Thema: Deutsches Reich Feldpost 1. Weltkrieg
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Jürgen Witkowski Am: 03.04.2018 22:09:36 Gelesen: 519625# 453 @  
@ DFP14-18 [#451]
@ DFP14-18 [#452]

Hallo Uli,

vielen Dank für die erläuternden Beispiele zum Stempel des Großen Hauptquartiers.

Die Suche nach der passenden Codenummer des nachfolgenden Stempels war nur teilweise erfolgreich, da die Schreibweise FELD-POST bei, wenn ich es richtig gezählt habe, bei elf Stempelversionen möglich ist. Daher habe ich die beiden Ziffern mit ?? versehen.

Als Code habe ich ermittelt 201.??6.00. Du bist da mit Deiner Excel-Tabelle und der Registratur natürlich im Vorteil. Aufgefallen sind mir noch die beiden Ziffern 1, denn sie haben keinen Anstrich. Das muss aber nicht viel zu bedeuten haben, da es sich um Stecktypenstempel handelt.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Fips002 Am: 04.04.2018 18:05:42 Gelesen: 519433# 454 @  
Brief vom Oberst Richard Schuster an seine Frau nach Wien.

Stempel K.u,K, Feldpost Nr. 420 vom 1.7.1918 und Stempel Kommando des K.u.K Schweren Feldartillerieregiment Nr.58.



Gruß Dieter
 
HWS-NRW Am: 04.04.2018 19:23:47 Gelesen: 519403# 455 @  
Habe gerade einen neuen Beleg reinbekommen, der in meinem zur Zeit entstehenden neuen Buch über das "Militär-Sanitätswesen in Berlin" Aufnahme finden wird:



Photokarte aus dem Vereinslazarett Bethesda in Berlin-Kreuzberg vom Dezember 1914
mit blauem Zweikreis-Briefstempel des Lazaretts.

mit Sammlergruß
Werner
 
DFP14-18 Am: 05.04.2018 17:33:27 Gelesen: 519241# 456 @  
@ HWS-NRW [#455]

Es handelt sich natürlich nicht um einen Stempel des " Vereinslazarett des Bethesda", das hat es nämlich gar nicht gegeben. Wie man leicht erkennen kann, ist es ein Reserve-Lazarett! Man sollte auch gut vorbereitet sein, wenn man "Bücher schreibt". Vereinslazarette sind bekanntlich eigentlich nicht in die Rubrik "Militär"-Sanitätswesen einzugliedern. Zumeist sind diese von "Vereinen" eingerichtet und verwaltet worden (Rotes Kreuz, Johanniter, usw. usw.usw.)und nicht militärisch geführt. Auch ist das Kapitel Militär-Sanitätswesen (auch für Berlin) in verschiedenen Veröffentlichungen bereits mehrfach ausführlich dargestellt worden.

Vor Erarbeitung von "Büchern" müssen zumeist sehr langfristige Recherchen und Literaturstudien erfolgen, denn nicht auf die Anzahl von erstellten Büchern kommt es an, sondern auf deren qualitativen Inhalt. Das wird oft verwechselt.

Uli
 
DFP14-18 Am: 05.04.2018 21:34:58 Gelesen: 519190# 457 @  
@ Jürgen Witkowski [#453]

Hallo Jürgen,

wieder eine kniffeligere Aufgabe! Code des Stempels ist 201.696.000 .

Die militärische Schiene ist recht einfach: Das Infanterie-Regiment war durchgehend bei der 39. Infanterie-Division. Dieser war die Deutsche Feldpost 736 zugeteilt. Hier kann ich den von Dir gezeigten Stempel 9x vom Inf.Rgt. 126 in meiner Sammlung nachweisen und einige male von anderen Einheiten. Soweit ist alles klar. Aber von welchem Urstempel (Vollstempel) stammte dieser ausgestanzte Stempel? Ich mache es kurz, habe aber einige Zeit zur Identifizierung gebraucht, da ich den Tauschprtner nicht bereits kannte. Urstempel ist KatNr. 2560 0der 2561. Die Unterscheidung zwischen beiden ist nicht möglich im ausgestanzten Zustand.

Der 2. Weg: Filtern aller 2860 Stempel des Handbuches:
nach Form: 101 (Vollstempel der Form 01): Ergebnis noch sehr viele
nach Datum 6 und Unterscheidungszeichen 00: Ergebnis 68 Stempel möglich
dann nach Text, da bayer. nur 56, 61, 67 möglich: Ergebnis 11 Stempel möglich



Ich hoffe, die Liste ist lesbar.

Nun gilt es mit Folienvergleichen zu arbeiten oder die Sammlung nach den möglichen Feldpost-Anstalten durchzusehen. Dabei bleiben nur noch 4 passnenaue Stempel als Möglichkeit übrig. Allerdings findet man nur bei der DFP 687 (Armee-Oberkommando der 6. Armee) einen entsprechenden ausgestanzten und haargenau (Folie) übereinstimmenden Stempel zwischen Februar und Oktober 1917, also vor dem Austausch. Jedoch lässt sich auch dort nicht unterscheiden, ob es sich um den ausgestanzten KatNr. 2560 oder 2561 handelt. Bemerkenswert ist, dass bei dieser DFP 687 kein Einsatz für das Jahr 1917 vorrätig war, deshalb ist das Jahr "ausgeblockt". Nach dem Tausch mit der DFP 736 war dort die Jahreszahl "17" zum Einsatz im Stempel vorhanden!



DFP 687 (AOK 6)



DFP 736 (39. I.D.) mit "17"



DFP 736 1918, wie gesuchter Beleg in [#453]

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen.

Beste Sammlergrüße
Uli
 
Jürgen Witkowski Am: 07.04.2018 12:33:58 Gelesen: 518872# 458 @  
@ DFP14-18 [#457]

Hallo Uli!

Wow! Das nenne ich eine nachvollziehbare Antwort. Ich hoffe, dass ich Dir mit meinen Fragen nicht zuviel Zeit raube.

Heute habe ich einen eindeutig bayerischen Stempel, den ich als 216.615.95 eingestuft habe. Gefunden habe ich die nicht aptierte Kombination 116.615.95 sechsmal und zwar bei den Katalognummern 2608, 2625, 2631, 2637, 2649 und 2654.

Der Absender gehörte dem Königlich Bayerischen 16. Infanterie-Regiment „Großherzog Ferdinand von Toskana“ an, das zur 1. Königlich Bayerischen Infanterie-Brigade gehörte, die der 1. Bayerischen Infanterie-Division unterstand.

Wenn der Stempel nicht gewechselt wurde, entspräche er der Katalognummer 2608. An dieser Stelle bin ich allerdings mit meinem Latein am Ende.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
DFP14-18 Am: 09.04.2018 23:34:26 Gelesen: 518521# 459 @  
@ Jürgen Witkowski [#458]

Hallo Jürgen,

es freut mich, dass Du den von mir entwickelten Stempelcode offensichtlich schon gut "verinnerlicht" hast. Er hilft oft gut weiter und ist ja auch für alle Stempel im Handbuch aufgelistet. Du hast mit Deinen Ausführungen fast Recht, aber eben nur fast.

Von der Entwicklung der Stempelidentifikation liegst Du völlig richtig. Genau und nur die 6 genannten Urstempel mit dem Code 116.615.95_xxxx sind möglich. Ein Folienvergleich ergibt eine Lösung, aber dazu erst den anderen Weg.

Gehen wir auch von der militärischen Seite heran:

Das bayer. 16.Inf.Regt. gehörte zur 2.bayer. Inf.Brig und war zu Kriegsbeginn Teil der 1. bayer. Inf.Div. (Deutsche Feldpost 925).

Aber vom 10.3.1915 bis zum 3.8.1918 gehörte dieses Regiment (jetzt 20. bayer. Inf.Brig.) zur 10. bayer. Inf.Div. (Deutsche Feldpost 847).

Da das Datum des von Dir gesuchten Stempels im März 1917 liegt, gab es zu diesem Zeitpunkt nur eine Ausstanzung, jedoch noch keinen Stempeltausch (Oktober 1917). Und damit haben wir auch schon die Lösung:

Es ist der aptierte Stempel der KatNr. 2649 der 10. bayer. Infanterie-Division, DFP 847.

Hier die beiden Stempel:



KatNr. 2608



KatNr. 2649

Beachte nur den Abstand des "D" in EXPE D zum Unterscheidungszeichen "a", oder die Position des Fußpunktes des "F" in FELDPOST zur oberen Steglinie. Der Unterschied ist gut erkennbar!

Und hier noch ein Beleg von mir mit dem gleichen Stempel wie bei Deiner Karte. Das Bayer.Res.Inf.Regt. 8 war zur gleichen Zeit bei der 10. bayer. Inf.-Div.! Auch hier sind die genau gleichen Verluste an den Stegleisten zu erkennen wie bei Dir.



Haben wir wieder was erarbeitet. Es freut mich!

Freundliche Grüße
Uli
 
Jürgen Witkowski Am: 13.04.2018 18:14:57 Gelesen: 517743# 460 @  
@ DFP14-18 [#459]

Hallo Uli,

knapp daneben, ist auch daneben. Danke, dass Du mir aufs richtige Pferd geholfen hast.

Mit der Zuordnung zur richtigen militärischen Einheit habe ich so meine Probleme, denn Google weiss nicht alles. Gibt es Literatur oder Webseiten, die die Suche erleichtern können? Wie ich immer wieder bemerke, scheinst Du über entsprechende Informationen zu verfügen.

So langsam gehen mir die Beispiele für aptierte Feldpoststempel aus, aber bis zur Briefmarkenmesse in Essen dauert es nur noch drei Wochen. Das schaffe ich gerade so eben.

Mein heutiges Beispiel scheint auf den ersten Blick recht einfach zu sein, da ich den Stempel nur einmal im Katalog gefunden habe. Der Code des Ursprungsstempels lautet 113.467.06 und hat die Katalognummer 907. Er war der 204. Infanterie-Division zugeordnet. Nach der Aptierung gehörte er laut Briefstempel zur 54. Infanterie-Division.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
inflamicha Am: 13.04.2018 21:27:28 Gelesen: 518142# 461 @  
Guten Abend,

ganz ohne Marke ging es hier:



Portofreie eingeschriebene Heeressache, zusätzlich noch als Feldpost deklariert, vom Landwehr-Infanterieregiment 8 11. Kompagnie an den Landsturmmann Julius Schust, zur Zeit Vereinslazarett "Franck" in Ludwigsburg vom 25.11.1917 (PP 2). Der R-Zettel trägt die Inschrift Deutsche Feldpost 789.

Auch von mir ein schönes Wochenende,

Gruß Michael

[Redaktionell kopiert aus dem Thema "Deutsches Reich Inflationsbelege"]
 
DFP14-18 Am: 14.04.2018 12:44:12 Gelesen: 517623# 462 @  
@ inflamicha [#461]

Hallo Michael,

dies ist ein sehr schöner Beleg, der alle Merkmale eines Einschreibens aufweist und regulär durch die Deutsche Feldpost befördert wurde.

Das Landw.Inf.Regt. 8 war Teil der 89. Infanterie-Division, und diese wurde von der Deutschen Feldpost 789 versorgt. Der FP-Stempel auf dem R-Brief entspricht dem Tarnnummern-Stempel, der ab Mitte Februar 1917 für nachzuweisende Sendungen zu verwenden war. Es ist die Kat.Nr. 774 des "Stempel-Handbuches der Deutschen Feldpost im Ersten Weltkrieg 1914-1918".

Für einfache (nicht nachzuweisende) Sendungen (Briefe, Karten usw.) waren ab 15.2.1917 nur noch die ausgestanzten Stempel oder die neu anzuschaffenden Normstempel zu verwenden.

Hier beispielhaft KatNr. 772 als Vollstempel und als ausgestanzter Stempel vom Tag der Ausstanzung 15.2.1917. Beide Belege vom Landw.Inf.Regt. 8 bei der 89.Inf.Div. (DFP 789):



Und dann noch den 3-Sterne Normstempel der DFP 789. Wenn ausnahmsweise der Tarnnummernstempel nicht verfügbar war oder versehentlich (gegen die Vorschrift) der Normstempel für eine "nachzuweisende" Sendung abgeschlagen wurde, so korrigierte man das, indem die Nummer der Feldpost handschriftlich eingefügt wurde.



Ich freue mich immer, wenn ich ein wenig aus meiner Erfahrung mit der DFP 1914-1918 berichten kann. Seid ermutigt!

Beste Sammlergrüße
Uli
 
DFP14-18 Am: 15.04.2018 13:00:42 Gelesen: 517394# 463 @  
@ Jürgen Witkowski [#460]

Hallo Jürgen,

wie Du richtig bemerkst ist zur Bearbeitung von Feldpost militärgeschichtliche Kenntnis vorrangig wichtig. Ohne angeben zu wollen, darf ich sagen, dass ich etwa 50 laufende Meter an diesbezüglicher Literatur besitze. Es gibt neben Regimentsgeschichten und kriegsgeschichtlicher Literatur aus den 20er und 30er Jahren auch genügend andere Sekundärliteratur. Wenn Du spezielle Fragen hast, so frage noch einmal nach.

Das Stempelhandbuch der ArGe Deutsche Feldpost (Borlinghaus) besitzt Du ja schon. An diesem Werk habe ich hauptamtlich mitgewirkt. Die laufenden Korrekturen bearbeite ich. Eine Neuauflage ist in Arbeit.

Die Frage nach dem ausgestanzten Stempel beantworte ich separat.

Bis dann,
Uli
 
DFP14-18 Am: 15.04.2018 13:37:42 Gelesen: 517378# 464 @  
@ Jürgen Witkowski [#460]

Hallo Jürgen,

die Detektivarbeit an den ausgestanzten Stempeln ist immer spannend. Den von Dir gezeigten Stempel habe ich schon früher einmal „bearbeitet“.

Einen Stempel mit dem Code 113.467.06 gibt es nicht nur einmal, sondern zweimal. Dies sind die KatNrn 907 (204. Inf.Div.) und 1291 (54. Res.Div). Deshalb wird der Code jeweils erweitert durch die zugehörige Feldpostnummer.

113.467.060_0842 (= KatNr 907 = 204.I.D.) und 113.467.060_0754 ( = KatNr 1291 = 54.R.D.)

Allerdings hast Du mit Deiner Aufarbeitung völlig richtig gelegen. Der von Dir gezeigte Beleg trägt den Stempel der 54. I.D. von der DFP 721. Urstempel (Vollstempel) war die KatNr. 907!

KatNr 907 = 204. ID = DFP 842 im Oktober 1917 Tausch mit DFP 721 = 54. ID



Nun aber zum sehr ähnlichen Stempel KatNr 1291:

KatNr 1291 = 54.RD = DFP 754 im Oktober 1917 Tausch mit DFP 936 = 26. ID



Unterscheidung der Urstempel : 907 hat 23 Straffurstriche oben und unten, 1291 hat 22 Straffuren.

Ansonsten kann man die Unterscheidungen der Ausstanzungen am Verlauf der Stempelausbrüche/Defekte nachvollziehen. Vergleiche die Abbildungen.

Und hier noch zum endgültigen Beweis ein Original-Beleg von der Feldpost 821.



Hat wieder Spaß gemacht!

Freundliche Sammlergrüße
Uli
 
DFP14-18 Am: 16.04.2018 22:35:11 Gelesen: 517016# 465 @  
@ DFP14-18 [#464]

Asche auf mein Haupt! Der Beleg ist natürlich von der Deutschen Feldpost 721 und nicht von 821. Das war ja auch der Sinn der Sache!

Uli
 
Jürgen Witkowski Am: 18.04.2018 21:10:06 Gelesen: 516540# 466 @  
@ DFP14-18 [#464]

Es freut mich, dass ich diesmal richtig gelegen habe. Doch bei diesem markanten Stempel und den zusätzlichen Angaben auf dem Beleg war es nicht besonders schwer.

Wenn ich sehe, wie viel Vergleichsmaterial Dir vorliegt, kann ich nur staunen. Damit kann man die Historie vieler Stempel sehr gut nachvollziehen und auch schlecht abgeschlagene Stücke noch zuordnen.

Heute kommt von mir einmal kein aptierter Stempel, sondern der Stempel mit der Katalognummer 238. Mir ist aufgefallen, dass sein Datum vom 22.12.1914 um vier Tage vor dem im Katalog vermerkten Frühverwendungsdatum liegt.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
DFP14-18 Am: 19.04.2018 21:27:46 Gelesen: 516248# 467 @  
@ Jürgen Witkowski [#466]

Leider ist es trotz sehr viel Literatur oft dennoch schwierig, die Stempel nach der Ausstanzung sicher zuzuordnen. Die ganzen laufenden Meter sind natürlich vorwiegend militärgeschichtliche Literatur. Aber alles was mit der Feldpost und den Randgebieten zu tun hat ist natürlich auch dabei. Wenn Fragen sind, so will ich gern versuchen zu helfen.

So ist es überhaupt mein Ansinnen bei den "philaseiten", durch meine Beiträge nicht abzuschrecken wegen vielleicht zu ausführlicher Details. Ich freue mich über jeden Beitrag aller Nutzer und möchte das Wissen um die Feldpost I. Weltkrieg näher bringen. Es ist ein Riesengebiet! Es geht dabei auch nicht nur um die FP-Stempel sondern auch um alles "drum und dran".

Nun zu Deinem Beleg [#466]:

Ich arbeite wie bereits geschrieben an den Korrekturen des Handbuches, so besonders auch an der Erfassung der Grenzdaten der Stempelverwendungen. Seit Erscheinen des Handbuches hat so ungefähr jeder zweite Stempel inzwischen Veränderungen in den Früh- oder Spätverwendungen erfahren. Das aktuelle Frühdatum für den Stempel KatNr 238 ist inzwischen der 20.12.1914. Dein Stempeldatum passt da sehr gut hinein.

Aber wie gesagt bin ich jederzeit sehr erfreut, wenn mir Stempeldaten genannt werden! So danke ich auch Dir.

Das Stempelhandbuch besitzt Du ja schon. Ich kann aber für alle Interessierte berichten, dass noch genügend Exemplare zu erwerben sind. Ich will hier keine Reklame machen, aber der Preis ist inzwischen mehr als günstig. Interessenten können sich gern bei mir melden. Ich verdiene nichts daran!

Freundliche Grüße von der Nordsee
Uli
 
Jürgen Witkowski Am: 22.04.2018 12:38:38 Gelesen: 515507# 468 @  
@ DFP14-18 [#467]

Hallo Uli,

heute habe ich einen Beleg, bei dem es auch um das "drum und dran" geht.

Dem Anschein nach handelt es sich um eine gebührenpflichtige Feldpostsendung vom 20.2.15 aus dem besetzten Belgien. Sie ist frankiert mit einem waagerechten Randpaar der MiNr. 1 der Landespost in Belgien.

Vom schwer zu lesenden Truppenstempel kann ich entziffern: VERWALTUNG D. KAISER WILHELM KASERNE ● ???? ●.

Dazu habe ich folgende Fragen:

1. Warum war der Feldpostbrief gebührenpflichtig?
2. Wie ist das Porto zu begründen? Anhand der einschlägigen Portotabellen kann ich es nicht nachvollziehen.
3. Um was für einen Feldpoststempel handelt es sich? Trotz intensiver Suche konnte ich ihn weder in Band 1 noch in Band 2 finden.



Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
reichswolf Am: 22.04.2018 23:08:33 Gelesen: 515403# 469 @  
Hallo zusammen,

ich hab da auch mal eine Frage: Der Nebenstempel Aus militärischen Gründen verzögert ist mir u.a. aus Aachen bekannt. Führte jeder größere Ort einen solchen Stempel, oder wurden die nur an einigen wenigen Stellen verwendet? Wo ist z.B. dieser Stempel auf der Karte vom 20.4.1915 mit dem Tagesstempel K. D. Feldpostamt IX. Armeekorps a abgeschlagen worden?




 
DFP14-18 Am: 23.04.2018 23:59:45 Gelesen: 515132# 470 @  
@ reichswolf [#469]

Das Thema der "verzögert"-Stempel ist ausgesprochen vielgestaltig. In den Rundbriefen der ArGe Deutsche Feldpost 1914-1918 hat es seit vielen Jahren zahlreiche Fragen, Mitteilungen und Hinweise gegeben. Eine zusammenfassende Arbeit/Publikation gibt es bisher nicht.

Es handelt sich nicht im eigentlichen Sinne um Zensurmaßnahmen (wie oft fälschlich angenommen). Es liegen zumeist Gründe vor, die jeweils durch militärische Ereignisse bedingt sind und Postsperren notwendig erscheinen ließen. So kann es sich z.B. um Verschleierung von Truppenverschiebungen oder um Sperren handeln, damit die bestehenden Transportmöglichkeiten für Kriegsmaterial vorrangig vor Posttransporten genutzt werden konnten. Es gibt weitere Gründe. Die Stempel wurden je nach dem vorliegenden Grund an verschiedenen Orten oder Einrichtungen auf dem Postwege angebracht. Das kann auf dem Weg von der Heimat ins Feld aber auch auf dem umgekehrten Wege notwendig erschienen sein. Zumeist geschah es durch Anordnung/Befehl eines Armeeoberkommandos.

Zeitlicher Schwerpunkt des Vorkommens dieser Stempel liegt im Jahr 1915. Es liegt eine ausgesprochen vielgestaltige Form und Schrift der Stempel vor, so dass es hierzu offensichtlich keine Vorschriften gab.

Nicht selten sind diese Verzögerungs- bzw. Postsperrestempel auch auf Feldpost zu finden, die innerhalb des Reiches gelaufen ist. Bekannt sind u.a. Stempel auf Post von Aachen, Barr, Cöln, Coswig, Erstein, Hamm, Haspe, Kohlfurt, Lissa, Naumburg, Posen, Soldau, und Trier. Oft sind dann gar keine Truppenzugehörigkeiten erkennbar und die Gründe bleiben im Dunkel.

Wo genau und von wem der Stempel auf dem Beleg in [#469] angebracht wurde kann ich nicht beantworten. Es geschah irgendwo auf dem Weg von der Landwehr-Brigade im IX. AK in die Heimat, möglicherweise schon direkt bei der Feldpostanstalt der Division selbst. Vielleicht wurde die Post auch gesammelt und über die Anstalt des Armeekorps (AK) geleitet und dort entsprechend mit dem Stempel versehen.

Auf dem Gebiet der Postsperren gibt es noch viel offene Fragen und Forschungsarbeit.

Uli
 
reichswolf Am: 24.04.2018 03:20:05 Gelesen: 515109# 471 @  
@ DFP14-18 [#470]

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Auch wenn sich daraus nichts konkretes in Bezug auf den fraglichen Stempel ergeben hat, habe ich mich sehr gefreut. Im Gegenzug zeige ich dann mal die beiden anderen mir vorliegenden Belege mit einem solchen Aus militärischen Gründen verzögert-Stempel.

Einmal mit Tagesstempel AACHEN * 1 V vom 3.7.1915 gelaufen nach Lengenfeld (Vogtland):



und einmal vom 7.2.1917 von UECKINGEN * (LOTHR.) * nach Steinhagen (Westfalen):


 
DFP14-18 Am: 26.04.2018 23:36:53 Gelesen: 514539# 472 @  
@ reichswolf [#469]

Nun will ich doch noch eine Erklärung zur Entschlüsselung des Beleges versuchen, die mir aber schlüssig erscheint.

Wie auf der Feldpostkarte an der Absenderangabe ersichtlich befand sich der Unteroffizier Arlt beim Landwehr (Infanterie)-Regiment Nr. 52. Dieses war ein Teil der 10. gem. Landw.Inf.Brig.

Am 9.1.1915 wurde eine „Division Borries“ in Nordfrankreich aufgestellt. Zu dieser Division kam am 28.1.1915 auch die 10. Landw. Inf.Brig (ursprünglich selbständige 10. Landw.Brig.). Am 7.3.15 wurde die „Division Borries“ in „Division Sack“ umbenannt, u.a. unter Zuordnung am 13.4.1915 durch die 27. Landw.Inf.Brig. Diese Vorgänge im März/April 1915 dienten insgesamt der Aufstellung einer neu aufzustellenden 15. Landwehr-Division, die allerdings erst später am 13.7.15 als solche etatisiert wurde. (In der Literatur - auch Primärliteratur - werden diese Zuordnungen und Umbenennungen Anfang 1915 zum Teil abweichend dargestellt.)

Das Stempeldatum der Feldpostkarte [#469] fällt mit dem Datum 20.4.15 genau in die Zeit der Umformierungen zur 15. Landwehr-Division, was den Verzögerungsstempel durchaus erklärt. Als Grund kann eine Verschleierung dieser Vorgänge oder Unklarheit/Verzögerung der Postversorgung als sehr wahrscheinlich angenommen werden.

Der Einsatz lag westlich Roye-Noyon, Nordfrankreich.

Die 15. L.D. hatte zu dieser Zeit keine eigene Feldpostanstalt, sie bediente sich deshalb des Feldpostamtes des IX. Armeekorps, was am abgeschlagenen Stempel der Karte erkenntlich ist.

Ich hoffe, damit ein wenig Verständnis in die Verwendung der Stempel „Aus militärischen Gründen verzögert“ vermittelt zu haben.

Mit militär-postgeschichtlichem Gruß
Uli
 
reichswolf Am: 27.04.2018 03:21:07 Gelesen: 514506# 473 @  
@ DFP14-18 [#472]

Wow, das ist mal ausführlich geantwortet, ganz herzlichen Dank dafür! Den konkreten Anlass für den Abschlag des Stempels zu erfahren ist toll, damit habe ich nicht gerechnet. Meine Informationsquellen zu Verbänden des I. WK sind nämlich lediglich GenWiki und Wikipedia. Bei GenWiki habe ich zwar etwas zum Landwehr-Regiment Nr. 52 und zur 10. gem. Landw.Inf.Brig. gefunden, aber den Zusammenhang zwischen den dort gelieferten Informationen und dem Stempel habe ich nicht herstellen können.

LG,
Christoph
 
DFP14-18 Am: 28.04.2018 00:03:02 Gelesen: 514325# 474 @  
@ reichswolf [#473]

Es freut mich sehr, dass ich helfen konnte. Sowohl Wikipedia als auch GenWiki stellen Sekundärliteratur dar. Allein damit kommt man in solchen wie gerade erörterten Problemen nicht weiter, ja beide Portale haben sogar gelegentlich widersprüchliche Angaben. Dabei gebe ich Wikipedia nach meinen Erfahrungen die bessere Note.

Ich verwende zur Beantwortung so komplexer Fragen meistens mehrere Literaturunterlagen gleichzeitig. Das sind Generalstabswerke, Regimentsgeschichten, auch Unterlagen aus Geheimdienstunterlagen der Kriegsgegner und verschiedene andere Bücher und Aufsätze. Die Rundbriefe der ArGe Deutsche Feldpost 1914- 1918 und andere Veröffentlichungen der ArGe sind letztlich wichtig. Besonders hilfreich sind auch eigene Aufzeichnungen, die ich über viele Jahre erarbeitet habe, und nicht zu vergessen eine eigene umfangreiche Feldpostsammlung. Das nur zur Info, nicht um mich hervorzutun!

Wo ich kann will ich gern helfen.

Gruß Uli
 
DFP14-18 Am: 29.04.2018 19:31:19 Gelesen: 514049# 475 @  
@ Jürgen Witkowski [#468]

Hallo Jürgen,

nun bin ich kein Spezialist, was das Gebiet des GG Belgien angeht. Etwas sagen dazu möchte ich aber unter Vorbehalt.

Die Marken mit Aufdruck dienten der Zivilbevölkerung, deutsche Truppenangehörige konnten die Feldpost gebührenfrei nutzen. Ansonsten wurden von diesen die Marken ohne Aufdruck benutzt.

Den Absenderstempel kann ich nicht wirklich erkennen. Angenommen er ist von der genannten Kaserne und der Absender ist Soldat, so galt also Gebührenfreiheit. Es sind allerdings sehr häufig derartige Belege bekannt, die rein zu Sammlerzwecken frankiert wurden und gestempelt wurden. Ob sie dann auch einen Postsack von innen gesehen haben, lässt sich nicht beweisen. Mir jedenfalls kommt der Beleg als philatelistisch gemacht vor. Mir ist auch eine Portostufe von 2x3 = 6 Cent. nicht bekannt.

Der Feldpost-Stempel ist allerdings bekannt und ausgesprochen häufig. Es ist der 4-Sternestempel der Feldpoststation 4, Kat.Nr. 1568. Diese FP-Station war für die Dienststellen des Oberkommandos der 4. Armee und die Etappeninspektion der 4. Armee zuständig. Sie befand sich von Ende Oktober 1914 bis Ende September 1918 in Gent.

Auffällig ist auch, dass keine Zensurmerkmale vorhanden sind.

Gru Uli
 
DFP14-18 Am: 03.05.2018 16:27:16 Gelesen: 513483# 476 @  
Hallo Freunde der Feldpost 1. Weltkrieg,

heute zeige ich 2 Karten mit Feldpost-Stempeln von sogenannten "Hohen Hausnummern". Der Deutschen Feldpost waren die Nummern 1 bis 559 für die Feldpoststationen, sowie die Nummern 650 bis 1021 für die FP-Ämter und -Expeditionen der AOK, Korps, Divisionen usw. zugeteilt.

Ab 2017 wurden dann noch Nummern ab 2001 bis 3500 für bodenständige Truppenteile vergeben, das waren Artillerieverbände Lazarette, usw. Diese FP-Stationen waren den oben genannten Nummern je nach militärischer Lage angegliedert, sie waren keiner festen FP-Anstalt (1-599, 650-1021) zugeordnet. Sie werden als "Hohe Hausnummern" bezeichnet und sind relativ selten.Sie tragen immer "ausgestanzte" oder sogenannte "stumme" Stempel, oft auch keine FP-Stempel (wenn gerade keine AP-Anstalt z.B. einer Divisionanwesend war). Einschreiben mit dem Nummernstempel sind sehr rar!



Absender von Bayerischer leichte Munitions Kolonne 124, Deutsche Feldpost 2082 mit aptiertem FP-Stempel



Absender von bayerischem Pionier Park-Kommado 3, Deutsche Feldpost 2313 mit aptiertem FP-Stempel

Es wird gerade eine Veröffentlichung über diese Stempel erarbeitet.

Ich wäre sehr froh, wenn einige von Euch hierzu Belegabbildungen beisteuern könnten.

Mit Sammlergrüßen
Uli
 
DFP14-18 Am: 03.05.2018 16:31:59 Gelesen: 513481# 477 @  
@ DFP14-18 [#476]

Lapsus!

Die Beschreibung habe ich für den 2. Beleg natürlich verhauen. Muß heißen
Fußartillerie Battl. 56
Munitionskolonne der 3. Battr
Deutsche Feldpost 2313

Gruß Uli
 

Das Thema hat 802 Beiträge:
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