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Thema: Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt
Das Thema hat 943 Beiträge:
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Heinz 7 Am: 15.08.2017 23:44:41 Gelesen: 586675# 219 @  
@ Heinz 7 [#218]

Nach so viel "Theorie" zum Abschluss noch ein konkretes Portrait. Die folgende Marke wurde bei Schubert an 24. Stelle klassiert (zusammen mit 5 anderen Marken). Es ist erfreulicherweise wieder eine Marke aus Europa:

1851. Österreich, Zeitungsmarke. 6 Kreuzer zinnoberrot. Senf Nr. 14. Wert: Mark 2'000 (für *)



Diese Michel Nr. 9 wurde 2010 wie folgt bewertet: Euro 40'000 (für *).

Sie erreicht also "unseren" Bewertungsfaktor 20 und zählt damit zu den Gewinnern der letzten hundert Jahre!

Diese gezeigte Marke ist aber etwas Besonderes: Es ist ein gestempeltes Stück! Davon sind NOCH weniger bekannt, als von den ungebrauchten, und der Katalogwert beträgt sogar Euro 100'000 (Senf 1913: -.- (nicht bewertet)). Das Stück wurde 2011 vom Hause Schwanke angeboten (333. Auktion), Los 135. Angeblich gibt es nur 7 gebrauchte Marken der Michel Nr. 9 und im Text ist vermerkt:

"Das Stück zeigt den typisch "engen" Schnitt, der bei allen bekannt gewordenen sieben gebrauchten Exemplaren auftritt".

Wir haben es hier also mit einer Weltrarität zu tun! Es wäre spannend, zu wissen, welches Resultat das Los erreichte. Wer weiss es?

Heinz
 
merkuria Am: 15.08.2017 23:52:58 Gelesen: 586669# 220 @  
@ Heinz 7 [#219]

Das Ergebnis bei Schwanke war 68'000 Euro!

Gruss
Jacques

https://www.philasearch.com/de/auction_results_table.html?set_anbieter=9255&set_auktion=84
 
Heinz 7 Am: 16.08.2017 12:55:10 Gelesen: 586580# 221 @  
@ merkuria [#220]

Lieber Jacques,

besten Dank für Deine Ergänzung. Wenn ich das richtig sehe, war dies der Zuschlagpreis, zu dem ja wohl noch ca. 20 % (?) Provision kamen. Damit wären wir bei Euro 81'600, also mehr als 80% des Katalogwertes.

Es gibt viele Briefmarkensammler, die rechnen für ihr Sammelgebiet mit 20 % des Katalogpreises, manchmal noch weniger. Es mag für sie interessant sein, dass für einige Gebiete (oder für besondere Raritäten) solches "Kleinrechnen" nicht zum Ziel führt. Man kriegt NICHTS, aber auch GAR NICHTS, wenn man nur so wenig bezahlen will. Viele Sammler zahlen darum gerne 60, 80 oder auch 100 % des Katalogpreises, wenn sie dafür Material ihres Sammelgebietes tatsächlich erhalten.

Das gilt insbesondere für Ganzsachen, die nach wie vor zum Teil lächerlich (unter-) bewertet sind in den Katalogen.

Dass andererseits bei vielen "traditionellen Sammelgebieten" eigentlich eine sehr kräftige Katalog-Korrektur (nach unten!) angezeigt wäre, sei aber auch erwähnt!

Wie gesagt - das Studium des Briefmarkenmarktes ist nicht eine Sache, die "so nebenbei" in kurzer Zeit erledigt werden kann, sondern braucht viel Zeit und Erfahrung.

Liebe Grüsse

Heinz
 
10Parale Am: 16.08.2017 22:47:22 Gelesen: 586493# 222 @  
@ Heinz 7 [#216]

"Ein Schweizer Franken 1960 hat klar mehr Wert als ein Schweizer Franken 2000. Um einen Vergleich anzustellen, können (auch) Zinssätze als Aufrechnung in Betracht gezogen werden. Wie würdest Du vorgehen?"

Die berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt, die uns hier in aktuell 222 Beiträgen vorgestellt wurden und mit Spannung erwartet noch vorgestellt werden nehmen bei der Katalog-Bewertung meiner Ansicht nach eine absolute Sonderstellung ein. Eine Berechnung zur Ermittlung eines realen periodischen Wertzuwachses bzw. einer realen Wertminderung nach einem nationalen nichtlinearen LIK (dein genialer Beitrag #217) und nach periodisch schwanken Zinssätzen bis hin zu Minuszinsen in jüngster Zeit macht die Sache sinnvoll. Mein ganzer Respekt vor dieser Leistung!

Im Jahr 1893 gab es 116 Briefmarken und Ganzsachen, die damals mit einem Wert von größer = 400 Reichsmark angesetzt wurden (Quelle: Deutsche Briefmarken Zeitung Ausgabe Juni 1893, Autor: Lindenberg - rezitiert von Müller-Mark in Reflexionen über Philatelie)

Interessant dabei: Die One Penny orange Mauritius und ein ungebrauchter Ganzsachenumschlag von Finnland zu 20 Kop. wurde jeweils mit dem Höchstwert von 5.000 Mark bewertet.

All diese Briefmarken und Ganzsachen (insgesamt sind es 1274 Preise über 60 Mark, die von Lindenberg auf Basis des Senf Kataloges untersucht wurden) könnte man nun ebenfalls mit den kohärenten Algorithmen auf den realen Wert heute umrechnen. Ich überlasse es den Computern!

Interessant ist ebenfalls, dass man sich schon damals, gute 50 Jahre nach Herausgabe der ersten Briefmarke Gedanken über Preisansätze machte. Müller-Mark rezitiert in seinem Buch weiterhin die Gedanken von "Altmeister Lindenberg" - ich erlaube Lindenberg zu zitieren:

"Im Jahr 1863 waren die Preise, die man in Zeitungen und Katalogen anführte, stets Lagerpreise, d.h. man konnte die betreffenden Sachen zu den angeführten Preisen auch tatsächlich kaufen. Heute (1893) dagegen ist die bei weitem größte Mehrzahl aller Preise lediglich nominell, selbst die größten Händler sind nicht in der Lage, das, was sie in ihren Katalogen mit Preisen versehen, stets zu liefern und das Briefmarkensammeln gehört nachgerade immer mehr zu den Sammelgebieten, auf welchen sich eine Vollständigkeit unter keinen Umständen erzielen läßt, auf welchen gewisse Marken absolut aus dem Handelsverkehr verschwinden, und auf welchen es also unmöglich ist, den Wert gewisser Stücke, und sei es auch nur annähernder Schätzwert, festzustellen"


Dieser Text, 1893 verfasst, hat es tatsächlich in sich. Lindenberg hielt es also faktisch nicht für möglich, den Wert seltenster Marken und Ganzsachen auch nur annähernd festzustellen. Seiner Ansicht nach waren diese Raritäten dazu verdammt, vom Handelsverkehr zu verschwinden. War ja auch ein logischer Gedanke und wenn man mal den Geldbeutel des Otto-Normal-Sammlers betrachtet (zu denen auch ich gehöre), sind die Marken aus diesem Thread für uns ja wirklich verschwunden. Allerdings tauchen sie hin und wieder vereinzelt auf Auktionen auf und werden dem Sammlermarkt tatsächlich zum Kauf angeboten. Jedes einzelne Ergebnis solch einer Auktion ist eine wertvolle Information für uns Sammler und führt zum Studium des Briefmarkenmarktes. Ich würde deshalb deine Frage, wie ich vorgehe, folgendermaßen beantworten: ich lasse den Markt sprechen. Ich hoffe nur auch eines Tages den Markt genauer studieren zu können als jetzt.

Noch ein Hinweis zu Österreich Michel Nr. 9, der zinnober Merkur: Michel Online Katalog * 75.000 Euro, gestempelt: 150.000 Euro

Im Jahr 1942 stand er bei Michel auf Rang 1 (in Europa) mit 40.000 Mark.

Liebe Grüße

10Parale
 
Heinz 7 Am: 17.08.2017 12:40:57 Gelesen: 586380# 223 @  
@ 10Parale [#222]

Vielen Dank für die Anerkennung ("genialer Beitrag"). Ich habe mir viele Stunden den Kopf zerbrochen (auch schon in früheren Jahren), welcher Ansatz denn wohl der Beste sei und mir die Daten zusammengesucht, bin aber selber mit dem Ergebnis meiner Studien sehr zufrieden. Ich denke, der Ansatz:

1. Umrechnung des Wertes x in CHF
2. Aufrechnung des Wertes x mit Verzinsungsfaktor p=3 (3 %) für 1900-1999 bzw. p=0.4 (4 %o) für die Jahre 2000-2016 ist einfach und richtig (für die Schweiz).

Ich kenne die Studie von Altmeister Lindenberg sehr gut und habe diese Fleissleistung an anderem Orte auch bereits gewürdigt. Sie zeigt auch tatsächlich Interessantes & Erstaunliches. Trotzdem möchte und kann ich im Moment nicht vertieft darauf eingehen, weil:

a) die Jahre 1890-1905 sind Daten-mässig meines Wissens auf deutlich "dünnerem Eis", als die Jahre danach. Ich wüsste zur Zeit nicht, wie ich die Jahre 1890-1900 bewerten und aufrechnen sollte. Ich habe weder abgesicherte Umrechnungskurse (Fremdwährungen) noch Zinssätze "greifbar"
b) Lindenberg stützte sich bei seinen Arbeiten auf den Senf 1893, die zweite Ausgabe dieses Kataloges! Darin waren noch einige Unsicherheiten MEHR enthalten als im gleichen Katalog 20 Jahre später!

Ein wichtiges Problem ist die Zuteilung von Katalogpreisen für sehr seltene Marken, besonders bei Unikaten. Wie soll diese Marke bewertet werden? Nehmen wir als Beispiel die Marke der 81 Parale mit rotem Stempel (Beitrag [#124]). Diese Marke ist meines Wissens erst dreimal verkauft worden (2 x via Auktion) in den letzten 159 Jahren seit ihrer Herstellung! Wenn nun bei diesen Gelegenheiten der Wettbewerb nicht so heftig war, dann wurde die Marke vielleicht zu günstig verkauft? - Anderes Beispiel: wenn eine Marke EINMAL sehr teuer bezahlt wurde, bei späteren Verkäufen dann aber nur noch (deutlich) weniger einbrachte, sollte dann der Katalogpreis auf das neue Niveau gesenkt werden? - Diffizile Frage! - Viele Kataloghersteller "glätten" die Ergebnisse etwas aus; generelle Aussagen sind aber fast unmöglich.

"Der Markt" ist also grundsätzlich sicher der einzig "legitime" Bewertungsmass-Stab, nur gibt es zeitweise für bestimmte Gebiete über längere Zeitspannen keine (neuen) Marktdaten. Dann ist die Kunst gefragt, trotzdem eine einigermassen gerechte Wertfindung festzulegen. Gewisse Raritätenhändler oder Auktionatoren konnten dies meisterhaft! Sehr oft wurden die "allgemein akzeptierten Wert-Schätzungen" an konkreten Auktionen dann verblüffend gut bestätigt.

Im XX. Jahrhundert hatten die Philatelisten immerhin drei wirklich gute Gelegenheiten, das allgemeine Preisgefüge wieder einmal weltweit zu vergleichen, als die drei gewaltigen weltweiten Sammlungen von Ferrary, Caspary und Burrus versteigert wurden. Seither gab es aber keine solchen gleichzeitigen Anlässe mehr, und wir müssen uns mit mehr Einzelverkäufen ein Gesamtbild bauen (viele Mosaik-Steinchen ergeben auch wieder ein Gesamtbild).

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 17.08.2017 23:08:23 Gelesen: 586303# 224 @  
@ 10Parale [#222]

Lieber Freund,

anhand einer Rarität will ich die Schwierigkeit aufzeigen, einen fairen ("richtigen") Katalogwert zu finden. Nehmen wir dazu die folgende Marke:

Postmeistermarke Mount Lebanon, Louisiana, 5 Cents rotbraun.



Diese Marke ist ein Unikat! Bis heute kennt man nur dieses eine Exemplar (auf Brief).

Die Marke war bereits im XIX. Jahrhundert bekannt, war bei Senf 1912/1913 aber nicht aufgelistet (damals waren nur 70 Marken katalogisiert, Senf 1-61, 63-71. Scott listete 2000 fast doppelt so viele: 137 verschiedene Hauptnummern auf, Scott 1-143, mit 6 Lücken).

Der legendäre Sammler Ferrary besass auch diese Marke! Sie wurde am 14.6.1922 angeboten, vermutlich das allererste Mal. Es war die 4. Ferrary-Auktion, Los 50. Ohne Startpreis, ohne Schätzpreis.

Die Marke (bzw. der Brief) wurde zu Francs 13'500 verkauft, dazu kamen 17.5 % Zuschlag = FRF 15'862.50. Ich kenne den genauen Umrechnungskurs vom 14.6.1922 nicht (FRF in CHF), darum behelfe ich mir mit der Angabe (gemäss Resultatliste): 1 GB£ = 50.90 FRF und erhalte also als Resultat = GB£ 311,64. (Die Umrechnung von 0,64 GB£ in Shilling und Pence erspare ich mir). Im Juni 1922 war der Kurs des GB£ zu Schweizer Franken 1 GB£ = CHF 23.355. Damit errechnen wir einen Wert von CHF 7278.36. Bis 31.12.1922 erhöhte sich der Betrag um CHF 118.88 (Verzinsung um 3 %, 196 Tage). Damit ergibt sich ein "theoretisch richtiger" Katalogwert von CHF 7'397 Ende 1922. So weit, so gut. Per Ende 1999 wären dann daraus CHF 72'031 geworden.

Erst 34 Jahre später wurde der Brief wieder verkauft (3. Caspary-Auktion, Los 287). Der Katalogwert betrug damals offenbar US$ 3'500 (Scott No. 60 X 1). Der Brief wurde immerhin zu US$ 5'500 verkauft. Die Auktionsfirma (H.R. Harmer, New York) verlangte damals kein Aufgeld zum Zuschlagpreis.

Machen wir unsere Rechnung aufs Neue. Ein US$ galt im März 1956 CHF 4.285. Daraus errechnen wir einen Kaufpreis von CHF 23567.50. 6.3.1956 bis 31.12.1956 ergab dies Zinsen von CHF 577.40, Ende 1956 war der Brief theoretisch also CHF 24'145 wert. Hochgerechnet auf Ende 1999 erhalten wir einen theoretischen Katalogwert von CHF 86'065.

Im LIFE-Artikel war der Brief übrigens erwähnt, und mit US$ 5'000 bewertet (1954), erstaunlich nahe am tatsächlichen Verkaufspreis rund 2 Jahre später.

Erst 43 Jahre später, am 28.9.1999 kam die Sammlung Kilbourne zum Verkauf, bei R.A. Siegel (Sale 815). Das Los erzielte einen horrenden Preis von US$ 350'000 + 10 % = US$ 385'000 und löste so meines Wissens den berühmten "Livingston"-Brief als teuerste Einheit aller Zeiten der Konföderierten Staaten ab. Im Scott Katalog "2000" war der Brief damals noch mit US$ 100'000 katalogisiert; die Kilbourne-Auktion war nach dem Redaktionsschluss dieses Kataloges.

Der US$ war damals bewertet mit 1 US$ = CHF 1.5246, daraus errechnen wir einen Kaufpreis von CHF 586'971 (per 28.9.1999). CHF 4'500 rechnen wir dazu (bis 31.12.) und erhalten so CHF 591'471.

Dieser dritte bekannte, echte Markt-Wert liegt also viel höher als derjenige von 1922 oder 1956!

1922: CHF 72'031
1956: CHF 86'065
1999: CHF 591'471 (alle Werte aufgerechnet per 31.12.1999)

Am 19.11.2009 wurde dieser Brief wieder verkauft (Spink Shreves New York). Der Erlös war "nur" US$ 220'000 + 15 % Aufgeld (20 % für die ersten US$ 2000) = US$ 253'100 (nach meiner Berechnung). Der US$ hatte nochmals kräftig an Wert verloren (1 US$ = CHF 1.0123). Wir errechnen also einen Kaufpreis von CHF 256'213 (November 2009), das sind nur noch 43.3 % des Preises 10 Jahre früher.

Welcher Katalogwert war also korrekt von 1900 bis heute? Die US$ 100'000 im Scott 2000 schienen vielleicht eher hoch, wurden dann aber nahezu Makulatur, spielten beim Verkauf der Sammlung Kilbourne keine Rolle mehr.

Wir haben meines Wissens in 110 Jahren nur 4 x einen Marktwert feststellen können.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 18.08.2017 14:37:26 Gelesen: 586257# 225 @  
@ 10Parale [#222]

150'000 Euro! Und das für eine einzelne, lose (gestempelte) Briefmarke! Das ist schon eine "Hausnummer"! Gut möglich, dass damit die Frage nach "EUROPA's Teuersten" entschieden ist! Zumindest, was die aktuelle Einschätzung der Michel-Redaktion betrifft.

Der "Streit", wer denn Europa's Teuerste ist, tobt schon während Generationen und wird NICHT einheitlich gesehen!

Anfangs XX. Jahrhundert schien die Sache klar zu sein; Schubert und Haas setzten Rumäniens 81-Parale Marke zuoberst auf die Liste (siehe Beitrag [#124] und [#169].

Später entwickelten sich andere alte Europäer im Wert stärker, sodass der in Beitrag 219-221 gezeigte "Merkur zinnoberrot" plötzlich die Nase vorn hatte, oder auch andere, auf die ich später noch eingehen werde.

Anfangs des XX. Jahrhunderts wurden die Farbfehldrucke noch nicht sooo gewaltig hoch bewertet, wie es später der Fall war. Nimmt man diese Farbfehldrucke bei der "Europa-Wahl" hinzu, wird man kaum um die Baden 9 Kreuzer grün (siehe Beitrag [#5], [#159] + [#152]) oder den Schweden 3 Skilling-gelb-Fehldruck (siehe Beitrag 173) herumkommen. Aber es gibt noch weitere, sehr interessante und sehr seltene Fehldrucke, die wir bisher noch nicht besprochen haben.

Wir haben also noch einen weiten Weg vor uns, und sind immer noch dabei, uns zuerst ein "Grundwissen" anzueignen.

Lektion 1: Teuerste reguläre Marken Europas und der Welt (im Laufe der Zeit, seit 1900 - heute)
Lektion 2: Teuerste Abarten Europas und der Welt
Lektion 3: zusätzlich: Teuerste Einheiten Europas und der Welt (z.B. Viererblocks oder Paare, insbesondere Kehrdruck-Paare)
Lektion 4: zusätzlich: Teuerste Briefe Europas und der Welt
Lektionen 5 ff: zusätzlich: Teure Spezialitäten: Ersttag-Briefe, seltene Stempel, Destinationen, Frankatur-Kombinationen....

Für einen Abschluss als "Bachelor der Philatelie" müssen wir mindestens die ersten beiden Lektionen noch fertig studieren. Wer dann noch weiterlesen mag, der schafft es dann vielleicht auch zum "Master"?

All diejenigen, denen es jetzt schon schwindelig ist vor den vielen grossen Zahlen, sei folgende Erkenntnis in Erinnerung gerufen.

DIE TEUERSTE BRIEFMARKE DER WELT WAR UND IST DIE BRITISH GUIANA, 1856, ONE CENT (siehe Beitrag 2, 7-9, 14-16, 149).
DIE DREI BESTEN BRIEFE sind (meines Erachtens)

Mauritius, Post-Office-Buntfrankatur (Beitrag 164+165)
Hawaii, Dawson Brief, Bunt- und Misch-Frankatur der 1. Ausgabe (Beitrag 161+162, 167+168)
Rumänien, Bunt-Frankatur 1. Ausgabe, inkl. 81 Parale-Wert (Beitrag 169)

Mit diesem Wissen werden Sie schon den schönsten Small-Talk über Briefmarken mit Bravour bestehen! Würzen Sie das Ganze mit Erfahrungen zum eigenen Sammelgebiet, und sie können ganze Abende füllen mit interessanten Gesprächen.

Viel Vergnügen wünscht

Heinz
 
Heinz 7 Am: 19.08.2017 18:23:47 Gelesen: 586200# 226 @  
@ BD [#2]

Ich möchte bei unserem Streifzug durch die teuersten Marken nach der Liste Schubert eine weitere Marke vorstellen, die 1912 und 1913 mit 2000 Mark klassiert war (im Katalog Senf) und damit immerhin Platz 24 aller Marken weltweit erreichte, zusammen mit 5 anderen Marken. Ich gebe gerne zu, dass ich die Marke aus den USA nicht wirklich kannte.

Ich habe vor mehr als 25 Jahren eine ähnliche Studie (Wertvergleich der teuersten Marken weltweit über die Jahre) schon einmal gemacht, mich dabei aber auf die Liste Haas 1905 abgestützt (vgl Beitrag [#149]), nicht auf die Liste Schubert 1913. Die 50 bestplatzierten bei Haas kenne ich alle, die meisten ziemlich genau. Die Schubert Nr. 24.6 aber ist bei Haas nicht gelistet und ist mir in den letzten 20 Jahren nie speziell aufgefallen. Darum musste ich mich nun selber auf die Suche begeben.

Ich denke, ich habe die Marke gefunden! Sie sieht jedenfalls so aus, wie Abb. 8 in Beitrag [#2].



Ich werde noch nachprüfen, ob Senf 1913 noch mehr sagt zu dieser Marke (vielleicht meint Senf ja doch eine andere Marke, z.B. in einer anderen Farbe?). Bis auf Weiteres nehme ich aber an, es handelt sich bei dem gefunden Stück um die gesuchte Nr. 24.6 gemäss Liste Schubert.

Anbei die Losbeschreibung: Siegel-Auktion 1125 vom 5.5.2016, Los 838:
"(1c) Dull Blue, Franklin Carrier (LO1). Large margins to clear, detailed impression, trace of letters from a red cancel at bottom right and top right, few thin spots".

Die ungebraucht wirkende Marke trägt offenbar leichte Spuren eines Stempels und wird darum gelistet als "gestempelt". Das ist die teurere Variante (siehe Schubert).

Der Preis 2016 ist nun aber eine Riesenenttäuschung für einen Sammler von 1913: Katalogwert 2016 nur US$ 8'000, und Price realized nur US$ 1800 plus Aufgeld.

Damit hat diese Marke dramatisch an Wert verloren in den letzten 100 Jahren. Vielleicht wurden davon grössere Bestände nach 1913 gefunden? Ich weiss nicht, wie häufig diese Marke heute ist (wie viele Stücke sind bekannt?). An der besagten Auktion kamen nämlich offenbar gleich 5 verschiedene Exemplare dieser Marke zum Verkauf: 4 gestempelt, 1 ungebraucht. Die Resultate der anderen Lose waren aber auch nicht erheblich anders: Los 839: $ 2300, Los 840: $ 1900, Los 841: $ 3500, Los 842: $ 2300.

Dies wäre dann wohl die Marke, die am meisten an Wert eingebüsst hat seit 1912, seit wir unsere Studie hier ausbreiten.

Freundliche Grüsse
Heinz
 
LK Am: 19.08.2017 20:22:44 Gelesen: 586184# 227 @  
@ Heinz 7 [#226]

Hallo Heinz,

erstmal ein Lob für dein Engagement.

Bei dieser Marke irrst du leider.

Die abgebildete Marke ist nicht die aus der Liste von Schubert.

Dieser meint die Nr. 1 , 1 Cent orangebraun von der bis heute nur 3 gestempelte Stücke existieren.

Die Marke wurde umgehend zurückgezogen, da sie starke Ähnlichkeit in Druck und Farbe mit Mi 4 der Unionsausgaben hatte.

Die von dir gezeigte Marke ist die Nr. 2 in Farbänderung 1 Cent dunkelblau, und die ist nicht wirklich selten ( Auflage über 300.000 )

Derzeit wird die Nr. 2 (*) mit 5000 €, * mit 8000€ und gestempelt mit 5000 € bewertet.

Entsprechend sind die Auktionserlöse von Siegel nicht ungewöhnlich, ich habe für mein ungebrauchtes Exemplar mit Attest Jakubek nur DM 1200 ( 1989 ) gezahlt.

Zudem ist die Marke mit Vorsicht zu betrachten, da am 2.4.1875 ein ungezähnter Neudruck aufgelegt wurde der nur 50 € wertet.

Dieser unterscheidet sich nicht im Druck, sonder nur in der Papierfarbe Orginal auf lilarosa, ND auf rosa.

Bei der von mir gezeigten Marke soll es sich um ein Essay der sehr seltenen Nr. 1 handeln ( Quelle Kelleher Auktion USA )



Beste Grüße

LK
 
Heinz 7 Am: 20.08.2017 16:07:24 Gelesen: 586082# 228 @  
@ LK [#227]

Hallo LK,

Du hast natürlich recht! Zum Glück habe ich vorsichtig geschrieben, dass ich mir nicht sicher sei, ob die gezeigte Marke wirklich die "teure" sei, gemäss Schubert (Senf) Nr. 03 I (gestempelt). Im Katalog "Senf 1913" habe ich heute nachsehen können; da steht als Farbe der Marke "braunrot". Die in Beitrag [#226] gezeigte Marke in Farbe blau (Senf Vereinigte Staaten Nr. 3) war nur mit Mark 200 bewertet, nicht mit Mark 2000!

Ich war gestern den ganzen Tag unterwegs und hatte keinen Zugriff auf meine Kataloge und übrige Literatur.

Im Katalog "Michel; Valuable Tsamps of the World / Wertvolle Briefmarken aus aller Welt" von 2010 finde ich die Carrier-Marke der USA nicht.

Im Katalog: "Scott; 2000; Classic Specialized Catalogue of stamps & covers 1849-1940" folgen die Carriers' stamps im hinteren Teil der USA-Sektion. Die Franklin Marke in blau wird breit aufgelistet (Seite 27), aber keine Marke mit gleicher Zeichnung braunrot! Das wundert mich.

Wo ist denn diese alte Senf Nr. 03 I (braunrot) katalogisiert? Ich suche weiter.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 20.08.2017 17:42:05 Gelesen: 586062# 229 @  
@ LK [#227]

Deine Information ist sehr interessant:

"Dieser meint die Nr. 1 = 1 Cent orangebraun von der bis heute nur 3 gestempelte Stücke existieren.

Die Marke wurde umgehend zurückgezogen, da sie starke Ähnlichkeit in Druck und Farbe mit Mi 4 der Unionsausgaben hatte."

Woher hast Du diese Information? Wie ist die Scott Nr. der alten Senf 03 I braunrot?

Caspary hatte sicherlich eine der besten US-Sammlung mit "Carriers and Locals" aller Zeiten (wenn nicht gar "die beste"). Der Auktionskatalog 1957 ("Carriers and Locals", H.R.Harmer Inc., New York, sales 1069, 1070, 1071, 1072) umfasste 1046 Lose! Doch auch hier kann ich keine braunrote Franklin-Marke gestempelt finden! Los 1 und 2 waren zwei ähnliche Lose, ein Einzelstück und ein Sechserblock, aber ungestempelt:



Katalog-Beschreibung: "1 c orange on wove paper, trial color plate proof (L01aTC4), in horiz. block of 6. Excellent color (...). Unlisted as block and believed to be the only one in existence."

Das Resultat dafür reisst uns jetzt nicht von den Stühlen, nur US$ 170 ist als price realized vermerkt.

Derselbe Block kam 42 Jahre später wieder zum Verkauf: Siegel sale 817: "the David Golden collection of United States Carriers & Locals". Aus diesem Auktionskatalog stammt auch das obige Foto mit der Losbeschreibung (Los 10):

"(1c) Franklin Carrier, Orange Trial Color Plate Proof on Wove (LO1TC4a). Positions 12-14/22-24, block of six, large margins to just in at left, folded horizontally between top and bottom rows, slight bend thru bottom row

FRESH AND VERY FINE APPEARANCE. THE LARGEST RECORDED MULTIPLE OF THE RARE ORANGE TRIAL COLOR PROOF.

Ex Worthington, Caspary and Middendorf".

Wenn die Marke Senf 03 I (1913) als "Trial Color Plate Proof" identifiziert wurde, dann verstehe ich, dass der "proof" in den Standard-Katalogen nicht aufgeführt wurde. (Er hätte dann wohl auch nicht in den Senf 1913 gehört, meine ich). Dann ist aber erstaunlich, dass es von dem "Ding" drei GESTEMPELTE Exemplare geben soll. Proofs kamen nicht zur Ausgabe, sollten also gestempelt auch nicht vorkommen.

Schwierig - wer weiss mehr?

Übrigens auch bei Siegel erreichte dieser Sechserblock kein sehr hohes Ergebnis: US$ 3'000 war offenbar der Zuschlagspreis.

Heinz
 
BD Am: 20.08.2017 17:56:56 Gelesen: 586052# 230 @  
Hallo Heinz,

anbei Auszug Michel-Spezial USA 1992.

Beste Grüße Bernd


 
LK Am: 20.08.2017 18:31:45 Gelesen: 586039# 231 @  
@ Heinz 7 [#229]

Hallo,

BD hat die Quelle in seinem Posting schon genannt.

Die Orginale dieser Marke sind bis heute nur in 3 gestempelten Exemplaren bekannt.

Eines davon soll sich im Nationalen Postmuseum in Washington DC befinden, auch die anderen 2 sind in den letzten Jahrzehnten nicht gehandelt worden.

Auch von dieser Marke gibt es Neudrucke die von abgeschliffener Platte hergestellt wurden, und dazu zähle ich auch den von dir gezeigten 6er Block.

Dieser präsentiert sich im Gegensatz zu deiner gezeigten Nr. 2 im verschwommenen Druck auf weißem Papier, Orginal bräunlichweiß im sauberen Stichtiefdruck.

Vergleich bitte mal nur die Ornamente und das Mittelstück, (ohne Schraffur) die Nr.2 wurde von der gleichen Platte gedruckt, nur in Farbänderung.

Der erzielte Auktionserlös sagt eigentlich schon alles aus.

In jeder besseren USA Sammlung befindet sich solch ein Neudruck. Über die Auflage ist nichts bekannt.

Beste Grüße

LK
 
Heinz 7 Am: 20.08.2017 21:36:19 Gelesen: 586008# 232 @  
@ BD [#230]
@ LK [#231]

Vielen Dank, Bernd und LK,

die Nummer 24.6 der Liste Schubert ist damit auch vorgestellt. Ich möchte als Zwischenbilanz aufzeigen, welche Nummern (Schubert) in welchem Beitrag behandelt wurden. Die ersten 29 Nummern haben wir mehr oder weniger gezeigt in Wort und Bild.

Wir haben gesehen, dass drei äusserst seltene und teure Marken auf der Liste Schubert leider fehlen, aus den bekannten Gründen. Sie sind unten auf der beiliegenden Liste aufgeführt.



Die nächsten 7 Tage werde ich nur wenig Zeit finden, um an der Studie weiter zu arbeiten. Ich komme aber spätestens im September gerne mit Ergänzungen zurück.

Freundliche Grüsse

Heinz
 
Heinz 7 Am: 21.08.2017 13:44:09 Gelesen: 585948# 233 @  
Lieber LK,

Dein Hinweis: "Eines davon soll sich im Nationalen Postmuseum in Washington DC befinden" ist offenbar zielführend, denn ich fand folgenden Hinweis:

"Benjamin Miller had an abundance of the early stamps called carrier stamps. Used in cities in the mid-1800s, carrier stamps paid for mail delivery or pick-up. At the time, this was a special service; letters were normally carried only between post offices, not street addresses.

The original 1851 Franklin carrier stamps were not used for long. Easily confused with a Franklin postage stamp, they were replaced within two months by stamps with an eagle design. These Eagle carriers were used for several years, making them less rare. Starting in 1875, the Post Office made special printings of both stamps for collectors. Miller collected those later stamps, too.

Miller album page with 1-cent Franklin carrier stamps"


Dazu muss man wissen: Benjamin Miller hatte eine grossartige USA-Sammlung, die er der New York Public Library vermachte. Offenbar gelangte diese Sammlung dann ins Nationale Postmuseum in Washington DC ("Smithsonian National Postal Museum"). In dieser Miller Sammlung ist offenbar die 1 Cent-Franklin Carrier Marke braunrot enthalten, auf Brief. Das Bild ist geschützt und so klein, dass man nichts Genaueres erkennen kann.

Es wäre nun schön, wenn wir finden, wo denn die anderen zwei Exemplare dieser Marke einst waren (oder: heute sind).

Wenn die Marke wirklich nur 3 x bekannt ist, und ein Exemplar ist im Museum, dann ist ihr heutiger Katalogwert sicher sehr hoch. Seltsam dünkt mich allerdings, dass sie im Scott 2000-Katalog nicht zu finden ist! (Scott; 2000; Classic Specialized Catalogue of stamps & covers 1849-1940). Oder habe ich sie übersehen? Hat jemand einen Scott USA-Specialised und findet die Marke mit Bewertung?).

Anbei der Link zur Ausstellung der Miller-Sammlung:

https://arago.si.edu/exhibit_238.html

Miller hatte übrigens das zweite Stück der "1 Cent blue 1867-1868, Z grill (Scott 85 A)", vgl. Beitrag [#103]!

... und - auch interessant - ein Teil der Miller-Sammlung wurde offenbar aus dem Museum gestohlen!

LK, Dein Beitrag [#231] wird im nächsten "Update" meiner Übersichtsliste (siehe Beitrag [#232]) vermerkt. Ich habe die Liste schon erstellt, als ich Deinen Beitrag gestern entdeckte.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 21.08.2017 13:49:03 Gelesen: 585946# 234 @  
@ Heinz 7 [#233]

https://arago.si.edu/record_174019_img_2.html

Anbei die Seite mit der schlichten Scott Nummer LO1 (gemäss Museums-Beschreibung). Aber: stimmt das? Ist LO1 nicht die blaue Marke?

Heinz
 
Heinz 7 Am: 21.08.2017 23:32:50 Gelesen: 585890# 235 @  
@ Heinz 7 [#234]

Zurück auf Feld 1!

Die vermeintliche 1 Cent Carrier-Marke braunrot ist mitnichten die gesuchte Marke!



Dies ist der Brief aus der Miller-Sammlung (siehe Beitrag [#233]). Die Marke links auf dem Brief ist braunrot, ja, aber es ist die Washington 3 Cent-Marke!

Damit haben wir (ich) keine einzige gültige Marke je gesehen. Was mir zudem sehr zu denken gibt: auch im Scott USA specialized catalogue war und ist die Marke offenbar NICHT verzeichnet. Ich habe alte und neue Scott Speciliazed Catalogues konsultiert!

Was bedeutet das?

Im Senf 1912 und 1913 war die Marke gelistet mit 2000 Mark. Dieselbe Notierung finden wir im Senf 1915. Im Senf 1921 ist anstatt einer Preisangabe ein "-.-" vermerkt. Im Senf 1925 ist eine interessante Notiz angebracht: "Nr. 03 I ist vermutlich Probedruck, gestempelt ist nur ein Stück davon bekannt." Im Senf 1929 ist die 03 I. gar nicht mehr aufgeführt.

Nun möchte ich wissen:

a) worauf gründet Michel seine Anmerkungen?
b) was hält Scott von dieser Ausgabe? Warum wird sie im Katalog nicht gelistet?

Solange ich keine Zusatzinformationen habe, setze ich ein grosses Fragezeichen hinter diese Marke. Weiterführende Hinweise nehme ich gerne entgegen.

Grüsse
Heinz

[Redaktioneller Hinweis: Bitte in Beitrag [#330] lesen !]
 
Heinz 7 Am: 22.08.2017 23:09:06 Gelesen: 585819# 236 @  
@ 10Parale [#215]

Einzelne Präzisierungen zu Deinem Beitrag.

Obwohl der Block seit dem XIX. Jahrhundert bekannt ist (er wurde 1893 in der Sammlung Reich-Langhans an der Internationalen Briefmarken-Ausstellung Zürich beschrieben), ist er in den letzten 124 Jahren doch nur sehr selten (einzeln) verkauft worden, öffentlich schon gar nicht. Dank Herrn Toni Abele wissen wir seit 1958-1961 viel über die Geschichte (auch) dieser Schweiz-Rarität. In der Artikelserie "A propos Altschweiz" wurde der Zwanzigerblock der Zumstein Nr. 6 (Michel Nr. Genf 4) beschrieben. Er zierte manch eine grosse Sammlung, die aber gleich mehrfach von Händlern "en bloc" eingekauft wurden (kein Einzelverkauf via Auktion). Die Sammlungen Avery und Duveen beinhalteten diesen Block.

Vermutlich zum ersten Mal kam dieser Block ALS EINZELLOS an eine Auktion im April 2012. Bei Corinphila wurde die Sammlung von Silvain Wyler verkauft (ein Teil davon). Sammlung "Seebueb". Auktion 175 vom 28.4.2012. Los 5014.



Dieser Block wurde zu CHF 270'000 angeboten und verkauft (plus Zuschlag). Einzeln kostet diese Marke nur Euro 1900 (Michel 2010), CHF 3000 (Händlerkatalog Schweiz 2017) CHF 2800 (Zumstein 2013).

Es ist der zweitgrösste Block, weil Ferrary hatte gar einen Originalbogen mit 100 Stück. Dieser ist heute im Postmuseum (Bern, nicht Genf).

Freundliche Grüsse
Heinz

Heinz
 
10Parale Am: 23.08.2017 16:46:18 Gelesen: 585778# 237 @  
@ Heinz 7 [#236]

Vielen Dank, dass du diesen wunderschönen Block der Zumstein Nr. 6 hier noch einmal in seiner Provenzienz und Geschichte erläuterst.

Man bedenke:

Der Kanton Zürich, Brasilien und der Kanton Genf folgten 1843 mit der Einführung der Briefmarken als erste Länder (Kantone-Stadtgebiete) dem englischen Vorbild (abgesehen von privaten und halbamtlichen Ausgaben der USA - 1842). Die Eidgenossenschaft folgte 1849/50.

1845 folgte der Kanton Basel mit dem berühmten Dübli.

1899 folgte Dahomey als letztes Land im 19. Jahrhundert mit der Einführung von Briefmarken.

Dabei habe ich gelesen, dass die Genfer zunächst gar nicht so einverstanden waren mit der Einführung der Vorauszahlung des Portos. In seinem Buch "DIE ENSTEHUNG DER BRIEFMARKE" (1985 erschienen im MONDO Verlag) schreibt Traugott Haefeli-Meylan, dass, - um die Bevölkerung Genfs die Akzeptanz der Briefmarke zu erleichtern -, diese 1844 zu 4 Rappen die halbe Marke und 8 Rappen die ganze Marke verkauft wurden. Dieser Abschnitt des Buches ist sehr interessant zu lesen. Obwohl die Kantone Genf und Zürich auch mit dem Aussehen der ersten Stempel den Engländern nacheiferten, war von Anfang an ein Einheitstarif wie in England nicht vorgesehen.

Auf Seite 132 kommt dann ein kleiner Abschnitt, den ich hier einmal zitieren möchte, weil ich ihn inhaltlich nicht verstehe, jedoch unter Umständen ein wichtiger Hinweis auf unser Thema in diesem Thread:

"Es dürfte den Laien interessieren, dass 1979 diese Zettelchen (Anmerkung: Briefmarken) von 10 Rappen und weniger, gestempelt und von guter Qualität im Briefmarkenhandel ab 300 die schwarze Penny, 20.000 die Zürich vier, 50.000 die Doppelgenf und 12.000 die Baslertaube verkauft wurden (in Gold konvertiert und dies noch vor der Hausse des Edelmetalles)."

Gibt es eine Konvertierung der Märkte in Gold? Kann man dies auch auf Briefmarken ansetzen und von welcher Einheit spricht der Autor? Für mich ein Rätsel.

Liebe Grüße

10Parale


 
Heinz 7 Am: 29.08.2017 23:26:29 Gelesen: 585322# 238 @  
@ 10Parale [#237]

Lieber 10 Parale,

ich habe dieses hübsche Buch auch, und ich habe die angegebene Stelle nachgelesen. Ich muss sagen, ich verstehe hier den Autoren auch nicht richtig.

Vermutlich wollte er sagen, wie teuer diese vier Briefmarken damals (1979) waren (das Buch erschien aber erst 1985). Möglicherweise waren dies die damals aktuellen Katalogpreise in Schweizer Franken. Da die Gold-Umwandlungspflicht für Banknoten für die Nationalbank damals aber schon längere Zeit nicht mehr bestand, macht für mich diese Aussage keinen rechten Sinn.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 30.08.2017 23:07:18 Gelesen: 585187# 239 @  
@ Heinz 7 [#206]

In Beitrag [#206], [#211] und [#213] haben wir die teuerste Marke aus Grossbritannien kennengelernt (gemäss Katalog Senf). Nun stelle ich die nächste Marke vor, die 1912/1913 mit Mark 1'800 bewertet war (Senf Nr. 69). Bei Schubert erreichte diese Marke Platz 30.

1 Pound braunviolett der Ausgabe 1882/83.

Im Michel-Katalog von 2010 finde ich diese Marke auch als Mi Nr. 69 mit einem Katalogwert von Euro 60'000 für Variante a (weisses Papier). Variante b (bläuliches Papier) ist bewertet mit Euro 50'000. Diese Marke ist bei Senf 1912/1913 bewertet mit Mark 1'200 (Senf Nr. 69 a) und landete auf Platz 50 der Liste Schubert.

1878 kam eine bildgleiche Marke heraus mit einem anderen Wasserzeichen (Senf Nr. 50). Sie ist bewertet Senf 1912/1913 mit Mark 800 = Platz 80 bei Schubert. Michel Nr. 50 ist bewertet mit Euro 40'000 ungebraucht.

Anbei ein Foto dieser Marke



Dieses Foto stammt aus dem Buch "Bolaffi 1998-Tutti i record della stagione filatelica". Auf Seite 95 ist ein Verkauf bei Spink, London, erwähnt, als diese Marke verkauft wurde. Gemäss Umrechnung Bolaffi erreichte die Marke einen Endpreis von US$ 26'370 (Umrechnungskurs von 1998 beachten). Das "passt" einigermassen zum Michelpreis von Euro 40'000 (2010) bzw. US$ 27'500 (Scott 2000 für Scott no. 75).

Diese Marken haben sich also in den letzten 100 Jahren gut entwickelt.

Schöne Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 31.08.2017 22:53:32 Gelesen: 585043# 240 @  
@ Heinz 7 [#239]

Gestern habe ich die Michel Nr. 50 gezeigt. Heute folgt die Michel Nr. 69y, die noch höher bewertet ist (siehe oben).



Anm 11.6.2007 wurde in New York die Sammlung "Great Britain" von William H. Gross verkauft. Gross war ein gern gesehener Käufer bei diversen Auktionshäusern; er hat sich über viele Jahre grosse Mengen an Raritäten zusammengekauft, die er aber in den letzten 10 Jahren zum Teil wieder verkaufte. So auch im Juni 2007 bei Shreves Philatelic Galleries, Inc., New York.

Ich habe die Losbeschreibung (Los 141) gleich dazu gescannt. Diese Marke hatte damals offenbar einen Katalogwert von GB£ 80'000, also noch deutlich mehr als bei Michel (69y im Jahr 2010 = Euro 50'000).

Es wäre nun interessant, zu sehen, welchen Preis das Los 2007 erzielte. Ich habe leider keine Ergebnisliste.

Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.09.2017 19:09:39 Gelesen: 584896# 241 @  
@ Heinz 7 [#124]

Wenn ich heute die 27 Parale-Marke vorstelle, dann habe ich dafür gleich mehrere Gründe. Zwar ist die "kleine Schwester" der weltbekannten 81-Parale-Marke (Nr. 4 bei Schubert, Nr. 6 bei Haas) bei Schubert bloss auf Platz 57 zu finden, aber das liegt daran, dass Senf die Marke 1912/1913 ungebraucht nicht bewertete (Angabe: "-.-"). Gestempelt/lose ist die Marke nicht ganz so selten wie die 81 Parale-Marke, aber ungestempelt gibt es nur sehr wenige Stück davon. Fritz Heimbüchler listet nur 14 davon auf, aber mindestens ein Stück davon ist unerreichbar für Sammler (da im Museum) und andere sind schon lange nicht mehr auf dem Markt erschienen.

Im Verlaufe der Jahrzehnte haben diverse Kataloge die Michel Nr. 1 ungebraucht sogar höher bewertet als die 81 Parale-Marke, was für "ungebraucht" durchaus nachvollziehbar ist. Nimmt man aber die gestempelten Marken hinzu, so ist die 81 Parale-Marke die seltenste der 1. Ausgabe von Rumänien.

Das schönste Stück dieser faszinierenden Marke war in den Sammlungen Caspary und Tomasini/Künzi und wurde im November 2006 für stolze Euro 130'000 plus Zuschlag verkauft. Bereits an der Caspary-Auktion (19.11.1957 in New York) hatte die Marke ein sehr hohes Ergebnis erreicht.



Was ist nun der richtige Katalogpreis? Bei Michel 2010 war die 27 Parale-Marke mit nur Euro 35'000 bewertet, ein Wert, der am Markt bereits mehrfach und klar übertroffen wurde. Im Handbuch 3 von Heimbüchler (2007) wurde eine Bewertung von Euro 50'000 genannt.

Bei Haas rangiert die 27 Parale Marke übrigens auf Platz 18 der Welt. So oder so - sie gehört ohne Frage zu den berühmtesten und wertvollsten Briefmarken der Welt!

Heinz
 
Heinz 7 Am: 01.09.2017 21:35:58 Gelesen: 584868# 242 @  
@ Heinz 7 [#241]

Was gibt es Besseres als eine Rumänien Nummer 1?

Na klar! ZWEI Rumänien Nummern 1! - Und wenn sie dann als Paar noch im Kehrdruck zusammenhängen, so haben wir eine höchstkarätige Weltrarität vor uns!

Ich habe an anderem Orte schon erwähnt, dass die Erstausgabe von Rumänien in kleinen 32-er-Bogen gedruckt wurde: 4 Reihen zu 8 Marken. Im Thema "Rumänien für Sammler" habe ich gezeigt, wie der Bogen bedruckt wurde; es entstanden beim Druck pro Bogen 8 Kehrdruck-Paare.

Von allen hergestellten Marken ist nur ein einziges Paar gestempelt übriggeblieben:



Hier eine der ganz wenigen Farb-Fotos, das existiert. Die Marke (das Paar) wurde im LIFE-Artikel (siehe Beitrag 155) auch abgebildet.

Das Kehrdruck-Paar war ein Star an der Auktion bei Ferrary! Von weit mehr als 10'000 Losen erreichte Los 501 der 2. Auktion (13.10.1921) das 29. höchste Ergebnis. Die Francs Français 46'000, die damals erzielt wurden, haben einen Wert von rund CHF 300'000 per heute (genauere Ausrechnung folgt).

Auch bei der HIND-Auktion 1935 erreichte dieses Paar ein Top-Resultat.

Diese Welt-Rarität ist aber seit 67 Jahren verschollen! Letztmals wurde sie 1950 in London ausgestellt (in der Royal Philatelic Society), danach ward sie nie mehr gesehen.

Grüsse
Heinz
 
Heinz 7 Am: 02.09.2017 15:15:31 Gelesen: 584748# 243 @  
@ Heinz 7 [#242]

Die 27 Parale-Marke (Michel Nr. 1) wurde erst spät katalogisiert. Während die Werte zu 54, 81 und 108 Parale schon ab 1863 in den Briefmarken-Katalogen erschienen (Mount Brown), war die 27 Parale Marke damals noch unbekannt. Erst 1869, also volle 11 Jahre nach dem Erscheinen der Marken, wurde die Existenz dieser Marke mit der Veröffentlichung einer Schrift über die Briefmarken der Moldau (Autor: Legrand) und mit der Aufnahme in die Kataloge (Moens) auch bestätigt.

Der oben gezeigte, einmalige Kehrdruck wurde erst 1895 entdeckt und war gemäss Handbuch Heimbüchler 1994 (Seite 276/277, Nr. 4) 1904 "in London". Ob an einer Auktion, oder an einer Ausstellung, wird nicht erwähnt. Jedenfalls fand die Marke ihren Weg in die grösste Sammlung aller Zeiten: Philipp La Renotière von Ferrary besass auch dieses Unikat!

An der 2. Auktion seiner riesigen Sammlung am 13.-15.10.1921 kam als Los 501 das oben gezeigte Kehrdruckpaar in Paris zur Versteigerung: Gilbert, Paris.

Es war kein Katalogwert angegeben, auch kein Schätzpreis. Diese Auktion war eine in diesem Umfang noch nie dagewesene Möglichkeit für die Philatelisten, die Wertverhältnisse unter den Raritäten festzustellen/vom Markt bestimmen zu lassen.

Im Senf Katalog 1913 war die Existenz des KD-Paares vermerkt (unbewertet); ich kann mich nicht erinnern, je in einem Briefmarken-Katalog 1895-1921 eine Bewertung für dieses Kehrdruck-Paar gesehen zu haben. Es muss also eine riesige Spannung geherrscht haben unter der Philatelisten der damaligen Zeit.

Los 501 wurde zugeschlagen für FF 46'000 am 15.10.1921, dazu kamen 17.5 % Zuschlag "Government Surtax". Gemäss Umrechnungstabelle der Ergebnisliste (aus dem Werk von G.S.F. Napier, London, 1925) stand der FF zum britischen Pfund wie folgt:

"Francs per £: 53.20". Wir errechnen also einen Kaufpreis von GB£ 1015.98 (die Umrechnung in Shilling und Pence wird an dieser Stelle vernachlässigt). Das Pfund wertete damals (Oktober 1921) mit CHF 21.165 , wir errechnen also einen Kaufpreis von CHF 21'503 (per 15.10.1921) oder CHF 21'638 (per 30.12.1921).

Ende Jahrhundert (31.12.1999) entsprach dieses Ergebnis einem Wert von CHF 217'030. Ende 2016 liegt der entsprechende Wert bei CHF 232'070. (Den in Beitrag 242 genannten Wert ("rund CHF 300'000") korrigiere ich hiermit ausdrücklich, er basierte auf einer älteren Berechnung mit leicht anderen Parametern).

Ein Katalogpreis für dieses KD-Paar müsste also liegen bei ca. GB£ 1'000 seit 1922. Per heute (Ende 2016) wäre ein Katalogpreis von CHF 232'000 "richtig", wenn wir davon ausgehen, dass der Verkaufspreis "Ferrary 1921" der einzig richtige war. Dazu später noch ein paar Gedanken.

Freundliche Grüsse
Heinz
 

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