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Thema: Übersicht der Versandstellenstempel 1962 bis 2015 für Bundesrepublik u. Berlin (West)
Stefan Am: 01.01.2024 17:45:06 Gelesen: 922# 1 @  
I) Einleitung:

Bei der Aufarbeitung von Lagerbüchern Bund und Berlin (West) fanden sich diverse Briefmarken der Versandstellen in Berlin (West), Frankfurt (Main) und Weiden (Oberpfalz). Eine gezielte Durchsicht weiterer Lagerbücher nach eben jenen Ausgaben eröffnete ein umfangreiches Stempeleldorado. Auf dem ersten Blick vermochte man sich kaum vorstellen, was so alles in den vergangenen 60 Jahren postseitig getrieben wurde, um Sammler im Abonnement mit gestempelten Briefmarken zufriedenzustellen. Es kamen sowohl Handstempel als auch gedruckte Entwertungen zur Geltung, dito Ersttagssonderstempel und Tagesstempel.

Generell dürfte es wenig verwunderlich sein, dass im Handel gestempelte Briefmarken der Bundesrepublik als Handelsware nicht sonderlich gefragt sind. Briefmarken mit Entwertungen der Versandstellen sind (mittlerweile) allgemein noch weniger beliebt, dies gilt auch für Berlin (West). Im Umkehrschluss ist dieses Material auch meist recht günstig (deutlich unter Nominalpreis) zu haben, wenn es denn angeboten wird. Die nachfolgenden Anmerkungen beschränken sich auf einen Ausgabezeitraum bis zum Jahr 2015.

In den Links zu [1] bis [3] wird die geschichtliche Entwicklung der drei genannten Versandstellen sehr ausführlich dargestellt. Im Nachfolgenden sei daher der Schwerpunkt auf eine Übersicht der Stempel und deren Unterscheidungsbuchstaben gelegt. Die Übersicht beruht auf eigenem vorliegenden Material. Dadurch kann naturgemäß kein Anspruch auf Vollständigkeit gelegt werden. Die Anzahl der denkbaren Briefmarken umfasst mittlerweile eine mittlere vierstellige Zahl an Kataloghauptnummern, verteilt auf sechs Jahrzehnte. Es lassen sich diverse rote (Stempel-)Fäden erkennen, welche im Einzelfall je nach Kataloghauptnummer (und natürlich dem Ausgabezeitraum) etwas variieren können.

Sinn und Zweck der vorgenommenen „Übung“ war es ursprünglich gewesen, eine Systematik der Stempel der Versandstelle von Berlin (West) zu erkennen, um diese von anderen „Berlin 12“-gestempelten Briefmarken separieren zu können. Das Postamt Berlin-Charlottenburg 2 bzw. ab 1962 Berlin 12 war bereits vor Aufnahme der Versandstellentätigkeit (1945) ein normales Postamt gewesen (und blieb es auch bis zur Schließung dieser Filiale im Jahr 2010). Frankfurt am Main und Weiden in der Oberpfalz sind vergleichsweise überschaubar strukturiert.

Die Übersicht beginnt bewusst vielfach erst Anfang/Mitte der 1960er Jahre mit Einführung der Postleitzahl in der alten Bundesrepublik und West-Berlin. Speziell bei Bund sind frühe Versandstellenstempel vor ca. 1964 scheinbar eher selten und dünn gesät in den Dublettenbüchern und damit eine fundierte Aussage meinerseits aktuell nicht möglich. Berlin (West) ist auf den Ausgaben vor 1964 vergleichsweise etwas häufiger zu finden, am Ende allerdings auch in Alben deutscher Sammler nicht so häufig vorhanden. Im Ausland (vor allem aus Übersee) mögen Sammlungen mit gestempelten Briefmarken der Versandstellen vielleicht häufiger vorkommen.

Für die 1980er Jahre (konkret beginnend ab 1982) lässt sich bei Bund und Berlin allgemein ein vorübergehender Einbruch der Stückzahlen je Kataloghauptnummer feststellen (insbesondere bei Bund), so dass auch der Umfang des Materials zur Durchsicht nach den verschiedenen Varianten abnimmt. Aufgrund der parallel laufenden weltweiten Rezession und Finanzkrise und allgemeiner Zunahme der Arbeitslosigkeit dürften viele Abonnenten die bestellte Stückzahl reduziert haben. Ende der 1980er Jahre erholt sich die vorliegende Stückzahl je Hauptnummer wieder etwas, so dass mehr Material zur Auswahl zur Verfügung steht.

Trotz intensiver Suche über Google war bis dato keine größere Übersicht der verwendeten Stempel inkl. der Unterscheidungsbuchstaben zu finden. Im Forum des BDPh gab es ab 2007 [4] einen Versuch, diese für Berlin (West) abzubilden, auch dort naturgemäß ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

II) Übersicht der vorliegenden Stempelinschriften ab 1949:

In dem betrachteten Zeitraum kommen Tagesstempel (Berlin, Frankfurt & Weiden) und Ersttagssonderstempel (Berlin & Bonn) zur Anwendung.

(1) BERLIN-CHARLOTTENBURG 2 - mit und ohne vorangestellter Postgebietsleitzahl „(1)“ (Tagesstempel)
1 BERLIN 12 (Tagesstempel und Sonderstempel)
1000 BERLIN 12 (Tagesstempel und Sonderstempel) (bis 30.06.1993)
10620 BERLIN 12 (Tagesstempel) (01.07.1993 - 30.06.1997)
10619 BERLIN 12 (Sonderstempel) (01.07.1993 - 07.03.1996)
10878 BERLIN ZENTRUM (Sonderstempel) (11.04.1996 - 31.12.2004)
10117 BERLIN (Sonderstempel) (ab 01.01.2005)

Die Tagesstempel von der Versandstelle Berlin wurden zum 30.06.1997 eingestellt.

(16) FRANKFURT (MAIN) 1
6 FRANKFURT AM MAIN 1
6000 FRANKFURT AM MAIN 1 (bis 30.06.1993)
60281 FRANKFURT AM MAIN 1 (01.07.1993 - 30.06.1997)
60281 POSTPHILATELIE FRANKFURT AM MAIN 1 (01.07.1997 - Ende 2004)

Die Tagesstempel von Frankfurt (Main) in gedruckter Form wurden zwischen November und Dezember 2004 eingestellt.



Ende 2004: Wechsel der Stempelinschrift gedruckter Tagesstempel von Frankfurt am Main auf Weiden

8480 WEIDEN, OBERPF 1 (23.09.1980 - 30.06.1993)
92632 WEIDEN, OBERPF 1 (01.07.1993 - 30.06.1997)
92637 Deutsche Post WEIDEN I. D. OPF. Philatelie (ab Ende 2004)

Zwischen dem 01.07.1997 und ca. Dezember 2004 gab es in der Versandstelle Weiden keinen Tagesstempel von Weiden in der Oberpfalz.

(22c) BONN 1 (Sonderstempel)
53 BONN 1 (Sonderstempel)
5300 BONN 1 (Sonderstempel) (bis 30.06.1993)
53111 BONN 1 (Sonderstempel) (01.07.1993 - 07.03.1996)
53111 BONN (Sonderstempel) (11.04.1996 - 31.12.2004)
53113 BONN (Sonderstempel) (ab 01.01.2005)

Gruß
Stefan

[1] https://www.postautomation.de/kurzprofile/versandstellen-fuer-postwertzeichen/versandstellen-ab-berlin-west-bis-dahme/ (Berlin-West)
[2] https://www.postautomation.de/kurzprofile/versandstellen-fuer-postwertzeichen/versandstellen-ebingen-bis-frankfurt/ (Frankfurt am Main)
[3] https://www.postautomation.de/kurzprofile/versandstellen-fuer-postwertzeichen/versandstelle-weiden/ (Weiden in der Oberpfalz)
[4] https://forum.bdph.de/showthread.php?4322-Erstamalige-Verwendung-von-Versandstellenstempel und https://forum.bdph.de/showthread.php?3218-Versandstellener%F6ffnung
 
Stefan Am: 02.01.2024 15:48:32 Gelesen: 827# 2 @  
III) Grundlegende Ereignisse, welche sich im Stempelbild bemerkbar machen:

1961: sukzessive Einführung der vierstelligen Postleitzahlen
1962: Einführung neuer Postamtsnummerierungen in Berlin (West) mit Vergabe der Nr. 12 [5] parallel zur Einführung der neuen Postleitzahl in Berlin
01.01.1969: Einführung der gedruckten Tagesstempel (Berlin und Frankfurt)
Juni 1972: Umstellung der gedruckten Stempelentwertung von Viertel- auf Vollstempel für Frankfurt am Main (Frühdatum 05.06.1972)
30.04.1975: Verfügung zum Aufnullen von Postleitzahlen auf vier Stellen [6]
23.09.1980: Eröffnung der Versandstelle in Weiden [7]
01.01.1991: Zusammenlegung der Versandstellen Berlin (Ost) und Berlin (West); konsequente Vermarktung der Ersttagssonderstempel Berlin und Bonn als neues Angebot
01.07.1993: Einführung der fünfstelligen Postleitzahlen
01.10.1994: Umstellung des Schalterbogenformats auf Zehnerbogen
01.07.1997: Zusammenlegung der drei Versandstellen nach Weiden, Stempelinschrift der Tagesstempel von Frankfurt am Main
Ende 2004: bei Tagesstempel Wechsel der Stempelinschrift von Frankfurt am Main auf Weiden

IV) Varianten der gestempelten Briefmarken der Versandstelle:

Inhaltlich logisch weisen die gestempelten Briefmarken eine Stempelentwertung auf, entweder einen Tagesstempel oder einen Ersttagssonderstempel. Zur Anwendung kamen sowohl Handstempel als auch gedruckte Stempel. Es wurden i.d.R. entweder Viertelstempel (Eckstempel) oder Vollstempel abgeschlagen. Die Briefmarken sind gummiert. Bei Briefmarken ohne Gummierung kann nicht immer ausgeschlossen werden, ob hier lediglich die Gummierung entfernt wurde oder die Briefmarke von einem Trägermaterial abgelöst wurde, z.B. von einem Ersttagsbrief (FDC) oder Ersttagsblatt (ETB) oder von Sendungen der Postphilatelie (ab 1995). Manche Stempelungen der FDC und ETB sind für Versandstellenentwertungen eher unüblich und daher als abgelöste Briefmarken erkennbar.

Viele Jahre wurden die Briefmarken der Versandstelle mittels Handstempelabschlag gestempelt. Für die Postämter Berlin-Charlottenburg 2 bzw. anschließend Berlin 12 und Frankfurt am Main 1 kamen verschiedene Unterscheidungsbuchstaben in Gebrauch. Nach Einführung der gedruckten Entwertung wurden Handstempel bis Ende der 1990er Jahre parallel verwendet. Es liegt der Verdacht nahe, dass damit Schwankungen in den vorab in der Druckerei bestellten Druckauflagen der gedruckten Stempelentwertungen versus von Abonnenten tatsächlich bestellter Briefmarken ausgeglichen werden sollten. Ab 1969 kamen zunehmend gestempelte Briefmarken in Umlauf, welche eine gedruckte Stempelentwertung aufwiesen. Diese Art der Stempelung trat im Vergleich zu handgestempelten Briefmarken zuerst vergleichsweise zaghaft auf um ab ca. 1973 dominierend zu werden. Handgestempelte Briefmarken von Berlin 12 und Frankfurt am Main 1 gehen scheinbar spätestens ab Mitte 1996 im Grunde gegen Null.

Bei den nachfolgenden Übersichten beziehen sich die Ausführungen üblicherweise auf Briefmarken (inkl. der Dauerserien als Bogenware). Diese gelten in Bezug auf gedruckte Entwertungen gleichermaßen für Blocks und Markenheftchen aus dem jeweiligen Zeitraum, so dass bspw. auch die teilgezähnten Briefmarken der Dauerserie Sehenswürdigkeiten aus Markenheftchen mit gedruckten Versandstellenstempel vorkommen.



Bund Markenheftchen Nr. 34, gedruckter Versandstellenstempel 10620 Berlin (Unterscheidungsbuchstabe "a") und 60281 Frankfurt am Main (Unterscheidungsbuchstabe "bn") vom 14.08.1996

Lediglich für Weiden (Zeitraum 23.09.1980 – 30.06.1997) sind mir bisher überhaupt noch kein Markenheftchen mit gedruckter Tagesstempelentwertung bekannt geworden, dito bisher lediglich der nachfolgend gezeigte Block.



Bund Block Nr. 35 vom 11.04.1996 mit gedrucktem Versandstellenstempel von 92632 Weiden, Unterscheidungsbuchstabe "a"

Gruß
Stefan

[5] https://altepostleitzahlen.wixsite.com/alte-postleitzahlen/1
[6] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=280288#M8
[7] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/129780
 
Stefan Am: 04.01.2024 16:17:23 Gelesen: 733# 3 @  
V) Unterscheidungsbuchstaben der gedruckten Stempelentwertungen der Briefmarken der Versandstelle:

Die gedruckten Entwertungen sind noch recht einfach zu erkennen, i.d.R. am geradlinigen & klaren (sauberen bzw. scharfen) Druckbild. Die Stempelfarbe ist in sich einheitlich und variiert nicht (vereinzelte Ausnahmen mögen die Regel bestätigen). Bei der Stempelfarbe handelt sich normalerweise um ein sehr dunkles (glänzendes) schwarz.

1 BERLIN 12, Unterscheidungsbuchstabe bn (1969 - 1978)
1000 BERLIN 12, Unterscheidungsbuchstabe bn (01.01.1991 - 30.06.1993)
10620 BERLIN 12, Unterscheidungsbuchstabe a (01.07.1993 - 30.06.1997)



gedruckte Entwertung 1 BERLIN 12, Unterscheidungsbuchstabe bn auf Block 5, Stempeldatum 06.01.1971 (Ausgabe von 1969)

Die gedruckten Entwertungen von Berlin 12 verschwinden nach aktuellem Stand im Jahr 1978 und tauchen nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten mit der Zusammenlegung beider Berliner Versandstellen einhergehend mit der Neuausrichtung des Angebotes ab Januar 1991 wieder auf. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die gedruckten Entwertungen auch nach 1978 zur Verwendung kamen. Generell spielen diese (dem vorliegenden Material nach) vor 1991 auf Briefmarken von Berlin (West) und Bundesrepublik eine eher untergeordnete Rolle. Im Gegensatz zu Frankfurt am Main (und später auch Weiden) setzte die Versandstelle in Berlin (West) scheinbar vorrangig all die Jahre auf Handstempelentwertungen. Anders ist die Vielzahl an Unterscheidungsbuchstaben auf der Masse der vom Postamt Berlin 12 gestempelten Briefmarken nicht erklärbar und der Unterscheidungsbuchstabe „bn“ ist einer von vielen vorkommenden Unterscheidungsbuchstaben.

6 FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstabe ez (01.01.1969 - 07.05.1981)
6000 FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstabe ez (16.07.1981 - 30.06.1993)
60281 FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstabe bn (01.07.1993 - 30.06.1997)
60281 POSTPHILATELIE FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstabe a (01.07.1997 - Ende 2004)



gedruckte Entwertung 6 FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstabe ez auf Block 5, Stempeldatum 06.01.1971 (Ausgabe von 1969)

Für Frankfurt am Main mit dem Unterscheidungsbuchstaben „ez“ ist nachgewiesen, dass im Einzelfall auch Ausgaben der Dauerserien „Deutsche Bauwerke aus zwölf Jahrhunderten“ (1966-1969) und „Brandenburger Tor“ (1966) damit bedruckt worden sind, welche erstmals vor 1969 erschienen. Dito trifft dies auch auf verschiedene Werte des Satzes „Das neue Berlin“ von 1965/66 von Berlin (West) zu. Hierbei handelt es sich u.U. um Nachauflagen einzelner Kataloghauptnummern. Aufgrund des seinerzeit aktuellen Themas der Olympischen Spiele in München (1972) wurde aus dem 1968 verausgabten Zuschlagsmarkensatz zumindest der Wert zu 30 Pf. (Mi-Nr. 563) teils mit einer gedruckten Entwertung von Frankfurt am Main versehen. Es ist anzunehmen, dass Teilauflagen weiterer Kataloghauptnummern von Bund und Berlin (West), welche ursprünglich vor 1969 erstmals verausgabt, mit einer gedruckten Entwertung ab/nach 1969 versehen worden sind.



Mitte des Jahres 1972 erweiterte die Versandstelle Frankfurt am Main das Angebot von Viertelstempel auf Vollstempel. Aktuell liegt als Frühdatum der 05.06.1972 für Vollstempel mit dem Unterscheidungsbuchstaben „ez“ vor. Vollstempel älteren Datums verweisen (nach derzeitigem Stand) auf Handstempel.



Die Versandstelle in Weiden (Oberpfalz) wurde am 23.09.1980 eröffnet. Zuerst sollte von dort aus zentral die neue Automatenmarke der Bundesrepublik an eigenen Automaten produziert und vertrieben werden (Mi-Nr. 1), welche ab dem 02.01.1981 verausgabt wurde. Spätestens ab Anfang 1983 wurden auch die Postwertzeichen der Bundesrepublik und Berlin (West) vertrieben. Vorliegende (Viertel-)Stempel aus den Jahren 1980-1982 kommen vor, sind allerdings dem aktuell vorliegenden Material nach eher die Ausnahme. Als Besonderheit im Vergleich zu Berlin und Frankfurt (Main) kommt Weiden in der Zeit von 1983 - 30.06.1997 scheinbar oftmals ausschließlich als Viertelstempel vor, ganz selten als Vollstempel. Die Ursache ist mir nicht bekannt:

8480 WEIDEN, OBERPF 1, Unterscheidungsbuchstabe ap (spätestens ab 1983 - 30.06.1993)
92632 WEIDEN, OBERPF 1, Unterscheidungsbuchstabe a (01.07.1993 - 30.06.1997)
92637 Deutsche Post WEIDEN I. D. OPF. Philatelie, Unterscheidungsbuchstabe a (ab Ende 2004)

Seit 1991 werden auch gedruckte Ersttagssonderstempel aus Berlin und Bonn im Abonnement geliefert.

1000 BERLIN 12 (01.01.1991 - 30.06.1993)
10619 BERLIN 12 (01.07.1993 - 07.03.1996)
10878 BERLIN ZENTRUM (11.04.1996 - 31.12.2004)
10117 BERLIN (ab 01.01.2005)

5300 BONN 1 (01.01.1991 - 30.06.1993)
53111 BONN 1 (01.07.1993 - 07.03.1996)
53111 BONN (11.04.1996 - 31.12.2004)
53113 BONN (ab 01.01.2005)



gedruckte Sonderstempel und Tagesstempel BERLIN 12, FRANKFURT AM MAIN 1 und BONN 1 vom 06.09.1993 auf Bund Block Mi-Nr. 27

Briefmarkenausgaben bis 1990 (Bund und Berlin) kommen zumindest gelegentlich (vermutlich generell) auch mit Ersttagssonderstempel von BERLIN bzw. BONN als Handstempel vor, dito im Einzelfall zusätzlich Bund ab 1991 (bis maximal 30.06.1997). Es ist nicht auszuschließen, dass speziell bei den bis 1990 erschienenen Zuschlagsmarken auch gedruckte Sonderstempelentwertungen von BERLIN zur Anwendung kamen.



gedruckter Ersttagsonderstempel und Ersttagssonderstempel als Handstempel von 5300 BONN 1 auf Bund Block 17

BONN als Ortsangabe im Ersttagssonderstempel kommt auf fast allen Blocks der Bundesrepublik ab 1959 (Block Mi-Nr. 2) vor. Die Ortsangabe BERLIN ist sei der Wiedervereinigung (Block Mi-Nr. 22) zusätzlich fast durchgängig in Gebrauch.

VI) Unterscheidungsbuchstaben der Handstempelentwertungen der Briefmarken der Versandstelle:

1 BERLIN 12, Unterscheidungsbuchstaben: aa; ah; ak; al (?); bi; bk; bm; bo; br; bs; by; cb; cc; ce; cf; cg; ci; cs; cw; cx; cy; dd; de; df; dh (bis 1978)
1000 BERLIN 12, Unterscheidungsbuchstaben: al (?); bi; bm; bo; by, cc; ce; ci; cn; dc; dd; de; df; dh; di; dj; dn; dr (1978 - 30.06.1993)
10620 BERLIN 12, Unterscheidungsbuchstaben: e; f; g; h; i; j; k (01.07.1993 - 30.06.1997)



Beispiele für Handstempelentwertungen von 1 BERLIN 12

6 FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstaben: y; cf; cr; cs; cv; cz; dd; de; df; dg; do; dq; dr; dx; fz; zo; zu (bis 1978)
6000 FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstaben: fx; fy; zx (1980-1990) und gp, hn; ja; jd; je; jj; jk; jm; ki (1990 - 30.06.1993, teils Einzelstücke)
60313 (nicht 60281) FRANKFURT AM MAIN 1, Unterscheidungsbuchstaben: y; bp; br; bs; bt; bv (01.07.1993 - 30.06.1997)
60281 POSTPHILATELIE FRANKFURT AM MAIN 1: keine Handstempelentwertung bekannt



Beispiele für Handstempelentwertungen von 6 FRANKFURT AM MAIN 1

Handstempelabschläge ab 1990 liegen aktuell eher als Einzelstücke verschiedener Kataloghauptnummern vor.

Grundsätzlich ist nicht auszuschließen, dass in o.g. Auflistung von Handstempelgeräten für Berlin und Frankfurt vereinzelt Stempelgeräte aufgeführt werden, welche regulär am Postschalter in Gebrauch waren, wo ein Sammler sich gummiert gebliebene Briefmarken für Sammelzwecke hat stempeln lassen und welche irrtümlich in die o.g. Auflistung geraten sind. Als Beispiel (Wackelkandidat) wäre das Stempelgerät 1000 BERLIN 12 mit dem Unterscheidungsbuchstaben „al“ mit Stempeldaten aus den 1980er Jahren zu nennen. Mir liegen dutzende Stempelabschläge (Vollstempel) vor, allerdings allesamt ohne rückseitige Gummierung.

Ebenfalls ist anzunehmen, dass die Auflistung der Handstempelgeräte von Berlin 12 und Frankfurt am Main 1 vermutlich noch nicht vollständig ist.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass im Einzelfall nach 1997 auch ein Tagesstempel von 10620 Berlin 12 oder 53111 Bonn als Ersatz für den Tagesstempel von Frankfurt am Main zum Einsatz kam. Die bisher vorliegende Menge ist zu dünn, um daraus zweifelsfreie Rückschlüsse zu ziehen.



Beispiele für Handstempelabschläge der Postfilialien Berlin 12 und Bonn (Hauptpost bzw. Posttower?) mit verschiedenen Stempeldaten nach 1997 auf gummiert gebliebenen Briefmarken

Von Weiden liegt entweder nicht ausreichend Material vor, um zweifelsfrei eine Versandstellenentwertung per Hand nachzuweisen (PLZ 8480) oder es ist (bisher) keine Handstempelentwertung bekannt (PLZ 92632 und 92637):

8480 WEIDEN, OBERPF 1: vorliegendes Material bisher nicht ausreichend
92632 WEIDEN, OBERPF 1: keine Handstempelentwertung bekannt
92637 Deutsche Post WEIDEN I. D. OPF. Philatelie: keine Handstempelentwertung bekannt

Es ist nicht ausgeschlossen, dass im Einzelfall auch ein Tagesstempel von 8480 Weiden von 1980 zum Einsatz kam. Die bisher vorliegende Menge ist zu dünn, um daraus zweifelsfreie Rückschlüsse zu ziehen.



Handstempelabschläge als Vollstempel vom Postamt Weiden 1 vom 13.11.1980, Unterscheidungsbuchstabe ao (passend zur gedruckten Entwertung von Weiden 1 mit dem Unterscheidungsbuchstaben "ap")

1975 erging die Anweisung seitens des Bundespostministeriums, dass vorhandene Postleitzahlen auf vier Stellen aufzunullen seien [6], Bsp. aus der Postleitzahl 1 wurde die Postleitzahl 1000, aus 6 dann die 6000 usw. Auffällig ist, dass in der Handstempelung bis 1978 einstellige Postleitzahlen für Berlin (West) und Frankfurt (Main) in Gebrauch waren. Dies könnte als Indiz eher dafür sprechen, dass an dieser Stelle echte Stahlstempel zur Stempelung verwendet worden sind, welche im wörtlichen Sinne bereits griffbereit und einsatzbereit vorlagen. Die gedruckte Entwertung von Berlin und Frankfurt am Main ist auch erst spät(er) von eine auf vier Ziffern der Posteitzahl umgestellt worden.

Gruß
Stefan

[6] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ME=280288#M8
 
Stefan Am: 06.01.2024 09:02:38 Gelesen: 662# 4 @  
VII) Verteilung der Stempelarten:

Bis Ende 1990 bleibt eine Sammlung versandstellengestempelter Briefmarken relativ überschaubar. Dies gilt für Bund und Berlin gleichermaßen. Scheinbar treten nicht alle Varianten (gedruckt und handgestempelt, Sonder- und Tagesstempel) gleichzeitig auf. Es kommt der Eindruck auf, dass BERLIN-Tagesstempel vorzugsweise bei Sondermarken und Dauerserien, BERLIN-Ersttagssonderstempel vorzugsweise bei Zuschlagsmarken und Blocks in Gebrauch waren. Der Ersttagssonderstempel aus Bonn scheint auf Briefmarken eher selten bis sehr selten zu sein und kommt üblicherweise auf Blocks vor. Grundsätzlich wären theoretisch denkbar:

- Berlin Sonderstempel als gedruckter Stempel (Blocks) und als Handstempel
- Berlin Tagesstempel als gedruckte Entwertung (ab 1969) und als Handstempel
- Frankfurt am Main Tagesstempel als gedruckte Entwertung (ab 1969) und als Handstempel
- Weiden Tagesstempel als gedruckte Entwertung
- Bonn Sonderstempel als gedruckter Stempel (Blocks) und als Handstempel

Als Extremfall kommen in den Jahren 01.01.1991 - 30.06.1997 bis zu neun verschiedene Konstellationen zustande:

- Berlin Sonderstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel
- Berlin Tagesstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel
- Frankfurt am Main Tagesstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel
- Weiden Tagesstempel als gedruckte Entwertung (zusätzlich als Handstempel bisher nicht bekannt)
- Bonn Sonderstempel als gedruckte Entwertung und als Handstempel

Die Ersttagssonderstempel gedruckt und handgestempelt unterscheiden sich - wenn überhaupt - bei Handstempeln an der Stempelfarbe (i.d.R. nicht einheitlich schwarz glänzend sondern etwas unterschiedlich verteilter Farbauftrag) und teils an einem eher unscharfen (etwas verquetschten) bzw. etwas dezentrierten Stempelabschlag. Die Handstempel der Tagesstempel sollten anhand der Unterscheidungsbuchstaben erkennbar sein. Handgestempelte Ersttagssonderstempel sind mir bisher vielfach als Vollstempel bekannt.



links Stempeltafel mit Vollstempeln der Mi-Nr. 1667 zuzügl. der Ersttagssonderstempel als Handstempel - rechts Stempeltafel mit acht von neun möglichen Varianten gedruckter Stempel und Handstempel (Mi-Nr. 1542), Sonderstempel von Berlin als Handstempel noch fehlend

Ab dem 01.07.1997 reduziert sich die Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten üblicherweise von neun auf drei Varianten: Ersttagssonderstempel Berlin und Bonn sowie Tagesstempel Frankfurt (Main) bzw. später Weiden (Oberpfalz), üblicherweise gedruckt. Ich schließe nicht aus, dass bis ca. 2000 vereinzelt mutmaßlich auch Handstempel verwendet worden sind (Tagesstempel Berlin 12 (?!) und Ersttagssonderstempel bzw. Tagesstempel (?) Bonn, siehe vorletzte Abbildung in Beitrag [#3]).



Durch die Einführung der Zehnerbögen ab 01.10.1994 für sämtliche zu verausgabenden Briefmarken in nassklebender Erhaltung bietet sich an, dass die Versandstellenstempel (Tages- und Ersttagssonderstempel) als Vollstempel gesammelt werden können, welche tatsächlich auf Bogenecken einen vollständigen Stempelabschlag aufweisen. Die Bogenecken umfassen statistisch 40 % eines Zehnerbogens, also vier von zehn Briefmarken. Ich gehe davon aus, dass ab dem 01.10.1994 die Briefmarken von der Versandstelle grundsätzlich mit einem Bogenrand ausgeliefert worden sind. Bei gummierten Briefmarken ohne Bogenrand ist anzunehmen, dass ein Sammler den Bogenrand zwischenzeitlich entfernt hat.

Vom Umfang umfasst eine Sammlung Versandstellenstempel der Bundesrepublik nach Hauptnummer (inkl. Blocks) der Jahre 1966-2015 in quasi allen möglichen o.g. Varianten etwa sieben dicke Alben zu je 64 Seiten (je Hauptnummer ein bis zwei Zeilen) und Berlin der Jahre 1966-1990 etwas mehr als ein dickes Album zu 64 Seiten.

VIII) Sonstiges

Die gestempelten & gummierten Briefmarken der Versandstellen umfassen zwei weitere Themen, welche zeitweise parallel auftraten. Konkret handelt es sich um die sog. Andreaskreuze sowie korrigierte Bogenwertreihenzähler [8] = KWBZ, wobei Letztere in den Jahren 1977-1994 (bis zur Einführung der Zehnerbögen als Bogenformat) auch regulär in den Verkauf gelangten. Beides wird durchaus gesammelt. Die KWBZ waren aus praktischen Gründen notwendig, um eine interne Abrechnung von Schalterbögen zu gewährleisten, welche neben verkaufsfähigen Briefmarken zusätzlich Exemplare enthielten, welche mit einem Andreaskreuz gekennzeichnet waren. Die Andreaskreuze sollten eigentlich nicht in Sammlerhand gelangen, da es sich hier im Grunde um Druckausschuss handelt.



links kompletter Satz der Bund Mi-Nr. 929-932 von 1977 als KWBZ und rechts doppelt korrigierter Bogenwertreihenzähler

Andreaskreuze sind bis 1990 primär von den Versandstellen in Frankfurt am Main und Weiden bekannt. In Berlin (West) gelang es mittels jahrelangem gezieltem Gebrauch von Handstempeln entsprechende Andreaskreuze (und damit auch KBWZ) meist zu vermeiden.



links platzsparende Stempelung von BERLIN 12 (möglichst ohne Andreaskreuze) und rechts verschiedene Andreaskreuze von Bund und Berlin (West)

Weiterhin könnten die mit gedrucktem Ersttagssonderstempel versehenen selbstklebenden Briefmarken der Bundesrepublik (2007-2022) von Interesse sein bzw. werden. Die Trägerfolien der „Markenheftchen“-Ausgaben weisen rückseitig keine Bedruckung auf und sind blanko. Dem Vernehmen nach handelt es sich hier um separate Druckauflagen per 100 Briefmarken pro Bogen [9], welche zur Stempelung herangezogen wurden. Es ist nicht auszuschließen, dass sich diese im Einzelfall von der Normalausführung unterscheiden (Bsp. Farbgebung oder Winkel des Druckrasters). Ich möchte ebenfalls nicht ausschließen, dass dies auch auf selbstklebende Rollenmarken mit gedruckter Stempelung zutrifft.



selbstklebende Markenheftchenausgaben oben mit unbedruckter Rückseite und dito aus Rollen auf vergleichsweise durchscheinender Trägerfolie unten

Spätestens ab 1995 verschickte die Versandstelle Sendungen, welche eingedruckte Wertstempel (ergo Ganzsachen) bzw. aufklebte Briefmarken aufweisen und mit einem gedruckten Stempel (Tages- oder Ersttagssonderstempel) versehen wurden, vor allem Briefe der Gewichtsklassen bis 20 g; 50 g und 500 g. Die Ganzsachen werden im Michel Ganzsachenkatalog als Eigenausgaben der Deutsche Post AG katalogisiert. Sowohl die Ganzsachen als auch die mit Briefmarken frankierten Sendungen könn(t)en als Vorausentwertungen eingestuft werden. Aus Sicht der Deutsche Post AG war es sicherlich eine passable Möglichkeit, Überbestände an nicht mehr benötigten Wertzeichen aufzubrauchen. Meinem Eindruck nach hatte die Deutsche Post AG vor allem in den Jahren 1996-2010 von dieser Frankaturmaßnahme gemacht, danach wird das Belege- und Briefmarkenmaterial dürftiger. Zur Entwertung wurden sowohl Tagesstempel als auch Ersttagssonderstempel verwendet. Als Orte kommen vor allem Frankfurt am Main, Weiden (Oberpfalz) und Bonn in Betracht - für Weihnachtsaussendungen auch 51766 Engelskirchen, 97267 Himmelstadt bzw. 16798 Himmelpfort und 21709 Himmelpforten. Meinem Eindruck nach stellen diese Art „Vorausentwertungen“ ein eigenständiges Sammelgebiet dar und seien hier deshalb lediglich am Rande erwähnt.



Gruß
Stefan

P.S.: Die Moderation dieses Themas wurde eben (10:20 Uhr) aufgehoben. Jeder kann ab sofort Beiträge in diesem Thema schreiben ;-)

[8] http://www.kbwz.de/
[9] https://www.philaseiten.de/cgi-bin/index.pl?ST=18821&CP=0&F=1
 
TeeKay Am: 14.01.2024 10:29:19 Gelesen: 542# 5 @  
Eine aufwendige Übersicht, sehr schön. Wenngleich ich Versandstellenstempel nicht in der Sammlung haben möchte, finde ich das Thema interessant, da es einige Besonderheiten hervorrief.

@ Stefan [#4]

Spätestens ab 1995 verschickte die Versandstelle Sendungen, welche eingedruckte Wertstempel (ergo Ganzsachen) bzw. aufklebte Briefmarken aufweisen und mit einem gedruckten Stempel (Tages- oder Ersttagssonderstempel) versehen wurden, vor allem Briefe der Gewichtsklassen bis 20 g; 50 g und 500 g. Die Ganzsachen werden im Michel Ganzsachenkatalog als Eigenausgaben der Deutsche Post AG katalogisiert. Sowohl die Ganzsachen als auch die mit Briefmarken frankierten Sendungen könn(t)en als Vorausentwertungen eingestuft werden.

Um etwas entwerten zu können, muss es einen Wert haben. Die DBZ hatte schon sehr früh nach dem Aufkommen der ersten markenbeklebten Sendungen bei der Post erfragt, ob diese Marken

a) in die Auflagenstatistik eingehen
b) Zuschläge abgeführt werden
c) Freimachungscharakter haben.

Alle drei Fragen wurden von der Post verneint. Die Marken gelten offiziell als nicht gedruckt, nicht verkauft und nicht verwendet. Die Postphilatelie führte weder die Zuschläge noch den aufgedruckten Freimachungswert ab, sondern verrechnete intern die Preise für Infopost-Sendungen. Wenn die Marken also offiziell weder als gedruckt noch verkauft gelten, haben sie auch keinen Wert, der entwertet werden können. Es sind Vignetten, die durch den eingedruckten Stempel eindeutig auch als solche identifizierbar und von der sonstigen Markenauflage unterscheidbar sind.


Ab dem 01.07.1997 reduziert sich die Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten üblicherweise von neun auf drei Varianten: Ersttagssonderstempel Berlin und Bonn sowie Tagesstempel Frankfurt (Main) bzw. später Weiden (Oberpfalz), üblicherweise gedruckt. Ich schließe nicht aus, dass bis ca. 2000 vereinzelt mutmaßlich auch Handstempel verwendet worden sind (Tagesstempel Berlin 12 (?!) und Ersttagssonderstempel bzw. Tagesstempel (?) Bonn, siehe vorletzte Abbildung in Beitrag [#3]).

Die Versandstelle Berlin versendete zwar nichts mehr, bestand ansonsten aber noch weiter. Du konntest dort zum Schalter gehen und dir alles mit den ESSTs abstempeln lassen, wie du es wolltest. Das kam nicht nur vereinzelt vor, wenngleich du dort am Schalter auch schon klischee-entwertete Marken kaufen konntest. Aber die unterscheiden sich optisch und haptisch natürlich von den handgestempelten Marken, so dass auch Marken zur separaten Handstempelung von Käufern vorgelegt wurden. An Erstausgabetagen gab es sogar einen extra Schalter für die ESST-Handstempelung. An allen anderen Tagen standen die ESSTs am normalen Stempelschalter zur Verfügung. Das waren noch schöne Zeiten für Sammler, als die Post Geld investierte für Sammlerwünsche. Selbst nach dem Umbau zur normalen Postfiliale gab es weiterhin einen großen Versandstellenschalter, wo auch weiter Handstempelungen mit Tages- und ESST durchgeführt wurden.
 
Stefan Am: 15.01.2024 20:24:50 Gelesen: 483# 6 @  
@ TeeKay [#5]

Danke für deine Ausführungen. Hier ergibt sich der ein oder andere Anknüpfungspunkt. ;-)

Um etwas entwerten zu können, muss es einen Wert haben. Die DBZ hatte schon sehr früh nach dem Aufkommen der ersten markenbeklebten Sendungen bei der Post erfragt, ob diese Marken

a) in die Auflagenstatistik eingehen
b) Zuschläge abgeführt werden
c) Freimachungscharakter haben.

Alle drei Fragen wurden von der Post verneint. Die Marken gelten offiziell als nicht gedruckt, nicht verkauft und nicht verwendet.


Ein Grund mehr, sich einmal mit diesen "Briefmarken" (gern in einem separaten Thema) zu beschäftigen, allein wegen der Erfassung der betroffenen Ausgaben. Bei einer kürzlich vorgenommenen Zählung meinerseits komme ich derzeit auf ca. 135 verschiedene Kataloghauptnummern der Jahre 1995-2010, welcher von einer derartigen "Stempelung" betroffen sind; vermutlich hat es noch ein paar Dutzend Hauptnummern mehr gegeben. Unter den bisher vorliegenden 135 Kataloghauptnummern befinden sich auch ein paar Wackelkandidaten, wo ein belastbarer Nachweis lediglich anhand vollständiger Versandumschläge (mit Absenderangabe und/oder vorhandenem Briefinhalt) geführt werden könnte. Üblicherweise steckten diese Briefmarken in normalen Dublettenalben, versteckt zwischen bedafsgestempelten Briefmarken und den Pendants der Versandstelle. Ergo weiß kaum (noch) ein Sammler um diesen gesonderten Status dieser "Briefmarken".

Mir ist aktuell keine Auflistung von Kataloghauptnummern bekannt, welche von derartigen Klebeaktionen der DPAG betroffen sind. Ich gehe bis auf weiteres davon aus, dass an dieser Stelle Restbestände zur Verwendung kamen, welche postseitig nicht mehr benötigt wurden. Wozu sonst den Aufriss betreiben um separat Briefmarken zu drucken, automatisiert zu verkleben und mit einer gedruckten Entwertung versehen zu lassen? Auf dem Papier galten die verklebten Briefmarken sicherlich als vernichtet. Ich habe keinen Zweifel daran, dass postseitig generell nie Zuschläge an betreffende Organisationen abgeführt worden sind.

Es sind Vignetten, die durch den eingedruckten Stempel eindeutig auch als solche identifizierbar und von der sonstigen Markenauflage unterscheidbar sind.

Meist ja, also unterscheidbar - gelegentlich nein und eine Unterscheidung wackelig. Im Einzelfall würde ich nicht ausschließen, dass sich Eckstempel der Versandstempel auf Briefmarken mit entfernter Gummierung auf dem ersten Blick nicht von diesen "Briefmarken" unterscheiden lasssen.

Die Marken gelten offiziell als nicht gedruckt, nicht verkauft und nicht verwendet. Die Postphilatelie führte weder die Zuschläge noch den aufgedruckten Freimachungswert ab, sondern verrechnete intern die Preise für Infopost-Sendungen. Wenn die Marken also offiziell weder als gedruckt noch verkauft gelten, haben sie auch keinen Wert, der entwertet werden können.

Ich sehe hier keinen Unterschied dieser "Briefmarken" zu den im Ganzsachenkatalog katalogisierten Ganzsachen der Versandstellen Weiden bzw. Frankfurt am Main. Eigentlich müsste man an dieser Stelle die sehr umfangreiche Katalogisierung dieser "Philatelie"-Ganzsachen (im Katalog "Eigenausgaben der Deutschen Post AG" mit gedruckter Entwertung) in weiten Teilen streichen? Auch hier gehe ich von einer postinternen Verrechnung der Werbung als Infopost aus, obwohl es sich laut "Nominal"-Angabe um eine vollbezahlte Sendung bis 20 g; 50 g oder 500 g handelt. Aber auch das ist ein anderes Thema ... Dem Vernehmen nach ist (oder war vorübergehend) Schluss wegen der Einführung der Briefmarken mit Matrixcode (Februar 2021).

Wir stimmen sicherlich überein, dass die Deutsche Post die Sendungen der Versandstelle(n) jahrelang auch weiterhin als Postsache hätte verschicken können. Damit wird eine "Frankatur" mittels Briefmarke(n) oder Werteindruck analog einer Ganzsache grundsätzlich ad absurdum geführt.

Zurück zum eigentlichen Thema:

Die Versandstelle Berlin versendete zwar nichts mehr, bestand ansonsten aber noch weiter.

Ein Punkt, wo ich bisher weitgehend passen muss: Wann ging welche Versandstelle tatsächlich in Betrieb und wurde in punkto Versand wieder geschlossen? Ich habe mich in den Beiträgen [#1] bis [#4] auf die Verwendungszeiten der Orte befasst. Zur Disposition stehen nachfolgende Orte (Ortsangaben in Stempeln):

- Berlin 12: Aufnahme 25.08.1945 [1] unter Berlin-Charlottenburg 2, Einstellung per 30.06.1997 (?) mit Fortführung der Philatelie-Schalter
- Frankfurt am Main 1: Aufnahme wann?, Einstellung wann? Stempelseitig war Ende 2004 Schluss
- Weiden 1: Aufnahme am 23.09.1980 [2], nach und nach als Versandzentrum ausgebaut und aktuell weiterhin in Betrieb befindlich
- Bonn 1: sicherlich keine eigene Versandstelle gewesen sondern ausschließlich Philatelie-Schalter

Gruß
Stefan

[1] https://www.postautomation.de/kurzprofile/versandstellen-fuer-postwertzeichen/versandstellen-ab-berlin-west-bis-dahme/
[2] https://www.philastempel.de/stempel/zeigen/129780
 
epem7081 Am: 17.01.2024 15:22:57 Gelesen: 562# 7 @  
Hallo zusammen,

bei Durchsicht meiner Altbestände bin ich auf diese Nachnahme vom 22.9.1971 gestossen. mit der mir seinerzeit Nachbestellungen aus Berlin geliefert wurden. Üblicherweise kamen alle regulären Lieferungen der Versandstelle für Sammlermarken aus Frankfurt.

Noch überraschter war ich bei der Durchsicht unserer Stempeldatenbank, dass ich in der Fülle der Berlinstempel aus dieser Zeit kein vergleichbares Exemplar dieses Handrollstempels gefunden habe, obwohl vermutlich mancher Sammler mit ähnlicher Postsache bedient worden ist. Oder sollte ich was übersehen haben?



Mit freundlichen Sammlergrüßen
Edwin.

[Auf Wunsch von Stefan redaktionell kopiert aus dem Thema "Handrollstempel, ungewöhnliche und seltene Beispiele"]
 
filunski Am: 18.01.2024 00:44:42 Gelesen: 407# 8 @  
@ Stefan [#4]

Lieber Stefan,

sehr interessante und akribische Aufstellung!

Von mir noch ein, zwei Nachträge dazu. Zuerst Bonn, dort gab es mehr als einen Philatelieschalter, zumindest noch eine Sonderstempelstelle (PLZ 53121) und auch eine Versandstelle für philatelistische Werbung der DPAG (PLZ 53113).

Letztere versandte ihr Material (Ganzsachen der DPAG), mir bislang vorliegend von ca. 2007 bis 2010, mit diesem aufgedruckten Tagesstempel:



BONN / a / 53111, ohne PA Nr. mit festem Datum oder auch wie rechts ohne Tages- und Monatsdatum.

Ebenfalls in Bonn bei der Postphilatelie gab es kurze Zeit (mir vorliegend nur von 1999 bis 2001) diesen Tagesstempel:



BONN / 53111, ohne UB, Handstempel. Obwohl bei der Postphilatelie eingesetzt kaum zu finden.

So und dann noch ein kleines Rätsel, das ich aber auch gleich auflösen werde.

Woher stammen diese Stempel?



Scheint ja ganz einfach zu sein, aus Berlin und aus Bonn, von den Sonderstempelstellen. Oder nicht?

Aber zumindest die Sonderstempelstelle Bonn, die diesen Tagesstempel führte, gab es 2021 schon gar nicht mehr.

Beide Stempel stammen von der Sonderstempelstelle in Weiden. Diese führt, als physisches Handstempelgerät dort vorhanden, bis heute den Tagesstempel der (nicht mehr existierenden) Sonderstempelstelle Bonn und auch einen identischen Doppelgänger (Klon ;-)) des Tagesstempels der Sonderstempelstelle Berlin. Kein Aprilscherz, auch wenn das Datum so etwas vermuten ließe.

Soviel dazu für heute.

Viele Grüße,
Peter
 
Stefan Am: 18.02.2024 19:51:02 Gelesen: 233# 9 @  
In Beitrag [#3] hieß es:

Mitte des Jahres 1972 erweiterte die Versandstelle Frankfurt am Main das Angebot von Viertelstempel auf Vollstempel. Aktuell liegt als Frühdatum der 05.06.1972 für Vollstempel mit dem Unterscheidungsbuchstaben „ez“ vor. Vollstempel älteren Datums verweisen (nach derzeitigem Stand) auf Handstempel.

Mittlerweile lässt sich das Frühdatum gedruckter Vollstempel der Versandstelle von Frankfurt am Main etwas weiter nach vorn schieben:



Berlin Mi-Nr. 423-425 und 426 aus dem zweiten Quartal 1972

Bei der Durchsicht eines Berliner Neueingangs fielen die o.g. Briefmarken auf, welche am 14.04. bzw. 18.05.1972 verausgabt worden sind. Damit liegt als neues Frühdatum der 14.04.1972 für gedruckte Vollstempel von Frankfurt/Main mit Unterscheidungsbuchstaben "ez" vor.

Es ist damit denkbar dass auch die Mi-Nrn. Bund 715 (14.04.1972); 716/717 (02.05.1972) und 718 (18.05.1972) mit gedrucktem Vollstempel existieren (und mir bisher lediglich mit Viertelstempel vorliegen).

Gruß
Stefan
 
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