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Thema: (?) (182) Barfrankaturen als Notbehelf bei Wiederaufnahme des Postverkehrs 1945
Das Thema hat 185 Beiträge:
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Knorkes Am: 06.01.2011 10:37:39 Gelesen: 118358# 1 @  
Mit der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 und dem damit einhergehenden totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch kam auch der Betrieb der Deutschen Reichspost weitgehend zum Erliegen.

Doch noch in der ersten Mai-Hälfte nahmen bereits einzelne Postanstalten auf lokaler Ebene den Briefpostverkehr wieder auf. Weitere folgten nach und nach, so dass schon nach relativ kurzer Zeit die Arbeitsfähigkeit innerhalb der einzelnen Besatzungszonen fast flächendeckend wiederhergestellt war.

Die Barfrankaturen dominierten dabei monatelang das Erscheinungsbild der Briefpost, denn sie waren bis zur Herausgabe der einzelnen Zonenausgaben der alleinige sanktionierte Freimarken-Ersatz und damit die typische Notfrankatur jener Zeit. Notganzsachen und Lokalausgaben folgten überwiegend erst in größerem zeitlichen Abstand. Außerdem kann hier, besonders bei denjenigen mit umfangreichen- und vielfältigen Emissionen eine philatelistische- (und) oder kommerzielle Beeinflussung nicht ganz ausgeschlossen werden.

Das schlichte Erscheinungsbild der Barfrankaturen als Notbehelf hat dazu geführt, dass die „markenlosen“ Belege nur von wenigen Sammlern aufbewahrt wurden. Allenfalls dienten sie ihnen zur vorübergehenden Aufbewahrung von losem Briefmarkenmaterial. Die enorme Papierknappheit sorgte überdies dafür, dass Briefumschläge gewendet und wieder benutzt oder zu Notizzetteln wurden.

Der größte Teil der Belege landete letztendlich im damals volkswirtschaftlich wertvollen Altpapier.

Der größte Teil der Belege landete letztendlich im damals volkswirtschaftlich wertvollen Altpapier. Das ist insofern bedauerlich, da durch die massenweise Vernichtung dieser Briefumschläge und Karten neben den Barfrankaturen auch Zeugnisse von menschlichen- und wirtschaftlichen Notsituationen der unmittelbaren Nachkriegszeit unwiederbringlich verloren gingen.

Vielfach offenbaren die Belege, selbst schon in Absenderangaben, Anschriften und postalischen Vermerken: Kriegseinwirkungen, Suche nach vermissten Angehörigen, Brennstoffprobleme sowie unterbrochene Geschäftsverbindungen. Manche Inhalte von Postkarten spiegeln ergreifende Familien- oder Einzelschicksale wider.

Leider haben viele Philatelisten, die sich mit dem Zeitraum der Wiederaufnahme des Postverkehrs befassen, den besonderen Stellenwert der Barfrankierungen als Notmaßnahme noch immer nicht erkannt. Das ist um so weniger verständlich, als die auf diesen Belegen „direkt“ aufgebrachten Stempel (einschließlich der Aufgabestempel) mit denjenigen, die sich später oftmals auf Not-Ganzsachen oder Lokalausgaben wiederfinden, weitgehend identisch sind. Sie waren bisher für einen Großteil der Sammler nur auf einer Postkarte (Ganzsache) oder auf Trägerpapier (Lokalausgabe), selbst als „Mache“ philatelistisch relevant und sammelwürdig. Auch die verbreitete, landläufige Bezeichnung „Gebühr bezahlt-Belege“ bekräftigt diese Auffassung, da sie unterschwellig diese postalischen Notmaßnahmen mit „Gebühr bezahlt“-Stempeln und -Eindrucken gleichstellt, die zu fast allen Zeiten in großer Zahl auf Massensendungen zu finden waren und es noch sind. Selbst in einigen Auktions-Katalogen und Händler-Listen werden sie noch unter dieser abwertenden Bezeichnung offeriert.

Dass die notmaßnahmlichen Barfrankaturen der Nachkriegszeit völlig zu Recht eine große Aufmerksamkeit verdienen, haben jahrzehntelange Forschungsarbeiten belegt. Demnach muss man davon ausgehen, dass insgesamt schätzungsweise maximal noch 100.000 sammelnswerte Belege verfügbar sind.

Viele von ihnen bieten hochinteressante Aussagen, und ein großer Teil davon – besonders bei der Betrachtung der einzelnen Postorte – darf zu den Raritäten der Nachkriegs-Briefpost gezählt werden.

Günter M.H.Kopiak
 
Jürgen Witkowski Am: 06.01.2011 17:10:45 Gelesen: 118308# 2 @  
@ Kopiak

Willkommen auf Philaseiten.de !

Es ist beeindruckend, wie viel Informationen du auf deiner Webseite zum Thema Barfrankaturen der Nachkriegszeit zusammen getragen hast. Ich halte das Gebiet persönlich für interessanter, als die undurchschaubare Flut von "Behelfsausgaben", die zum Teil unter Angabe fadenscheiniger Gründe, wohl in vielen Fällen dem Zwecke dienten, irgendwelchen nichtpostalischen Institutionen oder gar fragwürdigen Personen kurz nach dem Kriege zu Geld zu verhelfen. Konkreter Bedarf lässt sich dabei in meinen Augen nur selten schlüssig nachweisen.

Nun komme ich gleich zu einem Beleg aus dem Jahr 1948, bei dem ich Deutungsprobleme habe.

Der Absender stammt aus Berlin-Steglitz, der Empfänger war in Buckow (Märkische Schweiz), in der Nähe von Berlin.

Der Brief weist folgende Stempel bzw. handschriftliche Vermerke auf:

- Tagesstempel BERLIN-LICHTERFELDE 3 b, 15.7.48.-19
- Rechteckstempel, zweizeilig, mit Text Gebühr bezahlt in Frakturschrift
- handschriftlicher Vermerk -24 mit Blaustift als Angabe des erforderlichen Portos
- roter Postfreistempel (aptiertes Wertkästchen), BERLIN SW 11 ar, 20.7.48.-16

Rückseitig weist der Brief keine weiteren Bearbeitungsmerkmale auf.

Wie sind die unterschiedlichen Freimachungsvermerke zu erklären?
Wie ist die zeitliche Differenz von fünf Tagen zu erklären?
Gehörte der Rechteckstempel zum Postamt Lichterfelde 3 oder zu SW 11?
Ist der handschriftliche Vermerk -24 dem Postamt Lichterfelde 3 oder SW 11 zuzuordnen?

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 
Baldersbrynd Am: 08.01.2011 10:36:02 Gelesen: 118247# 3 @  
@ Concordia CA

Leider kann ich nichts sagen weil Dein Brief zwei Stempeln mit verschiedene Datum hat. 15.7.1948 war ein Donnerstag und 20.7.1948 war ein Diensttag.

Der "Gebühr bezahlt" Stempel war gleich in Gebrauch in 1923 bei SW 11, keine in Berlin-Lichtenfelde. Ein Gebühr bezahlt war auch gebraucht in Berlin Steglitz (Absender Stadt), dieser hatte einen Punkt nach bezahlt. Ob dieser Stempeln von 1923 wieder in gebrauch in 1948 war, weisst ich nicht, aber eine Möglichheit ?
Hoffentlich kann dieses Dir weiterhelfen.

@ Alle

Seht einen Brief aus Berlin nach Kopenhagen mit Gebühr bezahlt Paketstempel, gesendet am 28.6.1948, drei Tage nach der Währungsreform in Berlin.

Viele Grüße
Jørgen


 
Pilatus Am: 08.01.2011 18:32:03 Gelesen: 118213# 4 @  
@ Baldersbrynd [#3]

Hallo,

wie kommst Du auf " drei Tage nach der Währungsreform" ? Hohenschönhausen liegt im Ostteil Berlins. Welche Währungsreform soll es da am 25.8.48 gegeben haben?

Beste Grüße Pilatus
 
Jürgen Witkowski Am: 08.01.2011 22:13:45 Gelesen: 118179# 5 @  
Zum in Beitrag [#2] vorgestellten Beleg habe ich von einem Mitleser folgende interessante Deutung bekommen:

"Es handelt sich um einen Beleg aus der Zeit des beginnenden Postkriegs.

Soweit ich es einschätzen kann, ging die Post vom Amt Lichterfelde, versehen mit Aufgabe- und Gebührenstempel sowie dem handschriftlichem Vermerk über die Portohöhe an das Amt SW 11. Dieses Amt wickelte den Postverkehr mit der SBZ ab. Es hat ihn mit dem aptierten Postfreistempel versehen und weitergeleitet. Die lange Laufzeit hängt sicherlich mit damals längeren Laufzeiten in die SBZ und den dortigen Kontrollen zusammen.

Belege dieser Art sind doch recht selten anzutreffen."

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen
 
Baldersbrynd Am: 09.01.2011 00:15:15 Gelesen: 118166# 6 @  
@ Pilatus

Auf meine Brief von Berlin-Hohenschönhausen steht 28.6.1948. Die Währungsreform in Berlin war am 25.6.1948. Ich meine das es war für ganz Berlin West und Ost.

Viele Grüße
Jørgen
 
Knorkes Am: 09.01.2011 09:10:28 Gelesen: 118155# 7 @  
Hallo, Jorgen.

Auf die Währungsreform in den Westzonen am 21. Juni 1948 reagierte die Sowjetische Militär-Administration (SMD) mit einer eigenen Währungsreform am 23. Juni 1948.

Schöne Grüße

Günter
 
Baldersbrynd Am: 09.01.2011 09:30:58 Gelesen: 118151# 8 @  
Hallo Günter.

Ich lese in Briefkatalog folgendes:



Vielleicht war Ostberlin mit in den Währungsreform für SBZ.

Viele Grüße
Jørgen
 
Knorkes Am: 09.01.2011 10:01:30 Gelesen: 118148# 9 @  
Hallo Jorgen,

wie die West-Alliierten die Westsektoren Berlins in die Währungsreform der Westzonen Deutschlands einbezogen, so verfuhren auch die Sowjets. Sie bezogen den Ostsektor in die Währungsreform der SBZ ein. Die Ostmark wurde Zahlungsmittel in ihrem gesamten Machtbereich in Deutschland.

Günter
 
Jürgen Witkowski Am: 09.01.2011 11:06:33 Gelesen: 118143# 10 @  
Bereits im Jahr 1945 war der bekannte KA-BE Briefmarkenalben-Verlag wieder aktiv, wie dieser Geschäftsbrief an den Kurt-Kayssner Verlag in Buckow/Märkisches Höhenland zeigt.

Als Zeichen der erfolgten Barfrankatur wurde ein zweizeiliger Rechteckstempel mit dem Vermerk "Gebühr bezahlt." in Frakturschrift aufgebracht. Der Tagesstempel (19) Aschersleben stammt vom 08.11.45.

Mit besten Sammlergrüßen
Jürgen


 

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