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Thema: Altdeutschland Bayern Eingehende Briefe
Das Thema hat 777 Beiträge:
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Gernesammler Am: 29.04.2020 20:43:58 Gelesen: 175720# 403 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsache (U 23 A) von Thurn und Taxis zu 6 Kreuzer, wenn ich es richtig lese mit Vierringstempel Nr.105 sowie dem Stempel des abgehenden Postamts diesen kann ich aber nicht entziffern, versendet nach Lindau im Dezember 1864. Von 1864 gehe ich aus da diese Ganzsache erst 1863 in den Verbrauch kam.

Rückseitig sind ein Fahrpoststempel von Württemberg und der Ankunftsstempel von Lindau (Winkler Nr.14).

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 04.05.2020 19:26:24 Gelesen: 175377# 404 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Brief aus Württemberg vom 12.8.1872 zu 3 Kreuzer hier die U20 (Überdruck schwarz und die 3 im Posthorn an der Klappe hat einen runden Kopf) nach Augsburg an die Mechanische Weberei am Fichtelbach. Abgangsstempel von Württemberg ist von der Bahnpost.

Der Ankunftsstempel ein Halbkreisstempel Bahnhof Augsburg (Winkler Nr.14 in violett) weißt das Datum 7.8. auf, heißt einer der beiden Postbeamten hat den Stempel falsch eingestellt.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 14.05.2020 10:20:57 Gelesen: 174589# 405 @  
Liebe Freunde,

es gibt Briefe, die höchst simpel sind, in Massen vorkommen und doch hinsichtlich ihrer Taxierungen nicht zu knacken sind. Nicht zu knacken, jedenfalls wenn man nicht über lokales Wissen verfügt.



Ein einfacher Portobrief aus Berlin vom 26.10.1836 wurde zwischen 6 und 7 Uhr Abends mit Rötel korrekt taxiert = 6 Silbergroschen bis zur bayer. Postgrenze. Empfänger war Johann Georg Schmitt, wohlberühmter Müllermeister in Gerasmühl über Nürnberg bei Langenzenn.

Berlin sandte ihn - weil schon adressseitig genannt - nach Nürnberg, wo man die dort notierten 6 Sgr. korrekt in 21 Kreuzer reduzierte und auf diesen den Auslagestempel abschlug. An eigenem Porto wollte man 6 Kreuzer haben, die darunter notiert wurden, so dass wir auf ein Gesamtporto von 27 Kreuzern kämen. Aber oben links stehen 30 Kreuzer, im Auslagestempel hinter den "21" weitere 3 Kr. und rechts vom Auslagestempel wieder 3 Kr. - das ist dann doch ein bisserl viel 3 Kreuzer für solch einen kleinen Brief bis 1/2 Loth!

Die Erklärung ist folgende: Die Gerasmühle wurde mal von Nürnberg aus, mal von Schwabach aus postalisch von konzessionierten Boten angelaufen, die für ihre Gänge natürlich Geld sehen wollten. Die Entfernung Nürnberg - Gerasmühle betrug Luftlinie 8 km, die Entfernung Schwabach - Gerasmühle betrug Luftlinie 7 km, allerdings lag Schwabach südlich von Nürnberg, so dass Briefe von Norden erst Nürnberg zu transitieren hatten, ehe sie nach Schwabach kamen, um vom dortigen Boten aus wieder 7 km nach Norden zu gelangen, während Briefe von Boten aus Nürnberg nur 8 km südlich verbracht werden mussten.

Gab man jetzt einem Nürnberger Boten die ihm zugedachten Briefe für die Gerasmühle, notierte der zuerst einmal die für ihn wichtigen 3 Kr. auf allen Briefen, konnte dann aber hin und wieder feststellen, dass der Empfänger gar nicht "sein Kunde" war und er keine Konzession hatte, diesen Brief zu empfangen und auszutragen. Er musste ihn daher als unbestellbar wieder der Nürnberger Post zurück geben, die ihn nach Schwabach sandte, von wo aus ein anderer Bote die Konzession hatte, "seinem Kunden" die Post zuzustellen.

Der Schwabacher hatte die ersten 3 Kr. Botenlohn im Auslagestempel Nürnbergs übersehen, weil ihn die Auslagestempel und deren Inhalte nicht interessierten, sondern nur das, wofür er der Post in Schwabach die Briefe abkaufen musste und das waren 27 Kreuzer! Also notierte er "seine" 3 neben den Auslagestempel und addierte damit oben links alles auf 30 Kr., wie es auch richtig war.

Dergleichen Briefe liebe ich, zeigen sie doch die "kleine Postgeschichte" abseits von großen und bedeutenden Postverträgen und internationalen Laufwegen usw., sondern demonstrieren, dass die Tücke hin und wieder im Detail steckt.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bayern klassisch Am: 19.05.2020 23:01:55 Gelesen: 174162# 406 @  
Liebe Freunde,



Sendungen aus Baden konnten, wenn die "Destination" Südpfalz war, über Karlsruhe, den Rhein und dann nach Westen laufen, oder die nördliche Route über Mannheim und Ludwigshafen nehmen.

Hier ein Beispiel aus Kehl vom 21.5.1869 über Karlsruhe, Mannheim, Ludwigshafen und Kaiserslautern nach Pirmasens, heute wie damals in der Westpfalz gelegen. 3 Kreuzer reichten bis 1 Loth aus, die Entfernung war ab dem 1.1.1868 egal. Der Inhalt mangelt, aber die Leitung zählt.

Fast schon selten, dass der Absender nicht aus Strasbourg stammte und in Kehl seine Post aufgab, um sich viel Geld zu ersparen, sondern tatsächlich in Kehl residierte.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 26.05.2020 19:54:45 Gelesen: 173654# 407 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Franko Brief vom 11.12.1857 aus Hamburg an August Frommel Privatier in Augsburg, dort kam der Brief am 13.12. an.

Für das Franko nahm man eine Thurn und Taxis Nr. 6 zu 3 Silbergroschen, gestempelt wurde mit Vierringstempel bei Hamburg müsste es die 578 sein und dem Einkreisstempel Hamburg TH&T, auf der Rückseite ist der Ankunftsstempel Halbkreisstempel Bahnh.Augsburg (Winler 11b).

Gruß Rainer



 
Magdeburger Am: 27.05.2020 18:19:40 Gelesen: 173595# 408 @  
@ Gernesammler [#407]

Hallo Rainer,

der Th&T-Nummernstempel hat die Zahl 300 - dass preussische Postamt die 578.

Mit freundlichem Sammlergruss

Ulf
 
Gernesammler Am: 27.05.2020 19:12:06 Gelesen: 173587# 409 @  
@ Magdeburger [#408]

Hallo Ulf,

Danke Dir - dann kann ich den Brief jetzt gut beschrieben ablegen.

Gruß Rainer
 
Gernesammler Am: 29.05.2020 19:57:58 Gelesen: 173383# 410 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Urlaub ist was schönes, ich konnte mal wieder bei meinem Lieblingshändler und Freund buddeln gehen und habe diese 3 Poststücke aus Berlin an die Mechanische Weberei in Hof bekommen die er extra für mich aufhebt.

Der erste Brief ein Porto Brief mit Recomandation vom 2.5.1865 von der Firma Löwenberg & Gülow an die Mechanische Weberei Hof. Für das Porto hatte die Weberei 30 Kreuzer zu zahlen und für die Recomandierung wurden 6 Kreuzer bezahlt. Gestempelt wurde mit Hufeisenstempel von Berlin (Spalink Typ 1), verwendet 18.2.1865-8.9.1865 sowie dem Stempel "Recomandirt" und der Manualnummer 617, auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Hof.

Wieviel Loth werden oben im Kürzel angezeigt?



Der zweite Brief auch ein Portobrief mit Recomandation vom 19.1.1867 von der gleichen Firma an die Direktion der Mechanischen Weberei Hof. Hier hatte ebenso für das Porto die Weberei 30 Kreuzer zu zahlen und für die Recomandierung wurden 6 Kreuzer bezahlt. Gestempelt wurde mit Zweikreisstempel von Berlin (KBHW 16c in blau) verwendet 6.11.1865-26.4.1872 und dem Reco-Stempel sowie der Manualnummer 680. Auf der Rückseite ist auch der Ankunftsstempel von Hof.



Das dritte Poststück ist eine Ganzsachen Postkarte des Deutschen Reiches (P20) zu 5 Pfennig vom 13.8.1891 auch von der Firma Löwenberg an die Mechanische Weberei in Hof, die Karte kam dort am 14.8. an. Gestempelt wurde hier mit Einkreisstempel von Berlin C 2 * S kleiner Kreis 23,5mm (KBHW 242) verwendet 1,11.1890-27.12.1892 sowie dem Ankunftsstempel Einkreisstempel von Hof.



Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 29.05.2020 21:19:56 Gelesen: 173373# 411 @  
@ Gernesammler [#410]

Hallo Rainer,

deine beiden Briefe wogen genau 1 Loth - da im Postverein das Loth exklusive gerechnet wurde, waren es schon Briefe der 2. Gewichtsstufe (1 bis unter 2 Loth). Daher wurde gerechnet:

1. G-Stufe über 20 Meilen = 9 Kreuzer, Portozuschlag 3 Kreuzer = 12 Kreuzer.
2. G-Stufe über 20 Meilen = 9 Kreuzer, Portozuschlag 3 Kreuzer = 12 Kreuzer.
Recommandirt (gewichtsunabhängig) 6 Kreuzer. Addiert man alles, kommt man auf die notierten 30 Kreuzer.

Briefe der 2. G-Stufe bei Portochargébriefen sind nicht häufig - gäbe es diese Korrespondenz nicht, wären sie sogar sehr selten.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Martin de Matin Am: 30.05.2020 17:12:12 Gelesen: 173297# 412 @  
Ich zeige einen Brief aus Möskirch in Baden nach Nördlingen vom 13.8.1851. Der Brief ist mit einer 9 Kreuzer MiNr. 4a frankiert.

Wie würden Raritätsfanatiker den Brief beschreiben:

-einer von fünf bekannte Zierbriefen der Baden 4a
-oder einer von vier Zierbriefen nach Bayern der 4a
-oder vieleicht als Steigerung der früheste bekannte von zwei Zierbriefen der 4a nach Nördlingen

Ich würde nur sagen ein hübscher kleiner Brief der 4a.



Als Ergänzung zu dem oben geschriebenen Text. Vier der fünf Zierbriefe der 4a gingen von Möskirch nach Bayern, davon zwei nach München und zwei nach Nördlingen. Die vier stammen wohl aus einem Fund und es sind zumindest drei davon an die gleiche Person geschrieben worden. Eine Abbildung des zweiten Briefes nach München mit dem Empfänger kenne ich leider nicht.

Gruss
Martin
 
Gernesammler Am: 01.06.2020 17:57:07 Gelesen: 173072# 413 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachen Postkarte zu 4 Kopeken vom 25.5.1893 von den Gebrüdern Lindemann aus Moskau mit einem Angebot für Laubsägen an die Firma I.N. Eberler & Co in Augsburg dort kam die Karte am 10.6.1893 an.

Gestempelt wurde Einkreisstempel von Moskau und auf der Rückseite der Ankunftsstempel von Augsburg sowie der Briefträgerstempel Nr.2.

Gruß Rainer


 
Gernesammler Am: 07.06.2020 18:08:24 Gelesen: 172769# 414 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Ganzsachenumschlag zu 3 Kreuzer (U 17) vom 6.7.1868 aus Hall in Württemberg an Sebastian Ginou in Nürnberg (welche Handlung hatte der Herr).

Der Ganzsachenumschlag hat auf der Rückseite nochmals einen spiegelverkehrten Druck des Wertes. Gestempelt wurde mit Einkreisstempel von Hall, auf der Rückseite dem Zweikreisstempel der des Fahrpostamtes am gleichen Tag sowie dem Ankunftsstempel Zweikreisstempel Nürnberg BHF (Winkler Nr.10 mit Rosetten 27mm) und dem Briefträgerstempel Nr.24.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 07.06.2020 18:21:45 Gelesen: 172764# 415 @  
@ Gernesammler [#414]

Hallo Rainer,

Sebastian Ammon, Samenhandlung steht da.

Ein waagrechter Strich über einem kleiner Konsonanten bedeutete dessen Verdoppelung.

Hast du den hübschen Franzosenbrief mit 40 Centimes schnappen können, den ich dir gemailt habe?

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 07.06.2020 19:09:29 Gelesen: 172761# 416 @  
@ bayern klassisch [#415]

Hallo Ralph,

danke für die Info zum Brief, ja der ist schon unterwegs zu mir und sollte diese Woche eintreffen.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 07.06.2020 20:28:02 Gelesen: 172753# 417 @  
@ Gernesammler [#416]

Hallo Rainer,

prima, hatte ich gehofft - freue mich, ihn hier sehen zu dürfen.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 11.06.2020 19:54:19 Gelesen: 172629# 418 @  
Hallo Sammlerfreunde,

Zwei Franko Briefe aus Luzern in der Schweiz vom 24.6.194 und 16.1.1895 an Theodor Wolff in Fürth bei Nürnberg. Mich würde interessieren, was der Herr Wolff war - kann ich leider nicht entziffern.

Für das Franko nahm man Marken aus der Serie Kreuz und Wertziffer (hier mit roten und blauen Fasern)jeweils eine Zumstein 60B zu 5 Rappen und zwei Marken der 61B Zumstein zu 10 Rappen,die Gebühr in das Ausland betrug seit 1875 25 Rappen für den einfachen Brief bis 15 Gramm. Gestempelt mit Einkreisstegstempel mit Segmenten von Luzern und auf der Rückseite Ankunftsstempel von Fürth sowie Briefträgerstempel 9 und 10 auf den Briefen.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 11.06.2020 20:33:08 Gelesen: 172623# 419 @  
@ Gernesammler [#418]

Hallo Rainer,

2 nette Briefe! Der Empfänger war Kaminkehrermeister; da wird er nicht so schlecht verdient haben. :-)

Liebe Grüsse,
Ralph
 
Gernesammler Am: 12.06.2020 19:43:06 Gelesen: 172607# 420 @  
Hallo Sammlerfreunde, hallo Ralph,

heute angekommen, Franko Brief vom 5.3.1875 aus Paris an Fräulein Lorenz in der Fürstenstraße 7 in München.

Für das Franko nahm man eine Frankreich Mi.Nr.35 Ceres zu 40 Centimes, gestempelt mit Punktrost Sternestempel mit der Nummer 7 und dem Zweikreisstempel von Paris sowie dem PD Stempel an der rechten Seite.

Auf der Rückseite nochmals ein Zweikreisstempel von Paris am gleichen Tag mit dem Schriftzug "Etranger" (was hat es mit dem Stempel auf sich) und dem Ankunftsstempel von München am 6.3. sowie dem Briefträgerstempel Nr.40.
Alles in allem ein sehr schöner Brief wie ich finde.

Gruß Rainer


 
bayern klassisch Am: 12.06.2020 20:24:48 Gelesen: 172598# 421 @  
@ Gernesammler [#420]

Hallo Rainer,

ja, der sieht gut aus. "Etranger" bedeutete, dass ihn die Pariser Post der Auslandsstelle übergeben hatte. Er lief über das Elsass, das seit 1871 deutsch geworden war, Baden (auch deutsch), Württemberg nach Bayern nur auf Gleisen, daher so schnell.

Das Besondere war, dass der neue Postvertrag vom 16.5.1872, den das Dt. Reich mit Bayern und Württemberg mit Frankreich abgeschlossen hatte, eine Senkung der deutschen Gebühren vorsah (von vorher 12 Kreuzer auf nur noch 9 Kreuzer), während die Gebühr Frankreichs, wie wir hier sehen, bei 12 Kreuzern = 40 Centimes bestehen blieb.

Der Hintergrund war der, dass Frankreich dem Dt. Reich und seinen Alliierten 5 Milliarden Goldfranken als Reparationszahlung zu berappen hatte - und angesichts dieses enormen Betrages konnte man keine Gebühren senken.

Im übrigen: Nach dem Krieg 1871 sank das Korrespondenzaufkommen zwischen Bayern und Frankreich, weil Frankreich für alle Deutschen als der "Erbfeind" galt (und umgekehrt) und man sich anderseits orientierte, kaufte, handelte usw.. Nur die privaten Kontakte (wie hier!) blieben natürlich noch bestehen. Auch die o. a. Senkung auf nur noch 9 Kr. für den einfachen, bis 10g schweren Brief, brachte keine Änderung mit sich - das Verhältnis der deutschen Staaten zu Frankreich war zerrüttet und sollte sich bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs nicht mehr dramatisch ändern (leider!).

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 13.06.2020 09:04:56 Gelesen: 172588# 422 @  
Liebe Freunde,

dass Postablagen bei Poststücken Ankunft stempeln mussten, glaube ich nicht. Die wenigen Briefe, die wir an Ort mit nur einer Postablage kennen, weisen i. d. R. auch keine Ankunftsstempel auf, außer eben die der vorgesetzten Poststelle (Postexpedition, Postamt usw.).

Aber von der Rast & Hauber Korrespondenz nach Lindenberg (Käsehersteller) kennen wir ein paar nette Briefe, die genau dieses Phänomen zeigen und die dadurch sehr wertvoll sind, weil man diese Vorgehensweise sonst nicht würde aufzeigen können.



Hier ein Brief aus dem badischen Mannheim vom 22.5.1861 mit dortigen Postaufgabe am Folgetag an eben diese Firma (glücklicherweise riecht der Brief frisch), der siegelseitig perfekt den Laufweg mit der badischen Bahnpost, der württembergischen Bahnpost und dann den bayerischen Einzeltransit von Röthenbach über Weiler nach Lindenberg nachvollziehbar werden lässt.

Angeblich erst zum 1.7.1861 eröffnet, muss dieses Datum korrigiert werden, denn es liegen frühere Abstempelungen vor, wie diese hier. Leider weiß ich nicht, welches Datum das bisher früheste ist und wenn es einer weiß, darf er das hier gerne posten.

P.S. Auch wenn es einen bayerischen Postgeschichtler wenig juckt - aber vollrandige Badenmarken sind auch nicht gerade häufig, nicht mal auf Briefen an bayerische Postablagen.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
Gernesammler Am: 14.06.2020 18:15:25 Gelesen: 172568# 423 @  
Hallo Sammlerfreunde,

zwei Franko Briefe an Herrn M.Nocker einem Kerzenfabrikanten (Fabrique de Bougies).

Der erste aus Fribourg vom 14.3.1893 an Herrn Nocker leider ohne Absender kam am 15.3.1893 in Landsberg am Lech an. Für das Franko nahm man eine Zumstein Nr.67C stehende Helvetia (13 Zähne) diese hat eine leichte Retouche auf der linken Seite von unter der Hand am Speer bis darüber fast bis zum Rand des Ovals.

Gestempelt wurde mit Einkreisstegstempel mit Segmenten von Fribourg und auf der Rückseite ein Einkreisstempel 30b als Ankunft von Landsberg



Der zweite Brief kam aus Genf vom 4.6.1894 von einem Damenbekleidungsladen "Missol Briffod" auch an Herrn Nocker in Landsberg am Lech hier kam der Brief am 5.6.1894 zur Ausgabe. Für das Franko nahm man Marken aus der Serie Kreuz und Wertziffer (hier mit roten und blauen Fasern)jeweils eine Zumstein 60B zu 5 Rappen und zwei Marken der 61B Zumstein zu 10 Rappen,die rechte 10 Rappenmarke weit im oberen Franko leichte Beschädigungen auf. Gestempelt wurde hier mit Einkreisstegstempel mit Segmenten von Genf und auf der Rückseite am 5.6. München BÜ Briefübernahme (5-6 Uhr) sowie als Ankunft auch hier Einkreisstempel 30b von Landsberg (11-12 Uhr).



Die Gebühr in das Ausland betrug seit 1875 25 Rappen für den einfachen Brief bis 15 Gramm.

Gruß Rainer
 
bayern klassisch Am: 05.07.2020 10:54:26 Gelesen: 171965# 424 @  
Liebe Freunde,

manchmal werden Sammlerträume wahr ...





Portobrief aus Rosay vom 23.9.1836 mit 2 Aufgabestempel von 72 Septeuil und Houdan (die Orte liegen 14 km auseinander) nach München, verfasst wurde er aber in Rosay, 2 km nördlich von Septeuil. Nach dem PV vom 1.1.1822 lag er im 3. Rayon gegenüber Bayern und kostete bei der Leitung über Paris und Strasbourg 20 Kreuzer bis Kehl und ab da 18 Kreuzer bis zum Empfänger nach München. Die 20 Kreuzer wurden in Augsburg (Paketschluss Strasbourg - Augsburg) in Auslage genommen und so waren in München 38 Kreuzer zu bezahlen. Zudem wurde der Brief noch "poste restante" gestellt, sollte also nicht ausgetragen werden, sondern vom Empfänger beim Postamt abgeholt werden - dieser Dienst kostete weitere 4 Kreuzer, die aber selten notiert wurden.

Augenscheinlich weilte der Empfänger (seinen Namen kann ich nicht sicher lesen - wer kanns?) nicht mehr in München, sondern war nach "Vienne" = Wien weitergereist, so dass man ihm den Brief, wohl auf seine Weisung hin, nach dorthin nachsenden sollte.

Das Problem war nur, dass bis 30.9.1842 zwischen Bayern und Österreich ein Grenzfrankozwang existierte und Österreich nur bis zur Ö-Grenze frankierte Briefe annahm. Die Frage bleibt: Wer zahlte für einen nicht anwesenden Empfänger 38 Kreuzer Postporto, 4 Kreuzer Lagergeld wegen poste restante (die immer fällig waren, auch im Falle wie hier, dass der Empfänger verzogen war) und das Franko von 6 Kreuzern bis zur Ö-Grenze bei Salzburg? 48 Kreuzer waren eine Menge Geld.

Da der Brief am 30.9.1836 in München angekommen war, musste er schnell weitere geleitet worden sein, denn er war schon am 5.10.1836 in Wien. Ab Salzburg wurde er als einfacher Brief bis 1/2 Wiener Loth vorne mit 14 Kreuzer Conventionsmünze taxiert und er lief immer noch unter poste restante. Die Münchener Post hatte vorne links unten zwar "frey" notiert, doch hatte das hier wohl eher die Bedeutung, dass er nicht mehr mit fremden Porto belastet an Österreich weiter geleitet worden war.

Ob in Österreich damals noch eine poste restante Gebühr zu den 14 Kreuzern CM kam, weiß ich nicht. Wer es weiß, darf es gerne hier schreiben. Selbst ohne diese hätte der Brief dann ca.1 Gulden und 5 Kreuzer rheinisch gekostet - und das für unter 7,5 g.

Wer etwas zum Inhalt sagen kann, darf das gerne tun. Mein Französisch ist leider zu schlecht dafür. Jede Information freute mich sehr.

Weiterleitungen von poste restante Portobriefen in Länder mit Grenzfrankozwang sind Raritäten, die man nicht hoch genug einschätzen kann. Ich habe ca. 60 - 70 poste restante Briefe der Kreuzerzeit von, nach und durch Bayern, aber keinen solchen.

Vielen Dank nochmals an alle, die mir das Sternchen haben zukommen lassen - dafür habe ich jetzt diesen Brief (und den zuletzt eingestellten) meiner Sammlung einverleiben können. :-)

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 
bignell Am: 05.07.2020 19:25:35 Gelesen: 171935# 425 @  
@ bayern klassisch [#424]

Hallo Ralph,

ich würde "Monsieur Berryer" als Empfänger lesen, möglicherweise ist Pierre-Antoine Berryer [1] gemeint.

Liebe Grüße, harald

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre-Antoine_Berryer
 
bayern klassisch Am: 05.07.2020 20:25:58 Gelesen: 171928# 426 @  
@ bignell [#425]

Hallo Harald,

den Namen hätte ich in 10 Jahren noch nicht heraus gefunden - vielen, vielen dank für deine erstklassige Recherche und du wirst natürlich Recht haben; klasse!

Wenn jetzt noch einer den Inhalt transkribieren könnte (nur das Wichtigste), wäre ich entzückt.

Liebe Grüsse,
Ralph
 
bayern klassisch Am: 09.07.2020 12:35:12 Gelesen: 171725# 427 @  
Liebe Freunde,

heute zeige ich einen Brief aus dem belgischen Antwerpen, der dort am 29.9.1821 verfasst worden war, aber, wie auch immer, über die Grenze nach Preussen - hier Köln verbracht worden war und dort aus unfrankierter Brief nach Reith (richtig: Reuth bei Weiden in der Oberpfalz) aufgegeben wurde. Von Köln ging es über FFM und Aschaffenburg - Würzburg nach Nürnberg, wohin Köln einen eigenen Paketschluß hatte. Dort wurden Preussen 18 Kreuzer kreditiert (4 1/2 Gutegroschen) und Bayern setzte für die Strecke Aschaffenburg - Reuth weitere 18 Kreuzer an, so dass der Empfänger total 36 Kreuzer zahlen musste - trotz "Unterschleif" nicht eben wenig für den einfachen Brief.



Schön ist schon der 1. Satz des Antwerpener Briefes: "Aus Ihrem Werten vom 25. dieses (Monats) aus Frfurt (Frankfurt am Main) ...".

Halten wir also fest, dass beiden Handelshäusern die Postgebühren entschieden zu hoch erschienen und man sich gegenseitig die Korrespondenz günstiger gestaltete: Der Belgier schleppte seine Brief nach Köln und der Oberpfälzer kuvertierte sie auf Frankfurt am Main.

Ich erspare mir auszurechnen, die genauen Einsparungen zu bestimmen, weil die Gewichte usw. nicht zu klären sein werden, aber für eine Handvoll Mittagessen pro Brief dürfte sich das schon gelohnt haben und der Aufdeckungsfall war unwahrscheinlich.

Liebe Grüsse von bayern klassisch
 

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