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Thema: Deutsches Reich: Entfärbung von Marken durch Sonnenlicht und Chemie
alex11 Am: 14.04.2023 18:47:21 Gelesen: 1131# 1 @  
Deutsches Reich Michel 291 nur mit Wasserzeichen und Überdruck

Hi,

einen ziemlich seltsamen Fund möchte ich hier präsentieren:

Michel 291 komplett ohne Druck, nur mit Wasserzeichen sowie mit Überdruck.

Nachdem (nur) die Seite mit dem Überdruck eine senkrechte Riffelung (am Bild leider nicht wirklich erkennbar) sowie einen Rest an Gummierung aufweist:

Wurde vielleicht die Gummiseite überdruckt ?

Mir ist schon klar, dass in solchen Fällen meist von einer Manipulation ausgegangen werden sollte - aber ist das auch bei der vorliegenden Marke zwingend der Fall oder könnte eventuell doch eine Prüfung Sinn machen ?

Freundliche Grüsse Alexander


 
inflamicha Am: 15.04.2023 11:53:25 Gelesen: 1093# 2 @  
@ alex11 [#1]

Hallo Alexander,

wenn man die Marke genau ansieht, ist zu erkennen, dass der Markendruck schemenhaft noch vorhanden ist, besonders der Rahmen ist zu erkennen. Entweder handelt es sich um eine sog. Schaufenstermarke (die Marke lag beim Briefmarkenhändler jahrelang im Schaufenster und insbesondere das Sonnenlicht hat die Farbe ausgeblichen) oder die Marke lag längere Zeit unter ungeeigneter Folie. Einige Kunststoff-Folien neigen dazu die Markenfarbe aufzunehmen. Und nicht nur diese, auch die Aufdruckfarbe beispielsweise. Bei Deiner Marke fehlt auch von dieser etwas, was aber auch schon beim Produktionsprozess passiert sein kann. Derart mangelhafte Aufdrucke sind bekannt.

Die rosarote Farbe "Deiner" Marke neigt nach meinen Erfahrungen zu solchen Verblassungen.

Gruß Michael
 
Stefan Am: 15.04.2023 12:23:50 Gelesen: 1081# 3 @  
@ inflamicha [#2]

wenn man die Marke genau ansieht, ist zu erkennen, dass der Markendruck schemenhaft noch vorhanden ist, besonders der Rahmen ist zu erkennen.

Wenn man ganz genau hinschaut, könnte man meinen, den Übergang von Markenfarbe auf unbedrucktes Papier (wo anschließend die Zähnung ansetzt) zu erkennen. Ich wüsste sonst auch keine Stelle ohne Markenfarbe im Schalterbogen (nicht unzerteilter Druckbogen), welche üblicherweise allseits gezähnt wäre und welche auch (durch Versatz) mit einem Aufdruck versehen werden könnte.

Entweder handelt es sich um eine sog. Schaufenstermarke (die Marke lag beim Briefmarkenhändler jahrelang im Schaufenster und insbesondere das Sonnenlicht hat die Farbe ausgeblichen) oder die Marke lag längere Zeit unter ungeeigneter Folie. Einige Kunststoff-Folien neigen dazu die Markenfarbe aufzunehmen.

Variante 3 wäre eine mögliche chemische Entfärbung. Zu dieser Möglichkeit drängt sich mir die Frage auf, ob rückseitig noch die Originalgummierung vorhanden und diese unbeschädigt ist. Auf dem Scan der Briefmarkenrückseite sehe ich lediglich einen Falzrest, keine Gummiriffelung (muss allerdings nichts zu bedeuten haben).

Und nicht nur diese, auch die Aufdruckfarbe beispielsweise. Bei Deiner Marke fehlt auch von dieser etwas, was aber auch schon beim Produktionsprozess passiert sein kann. Derart mangelhafte Aufdrucke sind bekannt.

Der Aufdruck selbst sowie die Aufdruckfarbe machen auf mich - zumindest anhand des Scans - einen authentischen Eindruck. Ausbrüche im Aufdruck waren zur Zeit der Hochinflation nicht unüblich.

Gruß
Stefan
 
alex11 Am: 17.04.2023 01:01:42 Gelesen: 1027# 4 @  
Hi,

vielen Dank für das bisherige Feedback.

Warum sollte durch Sonnenlicht die schwarze Farbe nicht auch ausbleichen ?

Die Marke ist auf der Seite ohne Aufdruck ohne Gummi.

Sie ist eindeutig geriffelt, auch wenn das auf den Bildern nicht so toll zu erkennen ist.

Freundliche Grüße Alexander
 
Lars Boettger Am: 17.04.2023 07:34:37 Gelesen: 1010# 5 @  
@ alex11 [#4]

Hallo Alexander,

schwarze Farbe ist im Vergleich zu Rottönen deutlich farbbeständiger. Das kannst Du selbst testen, indem Du eine rote oder orangene Marke in den nächsten Wochen der Sonnenbestrahlung aussetzt. Du wirst feststellen, dass sich die schwarze Farbe kaum verändert, aber Du nach vier Wochen schon einen deutlichen Unterschied bei den Rottönen siehst.

Beste Grüße!

Lars
 
alex11 Am: 18.04.2023 13:28:10 Gelesen: 952# 6 @  
Hallo Lars,

was mir bei dieser Marke eben noch aufgefallen war, ist die senkrechte Riffelung.

Leider gibt es weder beim Michel noch beim ANK eine Angabe zum Papier dieser Ausgabe.

Möglicherweise ist die senkrechte Riffelung hier ja der Normalfall - vielleicht könntest Du diesen Punkt aufklären, das wäre jedenfalls sehr nett.

Freundliche Grüsse Alexander
 
Ben 11 Am: 18.04.2023 14:52:42 Gelesen: 924# 7 @  
@ inflamicha [#2]

sog. Schaufenstermarke (die Marke lag beim Briefmarkenhändler jahrelang im Schaufenster und insbesondere das Sonnenlicht hat die Farbe ausgeblichen)

@ Lars Boettger [#5]

Das kannst Du selbst testen, indem Du eine rote oder orangene Marke in den nächsten Wochen der Sonnenbestrahlung aussetzt.

@ alex11 [#6]

mal etwas kritisch betrachtet: es doch allgemein bekannt, dass der UV-Anteil des Sonnenlichtes insbesondere rote Anteile der Farbe verändern kann. Aber warum sollte eine Marke "jahrelang" im Schaufenster liegen ?

Mein schon etwas älterer Katalog gibt als Farbspanne "mittelrosa bis graurot" und "lebhaftzinnober" an.

Die Marken wurden im Walzenbuchdruck hergestellt, also von einer Papierrolle. Geschnitten zum Bogen erst am Schluss der Fertigung. Es ist technisch absolut vorstellbar, dass die Farbwalzen der Maschine bei Erreichen der Auflagenhöhe von der Druckform abgestellt wurden, die Farbe auf der Druckform immer weniger wird und ganz verblasst. Die nachfolgende schwarze Farbe folgt einen Augenblick später. Die Papierbahn ist in diesem Moment ja nicht einfach zu Ende.

Fachlich betrachtet wäre das natürlich Makulatur, die vielleicht mit durchgegangen ist, insbesondere dann, wenn nur die letzten Zeilen eines geschnittenen Bogens betroffen sind.

Chemische Veränderungen, auch durch Sonnenlicht, würde auch die unbedruckten Papierbereiche schädigen. Beantworten kann diese Frage jedoch nur ein drucktechnisches Institut. Ein Prüfer würde hier möglicherweise auch auf "Verfärbung" plädieren.

Viele Grüße
Ben.
 
bovi11 Am: 18.04.2023 16:27:25 Gelesen: 894# 8 @  
@ Ben 11 [#7]

„mal etwas kritisch betrachtet: es doch allgemein bekannt, dass der UV-Anteil des Sonnenlichtes insbesondere rote Anteile der Farbe verändern kann. Aber warum sollte eine Marke "jahrelang" im Schaufenster liegen?“

Um derartig auszubleichen muss die Marke nicht jahrelang im Schaufenster liegen. Da reichen schon wenige Tage aus.

„Die Marken wurden im Walzenbuchdruck hergestellt, also von einer Papierrolle. Geschnitten zum Bogen erst am Schluss der Fertigung. Es ist technisch absolut vorstellbar, dass die Farbwalzen der Maschine bei Erreichen der Auflagenhöhe von der Druckform abgestellt wurden, die Farbe auf der Druckform immer weniger wird und ganz verblasst. Die nachfolgende schwarze Farbe folgt einen Augenblick später. Die Papierbahn ist in diesem Moment ja nicht einfach zu Ende.“

Nach meiner Kenntnis wurden die Überdrucke auf bereits fertigen Bogen angebracht.
 
alex11 Am: 19.04.2023 09:47:01 Gelesen: 812# 9 @  
Vielen Dank für das weitere Feedback.

Die senkrechte Riffelung dieser Marke ist zwar nur ein Nebenaspekt, aber sollte eigentlich ziemlich einfach zu klären sein (ist das der Normalfall oder eher die Ausnahme...)

Leider habe ich zur Michel 291 aktuell kein Vergleichsstück vorliegen, sonst könnte ich mir selbst ein Bild davon machen.

Freundliche Grüsse Alexander
 
Richard Am: 19.04.2023 09:59:26 Gelesen: 806# 10 @  
@ alex11 [#4]

Hallo Alex,

beim VÖPh ganz in Deiner Nähe kannst Du Dich jeden Monat einmal kostenfrei beraten und die Marke begutachten lassen [2].

Und auf der Messe in Essen werden Prüfer des BPP sowie mindestens einer weiteren Prüfervereinigung ihre Einschätzung abgeben [2].

Wenige Meter weiter kannst auch am Philseiten Stand eine Einschätzung gegeben, die meiste Zeit über ist ein sehr erfahrenes Mitglied zur Einschätzung bereit.

Ich schätze unser Mitglied Lars (BPP) wegen seiner grossen Erfahrung und gegenüber den meisten Sammlern riesiger Fachkenntnisse, und ich vertraue seinen Aussagen.

Lese Dir die 5 Verweise auf Themen UNTER diesem durch oder sehe Dir wenigstens die Abbildungen der Marken an.

Dann wirst Du erkennen, dass das Geld für den Prüfer vermutlich vergeblich auszugeben ist, falls er die Marke nicht einfach ungeprüft zurückschickt.

Für mich ist Deine Marke einfach nur schwer beschädigt und höchstens als Beispiel dafür geeignet, dass rote Marken nicht dem täglichen Sonnenlicht ausgesetzt sein sollten.

Grüsse aus Friesenhofen, Richard

[1] https://voeph.at/voeph/beratungstage
[2] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=11836&CP=0&F=1.
 
bovi11 Am: 19.04.2023 10:04:43 Gelesen: 804# 11 @  
@ alex11 [#9]

Meine 291 haben senkrechte Gummiriffelung.
 
erron Am: 19.04.2023 10:31:04 Gelesen: 788# 12 @  
@ alex11 [#9]

Von meinen 50 Marken der Nr 291 haben 45 die senkrechte Riffelung und 5 keine sichtbare Riffelung. Ich habe es dir in einem benachbarten Forum, wo du die Marke auch schon vorgestellt hast, einen Link gesetzt [1}, dass diese senkrechte Riffelung nichts besonderes ist.

Auszug aus dem Infla-Berlin Bericht Nr. 191



Nehme an, dass du nun genug Infos über diese Riffelung hast.

Und deine vorgestellte Marke, die ich mit Corel-Paint in diesem anderen Forum bearbeitet habe, ist ausgebleicht. Die rosarote Farbe sieht man ja noch.



mfg

erron

[1] http://www.philadb.com/?site=list&catid=&catuid=484&id=528
 
alex11 Am: 19.04.2023 13:29:17 Gelesen: 758# 13 @  
@ erron

Die zuvor erhaltenen Informationen wie 'nichts Besonderes'waren halt noch relativ unpräzise.

Deine neue Auskunft ist hingegen perfekt, herzlichen Dank dafür.

Meine abschließende Beurteilung:

Die höhere Wahrscheinlichkeit spricht eindeutig für eine Manipulation oder eine Veränderung durch Sonnenlicht.

Andererseits ist es wohl nicht gänzlich auszuschließen, dass dies schon in der Produktionsstätte passiert ist.

Es gibt ja immerhin sehr viele Beispiele für krasse, echte Fehldrucke bzw. Druckabweichungen.
 
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