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Thema: Tschechoslowakei Luftpost 1919 bis 1938
Das Thema hat 381 Beiträge:
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Detlev0405 Am: 08.03.2023 04:16:54 Gelesen: 42859# 332 @  
Unsere heutige Karte ist eigentlich nur ein Beleg über eine unwirtschaftliche Flugverbindung, die so auf Dauer auch nicht praktiziert wurde.

Ich rede von der Strecke Brno – Wien. Sie steht hier im Zusammenhang mit einer Strecke der Deutschen Lufthansa, die von Berlin über Gleiwitz, Breslau, Brno nach Wien ging. Selbst diese komplette Strecke existierte nur 2 Jahre, nämlich 1927 und 1928.



Der Abflug von Brno erfolgte um 12.50 Uhr und die Ankunft in Wien um 13.45 Uhr. [1] Das liegt auch innerhalb der ausgewiesenen Uhrzeiten der Stempel von Wien und Brno. Der Stempel in Brno war neu, am 01.08.1927 für den Flughafen in Dienst gestellt. [2]

In der Praxis ( selbst ausprobiert ) benötigt man von Brno nach Wien mit der Bahn etwa 2,5 Stunden, mit dem Auto bei guter Verkehrslage 2 Stunden. Deshalb gibt es aus der Gegenrichtung von Wien nach Brno viele Luftpostbelege, die den Stempel auf Verweis zur Beförderung per Bahn verweisen – oft zeitlich günstiger zu realisieren.

Und trotzdem haben wir es mit einem hochinteressanten Beleg zu tun. Laut Horka ging die Saison auf der Strecke vom 09.05. bis 05.11.1927. [3] Wir haben aber eindeutig einen Flug am 26.11.1927 . Sollte die Saison auf der Strecke in den Winterflugplan weiter geführt worden ? Leider habe ich den Winterflugplan der DLH von 1927 nicht.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
[2] Horka. Seite 178, R5
[3] Horka, Seite 83, Tabelle 28
 
saintex Am: 10.03.2023 09:14:46 Gelesen: 42804# 333 @  
Ausweislich der vom Reichsverkehrsministerium (Luftfahrtabteilung) herausgegebenen Luftverkehrskarte gültig ab 17.10.1927 bis 14.6.1928 [1][2] war die von der Lufthansa beflogene Strecke Berlin-Breslau-Gleiwitz-Brünn-Wien (Linie 15) auch im Winter 1927/1928 in Betrieb.

Wolfgang

[1]Beilage zum Reichsluftkursbuch Ausgabe 10,gültig ab 17.10.1927
[2]Die Luftverkehrskarte 1927/1928 (und weitere Flugpläne aus den 1920- und 1930er Jahren sind auf der Internetseite Böblinger Flughafengeschichten abrufbar https://flughafenbb.files.wordpress.com/2015/09/luftverkehrskarte-1927-10-17-bis-128-04-14.jpg
 
Detlev0405 Am: 10.03.2023 14:57:17 Gelesen: 42784# 334 @  
@ saintex [#333]

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für die Information, dann macht das auch Sinn insgesamt. Ich habe im Laufe der Zeit doch schon einige Lücken bei Horka gesehen, aber das Werk ist ja mittlerweile auch schon 25 Jahre alt und die Entwicklung geht weiter.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 23.03.2023 07:07:41 Gelesen: 42138# 335 @  
Schön ist es, wenn man auch auf Briefe stösst, die nicht die üblichen Destinationen aufweisen und wo es dann auch interessant ist, den richtigen Beförderungsweg zu finden. So ging es mir auch mit unserem heutigen Brief aus Düsseldorf.



Der Brief wurde am 30.08.1937 zwischen 11 und 12 Uhr Vormittag in Düsseldorf aufgegeben. Der Ankunftsstempel vom Prager Flughafen datiert die Ankunft am 31.08.1937 gegen 10 Uhr. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, wir müssen einen Flug finden, der zwischen diesen Zeiten liegt.

Meine naheliegende Vermutung war die Strecke Düsseldorf – Dortmund – Halle/Leipzig nach Prag. Aber völlig daneben. Der Flug startete um 11.35 Uhr vom Düsseldorfer Flughafen mit der DLH Linie 1010 in Richtung Berlin, wo er um 13.45 Uhr ankam. Dort wurde er umgeladen auf die Gemeinschaftslinie der DLH, ÖELAD und CLS nach Prag – Linie 32. Abflug in Berlin um 14.50 Uhr und Ankunft in Prag um 16.40 Uhr. [1] Deshalb auch meine Bemerkung, das der Ankunftsstempel etwas irritiert. Offensichtlich war schon Schalterschluss am 30.08.1937, als der Brief in Prag eintraf.

Zu seinem endgültigen Bestimmungsort in Kosten bei Teplice gelangte der Brief auf dem Landweg.

Ob der violette Stempel „B“ auf der Rückseite postalische Ursachen hat, vermag ich nicht zu sagen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh38b/dlh38-7.jpg
 
Detlev0405 Am: 03.04.2023 12:27:43 Gelesen: 41273# 336 @  
Der heutige Brief kommt aus Schweden, genau gesagt aus Stockholm. Und genau damit beginnt für den Laien das Chaos bei der Suche nach der Luftpostverbindung zwischen Stockholm und Prag.



Unser Brief wurde am 09.03.1936 in Stockholm aufgegeben. Mit einem attraktiven R-Zettel des Sammlerpostamtes versehen und einem schönen Stempel Luftpost von Stockholm. Und genau der Stempel führt einen Laien erst einmal auf den Holzweg – zumindest mich am Anfang.

Im Winterflugplan 1935/36 findet sich keine Luftpostverbindung zwischen Stockholm und Malmö, wo der Anschluss an das europäische Flugnetz hergestellt werden konnte. Im Flugplan der AB Aerotransport (Swedish Air Lines ) vom 06.10.1935 findet sich des Rätsels Lösung – es handelt sich um eine Bahnverbindung. Ab Stockholm 21.10 Uhr und 22.35 Uhr trafen die Züge am nächsten Morgen gegen 07.30 Uhr in Malmö ein. Leider ist dieser Plan nur als PDF Datei verfügbar.

Von Malmö ging der Brief gegen 08.30 Uhr über Kopenhagen, Berlin nach Prag , um dort ca. 14.15 Uhr einzutreffen. [1] Diese Strecke wurde von der Deutschen Lufthansa beflogen.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-4.jpg
 
Detlev0405 Am: 13.04.2023 13:57:23 Gelesen: 40824# 337 @  
Ab und zu gelingt es tatsächlich, etwas seltenes für meine Sammlung zu erstehen. Wir befinden uns in der Anfangszeit der tschechoslowakischen Luftpost Anfang der 1920-er Jahre. Während auf der Strecke nach Frankreich, speziell nach Paris, eine sehr rege Beförderung stattfand, war die Strecke von Prag nach Warschau weniger frequentiert. [1]



Vor uns liegt eine Karte, die am 30.06.1923 geschrieben wurde und am 02.07.1923 am Luftpostschalter des Hauptpostamtes Praha 1 4a aufgegeben wurde. Erst am 03.07. war die Beförderung möglich und zwar um 09 Uhr am Morgen. Ankunft des Flugzeuges in Warschau gegen 13 Uhr. [2]

Die Ankunftsstempel von Warschau machen diese Karte attraktiv. Während der Tagesstempel doch ab und zu im Jahre 1923 zu finden ist, ist ein Abschlag des Ankunftsstempels vom Flughafen in Warschau hier noch sehr selten.

Beim Porto ist ab 01.01.1922 1,50 Kc für das Porto der Karte zu zahlen, der Luftpostzuschlag beträgt ab dem 01.06.1923 0,75 Kc. Bis zum 01.06. betrug die Luftpostgebühr 1 Kc, so das hier eventuell durch den Postbeamten ein Fehler gemacht wurde. Daher die 2,50 Kc.

Zur absoluten Seltenheit wird die Karte aber erst durch den Adressaten der Karte. Im Jahre 1923 gab es sowohl in Prag als auch in Warschau Militärmissionen Frankreichs. Geschickt wurde die Karte an einen Hauptmann (Capitaine) der Fliegerabteilung der französischen Militärmission in Warschau. Auch der Absender ist offensichtlich ein Franzose. So besteht hier die Möglichkeit, das auch der Absender von der Militärmission in Prag ist oder ein Pilot der CFRNA, der sich diese Karte über die Warschauer Adresse an sich selbst geschickt hat.

Übrigens, während bei Petr Horka die ersten Strecken von Prag nach Straßburg, Paris und London mit mehreren Belegen dokumentiert wurden, wird die Strecke nach Warschau bis 1930 mit keinem einzigen Beleg nachgewiesen. Ich vermute, das dies den hohen Verlusten in Polen während des II.WK geschuldet werden muss.

Ein Highlight aus der Geschichte der CFRNA.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 70, Tabelle 20
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna23a.htm
 
Detlev0405 Am: 28.04.2023 06:04:43 Gelesen: 39629# 338 @  
Ursprünglich habe ich ja gedacht, wenn ich beide Versionen des CIDNA Stempels in Prag in einem Beitrag bringe, hätte ich das Thema hinter mich gebracht. Horka registriert diese Stempel unter RV3 und RV4. Meine Ausführungen dazu habe ich im Beitrag [#129] gemacht.



Bei meiner heutigen ergänzenden Karte konnte ich mich nicht zurückhalten und habe zugegriffen – aus zwei wichtigen Gründen.

1.Die Farbe des CIDNA Stempels weicht erheblich von den Farben der vorhergehenden Karten ab.
2.Die Karte wurde beim Postamt Praha 36 abgestempelt.

Bisher waren mir nur Abstempelungen von Post mit CIDNA Stempeln im Hauptpostamt und Praha 25 bekannt. Offensichtlich fand der CIDNA Stempel noch weitere Verwendung im Stadtgebiet von Prag. Das gilt aber nur für die Verwendung in den 20er Jahren.

Leider finde ich dazu keine aussagekräftige Literatur.



Um Jedem das nachblättern zu ersparen, habe ich alle 3 Karten in einem Scann zusammen gefasst. Das veranschaulicht am Besten die unterschiedlichen Farben des Stempels. Im Original sind die Farben noch deutlicher zu erkennen.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 09.05.2023 05:21:05 Gelesen: 38847# 339 @  
Die französischen Luftfahrtgesellschaften haben bereits vor der Gründung der Air France im Jahre 1933 viel getan, um mittels Werbung die Bekanntheit der Gesellschaften ständig zu erhöhen. Besonders wird das sichtbar auf den Südamerika und Asien Linien mit Hilfe der entsprechenden Briefumschläge.

Es gibt aber auch ein entsprechendes Bestreben in Europa, mittels Briefwerbung Einfluss auf potentielle Kunden zu nehmen.



Die CIDNA hat Ende der 20er Jahre den hier gezeigten Briefumschlag für Europa aufgelegt. Besonderer Schwerpunkt ist die Werbung für Osteuropa und da nach dem Nahen Osten (Türkei). Mir haben bereits ungebrauchte Umschläge aus der Tschechoslowakei, Polen, Österreich und Frankreich vorgelegen. Am Besten kann man sie an den Gebührenfeldern oben rechts erkennen.

Beförderte Briefe als Luftpostbriefe sind relativ selten anzutreffen. Unser Brief wurde am 13.07.1931 in Prag um 14 Uhr am Prager Flughafen aufgegeben. Geschafft hat der Brief es noch zum Flieger, also ging er um 16.05 Uhr mit dem nächsten Flieger ab. [1]

Über Nürnberg und Straßburg erreichte der Brief Paris dann gegen 22.14 Uhr. Das korrespondiert auch mit dem rückseitigen Ankunftsstempel in Paris am 14.07.1931 um 2 Uhr Nachts. [2]

Von Paris ging es dann zum Bestimmungsort in Toullon.

Das Porto betrug für den Brief 2,50 Kc und der Luftpost Zuschlag ab dem 05.06.1930 1,50 Kc. Um so erfreulicher, das die fälligen 4 Kc Porto mit einer Marke abgedeckt wurden. Somit eine Porto gerechte Einzelfrankatur der 4 Kc Marke der Luftpostserie.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-3.jpg
 
Detlev0405 Am: 17.05.2023 20:17:42 Gelesen: 37572# 340 @  
Die Strecke Berlin – Prag haben wir schon öfters besprochen, besonders auch als Transitweg über Berlin von den nördlichen Ländern Europas. Und trotzdem kann man bei sehr genauer Beobachtung immer noch Besonderheiten finden, wie bei unserer heutigen Karte.



Sie wurde im Stadtgebiet zwischen 09 – 10 Uhr auf geliefert und am Flughafen um 11 – 12 Uhr abgefertigt. Erkennbar am L 2 [1] Stempel im unteren Bildrand der Karte. Gestempelt am 29.09.1927 flog sie etwa ein halbes Jahr nach Eröffnung der Direktverbindung zwischen Berlin und Prag. Nach der Anschrift sollte sie auch nach Prag.

Um so erstaunlicher ist der Flugpostbestätigungsstempel vom Flughafen Dresden in Rot. Hier erhielt die Karte den Bestätigungsstempel für die Ankunft. [2]
Nach dem Abfertigungsstempel in Berlin sollte die Karte den Flug der LH um 13.15 Uhr bekommen haben, um so um 14.30 Uhr in Dresden anzukommen. [3]

Nun beginnt das Rätsel raten. Das die Karte im falschen Postsack nach Dresden war ist bei der akkuraten Arbeit der Postbeamten damals relativ unwahrscheinlich. Extreme Wetterdaten, die den Weiterflug unmöglich machten, konnte ich beim Deutschen Wetterdienst nicht finden für den Tag. Eine Notlandung kann ausgeschlossen werden, bei Horka ist für diesen Tag nichts registriert. Bleibt als wahrscheinliche Variante ein technischer Defekt an der Maschine, der den Weiterflug verhinderte. So wurde die Karte auf dem Bahnweg nach Prag zugestellt, was auch der fehlende Ankunftsstempel am Flughafen in Prag nahelegt.

Bemerkenswert der handschriftliche Vermerk unterhalb des Stempels vom Berliner Flughafen, der von einem Beamten stammen könnte, da der Bleistifttyp mit dem sonstigen geschriebenen nicht übereinstimmt. Leider kann ich es nicht entziffern.

Frankiert wurde die Karte mit 2x MiNr. 380.

Gruß
Detlev

[1] Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 406, Nummer D 4-07b
[2] ebenda, Seite 419, Nummer F 27-03
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/dlh27/dlh27-14.jpg
 
Detlev0405 Am: 29.05.2023 05:44:10 Gelesen: 36613# 341 @  
Am 01.07.1925 wurde durch die CIDNA die Strecke Prag – Budapest eröffnet. Na und werden einige sagen, sie sind doch 1922 bereits nach Bukarest und Istanbul geflogen, warum nun noch Budapest so hervorheben ?

Zum Ersten wird eine Lücke auf dem Balkan geschlossen und der Umweg von Wien nach Bukarest nun durch die Zwischenstation in Budapest komfortabler gestaltet. Zum Zweiten wird Budapest eine wichtige Rolle beim Anschluss an den Knotenpunkt Athen im internationalen Luftpostverkehr spielen. Da die Tschechoslowakei es versäumt hatte, entsprechende Verträge mit Griechenland abzuschliessen, blieb bis Mitte der 30er Jahre nur der Weg der Luftpostbeförderung von Athen bis Budapest. Hier wurde die Post dann von der CLS übernommen und per Luftpost nach Prag weiter befördert. Oft genug ging die Post von Athen auf dem Landweg nach Prag weiter, was etwa 2-3 Tage längere Beförderungszeiten nach sich zog.



Unser heutiger Brief wurde in Prag am 16.07.1925 aufgegeben. Da er am Luftpostschalter 4a des Hauptpostamtes bearbeitet wurde, musste nicht zwingend ein Stempel vom Flughafen Prag abgeschlagen werden.

So konnte der Brief gegen 07.30 Uhr in Prag abfliegen, um gegen 11.45 Uhr in Budapest anzukommen. [1] Das ist aber nur eine ungefähre Angabe, da der angegebene Flugplan mit Fragen behaftet ist. Im Archiv mit (1923 ?) versehen, kann diese Angabe nicht stimmen. Da Budapest als Zielort mit Zeiten versehen ist, kann der Plan frühestens von 1926 stammen.

Auf der Vorderseite prangt der einzeilige Kastenstempel vom Flughafen Budapest zur Luftpostbeförderung, auf der Rückseite der Tagesstempel vom 16.07.1925 um 17 Uhr Nachmittag. Somit wird der Zeitrahmen des Fluges in etwa durch die Tagesstempel bestätigt.

Beim Porto gibt es auch Besonderheiten. Nach Ungarn galt von 1922 an ein Sondertarif von 2 Kc für einen normalen Brief. Einschreiben kostet auch hier 2,50 Kc. Bei der Luftpostgebühr versagt meine Fibel, der Horka. Er führt nach Ungarn erst ab dem 01.04.1927 eine Gebühr für Luftpostbriefe von 1 Kc auf.

Im Horka existiert eine Abbildung eines Erstflugbeleges Prag – Budapest mit einem Porto von 4,70 Kc, so das hier die 4,80 Kc als Porto gerecht angesehen werden können. [2]

15 Tage nach dem Erstflug, der nur 61 Belege hervorbrachte, dürfte dieser Bedarfsbrief (philatelistisch beeinflusst ?) sehr selten sein.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna23a.htm
[2] Horka, Seite 76, Abbildung 64
 
Detlev0405 Am: 07.06.2023 07:22:04 Gelesen: 35282# 342 @  
Heute haben wir das Gegenstück vom letzten Brief. Es handelt sich um einen Bedarfsbrief auf der Strecke von Budapest nach Prag.



Am 26.09.1927 in Budapest aufgegeben, ging er am gleichen Tag gegen 13.16 Uhr auf den Flug nach Prag. Dort kam er gegen 18.22 Uhr an. [1] Geflogen wurde der Brief mit der CIDNA auf der Balkanroute. Der Ankunftsstempel am Flughafen Prag wurde am 27.09.1927 gegen 11 Uhr abgeschlagen.

Abgesehen davon, das der Brief für einen Sammler ideal ist (Luftpostmarken, Abgangs- und Ankunftsstempel auf der Vorderseite), besticht er durch den in den Jahren 1925 – 1927 verwendeten Sonderstempel für den Flug von Budapest nach Prag. Er wurde nicht zwangsläufig auf allen Briefen abgeschlagen und daraus erklärt sich die Seltenheit der Belege mit diesem Stempel. [2]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna27a.htm
[2] Horka, Seite 96, Nummer 47
 
Detlev0405 Am: 19.06.2023 14:17:01 Gelesen: 34412# 343 @  
Leser des Beitrages werden sagen … schon wieder ein Brief aus Athen. Hatten wir nicht im Beitrag [#217] schon alle Varianten der Destination Athen – Prag ? Hatten wir – und ausserdem geht die Destination bis Brno.



Unser Brief wurde am 09.09.1938 in Athen aufgegeben und mit dem Luftpoststempel von Athen versehen. In Prag am Flughafen kam er am 10.09.1938 gegen 18 Uhr an, was der Transitstempel beweist. Den Weg nach Brno wird er wohl auf dem Landweg hinter sich gebracht haben. Er ist zwar in Brno 2 abgestempelt, aber fehlt der übliche Rahmenstempel „Doslo Letadlem“ um ihn eindeutig als mit Luftpost befördert zu klassifizieren.

Viel interessanter ist die bedarfsgerechte Verwendung eines Paares der Z58 K, also des kopfstehenden Aufdrucks in Rot. Und darum geht es bei diesem Brief.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.06.2023 14:42:21 Gelesen: 33068# 344 @  
Heute schließen wir an den Beitrag [#318] an auf dem Weg nach Magdeburg. Dabei geht es aber um den selteneren Tarif der Drucksache/Flugpost nach Deutschland.



In Brno am 27.05.1932 um 15 Uhr aufgegeben, wurde die Karte mit dem Nachtzug nach Prag befördert. In Prag am 28.05.1932 um 03 Uhr am Flughafen bearbeitet, konnte die Karte um 09 Uhr auf die Reise nach Halle/Leipzig zum Flughafen gehen. Dort kam sie gegen 10.30 Uhr an. [1] Diese Beförderung führte die CLS durch. In Halle/Leipzig ging es auf eine Maschine der DLH, die um 12.50 Uhr in Richtung Magdeburg abhob, um dort gegen 13.35 Uhr anzukommen. [2]

Drucksachen aus dieser Zeit sind relativ selten. Die Luftpostgebühr finden wir im Horka, sie beträgt 1 Kc seit dem 05.06.1930. [3] Für das gültige Porto müssen wir wieder im Handbuch für Sammler tschechischer Marken und Belege suchen. Wir werden fündig und das Porto für die Drucksache finden wir im Zeitraum vom 01.01.1922 – 28.02.1937 mit 0,50 Kc. [4]

Somit ist die Karte Porto gerecht frankiert worden.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-2.jpg
[3] Horka, Seite 196, Tabelle 48
[4] Spezialisiertes Handbuch für Sammler tschechischer Marken und Belege, Prag 1988, Seite 538, Tabelle 6.3.22.
 
Detlev0405 Am: 08.07.2023 09:32:10 Gelesen: 32250# 345 @  
Und wieder erreicht die Zentrale der CLS ein Brief aus Italien, offensichtlich zur Kontaktaufnahme. Nur war die Ala Littoria etwas schneller gewesen.



Unser Brief wurde von der Zentrale der Avio Linee Italiane S.A. in Mailand am 04.06.1938 abgeschickt, ironischer Weise nicht per Luftpost. Im Normalfall kann man davon ausgehen, das der Brief auf dem Landweg befördert wurde.

Frankiert wurde der Brief mit einer MiNr. 597 aus Italien.

Die Avio Linee Italiane S.A. wurde 1926 in Turin gegründet als Tochterunternehmen des Fiat Konzerns. Diesem Ursprung verdankte die Fluggesellschaft auch, das sie 1934 nicht im Rahmen des Zusammenschlusses aller italienischen Gesellschaften zur Ala Littoria zwangsenteignet wurde.

Sie beflog im wesentlichen Inlandsstrecken von Mailand aus sowie Paris, London, Frankfurt, Berlin und Köln.

Traurige Berühmtheit erlangte die Gesellschaft im Jahre 1949, als eine Maschine beim Anflug auf den Flughafen Turin gegen einen Berg flog und zerschellte. In der Maschine befand sich fast die gesamte Mannschaft des AC Turin. [1]

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Avio_Linee_Italiane
 
Detlev0405 Am: 18.07.2023 13:55:42 Gelesen: 31290# 346 @  
Heute möchte ich ein völlig unbekanntes Kapitel der tschechoslowakischen Luftpost Geschichte angehen. Und dazu gehen wir zurück in das Jahr 1919. In diesem Jahr wurde die französische Militärmission in der Tschechoslowakei etabliert, mit ihrem Hauptsitz in Prag. Am 13.02.1919 wurde sie eröffnet und existierte bis zum Jahr 1938. Ihre Hauptaufgabe bestand in der Unterstützung bei der Gründung der tschechischen Armee in allen Belangen, aber auch die Unterstützung der neuen Regierung in politischen Fragen und bei ökonomischen Problemen. [1]

Neben verschiedenen anderen Abteilungen bestand in der Mission auch ein Fliegerpark – Parc Aeronautique. Diesem ordnet Horka in seinem Werk 4 verschiedene Bereiche zu, unter anderem auch den Bereich des Post Büros - Le Vaguemestre. [2]




Der erste Beleg zeigt eine Karte vom 20.02. (wahrscheinlich 1920) und die zweite Karte ist vom 18.09.1920. Beiden Karten ist gleich, das sie einen speziellen Stempel der französischen Militärmission tragen und ansonsten portofrei befördert wurden. Auf dem normalen Postweg von der Tschechoslowakei über Deutschland nach Frankreich nicht möglich. Also waren die die Postbelege Bestandteil der Diplomatenpost. Darüber gibt es auch gesicherte französische Quellen.



Ob der Transport auf dem Landweg oder Luftweg erfolgte, darüber werde ich mich im zweiten Teil des Beitrages äußern.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Französische_Militärmission_in_der_Tschechoslowakei
[2] Horka, Seite 40, Buchstabe k) , 4.Stabsstrich
 
Regis Am: 18.07.2023 20:55:39 Gelesen: 31242# 347 @  
@ Detlev0405 [#346]

Der Stempel Vaguemestre bedeutet Zahlmeister. Dieser bestätigt damit dem Absender das Feldpostprivileg - d. h. Gebührenfreiheit. Portofrei sind sowieso alle Postsendungen, bei denen die Post ihre Gebühren erhalten hat. Egal von wem, Porto ist das, was der Empfänger zahlen muss. Kommt bei Feldpost nicht vor.

Alles Gute Regis
 
Detlev0405 Am: 28.07.2023 09:30:31 Gelesen: 30012# 348 @  
In diesem Beitrag schliessen wir an den vorhergehenden an und werden einen Bereich behandeln, der meiner Meinung ohne Zweifel beim Fliegerpark der Militärmission eine entscheidende Rolle gespielt hat.

Die Rede ist vom Büro des Chefs der Mission – erkennbar am Stempel mit der Bezeichnung „ Le General“ . Während in der Tschechoslowakei alle 3 Chefs der Mission Generale waren, vermag ich über die Besetzung in anderen Ländern nichts zu sagen.



Von 1919 – 1921 war General Maurice Pelle Leiter der Mission und gleichzeitig Chef des Generalstabes der tschechoslowakischen Armee. [1] Zeitweilig war er auch Oberkommandierender der tschechoslowakischen Streitkräfte. [2]

Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, auf welchem Weg die Post der Militärmission transportiert wurde. Es gab zwei Wege zwischen der Tschechoslowakei und Frankreich – der Landweg und der Luftweg. Beim Landweg muss in Betracht gezogen werden, das die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich auf dem Null Punkt waren. Eines war eine Siegermacht, das andere Land der Besiegte. Ob auf diesem Weg durch Deutschland, selbst als Diplomatenpost, wichtige Dokumente des Oberkommandierenden der tschechoslowakischen Streitkräfte General Pelle transportiert wurden, halte ich für höchst unwahrscheinlich.

Widmen wir uns dem Luftweg. Ab Oktober 1920 war die CFRNA in der Lage, täglich Post von Prag nach Strassburg und weiter nach Paris zu befördern. [3] Die Flüge wurden in zwei Etappen durchgeführt – Prag – Strassburg und Strassburg – Paris. [4]

Wir finden auch einen interessanten Vermerk auf französische Luftfahrtliteratur, wonach die CFRNA bereits am 13.09.1919 von Paris nach Prag und am 04.10.1919 von Straßburg nach Prag geflogen war, aber ohne Postbeförderung. [5]

Im Abschnitt Militärluftpost weist Horka auf zwei interessante Aspekte hin. Zum einen die Beförderung der Post der französischen Militärmission durch die tschechoslowakische Feldpost innerhalb des Landes ( Bratislava – Prag ) [6] und einem Kurierflug Prag – Paris am 13.01.1920. [7]

Es liegt in der Natur der Dinge, das das Militär gegenüber der zivilen Luftfahrt immer einen gewissen Vorlauf hatte. So äussere ich auch die Vermutung, das die Post der französischen Militärmission von Prag aus als Diplomatenpost mit eigenen Flugzeugen nach Paris befördert wurde.





Die hier gezeigte Karte lässt meine Vermutung im realen Rahmen erscheinen. Am 03.07.1919 geschrieben in Prag, wurde sie in der französischen Botschaft als Diplomatenpost bearbeitet, auf den Weg nach Paris geschickt und dort vom Auswärtigen Amt am 06.07.1919 in den normalen Postverkehr gegeben. Bei einem Tag für den Flug allein wohl nur per Luftpost möglich.

Mir ist aber bisher keine Quelle bekannt, die mir diese Vorgehensweise bestätigt.

Gruß
Detlev

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Französische_Militärmission_in_der_Tschechoslowakei
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Pelle
[3] Horka, Seite 52, Tabelle 12
[4] Horka, Seite 51, Tabelle 11
[5] Horka, Seite 44, letzter Absatz
[6] Horka, Seite 38, Abbildung 33
[7] Horka, Seite 38, Buchstabe i
 
Detlev0405 Am: 08.08.2023 09:46:52 Gelesen: 28753# 349 @  
Es war die letzte Inlandsstrecke, die die CSA am 15.06.1937 eröffnet hat – die Strecke Prag – Liberec. Ob ökonomisch sinnvoll oder nur aus geostrategischen Gründen, um den Norden des Landes in das Flugnetz einzubinden, bleibt offen.



Von den insgesamt 1909 beförderten Belegen wurden allein 1500 FFL befördert. Das bedeutet, nur 409 konventionelle Luftpostbelege. [1] Und einer davon ist eine Anschlusspost aus Wien. Ob es sich dabei um ein Unikat handelt, vermag ich nicht zu sagen. Auf jeden Fall ist Anschlusspost an tschechoslowakische Flugeröffnungen sehr selten. Wenn dann eher aus Belgien und den Niederlanden.

Am 15.06. in Wien als Flugpost abgefertigt, war der Beleg um 16 Uhr bereit zum Weiterflug in Prag nach Liberec, wo er um 18 Uhr eintraf. Somit fast ein Erstflug Wien – Liberec.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 146, Nummer 123a
 
Detlev0405 Am: 18.08.2023 06:38:33 Gelesen: 27484# 350 @  
Ein Luftpostbrief der 27 Tage braucht, um am Ziel anzukommen – das war wohl nur in der Anfangszeit (hier schon in den 1930-er Jahren) möglich. Und er musste eine gewaltige Strecke hinter sich bringen, in diesem Fall rund 10.000 km.



Es geht um einen Brief aus Südafrika im Jahr 1932. Und gleichzeitig um die erste Luftpostbeförderung von Kapstadt nach London, wobei unser Brief nur bis Paris mit fliegt. Aufgegeben wurde der Brief in Durban an der Ostküste Südafrikas am 21.01.1932 15 Uhr. Von hier aus musste der Brief in das etwa 1.300 km entfernte Kapstadt an der Westküste Südafrikas. Geflogen wurde mit der Union Airways, einer südafrikanischen Airline. Leider steht mir hier nur ein Flugplan von 1933 zur Verfügung, um den Flug aufzuzeigen. [1] So ging es von Durban nach Port Elizabeth, wo übernachtet wurde, um am nächsten Tag in Kapstadt anzukommen.Dort kam er am 22.01.1932 gegen 14 Uhr an. Das war ein Freitag.

Für die Flugdauer und Route von Kapstadt nach Paris orientieren wir uns am Winterflugplan der Imperial Airways 1932/33, denn zu diesen Zeitpunkt gab es noch keine regulären Flüge. [2] Auf der Strecke wurde erst im April der reguläre Flugdienst mit Passagieren aufgenommen.

Nach diesem Flugplan benötigte die Imperial Airways 12 Tage von Kapstadt bis zum Bahnhof Paris. Richtig gelesen – zu diesem Zeitpunkt mussten Teilstrecken noch mit der Bahn bewältigt werden.

Im Internet findet sich kein Termin für den Abflug in Kapstadt, kann jedoch nicht vor dem 27.01.1932 gewesen sein, wie ein Brief eines US Sammlers aus Kapstadt beweist. [3] Der Abfertigungsstempel von Paris am 16.02.1932 zeigt, das der Brief maximal 20 Tage von Kapstadt bis Paris gebraucht hat.

Am 16.02.1932 gegen 24 Uhr wurde der Brief in Straßburg zum Weiterflug nach Prag bearbeitet. Von Straßburg ging es am 17.02.1932 um 06.40 Uhr ab [4], um über Nürnberg 08.17 Uhr [5] in Prag gegen 10 Uhr anzukommen. [6]

Somit dürfte dieser Luftpostbrief einer der frühesten aus Südafrika sein, der in der Tschechoslowakei ankam.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/complete/union/union33i.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/iaw/iaw3210m/iaw320-3.jpg
[3] https://www.hipstamp.com/listing/1932-cape-town-south-africa-first-flight-airmail-cover-to-london-england/40850004
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-3.jpg
[5] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-5.jpg
[6] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3105/cls315-6.jpg
 
Detlev0405 Am: 28.08.2023 17:46:43 Gelesen: 26247# 351 @  
Flugpost mit Ankunft in Nürnberg habe ich bereits im Beitrag [#3] vorgestellt, allerdings ohne richtigen Ankunftsstempel in Fürth. Wie im Beitrag [#4] dargelegt wird, wird aus dem Flugplatz Fürth der Flughafen Nürnberg. Nun finden wir auch richtige Ankunfts- und Abfertigungsstempel vor.



Unsere Karte ging von Plan bei Marienbad nach Weingarten in Württemberg. Dabei wurde sie auf der Teilstrecke Prag – Nürnberg per Luftpost befördert. Am 09.08.1934 in Plan aufgegeben, wurde die Karte auf dem Landweg nach Prag befördert, wo sie gegen 24 Uhr am Flughafen bearbeitet wurde. Somit konnte die Karte mit dem Flug um 13.15 Uhr ab Prag in Richtung Nürnberg abgehen, wo sie um 14.40 Uhr eintraf. [1] Auf dem Landweg ging es dann weiter nach Weingarten.

Die Ankunft bestätigt in Nürnberg ein Luftpostbestätigungsstempel in Rot [2] und ein Flughafenstempel vom 10.08.1934 um 16 Uhr. [3]

Die Karte wurde über frankiert. Bis 28.02.1937 galt für Porto nach Deutschland 1,50 Kc und die Luftpostgebühr ab dem 05.06.1930 1,- Kc.

Verwendet wurde die Ganzsache CDV 41. [4]

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/cls/cls3405/cls345-4.jpg
[2] Michel Zeppelin- und Flugpost-Spezial-Katalog 2002, Seite 428, Nummer 81) 04
[3] ebenda , Seite 394, Nummer 51) 01
[4] Spezialkatalog für Sammler für tschechoslowakische Briefmarken und Ganzsachen, Seite 407
 
Detlev0405 Am: 08.09.2023 08:45:53 Gelesen: 24980# 352 @  
Im Jahr 1922 wurde die Strecke Prag – Wien – Prag eröffnet, auf der Strecke Wien – Prag genau am 16.08.1922. Befördert wurden 300 Belege [1].



Unser Brief geht eigentlich nach Rostock, aber 1922 gab es noch keine Luftpostverbindung weder nach Dresden noch nach Rostock. Am 07.11.1922 auf Reisen geschickt, nutzte er aber die neue Flugpostverbindung als Teilstrecke nach Prag. Abgefertigt wurde der Brief am Flughafen Wien am 08.11.1922, um am gleichen Tag in Prag spätestens 17 Uhr einzutreffen, wie der Empfangsstempel auf der Rückseite anzeigt. Die Weiterbeförderung erfolgte über Dresden-Berlin nach Rostock mit der Bahn. Somit etwa drei Monate nach der Eröffnung der Linie ein sehr früher Luftpostbeleg für die Strecke Wien – Prag und seltener als der Eröffnungsbeleg.

Ein vergleichbarer Flugplan der CFRNA liegt erst für das Jahr 1923 vor mit dem Nachweis der Linie.[2]



Solche frühen Belege sollten immer geprüft erworben werden, da hier doch einige Fälschungen im Umlauf sind.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 95, Nummer 35
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/cidna23a.htm
 
Detlev0405 Am: 18.09.2023 10:16:55 Gelesen: 23273# 353 @  
Heute zeige ich einen Beleg, der eigentlich nichts direkt mit der Tschechoslowakei zu tun hat. Und doch zeigt er zwei Elemente, die wesentlich die Entwicklung der tschechoslowakischen Luftfahrt beeinflusst haben.



Zum einen ist es der Aero-Club Frankreich und zum anderen die CIDNA. Über die CIDNA haben wir schon an vielen Stellen hier berichtet.

Der Aéro-Club de France ist die älteste Luftfahrtinstitution der Welt und wurde am 20. Oktober 1898 als Gesellschaft "zur Förderung der Fortbewegung in der Luft" gegründet. Zu seinen renommierten Gründungsmitgliedern gehörten zum Beispiel Ernest Archdeacon, Léon Serpollet, Henri de la Valette, Jules Verne und seiner Frau, André Michelin, Albert de Dion, Alberto Santos-Dumont, Henri Deutsch de la Meurthe und Henry de La Vaulx .

Der Aéro-Club de France legte ursprünglich viele der Vorschriften fest, die die Luftfahrt in Frankreich kontrollierten und Auswirkungen auf ganz Europa hatten.. Seit seiner Gründung hat er auch die Regeln festgelegt, die einige "Premieren" in der Luftfahrt markiert haben, wie z. B. den ersten Rundflug über 1 km und den ersten Hubschrauberflug.

So veranstaltete der Club auch Flugmeetings wie hier am 24. und 25.Mai 1931 in Vincennes. Unterstützt wurde diese Veranstaltung durch den französischen Präsidenten, seinen Minister für Luftfahrt und als Hauptsponsor die CIDNA.

Höhepunkt war zweifelsfrei der Flug von einem Hauptsitz in Paris zum anderen Hauptsitz in Bukarest. Er fand am 26. und 27.Mai statt.

Gruß
Detlev
 
Detlev0405 Am: 28.09.2023 08:41:36 Gelesen: 21082# 354 @  
Unser heutiger Brief ruft beim ersten Betrachten einfach nur Kopfschütteln hervor. Da stimmt doch etwas nicht.



Es handelt sich um einen Luftpostbrief von Prag nach Dresden vom 21.05.1928. Ordnungsgemäß mit dem Luftpoststempel vom Prager Flughafen versehen, fangen dann die Fehler an. Wie ich den Brief drehe und wende – kein Ankunftsstempel von Dresden zu sehen. Und das war üblich bei Luftpostbriefen, die nach Deutschland gingen zu dieser Zeit.

Des Rätsels Lösung findet sich bei der Betrachtung des in französische gehaltenen roten Stempels, der übersetzt lautet: „Expedition aus Prag mit der Bahn wegen schlechten Wetters“ . Es handelt sich um einen sehr seltenen Flugausfall Stempel, der ausschließlich im Jahre 1928 Anwendung fand. [1]

Beim Porto müssen wir uns noch einmal den Brief richtig ansehen. Wir befinden uns in der Periode ab dem 21.03.1927. Auf der Rückseite sehen wir, das der Brief nie verschlossen war. So hat der Postbeamte den Brief wohl als Drucksache behandelt, obwohl so ein Vermerk nicht ersichtlich war. Damit waren 0,50 Kc fällig. [2] Bei der Luftpostgebühr hat der Beamte den Spieß umgedreht. Anstatt den Tarif von 1,60 Kc für die Drucksache zu fordern, hat er den Tarif für einen normalen Brief gefordert – eben 1 Kc. [3]

Hat alles nichts genutzt, der Brief ging per Bahn nach Dresden.

Gruß
Detlev

[1] Horka, Seite 186, RV9
[2] Spezialkatalog für Sammler tschechoslowakischer Postmarken und Briefe, Prag 1988, Seite 538,
Tabelle 6.3.22. Spalte 4
[3] Horka, Seite 196, Tabelle 48
 
Detlev0405 Am: 08.10.2023 06:33:27 Gelesen: 18688# 355 @  
Mit unserem heutigen Brief schreibt die Air France ein neues Kapitel in der Luftpostbeförderung zwischen Europa und Südamerika und somit auch für unsere Post aus der Tschechoslowakei. Die Transatlantikroute wird zu 100% per Luftpost bewältigt.



Der Brief wird von der Firma Bata in Zlin an die Deutsche Bank in Santiago de Chile geschickt. Am 03.01.1936 aufgegeben, hatte der Firmenbrief einen Freistempler bei der Freimachung eingesetzt. Das Porto beträgt 62,50 Kc.

Zlin hat Firmen bedingt einen eigenen Flugplatz und es besteht die Möglichkeit, das der Brief von Zlin nach Brno geflogen wurde und von dort aus um 17.00 Uhr nach Brno mit der CSA, um in Prag gegen 18 Uhr anzukommen. [1] Auch eine Direktbeförderung nach Prag ist denkbar.

Am 04.01.1936 wurde der Brief gegen 08 Uhr am Flughafen Prag bearbeitet. Außergewöhnlich die Flugstrecke, denn um 16 Uhr finden wir einen Bearbeitungsstempel von Paris auf der Rückseite. Und das funktionierte nicht auf der üblichen Strecke der CLR/Air France.

Der Brief wurde von der DLH befördert. Und zwar ab Prag 10.15 Uhr, Ankunft Nürnberg 11.45 Uhr. Diese Abflugzeit galt aber nur vom 01.11.35 – 29.02.36 . Dadurch schaffte der Brief von Nürnberg um 12 Uhr den Anschluß nach Frankfurt/Main, wo er 13 Uhr ankam. Um 13.15 Uhr ging es von dort aus nach Köln. [2] Von Köln wurde der Brief um 14.15 Uhr nach Paris befördert und kam dort um 15.20 Uhr an. [3]

Nur so war es möglich, den Empfangsstempel vom Flughafen Paris Le Bourget am 04.01.1939 um 16 Uhr zu erhalten.

Am 05.01.1936 ging der Brief dann auf seine Große Reise nach Santiago de Chile. Der Flug war eine Besonderheit – die erste komplette Luftpostbeförderung über den Atlantik durch die Air France. Das bezeugt auch der violette Sonderstempel auf der Brief Vorderseite. Es gab auch einen extra Flugplan zu diesem Anlaß. [4] Abflug am Sonntag den 05.01. und Ankunft in Santiago am 09.01.36. Beides durch entsprechende Stempel auf dem Brief ausgewiesen.

Da der Abflug in Toulouse erfolgte, wurde Post aus Paris per Bahn ab 19.55 Uhr abgeschickt um dann um 05 Uhr in Toulouse einzutreffen.

Bei der Berechnung des Porto ist ein genereller Fehler aufgetreten. Ein internationaler Brief bis 20 g kostete zu dieser Zeit 2,50 Kc nach Südamerika. [5] Nur beim Luftpostzuschlag variierte es. Der Luftposttarif nach Chile betrug ab dem 01.01.1935 je 5 g 16 Kc. [6] Bei einem 20g Brief wäre das Porto also 66,50 Kc und der Brief unter frankiert, bei 15g haben wir ein Porto von 50,50 Kc, also über frankiert. Die Angabe auf dem Briefumschlag (eingedruckt) ist so schlichtweg falsch.

Gruß
Detlev

[1] http://www.timetableimages.com/ttimages/ok/ok3506/ok3506-3.jpg
[2] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-3.jpg
[3] http://www.timetableimages.com/ttimages/dlh/dlh350/dlh350-2.jpg
[4] http://www.timetableimages.com/ttimages/af/af3601am/af3601i.jpg
[5] Horka, Seite 192, Tabelle 46
[6] Horka, Seite 217, Tabelle 52
 
Regis Am: 11.10.2023 15:39:09 Gelesen: 18049# 356 @  
@ Detlev0405 [#355]

Der Luftpostzuschlag nach Chile betrug / 5 Gramm: ab Mai 1930 - 16 KC; Mai 32 - Nov.32 - 14 KC; ab Juli 1933 - 13v KC; Jan. 1935 - März 1939 - 15 KC;

Warum der häufige Wechsel, war der Inhalt der Postverträge mit den Flugggesellschaften und somit unbekannt. Dein Brief ist also gebührengerecht frankiert. Bei Firmen müssen die Angestellten ihren Job richtig machen und nicht unnütz Geld verschwenden.

Alles Gute Dietrich
 

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