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Thema: Österreich: Amtliche Ganzsachenpostkarten mit privatem Textzudruck
Das Thema hat 35 Beiträge:
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Cantus Am: 27.09.2010 00:06:25 Gelesen: 25494# 1 @  
Hallo zusammen,

ich beginne dieses Thema mit einer Reihe von Zudrucken, die auf der ersten Ganzsachenpostkarte, Mi. P 1, aufgebracht worden waren. Die Zudrucke auf den österreichischen Ganzsachenpostkarten lassen sich ganz überwiegend drei verschiedenen Hauptbereichen zuordnen:

1. Vertreterkarten. Das sind solche, mit denen ein Vertreterbesuch angekündigt worden war. Nach ersten zögerlichen Anläufen war das vor allem so etwa ab 1880 bis 1900 auf Ganzsachenpostkarte üblich. Es gibt eine Vielzahl solcher Karten, die auf den ersten Blick nicht so interessant erscheinen, andererseits erlauben sie aber einen Blick darauf, welche Gewerke oder Firmen damals ihre Vertreter herumschickten.

2. Karten mit Angebotslisten, dabei besonders mit Waren der Bereiche Lebensmittel, Druckereiwaren oder allerlei Erzeugnissen aus Öl oder Petroleum.

3. Karten mit Texten aus Politik, Kultur oder dem Vereinswesen.

Es gab solche Textzudrucke auch auf Kartenbriefen der damaligen Zeit, wenn auch bei weitem nicht so häufig, unter dieser Überschrift sollten wir es aber bei den Karten belassen, da gibt es genug zu zeigen.

Zunächst zeige ich die Rückseite einer unbenutzten Postkarte P 1, nachfolgend dann jeweils Vorder- und Rückseite von gelaufenen Zudruckkarten, bei ungelaufenen jedoch nur die Rückseite.



Wie man sehen kann, ist da reichlich Platz für allerlei Zudrucke.




















Und zum Schluss noch die Rückseite einer ungelaufenen Karte.



Viele Grüße
Ingo
 
petzlaff Am: 27.09.2010 12:36:46 Gelesen: 25474# 2 @  
Lieber Ingo,

das, was du uns hier zeigst ist wundervoll - danke dafür.

LG, Stefan
 
Cantus Am: 23.10.2010 15:55:15 Gelesen: 25408# 3 @  
Ich habe endlich die Zeit gefunden, als Fortsetzung weitere Karten einzuscannen und für dieses Forum vorzubereiten. Es folgen jetzt erst einmal zwei Karten der Ausgabe vom Juli 1871, bei Michel unter P 2 - P 7 geführt.. Diese unterscheiden sich von der vorhergehenden Ausgabe dadurch, dass nun vorderseitig das Wort "Adresse" oder, bei mehrsprachigen Karten, zusätzlich auch noch in der jeweiligen Sprache vor den Adresslinien aufgedruckt ist. Rückseitig findet man nun links oben eine Vordruckzeile für's Datum, die sich wie folgt darstellt:

Punktzeile - am - Punktzeile - 187 - Punktzeile

Findet man auf Karten einen ähnlichen, aber nicht exakt identischen Vordruck, so handelt es sich auch nicht um eine der Karten aus Mi. P 2 - P 7.

Da ich hier kein postfrisches Exemplar zeigen kann, beginne ich mit einer gelaufenen "normalen" Postkarte in deutscher Sprache, Mi. P 2 / Ascher P 2a, es folgt dann eine Zudruckkarte in slowenischer Sprache.







Bereits im November 1871 erschien die nächste Ausgabe von Postkarten. Auch hier als Beispiel eine gelaufene Karte in deutscher Sprache. Wie man unschwer erkennen kann, befindet sich der Vordruck zur Eintragung des Datums nun in unveränderter Form rechts oben auf der Kartenrückseite.




Es folgen nun neun Karten in deutscher Sprache mit privatem Textzudruck.

























Innerhalb dieser Postkartenausgabe wurde die Karte P 9 in deutscher und böhmischer Sprache am zweithäufigsten verwendet; vielleicht deshalb findet man auch auf ihr ab und zu private Textzudrucke. Vier solche Karten kann ich zeigen.













So viel für heute. Die nachfolgenden Ausgaben wurden noch viel umfangreicher für Textzudrucke genutzt, da muss ich erst einmal genauer schauen, was hier gezeigt werden sollte.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende.
Ingo
 
petzlaff Am: 24.10.2010 14:26:56 Gelesen: 25389# 4 @  
Hallo Ingo,

auch wenn ich ursprünglich dieser Thematik nicht allzu viel abgewinnen konnte, beginnen die privaten Zudrucke mich langsam zu interessieren. Sicherlich ist das ein philatelistisches Randthema, hat aber sehr viel "Vorgängerpotenzial" für spätere und auch moderne Privatganzsachen.

Ich persönlich kann mit rückseitigen Zudrucken bei originaler Vorderseite relativ wenig anfangen, aber wenn sich der Zudruck auf der Wertseite befindet, kann ich mich oft (aber nicht immer) durchaus dafür begeistern. Eingedruckte Adressen finde ich nicht so interessant, wohl aber Zudrucke unter der Absenderangabe.

LG, Stefan
 
Cantus Am: 04.11.2010 23:22:31 Gelesen: 25328# 5 @  
Hallo Stefan,

Zudrucke auf der Adressseite gab es bei österreichischen Ganzsachenpostkarten der ersten zwei Jahrzehnte fast nie; das ist erst eine Erfindung der Moderne. Lediglich Zudrucke, die den Adressaten oder, in späteren Jahren, den Absender der Postsendung bezeichnen, sind ab und zu auf den Karten zu finden. Der rückseitige Zudruck ist auch logisch, denn es sollte damit ja nicht irgendein Sammlerinteresse befriedigt werden, sondern die bedruckten Karten dienten der Arbeitserleichterung beim Versenden von Werbung oder anderer Geschäftspost. Und rückseitig bieten diese Karten zum Bedrucken ausreichend Platz, der vorderseitig wegen der Gestaltung der Adressseite nicht vorhanden ist.

So haben es im Übrigen die Franzosen und die Schweizer damals auch gehalten. Der vorderseitige, zumeist Absenderzudruck war bei den Briten und in den USA besonders weit verbreitet, oftmals allerdings ohne zusätzliche Werbeinformationen. Das reizt mich jedoch nicht so sehr, zumal ich Ganzsachen der USA noch nie gesammelt habe. Im Übrigen wirst du bemerkt haben, dass viele der gezeigten Kartenvorderseiten eher mangelhaft gestempelt sind. Das war leider oft der Fall, ist hier aber völlig unerheblich, da ich ja nicht schöne Ganzsachenkarten zeigen will, sondern das Wesentliche ist der Zudruck, die Vorderseite wird nur der Vollständigkeit halber mit abgedruckt.

Es macht auch keinen Sinn, hier auf Feinheiten der Ganzsachenpostkarten einzugehen. Bis etwa 1897 weisen die österreichischen Ganzsachenpostkarten eine große Zahl von Varietäten auf, das zu zeigen und zu erläutern wäre hier aber der falsche Platz, das hätte eher musealen Charakter. Daher zeige ich weiterhin Zudrucke, die ich als interessant ansehe, sei es, weil da Wörter verwendet werden, die heute kaum noch jemand kennt, sei es, weil es einen Blick in eine schon recht weit zurückliegende Zeit mit - aus heutiger Sicht - teilweise recht merkwürdigen Sitten und Gebräuchen offenbart oder sei es, weil aus den Zudrucken interessante Details des damaligen Handels und sonstigen Gewerbes herausgelesen werden können.

Ich beginne heute mit Zudrucken auf der Karte Mi. P 14. Diese Kartenausgabe (hier in nur deutscher Sprache), die es auch in deutsch-böhmischer, deutsch-ruthenischer und deutsch-slovenischer Sprache gibt, erschien im Oktober 1872. Im Gegensatz zu den vorausgegangenen Ausgaben weist die Kartenrückseite nun keinerlei Vordruck mehr auf, ist also völlig leer und kann deshalb besonders gut für allerlei private Zudrucke genutzt werden. Wegen der im Original leeren Rückseite verzichte ich hier auch darauf, ein amtliches Original der P 14 zu zeigen.

Die heute gezeigten Karten sind ein erster Eindruck, weitere Zudrucke auf der P 14 werden noch folgen.











































Ich hoffe, ich überfrachte dieses Thema nicht dadurch, dass ich meist so lange Serien zeige, aber bei diesem Thema gibt es so unglaublich viel Material, dass es wenig Sinn macht, nur eine oder zwei Karten pro Beitrag abzubilden.

So viel für heute, nun muss ich erst einmal wieder die Zeit finden für's Scannen und Formatieren.

Viele Grüße
Ingo
 
petzlaff Am: 06.11.2010 09:28:27 Gelesen: 25306# 6 @  
@ Cantus [#5]

Lieber Ingo,

die Rückseite der zweiten von oben ist "SAU"stark. :-)

Gefällt mir richtig gut.

Die erste Todesanzeige ist natürlich auch nicht schlecht. :-)

LG, Stefan
 
Cantus Am: 01.04.2012 02:09:06 Gelesen: 24364# 7 @  
Ich möchte dieses Thema wiederbeleben, mache heute aber einen Sprung in die Zeit ab 1877 und zeige ausschließlich Karten in deutsch-böhmischer Sprache,
Mi. P 26c.

In der Zeit der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie gehörte Böhmen mit zum Staat Österreich. Ein wesentlicher Teil der Kohle, der im Lande gebraucht wurde, wurde in einer Vielzahl von Gruben in Böhmen gefördert. Um sich den Schriftverkehr zu erleichtern, hatten sich die unterschiedlichen Zechen Vordrucke geschaffen, indem sie amtliche Ganzsachenpostkarten von Österreich rückseitig mit Zudrucken versahen, um damit Kohlenlieferungen beim Adressaten anzukündigen. Auch wenn sich diese Texte in aller Regel einander sehr ähnlich sind, so lässt sich doch auf der Grundlage der eingedruckten Absenderangaben auch heute noch nachvollziehen, wo überall Kohle gefördert wurde.

Ich habe die Abbildungen solcher Karten dem Verein in Österreich angeboten, der sich mit der Geschichte des österreichischen Bergbaus beschäftigt, und hatte geglaubt, solche nur noch schwer zu beschaffenden Dokumente seien willkommen, aber man hatte mich noch nicht einmal einer Antwort für würdig befunden. Schade. So zeige ich also heute hier eine Auswahl solcher Karten. Andere Werbung als Textzudruck folgt zu einem späteren Zeitpunkt.





Teplitz, Bergverwaltung "Herbertzeche".





Dux, Duxer Kohlenwerke "Union"





Teplitz, Kohlen=Industrie=Verein, Bergverwaltung des Wzl.-, Otto-, Ferd.- und Caroli-Schachtes Teplitz





Aussig, Gebrüder Wille





Rokycan, Betriebs-Direktion der Steinkohlen-Gewerkschaft Miröschau





Nürschan / Humboldtschacht, Westböhm. Bergbau-Actien-Verein





Komotau, Verwaltung der Carl-Zeche

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 18.11.2012 02:28:12 Gelesen: 23898# 8 @  
Nach längerer Pause nun wieder eine Auswahl einiger Karten, die ich in den letzten Monaten hereinbekommen habe. Ich konzentriere mich dieses Mal aber nicht auf eine einzige Ausgabe einer Ganzsachenpostkarte, sondern zeige euch eine bunte Mischung unterschiedlicher Kartenausgaben mit stets lesenswerter Rückseite.





P 14, gelaufen am 8.10.1876 als Ortspost innerhalb Wiens. Rückseitig ist eine Kohlenbestellung zu sehen.





P 14, gelaufen am 15.2.1873 als Ortspost innerhalb Wiens. Rückseitig findet man die Einladung zu einem Veteranenball-Kränzchen.





P 25, gelaufen am 27.2.1881 als Ortspost innerhalb von Wien. Auf der Kartenrückseite ist der erste Abschnitt besonders interessant. Die Zugehörigkeit zu einer Korporation scheint dem Kartenempfänger eine Garantie für Ehrbarkeit zu sein.





P 26b, gelaufen am 12.6.1878 als Ortspost innerhalb von Pilsen. Mit dieser Karte werden unterschiedliche Arten von Mehl angeboten.





P 26c, gelaufen am 5.2.1881 von Adler Kosteletz nach Arnau. Hier wird ein Vetreterbesuch angekündigt.





P 43, gelaufen am 19.2.1885 von Wien nach Sokolnitz. Dieser Anbieter hat unterschiedlichste Arten von Ölen und Schmierfetten.

(wird fortgesetzt)
 
Cantus Am: 18.11.2012 02:48:07 Gelesen: 23896# 9 @  
@ Cantus [#8]

Hier folgt der zweite Teil.





P 74, gelaufen am 13.9.1890 von Wien nach Kronstadt in Siebenbürgen. Preiserhöhungen im Metallmarkt werden angekündigt.





P 75, gelaufen am 26.3.1892 von Jungbunzlau nach Berlin. Ein Vertreterbesuch wird angekündigt; ob ihm jemand die Schilfpantoffeln abkauft?





P 75, gelaufen am 19.7.1893 von Platsch nach Kralitz, Post Prossnitz, da aber Empfänger verstorben, Karte zurück an den Absender. Hier wird Platscher Ziegelkäse offeriert.




P 76, gelaufen am 19.1.1899 von Triest nach Datkow bei Damgarten. Apfelsinen, Mandarinen und Zitronen werden angeboten.





P 130, gelaufen am 25.3.1901 von Wien nach Blasewitz bei Dresden. Der Absender handelt mit photographischen Apparaten und Bedarfsartikeln.





P 216, gelaufen am 30.4.1911 von Ptag nach Klippan. Noten zu allerlei Liedern und Salonmusik werden hier dem Kartenempfänger empfohlen.

Viele Grüße
Ingo
 
Cantus Am: 28.04.2013 00:49:20 Gelesen: 23471# 10 @  
Heute einmal wieder ein paar Zudruckkarten, sämtlich aus den 1890er Jahren.



P 74, gelaufen am 6.12.1890 nach Berlin. Werbung der "Continentalen Holz-Zeitung.



P 74, gelaufen am 4.2.1895 innerhalb Wiens. Ein interessanter Absender.



P 74, gelaufen am 17.11.1893 von Wien nach Hamburg. Werbung des "Aerztlichen Central-Anzeiger".



P 74, gelaufen am 21.9.1996 von Eger nach Kraaden. Eine Aktiengesellschaft für Zündhölzer und Wichse.



P 74, gelaufen am 23.12.1991 von Wien nach Paris. Bestellkarte des Buchhändlers Wilhelm Braumüller & Sohn.



P 74, gelaufen am 24.3.1893 nach Stuttgart. Zudruck der Fayence-, Terracotta- und Majolika-Fabriken in Hohenstein und Eichwald.



P 74, gelaufen am 28.6.1898 von Prag nach Rosenthal bei Reichenberg. Absender war eine Bibelgesellschaft.



P 92, gelaufen am 13.6.1896 von Graz nach Berlin. Absender war "Der illustrierte Thierfreund".



P 92, gelaufen am 21.2.1898 innerhalb von Wien. Zudruck der Spediteure Caro und Jellinek.

Demnächst mehr von diesen Karten.

Viele Grüße
Ingo
 

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