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Thema: Zurück und nachgeschickt
Das Thema hat 932 Beiträge:
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saeckingen Am: 22.01.2024 23:03:49 Gelesen: 6391# 908 @  
Am 9.2.23 habe ich einen Brief mit einem Buch der ArGe nach Ashdod/Israel verschickt. Der Brief kam allerdings nicht an, wir haben einen Postverlust angenommen. Ich habe dann an die identische Adresse Ersatz geschickt, der innerhalb weniger Tage auch beim Empfänger ankam. Am Samstag (20.1.24) lag der Brief mit "leichten Beförderungsspuren" wieder bei mir im Briefkasten. Was hat der Brief wohl in den 11 1/2 Monaten mitgemacht? Seinem Aussehen nach sehr viel!



Grüße
Harald
 
bignell Am: 26.01.2024 22:24:13 Gelesen: 6146# 909 @  
Liebe Freunde,

dieser Beleg ist für den Briefmarkensammler uninteressant, weil die Frankatur über den Rand geklebt und deshalb beschädigt und die Recogebühr beim Öffnen zerrissen wurde. Aber vielleicht blieb er deshalb als Ganzstück erhalten, worüber ich mich sehr freue.



Ca. 1862 mit 15 Kreuzer und 2x5 Kreuzer rückseitig als Recogebühr freigemacht lief von Třeboň [1] nach Mnichovo Hradiště [2], dann nach Libějovice [3] (deutsch: Liebiegitz), wieder nach Mnichovo Hradiště und danach retour.



Stempel:
WITTINGAU | 7 | 1
Recommandirt
TURNAU | 8 JAN [4]
MÜNCHENGRAETZ | 9 | 1
PRAG | 10 | 1 | 10 E
WODNIAN | 11.JAN [5]
PRAG | 13 | 1 | 8 F
MÜNCHENGRAETZ | 14 | 1
PRAG | 15 | 1 | 8 F

Liebe Grüße,
harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/T%C5%99ebo%C5%88
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Mnichovo_Hradi%C5%A1t%C4%9B
[3] https://cs.wikipedia.org/wiki/Lib%C4%9Bjovice
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Turnov
[5] https://de.wikipedia.org/wiki/Vod%C5%88any
 
bayern klassisch Am: 27.01.2024 08:53:07 Gelesen: 6103# 910 @  
@ bignell [#909]

Lieber Harald,

es gibt 3 Arten von Sammlungen:

1. Die, bei deren Anblick man einzuschlafen droht, weil sie dröge und unattraktiv sind.

2. Die, die wunderschön sind, aber halt nur das Auge zu erfreuen wissen, sonst nichts.

3. Die, die mal mehr, mal weniger attraktives Material beinhalten, die aber immer spannend, vielfältig, lehrreich und interessefördernd sind. Deine Sammlung ist in die Gruppe 3 einzuordnen und wenn da mal ein Brief nicht mehr zu taufrisch aussieht, wie vor 170 Jahren, dann verzeiht man ihm das doch gerne, ist und bleibt er doch ein Zeitzeuge, der nicht replizierbar ist. Deine Sammlung hat ja einen wertvollen didaktischen Hintergrund, gepaart mit einer gehäuften Wissensansammlung über die damaligen Postverhältnisse und Postpraktiken. Allein das macht jeden deiner Briefe zu einem Unikum und ich hoffe, noch viel mehr deiner Unika hier sehen zu dürfen.

Schönes WE und liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 28.01.2024 14:26:44 Gelesen: 5980# 911 @  
@ bayern klassisch [#910]

Lieber Ralph,

vielen Dank für Deine netten Worte. Ich liebe es die Geschichte von Briefen zu entschlüsseln, und die am meisten erlebt haben zeigen halt oft ein verhärmtes Gesicht, das für mich eine eigene Schönheit birgt.

So auch dieser Brief:



1899 mit 5 KR freigemacht von Wien an "Mr George Marples" geschickt unter folgender Adresse:
Cromford House
Renals Street
Derby
England

gestrichen und ersetzt durch:

c/o Miss Rampley
Oaklands Florence Road
Boscombe Str Bournemouth

gestrichen und ersetzt durch:

Hotel de la Tourelle (gemeint ist wohl Hôtel de la Tour, 19 Bd Edgar Quinet, und nicht Hôtel Les Tournelles, 30 Rue de Turenne)
Rue Delambre
Boulevarde
Montparnasse
Paris

Stempel:
WIEN 1/1 | 1 | 21.8.99 | 6.7N
DERBY | 3.15.PM | AU 23 | 99 | 18
DERBY | 945AM | AU24 | 99
BOURNEMOUTH | 10. PM | 24AU | 99 | 2
BOURNEMOUTH | 6. PM | 25AU | 99 | 1
PARIS 69 | 8e 26 | AOUT | 99 | AV.D'ORLEANS
PARIS 69 | 9e 29 | AOUT | 99 | AV.D'ORLEANS
PARTI SANS | LAISSER d'ADRESSE
RETOUR | L'ENVOYEUR | P 69 (2x)
Vermerk "Retour an 31/VIII"

Ausserdem noch 4 verschiedene Zustellstempel "69 | 2" und vier verschiedene Vermerke "parti sans adresse" - offenbar wurde an vier Tagen (von 26.8. bis 29.8.) jeweils ein Zustellversuch unternommen - man kann den Pariser Briefträgern wirklich nicht vorwerfen, sie hätten es nicht versucht.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 28.01.2024 14:39:48 Gelesen: 5975# 912 @  
@ bignell [#911]

Lieber Harald,

der ist ja noch interessanter - aber so einen muss man erst mal finden.

Die französischen Briefträger in den Großstädten, allen voran natürlich Paris, waren findige Burschen, aber hier war wohl nichts mehr zu machen. Ich habe mal einen Brief gesehen, der hatte hinten ca. 30 Briefträgerstempel mit den entsprechenden Vermerken abgeschlagen, das war schon ein optischer Genuß. Man denke mal an heute, wo ein Brief an eine alteingesessene Firma unter der Adresse Lindenstraße 20a nicht mehr zugestellt wird, weil Lindenstraße 20b aus Veresehen drauf steht.

Liebe Grüsse und vielen Dank für Zeigen dieser Oberrosine,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 29.01.2024 11:54:05 Gelesen: 5901# 913 @  
Lieber Harald,

heute zeige ich eine nette Auswahl von Briefen, die auch deinem verwöhnten Auge gefallen dürfte, jedenfalls wohl einige davon.



3 Kr. Ganzsache aus Ansbach von 1873 nach Linz in Österreich. Dort angekommen, umadressiert nach Lexey in Deutsch-Lothringen (Krieg 1870/71 lässt grüssen) mit Überschrift des Postamts Marsal, welches für Lexey zuständig war. Generell kenne ich praktisch keine Briefe von Österreich nach dort von 1871-75.



Ingolstadt für 6 Kreuzer frankiert nach Neu-Ötting innerhalb Bayerns. Dort ausgeliefert am 14.4.1860. Erneut mit 6 Kr. frankiert bei neuer Postaufgabe nach Linz. Dergleichen Briefe würde ich gerne Dutzende zeigen können, aber es gibt keine 10 Stück, daher muss ich es mit diesem bewenden lassen.



Einer meiner Lieblingsbriefe dieser Epoche ist ein Recobrief mit vorne frankierter Reco-Gebühr von 10 Nkr. aus Wien mit 15 Nkr. über 20 Meilen innerösterreichisch frankiert nach Salzburg, was an sich schon ungewöhnlich ist. Dann aber erfolgte die Weiterleitung poste restante nach Berchtesgaden, ohne dass der Brief zuvor in Salzburg ausgeliefert worden wäre (sonst hätte er eine Nachtaxe erhalten). Der Empfänger musste also in Salzburg vor seiner Abreise auf der Post seine Weiterleitungsanweisungen hinterlassen haben. Bei der Auslieferung in Berchtesgaden wurden 4 Kr. fällig. Dergleichen Briefe findet man seit vielen Jahren nicht mehr auf dem Markt und es gab wohl auch schon damals nicht gerade viele.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 29.01.2024 19:24:16 Gelesen: 5850# 914 @  
@ bayern klassisch [#913]

Lieber Ralph,

sehr schöne Briefe mit nur einem kleinen Makel: falsche Sammlung ;)

Besonders gut gefällt mir der zweite, Neufrankaturen sind in der klassischen Periode meiner Erfahrung nach sehr selten, gibt wohl zehnmal mehr mit Taxvermerk.

Bin gespannt was noch folgt.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 29.01.2024 19:28:17 Gelesen: 5845# 915 @  
@ bignell [#914]

Lieber Harald,

lass einem kleinen Liebhaber von Bayern UND Österreich doch seine Handvoll Briefe, sonst hätte ich ja fast gar nichts.

Es kommen noch einige, freu dich. Vlt. habe ich auch den ein oder anderen Brief hier schon vorgestellt, das will ich nicht ausschließen, aber es sind halt alles "bignell"-Briefe und dir zuliebe zeige ich sie auch sehr gerne.

Solltest du sie mal für Publikationen oder Vorträge verwenden können, darfst du das natürlich unumschränkt tun, das versteht sich von selbst.

Dann bis Morgen!

Ralph
 
bayern klassisch Am: 30.01.2024 09:13:05 Gelesen: 5799# 916 @  
@ bignell [#914]

Lieber Harald,

zur Ergötzung heute 4 weitere:



München, 27.10.1873, Kuvert zu 3 Kr. nach Innsbruck mit Ankunft am Folgetag. Dort hatte der Empfänger seine neue Anschrift in Wien hinterlassen und man sandte den Brief nach dorthin weiter. Ankunft in Wieden bei Wien am 30.10.. Schön fand ich, dass 3 meiner Lieblingsorte hier in einem Beleg mit Nachsendung zusammen kamen.



Alt-Sandec (heute: Stary Sącz) 19.04.1875 nach Nürnberg mit ein- bzw. zweifacher Weiterleitung in Nürnberg selbst, wobei einiges daneben ging. Aber meine postgeschichtliche Erfahrung ist die, dass bei auftauchenden Problemen die Fehlerquote sich exponentiell erhöhte.



Innsbruck 10 Nkr. frankiert über 10-20 Meilen in Österreich bzw. in den Postverein an die Verwaltung der Kupfergewerkschaft in Mitterberg per Bischofshofen. Aufgabe am 06.02. lief er über Bregenz und Immenstadt am Folgetag nach Oberstorf, der letzten Post zum österreichischen Kleinwalsertal. Vermutlich las man "Mittelberg". Dann oben notiert "Unbekannt in Mittelberg" und "in Salzburg", in blau "nicht nach Bayern". Am 10.02. traf er letztlich in Salzburg ein und wurde wohl ausgetragen, nach einer langen Reise zwischen Bayern und Österreich. Trotz Zahnfehlers der Marke habe ich ihn gerne genommen, denn fehlgeleitete Briefe ins und über das Kleinwalsertal habe ich seitdem keine mehr erblicken können.

"Last but not least" dann zum Ende der heutigen "session" noch der Unscheinbare:



Regesburg 3 Kr. frankiert vom 10.11.1874 nach Bregenz, dort am Folgetag angekommen, jedoch sofort weitergeleitet nach Dornbirn, wo er am Folgetag ankam. Irgendwie hat es mir der Vorarlberg angetan, denn von und nach dort findet man die interessantesten Briefe zwischen den beiden Territorien.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 30.01.2024 21:34:10 Gelesen: 5676# 917 @  
@ bayern klassisch [#916]

Lieber Ralph,

schöne Belege, mir gefällt der Mittelberg/Mitterberg am besten, der aus Sandec ist auch sehr cool und selten.

Und da alle Bayern-Bezug haben, sei das Wildern in fremden Gefilden geduldet. ;)

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 30.01.2024 22:03:47 Gelesen: 5665# 918 @  
@ bignell [#917]

Lieber Harald,

danke für deine netten Worte aus berufenem Munde. Bei mir fühlen sie sich schon seit geraumer Zeit heimisch und ja, hin-her-Briefe haben ihr eigenes Flair.

Morgen geht es dann weiter, freu dich!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 31.01.2024 11:23:02 Gelesen: 5598# 919 @  
@ bignell [#917]

Sodele, Fortsetzung:



Einsiedel - Weichertshofen bei Dachau in Bayern, aber wohl in Österreich "Tachau" gelesen, ein herrliches Obstanbaugebiet.

Die Front ist mäßig attraktiv, aber das überkompensiert die Siegelseite bei weitem.



Von Altötting nach Neuhofen sollte einfach zu bewältigen gewesen sein im Jahr 1863, aber wenn es bei der Präzisierung mangelt, war das eben nicht so. Den Beweis tritt ein Brief, der mit 10 siegelseitigen Stempeln nichts zu wünschen übrig lässt.



Wien-Ansbach-Niedernsfeld vom 25.08.1854. Briefe an Militärangehörige vom Ausland sind immer etwas Besonderes. Hier kamen noch die Usancen des Militärs hinzu, wie man nachlesen kann.

Dann schaun mer mal, wie es morgen weitergeht.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 31.01.2024 21:58:47 Gelesen: 5528# 920 @  
@ bayern klassisch [#919]

Lieber Ralph,

sehr schön, vor allem der zweite. Zu dem eine Bemerkung: Der Stempel rechts neben Burghausen müsste der von WELS sein, ob 25.11. oder 26.11. kann ich nicht genau erkennen.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 31.01.2024 22:03:37 Gelesen: 5525# 921 @  
@ bignell [#920]

Lieber Harald,

deine Augen möchte ich haben, vielen Dank für die Hilfe.

Morgen geht es weiter - freu dich!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 01.02.2024 10:54:15 Gelesen: 5468# 922 @  
@ bignell [#920]

Lieber Harald,

heute Nachschub:



Vohenstrauss, 13.04.1864, nach Wien als portofreier Dienstbrief. Dort angekommen, kannte niemand den Aufenthaltsort genau und man sandte ihn wieder retour nach Vohenstrauss. Als ihn die vermeintliche Absenderbehörde öffnete, stellte sie fest, dass der Brief ursprünglich aus Weiden stammte und leitete ihn nach dorthin weiter, ohne dass dem Ansuchen hätte Abhilfe geschaffen werden können.

Interessant noch das Trauerpapier des Dienstbriefes - der Grund war mit Blick aufs Datum naheliegend: König Maximilian II war kurz zuvor verstorben, von daher hatten alle öffentlichen Schreiben schwarz gesiegelt, oder schwarz gerändert zu sein (Staatstrauer 12 Wochen).



Weimar - Coburg - München - Salzburg poste restante vom 03.08.1853. Der mit 12 Kreuzern CM taxierte Brief von Thurn und Taxis über Bayern wurde innerhalb eines Vierteljahres nicht auf der Salzburger Post abgeholt und musste daher unter Angabe des Grundes wieder auf dem selben Weg retourniert werden, wie er gekommen war. Auch bei der Rücksendung gab es postinterne Probleme und letztlich blieben außer Kosten und einer langen Zeit des Wartens auf eine Antwort nichts übrig.



Wien - Nürnberg - Kreuzwertheim vom 24.08.1830. Der portofreie Absender wähnte Kreuzwertheim in Bayern, aber es lag in Baden und daher war der Brief in Bayern taxierungspflichtig. Da ihn der Empfänger unfrei nicht annehmen wollte, wurde die Annahme verweigert und er lief wieder nach Wien retour.



Häselgehr am 18.10.1857 war kein guter Tag für alle Korrespondenten. Solche kleinen Briefe sind es, die das eigentliche Salz in der Suppe sind - unscheinbar, aber voller versteckter Feinheiten, die sich den meisten Sammlern nicht erschließen und daher oft günstig zu haben sind - zumal man auch aus ihnen viel lernen kann.

Morgen geht es schon weiter!

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 02.02.2024 10:20:27 Gelesen: 5337# 923 @  
Der letzte Auftritt folgt nun heute:



Einer meiner absoluten Lieblingsbriefe ist einer aus Wien nach Nürnberg (Fehlleitung), der eigentlich in Braunau ausgeliefert werden sollte und dazu noch eingeschrieben war, was die Sache postintern äußerst erschwerte. Seinerzeit wollte ihn natürlich jeder Österreich- und Bayernsammler haben. Aber wie so oft in der Philatelie ist der Preis längst vergessen, die Freude an dem schönen Stück aber alltäglich abzurufen für genau 0 Euro.



Wien-Regensburg-Neustadt an der Saale aus 1820 - früher war nicht alles besser, aber sie haben sich wenigstens bemüht. Dieses Bemühen sieht man dem Brief auch an und mir gefällt er so, wie er heute ist, sehr gut.



Salzburg-Pasing-Augsburg zeigt die Weiterleitung nach Auslieferung in Bayern für 3 Kreuzer. Von derlei Briefen gibt es schon einige, aber ich freue mich über jeden Einzelnen.

Last but not least mein absoluter Lieblingsbrief aus Österreich nach Bayern mit mehrfacher Fehlspedierung in Österreich, ehe er endlich in Mittenwald an der Isar in Bayern landete:



Padua-Mittewald-Mittenwald für den, der schon alles hat (gell, Harald). Bei dem war ich Telefonbieter und bin bald wahnsinnig geworden, weil Österreicher, Italiener und Bayern den alle wollten und sich der Ausrufpreis schnell verdreifachte. Aber dann bin ich zäh geblieben und habe ihn doch für meine Sammlung erklömpft. Bis heute kenne ich keinen 2. Brief dieser Art, bei dem hinten und vorne alles passt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Postgeschichte-Kemser Am: 02.02.2024 13:24:24 Gelesen: 5318# 924 @  
@ bayern klassisch [#923]

@ Ralph

Was täten wir in der Bayern-Philatelie (und auch in zahlreichen anderen Ländern) ohne unsere Mittenwalder Geigenbauer-Dynastien, angefangen bei Matthias Klotz (wobei mir da noch kein Brief über den Weg gelaufen ist) über Neuner, Hornsteiner, Baader, usw.

Ein sagenhafter Brief übrigens.

beste Grüße
Schorsch
Postgeschichte-Kemser
 
bayern klassisch Am: 02.02.2024 14:17:10 Gelesen: 5302# 925 @  
@ Postgeschichte-Kemser [#924]

Hallo Schorsch,

danke für deine lieben Worte - es gab mal auf Bayern3 vor gut 20 Jahren eine Sendung über die Mittenwalder Musikalienhersteller, der sehr interessant war.

Dort wurden auch mehrere lokale Sammler gezeigt, die Briefe aus den dortigen Archiven besaßen.

Allein an Bader (Baader) gab es in der Kreuzerzeit ca. 10.000 Briefe aus den USA. Gesehen habe ich davon in 40 Jahren keine 20 und sie waren ALLE erhalten geblieben. Wo das Zeug alles hin ist, weiß der liebe Gott, aber den hier vorgestellten fand ich extrem spannend und daher musste er zu mir.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 03.02.2024 08:44:17 Gelesen: 5209# 926 @  
Liebe Freunde,

ein Brief aus Triest nach Tittmoning in Bayern war ein Standardbrief. 14 Kreuzer Conventionsmünze hinten notiert hatte der Absender bis 1/2 Wiener Loth bezahlt und der bayer. Empfänger 3 Kreuzer rheinisch ab der österr.-bayer. Grenze bis zu sich nach Hause. Aber hier lief es anders.



Halten wir uns an die Chronologie, die außerordentlich gut nachvollziehbar ist:

Verfasst und aufgegeben in Triest am 11.04.1842 an Firma Poschacher in Tittmoning.

Aufgabestempel Triest Franco vom selben Tag und LI = Lettre Italienne. Diagonalstrich als Zeichen der Bezahlung der Gebühren (Grenzfrankozwang bis zur Schweizer Ausgangsgrenze).

Laufweg dank Metternichs Gnaden über den Vorarlberg um Bayern herum und im geschlossenen Transit durch die Schweiz.

Über Basel und Hüningen (Autriche par Hunique 2 Stempeldatum 19.04.1842 aus Paris) und Calais gelangte er nach London (roter Stempel hinten vom 21.04.1842).

Dort taxierte man ihn für den gedachten Empfänger mit 1 Shilling 7 Pence mittig.

Offenbar sah man nachdem man seine routinemäßigen Stempel und Taxen vermerkt hatte, dass dieser Brief rein gar nichts mit der Schweiz, Frankreich und GB zu tun hatte.

Nun gibt es ein zeitliches Loch, denn das nächste, was wir sehen, ist ein Münchener Stempel vom 06.05.1842, also 15 Tage nach seiner Ankunft in London, jedoch keine Hinweise darauf, wie er von London nach München gekommen war.

Ich vermute, dass nach der österr. Fehlkartierung Richtung London man den Brief postinern nach Feststellung des Zielorts Tittmoning über Frankreich (Paris) direkt nach München geleitet hat, weil diese beiden "Chefetagen" immer miteinander arbeiteten, wenn es um ganz besondere Probleme ging.

Wäre der Brief von London aus wieder an den Aufgabeort Triest retourniert worden, um dann richtig geroutet zu werden, hätte es nie einen München-Stempel gegeben, denn München lag nicht auf der Strecke von Österreich nach Tittmoning.

In München wurde der Schlamassel erkannt und München wußte auch, wie hoch das Porto von der österr. Grenze nach Tittmoning (3 Kr.) war, notierte es und sandte ihn so dem Empfänger zu.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 03.02.2024 13:53:07 Gelesen: 5134# 927 @  
@ bayern klassisch [#926]

Lieber Ralph,

ein Knaller. Was der Postbeamte als Zielort wohl gelesen haben mag, dass er den Brief nach England geschickt hat? Hat die klassische -ing-Endung zugeschlagen? Kam ihm "good morning" in den Sinn, das klingt ja ziemlich ähnlich. Man wird es nie erfahren.

Und was ist wirklich in den zwei Wochen passiert, bevor der Brief München erreichte? Dass der Londoner Postbeamte solange gebraucht hat, den Zielort zuzuordnen halte ich für unwahrscheinlich.

Das alles hätte der Absender verhindern können, indem er "Bayern" dazugeschrieben hätte, aber dann wäre es nur ein Brief wie viele andere geworden.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 03.02.2024 14:03:01 Gelesen: 5131# 928 @  
@ bignell [#927]

Lieber Harald,

freuen wir uns, dass der Absender schlampig war und nicht "in Baiern" geschrieben hat und der Kollege in Triest und Paris einfach weitergeroutet haben, was sie dachten, so weiterrouten zu sollen. Sonst gäbe es diese Rosine nicht.

Ich hoffe, dir hat mein kleiner Exkurs in deine Domäne gefallen und wenn es wieder mal etwas für mich gibt, versuche ich es zu schnappen und hier zu zeigen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bignell Am: 03.02.2024 14:18:56 Gelesen: 5124# 929 @  
@ bayern klassisch [#928]

Lieber Ralph,

auch ich hab wieder mal in anderen Gefilden gewildert, diesmal in Preussen.

In Beitrag [#902] schrieb ich noch "wenn der Chef auf Reisen ist" - so auch hier:



16.6.1862 Ganzsache zu 3 Silbergroschen mit Zusatzfrankatur 2 Silbergroschen (ist das rechts Bogenrand?) von der Firma "Louis Schaefer" in Breslau an "Herrn Louis Schaefer aus Breslau" nach Ostende (Belgien) "post restante", "ALLEMAGNE EST"-Stempel vom 18.6. und Ostende-Stempel vom selben Tag.

Dort wurde PD und "post restante" gestrichen und nach London (England) weitergesendet, da der Empfänger offenbar eine Nachsendeadresse "Klein's Hotel, 38 Finsbury square" hinterlegt hatte.

Der Brief kam in London am 23.6. an und wurde mit Stempel "MORE TO PAY" und Gebühr "2" belegt.

Liebe Grüße,
harald
 
bayern klassisch Am: 03.02.2024 14:51:01 Gelesen: 5116# 930 @  
@ bignell [#929]

Lieber Harald,

ja sauber der Herr! Was für ein eye-catcher - da lacht jedes Herz, auch das Bayerische!

Randstück ist richtig - sollten ja abgeschnitten werden bei Preussen und sieht man daher so selten.

Auch dass der Empfänger in Belgien der Post schriftlich hinterlassen hatte, poste restante gestelle Briefe umgehend an ihn weiter zu leiten, findet man nicht an jeder Ecke. Eine Oberrosine in jeder Beziehung (so einen aus Bayern und man könnte niederknien).

Danke fürs Zeigen und liebe Grüsse,
Ralph
 
volkimal Am: 06.02.2024 20:26:00 Gelesen: 4862# 931 @  
Hallo zusammen,

ein unfrankierter Brief aus Steimel nach Marburg:





Der Brief wurde am 27.05.1978 in Steimel aufgegeben und ging an die Firma Vulkan-Versand in Marburg. Die Firma wollte die 100 Pfennig Nachporto nicht bezahlen und verweigerte die Annahme. Der entsprechende Stempel aus Marburg ist auf der Rückseite. Wo der rote Nachgebühr-Stempel aufgebracht wurde weiß ich nicht. Zusätzlich trägt der Brief noch einen violetten Zurück-Stempel aus Marburg.



Da auf dem Briefumschlag kein Absender angegeben war, ging der Brief von Marburg aus zur Ermittlungsstelle bei der OPD Frankfurt (Main). Dort öffnete man den Brief und notierte die Anschrift des Absenders Heinz Schellenberg in rot auf der Vorderseite. Zusätzlich hat man wahrscheinlich bei der Ermittlungsstelle den stummen Stempel am 31.05.1978 abgeschlagen. Von Frankfurt aus ging der Brief nach Steimel zurück.

Kann einer von Euch etwas zu dem stummen Stempel sagen. So sauber und gerade wie er abgeschlagen wurde kann es für mich auch ein Maschinenstempel sein.

Viele Grüße
Volkmar
 
volkimal Am: 11.02.2024 14:19:50 Gelesen: 3276# 932 @  
@ volkimal [#931]

Hallo zusammen,

von Olaf (DERMZ) und Uwe Seif bekam ich Informationen über den stummen Stempel. Uwe Seit machte mich auf zwei Beiträge in den Gildebriefen 196 (1999) und 202 (2001) aufmerksam [1]. Ich möchte mich ganz herzlich bei beiden bedanken.

Es handelt sich tatsächlich um einen Maschinenstempel. Allerdings lag ich mit dem Ort falsch. Im Jahr 1976 wurde für die OPD Frankfurt am Main eine zentrale Briefermittlungsstelle in Marburg eingerichtet. Der Brief wurde also in Marburg geöffnet und nicht in Frankfurt. Auf dem Verschlusszettel steht "Amtlich eröffnet ... durch die Ermittlungsstelle ... bei der OPD Frankfurt am Main". Es heißt nicht „in Frankfurt am Main“. Mich hat es aber trotzdem verwirrt.



In Marburg wurde 1977 zuerst ein Maschinenstempel „Marburg, Lahn 1 / sc / 3550“ verwendet. Dieser wurde vom 1978 vom stummen Stempel ohne Uhrzeit abgelöst.



Später wurde der Stempel weiter aptiert, so dass nur die Datumsbrücke bzw. die Bögen übrig blieben. Weitere Details siehe Gildebrief 202 [1]



Anfang 2000 gab es dann für die eingehende Post eine neue Stempelmaschine „Marburg / SB / 35031“. Auch dieser Stempel wurde später aptiert, so dass vom Stempelkopf nur noch das Datum übrig blieb.

Viele Grüße
Volkmar

[1] Literatur:
Gildebrief 196, November 1999, Uwe Seif: „Stempeleinsatzstück bei der Briefermittlungsstelle Marburg“
Gildebrief 202, Juli 2001, Gerhard Weileder: „Die Maschinen-Eingangsstempel der zentralen Ermittlungsstelle für unzustellbare Briefsendungen in Marburg“
 

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