für die Postritte: 380 fl. Stafettenritte werden extra bezahlt. Bei der leeren Rückfahrt zahlt er am Stadttor Einlassgeld ( Befreiung erfolgt erst 1708)
• 1678 bis 1735: Hannß ( oder Franz ) Christoph Prix, Sohn von Johann Christoph Prix, Posthalter, rentable Geschäftsführung, Prix war in den Münchner Aufstand verwickelt und entgeht nur mit Glück der Todesstrafe
• 1735 bis 1742: Witwe des Hannß Christoph Prix
• 1742 bis 1789: Franz Xaver Hieber, Hofkontrolleur und Posthalter. Wirtschaftliche Probleme. Jahreseinkommen 836 fl. Abzüglich 58 fl 36 Kr. Steuer. Hieber hat eine besondere Stellung am Fürstenhof.
• 1789 bis 1798: Siegmund von Kreybig, Posthalter. Kreybig verliert sein Vermögen. Es wird für ihn eine mildtätige Sammlung durchgeführt..
• 1792 bis 1805: Johann Louis Philipp Weiß
Postkurse/ Postritte:
• 24. oder 31.3.1664: München-Regensburg über Hohenkammer. Briefe und „Packl“ werden mit einem Begleitbrief in einem Felleisen transportiert. Umfang 1664: 2 Ordinari-Posten ( 25.6.1664 und 4.8.1664) und 1665: 73 Ordinari-Posten und 10 Extra-Stafetten. Recommandierte Briefe werden durch „#“ gekennzeichnet und sind üblich. Empfangsbescheinigungen sind selten und waren teuer. Einfaches Briefporto, entfernungsabhängig, 6 Kreuzer. Dieser 1. Kurs war eher ein Postritt. Postritte starteten:
• 1667 nach Bruck ( Fürstenfeldbruck ), Anzing und
• 1681 nach Wolfratshausen. Bis 1750 kommen Postritte nach Steinhöring, Unterbruck, Freising und Schwabhausen dazu und Extrapostritte nach Dachau, Eyersbrunn, Inning, Nymphenburg, Rosenheim, Schleißheim, Starnberg und Zinneberg. Diese Zielorte gelten nicht als Erweiterung der Münchner Postverbindungen.
• 1681 Start der Postkurse nach Augsburg und Salzburg
Postritte München - Prugg (Fürstenfeldbruck) und München - Steinhöring
• 1682 München - Innsbruck
• 1690/1 Postkurs München - Wien
• 1701 Postkurs München Regensburg über Landshut und 2. Postkurs München – Augsburg
Postritt München – Hohenkammer und Münche - Freising
• 1705 oder 1748 München – Freising und Landshut
• 1741 München – Augsburg, Kurs scheitert an der nicht vorhandenen Leistungsfähigkeit des Münchner Poststalls.
• 1747 München – Dresden als 1. Fahrpost
• 1748 2. Kurs München – Augsburg, Der Poststall München fährt bis Schwabhausen.
• 1748 2. Kurs München – Regensburg über Freising. Der Poststall München fährt bis Garching. ¾ Posten mit 2 Pferden, Kosten je Pferd und Fahrt: 30 Kr.Es gibt Beschwerden über die „Schnelligkeit“ der Arbeitsweise der Postbediensteten, die während der Post-Öffnungszeiten von 8.°° bis 17.°° „nach ihrer gewohnten Commodität leben“. Zur Überwachung des Reiseverkehrs wird in diesem Jahr angeordnet, dass niemand auf der Post befördert werden darf, der keinen vom kurfürstlichen Obristhofmeisteramt ausgestellten Erlaubnisschein vorweisen kann. Für die privaten Leihrössler begründete diese Maßnahme gute Geschäftserfolge, da dies für sie nicht galt.
• 1748 oder 1750 München – Salzburg über Ebersberg und Wasserburg. Der Münchner Poststall fährt 11/4 Posten bis Zorneding mit 2 Pferden für 50 Kr. je Pferd und Fahrt. Der 2. Kurs über Rosenheim erfolgt 4xwöchentlich. Der Poststall München fährt bis Peiß, 11/2 Posten für 57Kr.31/2 Pfennige je Pferd und Fahrt.
• 1758 oder 1784 München – Linz – Wien. Der Poststall München fährt bis Parsdorf. 1 Posten mit 2 Pferden : 38 Kr. 21/2 Pfennige.
• 1758 München - Innsbruck

Nach Abgang von Kreybigs 1795, war es nicht einmal möglich in München einen Anwärter für die Übernahme des Münchner Poststalls zu finden. Es mussten auswärtige Posthalter, der Fürstenfeldbrucker Posthalter Johann Louis Philipp Weiß zur Führung des Münchner Postsalls herangezogen werden.

München hat zu diesem Zeitpunkt ca. 35.000 Einwohner, die weitestgehend innerhalb des Mauerrings wohnen. Umlanddörfer sind: Schwabing, Haidhausen, Au, Sendling und Pasing. Föhring, zum Bischöflich Freising`schen Gebiet gehörig, ist Ausland. Weiß hat die Kosten für den Poststall festgehalten. Bei 28 Pferden und 12 Beschäftigten stehen 35 fl Ausgaben pro Tag 33,5 fl Einnahmen im Zeitraum von Mai bis Dezember gegenüber, d.h. es ergibt sich ein Verlust von täglich 1,5 fl.. Im einzelnen nennt er folgende durchschnittliche Tageskosten:
• Futter für Pferde (Hafer) 20 fl
• Dto. (Heu und Commisbrot) 5 fl 36 Kr.
• Lohn und Brot für 12 Personen 3 fl
• Schmied einschließlich Material 2 fl
• Sattler ebenfalls mit Material 1 fl
• Wagner 54 Kr.
• Sailer für Wagenschmieren 30 Kr.
• Brennstoffe, Holz, Licht, Putzzeug 1 fl
Scharfrichter, Kurkosten für Pferde 36 Kr.

Werden bei einem Kaufpreis von 132 fl Kosten für die Wiederbeschaffung von Pferden mit 7 fl und 1fl 20 Kr. Für die Abnutzung von Chaisen und Geschirr hinzugerechnet vergrößert sich der Tagesverlust auf 10 fl, ohne Anrechnung der eigenen Leistung des Posthalters. Der Posthalter ist Privatunternehmer.
Währung: 1 Pfund (Silber) = 8 Schilling = 240 Pfennige = 1 Gulden ( Florentiner Gulden = fl , da aus 1 Pfund Silber im Zuge der Zeit immer mehr Pfennige geprägt werden, ab 1506 auch in der herzoglichen Münze in München, kommt der „internationalen“ Münze, dem Florentiner Gulden, der 3,5 g Gold enthält, immer mehr Bedeutung zu ). Aus Tirol kommen die Kreuzer: 1 Kreuzer = 4 Pfennige; 60 Kreuzer = 1 fl.. Durchschnittliche Tageslöhne ( 1590 ): Hilfsarbeiter = 36 Pfennige, Geselle = 58 Pfennige, Meister = 77 Pfennige.

Reisekostenbeispiel einer Reise von München nach Frankfurt, Gesamtdauer 7 Tage , Gesamtkosten rd. 47 fl (J.G. Öxle 1651):
• München bis Aichach Postgeld für 4 Pferde 14 fl
• Dachau Trunk und Futter 1 fl 32 Kr.
• Trinkgeld für Postkutscher aus München 30 Kr.
• Aichach Nachtverzehr 5 fl 58 Kr.
• Postmeister Postgeld bis Nürnberg 6 fl
• Trinkgeld für Postillion 30 Kr.
• Verzehr in Nürnberg 5 fl 48 Kr.
• Trinkgeld Unterkunft Hausknecht und Küche je 10 Kr.
• Postmeister Postgeld bis Donauwerth 12 fl
• Trinkgeld Postillon 30 Kr.



Ende 1810 erhielt ganz Bayern, d.h. einschließlich Tirol und Vorarlberg, einen Generaltarif für die Briefpostbeförderung. Die Sendungen konnten franco oder freigemacht mit Porto zum Zielort aufgegeben werden. Die Taxgebühr richtete sich in „gerader Distanz“ nach den geographischen Meilen mit 10 Entfernungsstufen in 6 Meilenschritten und zuletzt 2 Stufen mit 10 Meilen. Das weitere Kriterium war das Gewicht. Ein einfacher Brief sollte ½ Loth = 8,75 Gramm schwer sein. Steigerungsstufen waren jeweils ein weiteres ½ Loth. Gerechnet wurde jeweils mit der angefangenen Gewichtsstufe. Ab einem Gewicht von 8 Loth erhöhten sich die weiteren Schritte um je 1 Loth. Neben Briefen wurden bei der Reitpost auch Schriftenpakete bis zu einem Pfund (560 Gramm) angenommen. Der niedrigste Tarif war 3 Kreuzer. Zur Erläuterung der Taxen wurde eine Übersicht herausgegeben.



Ausschnitt aus der „ Postkarte von Bayern, Württemberg und Baden nebst Theilen der angrenzenden Gebiete unter der Leitung der koeniglich bayerischen und fürstlich Thurn- und Taxis´schen Central-Poststellen bearbeitet. Herausgegeben von Franz Loehle k.b. Hofrath,Secretaire Ihrer Majestät der regierenden Königin von Bayern, Assessor der Generaladministration der kön. Bayerischen Posten. Orginal aus dem Jahr 1838, Bundespostmuseum Frankfurt, Nachdruck für Archiv für Postgeschichte in Bayern.

Aufgrund der Zunahme des Postverkehrs konnten die Boten, die die einzelnen Postrouten zwischen den Städten bedienten, die Sendungen schon bald nicht mehr selbst, den Adressaten übergeben. Sie übergaben sie städtischen Briefträgern, die für die Beförderung Bestellkreuzer kassierten. Das Jahreseinkommen des ersten Briefträgers in München, Georg Carl (1628-45) erreichte^1560 Kreuzer. Bei einem Kreuzer pro Beförderung trug er rd. 50 Briefe pro Woche aus. Steuerfrei war sein Einkommen aber nicht. Er musste 4 Kreuzer Steuer, rd. 0,4% des Einkommens, zahlen.


 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 21:47:30 Gelesen: 5847# 13 @  
@ bayern klassisch [#10]

A3 Belege

A3.0 Handschriftliche Angabe ca. ab 1740



A3.0.1 1778, Brief von Herzog Carl Theodor an den Bürgermeister von Sendling, Porto 36 Pfennige, nicht recommandiert, gegen rectifie



A3.0.2 1793, privater Brief nach Markt Zweibrücken per Augsburg et Landau, 6 Kreuzer



A3.1 1. Münchner Briefstempel „ von München „ ab 1783 bis 1797



A3.1.1 : Briefhülle an das 2. Feldjäger Enginier…, Fürst von Neuburg, Landshut



A3.1.2 Brief vom 13. Juni 1784 von München an den Pfalzbayreischen Stadtmagistrat von Wemding zu ..., Stempeltyp a), V von Von mit Gegenkrümmung



A3.1.3 Brief vom 30. Juli 1789 aus München an den Spenglermeister Anton Sailler in Straßburg, abzugeben in dem Spittelgäßl nebst dem Strauß, V ohne Gegenkrümmung Typ b)



A3.1.4 Brief vom 16. Mai 1797 von München nach Freising mit Stempeltyp b) in besonderer Ausprägung



A3.2 Französisierter, adliger Stempel „DE MUNIC“ ab 1794 bis 1806



A3.2.1 Briefhülle ohne Datum an Bischof Josef Conrad zu Freising und Regensburg,



A3.2.2 Briefhülle vom 31.?. 1796 an das 2. Feldjäger Regiment „Graf v. Salern“ in Landshut



A3.2.3 Briefhülle ohne Datum nach Paris
Handschriftlich Au Cologne, Briefträgerstempel 19 und G



A3.2.4 Briefhülle ohne Datum nach Paris
Handschriftlich Au Cologne und d`Munic



A3.2.5 Brief vom 21.Februar 1801 an den Bürgerlichen Stadt-Magistrat in Landsberg, Porto 4 Kreuzer

A3.3 De Munique



A3.3.1. Briefkopie ohne Datum dem „durchleüchtig=hochgeborenen Fürsten Frantz Josias Coburg zur Ehrenburg, Porto 6 Kreuzer

A3.4 München in Schreibschrift, um 1800



A3.4.1 Brief vom 28. August 1802 an den Reichsgrafen von Freißing in Ingolstadt



A3.4.2 Briefkopie ohne Datum nach Straßburg Municipalite francois mit Stempel D´Allemagne

A3.5 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, höhere, gerade Schrift



A3.5.1 Brief von 1804 an den Bürgermeister von Metz, republique francaise, 10? Kreuzer, Schriftlänge 42 mm



A3.5.2 Brief ohne Datum an das Oberamt unserer Reichsherrschaft Donsdorf per Augsburg und Geisling an der Steig, 6 Kreuzer, Schriftlänge 42 mm



A3.5.3 Briefhülle ohne Datum an das Kaiserl. Königl. Österreichische Landgericht in Titmoning im Salzburgischen, Portofreiheit (frey durchaus?), Schriftlänge 39 mm



A3.5.4 1806, Brief an den königl. Bayer. Stadtmagistrat in Straubing, Charge in Schreibschrift, 8 Kreuzer, Schriftlänge 39 mm



A3.5.5 Brief vom 15. Oktober 1804 an das Landgericht Kelheim , Ca (casa) Dmi (domini?) für Portofreiheit



A3.5.6 Brief vom 10. Februar 1806 an den königlich bayrischen Ober-Schulinspektor Franz Vater…Landgerichts Kelheim, nach Issing?
Caa dmi



A3.5.7 Brief vom 24. August 1805 an das Churfürstliche Rentamt in Kelheim
A.



A3.5.8 Brief vom 10. IX. 1805 an den kgl. Oberschulinspektor u PfarrerXavier Kain in .ing.



A3.5.9 Brief an das Churfürstliche Rentamt in Kelheim vom 21. August 1805



A3.5.10 Brief vom 17. März 1808 an das königl. Bairische Rentamt in Riedenburg

A3.6 Einzeiliger Rayonstempel „ R4 MÜNCHEN“, kleinere Schreibschrift

fehlt
 
Postgeschichte München Am: 11.03.2022 22:01:24 Gelesen: 5841# 14 @  
@ bayern klassisch [#10]

Hallo Ralph,

danach schließt A4 an, die Stempel, die ich als Erstes eingestellt hatte.

Herzliche Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2022 09:39:26 Gelesen: 5811# 15 @  
@ Postgeschichte München [#14]

Hallo Peter,

danke für die umfängliche Darstellung und die Präsentation der Briefe; zu letzteren gäbe es einiges zu sagen, aber das wird dann sehr unübersichtlch. Wäre es nicht sinnvoller nur 2 Briefe zu zeigen und diese zu besprechen? Hinsichtlich der Taxen, Besonderheiten, Stempel, Absender/Empfänger, Route, Postverträge usw.? Nur ein Vorschlag, weil ich beim groben Überfliegen schon einige Fehler gesehen habe, die mit Taxen und der Schrift zu tun haben.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte München Am: 12.03.2022 12:05:32 Gelesen: 5795# 16 @  
@ bayern klassisch [#15]

Hallo Ralph,

meine Sütterlin-Interpretationen sind sicher verbesserungsfähig und was die Taxen angeht, gilt das Gleiche. Könnten wir nicht über die einzelnen Bildnummern kommunizieren? Die Belege sieht man ja in ausreichender Größe, wenn man sie anklickt.

Liebe Grüße
Peter
 
bayern klassisch Am: 12.03.2022 12:50:34 Gelesen: 5782# 17 @  
@ Postgeschichte München [#16]

Hallo Peter,

gut, dann versuche ich das mal (später). Mit Sütterlin haben deine Briefe gar nichts zu tun, das gab es erst um den 1. Weltkrieg in der Schule. Deine Briefe, so sie nicht die französische Schreibschule interpretieren, sind in der deutschen Currentschrift verfasst worden, was sie aber auch nicht viel einfacher lesbar macht.

Vermutlich habe ich Montag/Dienstag dafür Zeit.

Liebe Grüsse,
Ralph
 

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