Neues Thema schreiben   Antworten     zurück Suche   Druckansicht  
Thema: (?) (889/894) Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 907 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 7 17 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36   37  oder alle Beiträge zeigen
 
10Parale Am: 26.03.2023 19:46:37 Gelesen: 45910# 883 @  
@ Heinz 7 [#882]

Vielen herzlichen Dank, wieder eine hervorragende Expertise aus dem Haus Heinz 7.

Heute habe ich "leider" einen Seite bei ebay entdeckt [1], wo ein Verkäufer namens "ayarlai" im Moment 112 Artikel in seinem Angebot hält, worin sich REPRODUKTIONEN vieler berühmten und wertvollen Briefmarken der Welt befinden. Für bis zu 60 Euro erhält man Reproduktionen allerlei berühmter Briefe und Marken.

Liebe Grüße

10Parale

[1] https://www.ebay.de/sch/i.html?item=284850225497&rt=nc&_trksid=p2047675.m3561.l2562&_ssn=ayarlai
 
Martin de Matin Am: 10.04.2023 13:58:30 Gelesen: 43495# 884 @  
Ich glaube über ein Los der Ferrary-Auktionen wurde noch nicht gesprochen. Bei der ersten Auktion kam mit Los 172 ein grosser Teil der Uruguaysammlung zum Verkauf. Das Los umfasste 2.222 Marken und wurde für 111.000 Francs verkauft. Zum Vergleich ein Brief mit einem Paar der Britisch Guayana Nr.1 wurde damals mit 21.000 Francs zugeschlagen. Das Los wurde von Theodore Champion für Alfred Lichtenstein erworben. Es enthielt einige Raritäten, die am 28.3.2023 bei Robert Siegel in New York wieder auf den Markt kamen.

Die bei Siegel versteigerte Magnolia Collection umfasste die Uruguaymarken bis MiNr.22, also hauptsächlich alle Marken mit Sonnenmotiv. Der Überfluss an Seltenheiten zeigt sich allein an zwanzig Briefen auf dem Bereich MiNr.1 bis 4. Briefe der ersten Ausgabe von Uruguay sieht man sehr selten auf Auktionen, zumindest was deutsche Auktionshäuser betrifft. Des weiteren waren Plattenrekonstrucktionen (Plattengrösse 35 Marken) der MiNr.1 bis 3 teils mehrfach enthalten. nun aber zu den eigentlichen Seltenheiten, den Marken mit dem zweiten Hauptmotiv (MiNr. 5 bis 7). Von der MiNr.5 einer 120 centavo-Marte und der 180 c gibt es Kehrdrucke.

Von dem 120 c Kehrduck sind drei Stück bekannt eins befindet sich unerreichbar in der Taplingsammlung, eins war in der Farraysammlung und das hier angebotene Stück ex Hall, Pack und Lichtenstein.



Dieses Stück wurde für 105000 Dollar verkauft [1].

Der Kehrdruck der 180 c existiert nur zweimal, davon einmal in der Taplingsammlung und dann das hier angebotene Stück ex Ferrary; somit auch das einzig verfügbare Stück.



Diese Stück wurde für 255.000 Dollar versteigert [2].

Bei dieser Auktion gab es noch einen weiteren sechsstelligen Preis, nähmlich einen Sechserblock der 120 c. Gemäß Angabe von Siegel ist der Sechserblock neben den drei Kehrdruckpaaren die einzige Einheit dieser Marke. Dieses Stück befand sich im Los 457 der 3. Ferrary-Auktion welches mit 17.500 Francs verkauft wurde. Dies Los umfasste 1275 Marken hauptsächlich der MiNr.8 bis 26.



Diese Einheit wurde jetzt für 105.000 Dollar verkauft [3].

Das diese Marken beliebt waren zeigen auch die zahlreichen Fälschungen, die es hiervon gibt. Manch eine primitive Fälschung wird auch heutzutage als echt angeboten (siehe auch Beiträge im Thema: Auktionen: Falsche Beschreibungen in Auktions Katalogen)

Gruss
Martin

[1] https://www.philasearch.com/de/i_9425_27722/6600_Uruguay/9425-A1279-48.html?set_sprache=de&treeparent=COSUBGRP-31590&set_anbieter=9425&set_auktionnr=9038&postype=PH&page=2&row_nr=47&breadcrumbId=1681126058.6772

[2] https://www.philasearch.com/de/i_9425_27723/6600_Uruguay/9425-A1279-49.html?set_sprache=de&treeparent=COSUBGRP-31590&set_anbieter=9425&set_auktionnr=9038&postype=PH&page=2&row_nr=48&breadcrumbId=1681126359.8592

[3] https://www.philasearch.com/de/i_9425_27724/6600_Uruguay/9425-A1279-50.html?set_sprache=de&treeparent=COSUBGRP-31590&set_anbieter=9425&set_auktionnr=9038&postype=PH&page=2&row_nr=49&breadcrumbId=1681127161.5825
 
Heinz 7 Am: 10.04.2023 22:24:25 Gelesen: 43447# 885 @  
@ Martin de Matin [#884]

Du zeigst uns wirklich einige der "Kronjuwelen" der Uruguay-Philatelie.

Leider wurde die tolle Sammlung Uruguay von Ferrary tatsächlich geschlossen verkauft; das war schade, denn so erfuhren wir fast nichts über den Inhalt der Sammlung Ferrary. Kein einziges Stück wurde fotografiert, weil das Los als Nachtrag zur 1. Auktion angeboten und verkauft wurde.

Erst später tauchten Fotos der Weltraritäten auf. Ein Spitzenstück kann ich hier auch zeigen:

die Michel Nr. 5K von 1858, ungebraucht. Wir kennen von diesem Kehrdruck nur drei Paare, wie Du ja korrekt erwähnt hast.



Dieses Exemplar wurde 2012 in Lugano verkauft (bei Spink, Lugano).

In der "Encyclopaedia" von Williams wurden die drei Exemplare alle gelistet, mit Foto.

Bei Williams wäre dieses Exemplar die Nummer I. Dies sieht man am besten am Druckausfall bei äusseren Rand unter der ersten Ziffer "120" (untere Marke). Das ist einmalig bei den 6 Marken der 3 Kehrdruckpaare.

Gemäss Williams war die Besitzerkette die Folgende:

Ferrary 1921 - Theodore Champion (für Alfred F. Lichtenstein)
A. Lichtenstein 1922 - (Privatverkauf)
Louise Boyd Dale 1947 (Erbschaft)
Roberto Hoffmann 1951 (Privatverkauf)
1982 Enrique de Bustamente (Auktion bei Corinphila)
1993 Dr. Gene Scott (Auktion bei David Feldman)

Der Spink-Katalog gibt eine andere Provenienz-Reihe, die mir aber nicht korrekt scheint.

Auch bei deiner Liste setze ich ein Fragezeichen. Ich verweise auf Williams (Nr. III)
Hall (Jahr ?)
Pack (Jahr ?)
Lichtenstein (1945, Pack-Auktion bei Harmer Rooke)
Dr. Norman Hubbard (1970, Auktion Harmer New York, Lichtenstein)

Heinz
 
Martin de Matin Am: 11.04.2023 20:38:38 Gelesen: 43386# 886 @  
@ Martin de Matin [#884]
@ Heinz 7 [#885]

Die Provenienz des bei Siegel angebotenen Stücks der 120 c habe ich aus der Losbeschreibung entnommen. Dort steht auch das Pack das Kehrdruckpaar 1912 bei der internationalen Jubiläumsausstellung in London ausstellte und einige Zeit vorher von Hall erworben hatte.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 12.04.2023 08:26:48 Gelesen: 43357# 887 @  
@ Martin de Matin [#886]

"ex Hall, Pack und Lichtenstein" - Du schreibst es ja - richtig, sorry, da habe ich nicht aufgepasst (Ex. III).

Die Losbeschreibung bei Spink Lugano war nicht deckungsgleich wie die Angaben bei Williams (Ex. I).

Super, dass wir nun von zwei der drei Stücke wunderbare Farbfotos haben. Die drei Stücke sind nicht einfach auseinanderzuhalten, da sie ähnliche Positionen haben (senkrecht leichte Verschiebungen) und auch der Schnitt ist nicht unähnlich.

Im Buch von Williams ist auch das Tapling-Stück abgebildet (Ex. II), aber, ich glaube nur in schwarzweiss.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 13.04.2023 23:50:58 Gelesen: 43300# 888 @  
@ Martin de Matin [#884]

Du hast in mir die Liebe zu den Briefmarken von Uruguay neu geweckt mit Deinem schönen Beitrag. Die Magnolia-Sammlung hatte ich nicht auf dem Radar, heute habe ich den Katalog etwas studiert. Seite 7 (6) gibt viele interessante Informationen.

1982 war ich 23 Jahre alt, da kam die Grand Prix-Sammlung von Roberto Hoffmann zur Auktion (Corinphila, Zürich). Ich war sehr beeindruckt. Ich denke, es gab/gibt keine bessere Sammlung von Uruguay "ever".

Ein Jahr später bot Rapp die märchenhafte Sammlung Rumänien an von Tomasini/Künzi. Sie wurde vor dem Verkauf zurückgezogen und gelangte dann erst 23 Jahre (!!) später zum Verkauf, 2006 bei David Feldman.

1989 entschied ich mich, Rumänien zu sammeln; Rumänien hatte sich bei meiner Evaluation - knapp! - gegen Uruguay durchgesetzt. Wäre ich reich, hätte ich bestimmt auch Uruguay gesammelt. So aber musste ich mich beschränken.

Ein Grund für meinen Entscheid war, dass die teuerste Marke von Uruguay im Senf von 1912 "nur" mit RM 800 bewertet war (Senf No. 1 II, Michel Nr. 4), *. 79 Marken waren damals höher bewertet, vgl. BD [#2]; Mark 800 reichten "nur" für Platz 80. Das war mir zu wenig.

Wir wissen, dass Uruguay sehr, sehr teure Stücke hat:

a) Kehrdruckpaare
b) grosse Einheiten
c) schöne Frankaturen

Aber das hat Rumänien alles auch - und dazu noch vier (!) Marken unter den "Top 58" (Grenze RM 1000). Dieses Argument war überzeugend.

Doch zurück zu Uruguay:

Die zwei Welt-Raritäten Kehrdruck-Paare der Senf/Michel Nr. 5 und 6 sind völlig zu Recht heiss begehrt bei den Uruguay-Sammlern. Weil es davon so wenig gibt, ist die Auswahl an Sammlern klein, die je ein solches KD-Paar ihre eigen nennen konnten. Nicht einmal Emanuel J. Lee (ein "m" in Emanuel) hatte einen in seinen mehr als 7000 Losen.

Die fast schon tragische Geschichte mit der Nummer III (Williams) der Michel Nr. 5 K zeigt, dass auch sehr reiche Leute manchmal nie ans Ziel kommen. Er hatte das Stück eigentlich "schon gekauft", es fehlte dann aber beim Verkäufer und kam erst viele Jahre später wieder ans Licht.

Dass der grosse Charles Lathrop Pack ein Kehrdruckpaar hatte, sehen wir am Katalog Harmer Rooke New York, 19.-21.11.1945, Sales 290-292, Los 793, Fototafel 8). Ob er das wertvolle Stück aber schon 1912 hatte, dafür habe ich noch keinen Nachweis.

Der Hinweis im Siegel-Katalog wollte ich am Original-Ausstellungskatalog London 1912 verifizieren.



Heinz
 
Heinz 7 Am: 14.04.2023 00:26:00 Gelesen: 43296# 889 @  
@ Heinz 7 [#888]

Ich habe diesen schönen und seltenen Katalog (London 1912) in meiner Bibliothek. Ich wusste auch, dass Pack damals mit seiner Uruguay-Sammlung eine Goldmedaille errang.

Die alten Ausstellungskataloge sind gelegentlich äusserst interessant, denn sie enthalten in einigen Fällen recht ausführliche Beschreibungen der Exponate!

Auch die Sammlung 101 "URUGUAY" von Charles Lathrop Pack ist auf 15 Zeilen beschrieben.



Wir finden hier aber keinen Hinweis auf den Kehrdruck! (Michel 5 K)

Es scheint so, dass in dieser Sammlung 101 nur die erste Ausgabe "Diligencia" (Michel Nr. 1-4) beinhaltete! Auch in der Klasse "L - Rarities" (Exponate 137-141)" hat Pack kein Uruguay-Kehrdruckpaar ausgestellt!

Natürlich interessiert mich nun, wer wann und warum meinte zu wissen, dass Pack angeblich dieses Stück in London 1912 ausgestellt habe... Weiss jemand mehr? In der Zeitschrift "The Philatelic Record" Volume XXXIV (1912), Nr. 10 (October 1912) wird die Ausstellung ausführlich besprochen (Seiten 176-183), inkl. die Sammlung Pack Uruguay; auch hier wird ein Kehrdruck-Paar der Ausgabe 1858 nicht erwähnt.

Herzliche Grüsse

Heinz
 
Heinz 7 Am: 14.04.2023 22:41:38 Gelesen: 43224# 890 @  
@ Martin de Matin [#884]

Lieber Martin,

ich bin echt froh, dass Du mich auf diese Auktion in New York aufmerksam gemacht hast! Es ist in diesen Tagen "Philatelie-Geschichte" geschrieben worden! Das mag jetzt pathetisch klingen, aber ich finde, das Ereignis ist wirklich höchst bemerkenswert.

1858 entstand dieses Kehrdruck-Paar. Natürlich zeigten die grossen Sammler des XIX. Jahrhunderts grösstes Interesse daran. Nur die "Grössten" konnten sich je ein Exemplar sichern:

Ferrary & Tapling!



Mehr gab es nicht! Bis heute sind nur zwei Kehrdruck-Paare der Michel Nr. 6 (also Michel 6 K) bekannt! Das Exemplar von Tapling wurde 1891 definitiv vom Markt genommen; nach dem (sehr frühen!) Tod des Sammlers gelangte seine Sammlung in das British Museum (Legat des Sammlers).

Andere grosse Sammler warteten vergeblich auf die Chance, so ein Stück zu erwerben. Der Millionär Alfred F. Lichtenstein, geboren 1877 war einer von Ihnen.

30 Jahre später kam eine neue "einmalige" Gelegenheit.

1921 wurde der Nachlass von Ferrary zwangs-versteigert. Lichtenstein hatte wohl mit dem Auktionator einen Deal abgeschlossen: die gesamte Uruguay-Sammlung sollte "en bloc" angeboten werden. So kam es denn auch.

An der ersten Auktion, am 23. Juni 1921, kam eine kleine Auswahl von nur 171 Losen zum Verkauf. Die Auktion schlug ein, wie eine Bombe! Ein Juwel nach dem anderen wurde verkauft, u.a. die Hawaii Two Cents, ungestempelt.

Als die Auktion eigentlich schon beendet war, kam ein Zusatzlos, Nr. 172, zum Verkauf: die phantastische Sammlung "Uruguay" mit 2'222 Briefmarken, darunter ZWEI Kehrdrucke:

Michel 5 K + Mi. 6 K.

Das Los war zu "schwer" für viele Bieter. Wäre die Sammlung in Einzellosen angeboten worden (die Spitzenstücke daraus), wären bestimmt viele hohe Preise erzielt worden. Aber am 23.6.1921 konnte sich A.F. Lichtenstein zu einem Schnäppchen-Preis die ganze Sammlung sichern. Lichtenstein hatte im besten Alter von nur 44 Jahren eine Sammlung erworben, die Grand-Prix-Niveau hatte!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 14.04.2023 23:25:13 Gelesen: 43217# 891 @  
@ Heinz 7 [#890]

Auch 1921 wurde für dieses einzig verfügbare Kehrdruck-Paar kein Preis festgelegt.

Die Katalog-Hersteller wussten nicht, wie sie den Kehrdruck bewerten sollten.

Die Briefmarken von Uruguay waren ein grosser Stolz von Lichtenstein. 1940 stellte Lichtenstein im Collectors Club New York seine Uruguay-Sammlung aus. Mit BEIDEN Kehrdrucken (Mi 5 K + 6 K) ex Ferrary.

1947 starb Lichtenstein, 70-jährig. Seine Sammlung ging an seine Tochter, Louise Boyd-Dale. Also wieder kein Verkauf, wieder keine faire Preis-Findung.

Louise Boyd-Dale starb früh, 1967, erst 54-jährig. Ab 1968 wurde ihre Sammlung verkauft; sie erregte grösste Aufmerksamkeit, vor allem dank der Rekordpreise für Mauritius.

Uruguay kam erst später zum Verkauf, bei der 9. Auktion in New York (Harmers Inc.), am 7. Mai 1970. Endlich - offenbar zum ersten Mal! - wurde ein Preis an einer Auktion bestimmt.

Die Katalog-Preise waren sehr tief. 112 Jahre lang war dieses Kehrdruck-Paar meines Wissens nie "im Wettbewerb" einer Auktion. Scott hatte den Katalogpreis damals auf moderate US$ 6'750 angesetzt. Los 982 erzielte an der Auktion dann auch nur US$ 11'000.

Nun - wieder 53 Jahre später - kam dieses Markenpaar wieder zur Auktion. Siegel war so fair und verständig, diesem Traum-Stück einen angemessenen Schätzpreis mitzugeben: US$ 200'000.

Dazu ist vielleicht hilfreich, sich den Katalogpreis von Michel vor Augen zu führen. Im Katalog 2010 lag er bei (sorry: lächerlichen!) Euro 20'000.

Am 28. März 2023 wurde diese Welt-Rarität (meines Wissens erst zum zweiten Mal) an einer Auktion verkauft. Sie erzielte den stolzen Preis von US$ 255'000.

Spät, sehr spät, erst 165 Jahre nach Herausgabe der Briefmarke (!), wurde das Kehrdruck-Paar erstmals so bewertet, wie es (meines Erachtens) angemessen ist. - Ein historischer Moment. - -

Gelegentlich dauert es lange, bis sich gewisse Dinge richtigstellen! Ich freue mich darüber.

Heinz
 
Martin de Matin Am: 16.04.2023 11:36:46 Gelesen: 43124# 892 @  
Nicht nur Uruguay kann mit Kehrdruckpaaren glänzen, sondern auch Argentinien mit den Marken von Buenos Aires.

Die 1 Peso-Marke MiNr. 7 gibt es auch als Kehrdruck. Die MiNr.7 hat die Inschrift "IN PESO", die entstand dadurch, das von der 5 Peso-Marke (CINCO) die Buchstaben "C" und "CO" entfernt wurden. Reste des ersten "C" sind auf dem nachfolgenden Kehrdruckpaares zu sehen. Das Kehrdruckpaar soll nach der Katalogbeschreibung der Amundsensammlung von den Bogenpositionen 33 und 43 stammen

Bei Stanley Gibbons wurden Teile der Lars Amundsensammlung vom 5. - 7. Februar 1969 versteigert. Mit Los 23 kam ein senkrechtes Kehrdruckpaar zur Versteigerung. Der Schätzpreis war 1500 Pfund und der Zuschlag erfolgte bei 2300 Pfund. Dies war der sechsthöchste Preis für ein Los bei dieser Auktion. Die höheren Preise war bis 4000 Pfund mit Ausnahme des Zusammendruck von Brasilien MiNr.1 und 2, der für 11.500 Pfund zugeschlagen worden ist.

Dieses Kehrdruckpaar wurde auch am 6.5.2008 bei Siegel in New York als Los 82 versteigert. Der Preis waren damals 575.000 Dollar, was einer deutlichen Steigerung in 40 Jahren entspricht auch wenn man den Kaufkraftverlust einberechnet.

Bei Siegel wurden folgende ehemaligen Besitzer angegeben: Caspary, Amundsen, Schatzkes, Boker und Sanchez.




Nach Angabe im Amundsenkatalog gibt es noch zwei weitere Kehrdruckpaare, die aber waagerecht sind. Eins davon war vermutlich in der Ferraysammlung und wurde als Los 146 der VII.Auktion und wurde mit 32ooo Franc zugeschlagen und ging in die Sammlung von Lichtenstein (ob Lichtenstein es direkt auf der Auktion oder etwas später erwarb kann ich nicht sagen).



In der letzten Auflage des Kohlhandbuchs steht, das man früher aufgrund eines breitrandigen Einzelstücks, das Teile eines Kehrdrucks zeigt, auf vorhanden seins von Kehrdrucken schloss. Diese Einzelstück befand sich in der Sammlung Marco del Pont. Das senkrechte Paar soll auch nach dem Ferrarypaar bekannt geworden sein.

Gruss
Martin
 
Heinz 7 Am: 16.04.2023 13:15:29 Gelesen: 43108# 893 @  
@ Martin de Matin [#884]

Machen wir doch eine Zeitreise.

November 1864. Die Philatelie trieb ihre ersten Blüten, eifrige Sammlerinnen und Sammler waren mit Leidenschaft dabei, ihre Sammlungen auszubauen. Die ersten Kataloge wurden mit Begeisterung gekauft, und die ersten Vordruck-Alben waren den Sammlern Ansporn, die "leeren Felder" zu füllen.

Und: ein Land nach dem anderen brachte seine ersten Briefmarken heraus, z.B.

1840 England
1847 Mauritius
1858 Fürstentum Moldau und Uruguay

Die Nachrichtenlage darüber war allerdings noch schwierig. Die Existenz über viele Briefmarken wurde erst im Nachhinein bekannt und Philatelie-Journalisten füllten die ersten philatelistischen Zeitschriften mit Erkenntnissen über Neuerscheinungen.

Im November 1864 machte Frau Jeanne Borchard eine märchenhafte Entdeckung. Jeanne war verheiratet mit Kaufmann und Reeder Adolphe Borchard aus Bordeaux, der geschäftliche Verbindungen mit Mauritius hatte. Die damals 37-jährige Ehefrau fand in der Geschäftskorrespondenz ihres Mannes Exemplare der allerersten Ausgabe von Mauritius, die "Post Office"-Marken von 1847.

Nicht nur eine Marke fand die Sammlerin, sondern insgesamt 13 Stück wurden von ihr entdeckt (1864-1869)! Meines Wissens war bis November 1864 die Briefmarke noch nicht bekannt, und folglich noch in keinem Katalog verzeichnet, noch in einem Vordruck-Album berücksichtigt.

Sehen wir uns einmal an, was Frau Borchard da fand, unter anderem:



Uns bleibt der Atem weg. Eine Mauritius Nr. 2+1, zusammen verwendet. Natürlich denken wir sofort an den zweifellos wertvollsten Brief der Welt, den "Bordeaux-Brief" von Mauritius



Frau Jeanne Borchard machte den ersten ganz grossen Fehler als Sammlerin: sie löste die zwei Marken vom Brief ab. Sonst wäre der oben gezeigte Brief kein Unikat, sondern hätte einen Zwilling.

Aber Frau Borchard machte noch einen zweiten Fehler. Sie tauschte nämlich dieses Paar gegen zwei "Montevideo-Suns"! (!!!)

Wir wissen nicht exakt, welche Briefmarke Frau Borchard erhielt.





Ich zeige hier eine Auswahl von möglichen Briefmarken. Hoffen wir, dass Frau Borchard wenigstens eine dieser Marken erhielt:

Wir sehen eine Michel 4b*, den seltensten Wert, Farbe indigo, mit einem Katalogwert von Euro 5000 (Michel 2010), eine Michel 3 (Katalogwert Euro 400 oder 450) und eine Michel 4a (Katalogwert Euro 2600).

Von der 4a gibt es angeblich rund 40 Stück; das hier gezeigte ist ein seltenes Exemplar mit 4 ganzen Rändern, darum wurde diese Marke 2012 als Teil der "Tito"-Sammlung auf US$ 5000 geschätzt.

Wir sehen also: Frau Borchard hat Briefmarken im Wert von höchstens CHF 10'000 erhalten für ihr Mauritius-Paar, das 1881 von "Briefmarkenkönig" Ferrary als Teil der Philbrick-Sammlung gekauft wurde. 1921 kaufte Maurice Burrus dieses lose "Paar" an der 2. Ferrary-Auktion zu einem Preis von FRF 98'000. Wir haben gesehen, dass die GANZE Uruguay-Sammlung (mit 2222 Marken, inkl. der zwei Kehrdruckpaare (!)) wenige Monate zuvor nur FRF 111'000 gekostet hatte.

Also... Frau Borchard hat zwei folgenschwere Fehler gemacht und damit einen sehr wertvollen Schatz (heutiger Wert > CHF 1 Million) hergegeben. Auch das gehört zur schillernden Geschichte der Philatelie.

Heinz
 
10Parale Am: 16.04.2023 17:01:57 Gelesen: 43081# 894 @  
@ Heinz 7 [#893]

Von den 13 Marken von Madame Borchard (Mädchenname: Jeanne Heritzen) gingen einige an eine Händlerin namens Madame Desbois. Die Montevideo Marken tauschte sie mit einem gewissen Albert Coutures. Die Tauschpartner lebten wohl in der selben Gegend in Bordeaux (Pavés des Chartrons, Hafengegend) und ich bin auf eine interessante Fährte gestoßen, weshalb die Mutter von 6 Kindern diese attraktiven Marken mit dem strahlenden Sonnengesicht getauscht hat.

Frau Borchard hatte ein Lallier-Album (Justin Lallier, französischer Händler). Dieses Album wurde um die 1862 aufgelegt und war so etwas wie ein 2. Bibel in Sammlerkreisen. Damals soll es nach Ansicht des Herausgebers etwa 1097 Marken gegeben haben, verteilt auf Europa, Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien. Für die Post Office Marken von der Insel Mauritius gab es einfach keinen Platz darin. Frau Borchard fehlten wohl die beiden Uruguay Seltenheiten, die du uns dort oben zeigst. Wir müssten deshalb jemand finden, der so ein Lallier Album hat und schauen, was dort bei Uruguay an FELDERN existiert, wo man Marken einkleben konnte [1].

Ich zeige hier mal einen Ausschnitt aus einem Lincoln Album von 1892. Die ersten Diligencia ff. sind nicht unter Uruguay, sondern MONTEVIDEO zu finden.

Frage: Gibt es noch existierende LALLIER-Alben?

Liebe Grüße

10Parale



[1] Quelle: "No Room in Madame´s Lallier....Blue Mauritius, from Helen Morgan
 
Heinz 7 Am: 18.04.2023 18:51:45 Gelesen: 42992# 895 @  
@ Martin de Matin [#892]

Lieber Martin,

es wird Dich vielleicht nicht wundern, dass ich auch diese Kehrdruckpaare kenne. Es ist eigentlich sehr ähnlich, wie bei Uruguay: lose/einzeln hat die Marke von Buenos Aires (Mi Nr. 7) keinen grossen Wert (Michel 2010: Euro 160 für *, Euro 100 für gest.), aber als Kehrdruck-Paar wird das Stück zur Weltrarität, die dann auch sehr teuer bezahlt wird.

Den Auktionserlös von US$ 575.000 (2008) hatte ich gar nicht im Bewusstsein; das ist natürlich ein Riesenkracher. Danke für die hochinteressanten Neuigkeiten.

@ 10Parale [#894]

Lieber Stephan,

ich habe leider kein solches Album. Wenn einmal - selten genug - eines angeboten wird, so wird es regelmässig sehr teuer.

Zur ersten Auflage kann ich aber doch etwas sagen, siehe "Vom Nutzen philatelistischer Literatur".

Dass aber für Mauritius No. 1+2 im Lallier 1862 - Album keine zwei Felder reserviert wurden, hat seinen Grund wohl darin, dass meines Wissens 1862 die Mauritius-Post-Office-Marken weitgehend noch gar nicht bekannt waren!

Ich wiederhole:

Im November 1864 machte Frau Jeanne Borchard eine märchenhafte Entdeckung = Sie war meines Wissens die "Wieder-Entdeckerin" dieser Briefmarken. Denn natürlich kannten die Leute, welche z.B. von Lady Gomm 1847 an ihren Ball eingeladen wurden, die One-Penny-Marke. Die Einladungsbriefchen wurden ja aufbewahrt, heute kennen wir noch drei Stück davon, siehe:

@ Heinz 7 [#746]

Aber die Kataloghersteller in Europa wussten dies um 1860 vermutlich nicht, und so wurden die Mauritius No. 1+2 erst später katalogisiert, NACH der Wieder-Entdeckung durch Frau Borchard.

Heinz
 
10Parale Am: 19.04.2023 19:43:59 Gelesen: 42929# 896 @  
@ Heinz 7 [#895]

...die Geschichte und Biographie dieser beiden Mauritius-Marken, die einst einen Brief zierten, geht ja noch weiter:

- 1865: Jean-Baptite Moens kauft Coutures Sammlung, die beiden "Post Office" - Stamps für damals geschätzte 4 £
- 1866: Judge Philbrick kauf die beiden POST OFFICE Marken für 20 £
- 1881: Philipp von Ferrary kauft Philbrick´s Sammlung (Achtung: inclusive die beiden P.O.´s) für 8.000 £
- 1921: Maurice Burrus kauft die beiden Marken in Paris für 2.172 £ (2.te Ferrary Auktion)
- 1963: Wilhelm Bartels kauft die beiden Marken für 8.250 £ (Burrus Auktion)
- 1964: die Marken werden von einem europäischen Sammler gekauft (Name unbekannt???)
- 1985: Wolfgang Jakubek verkauft die beiden Marken für 521.333 £.
 

1881 sollen die beiden Marken wieder zusammengefügt worden sein??? -

Frau Borchard konnte sich den 2.ten folgenschweren Fehler (wie du es nennst! - Moens nannte es "folly": - Torheit) vielleicht auch leisten, da sie gut die Hälfte aller Mauritus Marken besaß und also einen "Background" hatte, wie ich es nennen würde.

Im 4. Kapitel meiner Quelle (Helen Morgan) gibt es einen schönen Spruch passend zu dem Sammler, der mal wehmütig eine wertvolle Marke hatte (passt auch nach unten relativiert iwi zu mir:

I am not a thief, Madame. I knew there was some mistake. For a few minutes they were mine, that is enough (Monsieur Félix´, stamp dealer)

Liebe Grüße

10Parale


 

Martin de Matin Am: 23.04.2023 10:00:27 Gelesen: 42775# 897 @  
@ Martin de Matin [#892]

Buenos Aires kann auch mit anderen Stücken als das Kehrdruckpaar glänzen.

Briefe der ersten Ausgabe, speziell der MiNr. 2-4 (3 Pesos, 4 Pesos und 5 Pesos) sind selten. Nach Angaben von Siegel soll es z.B. von der 5 Pesos nur drei Briefe geben. Lose 4 P- und 5 P-Marken sind schon nicht häufig. Als Besonderheit zählen die Mischfrankaturen der ersten Ausgabe. Nach Siegel soll es nur zwei davon existieren.

-Einmal die 2P mit der 4P, ex Caspary
-und die 3P mit der 4P, ex Gargantini, Amundsen, Boker

Neben dem Kehrdruck wurde auch dieser Brief mit der Amundsensammlung versteigert. Als Los 7 hatte er einen Schätzpreis von 900 Pfund, der Zuschlag erfolgte bei 1400 Pfund. Am 6.5.2006 wurde dieser Brief bei Siegel für 180.000 Dollar zugeschlagen.

Ich kann nur den Frankaturausschnitt von der Abbildung des Amundsenkatalogs zeigen.



Gruss
Martin
 
Koban Am: 25.04.2023 01:03:42 Gelesen: 42681# 898 @  
In die Spitzengruppe der wertvollsten Marken der Welt wird, spätestens ab Anfang Juni, die "seltenste Marke Asiens" gehören.

Der Höchstwert zu 500 Mon der Erstausgabe Japans (Mi 4) mit kopfstehender Wertangabe ist das derzeit einzig bekannte Exemplar.

Entdeckt wurde die Marke ursprünglich 1953 von dem amerikanischen Sammler John C. Linsley in einer von ihm erworbenen Sammlung, doch erst 20 Jahre später legte sein Sohn die Marke erstmals der International Society for Japanese Philately (ISJP) vor. Der Sammler Ryohei Ishikawa kaufte die Marke 1973 für 75.000 US$.

Am 3. Juni 2023 wird die Marke bei David Feldman angeboten.


Bildquelle:[1]

Gruß,
Koban

[1] https://www.davidfeldman.com/2023/01/japan_inverted_center_stamp_rare/
 
Heinz 7 Am: 05.05.2023 18:34:46 Gelesen: 41453# 899 @  
@ BD [#2]

Bernd hat uns vor Jahren schon darauf hingewiesen, dass folgende Marke 1912 zu den wertvollsten Briefmarken der Welt gehörte:

Ausgabe Fürstentum Moldau, 1858, 80 Parale auf bläulichem Papier, ungebraucht, Michel Nr. 7ax



Auf weissem Papier ist die Marke viel weniger wert, aber auf dem typischen bläulichen Papier war die Marke "immer schon" eine grosse Rarität.

Machen wir einen Blick in die Kataloge:

Senf 1912:

7a (bläuliches Papier): ungebraucht Mark 1200, gebraucht Mark 100
7b (weisses Papier): ungebraucht Mark 27, gebraucht Mark 30

Michel 2021:

7ax (bläuliches Papier): ungebraucht Euro 15'000, gebraucht Euro 1'300
7ay (weisses Papier): ungebraucht Euro 600, gebraucht Euro 380

Damit erreichte diese Marke auf der sorgfältig erstellten Übersicht von Schubert 1912 immerhin Platz 50 der "wertvollsten" (ex aequo mit 6 weiteren Briefmarken).

Heute ist die Marke kaufkraftbereinigt also tiefer bewertet als 1912.

Wir lesen nur selten Berichte über diese Marke. Das hat einen wichtigen Grund: die Marke ist UNGEBRAUCHT sehr selten! WIE selten sie ist, darüber gibt es meines Wissens nur wenige Auskünfte.

Auch aus diesem Grund führe ich am Sonntag 28.5.2023 zum Ende des Symposiums der ARGE Rumänien, um 13 Uhr, ein Arbeitstreffen (neudeutsch: "workshop") durch mit dem Titel:

"Briefmarkenausgabe Fürstentum Moldau 1858, 2. Ausgabe: 80 Parale auf bläulichem Papier; Michel Nr. 7 ax. Wie viele UNGEBRAUCHTE Exemplare existieren heute noch von dieser seltenen Marke?"

Auch Nicht-Mitglieder der ARGE sind an diesem Treffen herzlich willkommen.

Ich sammle ab sofort zu obiger Frage noch weitere Informationen, werde mich aber vor dem 28.5. zu der Frage nicht mehr schriftlich äussern. Falls jemand die Antwort zu obiger Frage kennt, mag er/sie mir die Antwort geben oder - viel besser! - direkt am Arbeitstreffen teilnehmen.

Mehr dazu auf der Homepage der Arge Rumänien:

Heinz

http://www.arge-rumaenien.ch
 
merkuria Am: 05.06.2023 09:01:18 Gelesen: 31370# 900 @  
Am 20. April 1871 verausgabte Japan seine erste Freimarkenausgabe (Mi Nr. 1-4). Von der 500 Mon Wertstufe (Mi Nr. 4) ist uns ein kopfstehender Druck der schwarzen Farbe (Wertbezeichnung) bekannt geworden. Dieses Exemplar ist der bis heute einzig bekannte Kopfsteher der klassischen japanischen Philatelie!
Der Michel Katalog listet diesen Kopfsteher unter Mi Nr. 4 Iay F.



Abbildung links zeigt den gestempelten Kopfsteher, Abbildung rechts einen ungebrauchten, korrekter Druck.

Das Unikat wird in der Losbeschreibung von David Feldman ausführlich in englischer Sprache beschrieben [1] und mit zwei Attesten belegt: Attest des Sachverständigenausschusses der Philatelic Federation of Japan (2011) und Attest von Florian Eichhorn BPP (2023)



Auch die Provenienz wird durch David Feldman ausführlich dargestellt (Übersetzung aus dem Englischen):

Die folgenden Informationen sind das Ergebnis unserer bisherigen Recherche:

- John C. Linsley (1953, ein amerikanischer Sammler, der das kopfstehende Mittelstück 1953 in einer von ihm erworbenen japanischen Sammlung entdeckte)

- Mark E. Weber (1973, der Adoptivsohn von Herrn Linsley als sein Erbe)

- Versteigerung durch Waverley Trading Co. (Tokio, Dezember 1973, Los 748 für ¥ 21.000.000 von einer Gruppe von vier japanischen Händlern gekauft.

- Ichiro Kondo (1973, privat für 25.500.000 Yen gekauft)

- Ryohei Ishikawa (1974)

- Kilchiro Hayashi (1995)

- Yuji Yamada (kaufte das Stück 2013 als Privatkauf für einen nicht genannten Betrag von der Takahashi Stamp Co., Tokio)




Das gestempelte Unikat wurde an der David Feldman Auktion vom 3. Juni 2023 in Le Grand-Saconnex/Genf/Schweiz unter Los 30070 für 4.4 Mio € + Aufgeld verkauft. Dies ist der höchste Preis, der je für eine asiatische Einzelmarke bezahlt wurde.

Grüsse aus der Schweiz
Jacques

[1] https://www.davidfeldman.com/dfsa-auctions/2023/japan-2023/30070/1871-dragons-mon-unit-imperforate-500-greyish-yell/?soff_session_keywords=30070&soff_session_page=1&soff_auction_browse=1
 
Heinz 7 Am: 22.06.2023 16:32:06 Gelesen: 25658# 901 @  
@ Heinz 7 [#873]

In diesem Thema habe ich bereits viele US-Postmeistermarken vorgestellt. Gestern kamen anlässlich der Erivan-Auktion "USA Teil 9" 5 Lose in New York zur Auktion, die zwei Super-Raritäten beinhalteten.

Das höchste Ergebnis erzielte Los 5, einer der sagenhaften «St. Louis Bear – Covers», der für moderate US$ 50'000 ausgerufen wurde, es nun aber doch auf US$ 230'000 (+ 18 %) schaffte. Gemäss Auktionskatalog ist dieser Brief «widely considered to be the most important St. Louis Bears cover in existence».



Wir haben diese Postmeistermarke schon früh besprochen, siehe

@ 10Parale [#84]
@ Heinz 7 [#85] etc.

Ein weitere US-Postmeistermarke erreichte auch einen schönen Preis, das Los Nummer 1 der Auktion. Briefe mit Baltimore 10 Cents-Marken auf weissem Papier gibt es nur fünf, und dieser sei gemäss Katalog «undoubtedly the finest of the five covers». Der Startpreis für dieses Stück lag bei nur US$ 40'000; nun kletterte er immerhin auf US$ 115'000.



Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.06.2023 17:19:23 Gelesen: 24126# 902 @  
@ Heinz 7 [#901]

Im Thema "Aus den Erivan Haub Auktionen" haben Martin und ich einige Überlegungen erörtert über sehr teure Briefe mit Briefmarken, die lose gar nicht teuer sind.

Wir sind uns wohl einig, dass sehr seltene Briefmarken besonders gefragt und teuer sind, wenn sie noch auf den Briefen haften. Die Hawaii-Missionary-Marken (Nr. 1-4) als Beispiel, oder eine British-Guyana-Cottonreel-Marke (Mi 1-4) sind gestempelt selten und teuer. Und umso mehr auf ganzen Briefen.

Es gibt aber auch einige Briefmarken, die sind lose gar nicht besonders selten und erzielen auf Briefen dennoch regelmässig gewaltige Preise. Das hängt in der Regel damit zusammen, dass die Briefmarke auf Briefen kaum erhalten ist und es nur sehr wenige Exemplare davon gibt.

Äusserst hilfreich, um solche Juwelen zu entdecken, ist z.B. der Katalog "Scott Classic specialized catalogue of stamps & covers 1840-1940", den ich in der Auflage des Jahres 2000 in meiner Bibliothek habe. Hier finden wir zu einigen Ländern neben den Preisspalten für ungebraucht und gebraucht auch eine Preisangabe für Marken auf Brief.

Beispiele:

Hawaii no. 2 = * $ 45'000, gest. = $ 25'000, Brief = $ 75'000
Hawaii no. 3 = * $ 22'500, gest. = $ 17'500, Brief = $ 70'000
Hawaii no. 4 = * $ 40'000, gest. = $ 27'500, Brief = $ 75'000

Schweiz: Doppelgenf: * $ 52'500, gest. = $ 35'000, Brief = $ 62'500

Leider fehlen für einige Länder auch in diesem Katalog die Preise für Marken auf Brief; so zum Beispiel für Rumänien. Dabei hat gerade dieses Land auffallend viele Briefmarken, die auf Brief sehr selten und darum auch meistens sehr teuer sind, wenn sie denn einmal angeboten werden.

Im Juni 2009 wurde in Zürich eine hervorragende Rumänien-Sammlung verkauft: "Classic Romania, The Thomas Hoepfner Collection". In 169 Losen kamen einige seltene Vorphila-Briefe und danach die Markenausgaben 1858-1872 zum Angebot. Die Sammlung erreichte einen Zuschlagpreis von über CHF 350'000 (plus Käuferprovision: 19.5 %).

Das höchste Ergebnis erzielte aber nicht etwa ein Ochsenkopf, von denen mehrere angeboten wurden, sondern ein Brief mit einer Marke, die auch heute nicht sehr hoch bewertet ist (gestempelt):

11ay = 1865. 4. Ausgabe, Fürst Cuza im Oval, Steindruck. 2 Parale orange (y = senkrecht gestreiftes Papier).

Michel Bewertung Katalog 2021: Euro 320.



Diese Briefmarke ist, wie auch die Michel 11x (x = auf einfachem Papier), auf Brief extrem selten. Gemäss Auktionskatalog Corinphila gibt es davon nur 6 Einzelfrankaturen. (Hinweis: Daneben existieren ein paar Grossfrankaturen mit dieser Marke, z.B. mit 10 x 2 Parale = 20 Parale).

Los 962 der Höpfner Auktion war besonders umkämpft. Der Startpreis lag bei CHF 15'000, der Hammer fiel jedoch erst bei CHF 42'000 (+ 19.5%, Kaufpreis also CHF 50'190).

Das ist also rund das 150-fache des aktuellen Katalogpreises (für gestempelte Marke)!

Die (zweite) Hälfte der Überschrift unseres Themas "Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt" ist also gegeben, auch bei einer Briefmarke, die an sich gar nicht so selten ist. Hier ist es die grosse Seltenheit der Verwendung, die den Ausschlag gab (als Einzelfrankatur). Gute Kenntnisse betreffend das Sammelgebiet sind also nützlich.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 26.06.2023 18:52:01 Gelesen: 24086# 903 @  
@ Heinz 7 [#902]

Ein anderer Grund für hohe Preise sind oft auch Mehrfachfrankaturen.

Die Michel Nr. 7ya ist nicht übermässig selten, was auch aus ihren Katalognotierungen hervorgeht:

Michel 2021: * Euro 600, gest. Euro 380.

Diese Marke findet der Interessent immer wieder auch auf Brief als Einzelfrankatur. Fritz Heimbüchler bewertete den Brief der 80 Parale auf weissem Papier nicht extrem viel höher, als lose/gestempelt (siehe Band 3, 2008):

* Euro 550, gest. Euro 400, Brief Euro 1500 (also: Briefpreis = 375 % von Preis für lose).

Selbst Briefe mit zwei Marken der 80 Parale sind nun noch nicht das non-plus-ultra. Anders sieht die Sache aber aus, wenn gleich fünf (!) Werte dieser Marke auf Brief sind, wie beim Los 930 der Sammlung Höpfner (Brief-Vorderseite). Diese Brief-Vorderseite ist meines Wissens einmalig und zeigt die höchste Frankatur, die mit der 2. Ausgabe gebildet wurde (400 Parale).

Auch dieser Brief wurde 2009 mit CHF 15'000 ausgerufen. Erwartungsgemäss stieg der Preis, der Hammer fiel erst bei CHF 36'000 (= CHF 43'020 inklusive Aufgeld). Dies war das zweithöchste Resultat der Höpfner-Auktion.

In der Broschüre "Ergebnisliste" zur 157. Auktion wurden diese beiden Lose hervorgehoben.



Spektakuläre Gross-Frankaturen erzielen oft hohe Preise.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 27.06.2023 16:52:50 Gelesen: 23840# 904 @  
@ Koban [#898]
@ merkuria [#900]

Wir sehen an diesem Beispiel, dass David Feldman S.A. einen hervorragenden Namen geniesst. Er hat diese Marke neu unter die teuersten Marken der Welt eingereiht und, mithilfe der Stimme von anderen Grössen (insbesondere Ryohei Ishikawa), auch tatsächlich einen Preis erzielt, der erst ganz selten erreicht wurde.

Dazu lohnt sich ein Blick zurück.

Im Katalog Scott 2000 war diese Marke bewertet! Wir finden auf Seite 478 folgende Preisnotierung:

Scott 4h. Denomination inverted: gest.: US$ 85'000.

Es wäre interessant, den Gegenwert der Yen 21 Millionen zu kennen, den die Marke offenbar 1973 an einer Auktion erzielte. Hat daraus Scott seine Bewertung abgeleitet? Koban schreibt: "Der Sammler Ryohei Ishikawa kaufte die Marke 1973 für 75.000 US$." Waren das die Yen 25.5 Millionen?

Dieser Katalog-Preis (Scott 2000) war damals schon hoch, aber doch weit weg von den heutigen Dimensionen. Es brauchte also eine grosse Portion Selbstvertrauen, um diese Marke nun mit einem Schätzpreis von Euro 4 bis 5 Millionen anzubieten, und dann auch tatsächlich zu verkaufen.

Im Spezial-Katalog (40 Seiten) hievte Feldman die Marke auf die Höhe oder in die Nähe der British Guiana 1 Cent von 1856 und den "Bordeaux-Cover" von 1847 mit den beiden Mauritius Post Office- Raritäten "One Penny" (orange) und "Two Pence" (blau). Diese zwei Superraritäten haben nachweislich bereits noch höhere Preise eingespielt. Ob die Japan 500 Mon Center Inverted nun "Platz drei aller Zeiten" (?) erreicht hat, lässt sich meines Wissens nicht mit Sicherheit "nachweisen".

Heinz
 
merkuria Am: 28.06.2023 00:25:39 Gelesen: 23749# 905 @  
@ Heinz 7 [#904]

„Versteigerung durch Waverley Trading Co. (Tokio, Dezember 1973, Los 748 für ¥ 21.000.000 von einer Gruppe von vier japanischen Händlern gekauft“

Am 01 Dezember 1973 war der Wechselkurs JPY zu US$ für diese Transaktion wie folgt:

JPY 21.000.000 = US$ 75‘000

„Ichiro Kondo (1973, privat für 25.500.000 Yen gekauft)“

Am 20. Dezember 1973 war der Wechselkurs JPY zu US$ für diese Transaktion wie folgt:

JPY 25.500.000 = US$ 91‘360

Diese Berechnungen habe ich mit Hilfe folgender Seite vorgenommen:

https://fxtop.com/de/vergangene-rechner.php?A=21000000&C1=JPY&C2=USD&DD=01&MM=06&YYYY=1973&B=1&P=&I=1&btnOK=Gehen

Grüsse aus der Schweiz
Jacques
 
Heinz 7 Am: 28.06.2023 11:41:52 Gelesen: 23643# 906 @  
@ merkuria [#905]

Sehr schön! Danke!

Hier sehen wir einmal mehr, wie problematisch die Preisfestsetzung von Raritäten ist, die nur selten auf den Markt kommen.

Nehmen wir das oben stehende Beispiel. Offenbar hatten wir da zwei Verkaufserlöse von US$ 75'000 bzw. 91'360, also im Schnitt US$ 83'180. Da ist ein Katalogwert von US$ 85'000 also "goldrichtig". Scott hat - nach meinen Erfahrungen - die Katalogpreise in seinen Katalogen sehr stark nach den Preisen ausgerichtet, die am freien Markt (bei Auktionen) auch tatsächlich erzielt wurden.

Das vermisse ich in den Michel Katalogen häufig. Viele Ergebnisse von grossen Auktionen gehen völlig unter, werden überhaupt nicht berücksichtigt. Aber das ist ein anderes Thema, auf welches ich hier nicht eingehen kann.

Kehren wir zurück zum Scott-Wert. Hat Scott bereits 1974 seinen Katalogwert auf US$ 85'000 angepasst? Das dürfen wir wohl annehmen. Dann haben wir aber das Problem, dass 1974 bis 2000 der Katalogwert offenbar unverändert blieb? - Und jetzt die Frage: Ist das korrekt?

Ich meine: NEIN! Die USA hatte in der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts viele ökonomische Krisen, mit hoher Inflation. Der US$ kränkelte und verlor dramatisch an Wert, vor allem auch wegen der eigentlich unfassbaren Schuldenpolitik, die sich dieses Imperium zu Lasten der Rest-Welt leistet. Ein US-Dollar des Jahres 2000 ist, real gesehen, viel weniger wert als ein US-Dollar 1974.

Das findet in den Briefmarken-Katalogen in der Regel keine Beachtung.

Ich mache den Katalogherausgebern daraus keinen Vorwurf, aber ich halte fest, dass hier eine Korrektur-Rechnung vonnöten wäre.

Ich schlage vor:

Der Devisenmarkt zeigte für den Dezember 1973 einen Wert von US$ 1.00 = CHF 3.1968, für Dezember 1999 US$ 1.00 = CHF 1.5819. Heute dümpelt der Dollar irgendwo um CHF 0.90 herum... Rechnen wir nun noch eine Verzinsung von 3.25 % (für die Jahre 1973-1999), so ergibt sich folgende Rechnung:

US$ 1.00 (1973) = CHF 3.1968
Verzinsung bis Ende 1999 (26 Jahre) = CHF 7.3427
statt 1.5819 = Wertverlust um 78 %!

Meiner Meinung nach wäre also ein Katalogwert von CHF 624'130 im Katalog 2000 angezeigt gewesen. (US$ 85'000 x Faktor 7.3427; oder US$ 85'000 * 3.1968 * 2.2969 (=Verzinsung 26 Jahre)). Oder (zurückgerechnet in US$) US$ 394'545, gerundet also US$ 395'000).

US$ 395'000 im Katalog 2000 wäre natürlich eine ganz andere Zahl als immer noch die alten US$ 85'000.

Es wird nun interessant sein, den Katalog Scott 2024 zu studieren. Werden nun US$ 5 Millionen als Katalogwert eingesetzt? - Nach der Logik, die bisher galt, müsste es eigentlich so sein. Schau'n wir mal...

Heinz
 
Martin de Matin Am: 16.07.2023 21:12:07 Gelesen: 19243# 907 @  
Ich zeige eine Marke, die der Amerikaner unter back of the book (im Anhang, nach den normalen Marken) bezeichnen würde.

Mit der 830. Siegelauktion am 10./11.November 2000 wurde "The Hall Collection Carriers and Locals Westen Expresses" versteigert. Das Titelstück war ein Brief mit einer Wells Fargo & Co Pony Express-Marke. Man könnte den Brief ohne weiteres als ein Kronjuwel der Amerikanischen Philatelie bezeichnen.
Ab April 1861 brachte Wells Fargo & Co zwei Marken heraus, eine rote 2 Dollar und eine Grüne 4 Dollar. Ab Juli 1861 wurden die Gebühren für die Briefe halbiert. Es wurde darauf eine rote 1 Dollar, eine grüne 2 Dollar und zusätzlich eine schwarze 4 Dollar verausgabt. Wenn man Marken oder Briefe von diesen Marken auf deutschen Auktionen sieht, dann sind es fast nur rote Marken (1 oder 2 Dollar).

Mit Los 822 wurde ein Brief der schwarzen 4 Dollar angeboten. Der Schätzpreis lag bei 300.000 bis 400.000 Dollar. Gemäß Ergebnisliste war der Zuschlag 325.000Dollar. Von dieser Marke sind nur zwei Briefe bekannt, und beide tragen ein Siegel des US-Konsulats von Honolulu. In der Beschreibung des Auktionsloses stand, das der zweite Brief sich im Besitz der Familie Dale-Lichtenstein befindet; ich hatte damals nicht gedacht, das es noch Marken aus der Dale-Lichtenstein-Sammlung gibt,die noch nicht verkauft wurden.



Am 12.5.2009 wurde dieser Brief für 550.000 Dollar bei Siegel erneut verkauft.

Im Mai 2005 wurde bei H.R. Harmer die Pony Express-Sammlung von Dale-Lichtenstein verkauft. Der zweite Brief der schwarzen 4 Dollar brachte damals 525.000 Dollar und wurde 25.9.2019 bei Siegel für 330.000 Dollar erneut verkauft.

Gruss
Martin
 

Das Thema hat 907 Beiträge:
Gehe zu Seite: 1 7 17 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36   37  oder alle Beiträge zeigen
 
  Antworten    zurück Suche    Druckansicht  
 
Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.