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Thema: Vor 100 Jahren: Der 1. Weltkrieg aus philatelistischer Sicht
Das Thema hat 86 Beiträge:
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hajo22 Am: 25.02.2014 19:12:26 Gelesen: 109285# 1 @  
Dieses Jahr jährt sich der Ausbruch des 1. Weltkrieges zum Hundersten Mal.

Ein Ereignis das als "Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet wird. Zu den Ursachen und Folgen dieses Krieges verweise ich auf die einschlägige Literatur.

Hier wird das Geschehen auf die philatelistischen Aspekte begrenzt.

Starten will ich mit einer Auslandsdrucksache vom 30.7.1914 nach England. Der Absender Albert Friedemann (bekannt durch sein Handbuch über die deutsche Kolonialphilatelie), Leipzig, Briefmarkenhändler und Spezialist für deutsche Kolonienmarken, wollte wohl seine neueste Preisliste oder auch nur philatelistische Informationen an einen Sammler in Mancester versenden.

Da Drucksachen auch schon damals Post 2. oder 3. Klasse waren, ist vor Weiterleitung bereits der Krieg mit England ausgebrochen (4.8.1914).

Eine Beförderung nach England war deshalb nicht mehr gegeben.

Die Drucksache erhielt den 2-zeiligen Stempel "Wegen Kriegszustand/zurück".



Kann jemand einen Beleg zeigen, der vor dem 30.7. aufgegeben wurde und den Zurückstempel wegen Ausbruch des Krieges aufweist?

Schönen Abend und ich freue mich auf zahlreiche interessante Belege zum Thema.
Jochen
 
hajo22 Am: 26.02.2014 09:37:38 Gelesen: 109216# 2 @  
Auch der "Draht" in die deutschen Kolonien war unterbrochen. Eine sichere Beförderung nicht mehr gegeben (später über Dampfer neutraler Staaten, die allerdings bei Begegnung mit alliierten (vor allem brit.) Kriegsschiffen durchsucht wurden und dabei neben anderen Wertgegenständen auch die Post aus oder zum Deutschen Reich beschlagnahmt wurde).

Ganzsache 5 Pf. (Kolonialtarif) aus Demmin vom 9.8.1914 an den Leutnant und Adjudanten des Gouverneurs Herrn von Heyden Linden in Daressalam (Deutsch-Ost-Afrika). Diese Karte stammt aus einer Korrespondenz. Ich zeige gelegentlich noch eine 2. Karte mit Zurückvermerk.



Weiterhin viel Spaß an der (zeitgeschichtlichen) Philatelie.
Jochen
 
hajo22 Am: 27.02.2014 12:01:03 Gelesen: 109152# 3 @  
Zu einer Sammlung, die das Thema zum Inhalt hat, gehören natürlich auch Protagonisten des Krieges wie hier 4 deutsche Generäle (Abbildungen auf Wohlfahrts-Postkarten zu 10 Pf., davon gingen 3 Pfg. an das Zentraldepot für Liebesgaben):



General der Infanterie Karl Litzmann (1850-1936)

Zu Beginn des Krieges an der Ostfront (Eroberer der als uneinnehmbar geglaubten Festung Kowno).
Den vom Kaiser angebotenen Adelstitel schlug er aus.
1940 wurde die polnische Stadt Lodz von den Nazis in Litzmannstadt umbenannt (später dann wieder Lodz)

General der Infanterie Hans von Beseler (1850-1921)

Im August 1915 zum Generalgouverneur des Generalgouvernements Warschau (Russisch-Polen) bestellt.

General der Infanterie Otto von Below (1857-1944)

An der Ostfront eingesetzt (Schlacht von Tannenberg).

General der Artillerie Max von Gallwitz (1852-1937)

Führte den Feldzug gegen Serbien.

Schönen Tag.
Jochen
 
BD Am: 27.02.2014 12:29:13 Gelesen: 109144# 4 @  
Hallo,

Einschreibebrief von Dresden nach Toulon. Aufgegeben am 31.7.1914 um 6-7- Uhr abends. Am nächsten Tag erfolgte die Mobilmachung, was automatisch die Feldpostordnung aktivierte und die Zensur Pflicht wurde. Der Brief hat wahrscheinlich am Abend des 31.7. Dresden verlassen, wurde gestoppt und returniert, wobei der rückseitige Stempel aus Dresden vom 13.8. eine Lagerung vor der Rückgabe an den Absender wahrscheinlich macht.

Beste Grüße Bernd


 
hajo22 Am: 28.02.2014 10:07:45 Gelesen: 109076# 5 @  
Die Hauptprotagonisten der deutschen Kriegsführung, die die Oberste Heeresleitung (zusammen mit dem Kaiser) bildeten, waren der General der Infanterie Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff (1865-1937) und der Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (1847-1934). Der von Ludendorff propagierte und durchgesetzte uneingeschränkte U-Boot-Krieg führte 1917 zum Eintritt der USA in den Weltkrieg und letztlich damit in die deutsche Niederlage.



Karte "Unser Hindenburg als General-Feldmarschall und Chef des Generalstabes des Feldheeres im jetzigen Kriege, 1917".

Die Karte entstammt der Serie "Unser Hindenburg vom Kadett zum Feldmarschall".

Unter dem Bild findet sich der (Propaganda-/Durchhalte-)Spruch: "Schwer ist die Zeit, aber sicher ist der Sieg!" 30.7.1917/ von Hindenburg.

Wie man sich irren kann, im Juli 1917 befanden sich die USA bereits im Kriegszustand mit dem Deutschen Reich.



Karte aus der Serie "Ludendorff-Spende für Kriegsbeschädigte" als Feldpostkarte 1918 verwendet.

Propagandaspruch: "Ohne Opfer kein Sieg! Ohne Sieg kein Friede!"

Kommentar überflüssig.

Schönen Tag.
Jochen
 
hajo22 Am: 01.03.2014 08:27:58 Gelesen: 109022# 6 @  
Die Kriegsgegner auf einer zeitgenössischen Postkarte:

Die 4 "Mittelmächte" Deutschland, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich, Bulgarien

Die Alliierten mit den Hauptgegnern Rußland, England+Commonwealth, Frankreich sowie Japan, Belgien, Italien, Serbien, Griechenland.

Auf der Karte fehlt noch einer der Hauptgegner, die USA, Kriegseintritt 1917.

Man kann fast sagen die Mittelmächte gegen fast den Rest der Welt.



Was dabei herauskommt kann man exemplarisch an diesen 4 gezeigten Ansichten von Orten an der Westfront ersehen:



Schönen Sonntag.
Jochen
 
hajo22 Am: 01.03.2014 09:09:48 Gelesen: 109013# 7 @  
Jeder Krieg muß finanziert werden.

Wie andere Länder auch, finanzierte sich das Deutsche Reich über sogenannte verzinsliche Kriegsanleihen. Im Falle eines Sieges wären die Zinsen mit den Reparationsleistungen der Verlierer bezahlt worden.

Zwischen 1914 und 1918 wurden im Deutschen Reich insgesamt 9 Kriegsanleihen emittiert (mit erheblichem Werbeaufwand). Sie brachten rund 100 Mrd. RM ein und deckten ca. 60% der Kriegskosten.

Um den Verkauf von Kriegsanleihen zu fördern, wurden administrative Maßnahmen getroffen, wie z.B. die Schließung der Börsen oder die Verpflichtung der Banken zum Ankauf von Kriegsanleihen.

Nach der Niederlage war das Geld natürlich weg und das Deutsche Reich hatte Reparationsleistungen zu erbringen (Versailler Vertrag 1919).

Hier einige Werbepostkarten zur Ausgabe von Kriegsanleihen.



Sinnspruch von Admiral Reinhard Scheer (1863-1928), Kommandeur der Hochseeflotte in der Skagerrakschlacht, der wahrscheinlich größten Seeschlacht der Geschichte:

"Nicht mit Zagen und Bedenken wird der Sieg errungen"

Interessant bei der Karte die Darstellung moderner Kriegseinheiten: U-Boote und Aufklärungs(wasser)flugzeug.

Demnächst mehr.
Jochen
 
hajo22 Am: 02.03.2014 11:15:10 Gelesen: 108975# 8 @  
In jedem Krieg wird gestorben.

Ich zeige exemplarisch eine zurückgeschickte Feldpostkarte mit den Vermerken:

handschriftlich: "Zurück/auf dem Felde der Ehre gefallen" und
zweizeiliger Gummistempel: "Den Heldentod/*gestorben*"

Und das im Juli 1918, also wenige Monate vor Waffenstillstand.



Für die "Feldpost im 1. Weltkrieg" ist im Forum ein eigener Thread eingerichtet, so daß ich auf die Feldpost hier im Thema nicht weiter eingehen möchte.

Schönen Sonntag.
Jochen
 
hajo22 Am: 03.03.2014 18:11:24 Gelesen: 108928# 9 @  
Die britische Seeblockade (ab 1914 und über den Waffenstillstand hinaus).

Schon 1914 erklärte die britische Admiralität die gesamte Nordsee zum Kriegsgebiet. Die neutrale Schiffahrt wurde streng kontrolliert. Abkommen mit neutralen Staaten wurden getroffen.

Die Seeblockade erwies sich als äußerst wirksam, Rohstoffmangel und Lebensmittelknappheit waren die Folgen im Deutschen Reich. Als Antwort gegen diese Maßnahme, die gegen das Völkerrecht verstieß, erklärte das Deutsche Reich den uneingeschränkten U-Boot-Krieg, der zum Eintritt der USA in den Krieg führte.

Ich zeige eine U-Boot-Ansichtskarte von 1917 (Feldpoststempel) mit Durchhalteparole von Admiral Scheer.



In meinem nächsten Beitrag möchte ich in diesem Zusammenhang auf den Marinemaler Claus Bergen eingehen, der als "malender Kriegsberichterstatter" mit U 53 an einer Feindfahrt teilnahm.

Schönen Rosenmontag.
Jochen
 
hajo22 Am: 05.03.2014 18:42:09 Gelesen: 108875# 10 @  
Der Maler Claus Bergen (1885-1964) nahm als einziger Marinemaler seiner Zeit an einer U-Boot-Feindfahrt teil. Bei dem Boot handelte es sich um U 53, dessen Kommandant Kapitänleutnant Hans Rose (1885-1969) ein erfahrener und hochdekorierter Marineoffizier des 1. Weltkrieges war. Ich komme noch im Zusammenhang mit den Fracht-U-Booten "Deutschland" und "Bremen" auf ihn zurück.

Seine Erlebnisse auf U 53 dokumentierte Claus Bergen nach erfolgreicher Feindfahrt auf 12 Öl-Gemälden, die in Postkartenformat um 1916/17 gedruckt wurden (mit den Nummern 400-411).

Seine Bilder des U-Boot-Krieges sind Zeugnisse einer Epoche des deutschen Seekriegs.

Ich habe fast 2 Jahre gesucht um die 12 Karten zu komplettieren.

Heute zeige ich folgende Kartennummern (von links oben nach rechts unten):

400: U-Boot geht zur Fernfahrt in See
401: Die ersten Rauchwolken
402: Begegnung mit Kameraden auf hoher See
403: Der Mitternachtssonne entgegen




Im nächsten Beitrag folgen die Nummern 404-407.

Schönen Abend.
Jochen
 
hajo22 Am: 06.03.2014 19:57:22 Gelesen: 108833# 11 @  
Heute folgen die Kartennummern (von links oben nach rechts unten):

404: Tauchen zum Angriff
405: Im Atlantik
406: Artilleriegefecht mit einer U-Boots-Falle
407: Der sinkende Dampfer




Bei einer U-Boots-Falle handelte es sich um ein als (zumeist neutraler) Dampfer getarntes schwer bewaffnetes Schiff, das sich dem aufgetauchten U-Boot plötzlich als Kriegsschiff zu erkennen gab (Entfernung der Geschütztarnung; Setzen der Kriegsflagge). Auf diese Weise wurden zahlreiche deutsche U-Boote vernichtet.

Als nächstes plane ich die letzten 4 Karten dieser Serie von Claus Bergen zu zeigen.

Übrigens, ich spiele hier kein Solo, Beteiligung am Thema sehr erwünscht.

Schönen Abend.
Jochen
 

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